IRLAND
Die rauhe Vielfalt
Eines der schönsten irischen Sprichwörter lautet: „Ein Fremder ist ein Freund, dem man bisher nur noch nicht begegnet ist“. Dies sagt bereits viel über die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Iren aus, lässt sich aber auch ohne weiteres auf die fast zahllosen Flüsse und Seen übertragen, die alle das Prädikat „Mein Lieblingsgewässer“ verdienen.
Diese Erfahrung durften wir Anfang April 2006 zum wiederholten Male machen, denn die dritte Fahrt auf die grüne Insel stand an. Wir – das sind Michael Müller (dem erfahrenen Forum-Besucher dürfte dieser Name gut bekannt sein) mit Sohn, Matthias Lünzmann (Irlandfreak und begnadeter Fliegenbinder) mit Frau und Sohn und meine vierköpfige Familie.
Bei unserem ersten, leider sehr kurzen Besuch, der uns in den Nord-Westen an den Lough Melvin führte (mehr dazu ist im Reisebericht von 2004 zu lesen) wurde meine Leidenschaft für die Hechtfischerei geweckt. Die zweite Reise führte uns im letzten Jahr wiederum an den Lough Melvin, jedoch waren damals die großen Spring-Lachse im River Drowes Zielfisch Nr.1. Da sich diese Kollegen zwar immer mal wieder mit tollen Sprüngen in Szene setzten, unsere Fliegen aber mit unsportlicher Missachtung straften, wichen 
wir auf den Lough Melvin aus, um uns in der traditionellen Nassfliegen-Fischerei auf die Brown Trouts zu üben. Dabei wird von dem mit dem Wind driftenden Boot aus direkt in die teilweise recht hohen Wellen gefischt. Die meist aus drei Fliegen bestehende Montage wird mit dem Wind serviert und zügig zum Boot herangestrippt. Das war so beeindruckend, dass nicht nur die Forellen den Lachsen den Rang abliefen, sondern auch gleich die Pläne für die nächste Reise geschmiedet wurden.

Dieses Mal sollte aber nicht eine bestimmte Art von Schuppenträgern oder ein spezielles Gewässer im Mittelpunkt stehen, sondern die einmalige Vielfalt der fischereilichen Möglichkeiten Irlands ausgekostet werden.

Wer die oben erwähnte Teilnehmerliste aufmerksam studiert hat, wird natürlich festgestellt haben, dass hier nicht ausschließlich von „jeden Tag 24 Stunden und die Nacht Hardcore-Fischern“ berichtet wird, sondern auch "ein bissel" Familienurlaub angesagt war.

Und dafür ist Irland bestens geeignet. Voraussetzung ist lediglich die Liebe zu extremen Landschaften, der Mut, abseits von gut ausgeschilderten und ausgetretenen Touristen-Pilgerpfaden (die gibt es in Irland sowieso nicht) stetig Neues zu entdecken und die Lust auf Bar-Food (damit ist nicht das super köstliche Guinness, sondern so leckere Sachen wie B.L.T. oder Toasted Special gemeint) in einem der vielen genialen Pubs.

Guinness und „Irish Breakfast – wer will da noch nach Frankreich ?
So fiel die Wahl auf die Gegend um den Lough Mask im Westen Irlands, der neben dem Lough Corrib der größte See in dieser Region mit einer Wasserfläche von ca. 8.000 ha, einer Länge von 16 km und einer Breite von bis zu 6,5 km ist.
Aufgrund seiner Produktivität erscheint er jedes Jahr in den internationalen Hitlisten der Hechtfänge und wird mittlerweile bei den britischen Stillwasser-Troutfischern als Geheimtipp gehandelt. Dies ist in erster Linie den Anliegervereinen zu verdanken, die ein eigenes Bruthaus betreiben und jedes Jahr mehrere hunderttausend Brütlinge in den einmündenden Bächen aussetzen. Weiterhin wurden Mindestmaße für die Forellen festgelegt und eine Entnahmebeschränkung vereinbart. Dies alles ist für Irland nicht gerade typisch, zumal das Fischen im See und den meisten Gewässern der Umgebung kostenfrei ist. Wir buchten zwei direkt nebeneinander liegende Ferienhäuser in Tourmakeady, einem kleinen Ort an der Westseite des Lough Mask mit herrlichem Blick über den See. Beide Häuser gehören zum Farmhouse Árd Aoibhinn von John und Judy Burke, der begeisterter Fliegenfischer und ein hervorragender Guide ist. Dazu später noch etwas mehr.

Das gälische Namensschild mit vielversprechender Symbolik...
Unsere Ferienhäuser am Lough Mask... ... mit herrlichem Blick zum See.
Unsere Häuser im typisch irischen Cottage-Stil waren vom Feinsten – urgemütlich, sehr gepflegt, komplett ausgestattet und es hätten auch noch ein paar mehr Leute reingepasst. 

Nutzen konnten wir außerdem einen „Raum für alles mögliche“, in dem verschiedenes Gerät bis hin zu den Bootsmotoren (sehr ordentlich !) gelagert wird. Das Beste war natürlich der Billardtisch, der von den Kindern geliebt und von den Erwachsenen als Pub-Ersatz genutzt wurde – wir waren eh zu kaputt, um noch einmal loszuziehen. So verging kaum ein Abend, an dem wir nicht bei einem Glas (und mehreren Büchsen) Guinness ein paar Kugeln stießen, das Erlebte auswerteten und den nächsten Tag planten – und das quasi im eigenen Haus. 

Tourmakeady ist auch ein sehr guter Ausgangspunkt für Erkundungstouren in die nähere und weitere Umgebung.

Neben Wanderungen in die umliegenden Berge sind Ausflüge zu Highlights wie der berühmten Kylemore-Abbey, dem heiligen Berg Croagh St. Patrick, den gigantischen Klippen an der Atlantik-Küste (bis 600 m hoch und für den Spruch bekannt: „Die nächsten Steine, die man von hier aus sieht, sind Manhattan !“), sowie der Besuch von Städten wie Galway, Clifden und Westport nicht nur möglich, sondern eigentlich auch ein Muss. 
 
 

Die heute als Kloster genutzte Kylemore Abbey, am Seeauslauf standen auch einige ordentliche Lachse.

Der Heilige Berg von Irland (man muss sich nur einen 600 m hohen Kegel in freier Landschaft vorstellen)

Unten: Westport nordwestlich vomLough Mask

Weiter unten: „Gewaltige Atlantikküste“ 

Der lange Winter bot ausreichend Möglichkeiten, um sich intensiv auf die geplante Reise vorzubereiten. Ist dies bei der Fischerei auf Hecht noch recht einfach, stehen einem bei der Suche nach Tipps für die Frühjahrsfischerei in den irischen Seen fast nur noch englischsprachige Quellen zur Verfügung.

Die Stillwasserfischerei hat im englischsprachigen Raum eine lange Tradition und hat absolut nichts mit den deutschen oder dänischen Forellenseen zu tun. 
Gefischt wird an oder auf natürlichen Gewässern auf reinrassige Wildfische, die mit Glitzer- oder Reizmaterialien nur schwer zu überzeugen sind.

Wenn es um Nahrung oder Köder geht, stößt man immer wieder auf die „Duckflies“ als die einzigen und wahren Fliegenmuster für diese Jahreszeit. Da eine direkte Übersetzung dieses Begriffes aber eher irreführend ist, muss man sich etwas intensiver mit dieser Materie be-schäftigen. Grundsätzlich wird hier die große und sehr artenreiche Familie der Zweiflügler (Mücken) zusammengefasst, die, aus welchem Grund auch immer, in der Entomologie der deutschen Fliegenfischer und -binder nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt. Dabei sind sie der Hauptbestandteil der ersten großen Schlüpfe im Frühjahr, die die Forellen aus dem tiefen Wasser in für uns erreichbare Zonen locken. Erst später kommen dann die Maifliegen und Sedges hinzu.       Typische Frühjahrsmuster: Sooty Olive, Connemara Black, Green Peter Bumble,Fiery Brown, Black Pennell, Blae & Black, Peter Ross
Um mit den richtigen Mustern ausgerüstet zu sein, gibt es drei Möglichkeiten: Am Besten ist es, Matthias persönlich zu kennen. Sein spezielles Steckenpferd sind die nach klassischer Bindeweise hergestellten Nassfliegen. Es gibt wohl kaum eine Fliege, zu der er nicht die Geschichte, sämtliche Variationen und die komplette Materialliste sofort parat hat. Man kann sich aber auch vor Ort erkundigen, was gerade so geht, um dann in einem Tackle Shop (z.B. in Westport - sehr große Auswahl in hervorragender Qualität, Stückpreis 1,59 €) ordentlich zuzuschlagen. Am interessantesten ist es aber sicherlich, seine Fliegen selber zu binden. Leider gibt die deutschsprachige Literatur dazu wenig her. Für mich ist deshalb das Buch „Trout & Salmon Flies of Ireland“ von Peter O`Reilly zur unverzichtbaren Lektüre geworden.
Und dann war da noch die Salzwasserfischerei mit der Fliege auf Pollack und Co. . Diese Idee ließ mich nicht mehr los, denn was in Norwegen schon lange praktiziert wird, muss doch eigentlich an der fischreichen Atlantikküste Irlands mindestens genau so gut funktionieren. Unterhält man sich mit einem Iren über dieses Thema, wird man mit einer Mischung aus Verwunderung und Interesse (jede andere Reaktion wäre wider die irischen Mentalität) konfrontiert. Denn entweder fischt man mit kräftigem Gerät vom Kutter aus auf Conger und Haie, oder man stellt mit der Fliege den Forellen und Lachsen in den Flüssen und Seen nach – dazwischen gibt es eigentlich nichts ! Das sind natürlich keine Argumente, um nicht auch mal Neues zu versuchen und schon war eine weitere Fliegendose im Gepäck.
Nach dem in diesem Jahr nicht enden wollenden Winter war endlich der April mit den Osterferien und damit auch unsere Urlaubswoche auf der grünen Insel gekommen. Bei dem, was wir alles auf dem Programm hatten, war eine Woche eigentlich viel zu kurz. Aber das stellten wir erst so richtig fest, nachdem wir alles gebucht hatten.

Schon auf der Fahrt vom Shannon-Airport zum Lough Mask fiel uns auf, das selbst im klimatisch durch den Golfstrom begünstigten Irland die Natur infolge des langen Winters einige Wochen in Verzug war – ein Fakt, der auch leider Einfluss auf unsere anglerischen Aktivitäten haben sollte.

Mit John geht es zur ersten Tour.

Im Ferienort angekommen, wurden wir von unseren Gastgebern John und Judy Burke mit der typisch irischen offenen und unkomplizierten Herzlichkeit empfangen. Es dauerte keine fünf Minuten, bis John die ersten Fliegen in der Hand hatte und eine heftige Fachsimpelei zu den gerade fängigen Mustern in Gang war.

Was lag also näher, als die zusammen mit den Häusern gebuchte Guiding-Tour gleich am nächsten Tag in Angriff zu nehmen. Als Mann wird man zwar NIE nach dem Weg fragen, aber auf die professionelle Einweisung bei einem See dieser Größenordnung sollte man auf keinen Fall verzichten. Dabei geht es nicht nur um gute Fangplätze und die richtigen Driften, sondern auch um lokale Besonderheiten. Gerade der Lough Mask weist eine Vielzahl von gefährlichen „Rocks“ auf, die unvermittelt aus der Tiefe bis kurz unter die Wasseroberfläche aufragen. 

In Verbindung mit dem oft recht heftigen Wind hat dies schon zu tragischen Unfällen geführt. John erwies sich aber als hervorragender und erfahrener Führer, der uns mit zahllosen Tipps auf die nächsten Tage vorbereitete. An dieser Stelle sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass er seine Boote überwiegend selbst baut und ausrüstet. Sie sind alle in einem topp Zustand, was gleichermaßen für die Motoren gilt. Ein besonderes Ausstattungselement auf den Booten ist der drehbare und gepolsterte „Fliegenfischer-Kampfstuhl“ (wer sich schon mal einen Tag lang auf einer harten Ruderbank herum gequält hat, weiß wovon ich rede).
Fischen an den „Rocks“ – nicht ganz ungefährlich, aber hier sind die Chancen auf größere Fische besonders gut.  Bei Michael hat´s gerappelt ! Man beachte auch den „Kampfstuhl“, der bei diesem Fight aber noch nicht so richtig gefordert wurde. Die erste - eine schöne Brown-Trout mit der typischen Färbung...
Der erste Tag auf dem Wasser brachte zwar auch ein paar Fische, ausschließlich Brown-Trouts in mittleren Größen, aber der für die Jahreszeit viel zu eisige und sehr böige Wind unterdrückte die längst überfälligen Aktivitäten im und auf dem Wasser. 

Nun ist Irland aber für seine raschen Wetterwechsel bekannt („Wenn die Sonne über den Bergen steht, ist es entweder vor dem Regen oder danach.“) und die tägliche Frage an John, wann denn nun besseres Wetter kommt, bekam schon ritualen Charakter. Die einzige Änderung bestand eigentlich darin, dass der Wind noch an Heftigkeit zunahm.

Der nördliche Teil des Lough Mask – hier beginnt das „Hechtgebiet“

So musste leider unsere Bootstour zu den Hechtgebieten im nördlichen Teil des Lough Mask, der mit seinen vielen kleinen Inseln einer Schärenlandschaft gleicht, abgesagt werden. Einerseits wäre die Fahrt gegen den Wind (und der kommt fast immer von vorne) viel zu langwierig und mühevoll gewesen und andererseits ist dieses Gebiet mit seinen vielen Untiefen bei den herrschenden Witterungsbedingungen für Ortsunkundige einfach zu gefährlich.

John erkannte unser Problem und zeigte uns einen kleinen, etwas nördlich vom Lough Mask gelegenen See mit dem gälischen Namen „Lough Nageltia“, der ebenfalls frei befischt werden kann und an dem „jeder seinen Hecht fängt“. Dieser See liegt völlig offen in der Heidelandschaft, so dass man ungehindert werfen kann. Leider nutzte der noch immer stärker werdende Wind diese Situation schamlos aus, um uns die Grenzen des Fliegenfischens zu demonstrieren. Michael legte zwar mit einem 30-cm Hechtmonster ordentlich vor, aber dieser Fisch blieb dann doch der einzige Fang an diesem Tag. Der Wind stand so hart gegen die hechtträchtigen Bereiche, dass wir nach hartem Kampf schließlich abbrechen mussten.

Der Verfasser am Gashebel...

An einem der nächsten Tage stand ein Familienausflug zur Atlantikküste nordwestlich von Clifden an. Es war nicht wirklich ein Zufall, dass sich meine komplette Ausstattung für das Meeresangeln im Kofferraum befand. Nun ist es so, dass Irland eine nahezu unendlich lange Küstenlinie hat, aber gute Stellen erst einmal gefunden werden müssen. Das liegt vor allem an der intensiven Weidenutzung des gesamten Landes, so dass man eigentlich immer eine Mauer und danach ein paar Schafe oder Kühe zwischen sich und dem Wasser hat. Als gelernter Deutscher respektiert man natürlich diese Bollwerke privater Besitzanzeige – kommt aber nicht an sein Ziel. Es ist völlig legitim, ein Weidetor zu öffnen, um zum Wasser zu gelangen (aber aufpassen, wohin man tritt). Wichtig ist, dass man dabei keinen Schaden anrichtet und nicht zuviel Unruhe verbreitet. Es wird natürlich gerne gesehen, wenn man vorher fragt, ob man das Grundstück betreten darf. Da unsere Verkleidung sofort unser Ansinnen verrät, wird man in aller Regel mit einem Wortschwall übergossen, der die Frage nach den bisherigen Fängen, ein paar allgemeine Bemerkungen zum Wetter und vor allem Wünsche für einen erfolgreichen Fischtag beinhaltet.
So fand auch ich eine optimale Stelle, die regelrecht nach Fisch roch ! Hinter mir ein schützendes Steilufer und vor mir mehrere Meter tiefes, glasklares Wasser mit sanft in der Strömung wedelnden Tangfeldern.

Zugegeben: Eigentlich war mir von Anfang an klar gewesen, dass es für diese Art der Fischerei noch zu früh im Jahr war. Die Pollacks kommen erst mit den Heringsschwärmen Ende Mai und auch die Wolfsbarsche bevorzugen wärmeres Wasser. Aber einen Versuch war es wert und Spaß hat es auch gemacht. Der nächste Angriff wird bestimmt erfolgreicher.

Das Wasser ist wirklich so tief, wie es aussieht. Aus diesem Grund eignen sich hier schnellsinkende Schnüre oder entsprechende Vorfachspitzen.

Übrigens wird in diesem Fjord mit der Grundrute auch auf Conger und Nagelrochen gefischt.

Unten: Der Lough Nafooey

Zurück in der Unterkunft wurde gleich wieder an den Plänen für den nächsten Tag gearbeitet. Da an eine erfolgversprechende Fahrt auf den See noch immer nicht zu denken war, hatte John den südwestlich gelegenen Lough Nafooey (siehe Foto rechts) vorgeschlagen. Sowohl in diesem See, als auch in dem Fluss, der die Verbindung zum Lough Mask herstellt, darf frei auf Brown Trout und Hecht gefischt werden.

Diesen See muss man sich erst mit einem anstrengenden Fußmarsch erarbeiten, wofür man aber in aller Regel mit einer tollen Fischerei belohnt wird. Da der See inmitten steiler Berghänge liegt, wagten wir vorsichtige optimistische Windprognosen.

Es kam wie es kommen musste – nämlich nach Murphy: Die Berge hätten als Schutz dienen können, wurden aber zu wahren Hochleistungsdüsen.

Ich kann nicht genau sagen, ob es der Wind war, der uns die Tränen in die Augen trieb, denn außer einen kleinen Forelle, zwei nicht viel größeren Hechten und einer unter der Last eines Watschuhes zerborstenen Angelrute brachte auch dieser Tag nicht den erwünschten Durchbruch. 

Oben: Marsch zum fischträchtigen Bereich am Südufer
Links: Der Wind steht voll drauf - der Stechginster ist in Sachen Wathosen-Vorsicht auch nicht zu verachten...
Unten: Es wird heftig gefischt - da kennen wir wirklich keine Gnade...
Hecht im Drill: Kein Riese – aber immerhin ein Fisch !

Die viel zu kurze Woche ging ihrem Ende entgegen und der Morgen des letzten Angeltages kam. Und er tat dies mit den für Irland eigentlich typischen und lang ersehnten Wetterumschwüngen: Eine angenehm warme Brise wehte sanft von den Bergen herab und der See lag ruhig unter einem strahlend blauen Himmel. Man hatte das Gefühl, als würde das frühlingshafte Grün langsam an den Hügeln nach oben fließen. Das kräftige Gelb der überall wild wachsenden Ginsterbüsche, das triebhafte Zwitschern der Vögel und die aufgeregt herumhüpfenden Lämmer wurden zum Sinnbild einer kraftvoll erwachenden Natur.

Fischen vor herrschaftlicher Kulisse in der College Bay

Als hoch motivierter Fischer hat man natürlich für einen derartigen sentimentalen Schnickschnak nichts übrig. Da gibt es nur Eins: Rein in die Klamotten, Boot startklar gemacht und die Gunst der Stunde nutzen. Auf dem See erlebten wir den ersten richtigen Insektenschlupf der Saison. Das hatten offensichtlich auch die Fische mitbekommen und wir konnten sie des öfteren (vor Freude ?) springen sehen.

Die ersten Bisse ließen nicht lange auf sich warten. Meistens kommen diese kraftvoll und völlig unvermittelt, wie man es nur vom Streamerfischen kennt. Wir haben es aber auch erlebt, dass eine Forelle neben den angeboten Fliegen herschwimmt und sich erst im letzten Moment, kurz bevor man sie zum nächsten Wurf aus dem Wasser abhebt, zum Biss entschließt – oder auch nicht.

Die Forellen im Lough Mask sind wunderschön gezeichnet und können zu erstaunlichen Exemplaren heranwachsen. Jedes Jahr werden Fische bis über 10 Pfund gefangen.
Ein Erlebnis hat sich bei mir besonders tief eingeprägt: Es war schon Nachmittag und der Wind war wieder etwas stärker geworden. Matthias hatte das Boot geschickt zu einer Drift in Wurfweite entlang des felsigen Ufers manövriert. Mit schnellen Würfen suchte ich die „verdächtigen“ Stellen ab. Ich hatte meine Fliegen gerade in knietiefes Wasser zwischen zwei Steinen abgelegt, als sich plötzlich und völlig unvermittelt eine wirklich ordentliche Forelle mit einem mächtigen Platschen auf meine Green Peter Bumble stürzte. Der Schreck auf beiden Seiten war groß und demzufolge meine Freude am Drill schon nach Sekundenbruchteilen vorbei. Aber allein der Kontakt mit diesem mehrpfündigen Kraftpaket hatte mich für so manche Widrigkeit der letzten Tage entschädigt und die Welt war wieder in Ordnung.
Mit diesem Angeltag ging auch unser Urlaub seinem Ende entgegen. Beim Packen machte sich eine gewisse Wehmut breit – wie bei jedem Mal. Hat der Charme der Insel erst einmal von einem Besitz ergriffen, nimmt man nur ungern Abschied. Was bleibt, ist die Hoffnung, recht bald wieder zu kommen.

Auf jeden Fall war es wieder eine tolle Woche, auch wenn der eine oder andere Wunsch nicht so ganz in Erfüllung ging. Das Wetter lässt sich nun mal nicht beeinflussen. Diese Erfahrung haben die meisten ja schon selber machen müssen, sei es der Jahrhundertsommer in Skandinavien, der den Lachfischern das Leben schwer, oder ein Hochwasser, das den bayrischen Traumfluss unbefischbar macht (Hallo Sepp – wir sind keine Regenmacher !!!).

Allgemeines / Reisetipps:
Grundsätzlich ist noch alles so, wie es bei unserer ersten Reise 2004 (siehe Bericht: „Kurztrip nach Irland“) gewesen ist. Es wird nach wie vor links gefahren, nur die Spritpreise haben mittlerweile auch auf der Insel die 1,00 Euro-Marke überschritten. Wenn man rechtzeitig bucht, bzw. nicht auf Ferientermine angewiesen ist, fliegt man mit Ryanair noch immer sehr günstig. Es ist aber zu beachten, dass die 15 kg Freigepäck* nicht mehr als Durchschnittswert auf die Familie angerechnet werden, sondern jedes Gepäckstück einzeln gewogen wird. Rutenrohre müssen als Sondergepäck aufgegeben werden, was ziemlich teuer ist (30 EUR pro Flug + nicht versichert !!!*). Aus diesem Grund sind Reiseruten zu empfehlen, die sich auf Kofferlänge teilen lassen. Dies schränkt zwar die Möglichkeiten etwas ein, aber Ruten bis 9 Fuß sind auf jeden Fall möglich. Wenn das nicht in Frage kommt, bzw. längere Ruten mitgenommen werden sollen, empfiehlt sich bei mehreren Fischern ein "Rutenrohr-Sammeltransport", um Kosten zu sparen. Wenn dieses "Sammelrutenrohr" jedoch abhanden kommen sollte (was uns zum Glück noch nicht passiert ist...), hätten dann aber gleich mehrere Fischer ein Problem... 
Mit den Klassen # 6 und # 8 ist man eigentlich für alle Eventualitäten bestens gerüstet.
*) Die oben genannten Freigepäck- und EUR-Angaben waren bei unserer Reise gültig. Ryanair ändert jedoch verhältnismäßig oft Preise und Beförderungsbedingungen - deshalb empfiehlt es sich, generell vor Buchung anzufragen.
Wir sind vormittags in Frankfurt / Hahn gestartet und um die Mittagszeit in Shannon gelandet. Hier übernimmt man auch den Mietwagen. Bis nach Tourmakeady sind es dann noch einmal 150 km, für die man aber mindestens drei Stunden Fahrtzeit einplanen sollte. Es empfiehlt sich, unterwegs an einem Supermarkt (z.B. in Ballinrobe) zu halten und sich mit dem entsprechenden Vorrat an Lebensmitteln zu versorgen. In Tourmakeady gibt es zwar auch einen kleinen Laden, der aber aufgrund seiner exklusiven Preise nur dem Nötigsten vorbehalten bleiben sollte.
 

DER Laden in Tourmakeady - Shop, Pub und Tankstelle in Einem.

Irland galt lange Zeit als teures Reiseziel. Diese Erfahrung haben wir nicht gemacht, denn nach Kassensturz kam bei uns 9 Leuten ein pro Kopf-Wochenpreis für 2 Ferienhäuser, 2 Mietwagen (1 Opel Zafira und an Stelle des bestellten aber nicht verfügbaren Opel Astra 1 Ford Galaxy), 1 Tag Guiding sowie der Hin- und Rückflug von ca. 370,00 € zusammen. An den von uns befischten Gewässern waren keine Lizenzen notwenig (da nicht lachsführend) und in den Supermärkten kann man auch recht günstig einkaufen.
Die Ferienhäuser, das Guiding und die Mietwagen haben wir wie auch schon bei den vorangegangenen Urlauben bei Andree´s Angelreisen gebucht (www.andrees- angelreisen.de oder Tel. 06127/91480). Aus meiner Sicht ist die telefonische Bestellung zu bevorzugen, da sich im persönlichen Gespräch das Reisepaket besser zusammenstellen lässt (Hallo Frau Enderst – ich hoffe, dass ich nicht zu nervig war !), das wahlweise auch noch die Flüge und, sofern erforderlich, Fischerei-Lizenzen beinhalten kann.

Thight Lines – Stefan Beier, Bad Berka

Bericht: Stefan Beier für www.fliegenfischer-forum.de
Bilder: Stefan Beier / Michael Müller


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