IRLAND 2000 "TROUT & SALMON"
Reisebericht über 2 Wochen Irland Ende July 2000
Teil 2 "IRLAND 2000 Salmon im Screebe System"
von Joachim Peter

Vorwort

Nun also Lachs

Nachdem wir nun schon eine Woche von der irischen Sonne mehr oder weniger verwöhnt worden waren, sollte nun der eigentliche Höhenpunkt der Reise folgen, Lachse fangen im Screebe System unter Anleitung von Hans Rüdi Hebeisen.

Warum gerade hier? Nun, wir hatten bis dato keinerlei Erfahrung mit der Kombination Fliegenrute und Lachs. Zudem sei Lachse zu fangen ungleich schwieriger als Lachse zu fischen sagt die Literatur, und mein alter Herr war im Sommer aufgrund eines langjährigen Hüftleidens derart in seinen Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt, dass anspruchsvolle geographische Örtlichkeiten oder gar Watfischen nicht zur Diskussion standen.

Nach Rückfrage bei Hebeisens ist die Zugänglichkeit der Angelplätze tatsächlich sehr gut und es besteht die Möglichkeit der Fischerei vom Boot. Also fiel die Entscheidung für eine Woche Screebe Fishery.
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"Quiet Man Island"
Der erste Tag

Salmo Salar - wir kommen !

Nachdem wir eine Woche vorher auf unserem Tagestrip durch Connemara schon einmal im Screebe House auf einen Tee vorbeigeschaut hatten, fiel die Anreise recht kurz aus (ca.20 Minuten von Oughterard).

Auf dem Weg dorthin passierten wir den Salmon Pool und registrierten einen irischen Fischer, der von seiner Frau dort abgesetzt wurde.

Im Screebe House angekommen bezogen, wir unsere Zimmer und fragten dann den Manager, wie es denn mit Lachsfischen aussieht. Zu unserer Ernüchterung teilte der uns mit, dass Samstag Anreisetag ist und nicht gefischt wird. Zumindest nicht, wenn über HRH gebucht wird. Und das, wo wir um Uhr 10 morgens angekommen waren. Was nun?

Nach Rückfrage stellte sich jedoch heraus, dass Gastkarten durchaus zu bekommen sind. Also los. Doch wo fischen? Der Manager nannte uns den Road Pool oder den Salmon Pool.

Ersteren inspizierten wir kurz (keine Fische zu sehen, kein Wasser, keine Strömung) und entschlossen uns dann, zum Salmon Pool zu fahren.

Dort angekommen, besuchte ich zunächst den irischen Kollegen, um zu sehen, wie es denn so läuft. Schließlich hatte ich bis dahin noch keine Fliege an der Fliegenrute einem Lachs vorgesetzt, und ich wollte ja nicht zu viel falsch machen, insbesondere bei dem Wetter (Sonne, 20?C, leichter Wind). Ich hielt das Zuschauen genau 5 Präsentationen und 4 Lachsattacken aus, dann musste ich zum Wagen, um mit zitternden Fingern die Ruten fertig zu machen. Als wir zum Abmarsch bereit waren, kam ein entnervter irischer Fliegenfischer zum Wagen seiner Frau, erzählte von unzähligen Attacken der Fische und ebenso vielen verpassten Anhieben. Auf Nachfrage zeigte er mir noch seine rote 8-er Trebble Ally-Shrimp, setzte sich dann in den Wagen und entschwand in den Weiten Irlands. An diesem Abend hatte seine Leber sicher nicht unter Arbeitmangel zu leiden.

Für uns hieß es jedoch, die Fische sind da, aggressiv und es besteht zumindest die Chance auf Fisch.

So geht also Lachse-fangen mit der Fliege...

Am Pool angekommen, wählte mein Vater den Pooleinlauf, ich bezog die freigewordene Stelle am Poolausgang, die ja bereits während der letzten 2 Stunden hartnäckig mit irischen Ally’s beackert worden war. Da diese ja anscheinend nicht im Lachsmaul hängen blieben, folgte ich der Taktik: Wenn der Standard versagt, versuche etwas ganz anderes!

Ich wählte eine modifizierte 12-er Single-Stoatstail von Basil Shields. Noch während ich knotete, sprang ein Lachs exakt an der Stelle, wo mein Vorgänger die vielen Fehlbisse hatte. War er es? Ein Lachs der springt, beißt nicht!, so schoß es mir durch den Kopf. Egal, 15 m Schnur von der Rolle und hinein ins Vergnügen. Kurz absinken lassen und laaangsam einstrippen. Nichts. Noch einmal, die selbe Stelle. Attacke, das Wasser kocht, Anhieb, kein Kontakt. Mist! Noch einmal. Nichts. Sprung. Wahnsinn. 1 Meter Fisch 1 Meter aus dem Wasser. Noch einmal. Die Fliege landet exakt dort, wo der Fisch aus dem Wasser kam. Striiiip, Striiiiip, Kreisch. Nach 2 Sekunden war das Backing zu sehen. So ist das also, wenn man einen Lachs am Haken hat. Wenn mir Adrenalin in die Blutbahn schießt, werde ich merkwürdig ruhig, zumindest während der Ausschüttungsprozess anhält. [Das hat einen Angelfreund einmal schier verzweifeln lassen, als ich, einen 10 Pfund Lachs im Drill an der Spinrute führend, äußerlich seelenruhig wirkend, nach einer Tafel Schokolade verlangte.]

Mein erster Lachs an der Fliegenrute, jetzt nur keine Fehler. Handballen gegen die Koh-I-Nor und langsam abbremsen. Mochte der Fisch gar nicht und quittierte das mit einem mächtigen Satz. Nun wusste ich wenigstens, mit wem ich es zu tun hatte. Ich schätzte so um die 6-7 Pfund. Ach ja, Lachse, die springen, beißen nicht. Dies hier war zumindest nicht der, der gesprungen war. Da der Fisch in den Pool hinein geflohen war und ich es schaffte, ihn daran zu hindern den Pool zu verlassen und in den See zu flüchten, lag nach ca. 10 Minuten der erste Lachs des Urlaubs im Kescher. So ist das also, wenn man einen Lachs mit der Fliege fängt. Gar nicht so schwer. Warum machen nur alle so einen Film davon? schoß es mir durch den Kopf.
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"Saturday Salmon".
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Wir begossen den Lachs mit einem ordentlichen Schluck Whiskey. Ich tat dies auch, um meine Nerven zu beruhigen, denn es schwamm nun doch ganz schön viel Adrenalin in meinem Blut und bei konstantem oder abfallendem A-Pegel zittern mir immer die Hände.

Nach ca. 30 Minuten bezog ich wieder Stellung und befischte dieselbe Stelle mit dem gleichen Fliegemuster. Die Fliege des ersten Fliegenlachses trage ich am Hut.

Drei Würfe und Kontakt. [Mein Gott, wo bin ich denn hier gelandet! Das glaubt mir keiner! Was haben wir für ein Glück auf dieser Reise! Mystisches Irland! Dies waren meine Gedanken. Ich wusste da noch nicht, wie recht ich haben sollte.]
10 m Flucht und weg ist er. Ausgehakt!

Weiterfischen. Ich habe an diesem Tag noch zwei weitere Kontakte, aber keiner bleibt hängen. Mein Vater muss sich leider mit dem Erlebnis, den ersten Lachs an der Fliegenrute seines Sohnes gekeschert zu haben begnügen, aber ich hatte den Eindruck, dass dies für ihn ebenso wertvoll war, wie selbst einen Fisch gefangen zu haben. Immerhin war das Ziel der Reise damit erreicht. Alles weitere wäre ein Bonus.

Im Screebe House

Zurück im Screebe House (übrigens, das letzte "e" wird nicht mitgesprochen) wurden wir vom Manager begeistert empfangen. Ein Tor wer dabei vermutet, dass dies mit der Tradition zusammenhängt, dass derjenige, der seinen ersten Screebe-Lachs fängt, diesen mit Champagner am Abend feiert. Auf jeden Fall ist bei erfolgreichem Lachfang neben dem obligatorischen Eintrag ins Fangbuch ein Foto selbstverständlich, das dem Fänger auch später zugeschickt wird. Eine nette Erinnerung 2 Monate nach dem Urlaub.
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"Screebe House Reception"
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Überhaupt ist Fischen im Screebe House mit sehr viel Tradition verbunden. So werden die Gäste in Zweiergruppen eingeteilt, die rotierend über die Woche die verschiedenen Fangabschnitte befischen. Mittags und Abends ist eine Angelpause zum Lunch, bzw. Dinner einzuhalten. Lunch und Dinner sind entsprechend üppig und zweiteres wird durch eine Kaminzusammenkunft vorbereitet. Auf Dinner-Jacket wird allerdings verzichtet.

Das Screebe-House ist das ehemalige Anwesen des Statthalters des Königs von England in Irland und wurde von einem Lord zur Jahrhundertwende solange bewohnt, bis er mit seiner Geliebten in das Nachbar-Estate zog, worauf sich allem Anschein nach seine Frau ertränkte. Rosamunde Pilcher lässt grüßen. Entsprechend dem Status seiner früheren Bewohner ist das Anwesen angelegt. Große Hortensien, großzügiger Garten mit tideabhängigem Hafen und entsprechend ausgestattete Zimmer liefern das erwartete Ambiente.

Wer also in seinem Urlaub in erster Linie Lachse fischen will, ist hier sicherlich nicht richtig, wer jedoch einen Urlaub in altenglischer Umgebung und Tradition, verbunden mit Lachsfischen an Pools und Strecken, an denen er unbehelligt von anderen Anglern fischen kann, verbringen will, sollte sich das Screebe-House einmal gönnen. Es ist nicht billig, alles in allem jedoch preiswert. Beides im wahrsten Sinne des Wortes.

Das Screebe System, die Screebe Fishery

Der Screebe-River entwässert ein größeres Moorgebiet im Süden von Connemara, südlich von Maam-Cross über eine Länge von ca.30 km.
An der Mündung befindet sich der Road-Pool, durch den die Fische in das System einschwimmen. Er ist tidenabhängig und ab Mitte der Saison sehr mit Algen und Tang sowie Reet bewachsen. Anschließend passieren die Fische zwei kurze Flusspassagen, durchbrochen von und einem See, und sammeln sich dann im Screebe-Lake für den weiteren Aufstieg.
Am oberen Ende des Screebe-Lake ist Ende des letzen Jahrhunderts der von zwei Steinmolen eingerahmte Salmon-Pool angelegt worden. Hier stehen in bis zu 2 m tiefem Wasser die Fische und bereiten sich auf ihren eigentlichen Aufstieg vor. Bei hohen Tiden sollen diese bis in den Salmon-Pool laufen. Soviel zum bisherigen Gefälle. Fast Null.
Vom Salmon-Pool aufwärts beginnt der Screebe-River-Abschnitt. Der Fluß ist ca. 3-5 m breit und hat mäßiges Gefälle, unterbrochen durch einige steile felsige Abschnitte.
Etwa 1,5 km flussaufwärts vom Salmon-Pool befindet sich eine Lachszuchtanlage. Hier endet die Strecke "Salmon-River". Weiter flussaufwärts folgt ein weiterer See in den der River im Ladies-Pool (ebenfalls befestigt) mündet. Am anschließenden Steilstück bestehen gute Chancen auf wilde Brownies (ca.10-20 cm) und 100 Touristen, die an dieser Stelle gerne Fliegenfischer fotografieren. Das anschließende Moorgebiet ist nur für Lebensmüde zu beangeln. Dies weiß auch Mutter Natur, die Heerscharen von kleinen schwarzen Fliegen bereithält, um menschliche Wesen davor zu bewahren, in moorigen Fluten zu mumifizieren.
Oberhalb der Hatchery ist das Fischen übrigens vom Rotationsverfahren unabhängig erlaubt.

Da in der Hatchery alle Lachse abgefangen werden, die Wildlache weiterziehen dürfen und die Zuchtlachse abgestreift und abgeschlagen werden, ist der Lachs, der oberhalb der Hatchery gefangen wird, auf jeden Fall ein Wildling. Der meinige war ein Zuchtlachs, erkenntlich an der kopierten Fettflosse. Ob man das gutfindet, dass hier zusätzlich Besatzlachse eingebracht werden oder nicht, muss jeder für sich entscheiden. Zumindest erhöht sich die Chance auf Fisch dadurch ungemein. Und wer partout ausschließlich Wildlachse fangen will, kann ja entweder oberhalb der Hatchery fischen, oder die gefangene Zuchtlachse releasen.

Zweiter bis fünfter Tag

Fischen im Screebe-System

Nachdem wir ja nun schon unseren Lachs hatten, waren erst einmal alle anderen vor uns am Salmon-Pool an der Reihe. Angesichts des niedrigen Wasserstandes -das Wetter war einfach zu gut- war hier die größte Chance auf einen Fisch. Nun gut, dann fischen wir eben woanders. Das System ist ja groß genug.

Ein Tag Rudern auf dem Screebe-Lake bringt nur drei kleine Brownies und während des Fußmarsches entlang des unteren Rivers den Verlust eines Messers. Abends stellte sich heraus, dass auch die anderen nicht einen Biß hatte.

Am nächsten Tag verzichten wir deswegen morgens aufs Fischen am Road-Pool und fahren über Clifden und Kylemoor-Abbey durch Connemara. Traumhaft schön, diese Berghänge voller Rhododendren und die Straßen gesäumt von Fuchsien. Hier geht jeder Gärtner, der Fuchsien verkaufen will, pleite, stellt mein Vater fest. Nachmittags versuchen wir dann den Screebe-River oberhalb des Salmon-Pools. Wir sehen Lachse dutzendweise im flachen Wasser des Flusses. Aber sie zeigen keine Regung. Wie Döbel sinken sie lediglich etwas tiefer, oder drehen eine Runde, sobald sie den Angler ausmachen, aber sie beißen nicht.

Spät am Nachmittag macht mich mein Vater auf drei Fische aufmerksam, die ihre Nasen oberhalb eines kleinen Pools in die Strömung einer ca. 30 cm breiten Rinne zwischen zwei Wasserpflanzen halten. Wir beobachten und beangeln die Fische abwechselnd. Nichts!
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"Screebe River Fishing"
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Ich wechsle die Fliege und die Taktik. Fliege Trebble 12er-silber weiß (Muster variierte Lady Etna). Taktik: Wenn der Fisch schon weiß, dass ich da bin, gut, stelle ich mich darauf ein. Ich ärgere die Fische, indem ich die Fliege an kurzer Schnur, ähnlich dem Tipfischen, in dead-drift den Fischen auf das Maul treiben lasse, so dass sie jedes mal aufschlägt. Zunächst keine Regung, aber mit der Zeit kommt Leben in die Bude. Das ein oder andere Mal weicht ein Fisch der Fliege aus, dreht gegebenenfalls eine kleine Runde und stellt sich dann wieder ein. Dann treibt zum drölfdutzendenmal die Fliege auf ein Fischmaul zu, und der Nachbar nimmt. Ich bin völlig perplex, setze mehr reflexartig den Haken und erlebe die nächsten 6 Sekunden, als dauerten sie mindestens 10 Minuten. Der Fisch schießt 2 Meter auf mich zu, springt direkt vor mir einen halben Meter aus dem Wasser, fällt, da ich nicht rechtzeitig den Kescher unter ihn bringe, mit einem lauten Klatsch ins Wasser zurück, sprintet diagonal durch den 4 Meter breiten Pool. Schwimmt an der gegenüberliegenden Seite mit der Schwanzflosse das Wasser peitschend im Flachwasser am Ufer entlang um einen Felsbrocken herum, durchtrennt dabei das Vorfach, und ist frei, weil er es sich verdient hatte. Er hatte halt die bessere Taktik, Hut ab Mr. Salmon.
Übrigens, das war alles viel zu schnell für meine Adrenalinpumpe, um anzuspringen. Einen Whiskey brauchten wir danach trotzdem. Was für ein Erlebnis.
Immerhin, wir lernen, das es "trotzdem" gehen kann, auch wenn nichts mehr geht und wie beeindruckend 8 Pfund Fisch in 4 Meter breitem und 50 cm tiefem Wasser sein können. Und wir haben abends am Kamin etwas zu erzählen. Die anderen leider nicht, zumindest nichts von Fischen an Haken. Wir trinken heute den Champagner auf meine Lachs vom Samstag. Es lenkt etwas ab, mich von dem Abenteuer am Nachmittag, die anderen von den entgangenen Abenteuern.

Exkurs

Am nächsten Tag wieder einmal strahlend blauer Himmel über Connemara. Ein Anruf in Deutschland lässt den Verdacht aufkommen, dass der Sommer dieses Jahr nur in Irland stattfindet. Vielleicht liegt das ja daran, dass ich wie meine Eltern an einem Sonntag geboren bin und mich im mystischen Irland befinde.

HRH offeriert in seinem Angebot Salmon, Trout & Golf. Nun gut, heute haben wir die Wahl zwischen Screebe-Lake (Lachs), und Camus-Lake. Dies ist eine Forellensee, der nach meinen Dafürhalten für die Frustabminderung der Gäste zur Verfügung steht. Es ist ein magerer See mit relativ kleinen Forellen ob des geringen Nahrungsangebotes, der nicht besonders attraktiv zwischen Felsen gelegen ist. Kein Vergleich mit Lake-Corrib.
Bei blauem Himmel tut sich 2 Stunden lang absolut nichts. Auch als wir nach einer Stunde das Werfen einstellen und die drei Fliegen an langer Leine schleppen, nicht.
Dann kommt eine kleine Wolke, die die Sonne verdunkelt und es geht Schlag auf Schlag. Innerhalb von 30 Minuten haben wir sechs passable Fische für die Küche beisammen. Danach ist die Wolke weg. Die Fische im See auch. Das war Trout bei HRH, na ja.
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"Camus Brownies"
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Nachmittags rudern wir über den Screebe-Lake und verbrennen uns trotz Lichtschutzfaktor 12 ein weiteres Mal die Ohren. Kein Lachs weit und breit, der unsere Fliegen will.

Abends stellen wir aufkommenden Frust bei den anderen Teilnehmern fest. Drei Tage mit sieben Ruten gefischt und nur zwei Lachse am Haken. Keine Wetterveränderung in Sicht. Mein Fang wird immer wertvoller.

Salmon Pool zum Zweiten

Heute oder nimmer heißt die Devise für uns. Wenn wir noch einen Lachs aufs Tablett legen sollten, dann gefangen im Salmon Pool.

Wir glauben dran und beginnen mit einem Pre-Breakfast-Fishing um 3.45 Uhr. Nichts!

9.00 Uhr. Gongschlag zur zweiten Runde. Frisch gestärkt durch ein Frühstück fischen wir weiter. Ich fische den ganzen Pool rauf und runter. Mein Vater, aufgrund seines Handikaps präsentiert den Lachsen am Pooleinlauf Fliegenmuster um Fliegemuster in jeder erdenklichen Tiefe. Gegen 11.00 Uhr mache ich eine Pause. Vater und Sohn Seite an Seite und Auge in Auge mit ca. 10 Lachsen zu unseren Füssen. Wir schätzen sie zwischen 6 und 15 Pfund. Mehr aus dem Trieb heraus, nur eine Fliege im Wasser fängt einen Fisch, denn aus Überzeugung, praktiziere ich die Ärger-Taktik mit der Lady-Etna in Dread Drift. Gar nicht so einfach auf einer 1 m hohen Brücke sitzend, mit einer 3 m-Rute eine Fliege einem Lachs aufs Maul zu dirigieren, der nur 4 Meter flußab in ca. 1 Meter Tiefe steht. 10 Fische im Pulk vereinfachen die Sache jedoch. Außerdem beunruhigt ein erfolgreich geärgerter Fische die anderen gleich mit.
Rumms! Einer der größeren Fische fasst zu. Aber auch der kennt die Lady-Etna-Taktik. Und zwar den Salmon-Part. Sprint auf den Angler zu. Sprung aus dem Wasser. Flucht stromab diagonal Richtung Ufer ins Flachwasser. Über eine überspülte Mauer um einen Felsen und Vorfachabreißen. Perfekt vorgetragen, kann ich nur applaudieren. Mystic Eire.
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"Salmon Pool with Tipped Killer Rock"
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Nach der Lunch-Pause beschließe ich die Fliege zu wechseln, vielleicht hilft das ja. Mein Vater will die Lady fischen. Wie übrigens inzwischen fast alle. Um 4 beißt ein Lachs in die Fliege meines Vaters. Er ist so überrascht, das er einen unglaublichen Anhieb setzt. Der Fisch muss groß gewesen sein. Ein Fisch von 6 Pfund wäre bei der Biegekurve der 9er-Rute 20 Meter weit geflogen. Der Fisch blieb drin (im Wasser), der Haken nicht (im Fischmaul). Immerhin hatte wenigstens einmal ein anderer Angler einen Fisch am Haken.
Bevor wir zum Dinner gehen, klönen wir noch etwas auf der Brücke sitzend. Die Fliegen treiben in der Strömung. Ein Lachs ärgert sich über meinen roten Matuka-Streamer und beißt hinein. Wie gehabt, Flucht Richtung Angler, Sprung, und der Streamer fliegt mir entgegen. Von wegen, Lachse haken sich von selbst. Zumindest unter diesen Bedingungen erscheint mir das zweifelhaft. Also auf zum Dinner und ärgern über bisher drei verlorene Lachse an diesem Tag. Trotzdem! Dies ist der Tag welcher...! Wir beschließen weiter zu machen.
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"Salmon Pool Bridge"
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Auf zur vierten Runde. Motiviert durch unsere Erlebnisse fischen alle heute Abend im oder vor dem Salmon-Pool. Bei Einbruch der Dämmerung wechsele ich auf eine große schwarze Fliege mit langer Haarschwinge am 8-er Einzelhaken. Inzwischen kenne ich die Standplätze der Fische im Pool. Die Fische springen, wie schon in den vergangenen Tage, regelmäßig, aber keiner hat einen Biss. Um 11.00 Uhr springt wieder einmal ein Fisch und ich werfe wieder einmal dorthin, wo der Fisch aus dem Wasser kam. Zwei Strips. Der Fisch springt noch einmal. Ich will einstrippen, um nochmals zu präsentieren. Hänger, nein Fisch. Oder doch nicht. Ich weiß es nicht. Es fühlt sich an wie Nessie. Hier ist sie also. Daher finden sie sie nicht in Schottland. Mystic Eire.
Das Ding am anderen Ende der Leine beginnt ganz langsam Leine zu ziehen. Ich schlage an. Der Zug wird stärker. Die 8er-Rute zeigt ihre volle Biegekurve im Mondschein. Die Rolle surrt konstant und gibt etwa einen Meter Schnur pro Sekunde. Das Backing kommt. Das Ding ist nicht zu stoppen und inzwischen an der anderen Pool-Seite angekommen. Richtungswechsel Richtung Screebe-Lake. Nessie weiß, wo sie hin muss. Bisher kein Rucken, kein Springen, kein Gar Nichts, nur konstanter Zug am anderen Ende. Beißen 50-Pfund-Karpfen in Irland auf schwarze Fliegen im Mondschein? Vielleicht?!
Mein Vater ruft, ob der Fisch diesmal hängt. Ich sage, weiß nicht. Auf der anderen Seite des Pools sehe ich einen Fischerkameraden im Laufschritt am Ufer entlang stolpern. Er will auch sehen, was ich da am Haken habe. Ein schönes Bild. Nessie strebt von rechts nach links, der Kollege läuft von links nach rechts. In der Mitte die gebogene Rute.
Als sich beide Hollywood-reif in der Verlängerung meiner Rute treffen, verabschiedet sich Nessie unspektakulär. Sie lässt einfach den Haken los. Mystic.

Mir fällt nichts mehr ein, den anderen auch nicht. Wir fahren nach Hause und beenden den Tag nach 20 Stunden und einem Guinness.

Die letzten Tage am Screebe

Noch ein Fisch

Nach diesem Erlebnis war bei mir die Luft raus. Ich bestieg den Berg im Hintergrund und vertiefte mich bei weiterhin bestem Wetter in den Zauber der Landschaft. Ich hatte meinen Fisch und gut. Mein Vater verbesserte seine Wurffähigkeiten und beobachtete fasziniert die 15-Pfünder, wie sie unter den Wasserpflanzen standen und mit erstaunlicher Regelmäßigkeit einmal über der Wasseroberfäche nachschauten, ob denn noch Angler am Ufer stehen.

Armin, ein Schweizer Gentleman, versuchte sich am Weir in Galway mit der Zweihänder, was auch nicht von Erfolg gekrönt war. Schade nach 2 Stunden Fahrt und 8 Stunden im Wasser stehen.

Robert verliert einen guten Fisch. Der Haken biegt auf Sicht auf. Pech.

Und abends, wir sitzen bereits am Kamin, kommen Mike und John und bringen einen Wildlachs. Den zweiten und letzten der Woche. Champagner für alle.

Ich hake noch einen ganz Kapitalen. Auf dem Screebe-Lake gerät das Boot aus der Drift und die Fliege ist am Ghillie fest. Der örtliche Arzt erledigt das mit Routine.
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"Pierced Ghillie"
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Fazit Screebe

Wir haben unseren Fisch. Das Wetter war prima und wir haben viele neue Eindrücke gesammelt, die unsere Erwartungen, auch die meines Vaters an sein Geburtstagsgeschenk übertroffen haben.

Die Aufmachung von HRH mit Salmon, Trout & Golf trifft sicherlich für die Region, nicht jedoch für das Screebe-House zu. Salmon gibt es reichlich im System. Zum Forellenfischen sollte man zum Lake Corrib fahren (ca. 45 Minuten). Und der nächste brauchbare Golfclub ist meilenweit entfernt, ich weiß nicht wo. Bei Basil Shields sind es ca. 1000 Meter.
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"Road Pool Blues"
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Was gibt es sonst noch?

Meerforellen

Kurz und knapp! Die gibt es in Connemara nicht mehr, zumindest nicht als Wiederkehrer und wer will schon Jungfische ärgern?
Die Einheimischen sagen, es liegt das an den Lachsfarmen und dem damit verbundenen vermehrten Auftreten der Seeläuse. Diese fressen, zusammen mit den stark vermehrt auftretenden Seehunden, die Meerforellen buchstäblich auf.

Mein Tip für den nächsten Irlandurlaub

Ende Juni per Standby-Flug mit Deutsche BA nach Shannon.

Ardnasillagh Lodge buchen und auf dem Lake Corrib mit der Maifliege fischen.

Bei Gelegenheit mit B. Shields nach Kylemoor zum Lachsfischen fahren.

Bei guten Bedingungen am Samstag mit einer Gastkarte am Screebe-System Salmon-Pool oder Road-Pool fischen.

Die Geräte

Rute, Rolle, Schnur und Vorfach

Eine schnelle, kräftige Reiserute AFTMA 8-9 reicht völlig aus.

Für Lachse eine WF oder TT8 Floating oder Intermediate reicht aus.

Eine DT5 oder 6 Floating für windige Tage fliegt beim Forellenfischen mit drei oder vier Fliegen besser im Wind.

100 Meter Backing 20 lbs sind ein Minimum bei den Fischgrößen. Besser sind da 30 lbs.

Vorfachmaterial sollte auf Lachs 15 lbs auf Forelle 8 lbs tragen und insbesondere auf Forellen unsichtbar sein.

Fliegen

Forellenfliegen (Nass und Trocken)

Bitte vor Ort kaufen, da dies stark von der Jahreszeit abhängt. Oder schickt mir eine e-mail mit Jahreszeit und Gewässerart.

Lachsfliegen (Hell und Dunkel / Groß und Klein)

Größe 10-14 auf Drilling. Drei Muster Stoats-Tail, Silver Stoats-Tail, Lady Etna, jeweils mit Standard- und langer Schwinge aus Haar

Wissenswertes

Adressen:

Basil Shields

Ardnasillagh Lodge Screebe House,

Oughterard Camus,

Co Galway Connemara

Tel: 091 552550 Ireland

Ireland

oder über HRH

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"Flyfishers Lunchbreak"
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Ach ja: Warum beißen Lachse in Fliegen?

Ich weiß es auch nicht, aber auf dem Heimflug las ich in einem renommierten englischen Fliegenfischermagazin eine interessante Theorie, die zumindest für mich neu war:
Lachse beißen ausschließlich aus Aggressivität!
Zudem wird diese vererbt!

Da ist es kein Wunder, dass an Gewässern, die erst seit kurzer Zeit befischt werden (siehe Halbinsel Kola), bei gleicher Fischdichte, mehr Fische gefangen werden, als an Gewässern, die schon seit langer Zeit befischt werden. Denn die meisten gelandeten Fische werden abgeschlagen und entfallen dadurch für den Prozess der Fortpflanzung.

Dies erklärt vielleicht einiges, und wird bei meinen nächsten Lachsabenteuern seine Berücksichtigung finden.

Zum Schluß

Aufgrund der anstehenden Durststrecke im Winter, ist Teil 2 noch etwas ausführlicher geworden. Gratulation an alle, die bis hier durchgehalten haben.

Ich bitte alle, die in den nächsten Jahren nach Irland reisen: Geht verantwortungsbewusst mit dem Fischbestand um, damit unsere Söhne und Töchter dort auch schöne Stunden beim Forellen und Lachsfischen erleben können.

Bis dahin

"Tight Lines"

Euer Joachim