Österreich: Ein Herbsttag an der Ybbs
Ein Reisebericht von Franz R. Lindtner
Am 11.11.22 war es endlich nach vier Monaten wieder soweit – ein Wochenende mit der Familie in Waidhofen an der Ybbs, und einen Tag davon durfte ich ans Wasser. Für Samstag war das Wetter mit Sonne und leichtem Föhn ab Mittag perfekt vorhergesagt. Der Wasserstand zu dieser Jahreszeit ist sowieso optimal, um mit der Fliege (natürlich Trocken) die Äschen und Forellen des Reviers „Blamau“ zum Steigen zu verführen.

Nach einem gemütlichen Plausch mit Franz Rosenberger – dem Primus der Reviere rund um die Gemeinde Opponitz mit einer Gesamtlänge von beachtlichen 22 Kilometern, ging es gegen 9:30 Uhr ans Wasser. 



Die 3er Rute mit einem 6x Vorfach und einer 16er Rehhaarfliege war schnell montiert. Die Sonne ließ bei 4 Grad zunächst leider doch noch auf sich warten. Dennoch war die Hoffnung berechtigt, mit der Trockenen zu fangen, da das Wasser „klein“ war und die Fische recht gut im flachen Wasser zu sehen waren. Bei dieser herbstlichen Witterung verwende ich gerne gelbe Polgläser, da sie meines Erachtens das „Fische finden“ im Gegensatz zu anderen Färbungen stark verbessern. Am ersten Spot, ein paar Meter vom Parkplatz entfernt, konnte ich ein Dutzend Fische bis 45 Zentimeter sehen. Wie so oft waren die Kleinen motivierter als die Größeren und so hatte ich nach etwa 20 Würfen 15 Forellen bis 30 cm erwischt und später 3 größere Fische nicht haken können. 

Aufgrund des für diese Jahreszeit normalen – niedrigen – Wasserstandes musste ich immer wieder ein paar 100 Meter weiter flussaufwärts gehen, um den nächsten Hotspot zu erreichen. Über den Tag hinweg konnte ich so an die 40 Fische, hauptsächlich Regenbogenforellen fangen, wobei ich leider ein paar größere Exemplare (um die 40 cm) beim Drill verloren habe – das Hakensetzen mit der weichen Rute und dem 6x Vorfach ist leider nicht immer von Erfolg gekrönt…. Oft sind auch schöne Fische gestiegen, um dann im letzten Moment wieder Richtung Grund abzutauchen und die Fliege unbehelligt weiter flussab treiben zu lassen. Aber auch das ist Action und Motivation und lässt schnell den Alltag um einen herum vergessen. Über den ganzen Tag - ca. 6 Stunden - konnte ich so um die 60 Äschen und Regenbogenforellen „ansprechen“. Wobei die Handvoll Äschen über 40 Zentimeter, welche ich landen konnte, für mich die Highlights waren.


Am Nachmittag war dann noch ein größerer Fliegenschlupf zu beobachten und eine am Vortag während einer Online Konferenz gebundene kleine Parachute Adams konnte sich als fängig erweisen.
Ich kenne das Revier seit über 20 Jahren, und das ist natürlich ein großer Vorteil!
Da ich auch gerne mit den Fliegen, wenn es „gut läuft“ experimentiere, war festzustellen, dass mit manchen Mustern der Abschnitt als „fischleer“ eingestuft werden konnte, mit „meinem“ Erfolgsmuster sich dann aber doch plötzlich Fische an der Strömungskante an der Oberfläche gezeigt haben. Steinfliegenmuster z.B. waren an diesem Tag verpönt, gerade noch schwimmende Köcherfliegenimitate jedoch heiß begehrt.




Mit Sonnenuntergang war dann Schluss und es war Zeit zur Familie zurückzukehren, welche in der Zwischenzeit einen nicht weniger aufregenden Tag im Tier-Erlebnispark Buchenberg in Waidhofen/Ybbs hatte.


Allgemeines zur Ybbs: 
Die Ybbs entspringt am Zellerrain und nimmt in Lunz am See den Seebach, der das ganze Jahr reines und sauberes Wasser führt, in sich auf. Vom Ursprung bis etwa Hilm-Kematen führt die Ybbs glasklares Wasser der Güteklasse I-II. Durchwegs ist ein wirklich guter Fischbestand vorhanden, wobei im oberen Abschnitt der Äschenbestand als sehr gut bezeichnet werden kann. (©Gemeinde Opponitz)
Die Reviere können alle tatsächlich einen hervorragenden Fischbestand aufweisen. Gerade die Äsche ist im Revier St. Georgen häufig in großer Anzahl und guter Größe vorzufinden. Leitfisch ist die Regenbogenforelle, wobei die Bachforelle nach einem erkennbaren Rückgang über die letzten Jahre wieder im Kommen ist.


Die durch den Untergrund (Kies, Steine, größere Felsen) optisch beeinflusste Färbung des Wassers variiert von Jahr zu Jahr aufgrund mehrerer Faktoren immer stärker.
Anfang der der 2000er Jahre waren lange und kalte Winter mit massenhaft Schnee und daher anständiger Schneeschmelze in den Bergen rundum im Frühjahr noch normal. Die Ybbs war dann bis in den Herbst hinein tropisch türkis-grün, mit weißem Schotter als Untergrund. Auch waren wasserarme Hitzesommer, welche die Algenblüte natürlich massiv fördern, damals noch nicht an der Tagesordnung. Es kann daher vorkommen, dass der Gastangler nicht die perfekte Ybbs kennen lernt, auch wenn es sich natürlich noch immer um einen glasklaren, wunderschönen Voralpenfluss handelt!




Das Bewaten sowie die Erreichbarkeit der einzelnen Angelplätze ist gerade bei den Revieren Blamau und St. Georgen hervorragend. Auch körperlich nicht (mehr) ganz fitte Angelfreunde können hier problemlos an und in das Wasser. Grundsätzlich sind Watstrümpfe ausreichend, eine Hüftwathose überwindet aber auch die letzte tiefe Stelle, was aber eigentlich nie notwendig ist. Beim Schuhwerk ist eine Filzsohle mit Spikes anzuraten, da gerade in den Sommermonaten die Steine aufgrund der Braunalgen sehr rutschig sind! Auch die teuersten Gummisohlen bieten hier keinerlei Halt!


Bei der Rute ist eine Klasse #4-5 ausreichend. Die Wurfdistanz inkl. Vorfach beträgt meistens nicht mehr als 12 Meter. Häufig stehen die Fische nahe der Schotterbänke beim Übergang flaches–tiefes Wasser --> vorsichtiges Gehen bringt oft den einen oder anderen Fisch mehr. 
Das Revier „Exclusiv“ wird Freunde des Czech oder French Nymphing begeistern, da hier durchgehend tiefes Wasser mit unterspülten Steinen vorzufinden ist. WICHTIG – es darf nur mit EINER Nymphe gefischt werden --> Springerfliegen sind VERBOTEN!



Bei der Reviervergabe für den Gastangler wird darauf geachtet, dass nicht zu viele Fischer in einem Revier anzutreffen sind. Pro Revierkilometer ist 1 Angler vorgesehen, wobei auch hier darauf geachtet wird, dass wenn möglich, überhaupt nur 1 Angler PRO REVIER fischt, oder wenn eine Gruppe in einem Revier angelt, kein Weiterer hinzukommt.
Über die Jahre hinweg konnte ich für mich feststellen, dass bei den Fliegen, egal zu welcher Jahreszeit, kleine Fliegen – klassische Rehhaarfliegen -  Größe 16, 18 besser fangen. In den Anfangsjahren des 21. Jahrhunderts konnte noch problemlos mit Größen 12 und 14 gefischt werden. Das hat sich im Laufe der letzten Jahre aus welchen Gründen auch immer, geändert. Das ist natürlich subjektiv, jeder Fliegenfischer hat seine Favoriten und Fliege des Vertrauens. Z.B fische ich nicht mit CDC Fliegen, obwohl diese auch als sehr fängig gelten.


Für mich die schönste Jahreszeit sind die Monate Oktober und November, da hier das Wasser und Wetter sehr konstant sind und auch kaum noch andere Angler anzutreffen sind. Gerade die Äschen sind zu dieser Jahreszeit perfekt mir der Trockenen zu befischen.
Für Einsteiger in die Materie des Fliegenfischens ist die Ybbs ideal geeignet, da man von Franz Rosenberger bestens beraten wird und auch verschiedene Guides zur Verfügung stehen, die einem am Wasser alle Tricks zeigen. Das Werfen ist aufgrund des vorhandenen Rückraums auch grundsätzlich uneingeschränkt möglich.
Die Lizenzpreise sind für das Gebotene im Rahmen, aber natürlich nicht jedermanns Sache.
©Gemeinde Opponitz

Weiterführende hilfreiche Links:
https://opponitz.gv.at/fliegenfischen
http://www.tierpark.at/
https://www.mostviertel.at/ybbstalradweg
https://www.bruckwirt-opponitz.at/
https://www.schlosseisenstrasse.at/

Videolink zum Bericht ("Late Fall Flyfishing for Trout and Grayling" - 7:49min): https://www.youtube.com/watch?v=N2a53r8knY8

Sofern weitere Rückfragen bestehen, erreichen Sie den Autor gerne über die Redaktion Fliegenfischer-Forum (Kontakt).
 


Zum Schluss folgen noch 6 "historische" Bilder aus dem Privatarchiv des Autors... 








Ein Beitrag und Fotos von Franz R. Lindtner für www.fliegenfischer-forum.de - Januar 2023. 
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