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Feuerland,
Ghillie und Guide oder wie alles seinen Anfang nahm...
Ein Beitrag von Heiko Schneider aus Argentinien |
Eine Anmerkung für den Leser: einige Textpassagen sind bewusst überzeichnet geschrieben. Gemeint ist, damit eine bewusst überzogene Darstellung, die auch mit einem Augenzwinkern verstanden werden soll. |
“Wenn man mich fragt, mit was ich denn meine Tätigkeit als einen Guide am trefflichsten beschreiben würde, dann wäre meine Antwort die eines unumschränkt einsetzbaren Dienstleisters“... |
Die
Anfänge waren sicherlich nicht greifbar oder erkennbar, weder rückblickend
noch den Moment Revue passieren lassend, als ich mit der Fliegengerte an
meinem Heimatgewässer stand, dem Rhein, umgeben von Burgen und Hängen
voller Riesling Reben.
Auch nicht noch früher,
meinen ersten Fliegenfischer beobachtend, im Norden Norwegens, auf den
Lofoten und als ich bei mir dachte, das werde ich auch einmal versuchen
wollen!
Feuerland rief und diese Insel auf Schusters Rappen zu bereisen, dessen war ich mir von einem früheren Besuch bewusst, ist keine gute Idee. Das damals Erlebte, und auch das ferne Meerforellen Paradies Falkland Inseln finden sich in Schück’s Klassiker “Der Fliegenfischer“ niedergeschrieben … |
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Die Anfänge
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Kommende
Schritte
Daher entschied ich mich für geräumige US Gebrauchtwagen mit klangvollen Namen wie, Suburban, Explorer oder auch Econoline, mit dem Quäntchen mehr an Geräumigkeit, die ich seinerzeit im tiefen Süden von Chile kaufte. Zusammen mit meinem Mechaniker Cesar wurden die Gefährte entsprechend für die monatelangen Abenteuer aufbereitet und erlebten manchen schönen Moment… Und so begann eine neue Ära des Reisens, von den Weiten, schon von Jorge Luis Borges zeitloser Anmerkung “Leeren Patagoniens“ über Neruda‘s Isla Negra, und den tiefen Strömen Araukaniens bis in die üppig grünen Ausläufer des bolivianischen Regenwaldes. Mich immer auch begleitend eine beachtliche Anzahl an Fliegenruten und diese gewaltige Portion Neugierde in meinem Gepäck. |
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Ersatzruten
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Zurückliegend
betrachtet formten sich auf diese Weise schon damals die Wurzeln einer
meiner Leidenschaften: dem Näherbringen oder auch einfach nur aus
Freude darüber, das Erlebte zu teilen und mit Gleichgesinnten gemeinsam
eine erfüllte Zeit am Wasser zu verbringen. Den Anfang machten Menschen
aus meinem privaten Umfeld, Freunde, denen ich “meine“ Gewässer zeigte.
Wir reisten gemeinsam, sie ihren Urlaub verbringend und mich gleichzeitig
begleitend auf meinen Patagonienreisen. Die Anfänge des “guidings“
waren gemacht…
Heute, mehr als 30 Jahre danach, beruflichen Umwegen durch die Welt, und lange schon in Argentinien lebend, haben begeisterte Fliegenfischer die Möglichkeit diese Person als “Guide zu nehmen“. |
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Generell zur
Seite stehend (1)
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Ghillie oder Guide?
Das Wort Ghillie hat seinen Ursprung in der gälischen Sprache und versinnbildlicht wohl am treffendsten den im Estate, klassischen Game Keeper, oder dem im Harris Tweed gekleideten Angelführer von der britischen Insel. Oder für den Rest der Welt der Guide, dem eher leger gekleideten, immer irgendwie kernig ausschauenden und beinahe generell mit Tribegleich verzierter Baseballkappe. Natürlich ist der Ghillie in der Regel ein “River keeper“ daher verantwortlich für die “private beats“ den Flussabschnitten in privater Hand mit entsprechender Lachs Dichte. Der Ghillie ist, ungleich dem Guide, der in der Regel lediglich einen oder zwei Gäste betreut (Ausnahmen bestätigen die Regel) verantwortlich für jeden Lachsfischer in seinem Revier, dem “Beat“. |
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Generell zur
Seite stehend (2)
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Nun,
Gemeinsamkeiten haben sie alle, auch der von mir beinahe vergessene Flip-Flop
tragende nahe dem Äquator agierende normal gekleidete Guide: Sie sind
des Fliegenfischers rechte Hand, wenn diese sich auf Reisen befinden und
ihnen unbekannte Gewässer befischen. Alle diese Angelführer werden
dem Gast, ob watend oder rudernd fischend, generell hilfreich zur Seite
sein.
Besser ohne Guide... Der Großteil unter uns Fliegenfischern wird diesem Unterschied im alltäglichen Fischen an heimischen Gewässern keinen großen Stellenwert beimessen. Auch wird dieser auf seinen Touren die Einsamkeit, das Fischen mit Freunden und das Entdecken als die ganz persönliche Erfüllung eines gelungenen Fischtags sehen. Ein Guide würde dieses Erleben von gesuchtem Abenteuer und Freiheit auch auf längeren Touren von vorneherein scheitern lassen und den gesuchten Genuss schmälern. |
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Alleine Unterwegs
...
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Alleine Unterwegs
...
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Mit
Guide?
Auf der andern Seite befindet sich der Fliegenfischer dem nur ein begrenzter Zeitrahmen zur Verfügung steht sich seinem Hobby zu widmen. Die Reiselust und das Quäntchen Abenteuer auf dem Trip sollen daher nicht auch noch der fehlenden Zeit zum Opfer fallen. Möglicherweise ist auch das Fehlen der adäquaten Fremdsprache ein Faktor so etwas vorbereiteter auf Reisen zu gehen. Eine andere Realität
von Flugreisen ist die nur limitiert erlaubte Mitnahme an Reisegepäck.
Natürlich, in Zeiten mehr geteilter Fliegenruten ob Einhand oder Doppelhänder,
wird man sich nur noch selten den Kopf zerbrechen müssen ob das separat
aufgegebene Gepäckstück auch tatsächlich zeitgleich mit
einem selbst am Zielflughafen eintrifft.
Und einige unter uns sind dem Jungbrunnen schon vor geraumer Zeit entsprungen, möglicherweise zwickt es hier und dort und man tut sich schwer das nötigste auf dem Rücken tragend durch die nun reale Welt der Traumreise zu schleppen… |
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Ohne Guide
kein Zugang
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Verläßliche
Allrad-Partner
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Entspannter
Tag am See
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Mit
Guide!
Und sich entspannt dem hingeben, wofür man gekommen ist: vor Ort den Moment genießen, die Zeit und den Kopf freihaben und sich seiner Leidenschaft widmen. Im gegebenen Fall auf die passenden Ersatz Wathosen zurückgreifen können, weil die Eigene, entgegen aller Erfahrung gerade jetzt undicht geworden ist und noch der ganze Urlaub vor einem liegt. Und natürlich gibt es keinen Tackeldealer um die Ecke bei der man seine abgeknallte Rute reklamieren kann. Wie gut auf passende Ersatzruten zurückgreifen zu können die jeder Guide seinen Gästen zur Verfügung stellen wird. Und wenn an der weit entfernten, unzugänglichen Schilf Bank der Abendschlupf stattfindet, wird sich der Gast in Vorfreude schwelgend die Trockene ans Vorfach knüpfen und sich dessen sicher sein diese auch dem ganz speziellen Fisch präsentieren zu können, weil ihm ein adäquates Boot zur Verfügung steht… “Wenn man mich fragt, mit was ich denn meine Tätigkeit als einen Guide am trefflichsten beschreiben würde, dann wäre meine Antwort die eines unumschränkt einsetzbaren Dienstleisters.“ |
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Den Kopf frei
haben für das Wesentliche !
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Das passt!
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Adäquates
Boot
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Der
Guide
Aber was macht ein Guide eigentlich, was möchte er? Außer natürlich dem Angler eine horrende Summe fürs Fischen abzunehmen und ihm die Fliegen ans Vorfach zu binden! Was sind die Erwartungen des Gastes seinem Guide gegenüber? Außer dem offensichtlichen: Trophy Forellen unter perfekten Umständen fangen! So ist das doch generell und überall und überhaupt. Schaut doch ins Internet und in die Hochglanzmagazine die man so durchblättert! |
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Trophy Fisch
mit Fragezeichen
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Die
Realität
Mit einem Guide “nimmt“ man sich die Person des Vertrauens, die einen mit Erfahrung und seiner Professionalität zum gegebenen Zeitpunkt, den passenden Wetterverhältnissen und seiner Erfahrung entsprechend an die geeigneten Gewässer führt. Und natürlich, von dem der Guide der Meinung ist das der Gast die beste Chance auf Fischkontakt hat. Die gegebene Umstände und einige Dinge über die es sich lohnt nachzudenken. Einige wenige Tage vor Ort
alleine geben einem nicht die notwendige Zeit sich einzugewöhnen,
ganz besonders dann nicht, wenn der mögliche Jet-Lag den gewohnten
Rhythmus durcheinander bringt und man vorher womöglich nur einige
Wochenenden im Jahr zum Fischen gekommen ist. Vor Ort ist das Wetter möglicherweise
nicht wie geplant, die Fische sind nicht in Beißlaune oder aber das
Eigene Casting ist ein wenig eingerostet.
Gewappnet für alle Eventualitäten |
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Auch ist beinahe gut angeworfen
definitiv nicht gut genug. Natürlich kann der Gast von seinem Guide
erwarten das er ihm unterstützend unter die Arme greift, um seine
Technik zu verbessern. Aber bitte bleiben Sie realistisch mit ihren Erwartungen.
„Ich bin gerne bereit einige Stunden zu laufen, für eine abwechslungsreiche und interessante Fischerei.“ Selbstverständlich, auch das ist machbar! Durchaus mit einer zeitintensiven Logistik verbunden. Plus Fahrzeiten, möglicherweise in Allraduntersetzung, dem öffnen und schließen zahlreicher Viehgatter und Vorbereitungen die eine etwas andere Fischerei wie diese nun einmal voraussetzt. Wetterabhängige Gewässer Zugänge tun ihr letzteres, und natürlich ist der Gast sich und seiner Kondition gegenüber ehrlich und realistisch eingestellt, und wird diesen Fischtag auch genießen können. Ein typischer Angeltag beinhaltet 8 Stunden am Gewässer. |
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... und Drill
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Schöne
Erinnerungen
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Tolle Augenblicke
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Ruten und
Rollen für die Gäste
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Der
Guide
Der Guide wird aufmerksam in Sachen Gesundheit und der eigenen Sicherheit des Gastes sein. Der Guide führt den Gast lediglich zu produktiven Gewässern. Er wird ihn aufmerksam machen auf aktive Fische und ihm mit erfahrenen Strategien zur Seite stehen. Und wenn es mal etwas “slow“ laufen sollte, den Gast gewiss auch zu einer differenzierten Anbietetechnik ermuntern. Was dann passiert ist abhängig vom Gast Weil, er wird casten müssen. Er präsentiert die Fliege, er kontrolliert seine Schnur auf dem Wasser. Er setzt den Haken und er bringt den Fisch zum Kescher. Ihr Guide kann den Fisch nicht zum Fressen animieren, er kann nicht das Wetter ändern und dem Gast nicht helfen sollte er seit einem halben Jahr nicht zum Fliegenfischen gekommen sein oder die Fitness nicht ausreicht um die Fischtage auch wirklich genießen zu können Gast:“Bekomme ich einen
Preisnachlass, wenn ich nichts fange?”
Brotzeit für
die Tour ...
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Gekeschert
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Vorbereitungen
Selbstverständlich wird sich der Gast mit seinem Guide ausgetauscht haben was das notwendige Equipment vor Ort betrifft. Möglicherweise wird er dem Kunden seine Sicht der Dinge dargestellt haben und den einen und anderen Tipp betreffend der Routenwahl gegeben. Und nein, ganz gewiss wurden Markennamen souverän umgangen! Evtl. einen Wink mit dem allbekannten Zaunpfahl, das eine bestimmte Rutenaktion den gegebenen Umständen entgegenkommend sein wird. Um allerdings im selben Kontext zu bemerken, das Sie selbstverständlich mit den von ihnen gewohnten Fliegenruten, sollten Sie damit souverän alle möglichen Umstände am Fischwasser abdecken, beruhigt anreisen können. Da eine Fliegengerte ohne Schnur wenig brauchbar ist, wird es jetzt schwierig, ohne Markenhinweis eine geeignete Allianz zu finden. Natürlich wird der Guide dem Kunden Raum lassen ein geeignetes Produkt mit ähnlichen Parametern zu erwerben. <= Freude
Fundamental relevantes und doch brisant: Welches enormen Raum für Interpretation lässt: Die Fliegen Empfehlung |
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passend zur
Saison
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Nein!
Unter keinen Umständen werden Sie diesen Punkt einer nun wirklich
lächerlichen Empfehlung auch nur annähernd befolgen! Weshalb
auch?
>> Zuhause an meinem Gewässer und überall dort wo ich schon war, fange ich mit meinen Fliegen! << Eine kleine Anekdote, sie wurde mir zugetragen. Sollte diese mit einer stattgefundenen Begebenheit übereinstimmen, wird das hier folgende zitierte Gespräch ein Zufall sein: Guide: >> mhh schöne
Fliegen! Gib mir mal die anderen Dosen mit den kleinen dunklen Nass Fliegen
und den Trockenen<<
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Die richtigen
Brummer
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Für den
Schilfgürtel
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Wie
alle Empfehlungen die ein Guide seinem Gast während der umfassenden
Reiseplanung gibt, basiert auch die Fliegen-Empfehlung auf dessen Erfahrung.
Ob Nass oder Trockenfliegen, über Streamer und Nymphen auch die Reizfliegen
für die Lachse. Jedes Gewässer, jede Fischart verlangt ihre Jahreszeitlich
abgestimmte Variation an Imitaten.
Und jeder Guide weiß
um seine Gewässer.
Die
empfohlenen Lachsfliegen
Das Arrangement Buchen Sie ihren Guide früh
genug! Ein halbes Jahr oder mehr im Voraus ist realistisch. Das sichert
nicht nur das von ihnen gewünschte verbindliche Programm, es ermöglicht
dem Guide auch die von ihnen erwartete Qualität in Sachen allumfassender
Logistik zu einem Endprodukt zu modellieren: Ihre Traumreise, auf der Sie
sich als ein Gast fühlen werden und womöglich als ein Freund
die Heimreise antreten.
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Schöne
Erinnerungen (1)
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Schöne
Erinnerungen (2)
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Freunde
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Ersatzwathosen
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An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an Allastair und William Peak - ehemalige Ghillie(s) (auch) am Upper River Dee / Dinnet Estate - für Eure detailreiche Definition eines Ghillies und die unvergesslichen Tage des gemeinsamen Lachsangelns im Süden Patagoniens. |
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Allastair
und William Peak
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Natürlich ....
Habe ich zwei Hüte auf, den eines begeisterten Fliegenfischers, der die meiste ihm zur Verfügung stehende Zeit fischend in Patagonien verbringt, und den eines Guides. Der Offenheit neuen Dingen gegenüber sollte man sich nicht verschließen. Die Welt ist klein, so lautet ein oft benutztes Sprichwort, offensichtlich aber groß genug, dass sich auch ein gut vernetzter Guide durchaus erstaunen lässt, wenn sich ihm (noch nicht erreichte) Neuigkeiten, Tipps und Tricks betreffend der (gemeinsamen) Leidenschaft des Fliegen Fischens darlegen. Wenn der Rutenbauspezialist einem wertvolle Reparaturtipps mit auf den Weg gibt und im selben Augenblick “DIESE“ Schnur empfiehlt. Oder der Gast, seines Zeichnens Maître de Cuisine, wissend lächelnd den wilden Oregano auf den Tisch legt, an dem ich seit Jahren ahnungslos vorbeilaufe… Als begeisterter Koch nur verständlich das Erstaunen, als eine Variation feinster Käsesorten aus dem Koffer gezaubert wird und mit einem >> Moment! << Das passende Kirschwasser aus dem (trockenen) Watschuh hervorkommt. So saßen wir Abends bei Tisch das Fondue genießend und ein Guide wurde zum Gast… Die Augenblicke am abendlichen Lagerfeuer nach einem erinnerungswürdigen Fischtag und diese Geschichten, Sie wissen schon… Die Freude dieses gemeinsamen Erlebens ist mein Antrieb und Motivation diesen zusätzlichen Hut noch lange zu tragen. |
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Gemeinsam
unterwegs sein
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Lokalkolorit
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Anmerkung der Redaktion: Heiko Schneider lebt als Fliegenfischer Guide in Argentinien und schreibt auch seit über 10 Jahren Beiträge und Reiseberichte für's Fliegenfischer-Forum, die Sie allesamt hier finden: http://www.fliegenfischer-forum.de/argentin.html. Er ist ebenfalls aktiver Member im FF-Board (https://www.fliegenfischer-forum.de/flyfishing/), Sie erreichen ihn dort unter dem Namen "Magellan". Außerdem erreichen Sie den Autor über seine Homepage: http://www.latitudsuranglers.com/. |
![]() Ein Bericht von Heiko Schneider für www.fliegenfischer-forum.de - August 2020. Fotos/Copyright: Heiko Schneider. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten. zurück zu Argentinien, Chile, Brasilien | zurück zur Übersicht Reise & Report | zurück zur Startseite |