Goldschätze ...
Kapitale Bachforellen aus thüringischen Gewässern
von Michael Müller

Nur um das vorweg zu nehmen: ich liebe das Fliegenfischen aller Art und mit all seinen Facetten. Ich bin gerne allein mit mir und Rute am Wasser oder zusammen mit Freunden beim Fliegenfischen in der Natur, zuhause und in aller Herren Länder und ich kann bei dieser Beschäftigung Entspannung und große Freude empfinden. Selbst dann, wenn die Fische mal wieder nicht so richtig mitspielen möchten, egal ob kleine oder große.
Aber ich liebe auch große Bachforellen! Damit meine ich Fische ab 60cm aufwärts, sie gehen mir nie ganz aus dem Sinn und das liegt natürlich auch daran, dass ich über das Potential und die Geschichte meiner Angelgewässer Bescheid weiß. Auch weil ich immer mal wieder, aber nicht so oft wie ich es mir gerne wünschen würde, das Vergnügen hatte eine kapitale Bachforelle an die Fliege zu bekommen. Ich gehöre zu den "Privilegierten", denn ich hatte und habe noch das große Glück, inmitten des "gelobten Forellen-Landes" (Ilm-Saale-Unstrut) aufgewachsen zu sein. Seit längerer Zeit schon überlege ich, das von mir zu diesem Thema und einem meiner erklärten Lieblingsfische über viele Jahre gesammelte Material einmal in einem speziellen Artikel zusammenzutragen und zu veröffentlichen. Wie Du siehst, ist es nun passiert – ich wünsche Dir viel Freude dabei und stehe natürlich wie immer gern für Fragen zur Verfügung.
Auch ein schöner (Groß-)Forellen-Rücken kann entzücken :-)
Wie kommt es, dass z.B. an unserer Ilm fast alle Fänge von großen Bachforellen reine Zufallsfänge sind? In einem Mittelgebirgsfluss wie der Ilm, 8 bis 15 Meter breit, mit geschätzten 10 tiefen Stellen, Pools, Gumpen und Kolks pro Flusskilometer und mit idealen Lebensbedingungen für Bachforellen, Äschen und rund 20 anderen Fischarten bei relativ wenig Angeldruck ist es im Grunde völlig logisch, dass über die Jahre die eine oder Forelle zu kapitalen Ausmaßen abwächst. Was gerade hier jedoch immer wieder auffällt ist, dass die meisten der immer wieder stattfindenden fliegenfischereilichen Versuche, eine vermutete Großforelle gezielt aus einem Kolk zu locken, nicht fruchten. Großforellen werden weder gesehen, noch mit Nymphe oder Streamer gefangen, es ist wie verhext! Wie es scheint, leben diese Fische tagsüber versteckt im „Holz“ und unter ausgespülten Wurzel-Ufern und kommen nur nachts kurz heraus, um einen „Snack“ vom reich gedeckten Tisch zu nehmen. Die Möglichkeiten zur effektiven Befischung eines aktiven Fisches mit der Fliege sind durch das kleine Zeitfenster, verbunden mit der Nachtaktivität und der sprichwörtlichen Vorsichtigkeit und Gerissenheit der Kapitalen, entsprechend kurz und meist aussichtslos. Es sei denn, man kennt den Unterstand des Fisches genau und legt eine entsprechende Hartnäckigkeit an den Tag (die über Monate gehen kann...). Hinzu kommt, dass das Thema Großforellen unter Angelkollegen ein Tabu-Thema zu sein scheint: man spricht nicht drüber und behält seine Beobachtungen, Erfahrungen und "Geheimstellen" für sich...
Also hat unsere Fischerei auf kapitale Bachforellen einiges von der Huchenfischerei: vor einem (eventuellen) Fang kommen neben gründlicher Recherche und einem hohen Zeitaufwand am Wasser auch noch viele erfolglose Angeltage. Aber irgendwann...
Diese Stelle hat alles, was eine Großforelle braucht!
Manchmal verraten sich unsere "Big Bachis" dennoch – und die Erzählungen darüber haben oft den gleichen Kontext: Ein argloser Fliegenfischer erfreut sich an der leichten Trockenfliegen- und Nymphenfischerei, drillt gerade eine kleine, untermaßige Äsche oder Forelle und da passiert es: wie aus dem Nichts schießt eine Riesenforelle aus dem nächsten Loch hervor und attackiert das arme gehakte Fischchen an der Angel! Meistens ist der Spuk genau so schnell wieder vorbei, wie er gekommen ist – und zurück bleiben ein völlig perplexer Fliegenfischer und ein durch Biss-Spuren lädierter Kleinfisch... oder ein abgerissenes, viel zu dünnes Vorfach, man war ja nicht auf sowas eingestellt. In wenigen Fällen hat sich die Großforelle derart in den Fisch verbissen, dass sie mehrere Minuten lang vorsichtig gedrillt werden konnte, ehe sie den Schwindel merkt und loslässt.
Ist so eine Stelle bekannt, wird sie natürlich ab sofort regelmäßig mit Streamern aller Art und zu jeder Tages- und Nachtzeit „abgeklopft“ – aber meist wird diese Forelle nie wieder gesehen. Ein Trauerspiel!
Ein Traum von Bachforelle
Dass es auch anderes gehen kann, beweist ein Fisch aus der Reihe meiner größten llm-Bachforellen Begegnungen. An einer tiefen, ruhigen Gewässerpartie, die bekannt ist für dort immer mal wieder gefangene, große Bachforellen, verriet sich mein Fisch an einem frühen Mai-Abend 18:00 Uhr durch das Rauben einer handlangen Äsche an der Wasseroberfläche! Obwohl die Forelle in den Sechzigern war, hatte sie sich mit einer Äsche von über 20 cm Länge eine reichlich große Beute aufgetischt, mit der sie arg zu kämpfen hatte. Zunächst hatte sie den Fisch quer im Maul und platschte damit an der Wasseroberfläche herum, ließ ihn immer wieder fahren, um ihn „schluckgerechter“ erneut zu fassen. Großes Kino und ein Schauspiel der Extraklasse, das kann ich Dir sagen... Schließlich gab sie auf, ließ von der Äsche ab und ging auf Tauchstation. 
Das war meine Chance! Das Vorfach auf 0,22 aufgerüstet, einen grauroten #8er Kugelketten-Streamer angeknüpft – so versuchte ich mein Glück. Aber es sollte noch drei Stunden dauern, bis ich den Fisch hatte... 
Ich hatte jeweils nur einen Versuch: Streamer auswerfen, absinken lassen und langsam herangezupft... Die Forelle kam aus der Tiefe angeschwommen, sah sich die Sache an, drehte wieder ab und verschwand. Neue Versuche und Fliegenwechsel brachten keine Reaktion mehr. Zwischendurch eine andere Stelle befischt, nach einer Stunde wiedergekehrt – das gleiche Resultat! Neugierige Forelle beim ersten Versuch, dann nix mehr. 
Das ganze drei Mal, dann hatte ich die Nase voll, zog mich um, warf Stiefel und Weste ins Auto  - und hatte plötzlich die Eingebung: „Los – nur noch ein Versuch!“
Gesagt, getan und es kam, wie es kommen musste: diesmal packte die Forelle zu und ein Drill auf Biegen und Brechen begann! Irgendwann war der Fisch müde, zeigte Weiß und die Landung kam näher. Ich schon in Halbschuhen, vor mir hohes Ufer und brusttiefes Wasser, was nun? Kurzerhand sprang ich ins Wasser, packte die Forelle und warf sie mit kühnem Schwung nach oben auf die Wiese. Eine Sache, die ich wohl niemals vergessen werde (auch wenn ich in späteren Jahren noch größere Forellen bekommen sollte...).

Historisches Foto (Mai 2000) zur o.g. Geschichte: der Fisch hatte 63 cm und rd. 2,5 kg - und eine deutlich zu sehende, ältere Verletzung auf der "Nase"...

Große Bachforellen sind Fischfresser. Wenn wir unsere besonders „verdächtigen“ Stellen regelmäßig mit dem Köderfisch beangeln würden, ich glaube, wir würden uns wundern, wie viele Großforellen zu Fangen wären. Ich erinnere mich noch gut an einen Gaststättenkeller im Schwarzwald, in dem einige Präparate von kapitalen Bachforellen ausgestellt waren - alle mit der "Pfrille" gefangen...
Aber wir sind Fliegenfischer, stehen dazu und schränken unsere Chancen damit in diesem Bereich bewusst ein. Alles nicht so schlimm. Und wenn ab und zu dennoch eine Ausnahmeforelle beißt - ist es auch gut!
Beeindruckendes "Ruder" einer Kapitalen
Ein Vereinskamerad hatte in einem „Ilm-Loch“, eine tiefe Linkskurve mit schnellem Einrinner, ausgeprägtem Kolk und unterspültem Ufer, keine 250 m von meinem Haus entfernt, eine kleine Bachforelle auf die Nymphe bekommen, als plötzlich eine Attacke aus der Tiefe kam und eine nach seinen Aussagen gut 60er Bachforelle den kleinen Fisch im Drill angriff und packte. Der überraschte Angler mit seinem 14er Vorfächle drillte vorsichtig weiter, als eine weitere Großforelle aus dem Loch kam und sich mit der ersten um die Beute balgte. Leider bekam der erfahrene Fischer keine der beiden Forellen. Aber das Kuriose an der Sache ist: diesen verholzten Kolk befische ich ebenfalls regelmäßig und das seit fast 40 Jahren. Er sieht auch sehr Großfisch-verdächtig aus, behält gerne Fliegen für sich und gibt immer mal wieder mittlere Bachforellen und auch schöne Äschen preis – aber noch niemals hatten meine Vereinskollegen oder ich dort Kontakt mit einer Großforelle, weder vor, noch nach dem (im übrigen glaubwürdigen) Erlebnis des Kollegen.
Was für ein massiger Fisch ...
Eine Mordsforelle mit ausgeprägtem Räuberschädel
Ein ähnliches Erlebnis hatte ein anderer, leider inzwischen schon verstorbener Vereinkamerad einige Jahre früher im Sommer und etwa anderthalb Kilometer oberhalb von der oben genannten Stelle. Er berichtete von einer "wahrscheinlich über 70er" Bachforelle, die plötzlich unter dem unterspülten Ufer hervor schoss und eine kleine Bachforelle angriff, welche er gerade drillte... und dann wieder verschwand. Mit der Forelle.
Natürlich waren die Eingeweihten nun scharf auf den Fisch und der Abschnitt wurde die restliche Saison intensiv befischt. Aber niemand bekam den Fisch nochmals zu sehen, geschweige denn an den Haken. So wurde die Story in Richtung Anglerlatein verschoben...

Bis zu jenem denkwürdigen Tag im November, als ein nicht fischender Freund bei mir anrief und fragte, ob wir denn evtl. ein Fischsterben hätten? „Wieso“, fragte ich. „Na weil an Stelle X ein großer toter Fisch in Ufernähe im flachen Wasser liegt, fast einen Meter lang“. Natürlich fuhr ich sofort hin und fand eine verendete und bereits großflächig verpilzte Bachforelle vor, die nachgemessen auf stolze 74 cm Länge kam. Etwas weiter oberhalb war ein (dafür bekannter) großer Laichplatz mit frisch umgepflügtem Kies im Fluss zu sehen und die Forelle hatte vermutlich in ihrem hohen Alter das anstrengende Laichgeschäft nicht überlebt. Die ganze Stelle befand sich nur etwa 200 m unterhalb der Stelle mit dem „Sommererlebnis“ des Vereinskameraden, also gehe ich davon aus, dass es sich um den selben Fisch handelte, den leider nun niemand mehr fangen wird...
Das ist sie, die Kapitale aus der obigen Geschichte ...

Ein Jahr später fischte ich im November im selben Abschnitt etwas oberhalb in einer tiefen Rinne auf Äschen, die dort immer in ansehnlichen Exemplaren standen. Ich fischte entsprechend fein mit 0,14er Vorfächle und #14 Goldkopfnymphe, als die Montage plötzlich mitten in der Rinne hängen blieb. Eine Weile tat sich nichts und ich dachte „Mist, Hänger“, als sich die Sache in Bewegung setzte. Nach einer Weile vorsichtigem Tauziehens sah ich, was los war: am anderen Ende der Schnur hing eine riesige Bachforelle, welche mit ihrem immensen Körpergewicht am dünnen Geschirr mit mir machte, was SIE wollte. Zum Glück für mich nahm sie die Sache wohl nicht so richtig ernst und machte keine langen Fluchten, sondern kämpfte am Platz, die Strömung ausnutzend. Ich weiß nicht, wie lange der Drill im eiskalten Wasser dauerte, aber irgendwann konnte ich den Fisch ein gutes Stück unterhalb ins flache Uferwasser dirigieren, ging auf die Knie, ließ ihn unter Wasser in meine noch (und nicht nur vor Kälte) zitternden Hände gleiten und konnte ihn nun in Ruhe bewundern. Es war ein gewaltiger Milchner mit toller Färbung, in Top Kondition und mit ausgeprägtem Laichhaken, 74 cm lang und nach rascher Umfangmessung und späterer Berechnung geschätzte 4,5 Kilogramm schwer. Wunderbar!!! Natürlich musste der Fisch wieder freigelassen werden und hat hoffentlich noch viele kräftige „Babys“ gemacht. Gesehen habe ich ihn jedoch nie wieder.
Gewaltiger Milchner mit 74 cm, ein absoluter Traumfisch mit "neuseeländischen" Dimensionen, und das "vor der Haustür"!

Anscheinend brachte dieser Flussabschnitt, besonders vor seiner heutigen Kanalisierung, immer wieder einzelne Ausnahmeforellen hervor, wie der Fang eines anderen Vereinskameraden eine Saison später und einen Kilometer weiter oberhalb zeigt. Auch diese gewaltige Bachforelle hatte um 70 cm Länge:
Stefan mit seiner Kapitalen (Foto: I.K. privat)
Während Ilm und Saale als anschauliche Mittelgebirgsflüsse ganz offensichtlich das Großforellenpotential besitzen, jedoch nur selten eine ernsthaft große Forelle preisgeben, gibt es in Thüringen noch einige andere Kleinode mit eher Wiesenbachcharakter, die immer wieder mal mit kapitalen Bachforellenfängen auffällig werden. An meinem Lieblingswiesenbach waren nie viele Forellen zu finden, etwa 1 Fisch pro Kilometer, man musste also sehr viel wandern dort. Was mich dennoch immer wieder zum Saisonstart im April dort hin zog, war die Größe dieser wenigen Fische, diese lag um 60 cm - mit Ausreißern noch ganz erheblich nach oben! Trotz vorsichtigster Annährung waren die Fische im nur 1,5-2 Meter breiten Bach meistens frühzeitig gewarnt und man sah nur noch die Bugwellen und eine Wolke aufgewirbelten Schlammes, um zu wissen, dass man wieder einmal einen guten Fisch verscheucht hatte. Aber man kannte nun seinen Standplatz fürs nächste Mal!
Kapitale aus dem Wiesenbach
Würdest Du in dieser schmalen, erdigen und auf weiten Strecken begradigten Rinne kapitale Bachforellen vermuten?
kapitale Frühjahrs-Forelle
Mit stetig verfeinerter Taktik und größter Vorsicht konnte ich dort über 5-6 Jahre jedes Jahr eine oder mehrere kapitale Bachforellen von 59 bis 65 cm fangen. Bis zu jenem denkwürdigen Ausnahmetag Mitte April. Ich war im Mittellauf des Baches unterwegs, hier ein um 3,5 Meter breiter, erdiger und zwischen 0,3 bis 3 Meter tiefer, leicht angestaubter Wiesenbach, aber schon als Mischgewässer eingestuft und dementsprechend offen für alle Angelmethoden von Fliege über Blinker bis Wurm, welche die Einheimischen auch fleißig praktizierten.

Ich habe bis heute keine Ahnung, wo gerade in dieser Strecke, dieser Ausnahmefisch herkam, auch weil ich den Bereich in dieser Saison schon mehrfach befischt hatte. So fischte ich mit einem kleinen Streamer stromaufwärts und bekam plötzlich eine wirklich gewaltige Bachforelle drauf...

Ein wohlweislich gewähltes 0,25er Vorfach gab die nötige Sicherheit, so konnte der starke Fisch, der immer wieder kaum zu haltende Spurts nach oben und unten unternahm, souverän ausgedrillt werden. Aber den Kescher hatte ich wie üblich mal wieder "vergessen". Wie also den Fisch landen in dieser Erdrinne mit beidseitig 3 Meter hohen Steilufern? Just kam ein Jungangler mit Kescher des Wegs, die Rettung des Tages und alles ging glatt. Vor uns lag ein mächtiger Bachforellen Milchner mit über 72 cm Länge und 4,3 Kilogramm Gewicht. Die prächtige Färbung ging Richtung Schwanz ins Rötliche, so dass der Fisch auch ein wenig an einen Huchen erinnerte, zumindest "Hintenrum".


Wie gehen wir nun also taktisch vor, um gezielt eine ernsthaft große Bachforelle zu fangen? Es ist eigentlich kein Zauberwerk und mit guter Gewässerkenntnis, viel Ausdauer und einer großen Portion Fischerglück zu schaffen. Das A&O ist in der Tat eine ausgezeichnete Gewässerkenntnis, man sollte die tiefen Bereiche, Wehrstaue, Löcher, Kolke, unterspülten Ufer und Wurzelbaue kennen und regelmäßig gezielt angehen, am besten in den Dämmerungsphasen.  Klappt aber auch am hellerlichten Tag, wie selbst  mehrfach erlebt. Natürlich kann man viel versprechende Stellen auch auf Verdacht anfischen, wenn man das Gewässer nicht kennt. 
Alte Wehrstaue sind immer einen Versuch wert, aber ganz besonders in den Dämmerungsphasen, dann gehen die Großen auf Jagd...

... denn hier wohnen Kapitale!
Kleine bis mittlere Streamer, welche Koppen, Ellritzen, Stichlinge und andere im Gewässer vorkommende Kleinfischarten imitieren, sind die richtige Wahl. Angedrückte Widerhaken schonen den Fisch und Fischer! Bei der Pirsch am bzw. im Wasser ist äußerste Vorsicht und ein sehr leises Verhalten angeraten. Kapitale Bachforellen sind aus gutem Grund so groß geworden, sie sind äußerst scheu und hellhörig und sie verdrücken sich bei der kleinsten Störung. Das Vorfach nicht zu fein wählen, mit 0,25mm liegt man in einem sicheren Rahmen, denn man muss im Drill den nötigen Druck ausüben können, damit die Kapitale nicht den Kampf bestimmt (und gewinnt). Eine #5er Rute ist sicher eine gute Wahl. Ich persönlich bevorzuge eigentlich das ganze Jahr über 7’6“ oder 8’0“ Fuß-Ruten der Schnurklasse #4 mit Schwimmschnüren.



Wenn das Gewässer eine ausgeprägte Maifliegenzeit hat, besteht die einzigartige Chance, dann auch eine Ü60 Forelle mit der Trockenfliege zu erwischen, das ist natürlich Oberklasse! Eine meiner größten Bachforellen 2020 erwischte ich auf diese Weise - zum zweiten Mal. Ende April schnappte sich die Kapitale meinen Streamer in einer turbulent durchströmten Baumwurzel- Auskolkung. Ich drillte den starken Fisch eine ganze Weile und hatte sie schließlich schon ganz dicht neben dem Kescher, als sich die anscheinend zu knapp gefasste Fliege aushängte – und der Fisch gaaanz langsam und bedächtig davonschwamm. 

Aber anscheinend nicht in seinen Kolk zurück, denn die nächsten Wochen und auch nach vielen Versuchen konnte ich die Forelle nicht mehr aufspüren. 

Bis zu jenem Nachmittag Ende Mai. Die Maifliegen waren zahlreich am Schlüpfen und ich konnte einige schöne Bachforellen an die Trockene locken. Schließlich gelangte ich an einen attraktiven Gumpen mit einer „Wurzelwohnung“ am Einlauf, der nur 100 Meter unterhalb der obigen Stelle liegt. Direkt vor der Wurzel stieg ein schöner Fisch regelmäßig und sammelte Maifliegen ein. Mein Wurf kam gut, die Fliege trieb exakt an und …. Es öffnete sich ein großes Forellenmaul an der Oberfläche und schnappte meine Fliege. Allein dieser Augenblick ist schon ganz großes Kino, welches hoffentlich für immer in meinen grauen Zellen eingebrannt bleibt! Anhieb und Drill passten und ich konnte nach einer Weile den starken Milchner keschern, der mir im Frühjahr nur ein kleines Stück weiter oberhalb ausgekommen war! Alle guten Dinge sind (mindestens) zwei, und so dürfte die Forelle auch diesmal wieder weiter schwimmen, um für starken Nachwuchs zu sorgen.

So ein Fisch auf die trockene Maifliege, davon träumt doch jeder Fliegenfischer, oder?

Wurzelbaue und unterspülte Ufer oder am besten die Kombination von beiden sind ideale Forellenverstecke - auch für große!


Meine größte – gesehene, aber nicht gefangene – thüringische Bachforelle traf ich in den Achtzigen. Auch an diese Begegnung muss ich immer wieder mal mit Ehrfurcht denken. 

Die Ohra Talsperre, ein großer Trinkwasserstausee in Thüringen und bestens bekannt für ihren guten Forellen- und Barschbestand, war in diesem Spätherbst bereits zu etwa zwei Dritteln abgelassen worden, weil nach vollständiger Leerung die Staumauer saniert werden sollte. In den nun freiliegenden Bereichen kam der Gewässergrund zum Vorschein, eine wilde Mondlandschaft mit Schlamm, Steinen und alten Baumstümpfen. Im hintern Bereich trat auch wieder das alte Bachbett zu Tage, vielleicht etwa 5 Meter breit und wie ein frischer Gebirgsbach von glasklarem Wasser lebhaft durchströmt. 

Wegen den unberechenbaren Schlammbänken war es nicht ungefährlich und außerdem verboten, den Gewässergrund zu betreten. Wir zogen trotzdem unsere Gummistiefel an und gingen hinunter, um unseren Forscherdrang zu befriedigen, denn eine solche einmalige Gelegenheit, eine Talsperrensohle zu begehen, kommt nicht oft. 

Mit dicken Schlammfüßen kamen wir mühsam voran, aber in Richtung Bachbett wurde es besser, denn der Grund hier wurde steinig und kiesig. Man konnte dem Bach einige hundert Meter folgen und traf immer wieder auf kleine Abstürze, Kaskaden und tiefere Gumpen, auch welche mit Fischen darin.

In einem davon stand eine starke Bachforelle, die ich auf um die 60 cm schätzte. Wir waren schon sehr beeindruckt von dem Fisch, nichts ahnend, was uns zwei Gumpen weiter oben erwartete. 
Dort angekommen, klappten unsere Kinnladen wohl im Duett herunter: dort stand eine riesige Bachforelle, die wir auf mindestens 90 cm schätzten. Der gewaltige Fisch war im hinteren Teil leicht rötlich gefärbt wie ein Huchen, aber diese gab es hier definitiv nicht. 
Wir blieben eine ganze Weile hier und bestaunten den Fisch, der stand wie er stand und uns aus seiner schnellen Strömungsrinne heraus entweder nicht wahrnahm, oder nicht ernst nahm. Schließlich mussten wir den Rückweg antreten, denn die Dunkelheit nahte.

Von der größten, bis heute gefangenen Ilm Bachforelle erfuhren wir leider nicht live, sondern nur aus der Presse: ein älterer Angelkollege hatte im Unterlauf bei Apolda eine gewaltige Forelle mit 82 cm Länge und 5,9 kg Gewicht gefangen, die auch der regionalen Tageszeitung ein Foto mit Text wert war (siehe Foto unten)!

Wenn ich mir den nun doch etwas länger gewordenen Bericht und die Bilder so betrachte, waren es über all die Jahre ja doch so einige unvergessliche Erlebnisse mit kapitalen Forellen. Wenn man älter wird, treten diese Fische wieder mehr ins Bewusstsein - und jeder einzelne macht mich dankbar und glücklich. Ein besonders schönes Gefühl dabei ist es auch, zu wissen, dass viele der nun erwachsenen Bachforellen früher schon einmal als befruchtete Eier und Brütlinge durch meine Hände gegangen sind... In diesem Sinne: viel Spaß und Erfolg bei der Forellenpirsch – auf normalgroße wie auch auf kapitale Fische - und schöne, erlebnisreiche und entspannte Tage am Wasser!



Zum Abschluss folgen noch einige Bilder von hübschen Goldschätzen ...















• Lust auf mehr thüringische Fliegenfischer-Reviere bekommen? 
Weiterführende Links
- Fliegenfischen Reviere und Reiseberichte aus Deutschland: (KLICK)
- Übersicht Fliegenfischen in Thüringen: (KLICK)


Ein Beitrag und Fotos von Michael Müller für www.fliegenfischer-forum.de - 2021. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Beitrag ist verboten.

zurück zu Deutschland... | zurück zu Reise & Report | zurück zur Startseite
Copyright © 2021 | www.fliegenfischer-forum.de  |  DAS Fliegenfischen Online Magazin |  Kontakt