Atlantiklachsfischen in Norwegen | An der Gaula im August
Ein Reisebericht und Fotos von Michael Müller 
Wohin fährt man in Skandinavien, wenn man es an einem schön strukturierten Wildnisfluss gegen Ende der Saison, im August, mit der Fliege auf atlantischen Lachs versuchen möchte? Die Auswahl zu dieser Zeit ist nicht mehr besonders groß, an vielen Flüssen ist die Saison bereits beendet oder die Fischerei ist aufgrund verschiedener Ursachen nicht mehr aussichtsreich. Meine Wahl fiel auf die NFC-Strecken an der norwegischen Gaula, und das aus guten Gründen. Der gänzlich unregulierte Fluss ist groß und hat eine beachtliche Wasserführung, was auch bei den im August oftmals vorherrschenden Niedrigwasserständen stets Chancen auf einen frischen Lachs bringt. Im August sind außerdem die meisten Lachse in der Gaula anzutreffen, auch eine (derzeit kaum gezielt praktizierte) erfolgreiche Meerforellenfischerei ist möglich. Die breit gefächerte und als einzigartig anzusehende Zusammenstellung der umfangreichen Beats und Pools im unteren, mittleren und oberen Gaula-Tal ermöglicht eine aussichtsreiche Fliegenfischerei in nahezu jeder Situation und bei jedem Wasserstand. Eine 2-Mann-Rotation über sechs Stunden in den oft sehr weitläufigen Beats, die Nutzung der zusätzlichen „Free for All“-Pools und die Mitnutzung zusätzlicher Beats sowie der Strecken Bogen Sondre und Upper Gaula bei nicht ausgelasteter Buchung geben jedem Fischer eine unvergleichlich großzügige Auswahl an Fischereiplätzen. Und nicht zuletzt: wahrscheinlich kaum bekannt ist, das man im August in den NFC-Strecken am preiswertesten fischt! Der Wochenpreis inklusive Unterkunft (wahlweise in einem der komfortablen Landhäuser, im Hotel Stören, oder im eigenem Camper gegen Preisnachlass) liegt unter der Hälfte des Preises für die Juni/Juli-Fischerei. Wenn mit mehreren Personen gebucht wird, lässt sich nochmals der eine oder andere Hunderter sparen. Das alles scheinen nur Insider zu wissen, denn sonst wäre der August in den NFC-Strecken sicher besser ausgebucht. Meist trifft man jetzt langjährige Stammgäste am Fluss - die wissen warum...
Ginklares, herrliches Wasser...
Und so sah es im August 2008 aus: In der Woche 32 wurden bei sommerlichen Niedrigwasser von 15 Gästen 43 Lachse gefangen. In der Woche 33 war ich selbst vor Ort. Insgesamt fischten 17 Gäste (davon 14 von Sonntag bis Sonntag, 2 ab der Wochenmitte und 1 nur für 2 Tage). In der ersten Wochenhälfte herrschte weiter das anhaltende sommerliche Wetter mit Niedrigwasserstand, dennoch wurden auch jetzt regelmäßig Lachse gefangen. Ab Wochenmitte regnete es anderthalb Tage, teils recht kräftig, so das der Wasserstand um ca. 30 cm anstieg. Dadurch kam Bewegung in die Beats und es wurden in allen Pools Fische gefangen! Im Fangbuch vermerkt wurden in dieser Woche insgesamt 44 Fische (es werden auch die releasten Fische eingetragen - die Rücksetzquote beträgt stolze über 40%!). Diese Ergebnisse können sich absolut sehen lassen, insbesondere für August!
In der komfortablen Lower Gaula Lodge fehlt es an nichts...
Mein eigenes Wochenergebnis sah wie nachfolgend aufgeführt aus. Dabei ist zu berücksichtigen, dass ich mich nur als Gelegenheitsfischer auf atlantischen Lachs bezeichnen kann. Meine bisherigen Erfahrungen in diesem Bereich und mit der Zweihandfliegenrute beruhen im wesentlichen auf 2 mal je 1 Woche Orkla, 1 Woche Drowes/Irland und dem Befischen einiger Tageskartenstrecken in Norwegen und Schweden. Das 15' Gerät mit den zu Hause sauber abgestimmten Schussköpfen erwies sich vor Ort als überdimensioniert - hier waren im August 12' bis 13' Fliegenruten der Klasse #8-9 völlig ausreichend. Ich bin auch nicht so verrückt, jeden Tag vierundzwanzig Stunden durchweg im Wasser zu stehen. Lieber fische ich konzentriert einige Stunden und mache dann Pause, ebenso ist für mich ein ausreichender Schlaf wichtig. Aus diesen Gründen bin ich besonders erfreut über mein doch recht gutes Wochenergebnis. Sicher wäre bei erhöhtem Einsatz noch der eine oder andere Lachskontakt mehr drin gewesen. Andererseits kann ich nun aus eigener Erfahrung belegen, dass es möglich ist, auch im August, zum ersten mal vor Ort, bei bestem Sommerwetter, strahlendem Sonnenschein und Nachmittags 16:00 Uhr einen großen Lachs mit der Fliege zu fangen...
Blick auf den Junction Pool mit zwei gerade fischenden Fliegenfischern...
Meine täglichen Angelzeiten lagen zwischen 09:00 und 23:00 Uhr, aber nicht durchgehend. Ich habe versucht, alle Beats, also die Lower Gaula Beats, die Beats um Stören und Rogenes sowie die Bogen Sondre Beats kennen zu lernen und regelmäßig zu befischen. Nicht befischt habe ich die Upper Gaula Beats. Interessant ist, wie sich die Strömungsverhältnisse und Standplätze der Lachse bei nur geringfügigen Wasserstandsänderungen verlagern. Grundregel: je höher der Wasserstand, desto näher kommen die Fische... Das gilt für viele der NFC-Pools. Deshalb: keine Angst vor großen Flüssen, die an der Gaula benötigte Wurfweite ist relativ – es muss nicht immer an die andere Uferseite gehen. An den meisten Pools kommt der Überkopfwerfer gut zurecht, die Beherrschung des Underhandcast’s bringt natürlich Vorteile, wenn der Rückraum eng ist, und generell eine elegantere, entspannte und kräfteschonende Fischerei.
Der Storøya Pool - free for all - und immer für einen Durchgang gut...
Die Zugänglichkeit und Bewatbarkeit aller Pools ist hervorragend. Der Grund besteht meist aus mehr oder weniger großen Kieseln und Steinen, die einen guten festen Grip bieten, also nicht glitschig oder algig sind. Zu allen, gut ausgeschilderten Beats gelangt man problemlos mit dem PKW. Bei wenigen Beats ist zusätzlich ein kleiner Fußmarsch zu absolvieren. Die Anzahl der vom rechten oder vom linken Ufer befischbaren Pools hält sich in etwa die Waage. Jeder Fischer erhält eine Broschüre mit Übersichts- und Detailkarten für jeden Beat und nahezu jeden Pool, mit welcher die Orientierung ausgezeichnet funktioniert.
An Fliegenmustern kamen zunächst bei Niedrigwasser für norwegische Verhältnisse recht kleine Muster ans Vorfach der schwimmenden Fliegenschnur, ab Wochenmitte bei höherem Wasserstand auch größere Muster und Sinktip-Vorfächer. Die Wassertemparaturen lagen im Schnitt bei über 14°C. Es gibt zwar auch an der Gaula häufig gefischte, bekannte Muster, die immer wieder Fische bringen, aber das vielleicht nur deshalb, weil sie so häufig gefischt werden... Am besten fängt generell die Fliege, der man vertraut. Auch wenn sie von der gerade angesagten Norm abweicht. Oder vielleicht gerade deshalb... Ausprobieren ist Trumpf.
Der berühmte Bridge Pool / oberer Teil...
Fische sah ich jeden Tag, mal ganz heraus springende, mal buckelnde, kleine bis große und auch richtig große, in fast allen von mir befischten Pools. Aber Fische, die man sieht, auch zu fangen, ist bekanntlich eine andere Sache. Meine Lachs-Kontakte sahen zusammengefasst so aus (die Baby-Lachse zwischen 10 und 30 cm, die selbst größte Fliegen angreifen, außen vor gelassen): Sonntag Abend: nichts; Montag: 1 Biss, versemmelt; Dienstag: nichts; Mittwoch: nichts; Donnerstag: einen guten Lachs im Drill abgerissen :-( ; Freitag: nachmittags einen dicken Lachs-Rogner von 99 cm und geschätzten 10 Kilogramm gefangen (siehe Fotos) und schonend releast (ein tolles Gefühl!), abends einen weiteren Lachs im Drill verloren und noch einen weiteren Lachs-Milchner von 70 cm und geschätzten 3 kg gefangen und releast. Ein Wahnsinnstag !!!; Sonnabend: einen Lachs-Milchner von 75 cm und geschätzten 3,5 kg gefangen und releast, plus
noch einen kräftigen Biss mit großem Schwall bekommen; Sonntag: sozusagen in der letzten halben Stunde - einen großen Lachs kurz gedrillt und wieder verloren (ausgehängt) (im berühmten Bridge Pool !).
Bei diesem für mich tollen Wochenergebnis kann ich gar nicht anders, als Ihnen eine (oder besser zwei) Wochen August-Lachsfischerei an den NCF Strecken der Gaula wärmstens zu empfehlen: die Fische sind da, die Chancen sind ausgezeichnet, die Streckenauswahl ist äußerst vielfältig, Gedränge ist ein Fremdwort und im Grunde erhalten Sie im August zwei Wochen zum Preis von einer (im Vergleich zur Juni oder Juli-Fischerei). Ab rund 150,-- € pro Tag für die Fischerei inkl. Landhausunterkunft mit Selbstverpflegung sind Sie dabei. Wenn Sie lieber in einer kleinen Gruppe unter sich sein möchten, können die Beats Bogen Sondre und Upper Gaula separat gebucht werden.
Der berühmte Bridge Pool / unterer Teil...
Anreise: Ich habe mich dafür entschieden, mit dem PKW anzureisen, auch aus dem Grund, weil ich noch bei einem alten Freund, Paul Christiaan, an der Glomma Station machen wollte – für mich ein Muss, wenn ich in Norwegen bin. Das sind ab Jena über das Schkeuditzer Kreuz, Magdeburg, Hannover, Hamburg, Flensburg, Kolding, (Fähre Hirtshals - Larvik), Oslo, Elverum, Stören rund 1630 Kilometer. Angenehmer und zeitsparender ist der Flug über Oslo nach Trondheim, dort übernimmt man den Mietwagen seiner Wahl, der vom NFC organisiert und gleich mit Rutenhaltern ausgestattet wurde und fährt die rund 50 Kilometer nach Stören (E6).
An den Lower Gaula Beats... viel Platz und dicke Lachse !
Extra-Tipp: Wenn Sie mit dem Auto anreisen, planen Sie 1 bis 3 Tage in Röros ein, einer wunderbaren Bergarbeiter-Stadt (mit tollen, alten Holzhäusern) in herrlicher Fjäll-Umgebung (und tollen Fischereimöglichkeiten für Äschen, Forellen und Saiblinge). 
Und vergessen Sie nicht, den Eggafossen an der Gaula zu besuchen: dort springen die Lachse im Minutentakt!
Eggafossen... hier springen die Lachse im Minutentakt...
Die "Front Street" in der Bergarbeiterstadt Röros...
Blick auf den Long Pool...
Nordischer Abend über'm Fluss...
Die Kleinen sind ziemlich hungrig, wie man sieht...
... die ist ernsthaft krumm... Drill am Renna....
Fängiges Teil: Eine Gary Dog "Michelangelo" auf Alu-Tube - gebunden von Matthias Lünzmann (danke Matthias !)
Cool: Schutzhütte mit Couch - mein Lieblingsplatz am Home Pool...
Blick flußaufwärts auf den Maela- und Svila Pool. Auch der felsige Maela mit seiner tiefen Drehströmung schenkte mir einen Lachs...
...schlanker Lachs aus dem E-Beat...
Matthias's wohlsortierte Lachsfliegenbox...
Interessenten sollten sich die ausführliche, deutschsprachige, toll bebilderte Broschüre kommen lassen, die im Grunde keine Fragen offen lässt. Noch mehr aktuelle Infos gibt es auf der NFC-Website oder jederzeit bei einem Anruf bei Manfred Raguse. Kontakt: NFC c/o M.Raguse, Robert-Blum-Str.5B, D-22453 Hamburg, Tel.0049-40-5892302, eMail: Raguse@t-online.de, Web: www.nfc-online.com

Für Fragen steht auch der Autor gerne zur Verfügung, zu erreichen unter: (Kontakt).
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Spezieller Dank an dieser Stelle an Matthias Lünzmann, für seine hervorragenden Fliegen und sein Auto, trotz eigenem, kurzfristigen Ausfalls; an Hartmut aus Naumburg für seine Geduld beim Underhandcast-Wurftraining an der Saale und an Dirk Brumund-Rüther für sein als Fotograf zur Stelle sein - genau im richtigen Moment.
Ein Beitrag von Michael Müller für www.fliegenfischer-forum.de. Fotos©: Michael Müller (1-7 + 10-16 + 18-26), Dirk Brumund-Rüther (8,9,17). Das unerlaubte Verwenden von Text- und Bildmaterial ist verboten.
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