Die Gail. Kärntens Traumrevier in den Karnischen Alpen.
Fliegenfischer Urlaub im Hotel Post in Kötschach-Mauthen 13.05.–18.05.2008
Bericht von Harry Reiter
Zur Vorgeschichte:
Vor 10 Jahren, im August 1998, war ich schon einmal 4 Tage zum Fliegenfischen an der Gail im Hotel Post zu Gast. Es war ein unvergesslicher Urlaub, allein schon deshalb, da ich damals einen Fliegenfischer-Anfänger Kurs über 3 Tage gebucht hatte. Mein Lehrer dort war Karl Zankl, dem ich heute noch sehr dankbar für den Top-Kurs bin. Dort habe ich sehr viel über das Flugangeln gelernt und die Gail sowie das tolle Hotel Post in guter Erinnerung behalten.
Leider hatte ich in den darauf folgenden Jahren zeitlich nicht mehr die Möglichkeit, die tolle Umgebung an der Gail zu besuchen. Letztes Jahr fand nun ein Bekannter Interesse am Fliegenfischen. Nachdem ich ihm die ersten Würfe beigebracht hatte, riet ich ihm trotzdem, einen richtigen Fliegenfischerkurs zu machen. 
Da ich an das Hotel Post nur die besten Erinnerungen hatte, fiel die Entscheidung, einen 3 Tages-Kurs für Anfänger zu buchen. Somit beschlossen wir nach einem sehr angenehmenen telefonischen Informationsgespräch mit dem Hotel Post, dort eine 6 Tages-Fischerpauschale zu buchen + 3 Tages-Kurs für Rainer. Die Kosten für eine 6 Tage- Fischerpauschale betrugen pro Person im Komfortzimmer (7 ÜF + 6 Tage fischen) 560,- €, ein meiner Meinung nach gutes Angebot. Der Kurs kam extra mit 185,- €.
Nun kannte die Vorfreude auf den 13. Mai kein Ende mehr..... Dieser Urlaub sollte auch eine kleine persönliche Motivation bei meinem Versuch sein, ab dem 01. Januar 2008 nicht mehr zu rauchen (hat bis heute übrigens gut geklappt ;-). Jeden Tag wanderten 5 Euronen in die Fliegenfischer-Urlaubskasse !

Dienstag, 13.05.08  - nun geht's los...:
Pünktlich um 4:30 Uhr starteten wir am 13.05.08 zu unserer ca. 800 km langen Reise von Schweich nach Kötschach-Mauthen. 
Die Wetterprognose war sehr gut (zumindest für die nächsten 4 Tage, aber dazu später mehr...). Als Reiseprogramm hatten wir u.a. noch den Besuch bei Rudi Heger in Siegsdorf geplant, verbunden mit gleichzeitiger erster Entleerung des Geldbeutels (juchhu, ich konnte noch eine SAGE Performance Taper WF5F als Auslaufmodell für 44,- Euro ergattern !!!) - für die letzten fehlenden Utensilien.
Das Wetter war top und wir lagen super in der Zeit, daher entschlossen wir uns, die weitere Route durch die landschaftlich schöne Strecke Inzell-Lofer-Zell am See zu fahren. Als Highlight und weil Rainer das noch nie gemacht hatte stand dann die Überquerung der Tauern über den Großglockner-Hochalpenpass auf dem Programm. Kann ich wirklich jedem dazu raten, der bei der Hinreise schönes Wetter und Zeit hat. Dazu einige Impressionen:

Ich (l.) und Rainer (r.) bei der Anfahrt Richtung Tauern.
Oben angekommen auf der Edelweisspitze (2547m) - es war recht kalt, knappe 5 Grad...
Auf der Fahrt haben wir uns gleichzeitig noch die Fuscher Ache und die Möll angeschaut, auch sehr schöne Flüsse, die uns richtig Appetit auf mehr machten.
Unsere Erwartung wuchs nun immer mehr. Abends zuvor hatte ich noch mit Deborah aus dem Hotel Post gesprochen, sie sagte mir, dass es schönes Wetter habe, leider aber die Gail am nachmittag Schmelzwasser führe. Als wir gegen 18:00 Uhr Kötschach erreichten, war unser erster Weg natürlich sofort ans Wasser....

Jaaa....so hatte ich das in Erinnerung, ein Traum !
Wobei man doch die Eintrübung durch das Schmelzwasser erkennen kann... =>

Anschließend ging's dann zum Hotel, wo wir herzlich empfangen wurden. Die Formalitäten wie Gästekarte, Fischereilizenz etc. wurden zügig erledigt, später folgte noch eine Hotelführung durch Steffi. Sie erklärte uns alles sehr genau. Besonders zu erwähnen ist der tolle Wellness-Bereich, die Fliegenfischerhütte im ruhigen Garten und der Fliegenfischer-Trockenraum mit speziellen Geräten, wo man abends seine Watklamotten super trocknen kann ! Vorbildlich, hier hat sich gegenüber meinem letzten Aufenthalt noch einmal etwas verbessert (konnte ich mir kaum vorstellen...) Anschließend bezogen wir unser Zimmer (Komfortzimmer mit Balkon und Blick auf die Karnischen Alpen Richtung Italien). Nach dem Abendessen (nur 'ne Kleinigket, da mittags in Saalfelden Backhendl angesagt war) und gemütlichem Ausklang in der Hotelbar Servus (super Bedienung durch Steffi !!! ) fielen wir geschafft in unsere Betten, mit großer Vorfreude auf die Fischerei an der Gail.

Mittwoch, 14.05.08  - Der erste Fischertag...
...begann (jedenfalls für mich) um 6:30 Uhr. Vollkommen ausgeschlafen konnte ich nicht länger liegen, zu groß war die Vorfreude. 

<= der Blick vom Balkon ist beeindruckend und man genießt die frische Bergluft....

Pünktlich um 7:30 Uhr ging es zum Frühstück. Dort wurden wir erst einmal herzlich von Stefano und Deborah begrüßt und es wurden die persönlichen Frühstücks- vorlieben geklärt, für mich also immer Kakao und Rührei, für Rainer Kaffee und ein weiches Ei. Das Frühstücksbuffet ist wirklich spitze, diverse frische Fruchtsäfte, versch. Wurst-  und Käsesorten, frische Semmeln versch. Art, frisches Brot etc.... man kann gar nicht alles aufzählen, so reichhaltig und lecker ist alles. Als besonderen Service bietet Stefano den Fischern die Zubereitung und Verpackung eines auf Wunsch zusammengestellten Lunch-

Paket's für den Fischertag an. Wirklich top. Bei so vielen wichtigen Kleinigkeiten bemerkt man sofort, das Stefano ein echter Fliegenfischer ist, der sich mit besonderer Mühe um seine Gäste kümmert. Alles mit Liebe zum Detail, man kommt sich sehr schnell vor, als ob man bei Freunden untergebracht ist. Stefano's deutsch ist zwar noch im Anfangsstadium, aber mit englisch kamen wir sehr gut zurecht. Ich bin aber sicher, das er in der nächsten Zeit das Deutsch noch besser beherrscht. Deborah spricht eh deutsch, sehr gut sogar.
Um 9:00 Uhr traf dann Rainer's Lehrer ein...ein wirklich super netter Kerl namens Sepp. Rainer wurde fortan unter seine Fittiche genommen und wir verabredeten uns wieder gegen 13:00 Uhr, nicht ohne noch kurz den Tipp von Sepp zu bekommen, es am vormittag eher an der Gail selbst zu versuchen und am nachmittag lieber am Grünsee oder den diversen Zuflüssen der Gail. Dies sollte ich jedoch selbst noch feststellen... 
Mit Stefano ging ich noch kurz die momentan fängigsten Fliegen durch, er hat dort einen Fischerplan vorbereitet - mit der Abbildung der fängigsten Fliegen auf der Rückseite. Zu den momentan Angesagten zählten die Wooly Bugger in braun + schwarz und stark beschwert sowie als Trockenfliegen die Adams und auch die Pheasant Tail (eher für die Zuflüsse).

Hier ist der Gewässerplan und die empfohlenen Fliegenmuster, leider habe ich keine bessere Aufnahme dieser beiden Dokumente. Es gibt sie aber unter der neuen Homepage des Hotel Post (siehe ganz unten).

Gegen 10:00 Uhr war ich endlich am Wasser. Ich entschloss mich, an der Gail oberhalb von Kötschach am großen Wehr des Sägewerks anzufangen. An diese Stelle konnte ich mich noch gut erinnern. Das Wasser war noch etwas mehr vom Schmelzwasser getrübt als am abend vorher, doch konnte ich schon einige Rainies beobachten. Langsam näherte ich mich dem ersten Pool unter einer Schleuse des Sägewerks...
...der erste Wurf mit einer beigen Goldkopfnumphe brachte mir auf Anhieb die erste schöne Regenbogen an den Schonhaken !
„das geht ja munter los hier...“ dachte ich noch und wirklich, in der nächsten Stunde konnte ich noch weitere 6 Regenbogenforellen zw. 25 – 35 cm beim Abfischen der vielen Pools an dieser Stelle fangen.
Aber dann war Schluß !!! Wie abgerissen... nix mehr los ! Ich denke die stille Post bei den hier lebenden Forellen hatte mittlerweile funktioniert, obwohl ich echt seeehr vorsichtig umhergeschlichen bin ;-))
Anschließend montierte ich einen Wooly Bugger in Schwarz mit großem Goldkopf und ein laaanges Vorfach in 0,16mm, um es etwas oberhalb im Fluß selbst zu probieren. Etwa 12 m quer stromauf in die sehr starke Strömung eingeworfen brachte mir diese Methode prompt beim Abdriften ans unter mir liegende Ufer einen vehementen Biss und eine rasante Flucht in die Strömung. Nach einigen Minuten konnte ich dann eine ca. 40cm große Regenbognerin landen und schonend releasen. Weiter stromauf probierte ich es dann immer wieder, aber nun war es endgültig vorbei mit der Herrlichkeit und das Handy klingelte: Rainer hatte seinen ersten „Schultag“ hinter sich gebracht. Also zurück zum Hotel. 
<= Beim Rückmarsch konnte ich noch zwei schöne Regenbogner beobachten (genau in der Bildmitte die zwei „Schatten“)

Am Hotel angekommen, fand ich Rainer und Sepp schnell auf der Hotelterrasse bei einem kühlen Bier. Beim anschließendem Gespräch mit Sepp konnten wir einiges über Kötschach und die Besonderheiten an der Gail erfahren. Unter anderem erklärte mir Sepp, warum die Fische gegen Mittag abrupt das Beißen einstellen...weil durch die Schneeschmelze das Wasser gegen Mittag a.) trüber und b.) KÄLTER wird. Jaaaa, da muss man erstmal drauf kommen ;-)) Aber Recht hat er auf jeden Fall gehabt !

Wenn uns der FF-Virus nicht überfallen hätte, wären wir sicher bis abends dort gesessen, so gemütlich war unsere kleine Runde. Als wenn man sich schon ewig kennen würde.... Aber gegen 14:00 Uhr machten Rainer und ich uns auf zur zweiten Runde.
Wir fuhren an der Gail flußaufwärts ins Lesachtal zur Holzbrücke Aigen. Bis dorthin sind es vom Hotel knappe 20 Minuten. Diesen Abschnitt (auch Gailschlucht genannt) hatte ich als landschaftlich wunderschön in Erinnerung. Dort angekommen, fielen wir erstmal über unsere Jausenpakete her und beobachteten das Wasser von der Holzbrücke aus. Der Wasserstand war sehr hoch und das Wasser türkisfarben, aber trübe...Schmelzwasser halt.
Am Wasser angekommen, fingen wir an, mit der Nymphe die ruhigeren Stellen am Rand abzufischen. Nach einer halben Stunde ohne Biss baute ich wieder auf den Bugger in schwarz um und hatte auch zwei kräftige Bisse, jedoch ohne die Fische landen zu können. Dazu kam noch ein kurzer Regenschauer und ich machte mir Gedanken, wie ich Rainer denn zu einem Fang führen konnte. Hier waren die Möglichkeiten jedenfalls leider begrenzt: Zu hohes und stark strömendes Wasser, ein Queren des reißenden Flußes unmöglich, viel zu gefährlich.
So hat das Queren keinen Sinn... =>

Wir beschlossen, nun den Bereich des Assnitzbaches beim Einlauf in die Gail zu erkunden. Auf dem Rückweg zum Auto bemerkte ich in einem ruhigen Tumpf zwei steigende Fische. Schnell noch eine trockene Adams montiert und auch mit beiden Fischen kurzen Kontakt gehabt, mehr aber auch nicht.
Martin und Yven (2 Schweizer Fliegenfischer) gaben uns am Abend vorher den Tipp, es gegen Abend am Assnitzbach mit der Trockenfliege zu probieren. 
Der Assnitzbach fließt im unteren Teil glasklar und ruhig in die Gail ein. Ich konnte schon bemerken, dass diese Stelle am Abend beliebt war, wir waren nicht die einzigen dort. Trotzdem konnte ich dort einige wunderschön gezeichnete Bachforellen fangen.

Jedoch ist eine äußerst vorsichtige Präsentation der trockenen Adams Bedingung und ich habe teilweise kniend gefischt, dass mir das Wasser bis zum Bauch stand. Anschließend sind wir den Assnitzbach noch etwas aufwärts gegangen. Ist wirklich wunderschön dort, aber eine heikle Fischerei, und ich hätte dort eigentlich meine etwas kürzere Bachrute mit der 4er Schnur benötigt. Insgesamt war der Abend am Assnitzbach so fesselnd, dass ich doch tatsächlich ganz vergessen habe, dort ein paar Bilder zu machen. 
Wir ließen den Tag ausklingen mit einem ordentlichen Schnitzel für zwei ausgehungerte Fliegenfischer, gefolgt von einer gemütlichen Runde im „Servus“, wo wir uns von den zwei Schweizern die Zubereitung des äußerst leckeren „Flämli“ erklären ließen. Hammergeil das Zeug, später dazu mehr.
 
 
 

Von links: Rainer, Ich, Yven und Martin nach dem geschätzen dritten „Flämli“ !

Donnerstag, 15.05.08  - Zweiter Tag an der Gail
Jetzt hatten wir ja schon Routine im morgendlichen Ablauf. Sepp war wieder pünktlich da, um mit Rainer den Kurs fortzuführen. Tags zuvor hatten sie nur am stehenden Auslauf der Valentin Wurfübungen gemacht, heute wollten sie an die Gail, ans Wehr beim Sägewerk, wo ich gestern morgen so gut gefangen hatte.
Ich beschloß, heute morgen mein Glück an der unteren, begradigten Gail zu versuchen, also vor der Gailbrücke links flußabwärts durch das Wohngebiet und ca. 1 km unterhalb von Kötschach. Das Wetter war wieder sehr schön, die Gail jedoch immer noch vom Schmelzwasser leicht angetrübt mit respektvoller Strömung / Wasserstand.
Hier stieg ich vorsichtig herunter und fischte mit einem 3 Meter langen 16er Vorfach und einer beigen Goldkopfnymphe. Direkt beim ersten Versuch: In die Strömung geworfen, Schnur locker abtreiben lassen und in der Drift zum Ufer ein kräftiger Ruck in meiner Rute, so fing ich die erste schöne Regenbogenforelle des Morgens:
<= kein Riese, ca. 28 cm aber sehr agiler Fisch.
Anschließend wieder Sendepause und nach einer Viertelstunde fuhr ich etwas flußaufwärts in Richtung Kötschach. Ich konnte mich noch erinnern, damals mit Karl dort gefischt zu haben. Es gibt einige große Wehre mit tiefen Tümpfen darunter, dort wollte ich es mit dem beschwerten Bugger versuchen. Allerding machten es die sehr starke Strömung und der hohe Wasserstand sehr gefährlich, an diese Stelle zu gelangen, aber ich konnt´s trotzdem nicht lassen....
Diesen Tumpf befischte ich nun, war aber ehrlich gesagt froh, wieder da raus zu kommen. Bisse hatte ich keine. Langsam kamen mir Zweifel, ob der vormittag wohl schon wieder zu weit fortgeschritten war, als ich beim Entlangspazieren hinter einigen großen Steinen eine mächtige Schwanzflossen in einer Drehung sehen konnte. Langsam pirschte ich mich an und beobachtete das Geschehen. Eine super Stelle, sehr große Steine am Rand bildeten immer wieder ruhige Pools, die ich nun flußabwärts der Reihe nach befischen konnte. Es folgte nun wirklich eine sogenannte Sternstunde der Fliegenfischerei:
Gefunden: Schöne Pools in denen ich etliche Forellen beobachten konnte, wie sie dort jagten, auch große Exemplare dabei.

Also, brauner beschwerter Wooly Bugger drauf (natürlich wie immer ohne Widerhaken), 2,50m langes Vorfach, 0,18mm stark. Als Standplatz kam nur der äußerste Rand in Frage. Es war schon beeindruckend zu sehen, wie in den ruhigen Stellen im trüben Wasser ab und zu eine große Schwanzflosse beim Abdrehen zu sehen war. Ich warf den Bugger immer etwa 45 Grad stromauf und gab sehr schnell Schnur nach. So konnte er nach unten absinken und in der Drift Richtung Ufer durch den leichten Zug an der Schnur nach oben steigen. In diesem Moment kam ein starker Ruck in der Schnur und der Tanz konnte beginnen... 

Es ging Schlag auf Schlag, und ich vergaß bald schon wieder vor lauter Adrenalinschüben, Bilder zu machen. Jedoch von der größten (ca. 40cm) die mir den heißesten Tanz bot (super agile Fische, die in der Strömung ganz schön Betrieb an meiner 5# T&T Vector machten) schoß ich eines:
Wunderschön gezeichnete Regenbogenforelle !
So ging das fast zwei Stunden, indem ich einen Pool nach dem anderen flußabwärts befischte. Einfach traumhaft bei schönstem Wetter. „Allein das ist das Eintrittsgeld wert...“ dachte ich mir ;-)
Irgendwann hatte ich jedoch genug und überlegte mir doch mal etwas vorwitzen zu gehen, wie der Rainer sich so anstellt. Also auf zum Sägewerk, beim Rückmarsch zum Auto hatte ich noch ein nettes Gespräch mit einem Kötschacher über die Fischerei. Sowieso, die Leute da unten alle wirklich super nett, kann man nicht anders sagen.
Hier noch ein paar Bilder von Rainer und Sepp beim Lehrgang:
Nachmittags sind wir hoch zur Odenhütte um uns mit einer anständigen Jause zu stärken, schwarzes frisches Brot und so ein Teller für echte Kerle ;-))) (oder Mädels) - siehe Foto weiter unten.

Anschließend stellten wir uns die Frage, wo wir weiterfischen sollten. Unser Weg führte uns an den Mühlbach, einen sehr schmalen, schwer zugänglichen und glasklaren Zufluß der Gail. Als wir den ersten Blick riskierten... husch, husch...waren alle Forellen torpedoartig weg ! Super heikle Fische dort, ein falscher Tritt bzw. Bewegung und man kann sich die nächste Stelle aussuchen. Wir trennten uns nun, da zu zweit fischen bei diesen „Professoren“ im Bach nun gar kein Zweck hat. An einer schönen Stelle konnte ich eine knapp 30cm große Bachforelle im knapp 50cm tiefen klaren 

Wasser beobachten, wie sie immer wieder unter Wasser Nahrung aufnahm. Ich pirschte im Zeitlupentempo etwas oberhalb an den Bach hinter einen Baum. Dabei dirigierte ich eine kleine braune Goldkopfnymphe mit der Rutenspitze und etwa150 cm 0,12er Vorfach durch das Geäst laaangsam an die Wasseroberfläche ca. 2m oberhalb des Fischstandplatzes. Ich ließ sie einsinken und folgte mit meiner Rutenspitze. Ich konnte schön sehen, wie die Nymphe dem „Professor“ genau vor´s Maul trieb, kurz vorher stoppte ich sanft damit sie aufsteigt. Schon kam sie hinterher, öffnete das Maul und.... als ob sie mich noch kurz mit „Amateur...“ beschimpfte drehte sie plötzlich wieder ab, nicht ohne mit hektischen Fluchten dem ganzen „Professorenpool“ Bescheid zu geben. Das war´s dann... 
Hmh, der Gailtaler Speck ist sehr zu empfehlen...

Trotzdem war´s sehr spannend aber Rainer zuliebe, dem das verständlicherweise zu anspruchsvoll war, machten wir uns nun auf zum Grünsee. Sonst hätte ich bestimmt den ganzen nachmittag dort verbracht, so zog mich diese schwierige Fischerei in den Bann. Um den Grünsee zu erreichen muß man durch Mauthen den Plöckenpass hinauf fahren. Am Plöckenhaus ist ein Parkplatz von dem man den Grünsee in einem 10minütigen Fußmarsch erreicht. Der Grünsee wird vom Angerbach gespeisst und genau an dem Einlauf ist eine bekannte Stelle mit sehr vielen Fischen. Das Wasser ist türkisfarben und glasklar, man kann die Fische dort genau beobachten.

Im oberen Einlauf des Baches ist das Wasser sehr flach. Dort machte ich eine beeindruckende Entdeckung, die Äschen laichten an dieser Stelle, unzählige Äschen tummelten sich in diesem Abschnitt und ich konnte sehr nah heran kommen, um Bilder zu machen.
Hier die laichenden Äschen, sie ließen sich nicht stören, nur SEX im Kopf... ;-)
Am Einlauf in den See wird dass Wasser dann tiefer, wir fischten wir noch ca. 2 Stunden, vornehmlich mit der Trockenfliege (Irresistible Wulff), auf steigende Äschen und Seeforellen. Ich konnte anfangs einige schöne Bachforellen und am Schluß eine große Äsche von ca. 38 cm landen und schonend releasen. Dann setzte Regen ein, Rainer war frustriert, da er noch keinen Fisch gefangen hatte. Ich „dirigierte“ ihn an eine vielversprechende Stelle, wo ich einen steigenden Fisch beobachten konnte. Seine Trockenfliege setzte er dann dort auf, ich sagte noch „...jetzt“, in diesem Moment kam der Biss. Damit hatte auch Rainer nach kurzem Drill einer schönen Äsche sein Erfolgserlebnis und wir machten uns anschließend schnell auf den Heimweg.

Im Hotel machte sich heute der Trockenraum mit spezieller Wathjosentrocknungsanlage bezahlt. Wirklich super. Im „Servus“ ließen wir den Abend zusammen mit den Schweizern Yven und Martin sowie einem weitereren erfahrenen Fliegenfischer, Kurt aus Berlin, ausklingen. Der Flämli hatte es uns dabei angetan, er wurde mittlerweile von Steffi (die echt fix ist, was Gästebewirtung angeht) schon auf die Getränkekarte gesetzt.
Hier die Zubereitung:

1.) In eine Espressotasse zwei Teelöffel Zucker geben.
2.) Anschließend einen starken Espresso drauf, NICHT umrühren.
3.) Den Espresso leertrinken bis nur noch der Zucker übrigbleibt.

4.) Anschließend ein Schnapsglas voll Willi (mind. 40% Alc.) in die Tasse geben (wir benutzten immer einen guten Williams Birne)
5.) Mit einem langen Teelöffel etwas Zucker vomTassenboden nach oben holen und zusammen mit dem Schnaps anzünden.
6.) Die Tasse etwas quer halten und den restlichen Schnaps mit dem brennenden Teelöffelzum brennen bringen (mit etwas Übung klappt das bei jedem Flämli besser)
7.) Brennt der Schnaps, die Tasse hinstellen und den Schnaps umrühren (ab und zu den Löffel auch rauf und runter bewegen, manchmal muss die Flamme nachgezündet werden)
8.) Nach ca. 1 Minute hört man plötzlich ein lautes zischendes Geräusch. Nun ist der Zucker karamelisiert. ACHTUNG, die Tasse wird sehr heiß !
9.) Den Tasseninhalt in das Schnapsglas schütten und trinken. PROST !
Freitag, 16.05.08  - Dritter Tag an der Gail
Nach dem Frühstück (die Wettervorhersage war für heute schon arg wechselhaft) bin ich schon recht früh los, um das obere Lesachtal zu befischen. Durch den Regen am Abend und in der Nacht konnte ich auf der Holzbrücke Richtung Aigen schon sehen, daß das Wasser heute noch ein Tick höher und trüber war, nicht unbedingt gute Vorraussetzungen. Trotzdem war es ein wunderschöner Morgen. Ich beschloss, ab der Brücke stromaufwärts zu wandern, was sich alsbald aber als rechte Kletterei herausstellte. Die Gail war so hoch und schnell fließend, daß an ein Überqueren absolut nicht zu denken war. Nach einigen Metern kam ich an einen verheissungsvollen Tumpf, wo ich vorsichtig auf einen Felsen kletterte. Wieder mit der Methode des abtreibenden Wooly Buggers, konnte ich in diesem Tumpf 2 schöne Regenbogenforellen überlisten.
An diesem Tumpf habe ich den stromab treibenden Wooly Bugger präsentiert.
So befischte ich noch einige andere schöne Stellen, bis ich an einen unüberwindbaren Felsen kam. Die oberhalb liegende Strecke sah ja einfach zu verlockend aus... durch's Wasser war aber unmöglich. Also doch die Kletterpartie gewagt. Nachdem ich in ca. 15 Metern Höhe mal kurz abrutschte und einen Steinschlag auslöste, packte mich dann doch die Vernunft und ich kraxelte vorsichtig wieder zurück. Ich war heilfroh, als ich wieder unten war und auch meine Wathose + Rute keine Schäden davongetragen hatten. 
Gegen Mittag rief dann auch schon wieder Rainer an, er war mit Sepp oben am Grünsee, ob ich nicht auch kommen möchte. Also machte ich mich auch auf den Weg dorthin. Mein grummelnder Magen meldete sich zu Wort, für solch einen Fall erinnerte ich mich an Sepp´s Tipp: Metzgerei Kastner in Mauthen !!!
Hmh, was ein Duft, als ich die Metzgerei betrat. Also schnell mit Gailtaler Speck, einigen Semmeln und Grillsteaks eingedeckt. Dazu noch paar Flaschen Bier. Perfekt.
Mit dem Proviant machte ich mich auf den Weg, den Plöckenpass hinauf zum Grünsee.
Als ich den Grünsee erreichte, konnte ich Rainer schon im Drill mit einem stärkeren Fisch sehen, Sepp saß gemütlich auf einer Bank und beobachtete das Geschehen sichtlich zufrieden. Das Wetter war zwar mittlerweile in diesig und eher ungemütlich umgeschlagen, dies schien die recht großen Saiblinge aber nicht zu stören ;-))
„Du, der Rainer fischt oan Saibling noh dem oanderen aussi, oaner scheener als der näxte....“ war Sepp´s Begrüßung.
Rainer im Drill: Er war sichtlich begeistert. Hätt der keine Ohren könnt er im Kreis grinsen.

Nachdem ich im kalten Zulauf des Sees das Bier eingekühlt hatte, machte ich mich zusammen mit Sepp und dem mittlerweile eingetroffenen Pächter Stefano über den Speck und die Semmeln her, Rainer hatte anscheinend jegliches Hungergefühl verloren. 
Stefano war glücklich, heute einmal ein bißchen Zeit zum Fischen gefunden zu haben. Ich fragte ihn, ob wir heute Abend an der Grünseehütte grillen könnten. War natürlich kein Problem, je nachdem ob es regnet oder nicht, sollten wir uns vor odre in die Hütte reinsetzen. Wenn wir nichts zum Grillen gehabt hätten....

Stefano hätte uns sicher was besorgt, so sehr kümmert er sich um seine Gäste, absolut vorbildlich. Service rundum sozusagen, TOP !!!

Hier noch einige Impressionen dieses schönen Tages:

Links Sepp und rechts Stefano beim Fischen am Angerbacheinlauf =>

Unten links: Angerbacheinlauf in den Grünsee von oben.

Unten rehcts: Ausklang mit lecker Bier und Grillsteaks an der Grünseehütte.

Tja und dann kam ein guter Regenguss, wir schafften es noch gerade so zum Auto. Nix wie runter nach Kötschach ins Hotel, die Sachen zum Trocknen aufgehängt und schön warm duschen, es war doch recht frisch geworden oben am See, ca. 10 Grad. 

Wir hatten immer lustige und angenehme „Flämli“ – Abende zusammen: Kurt, Yven, ich, Rainer und Martin
Samstag, 17.05.08  - Vierter Tag, der Tag als der große Regen kam....
Der Abend vorher war ja verregnet. Nach dem Frühstück sah´s dann doch wieder ganz gut aus, zwar bedeckt aber kaum Wind und kein Regen.
Ich wollte zusammen mit Rainer an der unteren Gail fischen, wo ich am 2. Tag vormittags eine Sternstunde erleben durfte. Diesmal war die Gail durch den starken Regen abends aber recht schnell noch höher angestiegen, nach dem Abfischen einiger Pools sah ich ein, dass es am Fluß selbst keinen Zweck hatte zu fischen.
Also brachen wir zu einem neuen Teilstück, der Valentin, auf. Dies ist der untere Teil des Auslaufs aus der Valentinklamm. Absolut schnapsklares Wasser. Wir parkten unten am Schwimmbad und ich sah einige aussichtsreiche Stellen. Aber zu meiner Verwunderung kein einziger Fisch zu sehen und auch das abfischen der tiefen Pools unter den Wehren brachte nichts ??? Erst später am Abend erfuhr ich den Grund dafür. Die Valentin läuft im unteren Teil im Sommer immer trocken, daher kein Fisch. Das Wasser läuft im Sommer immer durch den Mühlbach ab. Somit erklärte sich, warum ich plötzlich kurz oberhalb des Mühlbachablaufs aus der Valentin Fische sehen konnte. Aber sowas von scheu... ich probierte einige traumhaft schöne Stellen, aber außer dem Inspizieren meiner verschiedenen Nymphen ließ sich kein Fisch überlisten.
Trotzdem eine traumhaft schöne Landschaft. Hier sind einige Bilder:
Nachdem wir ca. 1 Stunde die Valentin befischt hatten, bemerkte ich daß Rainer aufgrund der Gewässerschwierigkeit so seine Probleme hatte und seine Stimmung schwand. Schnellfließendes Wasser mit vielen Steinen, kaum Gelegenheit zum werfen und und super heikle Fische sind für Anfänger natürlich nicht so das Wahre. Ich überlegte schon, wo wir denn anschließend Fischen könnten, als es laaangsam anfing zu regnen. Beim Rückmarsch zum Auto wurde es laaaangsam immer mehr bis es richtig goss, wie aus Eimern. So machten wir erst einmal Mittag im gutbürgerlichen Gasthof Engl, direkt bei der Kirche in Kötschach. Sehr zu empfehlen ! Aber der Regen wurde immer stärker und gerade Rainer war mit keiner Regenjacke ausgerüstet.
Wir beschlossen, den Nnchmittag gemütlich im Wellness-Bereich des Hotels ausklingen zu lassen. Super angenehmer Wellness Bereich, das Highlight sind meiner Meinung nach die Wasserebetten im Ruheraum nach der Sauna.

Somit war der Tag fischereilich also gelaufen. Das Abendessen machten wir diesmal im Hotel. Stefano persönlich bereitet es immer zu und wir hatten die Abende vorher immer nur Gutes über seine Küche gehört. Wir wurden absolut nicht enttäuscht, oh nein.
Erstklassige Spaghetti Carbonara + Vorspeise und Nachspeise. Nur soviel: beim nächsten Besuch werde ich IMMER im Hotel essen, ist auch einfacher wenn´s, wie bei Fischern üblich, mal was später wird. Stefano ist immer absolut flexibel, was seine Gäste angeht. Als Beispiel: Als wir ihm berichteten, das Rainer keine

Regenjacke dabei hat, besorgte er uns sofort eine, die Rainer dann benuzen durfte. Stefano und Deborah sind wirklich vorbildliche Gastgeber die immer zuvorkommend helfen.

Auch dieser Abend endete beim gemütlichen Ausklang im "Servus" zusammen mit Kurt, Yven und Martin.

Sonntag, 18.05.08  - Fünfter Tag, Starkregen... 
An diesem Morgen goß es wie aus Kübeln, an ein einigermassen angenehmes Fischen war kaum zu denken. Die Gail selbst hatte lt. Auskunft von Kurt absolutes Hochwasser. Nachdem wir im Internet die Wettervorhersage ausfindig gemacht hatten, verließ uns dann doch die Motivation für die letzten beiden Tage und wir beschlossen, nach Hause aufzubrechen. 
Stefano reagiert auch darauf wieder absolut vorbildlich. Wir bekamen 1 Tag komplett erlassen und den 2 Tag bekamen wir in Form eines Gutscheines gutgeschrieben. Da ich sowieso im Herbst nochmal hinfahren möchte, war das für mich absolut okay.
Die Rückreise war ebenfalls komplett verregnet, bis wir dann wieder in Schweich waren. Dort war es tags drauf sehr schön und so konnte der Urlaub noch zum Fischen in der Heimat genutzt werden.

Mein Fazit fällt also rundum positiv aus. Allem voran die Gastgeber sind der Hit, die Gail und die Umgebung sowieso. Mein nächster Besuch wird dann aber mal im Herbst sein, soll auch traumhaft schön sein. Sollte jemand ins Hotel Post fahren, auf keinen Fall vergessen Stefano die besten Grüße von mir zu bestellen.

Hier noch die Homepage vom Hotel Post: www.flyfish-hotelpost.com



Update Sommer 2009:
Das Hotel Post hat seit Frühjahr 2009 leider geschlossen. Die Fischerei ist aber im selben Umfang weiterhin möglich.
Die neuen Kontaktdaten betr. der Fischerei in Kötschach - Mauthen: 
Aqua-Sol-Abenteuer 
AAE Wasserkraft GmbH 
Familie Klauss-Lanzer 
A-9640 Kötschach-Mauthen 66 
Tel: 0043 4715-222-0   ab 17 Uhr Durchwahl  51 oder 43 
Fax: 0043 4715-222-53 
E-Mail:  office@flyfish.at 
Homepage: www.flyfish.at

Ein Bericht von Harry Reiter für www.fliegenfischer-forum.de. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial ist verboten.

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