Fünen

Für unsere erste Meerforellenfahrt wählten wir die dänische Insel Fünen als Ziel. Angeregt durch die vielen Berichte im Internet und nicht zuletzt auch durch entsprechende Artikel in "Fliegenfischen" wollten wir (2 Fliegenfischer aus Sachsen) in der Woche nach Ostern unsere ersten Meerforellen fangen.
Um es gleich vorwegzunehmen - nächstes Jahr werden wir das gleiche Ziel haben.
Also ging es Montag früh um 3.00 Uhr los. Gegen acht fuhren wir durch Hamburg und mittags waren wir dann nach knapp 10 Stunden endlich am Ziel. Als Unterkunft hatten wir eine B&B Pension in Jordlose (Westfünen, zwischen Harby und Faborg) gewählt.
Nach dem Ausladen des Gepäcks fuhren wir gleich einmal ohne Angelgerät ans Wasser. Vor unserer Reise besorgten wir uns die Broschüre "Die 100 besten fünischen Angelplätze", so dass wir sofort Anhaltspunkte für die ersten Versuche hatten. Bei Windstille und leichtem Nieselregen erkundeten wir die Stelle 76 Damsbo, die sich in ca. 3 km Entfernung von unserer Unterkunft befand. Wir sahen Unmengen an Futter im Wasser, insbesondere Flohkrebse in allen Farben und Größen.
Ab 15.00 Uhr zeigte uns unser Vermieter Ole seine Lieblingsstellen auf der Halbinsel Helnaes. Nachdem wir auf dem dortigen Zeltplatz unsere Angelscheine kauften, begannen wir bei West-Helnaes zu angeln.

Der Blick vom Parkplatz Helnaes-West auf den Damm, der die Ver bindung zur Hauptinsel bildet.  (bei " schönem " Wetter)

Wir nahmen nur die Flugruten mit, Ole fischte mit dem Blinker. Der Regen nahm immer mehr zu und nach drei Stunden drehte der Wind, so das er von rechts vorn wehte.
Mit diesen Bedingungen kamen wir überhaupt nicht mehr klar, auch, weil wir versuchten, möglichst weit nach draußen zu werfen, anstatt parallel zur Küste, wie wir es dann bei zwei anderen Fischern sahen.
So endete der Angeltag gegen 20 Uhr. (Als wir ankamen, war kein anderer da, als der Wind gegen 19.00 Uhr auf West drehte und es richtig regnete, waren auf einmal vier Angler auf der Strecke, zwei mit Spinnrute und zwei mit Fliegenrute - das hätte uns eigentlich nachdenklich stimmen sollen.)
Am Dienstag Morgen mußte Toni leider zum Zahnarzt (das vermittelte auch unser Vermieter), so daß ich die Strecke 61 Hanseodde allein befischte.
 
                    Hanseodde: Zufahrt über den Campingplatz bei Nabbe
                             oder die Ferienhaussiedlung Bogebjerglund


Früh war es noch dunstig, aber gegen zehn setzte sich die Sonne durch und bei strahlend blauen Himmel und einer schwachen Brise aus Ost war keine Bewegung unter Wasser wahrnehmbar und es tat sich auch an der Fliege nichts. Kein Mensch außer mir weit und breit, natürlich auch kein Zivilisationslärm, nur das sanften Plätschern der See und ab und zu eine Möwe, da kann man die Seele baumeln lassen.
Auf einmal ein Ruck - es war mehr ein zartes Festhalten - aber keine darauffolgende Flucht, also denke ich beim Einholen, war es doch nur ein Hänger. Und richtig, die Fliege hat ein kleines Tangbüschel gefaßt. Als ich es in der Hand halte, zappelt es und außerdem hat es ein Maul.
 
 

                            Mal ein Fischfoto der besonderen Art: Suche den Fang....

Ich habe selten so gelacht. Aber, immerhin der erste Fliegenfisch aus der Ostsee. Gegen zwölf kam Toni sichtbar erleichtert vom Zahnarzt, seine Schmerzen waren endlich weg. (Sein Geld auch, aber dank Reisekrankenversicherung bekam er zu hause fast alles zurück). Wir wechselten die Stelle und angelten über Mittag in der prallen Sonne. Es war wenigstens schön warm...
Nach dem Abendbrot fuhren wir mit Ole nach Damsbo, aber es war wieder totale Fehlanzeige. Auch Ole hatte auf Blinker keinen einzigen Biß.

Am Mittwoch standen wir um halb fünf auf, um von halb sechs bis um acht wieder in Damsbo erfolglos zu sein. Dabei waren diesmal die Bedingungen ideal: Eine leichte Brise von vorn, Hochnebel, so dass die Sonne noch nicht durch kam, Futter im Wasser, jedoch weit und breit kein Fisch zu sehen. Um halb neun
beim Frühstück zogen wir eine erste Bilanz: Zwölf Stunden angeln ohne Erfolg....
Dafür ist Marys Frühstück eine Pracht und baut den leicht frustrierten Fischer wieder auf.
Das Wetter - wie immer in dieser Woche viel zu schön: Sonnenschein, hohe Temperaturen und Ostwind.
Von zehn bis halb zwölf angelten wir an diesem Tag am Leuchtturm von Helnaes, diesmal mit Blinker, aber auch dort totale Nullnummer. Wir wechselten wieder nach West-Helnaes, dort waren schon ca. 10 Angler.
 

Vom Steilufer nach unten geschaut.


Ein Däne hatte mit der Wasserkugel und Fliege weit draußen (ca. 50 m vom Ufer) zwei Meerforellen (ca. 40..45cm) gefangen, den anderen ging es wie uns. Zumindest konnten wir uns hier eine erfolgreiche Technik abschauen:
Buldo, danach 2m Vorfach und gaaaanz langsaaaaam einkurbeln.
Da mir sowieso schon vom vielen Werfen mit der schweren 9er Flugrute die Schulter schmerzte, stieg ich auch auf diese Technik um.
Für den Abend nahmen wir uns die Stelle 73 Sonderhjorne in der Nähe von Bojden vor. Vorher kundschafteten wir noch die Abfahrtszeiten der Fähre zwischen Bojden und Fynshav aus, denn am Freitag wollten wir nicht den langen Weg über die Autobahn nehmen.
Die Strecke 73 bietet tiefes Wasser bis dicht unter Land, waten ist nicht notwendig, denn man kommt mit der Wathose meist sowieso nur 5m weit hinein, dann wird es gleich tief. Der Strand ist steinig und es liegen auch große Steine im Wasser. Wir suchten uns geeignete Plätze möglichst weit weg von den Stellnetzen, die in etwa 50 m Abstand zur Küste standen.

 
     Abendbrot der Fliegenfischer (die leeren Verpackungen wurden selbstverständlich wieder mitgenommen )


Bis zum Abendbrot hatten wir wieder keinen einzigen Biß, aber in der hereinbrechenden Dunkelheit fingen wir jeder einen  kleinen Dorsch auf Fliege; Toni mit der Flugrute, ich mit Buldo.
 

                        nach Sonnenuntergang kommen die Dorsche...


Am Donnerstag Morgen wieder das gleiche Wetter: Windstille, später leichter Ostwind, etwas diesig, später volle Sonne...
Wir fuhren wieder nach Helnaes West, diesmal fuhr ich mit dem Bellyboot  ca. 80 m vor der Küste lang.
Ankern, 30 Würfe mit Sbiru schwimmend und 2 Fliegen am 3m Vorfach, 50 m weiterfahren usw.
Es tat sich nichts. Totale Ruhe, leichtes Plätschern der Wellen, sanftes Schaukeln im Boot, die Sonne scheint in den Rücken, man kann auf den ca. 4m tiefen Grund schauen - es ist eine Idylle.
Im Bellyboot ist man irgendwie schwerelos. Ich mußte nur aufpassen, nicht einzuschlafen. Plötzlich ein "Plopp" 20 m links neben mir und ein Ring! Gleich nochmal dasselbe, ich sah die Rückenflosse herausbuckeln. Also den Sbiru schnell herangekurbelt, mit ca. 10m Vorhalt in die richtige Richtung geworfen. Langsam heranziehen, da wieder ein Plopp nun schon 10m rechts von meiner Schnur, die schwimmen aber schnell...Das war's dann wieder.
Nach 3 Stunden wieder an Land, unterhielten wir uns mit einem schweizer Fischer, der die Hoffnung auf Meerforellen auch schon aufgegeben hat. Er war sichtlich enttäuscht über den Unterschied von Werbung und Realität.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz sahen wir dann vom Steilufer aus, dass unten, keine 10 m vom Ufer weg, viele Fische stiegen. Toni holte sein Fernglas, während ich hektisch die Fliegenrute zusammenstecke, einen Streamer anknote und mitten in den Schwarm reinwerfe.
Toni ruft mir zu, das es viele kleine Meerforellen sind, zwischen denen aber auch große dabei sind. Nach ca. 30 min. "Jagd" immer am Strand entlang gebe ich es auf, die Fische steigen nach irgend etwas kleinem und ich habe nur die großen Fliegen und die neuner Schnur dabei. Toni sagt mir auch, dass er mit dem Fernglas meinen Streamer sah und dass die Fische drum herum schwammen.
Er probierte daraufhin kleine Trockenfliegen an der 5er Rute und prompt fängt er die erste Meerforelle unseres Urlaubs - ein Smolt von ca. 30 cm. Weitere Versuche bringen nichts mehr.

Wieder auf dem Parkplatz kommen wir während des Mittagessens mit einem deutschen Angler ins Gespräch. Er bietet uns an, ihn am Nachmittag nach Sonderby Klint, Stelle 80 , zu begleiten. In den Stunden mit ihm lernten wir mehr, als in der ganzen vorangegangenen Zeit. (DANKE!- falls Du es liest)
Er schenkte Toni zwei "Mysis" und endlich ruckt es auch mal ordentlich, denn hier sind Fische!
Ich hatte zwei Bisse auf Fliege am Sbiru, eine hing sogar eine kurze Zeit bevor sie ausstieg. Unser Lotse fing eine 55er Regenbogen, Toni warf einer noch größeren aus ca. 5 m Abstand die Schnur aufs Haupt, worauf sie mit einer Bugwelle verschwand. Abends fing ich noch mein erstes Meerforellchen, ebenfalls ein ca. 30 cm langer Smolt.

Gegen 23 Uhr im Quartier planen wir unseren letzten Tag. Da wir am Freitag fahren müssen, können wir nachmittags nicht durch Hamburg durch. Deshalb legten wir die Abfahrt vom Angeln für 11 Uhr fest, bis 12.00 Uhr Packen im Quartier, damit wir um 13.00 in Bojden die Fähre erwischen. Wir binden uns jeder noch drei "Mysis", die Erfolgsfliege dieses Tages.

Am nächsten Morgen sind wir um acht Uhr an der "guten" Stelle. und es geht auch gut los, denn ich habe gleich einen Biß und einen Nachläufer auf die Mysis am Sbiru. Dann wieder ein Biß und ausklinken...ich habe von der Spinnrute die Nase voll. Ich fischte mit geflochtener Schnur, wahrscheinlich ist sie viel zu hart, so dass die größeren Fische aushakten (zwischendurch hing ein kleine Meerforelle).
Die letzte halbe Stunde bricht an, da wollte ich nur noch mit der Fliegenrute fischen. Ich wechselte also nochmal die Stelle und prompt bekomme ich doch noch einen ordentlichen Biss! Der Fisch geht sofort aus dem Wasser und nach kurzer Zeit kann ich eine 50 cm lange Regenbogen keschern.
 

Es ist irgendwie seltsam: Nach 32 Stunden erfolgloser (aber lehrreicher) Fischerei, fängt man kurz vor Ultimo doch noch den ersehnten Fisch.

Das war's dann also; elf Uhr Abfahrt, um eins legt die Fähre ab und um 14.30 sind wir wieder in Deutschland und abends um elf zu Hause. Zweitausend Kilometer stehen mehr auf der Uhr, viele Erinnerungen bleiben und die Sehnsucht nach Stille, Weite und großen Fischen ist uns nun auch eingeprägt.

Am Samstag Mittag gibt es gleich den frischen Fisch, sein lachsrotes Fleisch und sein fetter Rücken zeigen, wo er herkam. Sicherlich sind diese Netzfische im Kampf nicht mit einer gleichgroßen Meerforelle zu vergleichen, aber geschmeckt hat sie prima und es sind auch alle satt geworden.
 


                                        Forelle überbacken, dazu einen Weißherbst.....


Größer hätte sie nicht sein dürfen, denn hier setzt der Backofen die Grenzen.

Sicherlich die schönste Erfahrung waren aber die Ruhe, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen auf Fünen, die Ordnung und Sauberkeit der Ortschaften wie auch Strände. Es täte uns Deutschen gut, uns daran ein Beispiel zu nehmen.
 

Zum Schluß ein paar Tips:


Zum Abschluß ein Dankeschön an alle, die mir bei der Vorbereitung der Tour halfen, insbesondere Heinz, Jürgen und Thomas.

                                                           Ingo Ritter