Frühsommer- Bode von Hans-Werner Schneider
Über die Bode im Ostharz gibt es auf dieser Seite ja schon einen ausführlichen und anschaulichen Bericht (s. Nr. 42). Dennoch möchte ich – um ihre Schönheit in einer anderen Jahreszeit zu preisen –  kurz wiedergeben, wie sie sich mir im grünen Frühsommerkleid dieses Jahres dargeboten hat. 
Breite Blattwerkfächer auf der einen und hohe Gräser und Schilf auf der anderen Seite fassen die Bode bereits an der sogenannten „Hotelstrecke“ in Treseburg mit einem sattgrünen Saum ein. Hier lohnt es sich frühmorgens und am Abend immer, die Trockenfliege über den verheißungsvoll dunklen, tiefen und ruhig dahinströmenden Flusspartien auszuwerfen. Aber auch das  scheinbar flache Ufer ist man nicht gering zu achten.

Fährt man einen guten Kilometer weiter Richtung Altenbrak, tut sich rechts hinter der Brücke die Zufahrt zur Bodenschleife auf. Hier bietet das bewaldete Steilufer zur Rechten und der dichte Weiden-, Erlen- und Eschenbestand zur Linken unserem Fluss eine fast lückenlose, schattige und kühlende Überdachung. Und hier nun zeigt sich die Bode in ihrer ganzen Schönheit. Stille herrscht. Außer dem Rauschen des Wassers und dem Konzert der Singvögel vernimmt das Ohr keine anderen Töne – eine  Abgeschiedenheit, in der man – zumindest an Werktagen – fast nie einem Menschen, wohl aber mit etwas Glück dem seltenen und scheuen Schwarzstorch begegnet.

Die Fließbewegung des glasklaren Gebirgsflusses ist hier recht unterschiedlich: flache leicht bewatbare Züge wechseln sich mit munteren Rieselstrecken und tiefen Gumpen entlang der Felswände ab. Oft unterteilen kleine wehrartige Schwellen die Strecke in übersichtliche und abwechslungsreich zu befischende Abschnitte.
Je weiter man sich dem Scheitelpunkt der Flusskurve nähert, umso stärker weicht das schattige Blätterdach zurück und gibt dem Sonnenlicht vermehrt Zugang auf die Wasseroberfläche. Demzufolge verstärkt sich von da an auch der Hahnenfuß- und Algenbewuchs am Flussboden, so dass er lange grüne Fahnen bildet – ein ideales Versteck für Bachforellen.
Und vor allem sie sind es, die hier wie an den übrigen Abschnitten der großen Schleife die korrekt servierte Trockenfliege unverzüglich attackieren, – keine spektakulären Trophäenfische, obwohl solche zur Freude der Nass- und Nymphenfischer an den entsprechenden Stellen mit Sicherheit auch vorhanden sind, –  dafür aber vollendet geformte, natürlich auf- und abgewachsene kleine Kraftpakete in herrlicher Färbung und Zeichnung. In der Sonne glänzen ihre Flanken wie Gold,  von Rubinen und Diamanten durchsetzt, – ein Schatz, der für mich Grund genug ist, der Bode jährlich mindestens einen Besuch abzustatten.
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