Fliegenfischer - Forum

Servus,

ich wurde aufgrund meiner chemisch-technischen Ausbildung von meinem Angelverein gefragt, ob ich an deren Teichen regelmäßig das Wasser analysieren könnte.

Dies hat hauptsächlich den Grund, dass man über das ganze Jahr (bzw. mehrere Jahre) nachvollziehen kann, wie sich das Gewässer entwickelt, bzw. ob es an bestimmten Stellen und zu bestimmten Zeiten im Jahr kritisch für die Fische wird (es gab wohl kürzlich ein paar Probleme mit toten Karpfen).

Nun ja, ich arbeite zwar in der chemischen Industrie, habe aber von berufswegen nichts mit Wasseranalyse zu tun.

Es gibt ja komplette Testsets zu kaufen, und ich denke ich weiß auch was mit den verschiedenen Werten wie z.B. Temperatur, Sauerstoffgehalt, pH-Wert, Phosphat, Nitrit/Nitrat usw. anzufangen. Allerdings wüsste ich nicht z.B. wo und wann ich das Wasser in einem 3-4 ha großen Teich testen soll.

Konkret soll das heißen: Ich möchte, bevor ich irgendwas teste, erstmal einen Plan machen, den ich anschließend regelmäßig abarbeiten kann.

Zur Info: Teich 1: ca. 3 ha, Tiefe max. 5m
Teich 2: ca. 4 ha, Tiefe max. 7m
Kein Zulauf

Meine Fragen an euch. Habt ihr ein paar Tipps für mich...ich denke es gibt hier bestimmt den ein oder anderen Gewässerwart, der diesbezüglich Erfahrungen gesammelt hat. Habt ihr vielleicht einen Buchtipp für mich, wo ich mich erstmal einlesen kann?

Danke und Gruß
Steffen

Hallo Steffen,

wir messen auch regelmäßig die chemischen Parameter an der Sinn und benutzen folgendes Gerät: http://www.aqua-check.de/de/
Das Teil ist seht praktisch aber leider nicht ganz billig. Die Messungen gehen recht flott und man hat belastbare Werte.
Du kannst auch mal bei Eurem Verband nachfragen. Die haben meist jemanden, der sich mit Wasseranlysen und den passenden Unterlagen auskennt.

Tight lines

Peter

Hallo Steffen,
zunächst mal Gratulation für deine überlegte Herangehensweise an das Thema und gleich der Hinweis, dass du es ganz sicher nicht mit Teichen (weder definitorisch noch limnologisch) zu tun hast sondern wohl mit kleinen (Bagger-)Seen, die bei der angegebenen Tiefe vermutlich auch einschichten, falls sie nicht noch von Grundwasser durchströmt werden. Womit wir schon bei einem wesentlichen Messprogramm wären. Mir sind leider keine kompakten Praxishandbücher zum Thema bekannt. Als sehr handliche weiter gefasste Literatur ist m.E. aber immer noch Otto Klee; Angewandte Hydrobiologie, Georg Thieme Verlag zu empfehlen. Meine Ausgabe von dem Buch ist zwar schon 2 Jahrzehnte alt, es gibt aber wahrscheinlich neuere Auflagen und vom Prinzipiellen her hat sich nichts wesentliches verändert. Spezielle Fragen, die jetzt "in" sind wie Mikroschadstoffe ,künstliche Hormone etc. lassen sich dann sicher im Zwischennetz recherchieren.
Kannst mich auch bei speziellen Fragen per PN kontaktieren.
Glück Auf
Siegfried

Hallo.

Besten Dank für die Tipps, das hat mir schon mal weiter geholfen.

Ich hätte aber nochmal ein, zwei Fragen:

Nehmt ihr auch Proben aus tieferen Gewässerschichten? Und wenn ja, wie macht ihr das? Mal angenommen ich möchte am Grund eines 7 Meter tiefen Teichs (...na gut - See ) eine Probe nehmen...gibt es da spezielle Probennehmer?

Ebenso verhält es sich ja dann mit der Temperaturmessung... Damit könnte ich ja zumindest schonmal bestimmen, ob eine Schichtung vorhanden ist und in welcher Tiefe sie sich befindet. Hier wäre wohl ein Digitalthermometer, eben mit einem sehr langen Kabel, sinnvoll!?


Gruß
Steffen

Hallo Steffen,
die Antwort auf alle Fragen lautet Ja! Man kann nur hier nicht einen Limnologiekurs in fünfzehn Zeilen niederschreiben. Vom Prinzip, Tiefste Stelle im See ein Tiefenprofil messen. Zum Vergleich kannst du mal die Ruhrgüteberichte zu den Talsperren lesen, da sind die Parameter mal besprochen und man sieht wie sowas aufbereitet und interpretiert wird. Kuckst du hier.
http://www.ruhrverband.de/fileadmin/pdf ... t_2012.pdf
Als technisch begabtem Menschen gebe ich dir mal ne Bastelanleitung für einen einfachen Probeschöpfer (die Profigeräte kosten ab 1500 € aufwärts). Sektflasche, Korken, Bohrer 2 mm, Seil oder Angelschnur ca 0,5m, Kleber, Stein/Blei/Eisen, Seil > min 5 m mehr als Seetiefe, Zollstock, wasserfester Fizstift. Messvorgang. Ablassen auf gewünschte Tiefe, kurzer Ruck, warten bis keine Blasen mehr kommen, zügig und gerade hochziehen, dabei Tiefe nochmals prüfen. Beim Bestimmen der Probenahmetiefe bedenken, dass der Flaschenrand gilt.
Glück Auf
Siegfried

Hallo Steffen

Wir hatten früher im Verein einen Umweltkoffer mit Digital-Messgeräten.
Er war von VDSF - Umwelttechnik aus Offenbach am Main.
Wir haben mit Digitalmessgeräten für Sauerstoff, pH-Wert, Temperatur und Leitfähigkeit gemessen.
Sie hatten lange Kabel. Wir bekamen, glaube ich, sogar Zuschuss vom Bezirksfischereiverband. Es wurde auch ein Lehrgang für Gewässerwarte in Aufseß durchgeführt.

Gruß Hans