detärjag hat geschrieben:
Ich habe eben mal mein Maschinenelemente Skript raus gesucht und denke das da was dran ist.
Du kannst, lieber Jan,
in Deinem Maschinenelemente-Skript eine Randnotiz anfertigen:
"Die haltende Wirkung der Reibungskräfte in der Hülse findet nur während der Auflade- oder Entladezeit der Rute statt. In der sehr kurzen Zeit des Übergangs zwischen den Ladevorgängen wirken keine Reibungskräfte mit Ausnahme der des fest eingerammten Zapfens."
Da, wo es Reibung gibt, gibt es auch Abrieb mit der Folge des Materialverschleißes. Des Schicksals Fügung will es, dass aus der stramm sitzenden Hülsenpassung mit der Zeit eine Rutschpassung wird, die man am besten wachst, um sie wenigstens durch den Unterdruck zusammenzuhalten. Na, wie hab' ich das wieder hingebogen?
Ich hab heute Nacht erst einschlafen können, nachdem ich mir vorgenommen habe, heute morgen mal in der "Bibel der Rutenmacher", bei Gerrison, nachzuschauen. Carmichael und Gerrison gehen offenbar davon aus, dass sich der geneigte Leser fertig eingepasste Hülsenpaare oder Sets kauft und gehen auf die Passform nur mit dem Hinweis ein: " It is now generally conceded that the friction or "suction" fit ferrule is the best design." ("A Master's Guide To Build A Bamboo Fly Rod", 2007, S. 105) Entgegen ihrer sonstigen Ausführlichkeit war's das dann auch schon.
Cattanach beschreibt zwar sehr ausführlich das Schmirgeln und Polieren (auf den Knien bei bereits montiertem Zapfen!); zur Passung beschränkt er sich aber auf den Hinweis, dass die beim Zusammenstecken erforderliche Kraft der entsprechen soll, die man aufwendet, um die Kappe auf einen Deodorant-Stick zu setzen... Das bringt uns auch nicht wirklich weiter.
Bleibt das Classic-Flyrod-Forum, wo mich die Suchfunction ("friction fit" und "suction fit") zu einem Thread führte, der sich mit Lösen unlösbarer Hülsenverbindungen befasst. Interessanterweise werden hier vier Passformen angesprochen: "tight fit", "friction fit", "suction fit" und "loose fit". wobei mit "tight fit" eine unvollkommene Einpassung gemeint ist, die man einem Kunden nicht zumuten sollte (Mangel), und mit "loose fit" eine zu lockere Passung, möglicherweise mit Klickgeräuschen, ebenfalls zu verwerfen.
Bleiben "friction fit" und "suction fit"; es scheint, dass beide hier vertretenen Ansichten ihre Lager haben.
Carl Otto, Mitglied eines renommierten Ausrüsterhauses in Michigan, schreibt:
"... For some reason a number of builders living and also passed on are/were confused with what ferrules are meant to do. The fit is a suction fit, NOT a friction fit. We use the original "Super Z" ferrules as the gold standard example of what a proper ferrule fit is about. They slide together effortlessly along their entire length, and come apart just as nice. They are polished, without/or no visible "grit" marks. When Art Neumann received his first set of these from Louis (and the girls) he immediately went to Paul Young and convinced him he should use no other ferrules on his rods, and from then on he didn't. My Young and Wanigas rods with these ferrules on them, although 60 years old, work just as nice today as they did originally (because they have also been taken care of). We send rods back to makers if the ferrules are not a suction fit, AND do not fit evenly their entire length. We also redress ferrules on rods we receive to make sure of this, if necessary. There are many aspects of building a rod, all of great importance, some that can be knowledgeably fudged without overall harm, but to cheat a ferrule fit, to tight, at the end should not be an area of compromise foisted off on to the purchaser. Ferrule fit is one of those aspects of a rod that tells you what level of quality you are dealing with. Fortunately it can be easily remedied by skilled thoughtful attentive Hands."*)
Und ein anderes Forumsmitglied schreibt mit obigem Bezug:
"... To Carl's point, it is interesting to note that Hardys consistently (for ~100 years) referred (still refers?) to modern style metal ferrules as "suction joints". ..."
Ist das nicht ein versöhnliches Ergebnis?
fragt
der Freimut
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*) Für alle diejenigen, die diesen germanisch-lateinischen Mischdialekt in der Schule nicht gelernt haben:
"Aus irgendeinem Grund ist eine Anzahl zeitgenössischer oder bereits verstorbener Rutenbauer unsicher über die Aufgabe, die eine Hülse hat. Die Passung ist eine Saug-Passung, KEINE Reibungspassung. Wir nutzen die Original "Super Z" Hülsen als Paradebeispiel dafür, was eine anständige Hülse ausmacht. Sie schieben sich ohne jede Anstrengung auf ihre gesamte Länge zusammen und lassen sich genauso leicht wieder trennen. Sie sind poliert, ohne oder mit nicht sichtbaren Schmirgelriefen. Als Art Neumann sein erstes derartiges Hülsenset von Louis" (gemeint ist L. Feierabend; mit den girls kann ich allerdings nix anfangen) "erhielt, begab er sich unverzüglich zu Paul Young und überredete ihn, auf seinen Ruten keine anderen Hülsen mehr zu verbauen, was er auch künftighin tat. Meine Young&Wanigas-Ruten haben diese Hülsen , wenngleich 60 Jahre altfunktionieren sie heute noch genauso wie sie es original taten (auch, weil sie gepflegt wurden). Wir senden Ruten an die Rutenmacher zurück, wenn die Hülsen keine Saugpassung haben und sie nicht über ihre gesamte Länge ineinander gleiten. Wir überarbeiten auch Hülsen auf Ruten, die wir erhalten, um das, wenn notwendig, sicherzustellen. Da gibt es viele Aspekte beim Rutenbau, alle von großer Wichtigkeit, einiges kann auch fachmännisch ohne jeden Schaden hingepfuscht werden, aber eine enge Hülsenpassung hinzumogeln sollte kein Kompromissbereich sein, der auf den Schultern des Kunden ausgetragen wird. Hülsenpassung ist der eine Bereich einer Rute, der aussagt, auf welchem Qualitätsniveau Du Dich bewegst. Glücklicherweise kann das leicht von kundigen, bedachtsamen Händen nachgebessert werden."