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14-16-55

Verfasst: 04.07.2012, 17:48
von Salomon
"Mach ne buschige Rehhaarfliege dran",
bekomme ich von einem Fliegenfischer zu hören als ich in der Sonne schwitzend meine selbstgebunde 16er Klinkhammer an mein 0,14 mm Vorfach fummle.

"Bei dieser Hitze beißen die Fische nicht" fügt er schmunzelnd hinzu. "Steigen, sowieso nicht" kurz darauf.
Im selben Moment steigt die erste Forelle.
Eigentlich ein netter Kauz, aber ich mache weiter wie bisher.
Immer wieder beförderte ich meine Trockenfliege mittels Doppelzug in einen Staubereich der Mur. Regelmäßige Aktivität sieht anders aus. Mal hier ein steigender Fisch mal dort aber selten der gleiche an der selben Stelle.
3 Tage schleiche ich mich nun abends fort,...
... mit der rechtfertigenden Aussage eine Forelle für den neu erworbenen Kugelgrill zu besorgen. Läuft auch immer ganz gut. Jeden Tag eine schöne Fischerei mit der Trockenfliege. Einige schöne Äschen sind auch darunter, nur die Regenbogenforellen welche ich an meine Trockenfliege locken kann fallen in die Kategorie "Schwanzerl"
Doch heute muss es sein. Ausnahmsweise am Vormittag. Wer weiß wann das nächste Gewitter ansteht und der schönen Fischerei ein jähes Ende setzt.
Der drohende Rüffel der Gattin wird zumindest den Donner übertönen, denk ich mir. Keine gute Aussicht.
Also zuerst an eine neue Stelle. Sieht sehr vielversprechend aus. @Big Hurch hat mich dort hingeführt. Also erstmal nen sinkenden Polyleader eingschlauft und
einen Koppenstreamer montiert. Gleich bei den ersten Würfen habe ich einen Nachäufer. Bei den nächsten Würfen einen schönen Biss. Aber Kein Erfolg.
Ach wie schön, da steigen ja ein paar Fische. Also Umbau. Verjüngtes Vorfach in Kombination mit einem Stimulator. Die ersten Würfe bringen schon Anfasser.
Diese Bisse kenne ich, und ehe ich mich versah hatte ich schon wieder ne schöne Äsche am Band. Schön aber nicht meine Mission.
Also weiter.
Zuerst hole ich mir nen Alten Kescher, fummel diesen in delitantischer Weise in die Überschubverbindung einer uralten Karpfenrute. Sieht menschliches Verdauungsprodukt aus. Soviel ist klar. Die Verlängerung brauche ich da mich mein Vorhaben zu einem Staubereich führt und ich in Shorts übers Geländer fischen will.

"Du musst weiter raus, Du bist zu direkt am Fisch."
Immer wieder raus. Die Klinkhammer landet immer wieder auf dem wie Blei, träge dahinfließenden Wasser.
"Ich geh jetzt heim, ich glaub heut gibts Backhendl" sind die letzten Worte welche ich von meinem Mitfischer zuhören bekomme.
Stimmt. Meine Kleine will vermutlich auch nicht zu Fuß vom Kindergarten heimgehen.
Also riskiere ich noch ein paar Würfe in den Bereich wo ich einen steigenden Fisch ausgemacht habe. Plötzlich erhebt sich ein breiter Dunkler Schatten richtung Trockenfliege. Kein Platschen, kein spritzendes Wasser in dem Moment als meine Fliege verschwand. Solche Bisse sind in der Regel ein klares Zeichen für einen Fische welcher nicht in die Kategorie "Schwanzerl" fällt.
Anhieb! Sitzt! Oder doch nicht?
Ich weiß es nicht. Fliege kam mir zumindest keine entgegengeflogen. Klar sitz er, nur schwamm der Fisch seelenruhig auf mich zu ehe ich den direkten Kontakt finden kann und der Fisch erstmal realisierte in welcher Situation er sich befindet.
Das gefällt ihm nicht und der Fisch stürmt zur Staumauer. Beinahe bekam ich das Backing zu sehen als er sich entschloss umzukehren. Die Trägheit der Fliegenschnur formte einen schönen Radius von ca 5 Meter . Sekunden verstreichen, als sich wieder eine Gerade zum Fisch bildet. Also gleiches Spiel.
Richtungswechsel, Schnurbogen diesmal in Kombination mit eine paar Sprüngen komlpett aus dem Wasser.
Als ich wieder direkten Kontakt habe, ist er gerade wieder dabei, meine Rolle zu leeren. Mit der flachen Linken versuchte ich die Bremswirkung zu dosieren.
Zu hoher Druck ist angesichts des dünndrahtigen 16er Haken und der 0,14 Millimeter Vorfachspitze nicht gerade Vorteilhaft. Leichter gesagt als getan bei einem Fisch welcher gerade Richtung Totholz stürmt.
So gleich wieder ein paar Sprünge und der Gedanke ob der erstbesste Kescher welchen ich im Keller gefunden habe, wohl die Beste Wahl gewesen ist und vorallem ob dieser auch groß genug sein wird.
Nach zermürbenden Minuten werden auch die Fluchten schwächer. Also Kescher unter dem Geländer durch und den Fisch langsam in den selbigen bugsieren.
Klingt einfach. Aber. Klar ist der Kescher zu Klein. Und trotz Improvisorium zu kurz. 3 Versuche verstrichen ehe ich den Fisch in das kleine Netz beflördern kann, und klar zappelt er mit müden Bewegunden wieder raus. Dann verwickelt sich die kapitale Regenbogenforelle in den Kescherstab. Und ja, ich bin nevös. Und das Extrem. Und das auch schon vom Biss an.
Ruhig und gelassen entwirre ich alles und fasse mir ein Herz. Ein neugierig gewordener Radfahrer beobachtet mich dabei. Letzter Versuch. Klappt. Der Fisch füllt das Netz. Der Karpfenrutenmittelteil plus Uralt Kescher hält. Die aufgebogene, auf Schonhaken gebundene Klinkhammer liegt schon lose im Netz was die Suche nach dem Haken vereinfacht.


OK. Die ist Maßig.
Wildgewachsen. Die Flosse allein im gestrecktem Zustand größer als meine 5er Großkernrolle. Traumhaft. Reine Muskelmasse mit ner satten Fettschicht.
Reicht auch für ne 3 Köpfige Familie plus Urli. Mission erfüllt.
Angesichts der Länge 55 cm und der Abmessungen meines neuen Kugelgrillers von 57cm beschloss ich die erste Forelle innerhalb von 2 Jahren zu entnehmen.

Passt perfekt.

Verschwitz, nach Fisch stinkend komme ich dann auch noch pünktlich an, um meine Kleine abzuholen.

Schöner Tag. Und wie es zu erwarten war, schüttet es nun auch aus Kübeln schön garniert mit Hagel und Blitzschlag.

Guten Abend.


Bild

Re: 14-16-55

Verfasst: 04.07.2012, 18:07
von Forstie
Hallo Salomon,

schade, dass Du keinen Vornamen hast, aber vielen Dank für den tollen Bericht, war schön zu lesen.

Grüße

Martin

Re: 14-16-55

Verfasst: 04.07.2012, 18:12
von Salomon
Hallo
Philipp und Danke.

Re: 14-16-55

Verfasst: 12.07.2012, 18:38
von schambi
Hi Philipp

Fast so spannend wie ein guter Krimi. Schön geschriebener Bericht und danke fürs teilen.
Petri

andy =D>

Re: 14-16-55

Verfasst: 12.07.2012, 19:47
von Salomon
Danke Schambi.
Freut mich, dass er euch gefällt. Ich hoffe, ich kann euch auch im Winter beim Huchenfischen mit Fangberichten versorgen... :D
Aber bis dort hin wirds wohl noch ein paar Äschen und Forellen geben.

Lieber Gruß

Re: 14-16-55

Verfasst: 20.07.2012, 14:15
von Salmo.trutta
Hallo Philipp!

Danke für Deinen Bericht und Petri zur schönen Forelle.
Ich war an dem Tag beruflich in Zeltweg und hatte mir überlegt vorher oder nachher einen Tag an die Mur zu gehen - aber der Wetterbericht hat mich abgeschreckt - vorher zu heiß und nachher zu naß ;-).

LG Tobias

Re: 14-16-55

Verfasst: 20.07.2012, 14:53
von Salomon
Hallo Tobias.
Wir haben bis zu dem Tag jeden Abend ne sehr schöne Fischerei mit der Trockenen bis ca 2200 Uhr gehabt.
Aus Angst vor dem drohenden Gewitter und der somit verbundenen fischereilichen Abstinenz ging ich vormittags. Hat gepasst :D. Und war seitdem auch nie wieder fischen... Dank Dauerregen.

Bist sowieso aus der Gegend bzw treibt es dich öfters Beruflich nach Zeltweg?

Lg

Re: 14-16-55

Verfasst: 23.07.2012, 22:27
von Salmo.trutta
Hallo!

Ja, geregnet hat es jetzt wohl wirklich genug bei Euch! Hoffe es ist alles OK bei Dir und der Fischbestand hat auch nicht zuviel Schaden genommen. Ich lebe in Wien, bin aber gebürtiger Südsteirer (da Unten schaut die Mur a bisserl anders aus) und komme nur sporadisch beruflich ins Murtal. Habe zuletzt vor 15 Jahren in der Mur bei Murau gefischt und das war damals eine tolle Sache. Bin jetzt zumeist in der Fischa-Dagnitz unterwegs, ab und an auch Mürz, Traun, Ybbs,... Mur und Enns stehen jedenfalls ganz Oben auf meiner to Do-Liste - vielleicht wird es im Herbst ...

LG Tobias