Landetechnik großer Fische in Abhängigkeit v.d. Rutenlänge?

Alles rund um Stärken & Schwächen, Marken, Klassen, Aktionen u.s.w. der für unser Hobby unverzichtbaren "Gerten" und "Schnuraufwickler". Du hast allgemeine oder spezielle Fragen, gute oder schlechte Erfahrungen zu bestimmten Gerätschaften mitzuteilen? Hier ist Platz dafür und Du bekommst die Antworten, die Du suchst...

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Ralph Hertling
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Landetechnik großer Fische in Abhängigkeit v.d. Rutenlänge?

Beitrag von Ralph Hertling »

Moin Männers!!

Ich habe da mangels Erfahrung noch einen weißen Fleck auf meiner inneren Karte bezüglich des Handlings größerer Fische.

Es war mir vor einigen Jahren mal vergönnt einen sehr respektablen Fisch an der Küste am Band zu haben welchen zu landen mir leider nicht vergönnt war. Bevor er sich aber vom Haken befreien konnte hatte ich ihn, wenn auch noch sehr früh im Drill, schon einige Male auf nur wenige Meter Distanz, sodaß ich mir die Frage stellte wie ich diesen Fisch bloß sicher landen soll.
Es war mein erster Fisch in dieser Größe.

Obwohl ich an der Küste stets einen meinen ganzen Rücken ausfüllenden Watkescher auf dem Rücken trage wähnte ich diesen als grenzwertig klein.
Ich habe zwar inzwischen ein größeres Modell, aber heute wie damals kommt es mir fast als Unding vor einen solchen Fisch auf Armlänge heran ziehen zu wollen um ihn konventionell zu keschern. Bei kleineren Fischen bis, sagen wir mal 2-3 Kilo ja, aber für noch größere oder längere Fische kommte es mir gefährlich vor ihn zu verlieren oder die Rute zu brechen.
Ich kann es mir fast nicht vorstellen dass eine Fliegenrute in 9 Fuß Länge dabei nicht brechen soll falls der Fisch noch unvorhergesehene Bewegungen macht.
Schädigt man seine Rute nicht durch solche Aktionen, auch wenn sie es konkret aushalten sollte?

Mit zunehmender Länge einer Fliegenrute bis hin zur Zweihand ... wie sind Eure Erfahrungen?
Kann man z.B. mit der 14FußRute einen Fisch überhaupt noch mit einem"normalen", großen Watkescher alleine landen?
Braucht man dann nicht unausweichlich einen Helfer mit Kescher oder kommt man sogar am Stranden des Fisches (macht Mortensen immer in seinen Videos) nicht vorbei?

TL
Ralph
Zuletzt geändert von Ralph Hertling am 08.09.2009, 09:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Tobsn
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Beitrag von Tobsn »

Moin,

bei großen Fischen, gerade in der Ostsee, empfiehlt es sich, diese in den Kescher hinein schwimmen zu lassen. Der Fisch wird ausgedrillt, mit dem Kopf in Richtung des bereitliegenden Keschers dirigiert und dann Kopf voran in den Kescher bugsiert. Die Spannung sollte gleichzeitig nachgelassen werden. Da Fische nicht rückwärts schwimmen können, gibt es bei einem Aufbäumen nur noch den Weg in den Kescher. Eine Handlandung großer Fische im Wasser würde ich nach Möglichkeit vermeiden. Es geht sicherlich, wenn man das schon 100 mal gemacht hat, ist allerdings nicht ohne Risiko...

T
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Ralph Hertling
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Beitrag von Ralph Hertling »

Moin Tobsn, besten Dank für Deine Antwort!!

Ja, ich weiß, ich bin diesbezüglich ein PanikEgon, aber als Jemand der nur im Urlaub an die Kyste kommt um mal einen anständigen Fisch ans Band zu bekommen war in diesem bisher einmaligen Fall extrem aufgeregt. Ich hatte einfach Schiß dass die Rute bricht wenn ich den Klopper SO nah ranziehe und wollte ihn auch fast beachen als er es mit seinem dritten Sprung in gut 5 Metern Entfernung beendete.

Aber nochmal an alle:
Wie hoch ist der Stress für eine Rute beim Landen eines Fisches per Watkescher, und, steigt die Wahrscheinlichkeit eines Rutenbruches mit zunehmender Länge einer Rute?
In welchen Situationen (Rutenlänge im Verhältnis zur Masse des Fisches) wäre Stranden die bessere Alternative wenn man auf sich alleine gestellt ist und den Fisch auf jeden Fall entnehmen möchte?

Hat da jemand Ahnung oder Erfahrung?

TL
Ralph
Ralph Hertling
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Beitrag von Ralph Hertling »

Moin!!

Ich wollte hiermit nochmal in die Runde schauen und fragen ob evtl, noch Jemand etwas zum Thema zu sagen oder schreiben weiss.

TL
Ralph Hertling
Hardy

Beitrag von Hardy »

moin moin

Ich habe zwar noch keinen richtig großen Fisch an der Fliegenrute gekeschert, bin mir aber ziemlich sicher, daß es für die Rute keinen großen Unterschied macht, ober der Fisch nun in unmittelbarer Nähe des Anglers geführt wird, oder ob er seine Fluchten und Sprünge in 10 oder 20 m Entfernung macht. Richtige Haltung der Rute natürlich vorausgesetzt.

Die Führung mittels einer langen Rute könnte ich mir etwas schwieriger vorstellen, aber das ist nur mein persönlicher Eindruck, da ich noch keine Rute über 10 Fuß gefischt habe.


Groetjes
Hardy
fjorden
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Beitrag von fjorden »

Hallo Ralph,
das ist immer eine aufregende Sache und mir gelang es auch erst bei meiner letzten Großen letztes Jahr die Ruhe vollkommen zu behalten. Wenn du diese hast, läßt sich ein großer Fisch doch gut dirigieren. Wichtig ist immer Beine zusammen...und ich mache es dann wie Tobsn, den Fisch etwas liften, den bereitliegenden Kescher gegriffen und unter den Fisch schieben, den Rest erledigt dieser. Das Stranden stelle ich mir nicht so einfach vor, da die Tendenz von Großen besteht, am Grund zu bleiben.
Um die Rute würde ich mir keine Sorgen machen, die übersteht das ohne Probleme, aufpassen solltest du auf Vorfachknoten (Schlaufe), das da nichts verkantet bei einer plötzlichen Flucht.
Gruß
Fjorden
Karem
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Beitrag von Karem »

Moinsen,

ich denke die heutigen Ruten sind extrem stabil gebaut. Ob die Ruten brechen können? auf jeden Fall. Ob sie es im Drill tun? Schau dir an, was Tim Rajeff mit einer 3er Rute probiert hat und bild dir deine Meinung:
http://www.youtube.com/watch?v=Qc9pgoTHGwI

;)

tl
Karem
Ralph Hertling
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Beitrag von Ralph Hertling »

Guten Morgen allerseits!

Hmmm .... vielen Dank für Eure Antworten!!

Ich sehe auf Fotos immer Fliegenfischer die ihre Rute am nach hinten ausgestreckten Arm angewinkelt hoch, und den anderen Arm mit maximaler Körperstreckung dem Fisch den Kescher entgegen halten.

Bei Grasruten wird es, glaube ich, sogar ausdrücklich empfohlen dabei die Rolle vom Fisch weg zu drehen um die Kraftfasern nicht zu extrem zu belasten welche beim Drill schon genug zu arbeiten hatten.

Bei kürzeren Ruten leuchtet mir das alles auch ein und es schont das Gerät.
Aber ist eine 9 Fuß Rute diesbezüglich nicht schon grenzwertig?

Ich kenne mich da ja nicht SO aus, aber ich empfinde die Biegekurve einer 9 Fuß Rute kurz vor dem Keschern mit einem Watkescher als extrem und nichts Gutes verheissend.
Je länger die Rute ist, umso dramatischer erscheint es mir.
Ich sehe in Videos und auf Fotos eigentlich nie einen Angler mit einer längeren Zweihandrute welcher den respektablen Lachs mit einem Watkescher landen würde. Es ist immer ein Stranden, welches praktiziert wird oder es gibt einen Helfer der den Kescher einige Meter seitlich stehend unter den Fisch schiebt.

Haben Kohlefaserruten keine Ermüdungserscheinungen bei zu starker oder zu langer einseitiger Belastung? Es muss ja nicht gleich ein Bruch sein.
Altern KF-Ruten nicht?

Ab welcher Rutenlänge sollte man eigentlich langstielige Kescher mit sich führen?

TL
Ralph
guzzi2571
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Beitrag von guzzi2571 »

mir ist es schon gelungen eine 7/8 9,6 ft an der Spitze zu brechen- rechte Hand ganz hinten- linke Hand ganz vorne (allerdings ohne Kescher da dort nicht erlaubt), Arme trotz meinen 1,92 zu kurz- mit der rechten hand Rute noch mehr aufgestellt und überdreht auf ca. 100-110 Grad- na klar das wars dann
grundsätzlich hilfts den erschöpften Fisch (sofern die Kraft der Rute dies zulässt)- den Fisch stromauf zu dirigieren und dann von der Strömung in die hand oder den Kescher treiben zu lassen-hängt nat. von der Strömung ab- oder in einen stromungsberuhigten Bereich zu dirigieren und anstranden
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Aukieker
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Beitrag von Aukieker »

Ralph Hertling hat geschrieben:Ich sehe in Videos und auf Fotos eigentlich nie einen Angler mit einer längeren Zweihandrute welcher den respektablen Lachs mit einem Watkescher landen würde. Es ist immer ein Stranden, welches praktiziert wird oder es gibt einen Helfer der den Kescher einige Meter seitlich stehend unter den Fisch schiebt.

TL
Ralph
Hallo Ralph, meinen ersten guten Fisch an der 13ft LPXe 3-teilig habe ich mit einem - übergroßen - Watkescher gelandet...danach war die Rute 4-teilig...das kann ich Dir also definitiv nicht empfehlen :roll:

Seither strande ich am Fluß auch - falls möglich.

Viele Grüße
Rolf
derflow
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Beitrag von derflow »

Moin !

Ich glaube das Hauptproblem bei der Landung eines Fisches in Bezug auf das Bruchrisiko einer Rute liegt im Winkel zwischen der Flugschnur und der Rute. Wenn ich mir das Video von Echo anschaue verteilt sich die Kraft auf den kompletten Rutenblank. Angenommen ich würde jetzt eine Schnur durch die Ringe ziehen, die Rollenbremse absolut zumachen und die Schnurspitze in Richtung griff ziehen sähe die ganze Geschichte wesentlich klarer aus.
Das übertragen aufs fischen:
Wenn ich einen Fisch lande und dabei die Rute am ausgestrecktem Arm halte auf 2 oder 3 Uhr und dann noch Druck auf den Fisch ausübe (egal ob ich ihn greifen oder in den Kescher bugsieren will) ist ein Rutenbruch in meinen Augen vorprogrammiert.
Bei anderen Anglern tauch das Problem weitaus seltener auf, da diese häufig längere Kescherstäbe verwenden :idea:
Gruß

Florian

zwei Hände sind besser als eine :-)
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Beitrag von Ralph Hertling »

Moin zusammen!!

Hm ... also bleibt festzustellen dass man zu einer langen Rute einen langstieligen großen Kescher braucht wenn man alleine unterwegs ist und ein großer Fisch im Bereich des Möglichen ist.
Anderenfalls hat man nicht mehr die Wahl ob man den Fisch entnimmt oder nicht. Dabei setze ich voraus dass ein Fisch nach dem Stranden eher nicht mehr überlebt. Oder man riskiert Rutenbruch.

Besten Dank nochmals an alle zu dem Thema Mitwirkenden.

TL
Ralph
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stephan_81
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Beitrag von stephan_81 »

Hallo Ralph,
Das Problem kenne ich, habe aber noch keine Lösung gefunden, da ein langer Kescher wenn man bis zum Bauch im fließenden Wasser steht sehr hinderlich ist.
Allerings muss ich dir in diesem Punkt widersprechen.
Ralph Hertling hat geschrieben:Dabei setze ich voraus dass ein Fisch nach dem Stranden eher nicht mehr überlebt. Oder man riskiert Rutenbruch.
Ich denke, dass ein fachgerecht und an geeigneter Stelle gestrandeter Fisch eine bessere Überlebenschance hat als ein gekescherter Fisch.

Viele Grüße
Stephan
Ralph Hertling
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Beitrag von Ralph Hertling »

Moin Stephan!!

Gut ... "stranden" verbinde ich mal mit Sand und einer gewissen Panade des Fisches. Das kann doch nicht gut sein.
Auch hier habe ich so gut wie keine eigenen Erfahrungswerte und kann nur auf Input hier hoffen.
Aber ich kann mir auch gut vorstellen dass ein nasses, grasiges Ufer ohne größere Steine sehr schonend zum Stranden sein kann, da gebe ich Dir recht, aber hat man das immer in der Nähe wenn man es braucht?

TL
Ralph
P.S.: Gab es da nicht vor einigen Jahren mal sogenannte "Whitlock"-Kescher die der hingebungsvolle fliegenfischende Gentleman in GB sowieso immer am Mann hatte? Wäre die Länge des Stieles damals von ca. 1 Meter nicht schon ausreichend um in den meisten Situationen handlungsfähig zu sein?
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Aukieker
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Beitrag von Aukieker »

Ralph Hertling hat geschrieben:Gut ... "stranden" verbinde ich mal mit Sand und einer gewissen Panade des Fisches. Das kann doch nicht gut sein.
Auch hier habe ich so gut wie keine eigenen Erfahrungswerte und kann nur auf Input hier hoffen.
Hallo Ralph, also ein Kescher mit 1m Kescherstiel hilft Dir bei der 2-Hand auch nicht weiter. Dann müßte man schon so um die 2-3m haben - wie beim Stippen mit z.B. einer Matchrute. Also ich möchte so'n Teil ungern den ganzen Tag mit mir rumschleppen. [-(

Wenn man einen schönen Fisch ausdrillt und dann im Flachen Wasser auf die Seite kippen läßt - was meine Definition von stranden ist - kann man ihn am Schwanz und unter den Brustflossen fassen und ggf. sogar im Wasser vom Haken befreien.
Bei Entnahme geht's natürlich flugs ans Ufer.. :wink:

Ich bin nach meiner bisherigen Erfahrung der Meinung, das daß "Rauspulen" eines Fisches aus einem großen Kescher für den Fisch (und den Angler) deutlich stressiger ist, da für Lachse/Mefo's meist große und tiefe Netze benutzt werden.

Viele Grüße
Rolf
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