Hallo,
hier ist ein weiterer Beitrag von Gebhard zum Thema:
Gruß, Michael
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(K)eine Polemik!
Ist es der Verdienst der neuseeländischen Tourismusindustrie
(Kampagne: “100 % Pure New Zealand”), die den Ruf einer romantischen Angelei in Neuseeland erhalten hat, oder gibt es tatsächlich noch eine Fischerei in Neuseeland, die das Prädikat “weltklasse” verdient? Ist die viel gepriesene unendliche Vielfalt der neuseeländischen Gewässer immer noch unerreicht? Oder sind die meisten der vielen Flüsse, Bäche und Seen bereits durch Überbauung und Umweltzerstörung verschwunden? Sind die Regenbogen- und Bachforellen in Neuseeland immer noch Prachtexemplare ihrer Art, oder rühmt man sich hier nur mit 2. Klasse Gewässern, die man überall anders auch finden kann?
Eins steht unbestritten fest: Neuseeland ist in den vergangenen Jahrzehnten von Fliegenfischern aus aller Welt entdeckt und bereist worden, genauso wie die anderen extremen fly fishing destinations, die es auf der Erde gibt. Umso drängender ist die Frage: Ist die Forellenangelei in Neuseeland immer noch so einzigartig und ausgezeichnet wie sie im vergangenen Jahrhundert bis hin zurück zu den Tagen von Zane Grey war? 1926 hat der Schriftsteller Zane Grey mit "Tales of the Anglers Eldorado New Zealand" Neuseelands Ruf als Angeldestination begründet.
Oder haben Staudämme und Turbinen ihren Tribut gefordert, hat die unglaubliche Wasserverschwendung in der Agrarindustrie und nicht zu vergessen die desaströse Umweltverschmutzung der Milchviehwirtschaft in der vergangenen Dekade den Weltruhm der Forellenfischerei in Neuseeland beschädigt? Hat die wachsende Popularität des Fliegenfischens als Sport so viel einheimischen und touristischen Befischungsdruck an den neuseeländischen Gewässern erzeugt, das Fliegenfischen auf Forellen schon lange nicht mehr das ist, was es einmal war? Hat Neuseeland sein Clean & Green – Image aus der Touristenwerbung schon lange verloren?
Oder hat sich die Forellenfischerei in Neuseeland ihren herausragenden Ruf erhalten können gegen eine fortschreitende Umweltzerstörung, politische Verantwortungslosigkeit und den natürlichen Pessimismus der internationalen Angelgemeinde?
In den vergangenen Jahren habe ich versucht Antworten (und Bilder) für passionierte Fliegenfischer auf diese Fragen zu finden. Diese Antworten sind das Ergebnis einer fünfjährigen Forschungsreise in meine Erlebnisse mit der Natur und dem Fliegenfischen. Meine subjektiven Eindrücke und meine Fotos belegen das in Neuseeland in Sachen Fliegenfischen noch nichts verloren ist, weder in den schadstoffempfindlichen Tieflandflüssen, noch in den mit Didymo (Didymosphenia geminata) infizierten Gebirgsbächen oder in den fragilen Gewässersystemen der kaltgemässigten Regenwälder. Das Gegenteil ist der Fall.
Das soll nicht heißen, dass unser Sport unkompliziert wäre, das die Fische naiv sind und schon gar nicht, dass das Fischen noch so ist wie zu Zane Greys Zeiten. Aber in Neuseeland ist, mehr als an jedem anderen Platz auf der Erde, das Fischen nach wie vor erschwinglich: Unvergleichliche Forellenfischerei in einer erhabenen Atmosphäre an ausnahmslos öffentlichen(!!!) Gewässern, von denen die meisten einzigartige Angelmöglichkeiten in einer unvergleichlichen und atemberaubenden Natur bieten.
Anders als an anderen Ecken Punkten dieses Planeten mit geringer entwickeltem Umweltbewusstsein, kann man sagen, dass die Kiwis – vielleicht gerade noch rechtzeitig – erkannt haben, dass sie ihre einzigartige Natur mit ihrer großen Vielfalt an Gewässern, die wir aufgrund von ganz unterschiedlichen Motiven so sehr schätzen, um ihrer selbst willen erhalten müssen. Time will tell.
Didymo, wie die Alge und das damit eingeschleppte Problem hier nur kurz genannt wird, scheint mir in NZ allerdings nur ein willkommener "Nebenschauplatz" in den Bemühungen um Gewässerschutz zu sein. Unstrittig ist das Dydimo nicht in NZ-Gewässer gehört. Da gibt es keine zwei Meinungen und auch keine Interessenskonflikte!
Gelegentlich habe ich sogar den Eindruck, dass man hier mit Didymo ganz glücklich ist. Zum einen weil es nicht so schlimm gekommen ist wie ursprünglich angenommen worden ist, obwohl sich Didymo auf der Südinsel ständig weiter ausbreitet, von Gewässersystem zu Gewässersystem. Zum anderen, weil Didymo eine große Zahl an Arbeitsplätzen geschaffen und gesichert hat. Man denke nur an die unzähligen Schilder, die vom internationalen Flughafen bis zum hintertesten Bach aufgestellt worden sind und die man sogar in jeder Touristenunterkunft findet.
Politik, Forschung und Fischereimanagement haben viel zu tun durch Didymo. Und es wird auch wirklich viel getan gegen Didymo. Ob das alles sinnvoll und wirkungsvoll ist, ist eine andere Frage. Didymo darf sich nicht weiter ausbreiten und soll nach Möglichkeit sogar eingedämmt werden. Darin sind sich alle einig und in Sachen Didymo gibt es keine Interessenskonflikte. Leider liegt genau darin das Problem!
Die Milchproduktion - in NZ auch dirty dairy genannt - und die Energieproduktion durch Wasserkraft haben einen weitaus zerstörerischen inpact auf die neuseeländischen Gewässer und damit die Fischerei als es Didymo im schlimmsten Fall je haben wird!
In der dairy industry NZs werden so unglaubliche Mengen an Wasser verbraucht, die auch noch energieintensiv gepumpt werden müssen, um dann verdreckt wieder in das Grundwasser oder den nächsten Bach zurückfließen!
Die verschiedenen Energieproduzenten in NZ haben resort consent für die Eindämmung von 60(!!!) Flüssen auf der neuseeländischen Südinsel zur Energiegewinnung gestellt!
Der größte und bekannteste so bedrohte Fluss ist der Wairau River in Marlborough, dessen Zukunft als Fliessgewässer z.Z. vor dem Enviromental Court verhandelt wird.
http://www.savethewairau.co.nz
Das sind Bedrohungen für Umwelt und Gewässer in NZ, die wesentlich bedeutender und nachhaltiger sind als die Ausbreitung von Didymo. Leider gibt es in der neuseeländischen Gesellschaft in Sachen Milch- und Energieproduktion vs. Umwelt sehr unterschiedliche Interessen, die unüberbrückbar erscheinen.
Der Tourismus ist allerdings auch keine unbedeutende Industrie in NZ!
Siehe:
http://www.tourismnewzealand.com
Und deshalb erscheinen mir massenhafte und entsprechend zugespitzte Anfragen zur Milch- und Energiepolitik in Bezug auf eine geplante Angelreise nach NZ beim
New Zealand House; Haymarket ; London SW1Y 4TE ; UNITED KINGDOM; Phone: +44 207 930 1662 ; Fax: +44 207 839 8929
wesentlich sinnvoller, als sich in diesem Forum darüber zu ereifern, was die Kiwis am Wasser tragen oder ob Didymo die Fischerei beeinträchtigt oder nicht. In Sachen Didymo sind sich nämlich bei aller Unwissenheit alle einig.