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Gespliesste, noch zeitgemäß?

Verfasst: 10.11.2006, 12:54
von sedge111
Hallo Kollegen,

anläßlich eines Besuch bei dem Rutenbauer Robert Stroh in München bin ich mit einem Angelfreund zu einer Diskussion gekommen, inwiefern gespliesste Fliegenruten heute noch zeitgemäß sind.

Ich persönlich war von den Gespliessten von Robert Stroh schon aufgrund der der handwerklichen Meisterleistung sehr angetan, ebenso finde den Aspekt zeizvoll, dass man mit einer Gespliessten sozusagen ein Stück Nostalgie fischt.

Bei diesem thread geht es mir aber nicht um diesen (emotionalen) Ansatz, sondern um einen rein pragmatischen Vergleich Gespliesster mit modernen Kohlefaserruten.

Gibt es Einsatzbereiche, in denen Gespliesste Eurer Einschätzung nach den Kohlefaserruten überlegen sind? ZB. beim leichten Trockenfischen?

Da ich (bisher!) noch keine Gespliesste meine eigen nennen darf, bin ich sehr auf die Einschätzung der "Bambuserfahrenen" hier im Forum gespannt!

Grüße!

Tom

Verfasst: 10.11.2006, 13:05
von Frank.
Die Antwort ist kurz und mit voller Überzeugung: JAAA!

Die Gespließten sind natürlich erheblich langsamer und bedürfen eines gewissen Trainings. Auch sind sie schwerer, deshalb zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Aber das sind alles keine schwer :lol: wiegenden Argumente ...
Ich fische seit Jahren Gespließte und wünsche mir nichts anderes mehr. Sie (meine Pezon&Michel jedenfalls) werfen phantastisch, bieten im Drill beste Unterstützung und sind - das ist noch ein Vorteil - an Haltbarkeit unübertrefflich. Außerdem ist das Feeling, diese Ruten in den Händen zu halten, einfach anders. Fliegenfischerischer sozusagen.

Aber das ist alles sehr subjektiv, versteht sich. Jeder Liebhaber von diesen Ruten wird Dir ein solches Loblied singen, da bin ich ganz sicher. Zieh Deine Schlüsse daraus!

Herzlichst, Frank

Verfasst: 10.11.2006, 14:15
von Rast
Hallo Frank

Ob Gespliesste immer langsamer und/oder schwerer schwerer sind wage
ich an dieser Stelle mal zu bezweifeln - aber da können wir uns gerne
am Samstag mal näher austauschen... :wink:
++++
Ich fische seit Jahren Gespließte und wünsche mir nichts anderes mehr.
..... etc
++++

Ab hier stimme ich Dir voll zu....


@ Sedge : Schade ,dass Du Samstag nicht in Hamm bist,ich hätte Dir gerne den Beweis geliefert was die Haltbarkeit von gespliessten vs. KF - Ruten angeht.... :wink:

Im übrigen bin ich immer wieder erstaunt,dass wohl allgemein die Meinung vorherrscht,Gespliesste seien etwas ungemein filigranes oder empfindliches... Der Meinung bin ich nicht oder zumindest nur sehr bedingt [-X

Eine Frage meinerseits,die mich wirklich mal interressiert:
Woher kommt eigentlich diese - ich nenne es mal "Ehrfurcht" vor gespliessten ? Es fällt mir immer wieder auf ,dass Leute ,welche auf irgendwelchen Treffen gespliesste in die Hand nehmen,diese behandeln als wären es rohe Eier die bei der kleinsten Kleinigkeit kaputt gehen..

Viele Grüsse
Ralf

Re: Gespliesste, noch zeitgemäß?

Verfasst: 10.11.2006, 14:56
von markus
sedge111 hat geschrieben:.... inwiefern gespliesste Fliegenruten heute noch zeitgemäß sind.....
..... Gibt es Einsatzbereiche, in denen Gespliesste Eurer Einschätzung nach den Kohlefaserruten überlegen sind?
Hallo Tom,

Gespließte sind völlig unzeitgemäß geworden und den Kohlefaserruten in allen Einsatzbereichen hoffnungslos unterlegen.

Darum, liebe Gespließtenfischer, schickt Eure Ruten ein und trennt Euch von diesen antiquierten Relikten längst vergangener Epochen. Einfach PN an mich und ich nenne Euch die Lieferadresse, bei der Ihr die Ruten kostenlos entsorgen könnt. Bitte Porto nicht vergessen. Danke.

TL Markus

Verfasst: 10.11.2006, 15:11
von sedge111
Hallo Frank,
Hallo Ralf,

danke für Eure schnelle Antwort.

Was mir noch ein wenig fehlt sind einfach noch mehr konkrete Beispiele!
Frank erwähnte zB Vorteile beim Drill. Wo liegt hier zB der Vorteil?
Erfüllt nicht zB eine parabolische KF-Rute den gleichen Zweck?

Grüße!

Tom

Verfasst: 10.11.2006, 15:40
von Matthias M.
Hallo Tom,

ich bin der Meinung, dass die "Stärken" der Gespließten bei den leichteren Klassen liegen. bis Klasse 3 (wenn die Rute nicht zu lang ist) brauchen sie einen Vergleich mit einer Kohlefaserrute nicht zu scheuen, bzw. werden nicht viel schlechter abschneiden...
Gerade für die Bachfischerei gibt es kaum Kohlefaserruten unter 6ft.
Für diesen Einsatzbereich gibt es aber eine Vielzahl von Interessanten Gespließten. Wenn man viel in Bächen fischt die einen tunnelartigen Bewuchs aufweisen macht es Sinn eine Gespließte einzusetzen, alleine schon aus Sicht der Haltbarkeit. Wie schnell bricht eine Kohlefaserrute, wenn man mal nicht Acht gibt und erwischt beim Werfen einen Ast.

Ich fische momentan mit einer kurzen 2er Gespließten die gerade mal 45 gr. wiegt, viel leichter können auch keine Kohlefaserruten hergestellt werden.

Gruß Matthias

Verfasst: 10.11.2006, 17:04
von Frank.
Soory, lieber Tom - muß mich für ein paar Tage ausklinken, obwohl ich noch die Nachträge liefern möchte, nach denen Du gefragt hast. Muß aber packen - es geht nach Hamm (mit der Gespließten).

Herzlichst, Frank

Verfasst: 10.11.2006, 19:36
von Karl
Hallo Tom, mit einer Gespließten fischt du nicht ein Stück Nostalgie, es gibt sehr viele, sehr gute Rutenbauer und die leben sogar noch. Es stellt sich auch nicht die Frage in welchen Bereichen eine Gespließte einer Kohlefaserrute überlegen ist (die Frage könnte man genauso andersherum stellen). Eine Gespließte ist einfach ein bestimmtes Angelgerät und ob es dir liegt und gefällt mußt du ganz einfach ausprobieren. Das beste ist du kennst eine(n) der welche hat und du fischt damit. Bei Gespließten ist es wie bei KF, es gibt zig versch. Modelle (=tapers). Ich habe z.B. eine 9 ft #3 (der Kurt wird die Hände über den Kopf zusammenschlagen, ob dieses Schwabbelstockes :wink: ) wenn du damit als Gespließteneinsteiger anfängst hast du schnell die Lust daran verloren. Fang mit ner 7´0-7´6 #4-5 an und schau ob es dir liegt (es wird, das garantiere ich dir) Gruß Karl

Verfasst: 10.11.2006, 19:55
von Tom Kin
Hallo Zeitgemäße,

Gespließte unzeitgemäß? Schwerer? Empfindlich? Ich muss schon sagen, sehr mutig sich als Ignorant selbst zu entlarven ...

Gruss Tom (ein anderer)

Verfasst: 12.11.2006, 21:00
von Tom Kin
Hallo,

als Eigenbauer werden einem die Besonderheiten einer Gespließten schneller klar.
Die Materialeigenschaften von Tonkin-Rohr brauchen sich (objektiv) hinter der Kohlefaser kaum zu verstecken. Die Gewichtsunterschiede sind vernachlässigbar, zumindest zwischen #3 und #6.
Die Rückstellkräfte sind ausserordentlich. Fluchten werden ausgezeichnet kompensiert.
Was die Robustheit angeht schlage ich den Testklassiker vor: Rute auf den flachen Boden legen und draufspringen.

Das mal, um etwas Bewegung in die Diskussion zu bringen.

Tom

Verfasst: 15.11.2006, 13:09
von Superpupa
Hallo Tom,

mir scheint es fast, als würden hier alle vor Ehrfurcht vor der Gespließtenbauerei im Boden versinken. Natürlich kann man sein Herz an so ein handwerkliches Meisterstück verlieren. Aber wenn wir nicht gerade von ganz kurzen leichten Bachruten reden muß sich doch auch mal der Verstand melden, und zugeben, dass ab einer bestimmten Länge und Schnurklasse Bambus der Kohlefaser eben doch hoffnungslos unterlegen ist. Ich kenne eine Menge Leute, die für Oldtimer schwärmen, dennoch weiß jeder von denen, dass so ein seelenloser japanischer Mittelklassewagen technisch Lichtjahre weiter ist.

Wenn es ums Fischen geht, kann mir jede Gespließte über 8' absolut gestohlen bleiben, und sei es das allertollste Handwerkskunstobjekt. Ich bin so blasphemisch, zu behaupten, dass ab einer Länge von 9' und ab #5 eine gute Kohlenfaserrute im 150€ Bereich es locker mit jeder x-beliebigen Gespließten aufnehmen kann.

Da wird in anderen Threads um jedes eingesparte Gramm bei Ruten und Rollen gehechelt und plötzlich spielt das überhaupt keine Rolle mehr.

Versteh mich bitte nicht falsch: Ich habe großen Respekt vor jedem, der seinem Herzen folgt und sich in den Werkstoff Bambus verliebt hat. Auch ich finde gespließte Ruten schön, ebenso wie ich ein Dreisigerjahreauto schöner finde als einen Toyota Corolla. Aber müsste ich täglich mehrere Stunden auf der Autobahn verbringen, würde ich mich für den Japaner entscheiden.


Viele Grüße


Micha

Verfasst: 15.11.2006, 13:40
von roland k
man kann grundsätzlich keine Gesplieste mit einer Kohle vegleichen. IMHO lernt man mit einer schwappeligen Gespliesten das Werfen besser als mit einem Kohlestengel. Aus dem einfachen Grund da das Holz anders arbeitet und man das timing besser zum Vor- bzw. Rückschwung fühlt. Ob das bei allen Menschen gleich ist weiß ich nicht, ich spüre z.B. keine Wasserader, andere schlagen aus....

Roland

Verfasst: 15.11.2006, 14:12
von moregrayling
Superpupa hat geschrieben:Hallo Tom,

Aber wenn wir nicht gerade von ganz kurzen leichten Bachruten reden muß sich doch auch mal der Verstand melden, und zugeben, dass ab einer bestimmten Länge und Schnurklasse Bambus der Kohlefaser eben doch hoffnungslos unterlegen ist.


Micha
hallo,

bitte definiere "unterlegen". danke.

gruss,
christian

Verfasst: 15.11.2006, 14:30
von pehers
Servus!

Hoffnungslos unterlegen stimmt so überhaupt nicht! In welcher Hinsicht denn?

Es gibt für jeden Einsatzbereich eine passende Gespliesste und wenn Du damit umgehen kannst, dann ist es auch eine Freude damit zu fischen. Ich glaube z.B. nicht, dass Manfred Raguse (nur?) mit Gespliessten auf Lachs fischt, weil es edel ist, sondern weil es ihm auch liegt und weil er's kann.

Dass Du mit einem gespliessten Bihänder nicht wie mit eine Kohlefaserrute werfen kannst ist klar, aber nicht weniger weit.

Beste Grüße,
Hans

Verfasst: 15.11.2006, 14:52
von Superpupa
Hallo Christian,

"unterlegen" definiere ich als "Im Vergleich oder Wettbewerb auf einem niedrigeren Rang"

Aber ich denke das Wort "unterlegen" dürfte eigentlich allgemein verständlich sein.

Deshalb gehe ich davon aus, dass du wissen möchtest, weshalb ich Bambus im Vergleich zu Kohlefaser für unterlegen halte. Voila:

- Der Werkstoff Kohlefaser ist wesentlich billiger als geeignetes Bambus. Es lassen sich praxistaugliche Ruten unter 100€ herstellen.

- Kohlefaser ist leichter zu verarbeiten.

- Kohlefaser ist wesentlich leichter.

- Kohlefaserruten bedürfen keiner besonderen Pflege, Lagerung und Handhabung im Drill.

-Kohlefaserruten verbiegen sich nicht und ermüden kaum.

-Kohlefaser ist ein homogener Werkstoff: keine Knoten, keine zerfrästen Kraftfasern etc.

-mit Kohlefaser lassen sich praxistaugliche Ruten bis 17' und bis Schnurklasse 14 herstellen.

-Kohlefaser ist auch stabiler als Bambus. Gespließte Ruten brechen letztendlich nur deshalb nicht, weil sie massiv sind. Eine massive Kohlefaserrute würde auch nicht brechen!

Die Liste lässt sich, glaube ich, noch recht lange fortsetzen.

Das ist wohl auch der Grund, weshalb fast keine Gespließten mehr gefischt werden.


Viele Grüße

Micha