Hallo Leidensgenossen, hier ein kleiner Bericht zum Thema von der
ARGE-Sinntal:
Im Rahmen unseres Projekts
"Künstliche Äschenvermehrung in der Hessischen Sinn, Schmalen Sinn und Jossa" werden aus der Sinn im Ortsbereich Altengronau seit 2002 im gleichen Streckenabschnitt von ca. 400 Metern Länge (Km 32,5 bis 32,9) laichfähige Äschen entnommem und gleichzeitig die Bestandsentwicklung in diesem Teilstück dokumentiert.
Der Zeitpunkt der Laichfischentnahme war, nachdem der Laichbeginn festgestellt wurde, immer in der letzten Märzwoche bzw. in der ersten Aprilwoche.
Die Äschenbestände erhöhten sich jedes Jahr. Das absolute Entnahmeverbot und die eingebrachten Jungfische trugen dazu bei.
Bestandserhebung 03.04.2002: 69 Äschen
Bestandserhebung 27.03.2003: 107 Äschen
Bestandserhebung 26.03.2004: 153 Äschen
Bestandserhebung 31.03.2005: 430 Äschen
Bestandserhebung 12.04.2006 118 Äschen !
Insbesondere 2005 zeigten sich die erfolgreichen Bestandsaufbaumaßnahmen der ARGE-Sinntal.
Die Bestandsdifferenz zwischen 2005 und 2006 von 312 Fischen ist erschreckend, sie ist primär auf den Fraßdruck der Kormorane, die im Januar und Februar 2006 in Schwärmen mit bis zu 40 Tieren eingefallen sind, zurückzuführen.
Unter den 118 gefangenen Äschen befanden sich 41 eindeutig von Kormoranen verletzte Tiere.
Auffällig war, dass die Vögel ihre Scheu abgelegt haben, und auch im Ortsbereich von Altengronau ein Gemetzel veranstalteten. Es wurde beobachtet, dass manche Kormorane so voll gefressen waren, dass sie nicht starten konnten.
Rein rechnerisch ergibt sich folgendes Bild:
Für 2005 ergeben 430 Äschen mal 0,150 Kg ein Gesamtgewicht von 64,5 Kg. Bei einer durchschnittlichen Breite von 8 Metern mal 400 Meter Länge errechnet sich eine Wasserfläche von 0,320 Hektar. Hochgerechnet ergibt sich somit ein Bestand von ca. 200 Kg pro Hektar. Bei dem hohen Nährtieraufkommen der Sinn ist dies realistisch. Das Durchnittsgewicht von 150g errechnet sich aus der Alterspyramide.
Für 2006 bedeutet dies bei gleicher Rechnung einen Bestand von nur noch ca. 55 Kg pro Hektar.
Fazit: Unter Berücksichtigung der verschiedenen Strukturen der Sinn, im Bereich von Altengronau, müssen wir damit rechnen, dass auf den betreffenden 4 Km (3,2 Hektar) etwa 300 Kg Äschen weggefressen wurden. Entsprechende Bestandsaufnahmen werden in den nächsten Monaten Aufschluss geben.
Besonders dankbar sind wir dem Jagdausübungsberechtigten Herrn Dr. Hase und seiner verehrten Frau Gattin, die sich täglich an unseren Gewässern um die Vergrämung bemüht haben, sonst wären bei dieser Vogelinvasion die Bestände sicherlich zusammengebrochen.
Der kalte Winter 2006 führte nicht nur bei uns zu verheerenden Bestandseinbrüchen, auch unsere Nachbargewässer wurden ausgeplündert. Auffallend viele Jungvögel waren zu registrieren. Das Kormoranproblem wird seit Jahren offensichtlich von den Entscheidungsträgern vernachlässigt oder ignoriert.
Unsere Arbeit, unser finanzieller Einsatz und unser seit fünf Jahren bestehendes Entnahmeverbot werden durch falsch verstandenen Naturschutz zunichte gemacht. Letale Vergrämungen lösen das Problem alleine nicht, wenn in den Brutkolonien keine zweckdienlichen zusätzlichen Maßnahmen eingeleitet werden.
Die Kormorane sind nicht die Schuldigen. Schuld an den Schäden, die durch diese Vögel angerichtet werden, sind Vogelschützer, die nur ihr Schutzobjekt sehen, und engstirnige Politiker.
Text & Bilder von der ARGE-Sinntal