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Mir kommt das kalte Grausen !

Verfasst: 30.07.2005, 11:25
von Royal Coachman
Hallo Freunde !

Leider komme ich mir hin und wieder wie eine Kassandra vor, aber das ist mir aufgefallen: ich war heuer an verschiedenen Revieren beim Besatz dabei.

Grundtenor: keine Regenbogenforellen mehr !

Soweit so gut, nun konzentrieren die Züchter sich selbstverständlich auf die Bachforellen und siehe da, es werden fangfähige dreisömmrige Bachforellen zwischen 33 und 40 cm geliefert. Da ich der älteren Generation angehöre, weiß ich, daß Bachforellen, die in einem Seitenbach aufwachsen, zweisömmrig eine Größe von ca 15- 18 allerhöchstens 20 cm erreichen. Die von mir in einem früheren Beitrag befürchtete Entwicklung hat also schon eingesetzt und wird gnadenlos weitergehen, die Mehrheit will schnell große Fische fangen, kein Mensch ist anscheinend noch mit einer 30 cm Bachforelle zufrieden. Wenn ich so die Fänge beobachte und die Aussagen dazu, da kommt mir das kalte Grausen.

Soll das wirklich so weiter gehen ?

Da hat man ohne zu Denken eine Entwicklung in Gang gesetzt, die nicht mehr aufzuhalten ist. Statt sich um die einheimisch gewordenen Stämme der Regenbogenforelle verdient zu machen, verbietet man diese generell, läßt aber den in keiner Weise herkunfts-bewiesenen Bachforellenbesatz zu, der dazu noch speziell auf die "Kundenwünsche " (frohwüchsig !) abgestimmt wird. Dadurch werden wir in spätestens 5 Jahren vor der gleichen Situation stehen, wie jetzt mit den Regenbogenforellen, nämlich Großteils unfruchtbare Hybriden, und was ist dann ?


Ein namhafter Züchter hat mir erzählt, daß in ganz Europa intensiv daran gearbeitet wird, Äschen auf fangfähig zu züchten; wie man das mit dem Huchen gemacht hat, ist wohl jedem bekannt und braucht nicht extra erklärt zu werden. Die Nachfrage sei riesengroß, der "Markt" verlange es und deshalb usw, usw, usw.

Sind wir denn nicht im Stande eine vernünftige Besatzpolitik zu betreiben,
wenn diese Entwicklung nicht gestoppt wird, sehe ich schwarz für unsere Gewässer und unsere Passion, dann werden wir nämlich abgeschafft.
Jedes Rinnsal muß heutzutage Fische mindestens im Kilobereich beherbergen, und zwar viele und die müssen zu sehen sein, sonst heißt es sofort, "da is ja nix drin".

Mir schaudert vor der Zukunft meint euer

Royal Coachman
_________________
Royal Coachman

"Der immer auf Seiten der Fische steht"

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Verfasst: 30.07.2005, 20:06
von Werner
Hallo RC,

"Da hat man ohne zu Denken eine Entwicklung in Gang gesetzt, die nicht mehr aufzuhalten ist. Statt sich um die einheimisch gewordenen Stämme der Regenbogenforelle verdient zu machen, verbietet man diese generell, läßt aber den in keiner Weise herkunfts-bewiesenen Bachforellenbesatz zu,"

Das kommt davon, wenn man "situationsadäquate" Besatzpolitik durch Ideologie ersetzt.

Gruß Werner

Verfasst: 30.07.2005, 22:10
von Royal Coachman
Hallo Leo !

Ich befische mehrere Flüsse, in denen selbstreproduzierende RB-Stämme vorhanden sind, nur interessiert das niemanden, am liebsten würden sie alle RB ausrotten, siehe Aufhebung der Schonzeiten usw. Eine Entnahme von Laichfischen zwecks Streifens wurde bis jetzt soweit mir bekannt nicht einmal in Erwägung gezogen.

Was die Vermischung mit anderen Stämmen betrifft, so verweise ich auf die
Mendel'schen Gesetze, die als Grundlage der Genetik dienen und leider, wie mir scheint komplett in Vergessenheit geraten sind. Ich habe die Ehre einen größeren Bach zu befischen, in dem RB regelmäßig laichen, es werden seit Jahren keine mehr gesetzt, trotzdem kommen drei nach ihrem Habitus verschiedene Arten vor.
1. die klassische RB, dunkler Rücken mit regenbogenfarbiger Seite , wie man sie von den alten Bildern her kennt.
2. die seitlich zusammengedrückte Form , hochrückig mit oranger Seite
3. die fast drehrunde Form, sehr schlank und silbrig glänzend, ohne den Regenbogenschimmer, der ihr den Namen gegeben hat. Das sich diese Fische immer wieder auseinanderkreuzen steht für mich außer Zweifel, sonst müßte ein neuer Habitus entstanden sein, ist er aber nicht. Der Bach ist durch ein Wehr im unteren Bereich ein geschlossenes System also ist ein Zuzug auszuschließen.

Außerdem erreichen diese Fische gewässerspezifisch durchschnittliche Größen von 40-50 cm, es kommen also keine Riesen vor, wie immer wieder in gewissen Printmedien behauptet wird.

Zum Abschluss möchte ich noch erwähnen, daß der Wahnsinn soweit geht, daß in Äschen- und Barbenregionen versucht wird, die Bachforelle (wieder) anzusiedeln, was natürlich zum Scheitern verurteilt ist, da diese ausschließlich Inselpopulationen im Mündungsbereich der leider schon selten gewordenen Seitenbäche bildet, aber da es nicht ihre Region ist keine weitere Verbeitung findet.

freundlichst
Royal Coachman

Verfasst: 30.07.2005, 23:50
von Werner
Hallo,

"Pauschale RF-Besatzverbote sind m. E. letztlich nur eine Folge unübersehbar inkompetenter Besatzmaßnahmen einerseits, in manchen Bundesländern sicherlich auch durch die ideologische Ausrichtung der Naturschutzfachbehörden und andererseits deren politisch gewollte Dominanz über die Fischereifachleute. "

Glückwunsch !!!!

Du bist der erste Fischereisachverständige hier im Forum, der solch "blasphemische" Äußerungen von sich zu geben wagt. Und ich freue mich ehrlich und völlig ohne Ironie, dass es auf dieser Welt doch noch den einen oder anderen Fachmann gibt, dessen Horizont nicht gar so überschaubar zu sein scheint, ( In "FLIEGENFISCHEN" durfte sich auch einer äußern. ) Aber rechne mit dem Schlimmsten seitens deiner akademisch "gebildeten" Kollegen.

Was allerdings an dem unschuldigen Wort "Attraktivitätsbesatz" so verwerflich sein soll, erschließt sich mir nicht, bildet es doch lediglich zutreffend eine Besatzform ab, die der fischereilichen Praxis Rechnung trägt, dafür kann das Wort ja nichts.

Gruß Werner

Verfasst: 31.07.2005, 10:35
von Royal Coachman
Hallo Leo !

Warum diese Agressivität ?

Du hast selbst die Diskussionfähigkeit in diesem Forum gelobt, schlägst aber selbst wild um Dich, dies bringt sicher einige, die ebenfalls Interessantes beizutragen hätten, dazu sich abzuwenden.

Außerdem ist Meinungsbildung gefragt und die funktioniert ausschließlich über Sachlichkeit, mit Animositäten in dieser Form sind aber Deine Beiträge kontraproduktiv.

Sehr schade meint

Royal Coachman

Verfasst: 31.07.2005, 14:31
von Werner
Lieber Leo,
Der Kollege, der den Begriff Attraktivitätsbesatz -zutreffend- in der Zeitschrift "Fliegenfischen" verwendete und definierte ist der, den du kürzlich lobtest, weil er mit dem Florett umzugehen verstünde. Der, den ich meine, ist der, der in der gleichen Zeitschrift eine Lanze - unter bestimmten Umständen- für die Regenbogenforelle brach.

Wörter und Begriffe werden nun mal benutzt, um in der Realität vorhandene Phänomene zu bezeichnen. Attraktivitätsbesatz meint, dass Angelgewässer so besetzt werden ,dass sie für die zahlende Anglerklientel
attraktiv sind. Das ist so- auf der ganzen Welt- und wenn man das ändern möchte, kann man das ja im Rahmen seiner Möglichkeiten tun. Aber es macht ja nun wenig Sinn, denjenigen, der sich dieses Begriffes bedient, zum Golfspielen schicken zu wollen, weil er einen die Wirklichkeit treffenden Begriff verwendet, der für dein persönliches Wohlbefinden kontraproduktiv ist.
Mir wäre lieber, ich könnte die -Fiktion ?- aufrechterhalten, es gäbe in diesem Forum einen Fischereifachmann, der objektiv zu bleiben im Stande ist oder es zumindest versucht.

Also wenn's recht ist, demnächst etwas weniger aufgeregt.

Gruß Werner

Verfasst: 31.07.2005, 19:20
von Royal Coachman
Hallo Leo !

Da hast Du mich mißverstanden oder nicht genau gelesen.

Bei mir ist niemals die Rede vom Einlass fangfähiger Zucht - RB, sondern von Förderung der bestehenden, selbstreproduzierenden RB-Bestände in Gewässern, welche der Bachforelle keinen oder nur einen begrenzten Lebensraum mehr bieten und das sind sehr viele. Der Umbau unserer Gewässer geht auf die erste Industrialisierungswelle Ende des 19 Jahrhunderts zurück, ab diesem Zeitpunkt wurden die Gewässer mit Längswerken verbaut. Was jetzt durch die aufkommenden Hochwasser im Wasserbau passiert, ist für mich der blanke Horror, das Florianiprinzip feiert fröhliche Urständ' und die Ableitung hat höchste Priorität, selbst in Gegenden, wo ausreichend Überschwemmungsflächen vorhanden wären (siehe Tiroler Ache im Bereich Marquartstein bis zur Mündung).

Es ist doch unsinnig zu versuchen Bachforellen anzusiedeln, wenn diese keinen oder nur einen begrenzten Lebensraum (Inselpopulationen !) vorfinden, genau aus diesem Grunde wurde vor über 120 Jahren die RB aus Amerika eingeführt.

Mir geht es darum, daß die Förderung von RB-Beständen ausschließlich über den Besatz mit großen meist "mehr als fangfähigen" Fischen besteht. Ein
RB-Stamm der seit mehr als hundert Jahren in einem Gewässer vorkommt ist für mich in jeder Hinsicht förderungswürdig, aber hier passiert in der Praxis genau das Gegenteil, man versucht die Bestände zusammenbrechen zu lassen.

Unter Förderung verstehe ich Einbringen von Laich im Augenstadium mittels Boxen oder vorgestreckte Brut aus Laich, der Mutterfischen aus dem Gewässer entnommen wurde, aber wo und von wem wird dies bei RB's überhaupt angedacht ?

Aber wir sind vom Thema abgekommen, in diesem Thread geht es um die Bachforelle, der durch den Kommerz (Gewässerbewirtschafter, Züchter und inkompetente Wissenschaftler !) das gleiche Schicksal droht, wie der RB, nämlich Domestizierung bis zum Exzess.

freundlichst

Gebhard

Verfasst: 01.08.2005, 17:34
von Royal Coachman
Hallo Ingo !

Die Züchter sind doch mitschuldig an der Situation, wer hat den RB gezüchtet die im Herbst laichen, wer hat den Huchen zum Annehmen von Kunstnahrung
gebracht und wer wohl wird die Äsche domestizieren ? Im Augenblick wird der Bachforelle eine sagenhafte "Frohwüchsigkeit" angezüchtet, welche Nachteile dies haben wird (Unfruchtbarkeit usw) weiß keiner und will anscheinend keiner wissen. Diese Sachen laufen doch schon, es fragt sich nur, wer ist der erste, der verdient nämlich am meisten, weil er den Preis diktieren kann, (kauft bei mir ich hab die größeren !)
Durch den internen Wettbewerb ist der Preis für RB's dermaßen verfallen, daß eben Quantität vor Qualität geht ( diese Riesendinger finden in der Gastronomie sowieso keine Verwendung mehr, wie praktisch !).

Was die Pächter oder Bewirtschafter betrifft, so erlaube ich mir darauf hinzuweisen, daß Privatgewässer, die eben nicht an jedermann Tageskarten ausgeben, hier im Forum einiges zu lesen kriegen. Die Bewirtschaftung als Einnahmequelle funktioniert nicht und hat noch nie funktioniert, Idealismus ist gefragt und ein langsames Umdenken wird einsetzten müssen, das kann aber nur von einer nachwachsenden nächsten Fischergeneration kommen, mit der heutigen sieht es in dieser Beziehung sehr schlecht aus.

Den Wissenschaftlern werfe ich vor, daß sie durch Nichtbeachten der Grundfaktoren wie Fischregionen z.B. bei falschen Entscheidungen seitens der Gewässerbewirtschafter und z.T der öffentlichen Organe keinerlei Stimmen erheben, auch wenn offensichtlich Fehler bei der Bewirtschaftung der Bestände gemacht werden.

Prinzipiell ist die Sache ganz einfach zu lösen, wenn man den Fischbestand als Kapital betrachtet, das erhalten werden muß und ausschließlich der Zuwachs (ZInsen) entnommen werden darf. Jedermann ist klar, wenn er sein Kapital aufbraucht, steht er irgenwann mit leeren Händen da, nur bei der Fischerei soll das anders sein ?

mit freundlichen Grüßen in den Norden

Gebhard

PS: die Aale in Bad Zwischenahn sind ein Gedicht !

Verfasst: 02.08.2005, 07:24
von Royal Coachman
Hallo Freunde !

Da habt ihr natürlich schon recht, die Züchter richten sich nach dem Markt, aber unter Züchter habe ich auch die "Öffentlichen Zuchtanstalten" gemeint.

Wo endet beim Fischen das Prinzip "höher-weiter-schneller-besser" ?

Im Forellenpuff ?

.Hoffentlich nicht meint Euer

Royal Coachman

PS: man kann eine Populationspyramide nicht auf den Kopf stellen, oder doch ?

off topic

Verfasst: 02.08.2005, 08:00
von sedge111
Muss mal was loswerden:

Aggressivität hin oder her, seit der leo hier im Forum "wütet" ( ;) )
ist das Niveau hier enorm gestiegen. Nichts gegen die tausendste Rutenempfehlung, aber solch threads wie dieser hier sind meiner Meinung zielführend und darüberhinaus noch sehr kurzweilig zu lesen! :daumen:
Leider bleibt mir in solchen threads eher die passive Rolle, da ich mich in solchen Sitationen eher an die Devise des Kabarettisten Dieter Nuhr halte. "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten!" :D

Ich hoffe, dass solche threads hier noch sehr häufig "ausgefochten" werden!

Grüße!

sedge111

PS: Weitermachen!!!

Verfasst: 02.08.2005, 09:08
von horstie honk
ich hasse es das sagen zu müssen :D ==> ich schliesse mich dir an!

gruss
horstie 'der der mit dem lesen kaum noch nachkommt' honk

Re: off topic

Verfasst: 02.08.2005, 18:50
von Pinn
Original geschrieben von sedge111
Muss mal was loswerden:

Aggressivität hin oder her, seit der leo hier im Forum "wütet" ( ;) )
ist das Niveau hier enorm gestiegen. Nichts gegen die tausendste Rutenempfehlung, aber solch threads wie dieser hier sind meiner Meinung zielführend und darüberhinaus noch sehr kurzweilig zu lesen!
Keine Ahnung, wie das Niveau vor Erscheinen von leo hier im Forum war, dafür bin ich zu frisch hier. Aber diese Diskussion hier im Forum spiegelt für mich relevante unterschiedliche bis gegensätzliche Standpunkte wider, die "draußen im realen Leben" eine große Rolle spielen. Und wenn die Diskussion hier realitätsnäher wird durch fachlich fundierte Infos und engagierte Schreibe, finde ich das auch gut!

Als aggressiv habe ich hier keinen Beitrag empfunden, aber welche gelesen, die persönliches Engagement erkennen lassen.

Ich fand die Diskussion klasse, weil ich die unterschiedlichen Standpunkte besser kennengelernt habe.

Gruß, Werner

Verfasst: 02.08.2005, 22:56
von Werner
Hallo,
doch, finde ich auch, das Niveau ist schon enorm gestiegen und keine Spur von Aggressivität und wie zielführend die Diskussion doch ist im Hinblick auf die Neubetonierung der altbekannten Positionen.

_schuldigung, konnte ich mir nicht verkneifen.

Gruß Werner

Verfasst: 03.08.2005, 19:55
von Pinn
Hallo Werner,
Du hängst auch noch an der alten Rechtschreibung wie ich, vermute ich. Gruss statt Gruß liest sich auch wirklich beschissen. Ich werde demnäxt meine Grußformel ändern, wegen Verwexlunxgefahr.
Was Du als "Neubetonierung altbekannter Posititionen" bezeichnest, ist für mich aber tatsächlich Neuland, also ehrlich interessant!
Tschulligung, Werner

Verfasst: 03.08.2005, 21:06
von Werner
Hallo Werner,
an der alten Rechtschreibung hänge ich nicht, weil auch nach der neuen Gruß mit scharfem "ß" geschrieben wird, aber behalte ruhig die Grußformel bei. Wir sind ja an unserem Usernamen zu unterscheiden, sodass uns niemand phferwäxeln kann.

"Was Du als "Neubetonierung altbekannter Posititionen" bezeichnest, ist für mich aber tatsächlich Neuland, also ehrlich interessant!"

Hast Recht, aber zu dem bzw. ähnlichen Themen ist tatsächlich im Forum in älteren Threads schon eine Menge nachzulesen.

Gruß Werner