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Besatz in einem neuen Stausee

Verfasst: 19.01.2005, 16:03
von Wilfried Kaser
Hallo Gemeinde, wer hat Erfahrung mit den Besatz in einem neuen Speicherstausee in ca. 1800 Meter Meereshöhe. Dieser See mit starken Schwankungen in der Wassertiefe wird im Herbst 2005 gefüllt. ( im Frühjahr fast leer )
Danke und t.l. Willi

Verfasst: 19.01.2005, 16:58
von stekus
Ein See in Tirol? Selbst ausprobiert hab ich nix, man hört aber oft von Saiblingen in Stauseen!

Verfasst: 27.01.2005, 01:05
von ratschan
Hi,

auf 1800 m wird wohl ausser Saiblingen nicht mehr viel passieren, würde mir auch nicht zuviel erwarten (langsam und kleinwüchsig). Wie schaut´s mit Feinsedimenteintrag bzw. Laichsubstrat aus? Spiegelschwankungen werden da vermutlich problematisch sein (Anbindung von Zubringern, Schüttkegel fallen trocken)...

Clemens

Verfasst: 27.01.2005, 09:37
von squid77
Hallo ,
In der Schweiz werden/wurden häufig Namaycush besetzt.
Diese Forellenart stammt ursprünglich aus Kanada und wird
ziemlich gross.

Bringt mich jetzt nicht um, weil es keine heimische Forelle ist
aber sie ist echt toll an der Fliegenrute ;-)

Gruss Pascal

Verfasst: 27.01.2005, 10:34
von Werner Klotz
Hallo Pascal!

Du verschweigst aber, dass auch in der Schweiz viele Besatzversuche mit Namaycush Saiblingen sich als Flop erwiesen (gewiss es gibt auch Ausnahmen!). Vor allem wovon sollen die sich ab einer gewissen Größe ausschlißlich räubersich lebenden Saiblinge im neu gflutenden Stausee denn ernähren?

mfg Werner

Verfasst: 27.01.2005, 14:41
von squid77
Hallo Werner,

Mit von der Partie sind ja auch immer Elritzen in den höher gelegenen Seen. Diese dienen als Hauptnahrung der Forellen.
Aber ich habe keine Gewässer-Ökonomie studiert.... Weiss auch nicht ob
in so einer Umgebung Elritzen laichen können usw.

Gruss

Verfasst: 27.01.2005, 15:30
von Kurt Zumbrunn
Ich kann Pascal nur zustimmen. In unseren Bergseen entwickeln sich die Namaycush am besten. Geht aber häufig zu Lasten der anderen Fischsorten (Bachsaibling/Seesaibling/Regenbogner). Für Hochalpine Seen erscheinen nach wie vor die Saiblinge am geeignetesten, wenn auch häufig kleinwüchsig.
Gruss
Kurt Zumbrunn

Verfasst: 27.01.2005, 19:34
von stekus
Muss man denn unbedingt ein künstliches Gewässer besetzen? (Wüsste noch immer gerne um welchen See es geht!)

Verfasst: 27.01.2005, 20:17
von Royal Coachman
Hallo Freunde !

Nur zur Information, Kaiser Maximilian hat rund um 1500 angeordnet, die hochalpinen Seen mit Saiblingen zu besetzen. Diese wurden von Mönchen in Butten hinaufgetragen .

Zwei Probleme wurden damals nicht berücksichtigt :

1. das Nahrungsproblem im Bereich Alpenhauptkamm ( Kalkmangel ! )
die Saiblinge der Finstertaler Seen hatten ein Grätengerüst wie Kaugummi , man konnte sie einfach schraf braten oder grillen und mit Mittelgräte ohne Probleme essen.

2. Die Seen in diesen Höhen sind nur wenige Monate im Jahr offen und der Nahrungsmangel führt zu verbutteten Beständen. Ob das gleichzeitige Einsetzen von Pfrillen eine Lösung gewesen wäre ist unbewiesen.

Die TIWAG hatte der Innsbrucker Universität die beiden Finstertaler Seen zur Untersuchung zur Verfügung gestellt bevor diese im großen Stausee Kuhtai
aufgegangen sind . Die Uni Innsbruck untersucht und beobachtet soweit mir bekannt laufend die hochalpinen Seen und man kann sicher hier aussagekräftige Unterlagen einsehen. ( Prof Pechlaner ! ) .

mit tight lines
Royal Coachman

PS: Saiblinge aus diesen Seen, die in der Landesfischzucht ausgesetzt wurden, begannen umgehend zu fressen und zu wachsen auch das Knochengerüst verfestigte sich . Durchschnittgröße in diesen Seen ca 17 cm.

Verfasst: 28.01.2005, 11:02
von Graylinglover
Hallo RC,

Deine Infos sind wie immer hervorragend!

Hallo alle,

Tatsächlich kämen in natürlichen Alpenseen oberhalb 1500 m (legt mich nicht auf ein paar hundert Meter fest) vermutlich von Natur aus gar keine Fische vor. Da aber seit mehr als fünfhundert Jahren systematisch besetzt wurde ist nicht mehr nachvollziehbar woher und wann die Fische hineingekommen sind. Es gibt wunderschöne Ölgemälde, die zeigen, wie man in Holzfässern die Fische auf die Berge geschleppt hat.
Da es sich in dem geschilderten Fall um ein künstliches Gewässer handelt, gelten bei Besatzmaßnahmen nicht unbedingt so strenge Maßstäbe wie bei natürlichen Seen. Vor einem Besatz muß aber mit den zuständigen Behörden geklärt werden wie den das Bewirtschaftungsziel aussieht und wie realistisch das ist. Wie RC schon sagt, in sehr nährstoffarmen Gewässern und dazu noch mit Wasserspiegelschwankungen sollte man sich gut überlegen ob das alles Sinn macht. Unsere Altvorderen haben auch kleine Fische genutzt (neben den kleinen Saiblingen z.B. Elritzen, Gründlinge und Groppen), aber müssen wir das auch?

Beste Grüße

Robert

Verfasst: 29.01.2005, 11:02
von Wilfried Kaser
Hallo an alle aus St. Anton a. A.
Ich möchte auf die verschiedenen Beiträge mein Gedankengut einbringen.
Der neue Speicherstausee wird im Moostal in St. Anton a. A. entstehen und ist im Eigentum der Gemeinde. Als Bürger dieses Ortes können wir Einfluss auf die Entwicklung des Biotops Moostalspeicher nehmen.
RC ich werde mich sicher mit Prof. Pechlaner in Verbindung setzen. Wir besetzen unsere Rosanna schon seit über 15 Jahren nur mit der heimischen Bachforellen aus Thaur ( Donau Forelle) Die TIWAG hat jedoch nach meiner Meinung meistens nur Alibi Aufträge vergeben ( Kraftwerk Fließerau ). Ich erinnere mich noch sehr gut, wie ein Gutachten für die Wasserentnahme aus der Rosanna für die Illwerke erstellt wurde.
Stekus : die Frage des Besatzes stellt sich für mich nur , wenn ein vernünftiger Biotop entsteht. Ich sträube mich aus Überzeugung die Variante fangfähige Regenbogenforellen in den Sommermonaten einzusetzen, damit die Gelegenheitsangler Beute machen können.
In den Hochgebirgsseen fressen nach meiner Erfahrung die Elritzen auch die Kleinstlebewesen, wie die Forellen und die Saiblinge.
Werner es wäre nett auch einen Vorschlag von dir zu sehen !
Gruß Willi

Verfasst: 30.01.2005, 13:03
von stekus
Zur Info: Prof. Pechlaner ist pensioniert, Momentaner Vorstand der Limnologie ist Prof. Roland Psenner.

Verfasst: 30.01.2005, 13:26
von Wilfried Kaser
Hallo Stekus, ich bedanke mich für deine Information und ich habe bereits ein E.mail an die Adresse: zoologie@uibk.ac.at gesandt. Kannst du mir helfen ?
T.L. Willi

Verfasst: 30.01.2005, 18:14
von stekus
Ich bin nur "normaler Biostudent" in Innsbruck, möcht mich aber Später in Richtung Öko, Limno spezialisieren. Zu deiner Fragestellung fällt mir nicht viel neues ein (finde das bis jetzt gesagte ok!). Doch noch was: Du könntest im Zufluss des Sees, dann wenn Fische drinn sind hin und wieder einen Strohballen versenken - an so einem Ding können viele Insekten lange knabbern!

Verfasst: 30.01.2005, 20:40
von Unz
Hallo Wilfried,

habe in deinem etwas ausführlicheren Artikel unter anderem über die sog. "Donauforelle" gelesen. Ohne mich jetzt über Sinn und Unsinn einer solchen Bezeichnung auslassen zu wollen möchte ich dir empfehlen und dich bitten, dich bei Herrn Nikolaus Medgyesy und/oder Herrn Reinhard Lackner (beide Uni IBK, findest du beim googlen oder auf der Personensuchseite der Uni) zu melden. Beide arbeiten am Projekt "Troutexaminvest" mit und können dir mit Rat und Tat zum erfolgreichen Besatz mit lokalen Forellenpopulationen sicher weiterhelfen. Wenn dir wirklich soviel an einem möglichst naturnahen Biotop gelegen ist, könnte man doch auch bei entsprechenden Voraussetzungen über die Anlage eines Genpools in Eurem Gewässer nachdenken. Sprich sie mal darauf an!
Falls du dich für Saiblinge entscheiden solltest, frag doch bei Wolfgang Mark, ebenfalls Uni IBK, nach. Dieser Herr beschäftigt sich mit den Saiblingen und ist auch in einem europäischen Projekt eingebunden, bei dem es um unter anderem um die Auffindung von lokalen Saiblingsrassen geht. Dazu kannst du auch Patrick Brunner befragen (partickcbrunner@netscape.net), ein Experte auf dem Gebiet (hat unter anderem eine große Arbeit über Saiblinge gemacht. Lies dir seine Arbeit mal durch).
Hoffe ich konnte dir etwas weiterhelfen. Viel Spaß und maximale Erfolge bei Eurem Vorhaben! Und laß es uns wissen wenn die Dinger schön groß sind ;)

unz