Hallo,
bei meinen vorangegangenen Postings habe ich ja schon kurz die italienische Variante „Pesca alla Valsesiana“ der rollenlosen Fliegenfischerei angesprochen, die ich aber noch ein wenig ausführen möchte.
Meine ersten Hinweise zur rollenlosen Fliegenfischerei habe ich in dem sehr empfehlenswerten Buch „The Fly“ über die zweitausendjährige Fliegenfischergeschichte von Andrew Herd erhalten:
http://www.amazon.de/Fly-Andrew-Herd/dp ... 668&sr=8-1
Er erwähnt hier kurz die italienische Variante „Pesca alla Valsesiana“. In dem Buch gibt er als Quelle zwei ebenfalls zwei sehr lesenswerte Artikel aus dem Magazin „The American Fly Fisher“ des American Museum of Fly Fishing an:
http://www.amff.com/
The American Fly Fisher, Vol. 5, No. 3, Summer 1978, page 10-11
The American Fly Fisher, Vol. 24, No. 2, Spring 1998, page 2-5
Für kleines Geld kann man man bei dem Museum auch Kopien der Artikel erhalten.
Auf seiner Internetseite beschreibt Andrew Herd ebenfalls kurz die Fischerei in Italien:
http://www.flyfishinghistory.com/valsesia.htm
Interessant ist hier auch der kleine Artikel zu Pferdehaarleinen, die ich auch heute noch sehr gerne einsetze:
http://www.flyfishinghistory.com/horshair.htm
Meine weiteren Recherchen waren dann etwas mühsamer. Im Internet ist nicht wirklich viel zu finden:
http://www.fipsaslodi.com/files/lasfida ... esiana.pdf
http://www.valsesiapesca.it/pescavalsesiana.asp
Durch Zufall bin ich dann auf den zweiteiligen Film „La storia italiana della pesca a mosca“ gestoßen. Hier wird in einer aufwendigen Produktion die Geschichte der Fliegenfischerei in Italien beschrieben. Unter Anderem wird ein Teil dem „Pesca alla Valsesiana“ gewidmet. Die Herstellung von verdrallten Pferdehaarleinen und das Binden der Reversed Hechel Nassfliegen, die verblüffend den japanischen Kebari-Fliegen ähneln, wird ausführlich beschrieben.
Neben dem „Pesca alla Valsesiana“ das aus dem Tal der Sesia im Piemont stammt, wird noch eine weitere alte Methode aus den Abruzzen vorgestellt, die sich dort „Scuriazzo“ nennt und am Fluss Sangro praktiziert wird. Hier kommt eine kurze rollenlose Vollbambusrute mit einer Pferdehaarleine und Weichhechel-Nassfliegen zum Einsatz.
Auf Italienisch gibt es dann noch ein nettes kleines Büchlein das sich mit dem Thema „Pesca alla Valsesiana“ eher vor dem geschichtlichen Hintergrund beschäftigt.
Dionigi, Renzo; Storti Storchi, Claudia
La pesca alla valsesiana: tracce di storia della pesca nella tradizione scritta e orale della Valsesia
Der Autor Renzo Dioingi hat auch noch einen dicken Wälzer zur Geschichte der Fliegenfischerei erstellt. Schade, daß das Buch nur in Italienisch erhältlich ist.
Dionigi, Renzo
Anelli sull'acqua: testi e immagini per storie di pesci e di pesca a mosca
Zu der rollenlosen Fliegenfischerei in Italien habe ich dann auch noch diesen netten Zeitungs-Artikel gefunden:
http://news.google.com/newspapers?nid=1 ... 41,8271135
Über das Forum auf der Seite von Tenkara USA habe ich zusammen mit Chris Stewart (Tenkarabum.com) Kontakt zu einem sehr freundlichen Italiener bekommen, der aus dem Tal der Sesia stammt und die Methode noch aktiv fischt. Chris hat zusammen mit dem italienischen Kollegen die Methode auf seiner Seite beschrieben:
http://www.tenkarabum.com/pesca-alla-valsesiana1.html
http://www.tenkarabum.com/pesca-alla-valsesiana.html
Im Vergleich zur japanischen Tenkarafischerei werden in Italien aber längere Ruten deutlich über 4m verwendet, die auch steifer als die japanischen Tenkararuten sind. Die verwendeten Pferdehaarleinen sind auch etwas schwerer und länger. Im Butt der Leine verwenden die Italiener zwischen 12-14 Haaren. Im Gegensatz zu den Japanern, die meistens nur mit einer Fliege fischen, kommen beim Pesca alla Valsesiana drei bis vier Fliegen gleichzeitig zum Einsatz. Die verwendeten Fliegen sind aber fast baugleich mit den japanischen Mustern. Interessant wäre zu erfahren, ob sich die beiden Methoden unabhängig zum fast gleichen Ziel entwickelt haben, oder ob trotz der großen Distanz schon vor hunderten von Jahren eine Beeinflussung stattgefunden hat.
Hoffentlich schaffe ich es im kommenden Jahr der Einladung des italienischen Kollegen zu folgen und mir das „Pesca alla Valsesiana“ mal vor Ort live anzuschauen.
Viele Grüße
Ronald