Akte FF: Unglaubliche Geschichten vom Fliegenfischen

Was macht FLIEGENFISCHEN aus? Hier darf nach Herzenslust gefachsimpelt werden! Auch Termin- und andere Ankündigungen passen hier herein. Erlebtes Fliegenfischen - hier kannst Du Deine Erlebnisse für alle schildern, wir lesen gerne Storys von früher und heute!
(Bitte prüfe zuerst, ob nicht eine der nachfolgenden Rubriken geeigneter für Deinen Beitrag ist).

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medfisch
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Beitrag von medfisch »

Hallo Frank,
seitdem übe ich diesen Wurf auch immer wieder, sehr aufwendig, wie Du Dir denken kannst, alleine die Vögel jedesmal wieder auf Kurs zu bringen, wobei ich ehrlich zugebe, daß ich auch schon Versuche mit Krähen oder sogar Kormoranen angestellt habe, allerdings nur mit ganz mässigem Erfolg. Na, ja, ich hätte allerdings auch Bedenken, im Falle einer Wette doch Ärger mit Vogelschützern zu bekommen, es sei denn, man verwendet so eine Art laufenden, pardon, fliegenden Keiler.
Im Moment sollte ich allerdings besser wetten, dass ich fünfmal hintereinander, ohne nach hinten zu schauen meine Fliege in eine, 15m hinter mir, einzeln stehende Jungbirke schiesse und dort so geschickt im Wipfel verankere, dass ich nur unter Verlust von 2 Drittel meines Vorfaches die Rute wieder freibekomme. In diesem Sinne Petri Heil !
Viele Grüsse

Giselher
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Frank.
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Beitrag von Frank. »

medfisch hat geschrieben:... meine Fliege in eine, 15m hinter mir, einzeln stehende Jungbirke schiesse und dort so geschickt im Wipfel verankere ...
Das ist leider nichts Besonderes, mein Lieber! Ich kann das jedenfalls auch (wenn mein persönlicher "Fliegenretter" - lange Hundeleine aus Leder, vorne dran ein 100 Gramm-Blei und ein riesiger Drilling - auch dafür sorgt, daß die Birke ihren Vorfachhunger nicht stillen kann).

Herzlichst, Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
Franz Kafka
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Beitrag von Frank. »

Sorry, leider keine neue Geschichte im Moment ... Nur etwas Organisatorisches: Potentielle Buch-Autoren sollten bitte meinen letzten Beitrag im Thread "Das Buch zum Forum" ansehen. Es geht los!

Herzlichst, Euer Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
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Michael.
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Die Brückenforelle

Beitrag von Michael. »

Viele von euch kennen sicher diesen kleinen, feinen und glasklaren Fluss in Süddeutschland, an dem man – neben einer schönen Fischerei auf normalgroße Forellen – auch solche bis weit in die 70 cm hinein fangen kann. Mit der nötigen Ausdauer und einem Quäntchen Glück sogar mehrere davon am Tag...

Die großen Forellen dort können sich aber auch extrem ablehnend verhalten. Über Stunden kann man sie auf Sicht im klaren Wasser anfischen und sämtliche Inhalte seiner Fliegendosen anbieten, doch sie ignorieren einfach jede Fliege. Aber nicht generell. Irgendwann nimmt eine....

Hat man solch einen Brocken schließlich am Haken (meist einer 16er oder 14er Nymphe am 16er oder besser 18er Vorfach), geht richtig die Post ab. Zunächst kommen einige mehr oder weniger heftige „unhaltbare“ Fluchten im näheren Umfeld, dann geht es - ebenso „unhaltbar“ - ab in die kräftige Hauptströmung...

Üblicherweise muss man einen solchen Fisch dann oft etliche Hundert Meter stromabwärts drillen, bevor er langsam müder wird, sich aus der Hauptströmung ins seichtere Wasser dirigieren und landen lässt. Vorher ist einfach nichts zu machen, es sei denn, man will das Vorfach sprengen oder den feinen Haken aufbiegen.

Etwa in der Mitte der damals rund 1,5 Kilometer langen Gewässerstrecke befand sich eine alte Holzbrücke. Diese war mit zwei Holzpfeilersystemen im Fluss verankert. Das waren jeweils zwei dicke, senkrechte Balken, deren Zwischenräume in Wasserhöhe mit waagerechten Brettern zugemacht wurden. Nun hatten Hochwasser und die Jahre schon stark an der Brücke genagt, u.a. war auch die Bretterverkleidung am linken Pfeilersystem, wo die tiefe Hauptströmung durchging, löchrig geworden. Ein solches Loch von etwa 1 Meter breite und 30 cm Höhe befand sich dort, unterhalb des Wasserspiegels.

An diesem schicksalshaften Tag bekam ich eine dieser großen Forellen etwa 300 Meter oberhalb der Brücke an die 16er Nymphe. Es kam, wie es kommen musste: nach kurzem Drill auf der Stelle schwamm der Fisch mit aller Macht in die Hauptströmung und ich musste ihm stromabwärts nachflitzen...

Wenn man mit einem solchen Fisch in den Bereich der Brücke kommt, gibt es nur eine Möglichkeit: man muss ihn in der Mitte, also zwischen den beiden Pfeilersystemen, durchlotsen. Das ist der einzige bewatbare Bereich! Auf keinen Fall ganz links, denn dort geht die tiefe, kräftige Hauptströmung durch... 300 Meter weiter unten kommt dann eine flache Kiesbank mit ruhigem Wasser, wo die Landung meist klappen sollte.

Mit Ach und Krach schaffte ich es tatsächlich, meinen Fisch kurz vor der Brücke in die rettende Mitte zu zwingen. Aber nur kurz! Direkt unter der Brücke zog er wieder nach links ins Tiefe. NEIIINNN !!! NIIIICHTTT DA DUUURCHHH !!!! Doch zu spät: der Fisch hatte tatsächlich das weiter oben beschriebene Loch in der Bretterverkleidung gefunden und war zielstrebig genau da durch geschwommen!

Oh Mann, was nun? Wenn ich die Rute durch das Loch schieben würde, könnte sie abbrechen, von der Strömung weggerissen werden oder bei einer weiteren Flucht des Fisches stromabwärts auf Nimmerwiedersehen verschwinden...

Ich entschied mich für alles oder nichts – schnelles Handeln war ja gefragt. Ich ging also auf Tauchstation, steckte die Fliegenrute komplett in das Loch und klemmte die sie mit der Rolle so fest, dass sie dort stecken blieb. Dann kämpfte ich mich auf der anderen Seite am Pfeilersystem gegen die kräftig drückende Strömung hinauf, bis ich die Rute wieder greifen konnte.

Was soll ich noch sagen? Alles klappte, der Fisch war sogar noch dran und wurde „planmäßig“ 300 Meter weiter unten von der Fliege erlöst.

An dieses aufregende Erlebnis denke ich immer wieder gerne zurück. Die Brücke wurde einige Jahre Später vom Hochwasser weggerissen. An ihrer Stelle steht jetzt eine dieser modernen Bogenbrücken-Konstruktionen, ohne Pfeiler im Wasser. Der Fluss selbst wurde sehr zu seinen Ungunsten verändert: neue Steinpackungen zum Hochwasserschutz „zieren“ jetzt beide Uferseiten und die weit über den Fluss hängenden Weidenbüsche wurden in einigen Bereichen entfernt, schade. Aber große Forellen hat es dort immer noch...

Gruß
Michael
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Frank.
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Beitrag von Frank. »

Liebe Freunde,

was mir heute am Nachmittag passiert ist, ist eigentlich nicht unglaublich, sondern höchstens: unglaublich lächerlich.
Ich bin vom Gewässer vertrieben worden, von ein paar blöden Gänsen.
Aber die waren schwer bewaffnet. Ich hatte keine Chance.

Nur für ein Stündchen wollte ich an einen kleinen See, um mal zu schauen, ob sich nicht ein Zander überlisten lassen würde. Dieser See hat eine etwas problematische Natur, denn er ist fast überall schwer versandet und verschlammt; in den vielen extrem flachen Bereichen ist nicht gut fischen. Dann gibt es eine kleine Insel, hinter der das Wasser rasch sehr tief wird – dort, an der Kante, ist es aussichtsreich, zumal dort einige Barschberge und andere Unterwasserstrukturen die Räuber anziehen. Aber auch nur dort.

Fröhlich marschiere ich also ins Wasser. Kaum habe ich auch nur ein paar Schritte getan, höre ich von Ferne ein erst leises, dann bald ziemlich lautstarkes „Quakquakquakquak“ auf mich zukommen. Der Blick zum Himmel zeigt eine große Formation von Graugänsen, die recht flach über dem Wasser auf mich zugestrichen kommt.
„Schön!“, denke ich und guck mir die vielleicht 80 Vögel erst einmal in Ruhe an.
Sie kommen wirklich direkt auf mich zu. Und zwar ziemlich schnell.

Und dann fällt mein Blick auf das Wasser unter den Vögeln, die mittlerweile nicht mehr so furchtbar weit entfernt von mir sind. Und dort - - - Platsch, Platsch, Platsch, Platsch - - - dort schlägt eine Bombe nach der anderen auf.
Ach du heilige Sch...! Die Gänse sind satt, verdammt satt – und was da fröhlich platsch, das ist ein Flächenbombardement übelster Sorte. Frische Gänsekacke kiloweise, die das Wasser in breiter Front aufspritzen läßt.

Haste was kannste bin ich raus aus dem Wasser und bringe mich unter den Uferbäumen in Sicherheit. Der Schwarm dreht eine große Runde und verschwindet Richtung des anderen Ufers.

Entschlossen gehe ich wieder los.
Kaum bin ich aber im Wasser - - - „„Quakquakquakquak“ --- kommt das nächste Bombergeschwader angezogen. Und kackt, daß es eine Art hat.

Erneute Flucht.

Und was muß ich sehen? Am gegenüberliegenden Ufer taucht Schwarm 1 wieder auf, um sich mit Schwarm 2 zu vereinigen. Jetzt sind das sicher 150 große, dicke, satte, heftig verdauende Gänse, die sich zum Hordenschiß vereinigt haben – offenbar haben die ein Faible für das Wasserklosett, das ihnen der See bietet.

Nun versuche ich erneut, das Seeufer zu verlassen, um in Wurfposition zu kommen, aber da gibt die Chef-Gans offenbar wieder das Signal zur Attacke:

„QUAAK!
In Angriffsposition!
Därme entsichern!
Sturzflug auf mein Kommando!
Und dann – pffft! Raus mit der Brühe!“

Ihr könnt euch kaum vorstellen, wie schnell ich wieder unter den rettenden Bäumen war. Und was machen die Gänse? – Kreisen. Quaken. Kacken.

Es dauert ein paar Minuten, bis ich begreife: Diese Ecke des Sees ist der Rastplatz, an dem die Gänse der umliegenden Region ihren Feierabend zu verbringen beschlossen haben!

Während ich ihnen aus sicherer Position zuschaue, kommen ein, zwei, drei weitere Schwärme über die Hügel hinweg, um sich mit den anderen zu einer gigantischen Vogelansammlung zu vereinigen.

Und sie alle sind: geladen bis unter die Schwanzspitze mit den unverdaulichen Resten südniedersächischer Wintergerste (oder was immer sie gefressen haben mögen).

Ich verstehe. Das, was die Viecher von der Landung auf dem Wasser abhält – das bin ich! Ich störe den Frieden der Natur!

Weitere Folgerungen (und die dulden allesamt keinen Widerspruch):

Solange ich nicht verschwinde, werden sie kreisen.
Solange sie kreisen, werden sie sch*****n.
Solange sie sch*****n, werde ich nicht fischen.

Langer Rede kurzer Sinn: Ich habe nicht mehr gefischt. Sondern bin - zunächst ein wenig verärgert, dann aber amüsiert - nach Hause gefahren.

Das Schiebedach vom Auto blieb sicherheitshalber geschlossen.


Euer Frank
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Erzgebirgler
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Beitrag von Erzgebirgler »

:D Wieder einmal köstlich gelacht,... auf den Gedanken, die Seiten einvernehmlich zu tauschen, um der Schei...rei zu entgehen, biste wohl nicht gekommen???? :D

Gruß Rico
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Frank.
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Beitrag von Frank. »

Erzgebirgler hat geschrieben:... auf den Gedanken, die Seiten einvernehmlich zu tauschen, um der Schei...rei zu entgehen, biste wohl nicht gekommen????
Doch, schon. Aber auf dem Weg dorthin wäre ich unweigerlich - - - Ach, lassen wir das. Beim nächsten Besuch am See nehme ich halt einen Schirm mit.
Die Frage nach dem geeigneten Produkt (abwaschbar, kotabweisend) stelle ich dann demnächst im "Zubehör"-Thread.

Frank
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AndreasSH
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Beitrag von AndreasSH »

Moin Frank,

herrliche Geschichte... :)

Ich empfehle für nächstes Mal diese Regenschirme die man auf den Kopf setzen kann. :shock:


Gruß, Andreas
Angeln wird nur von solchen Menschen als langweilig empfunden, die damit nichts anderes verbinden als Fische zu fangen...
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AStar
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Beitrag von AStar »

gibts bei ebay
link

gruss alex
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Beitrag von Chartist »

Hallo

Wie ich zum Angeln – Fliegenfischen kam.

Wir waren zu Hause 3 Jungens. Ich war das Nesthäckchen, meine Brüder waren 9 und 10 Jahre älter. Als Flüchtlinge aus Schlesien kamen wir 1946 nach Osterode am Harz. Damals war ich 6 Jahre alt. Mein ältester Bruder war für mich so etwas wie Vaterersatz, denn die Eltern trennten sich nach dem Krieg und Mutter hat uns als Putzfrau allein durchbringen müssen.

Es war gleich nach der Währungsreform, als mein ältester Bruder einen Arbeits-Kollegen zum Angeln begleiten durfte. Von diesem Ausflug brachte er auch gleich einen grossen Fisch mit. Was für eine Delikatesse. Jetzt wollte er auch gern angeln. Durch den Kollegen kam er auch in den Verein. Aber woher Angelzeug bekommen? Selbst wenn es was zu kaufen gab. Das Geld reichte ja kaum für den Lebensunterhalt der Familie und wichtigere Anschaffungen. Mein Bruder arbeitet damals als Hilfs-Mechaniker in einer Textilfabrik. Er war sehr geschickt und erfinderisch. Durch Angelkollegen wurde er mit Opa Hermann bekannt.

Opa Hermann lebte mit seiner Frau in einer recht enge, kleinen Dachwohnung in Osterode. Er war damals so um die 60 Jahre alt, und schwer kriegsbeschädigt. Er konnte kaum laufen. Soweit ich mich erinnern kann, kam Opa Hermann aus Ostpreussen. Die alten Herrschaften waren sehr feine, gebildete Leute, die sicher mal bessere Zeiten erlebt hatten. Opa Hermann hatte eine seltene Fähigkeit. Er konnte nicht nur Ruten bauen, Zeichnungen für Rollen erstellen, sondern auch Fliegen binden, Flugschnüre aus Seide flechten und feine Vorfächer aus Kunstfasern herstellen. Er brauchte blos die richtigen Materialien, die damals noch sehr schwer zu bekommen waren. Ausserdem hatte er ein riesengrosses Herz für junge Leute und konnte wunderschöne, spannende Angelgeschichten erzählen.

Mein Bruder konnte Seidengarn und damals noch sehr seltene Kunstfasern besorgen und nach den Zeichnungen von Opa Hermann einfache Rollen fertigen und Metallhülsen und Ringe aus Messing herstellen. Für die nötigen Federn und Haare für die Fliegen sorgte unser Kleinvieh das wir hielten. Andere Angelkollegen konnten Bambusrohr (woher eigentlich) Lack, Angelhacken spezielle Wachse und was so noch gebraucht wurde besorgen.

So entstand bei Opa Hermann eine richtige kleine Werkstatt. Manchen Winterabend haben wir (mein Bruder nahm mich oft mit) bei Opa Hermann gesessen. Wir konnten nur staunen wie unter seinen Zauberhänden die schönsten Wunderwerke entstanden. Wie einfache aber auch gespliesste Ruten, Schnüre, Fliegen usw. Auf der nächsten Wiese, manchmal noch im Schnee, wurde dann alles getestet. Wir wurden damals sicher von manchen, die uns beobachteten, für verrückt gehalten.

Auf Grund seiner Gehbehinderung konnte Opa Hermann leider nicht mehr selbst an den Fluss zum Angeln. Mit dem Rollstuhl an den Kaiserteich ging aber noch. „Unser Fluss-Revier“ war damals die Oder zwischen Pöhlde und Wulften. Ich weiss leider nicht mehr den Namen des Vereins, der zu damaliger Zeit diese Gewässer gepachtet hatte. Meinen Bruder kann ich leider nicht mehr fragen, da er mit 44 Jahren verstorben ist. Wir sind immer mit dem Fahrrad von Osterode an die Oder gefahren.

Leider starb Opa Hermann Anfang der 50er Jahre. Mein Bruder ging kurz darauf beruflich weg und so war für mich als damals 12-13 jähriger Bub die Angelei erst mal vorbei. Nur wenn der Bruder Urlaub hatte, waren wir zusammen am Wasser. Aber in dieser Zeit wurde ich von dem Virus „Fliegenfischen“ infiziert und nicht mehr losgelassen. Erst nach meiner Bundeswehrzeit Mitte der 60er Jahre konnte ich dann, in den inzwischen gegründeten Angelverein in Osterode, eintreten und mich dort an der Söse, der Sösetalsperre und am Kaiserteich und einigen Harzer Teichen austoben.

Im Jahr 1969 ging ich dann aus beruflichen Gründen nach Pforzheim in den Nordschwarzwald. Hier fand ich glücklicher Weise die Möglichkeit dem Fliegenfischen an der Nagold nachgehen zu können.

Im Gegensatz zu meinem Bruder habe ich das Fliegenbinden, Rutenbauen, usw. nicht gelernt. Dazu hatte ich einfach nicht das Geschick und beruflich bedingt auch nicht die Zeit. Das Fliegenfischen ist meine Leidenschaft geblieben.


Gruss vom Chartist
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Beitrag von Chartist »

Die „Schöne“

Es ist schon einige Jahre her. Der 1. April war da. Die Saison eröffnet. Natürlich war ich mit einigen Kollegen schon bei Beginn der Dämmerung am Wasser. Es war Hochwasser (auf den Schwarzwaldhöhen war die Schneeschmelze noch nicht vorbei) und das Wasser angetrübt. Trotzdem hofften wir die ersten Fettflossenträger überlisten zu können. Es war wie verhext. Es wurden alle Nymphen durchprobiert. Bis auf wenige „jugendliche Bafos und Regenbogner“ gab es keinen vernünftigen Biss. Mittags verabschiedeten sich die Meisten. Heute geht eh nichts! Mit einem Kumpel wollten ich noch etwas weiter fischen. Nach weiteren 2 Stunden wollten wir auch aufgeben. Als ich doch noch einen Biss bekam. Nach dem, was sich am anderen Ende der Schnur tat, musste es schon eine recht Kapitale sein. Nach einiger Zeit kam sie auch in Sicht. Eine wunderschön gezeichnete Bafo von ca. 50 cm. Es kam dann, wie es an diesem verhextem Tag kommen musste. Auf der wohl letzten kräftigen Flucht tauchte sie unter einen im Hochwasser treibenden Ast, verfing sich darin und riss ab. An der Nymphe hing nur noch der Ast, den ich dann ans Ufer ziehen durfte.

Aber wir wussten ja in welchem Kolk sich die „Schöne“, so nannten wir sie im Laufe des Sommers, aufhielt. So war es klar, dass wir immer wieder versuchten die „Schöne“ zu überlisten. Was soll ich sagen. Wir versuchten es den ganzen Sommer über. Wir versuchten es in der Morgendämmerung, am Tage, während es Abendsprungs und auch schon mal bei völiger Dunkelheit. Wir bekamen sie auch immer wieder zu Gesicht. Bei klarem Niedrigwasser konnten wir sie oft beobachteten, wie sie jagte. Wir haben den ganzen Sommer alles versucht was man sich denken kann. Wir konnten ihr anbieten was wir wollten, sie besah sich die angebotenen Nymphen, Trockenfliegen und Nassfliegen, drehte dann hoheitsvoll ab und es erschien uns, dass sie verächtlich mit der Schwanzflosse danach schlug. Zwischendurch war die „Schöne“ mal einige Wochen nicht zu sehen. Na da hat ein Kollege mehr Glück gehabt, dachten wir. Dann war sie wieder da. So ging das den ganzen Sommer. Es war für uns schon Ehrensache, dass wir an jedem Angeltag wenigstens auch die „Schöne“ aufsuchten.

Spät im Semptember, es war wohl einer der letzten Angeltage. Es war ein ungemütlicher Tag und es wurde früh dunkel. Ich hatte bereits aufgehört zu fischen, als mein Kumpel meinte ich geh noch mal zur „Schönen“ runter. Also machten wir der „Schönen“ unsere Abschiedsaufwartung. Nachdem er ca. 15 Minuten, mit einer in den letzten Tagen sehr fängigen, grossen Sedge, den Kolk abgefischt hatte wollte er auch aufhören. Er warf noch mal raus, um die Schnur schnell und ordentlich aufzurollen. Dabei furchte die grosse Sedge übers Wasser wie ein Motorboot. Plötzlich kurz vor uns gab es einen kräftigen Schwall und schon wurde meinem Kumpel die Schnur von der Rolle gerissen. Nach einem recht langen und aufregendem Drill lag die „Schöne“ im Kescher. Ich wollte gerade zu ihm das Steilufer runter, um ihm zu gratulieren. Als er etwas ganz verrücktes und verbotenes tat. Er sah kurz zu mir rauf. Streichelte zärtlich mit der Hand über den Rücken des Fisches, und tauchte dann den Kescher so ins Wasser, das die „Schöne“ aus dem Kescher schwimmen konnte. Abgekämpft schwamm sie ganz ruhig davon.

Auf dem Rückweg zum Auto konnte ich nur ein Wort sagen: Warum? Seine Antwort: „So nicht, das war nicht fair“

Im nächsten Frühjahr haben wir unsere „Schöne“ nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ob sie mit dem Winterhochwasser abgewandert war, andere sie gefangen haben? Oder was sonst aus ihr geworden ist. Wir wissen es nicht. Aber immer wenn wir eine besonders schön gezeichnete Bafo fangen, sagen wir: „Sicher ein Kind der „Schönen“.

Gruss vom Chartist


PS: Im Krankenhaus, nach der Bandscheiben OP, kamen viele Erlebnisse der Vergangenheit an die Oberfläche. Ich hatte ja genug Zeit zum Nachdenken.
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Frank.
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Beitrag von Frank. »

Danke, mein Lieber! Und teil uns doch bitte mit, wie es Dir geht - wir (ich bin mir sicher, daß ich für alle sprechen kann) wünschen Dir von Herzen alles Gute!

Dein Frank
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Beitrag von Jaegher »

Da hab ich jetzt auch noch einen,

Da am Wochenende super Wetter war, wurde beschlossen 2 Tage in den Bergen zu verbringen.
Also Rucksack gepackt und ab ging’s an den Eisee (Zentralschweiz) zum Angeln und Wandern.
Nach nur 5 Min der erste Fisch, toll.
Die werte Freundin total versunken in einem Buch ca. 7 Meter vom Ufer entfernt.
Ich also weiter am Wedeln bis ich ein kurzes Rucken der Schnur hinter mir feststelle. Und was ihr jetzt natürlich schon erwartet, das hab ich so nicht erwartet.
Es ertönt also ein kräftiges Autsch durch die Bergwelt, gefolgt von einigen eher bestimmten als freundlichen Aussagen zu meiner Person. Schockiert stand ich nun da, die Schnur OHNE Mücke in der Hand.
Mit gesenktem Haupt eile ich zu der Besten und frage wo genau es denn wehgetan hätte. Zärtlich streiche ich ihr an der Stelle durchs Haar und begutachte dieses intensiv. Von dieser Tröstaktion besänftigt wirft mir die Beste einen Blick der Versöhnung zu.
Kaum sieht sie mich jedoch eine neue Mücke montieren, geht auch der Besten ein Licht auf. Unter diesen Umständen wird die vorhergehende Tröstaktion in Sekundenbruchteilen neu beurteilt. Es ist nur ihrem ausgeprägten Sinn für Situationskomik zu verdanken, dass statt einem wilden Gefluche ein Gelächter folgte. Natürlich begleitet von den verständlichen Hinterfragungen meines Charakters und Kommentaren, wie alt so ein Lausbube denn höchstens sein dürfe.

Zeit heilt Wunden und bringt Ruhe, ausserdem ist das Buch zu gut um längere Pausen einzubauen.
Ich also weiter am Pirschen und Wedeln, sie am Lesen.
Etwa eine Stunde und 2 Fehlbisse später steht die Beste plötzlich neben mir, in der rechten Hand meine verloren geglaubte Black Gnat.
Die war tatsächlich noch in der Frisur meiner Freundin versteckt.
Ich sehe eines des breitesten Grinsens das ich an Ihr in den bald 6 Jahren gesehen habe. Die Black Gnat konnte ich dank massiven Zugeständnissen bezüglich der Planung des nächsten Tages wieder in meine Box versorgen.
Meine einstige Waffe, der fürsorgliche Blick, wird nun aber für längere Zeit absolut wirkungslos sein. :(

Liebe Grüsse Andreas
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Beitrag von Frank. »

bünz hat geschrieben: Meine einstige Waffe, der fürsorgliche Blick, wird nun aber für längere Zeit absolut wirkungslos sein.
Hab Dank - mal wieder eine herrliche Geschichte! Guck mal hier:
http://www.fliegenfischer-forum.de/ohrringe.html
Wäre das nicht eine aussichtsreiche Alternative zum "fürsorglichen Blick"?

Herzlichst, Frank
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Beitrag von Jaegher »

Danke Frank
originelle Idee, ich bin jedoch nicht sicher ob die Gute nochmals
gebundene Mücken in der Kopfgegend hängen haben will.
Aussagen wie:"Heirate doch einen Fisch!" wären wohl nicht zu vermeiden wenn ich ihr solchen Schmuck kaufen würde :)

Aber jetzt hat sie sowieso keine Konkurenz mehr zu befürchten bis am 1. März (Ausser vielleicht das Kaltwasseraquarium , Fliegenbinden usw :lol: ).

Wäre es wohl etwas zu offensichtlich wenn ich ihr ein Wellness-Wochenende mit Ihrer besten Freundin für den 1. März 2007 schenken würde :?:
Grüsse vom hirnenden Andreas
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