Große Kaitumwanderung ????

[Ralf]

Hallo Oldboy,

vielleicht auch mal von mir einige Hinweise zu Deiner geplanten Kaitumtour.

Zunächst einmal: mach es, mach es unbedingt, soweit Du jetzt die Zeit hast und gesund bist. Das Schicksal kann Dir ganz schnell dazwischen funken, und dann geht es vielleicht nicht mehr. Ich spreche aus Erfahrung.

Du hast ja schon enorm viele Reaktionen bekommen, was ich schon mal klasse finde. Ich war auch schon viele Male da oben, bin vor einigen Jahren den Kaitum von Killinge ca. 25 km stromauf gepaddelt. Von daher folgende Tipps:

Wenn Du vernünftige Bedingungen zum Fischen vorfinden willst, solltest Du nicht vor Anfang August den Fluss befahren. Die Schneeschmelze kommt aus dem Kebnekaise-Massiv und bis mindestens Mitte Juli hast Du i.d.R. Hochwasser. Auch im August wirst Du zum Befischen und Befahren genug Wasser im Fluss haben, der Kaitum ist einer der großen da oben. Fährst Du zu früh, kommst Du durch zu hohes Wasser nicht an die guten Züge heran, da kann es schnell sein, dass Du im überschwemmten Birkenwald stehst und der fängige Hauptzug 50m entfernt vorbeirauscht. Zudem beißt es bei Hochwasser wesentlich schlechter, die Fische steigen dann sehr wenig und Du musst sehr tief runter. Lass Dir aus über 20 Jahren Erfahrung Lappland sagen: Selbst Mitte Juli ist fast immer noch zwei Wochen zu früh !!! Die beste und sicherste Fischerei hast Du wirklich erst ab August.

Zum Paddeln mit Deinem Gefährt (egal welcher Art) Auf den Seen bitte nie weiter als 50m vom Ufer weg fahren. Das Wasser bleibt auch im Sommer meist sehr kalt, ab einem halben Meter sind es oft nur noch 6-10 Grad. Es kommen immer wieder Paddler ums Leben in Nordschweden, nicht weil sie nicht schwimmen konnten, sondern weil sie wegen Unterkühlung das Ufer nicht mehr erreicht haben.

Auf dem Fluss ist die Mitte (im Sinne von Hauptströmung) meist die beste Wahl, da Strömung und Wellen hier zwar am größten aber eben auch am gleichmäßigsten und berechenbarsten sind. Schwimmweste ist Pflicht auf See und Fluss, hier hab ich selbst immer ne Feststoffweste an, die kann nie versagen.

Die Strecke vom Camp bis Killinge an sich besteht zu 80% aus relativ ruhigem Wasser und Selets. Wenn Du noch keine Wildwassererfahrung hast, ist einiges Training vorher sehr wertvoll, denn anlesen kann man sich die Erfahrung nicht. Im Restaurant von Killinge gab es damals eine Karte mit Luftbildern und Tipps zum Umtragen der Schnellen zu kaufen, ob es die heute noch gibt, kann ich Dir leider nicht sagen. Wenn Du auch nur geringe Zweifel vor dem Befahren einer Schnelle hast, lass es sein. Du bist allein und Stunden und Tage von jeder Rettung entfernt. Die schon genannten Tipps zum Wasserwandern sind sehr wertvoll, denen kann ich nur zustimmen.

Überlege Dir unbedingt Notfallpläne für einige wichtige Fälle, falls Dir Ausrüstung abhanden kommt oder kaputt geht oder Du irgendwann im Laufe der Tour abbrechen musst. Dann sollte man schon vorher wissen, welcher Weg zurück der kürzeste und sicherste ist.

Überlege Dir auch Flussalternativen, denn wenn der Kaitum viel zu hohes Wasser haben sollte, kannst Du bei zwei Wochen Urlaub nicht auf passendes Wasser warten, dazu reicht die Zeit nicht.

In den Selets gibt es viele Hechte, ein leicht zu besorgendes Essen, Hechtstreamer also mitnehmen.

Wünsch Dir sehr viel Spass bei der weiteren Planung und dem Urlaub selbst.

Grüße

Ralf

[Ralf]

Nochmal Hallo Oldboy,

ein kleiner Nachtrag. Ich denke, Dein größter Unsicherheitsfaktor wird das Wetter inklusive Wasserstand zum Zeitpunkt Deiner Tour sein. Da musst Du abwägen, was Dir wichtig ist. Willst Du allein sein ohne viele Mitfischer an den bekannten Stellen? Dann ist Mitte bis Ende Juli besser, allerdings mit dem Hochwasserrisiko im Nacken. Im August kannst Du durchaus Hochsommer und Niedrigwasser haben und evt. mehr umtragen müssen, was aber eben durch das Niedrigwasser erleichert wird. Aber da Du begrenztes Gepäck dabei hast, ist dieser Faktor überschaubar. Es kann im August durchaus eheblicher Betrieb an einigen Stellen sein. In schwedischen Anglerforen wurde schon von bis zu 60 (sechzig!) Zelten auf Höhe des Camp Tjuonajåkk berichtet. Das hängt im wesentlichen von der Monate vorher erfolgten Berichterstattung in den Magazinen ab. Am besten ist es immer, wenn schon lange nichts mehr über das Zielgebiet berichtet wurde. Aber leider ist der Kaitum ein Dauerbrenner ist den schwedischen Magazinen.

Bei meinen Raftingtouren mit dem Katamaran hatte ich meine Klamotten und den Sch lafsack immer doppelt in Mülltüten und dann im eigenen Ortliebsack verstaut. Trotz tagelangen Regens und diverser kompletter Weißwasserduschen blieb immer alles trocken.

Wenn Du helle Kleidung trägst, kannst Du die Belästigung durch Mücken auf einen Bruchteil (geschätzt: 10% !!!) dessen reduzieren, was Du bei dunkler Kleidung aushalten musst, Mücken lieben dunkle Kleidung, Solltest Du im Hinterkopf haben. Hast Du meine Tipps zum Mückenmittel Steminio mal gelesen? Hab ich seit Jahren immer dabei, Sterminio, eine leere Bierdose und einige Teelichter erleichtern das Leben am und im Zelt enorm.

Grüße

Ralf

[patagonia2007]

Deutsche Invasion am Kaitum?...meine schwedischen Fischer Freunde beschweren sich schon...
Einer hat mir erzählt ,dass er letztes jahr 40 !! Zelte mit Deutschen Fischer entlang der Kaitum gezählt hat.
Kann man sowas als Wildnis Erlebnis bezeichnen?

[OLDBOY]

Hi,

Ich muss ehrlich sagen, dass mich diese Information mit den Massen an Anglern relativ heftig getroffen hat gerade. Ich hatte mich auf Einsamkeit und Wildnis pur gefreut. wenn entlang des flusses immer wieder zelte stehen, weiss ich nicht ob es das ist, was ich mir vorgestellt hab.

Vielleicht kann der ein oder andere nochmal was dazu schreiben.

Ralf, vielen dank für die ausführlcihen Infos, die muss ich aber erstmal alle verdauen jetzt. ich gehe später nochmal ausführlich auf deine antwort ein.

[Ralf]

Moin liebe Mitleser und Nordlandfans,

vielleicht mal grundsätzliche Infos zur Situation an den schwedischen Flüssen ud Gewässern allgemein. Wenn Euch das hier schon als erheblicher trubel um die bekannten Plätze da oben vorkommt, dann solltet Ihr mal in die schwedischen Foren sehen, dann werdet Ihr erst den wirklichen Hype um sogenannte Hotspots erkennen. Die Beiträge hier sind nur der Tropfen auf den heißen Stein. Es gibt mindestens 5 schwedische und norwegische Zeitschriften, die immer wieder über das Fjäll und die Fischerei dort berichten. Und was erst in den schwedischen Foren abgeht, ist wirklich irre.

Das hat natürlich Vor- und Nachteile. Es gibt massenhaft Infos aber eben auch kaum unbekannte Gewässer. Wenn man aber die Infos richtig deutet und zeitlich sowie örtlich flexibel ist, kann man immer noch seine eigene Perle finden. Das wichtigste Werkzeug hierfür ist ein Kanu, Kajak oder Katamaran oder ein belastbarer Rücken. Und man muss oft nur eine Handvoll Kilometer abseits der Wege suchen, gar nicht unbedingt so irre weit weg.

Wir Deutschen machen da oben jedenfalls nur eine minimalen Bruchteil der Angler aus, die Schweden sind da viel verrückter und ganz im Norden kommen noch Norweger und Finnen hinzu.

Wie gesagt, das wichtigste ist die Flexibilität.

Grüße Euch alle herrlich Verrückten-

Ralf

[Georg]

Da muss ich Ralf recht geben, in schwedischen Zeitschriften (ich hatte mal eine Zeit die flugfiske i norden abboniert) ist Fjällfischen ein großes Thema und in Foren wird auch viel über Fjällfiske geschrieben. Fakt ist, man kann mit ein wenig Anstrengung zu Fuß oder mit dem Boot in Lappland noch fischereiliche Sternstunden erleben. Fakt ist auch dass Du wahrscheinlich am Kaitum nicht alleine sein wirst. Wir haben 2011 nach 2 Tagen die ersten Leute an den Tjirtjamschnellen getroffen, ab da haben wir täglich Fliegen- und Spinnfischer beim Fischen fischen gesehen. Ab der letzten großen Schnelle ( Einmündung Tertojokka) vor Kaitum village kannst Du den Fischbestand vergessen. Bis dahin kannst Du von Kaitum village mit dem Boot fahren. Ein angelbegeisterter Sami, den wir unterwegs an seiner Kote getroffen haben sagte mir, dass der Angeldruck in den letzten 20 Jahren massiv zugenommen hat. Der Vorteil wäre wohl noch, dass die Catch Relase Rate recht hoch sei, da die meisten Fischer nur zum Verzehr töten. Unterhalb des Killingewasserfalls wird bei einem großen Teil der Schweden alles was einigermassen maßig ist gebraten oder eingefroren!

Ich finde aber persönlich die Fischerei, wenn Dur Sie mit Deutschland vergleichst großartig. Richtige Wildnis, ohne Spuren von menschlicher Zivilisation wirdt Du in Lappland eh selten finden. Seit Fjällwandern so enorm populär geworden ist, ist es mit "richtiger Wildnis" vorbei. Man hört wohl mittlerweile auch im Sarek in der Saison den Hubschrauber täglich.

@ Patagonia2007: Du kannst Lappland nicht mit Kamchatka vergleichen. Viele Leute haben eben nicht die Zeit und das Geld sich solche Destinationen zu gönnen!!! Auch steht die Fischerei dort vor den gleichen Problemen. Alles was gut erreichbar ist (zB. Bystraya) ist mittlereweile nicht mehr das was man vor 15jahren dort erleben konnte!

[patagonia2007]

Wer redet hier von Kamchatka??
Gibt es auch in Schweden andere Destinationen die weniger frequentiert sind,reiner Wildnis und eine gute Fishbestand aufweisen.
Sarek ist eine Gute Beispiel.Helicopter flüge sind an Sarek verboten.
Sorry for my German.
Anyways Oldboy gibt es genug Gegend in Nordiche Norwegen,Schweden und Finnland welche fürs Hiking und Fischen geeignet sind.Muss nicht der Kaitum sein.
Viel Glück!!
Fernando

[Georg]

Im Sarek, wie auch in allen anderen schwedischen Nationalparks ist aber auch das Fischen verboten!
Findet man hier: http://www.lansstyrelsen.se/norrbotten/ ... fault.aspx

Am Rostou und den daraus entspringenden Flüssen und Bächen sind mittlerweile auch genug Menschen unterwegs, ist zwar nicht so krass wie am Kaitum, nimmt aber auch zu. Das letzte mal war ich 2008 dort und da war nix mit unberührtem Fischen.
Aber alles ist relativ und gegenüber dem was in Deutschland und Östereich an Fischereidruck ist, ist Schweden unberührt!

Georg

[patagonia2007]

Das weiss ich...die unliegende Gewässer habe ich gemeint.
Die Gegend von Sarek.Auf jedenfall ich war 9 Jahren mit eine Finne verheiratet und wir waren ziemlich viel an norden unterwegs.
Gibt es genug gegend ohne Fischerei Druck,Wildnis und welche man zu Fuss erreichen kann.
Einfach recherchieren oder der Georg oder Ralf fragen.
LG
Fernando

[Georg]

Hallo Fernando.
wenn Du solches Insiderwissen hast, dann lass uns hier nicht dumm sterben! Sag mal an welche unberührten Flüsse, welche gut mit dem Kanu zu befahren sind du meinst. Ich bin auch immer wieder auf der Suche nach neuen Destinationen!

Georg

[patagonia2007]

Aber Ihr wollt nur der Kaitum belagern!!
Ich kann euch Einpaar Waypoints von meine damaligen Expeditionen zukommen lassen.
Und Georg ich glaube dass du ziemlich Gut informiert bist,,,
Und für Kanu fahren in Skandinavien ist mehr oder weniger Alles schon gesagt in der Internet.
Es geht um der Oldboy zu helfen.Der möchte gern Hiking und während dessen Fly Fishing.
Sowas erreich man am Besten am Hoher Norden.Wegen der Ausfall von dichte Vegetation schon bei eine nicht zu grösse Höhe.Ich würde sofort Richtung wechseln und erst einmal mich ordentlich mit Finnmark beschäftigen.
Da könntest du Oldboy eher erfolgreich sein mit deine Unternehmung.Da gibt es auch die meisten Fische.Da kannst sehr wohl sehr Lange entlange gewisse Flüssen marschieren,,,ohne viel zu Grösse Umwege.
Dein "Problem" oder der Herausforderung ist eher eine Runde zu plannen am welche du zum fischen kommst aber trotzdem weiter kommst.Ich schaue was ich hier habe.Dann PN.
LG
Fernando

[Rattensack]

Was dazu auch noch zu sagen ist - die Gegend wird nicht weniger schön wenn sie ein paar andere auch genießen - sie bleibt traumhaft.

Clemens

[patagonia2007]

Was dazu auch noch zu sagen ist - die Gegend wird nicht weniger schön wenn sie ein paar andere auch genießen - sie bleibt traumhaft.

Clemens

Bestimmt Meister
Grüsse
F

[patagonia2007]

Noch was Oldboy.Ich würde in deine Stelle wenn der Kaitum unbedingt sein muss und noch dazu zu Fuss der Ratensack(Clemens) kontaktieren. Er hat solche Hiking Trips, wie du dir es vorstellst, in der Gegend von Kaitum unternommen.
Hat mir mehr Malen schon geholfen.Vielleicht hilf er dir auch.Ist eine Prima Kerl und wird es dir keine Märchen erzählen weil er ziemlich viel Erfahrung schon hat.Auf jeden fall gibt es keine gerade Linien wenn man zu Fuss unterwegs ist.
Grüsse
Fernando

[OLDBOY]

Hi Fernando,

Mit Rattensack habe ich längst Kontakt aufgenommen.

Das einzige, was mich/uns noch vom Kaitum abhält ist die angeblich Überbevölkerung.

Ich sehe es nicht ein, mit dem Heli irgendwo hinzufliegen(oder 2 Tage da hin zu wandern) , wo es angeblich einsam soll und dann Schulter an Schulter mit anderen Fliegenfischern zu stehen.

Ich bin gerade dabei herauszufinden wie es unterhalb und oberhalb der Stromschnellen aussieht, die von Tjuonajook erreichbar sind.

Ich möchte am liebsten in 2 wochen keinen anderen menschen sehen, aber das ist, wie es aussieht eine utopische vorstellung. ich könnte mich tierisch darüber aufregen.

Dann müssen wir wohl doch in den Yukon oder nach Alaska.....