Klasse Bericht!

Hier geht es um wichtige Belange wie Naturschutz, sinnvolle Gewässer-Bewirtschaftung, schonender Umgang mit Umwelt und Kreatur, Ärgernisse (Schlagthemen) wie Klein-Wasserkraft & Kormoran und Rechtliches.

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Cuchulainn
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Beitrag von Cuchulainn »

Boah. :smt103
Respekt an euch zwei, dass ihr das so durchgerechnet habt.

Der erste Gedanke ist: Je öfter ein Fisch schonend releast wird, desto öfter kann er gefangen werden. Und je mehr Fische man reinwirft, desto mehr kann man fangen.
ABER: Der Ertrag und die Alterspyramide bleibt ungefähr gleich. Wenn also der Bestand ein gewisses Niveau nicht unterschreitet wird ansonsten Ertrag "verschenkt". Besatz hilft effektiv nur dann, wenn dieses Niveau schon unterschritten ist.
Der Ertrag selbst kann eigentlich nur durch die Verbesserung der "Lebensumstände" der Forellen gesteigert werden. Besonders die Dichte der Großforellen hängt stark vom Angebot an Unterständen ab.

Es bleibt dir Frage, wie effektiv sind Besatzmaßnahmen??

Nochmal, mein Respekt an euch für die Mühe.

Grüße
Martin
Gründungsmitglied der Gesellschaft zum Schutz der Nassfliege n.e.V.
mölltaler
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Beitrag von mölltaler »

servus hans und kollegen!

war leider einige tage unterwegs und konnte erst jetzt lesen bzw. antworten.
der liebe hans hat die sache gut umschrieben auf den punkt gebracht, so zumindest meine meinung. ich hoffe, dass einige bewirtschafter, die sich "viel vorgenommen haben" sein rechenbeispiel genau angesehen haben. auch wenn es konstruiert war und die rückfangzahlen von besatzfischen (v.a. in den ersten monaten nach besatz) deutlich besser sein können......
bleibt nur die frage: wo fischst denn du? gibt es dieses günstig zu befischende kleinod mit wildfischen und naturlandschaft? verlangen nicht alle revierbesitzer mittlerweile unanständige pachtpreise und gibt es nicht noch immer zu viele "wahnsinnige", die da mitmachen und sich auch finanziell ins unglück stürzen und bei den frisch-gefangenen fliegenfischern überzogenen erwartungen schüren.....?
und ich erneuere nochmals meine forderung nach eindeutigen gesetzestexten, die diesem kommerzwahn einen riegel vorschieben - zumindest prinzipiell............

l.g.,
der mölltaler
Maggov
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Beitrag von Maggov »

Hallo zusammen,

@Martin:
Leo ist ein ehemaliger Fischwirt. Diese müssen derartige Rechnung tagtäglich durchführen, denn das stellt das Kerngeschäftes eines Fischwirtes dar. Auch wenn die Fangmethode wahrscheinlich eine andere ist.

@Hans:
Vielen Dank für das Einstellen. Wir kennen uns und ich denke Du weißt, dass wir am gleichen Seil und (hoffentlich) in die gleiche Richtung ziehen. Trotzdem werde ich es mir nicht nehmen lassen das Rg-Beispiel im Detail auseinander zu klamüsern (da sind Zahlen drin und Du weißt ich steh' auf Zahlen ;)..). Ich habe auch ein wenig zu rechtlichen Rahmenbedingungen in DE recherchiert und will hierzu auch was nachreichen ... bald.

@Mölltaler:
Ich fahre dieses WE an die Großarler Ache - nicht wg. den Fischen und dem Besatz (das werde ich erst vor Ort sehen) sondern wegen einem ganz bestimmten Foto das ich gesehen habe. Es zeigt einen lieblichen Fluss mit blühenden Bergwiesen und einem vom Wetter gezeichneten Heustadl. Wenn ich an diesem lehne, die Sonne auf den viel zu dicken Bauch scheint und ich das Wasser gurgeln höre, dann ist das Ziel ereicht.
Anschliessend geht es zu Kurt ins Berner Oberland. Kleine Bäche fischen mit Fischen die in diesen Höhen noch in die ganze Hand passen und ein Fisch mit 30 cm schon recht alt ist.
Meinst Du ich würde da hinfahren wenn mir etwas an den Kapitalen liegt oder ich nach der Masse gehe? Gerade in der Schweiz finde ich ist bemerkenswertes in Gang. Es werden neue Rahmenbedingungen geschaffen, ein Patent für Fischer eingeführt, es gibt regionale Bewirtschaftungen (die manchmal sicherlich Verbesserungswürdig sind aber eben nicht ausschließlich der Gewinnmaximierung verschrieben sind). In DE tut sich auch was - nur langsamer und ich denke, dass in AT das "Geschäftsmodell" der Hotelstrecke oder der privaten Bewirtschaftung zur Gewinnerzielung langsam an die Grenzen stösst (zuviele Anbieter bei begrenzter Nachfrage).

Ich denke man muss nicht alles über ein Gesetz regeln - auch wenn ich mich über schärfere Bestimmungen freuen würde - denn Gesetze und Regelungen stossen an Ihre Grenzen bei bestehender Nachfrage. Beispiele gibt es zu Hauf, in DE wurde der Bußgeldkatalog im Verkehrsrecht angehoben, ich bezweilfle stark, dass dies zu weniger Verkehrsdelikten führt (aber sicherlich zu Mehreinnahmen beim Staat).

Bei uns gibt es Sperrfristen bei Besatz, Vorgaben was besetzt werden darf und warum besetzt werden darf - nur die Bewirtschafter interessiert es (aus ökonomischen Motiven heraus) nicht und niemand kontrolliert es oder beschwert sich. Statt dessen stehen die Fischer 20m unterhalb vom LKW der die Fische bringt...

Ich bin da voll bei Gebhard, nicht nur dass es wunderbare Stunden mit Ihm am Wasser sind, sondern v.a. warum es so Spaß macht gemeinsam los zu ziehen. Ich kann mich (noch) nicht 100%-ig freisprechen von dem Drang einen Fisch zu fangen - in diesem Fall stehe ich ohne Rute am Wasser. Wenn aber jemand anderes neben mir fischt, dann ist das für mich genauso wie wenn ich fische und wenn dieser etwas fängt dann ist auch mein "durst" gestillt. Deshalb erwische ich mich oft dabei nach dem ersten Fisch mehr am Ufer entlang zu spazieren als zu Fischen und deshalb liebe ich es zu zweit eine Rute zu fischen.

LG

Markus
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pehers
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Beitrag von pehers »

Servus Ihr!

Das Rechenbeispiel stammt von mir, aber einige Inputs bezüglich Größenannahmen hatte ich natürlich nicht parat - die sind von Leo! Sogar Juristen beherrschen die Grundrechnungsarten :wink: !

Du darfst das Beispiel natürlich gerne zerpflücken, dafür habe ich es ja reingestellt! Das Grundproblem ist einfach zusammengefasst: Wenn man alles nur über massiven Besatz zu managen müssen glaubt, dann steigt mE der Preis vielleicht nicht exponentiell, aber doch drastisch an - zusätzlich zur schon hohen Pacht, muss ich das dann auch noch über Lizenzen (Zahl und/oder Preis) erwirtschaften.

Mich würde ja interessieren, wie viele Leute an die GT kommen würden, wenn man den Fluss etwas mehr sich selbst überlässt... würde das wirklich zu so massiven Einbrüchen führen? Könnte man diese Einbrüche allenfalls durch massiv verringerte Besatzkosten kompensieren?

Letztlich fragt man sich ja fast: Was war zuerst: Die Henne oder das Ei?
Brauche ich die vielen Fischer wegen des Besatzes oder den Besatz wegen der vielen Fischer?

L.G.
Hans
www.soulfishing.eu
I still don't know why I fish or why other men fish, except that we like it and it makes us think and feel. (Roderick L. Haig-Brown, A River Never Sleeps)
Maggov
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Beitrag von Maggov »

Hallo zusammen,

einen Nachtrag möchte ich hier machen:

bzgl. des Berner Oberlandes brauche ich hier wohl nicht schreiben wie es um die Bestände bestellt ist. Ich habe (wieder) eine traumhafte Fischerei auf Wildfische gehabt, mit der Trockenflige auf Sicht (Dank Kurt's Hilfe) einen absoluten Ausnahmefisch fangen dürfen und das ganze glücklicherweise auch noch auf Video gebannt. Sobald ich dies zurechtgeschnitten und irgendwo online verfügbar habe würde ich sehr gerne in diesem Thread darauf verlinken um passend zum Bericht ein Anschauungbeispiel zu geben was mich so an dieser Art der Fischerei fasziniert. Die meisten werden bei dem Fisch nicht mal an einen Kapitalen denken - wenn man jedoch bedenkt dass dieser Fisch in ca. 1700 Meter (hoffentlich richtig geschätzter) Höhe gefangen wurde und dort seit Jahren nix besetzt wurde ...

Die Großarler Ache hat mich durchweg positiv beeindruckt. Ich habe ausschließlich Bachforellen (von Handlang bis ca. 35 cm) gefangen was in dieser Lage und der bei dem Nahrungsaufkommen durchweg natürlich erscheint. Mein Kollege hatte das Glück noch 2 Saiblinge zu erwischen, Regenbogen konnten wir auf der gesamten Strecke weder ausmachen noch fangen. Das Wasser war schnapsklar und ich bin davon überzeugt, dass wir sie gesehen hätten. Der Inhaber des Hotels und Fischereirechts hat auf mich einen entspannten Eindruck bzgl. der "Anforderungen" von Fischern gehabt. Wahrscheinlich auch deswegen weil er einige Stammkunden hat und genug Publicity in den vergangenen Jahren. Zu dem zeitpunkt wo wir dort waren haben sich 6 Fischer eine Strecke von insgesamt 40km Wasser geteilt - wobei 80-90% sich auf den Oberlauf und den See konzentriert haben da diese Teile langsam fliessen und der Rest sehr schnell ist. Bei dem Einen oder Anderen Gast hatte ich den Eindruck, dass es nicht optimal lief, trotzdem hatte ich durchweg das Gefühl, dass alle den Aufenthalt richtig genossen haben. Auch hier habe ich übrigens keine Nymphen oder Nassfliegen gebraucht.

Es geht also auch in AT anders...

LG

Markus
Dr.Do

Beitrag von Dr.Do »

pehers hat geschrieben:Servus Ihr!



Mich würde ja interessieren, wie viele Leute an die GT kommen würden, wenn man den Fluss etwas mehr sich selbst überlässt... würde das wirklich zu so massiven Einbrüchen führen? Könnte man diese Einbrüche allenfalls durch massiv verringerte Besatzkosten kompensieren?

Letztlich fragt man sich ja fast: Was war zuerst: Die Henne oder das Ei?
Brauche ich die vielen Fischer wegen des Besatzes oder den Besatz wegen der vielen Fischer?

L.G.
Hans
Hallo Hans, fürwahr das ist eine sehr interessante Frage. Ich denke, diejenigen Pächter, die mit dem Vorhalten von massenhaft Grossforelllen in ihren Strecken begannen (ich will keine Namen nennen) wußten nur zu genau, dass diese Rechnung aufgehen kann, ist es doch heute "normal" einige Tausend Euro für eine Woche Grossforellenjagd inPatagonien, Kanada, oder sonst wo auszugeben(eine ganze Branche lebt gut davon). Eine anmutige Gebirgslandschaft in Bayern, Österreich oder Slowenien braucht sich da nicht zu verstecken, was das Ambiente betrifft, einzig die Grossforellen fehlten. Aber dieses kleine Problem hat man eben mit entsprechendem Besatz leicht lösen können.
Übrigens lässt nach meinem Kenntnisstand der Befischungsdruck an solchen Strecken nach einer "Normalisierung" wirklich erheblich nach. So werden heute beispie :lol: lsweise nurmehr gut 1/5 Jahrespatente für den Doubs verkauft, verglichen mit den "goldenen" 80er Jahren des vorherigen Jahrhunderts als man dort die fetten Doubser schubkarrenweise herausfing.
Grüsse vom Bodensee
P.S. Ich kannte bisher keinen Juristen mit der Fliegenrute. Scheint vor nichts Halt zu machen, diese Leidenschaft.
Frosch
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Beitrag von Frosch »

Das ist eine Diskussion ganz nach meinem Geschmack.Ich denke auch das es mittlerweile Mode ist quasi im Vorbeigehen die Kapitalen aus dem Wasser zerren zu wollen.Aber mal ehrlich nix anderes wird einem auch durch die einschlägigen Medien suggeriert.Ein erfolgreicher Fischertag ist nur an den Kapitalen zu messen.Völliger Nonsens.Klar ich habe gerne den "Ruck" in der Rute und nehme auch die eine oder andere Forelle mit nach Hause um diese zu verköstigen aber mein Hauptbeweggrund ist schlicht das abschalten.Es gibt nichts herrlicheres als am oder im Wasser zu stehen, die Natur zu beobachten und ausgemachte Fische erfolgreich zu überlisten.Sicher greife ich gerne auch mal auf die Nymphe zurück aber das sind halt Techniken die an manchen Stellen einfach erfolgversprechender sind.Zumindest hier an den Gewässern die ich zur Verfügung habe.Heute zm Beispiel bin ich frühmorgens los an einem Teilstück mitten in der Stadt gelegen.Wenn man dort an diesem Wehr steht ist man die Attraktion.Aber man kann herrlich abschalten.Ich habe erst mit Nymphe gefischt aber dan festgestellt das den Fischen mein Bissanzeiger viel lieber war.Also auf Trockene umgebaut.Dann feststellen müssen das ich eine zu kleine gewählt hatte denn sie wurde von Winzlingen genommen.Also den dicken Brummer ans Ende und weiter.Es hat mich königlich amüsiert wie sich die Mini-Döbel mit der Sedge beschäftigten,wild auseinander spritzten wenn die "Grossen" gucken kamen und ich hatte dann auch den ersehnten Ruck dabei.Mengenmässig waren es genau zwei grosse Döbel die ich überlisten konnte aber es war herrlich.Ich hatte den ganzen Nachmittag ein zufriedenes Grinsen im Gesicht was sogar meiner Frau aufgefallen ist.Und ich denke darum sollte es in erster Linie gehen.Den Genuss der Freizeit, die heutzutage weissgott sehr knapp bemessen ist.Und ich persönlich kann nur sagen mir Stress zu machen nur weil ich eine Unsumme für eine Lizenz ausgegeben habe und quasi Erfolgsdruck habe Nein Danke.Da lass ich liber die watbehosten Beine auf einem Stein sitzend in der Strömung baumeln und schaue dem Eisvogel beim jagen zu.

Lieben Gruss und tight lines,
der Dino
Der Frosch hat Locken die rocken und Forellen hauts aus den Socken
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