Äschen

Hier gehts rund um den Fisch. Besonderheiten, spezielle Techniken und Köderwahl auf unterschiedliche Fischarten, u.s.w.

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orkdaling

Re: Äschen

Beitrag von orkdaling »

Sepp,
"Wenn Zuchtlachs nicht gekauft wird, verschwindet er auch aus den Regalen und die Züchter machen kein Geschäft mehr"
Noch ist es aber so das der (Welt)Bedarf nicht gedeckt werden kann und die Firmen Mrd-Gewinne machen.
Wenn es nicht so wære wuerden die hiesigen Politiker aller Partein nicht zustimmen die Zuchtmenge in den næchsten Jahren zu verfuenfachen.
Der einzige Unterschied ist Meer oder landbasierte Produktion, da zankt man sich vor den Wahlen und dann, Ruhe!

Es ist also nicht anders als bei der Schweinemast oder Legefabriken - leider.
Gruss Hendrik

Hilft er Æsche nun auch nicht weiter aber das sind die Fakten:

Futterbedarf und die Folgen für Natur und Umwelt
Die Hauptkomponente des Eiweißfutters von Mastschweinen ist Sojaschrot (ca. 40 Kilogramm pro Mastschwein), das aus Südamerika importiert wird. Der Sojaanbau erlebt dort einen regelrechten Boom. Die Pflanze ist einfach zu kultivieren und bringt gute Erträge. Soja wird zum Großteil in agrarindustriellen Monokulturen angebaut – mit massiven negativen Umweltfolgen: Wertvolle Wälder und Savannen werden zerstört und Gewässer durch erheblichen Pestizideinsatz verschmutzt. Der übermäßige Genuss von Schweinefleisch ist also ein großes Problem für unsere Erde....
Mit einer Fleischproduktion von etwa 8 Millionen Tonnen ist Deutschland der größte Fleischproduzent Europas und der viertgrößte der Welt. Am meisten produziert wird Schweinefleisch, was logischerweise auch am meisten konsumiert wird. Bezüglich der Fleischkultur sind besonders verschiedene Ausführungen der Wurst beliebt...
Das Grundwasser in Deutschland ist seit Jahren dauerhaft mit zu viel Nitrat belastet. Das zeigt die Statista-Grafik auf Basis von Daten des Umweltbundesamtes. Zuletzt wurden in rund 35 Prozent der Messungen erhöhte Nitratwerte festgestellt, bei 17,3 Prozent der Messstellen wurde sogar der EU-Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter überschritten.
Royal Coachman
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Re: Äschen

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo!

Interessant, von der Äsche über den Lachs zum Schwein, das muß ihm erst mal einer nachmachen! =D> :mrgreen: =D>
TL
RC
Der immer auf Seiten der Fische steht!
orkdaling

Re: Äschen

Beitrag von orkdaling »

Richtig, muss man dazu allerdings wissen das sich die beklagenden FF in einem Gebiet Europas befinden mit den høchten Nitratwerten in der EU, dem grøssten Verursacher in der EU ... kann man alles im www lesen oder bei seinem gewæhlten Abgeordneten hinterfragen.
Ob der allerdings was speziell zur Æsche sagen kann ?
Auffællig - es wird gejammert und geklagt , es werden Verbote gefordet usw.
Seltsamer Weise immer aus dem Land wo die Ursachen nicht bekæmpft werden, wo gegen geltendes EU Recht verstossen wird !

Wenn man also ueber Æschnr redet dann sollte man sich bitte informieren wie es im eigenem Lande aussieht -

>>Die Europäische Union führte mit der Wasserrahmenrichtlinie eine umfassende Bewertung des ökologischen Zustandes der Flüsse und Bäche ein. Im Jahr 2021 wurden nur 8 Prozent der deutschen Flüsse und Bäche in einen „guten“ oder „sehr guten“ ökologischen Zustand beziehungsweise ein „gutes“ ökologisches Potenzial eingestuft.<<
https://www.bing.com/ck/a?!&&p=6cfd74b1 ... bmQv&ntb=1
>>Betrachtet man die einzelnen Bundesländer, stößt man auf deutliche Unterschiede. In der Gesamtbewertung von Fließgewässern und Grundwasser bilden Rheinland-Pfalz, Bayern oder Schleswig-Holstein die Spitzengruppe im Wasserschutz. Schlusslichter sind Berlin, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Sachsen.
Hamburg und Bremen haben de facto keine natürlichen Fließgewässer mehr, da behördlicherseits alle Bäche und Flüsse dort als „erheblich verändert“ eingestuft wurden. Daher konnten sie n der Gesamtbewertung nicht bewertet werden<<

Da kann man nur sagen - gute nacht Æsche !
Gruss Hendrik
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Harald aus LEV
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Re: Äschen

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo,
ich befische 3 Gewässer, in denen die Äsche seit jeher heimisch ist. Der Kormoranbefall hat im Vergleich zu den 90er-00er- Jahren abgenommen. In 2 der Gewässer entwickeln sich die Äschen wieder besser. Im dritten leider nicht. Warum, kann ich nicht sagen.

Was den Zuchtlachs anbetrifft:
Ich werde nicht müde Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen ... über die unmögliche Umweltbilanz und die Beeinträchtigung der Wildlachsbestände durch meergebundene Zuchtlachsfarmen zu informieren. Die Hauptproduzenten sind nach meinem Wissen Norwegen und Schottland. Wobei die schottischen Angler vehement gegen die wassergebundenen Zuchten argumentieren. Mittlerweile gibt es erste Gerichtsurteile gegen Erweiterungen von Lachsfarmen in den dortigen Fjorden, wenn auch nur vereinzelt.

RC: Von der Äsche über den Lachs zum Schwein ist doch halbwegs nachvollziehbar. Der Zuchtlachs ist das meergebundene Schwein. Wobei die Tiere - beide Arten - extrem zu bedauern sind. Immerhin gibt es bei den Schweinen mittlerweile Kategorien der Haltungsformen, sodass jeder auswählen kann, welche Zuchtform er durch Kauf unterstützt oder nicht.

Gruß
Harald
Fliegenfischen - Der natürliche Weg
orkdaling

Re: Äschen

Beitrag von orkdaling »

moin
Harald hast du Recht - die Haltungsform ist entscheident und wo der Scheiss bleibt.
Im uebrigens gibt es bei den Lachsen auch landbasierte produktion wo das angesaugte Meerwasser gefiltert zurueck fliesst und die Sch.. und nicht gefressenes Futter werden Duenger.
Und das steht ebenfalls auf der Verpackung.
Das Zeug ist aber teuerer als der aus Kæfighaltung und das møgen die deutschen Hændler gar nicht - wie beim Schweinefleisch, billig muss es sein!

Uebrigens beide , Schwein und Lachs, werden mit Soja gefuettert und dafuer wird Urwald abgeholzt.
Wie man im Link lesen kann sind das beim Schwein aber ein paar Kilo mehr .

Es wurden auch schon einige Zuechter eingesperrt, gleich mal fuer 2 jahre, weil sie die gesetzlichen Regeln nicht eingehalten haben, darueber hatte ich hier im Forum mehrfach berichtet.
Kennst du einen Fall wo so ein Nitratverschmutzer und damit Æschengefæhrder eingesperrt wurde ?
Gruss Hendrik
Fliifi-Sepp
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Re: Äschen

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Denke, es schadet nicht, wenn in so einem Forum auch mal Ursachen, Wirkung und Zusammenhänge mit den Rückgängen der Wildfischbestände diskutiert werden!
Grundsätzlich beeinflußt schon der Konsument mit seinen persönlichen Kaufentscheidungen maßgeblich alle Wirtschaftsprozesse:
Werden weniger Lebensmittel aus der konventionellen Landwirtschaft (Dünger, Gülle, Kraftfutter, Medikamente, Pestizide) gekauft, werden auch die Gewässer weniger verschmutzt.
Wenn das jeder Fliegenfischer in seinem persönlichen Umfeld berücksichtigt und im Rahmen seiner Möglichkeiten kommuniziert, dann wäre auch schon was gewonnen!
Vielen sind diese Zusammenhänge definitiv noch nicht wirklich bewußt. Es gibt bereits Lösungen, die jeder in seinem Kaufverhalten umsetzen kann, um etwas zu verbessern. Die Ausrede, daß es die Anderen nicht tun, kann doch nicht wirklich ein Argument sein.

LG Sepp
orkdaling

Re: Äschen

Beitrag von orkdaling »

Sepp - genau so ist es!
Jammern hilft nicht, ran an die Ursachen!
Gruss Hendrik
Köcherfliegenlasse
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Re: Äschen

Beitrag von Köcherfliegenlasse »

Mal am Rande noch eine Überlegung von mir:

Mal angenommen Pädatoren (Otter, Komoran..) vermehren sich innerhalb kurzer seit sehr stark und der Fischbestand geht zurück...müsste es dann nicht eine unheimliche Menge Fischnährtiere ohne Fressfeinde geben? Dann müsste es doch unter Wasser nur so wimmeln von Köcherfliegen, Bachflohkrebsen usw. Tut es aber nicht, zumindestens nicht mehr als vorher.

Der ökologische Zustand der allermeisten Gewässer ist schlecht, schuld daran sind übrigens nicht immer die fehlenden Fische, sondern auch sehr oft fehlendes Makrozoobenthos. Kann man sich auf den Karten der Bundesländer pro Gewässer anschauen.

Was ich damit sagen möchte ist - ich bin ganz bei euch das Komoran und Co die Äschenbestände im wesentlichen gekillt haben. Aber das sich die Bestände trotz Besatz, hohen Schonmaßen, C&R usw. doch sehr unterschiedlich erholen (oder eben auch nicht) deutet wie ich finde auf ein strukturelles Problem unter Wasser hin.

Lasse
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Re: Äschen

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Hallo Lasse,

genau die Probleme, die zu dem führen, was Du beschreibst, wurden in den vorhergehenden Posts ausführlich beschrieben:

Gewässerverbauungen führen dazu, daß die Fische nicht mehr zu ihren Laichplätzen kommen und daß die Selbstreinigungskraft der Gewässer abnimmt.

Konventionelle Landwirtschaft mit Überdüngung, Medikamenten- und Pestizid-Einsatz, monotonem Anbau (wie Mais) führen zur Verschlammung der Gewässer und Vernichtung von Laichplätzen.

Chemische Einträge, die von den Kläranlagen nicht heraus genommen werden können, wie Rückstände der Antibaby-Pille führen zu Unfruchtbarkeit der Fische und Fisch-Nährtiere.

Eine unnatürlich hohe Predatoren-Dichte gibt dann den schon schwer dezimierten Fischbeständen den Rest.

LG Sepp
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Kurt Mack
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Re: Äschen

Beitrag von Kurt Mack »

Hallo!

Ein meiner Meinung ziemlich vernachlässigter Faktor ist die großzügige Verwendung von Insektengiften. Nicht nur aus der Landwirtschaft, sondern auch, vielleicht auch vorallem, aus dem Gartenbereich, Tierhaltung und Schädlingsbekämpfung.
Gartenbereich: fast alles gegen Blattlaus und Co. ist langlebig und wird gerne nach dem Motto "viel hilft viel" verwendet. Vom kleinen Balkon bis zum Nutzgarten wird immernoch viel viel gespritzt. Zusätzlich werden noch Altlasten verwendet, heißt mittlerweile verbotene Mittel.
Tierhaltung: alle Mittel gegen Zecken, Mücken und Co. schädigen Insekten nachhaltig. Wenn nicht für Tiere aus der Lebensmittelbereich sind sie besonders giftig und langlebig. Hier drei besondere Erlebnisse von meinem anderen Hobby. Ein Freund hatte Nachbars Hund zur Begrüßung 2 - 3 Mal über den Kopf gestreichelt. Danach an seinem Aquarium weiter gearbeitet. Innerhalb einer Stunde sind sämliche Garnelen ( > 500 ) zuckend gestorben, wobei die Fische nicht die geringste Reaktion zeigten. Der Hund hatte Spot-on, ein Flohmittel, drei Wochen vorher in den Nacken getropft bekommen. An einem Tümpel an dem man seit Jahrzehnten zuverlässig und oft in guten Mengen Wasserflöhe und weiße Mückenlarven gefangen konnte, rentiert sich der Fang nicht mehr, seit ein Radweg daran vorbei führt, den auch viele Hundler nutzen und ihre Hunde gerne mal schwimmen lassen.
Oder ARDAP, ein Insektenspray gegen Wespen, Motten und Co. auf dem Balkon gesprüht, nächsten Morgen alle Krebse und Garnelen im Aquarium zwei Zimmer weiter tot. Auch hier bei den Fischen keine Reaktion.
Ähnliche Mittel werden auch gegen Schädlinge im Lebensmittelbereich, Holzindustrie und Import/Exportgeschäft verwendet.

Alles landen über Niederschläge oder die Kanalisation in unseren Bächen.

Ein Teil des mittlerweile bekannten Insektensterben kommt meiner Meinung auch hier von.

Tschüss, Kurt
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MahiMahi
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Re: Äschen

Beitrag von MahiMahi »

Ja noch einen kleinen Gedanken,

ein guter Freund (Biologe von Beruf) teilte mir mit (er wohnt in einem Weinbaugebiet).
Insekten wie das mal war also Windschutzscheibe im Sommer mußt du fast gar nicht mehr
selber reinigen. Es gibt dort kaum noch Insekten, wei und warum?
Oh Gott ich trinke doch gerne mal ein Viertele Wein.

LG
Harry
Michl
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Re: Äschen

Beitrag von Michl »

Hallo,
das ist nicht auf Weinbaugebiete beschränkt.
Das ist überall so,selbst in Schweden.
Scheiben von Insekten reinigen ist die absolute Ausnahme.
Der Rückgang ist mehr als deutlich und sicher ein Grund warum es die Insektenfresser schwer haben, alle, nicht nur die Äschen.
Also muss es bei den Äschen noch andere Gründe geben.
Die Wasserverschmutzung ist einer der Gründe gewesen das Äschen aus vielen Gewässern verschwunden sind.
Das ist auf den ersten Blick deutlich besser geworden, die Äschenbestände nicht.
Leider sind mittlerweile viel mehr Medikamentrückstände im Wasser, da diese in den Kläranlagen nicht herausgefiltert werden.
Noch nicht.
Jede Menge Hormone dazu, und niemand weiß wie sich das auswirkt.
Gleichzeitig ist das Wasser möglicherweise andererseits "zu sauber", es gibt dadurch weniger Plankton und das wirkt sich auf die Nahrungskette aus.
Beispiel Felchen im Bodensee, da gibt es Diskussionen Phosphat wieder einzuleiten, um die Felchen zu stützen, die wachsen nicht mehr ab und es gibt viel weniger.
Hat der Mensch eventuell die Fischbestände durch seine Einleitungen erhöht und wir haben uns daran gewöhnt?
Nächster Punkt, Wassertemperatur, wir messen mittlerweile an unssrem Mittelgebirgsbach im Sommer 18,5 Grad in der Forellenregion.
Möglich das es der Äsche schlicht zu warm wird. Es gibt Wissenschaftler die sagen das die Äsche empfindlicher als die Forelle auf Temperaturschwankungen reagiert.
Weniger Wasser ist auch sowas, die mittleren Wasserstände bleiben zwar einigermaßen im Lot, aber die Schwankungen werden deutlich höher.
Und nicht zuletzt die Prädatoren, der Kormoran ist nach wie vor ein Faktor der die Äschenbestände reduziert, und in vielen Gewässern unter eine Marke drückt die entscheidend für den Erhalt der Art ohne Besatz ist.
Was meiner Meinung nach noch dazu kommt ist, das die Besatzäschen oft aus anderen Gewässersystemen stammen, und die Äsche nachgewiesenermaßen sehr heikel ist.
Wenn das Wasser den Fischen nicht "passt", sind sie weg.
Ich hab eine Studie aus der Schweiz, glaube es war die Aare, da wurden Fische besendert vor dem Einsetzen.
In einem Fall waren die Fische anderntags 18 km weiter unten, nur wiedergefunden weil die Biologen völlig verdattert über das Verschwinden der Fische, die Antenne angeschaltet ins Auto gelegt hatten und am Gewässer entlang nach unten fuhren auf dem Heimweg.

Fakt ist, es gibt weniger Äschen.
Ich befische einen Bach, der vor 20 Jahren paradiesische Äschenbestände hatte.
Da sind oben genannte Faktoren im Spiel, bis auf zwei, der Kormoran ist schon mehrere Jahre nicht mehr das Problem und besetzt wird nicht.
Es gibt noch Äschen, aber viel weniger. Und es werden nicht mehr, obwohl so gut wie keine Entnahme stattfindet.
Mein Fazit ist deshalb, das die Äsche auf diese multiplen Einflüsse empfindlicher reagiert als die Forelle.
Und deshalb glaube ich das es Gewässer gibt in denen die Äsche nicht zu halten ist, hoffentlich gibt es auch andere......

Gruß Michl
Die Beute ist unwesentlich, entscheidend ist nur das Gefühl.
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trutta1
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Re: Äschen

Beitrag von trutta1 »

Hallo Michl und Kurt,

ich befische seit über 40 Jahren ein Bachsystem (Sandgeprägter Tieflandbach), in dem bis in die späten 90-er Jahre ein sehr guter Bachforellenbestand vorhanden war.
Auch die Kleinfischbestände wie Gründling, Elritze, Stichlinge sowie Hasel waren in großen Mengen vorhanden.
Das Nahrungsaufkommen war enorm! Bachflohkrebse in riesigen Mengen waren eine immer erreichbare Nahrungsquelle, die den gesamten
Fischbestand zu Gute kamen.
Um den Fischbestand weiter aufzuwerten, entschieden wir uns den Bach mit Äschen zu besetzen. Bereits nach 3 Jahren konnten wir erstmals
Äschen beim Laichgeschäft beobachten. 7-8 Jahre nach dem Erstbesatz hatten wir einen stabilen Äschenbestand.
Das alles trotz Prädatoren, wie Graureiher und Fischotter.
Der Hauptgrund des Totaleinbruchs, war ganz sicher der Einfall des Kormorans! 2-3 harte Winter zwischen 2004- 2006 und der komplette Kleinfischbestand incl. Äschen waren vernichtet.
Heute gibt es noch andere Probleme, die ihr auch schon angesprochen habt.
Insgesamt sind die Bäche zwar sauberer, aber dadurch auch Nahrungsärmer, geworden. Bestes Beispiel sind die Bachflohkrebse, die bei weitem nicht
mehr in diesen Massen vorkommen. Somit ist eine Nahrungsquelle, die für Salmoniden gerade nach dem Laichgeschäft enorm wichtig war,
nicht mehr ausreichend vorhanden.
Dadurch erholen sich auch die Kleinfischbestände recht langsam. Diese wiederum wären wichtig, um den Fraßdruck der Prädatoren auf alle vorhandenen Fischarten zu verteilen.
Ein ganz großes Problem waren die regenarmen Sommer ab 2018.
Die heute entfernten Wehre sorgten früher immer für einen recht konstanten Wasserstand. Das dies kein idealer Zustand war ist klar,
aber der oftmals nicht optimal umgesetzte Rückbau bringt nicht nur Vorteile mit sich!
Die heute fehlende Abflußmenge lässt die letzten Laichplätze versanden und eingebrachte Strömungslenker werden immer wieder vom
"Räumkommando Hochwasserschutz" entfernt.
Gleichzeitig kann der steintrockene Boden bei einem Platzregen keine Feuchtigkeit aufnehmen und das komplette Oberflächenwasser incl.
Nitrateintrag und alles was so auf unsere Felder gesprüht wird läuft in den Bach.
Der ehemals gute Äschenbestand ist dahin und er wird wohl auf ewig Geschichte sein, da das Augenmerk nun auf Wandersalmoniden gelegt wird.
Das diese ihre Laichplätze im Oberlauf erreichen ist jedes Jahr ein Glücksspiel. Regnet es im Spätsommer/Herbst nicht ausreichend, laichen die Großsalmoniden notgedrungen in Bereichen ab, wo kaum ein Nachwuchsaufkommen möglich ist.
Es sind also komplexe Dinge, die den früheren Bestand an Salmoniden in unseren Bächen heute fast illusorisch erscheinen lassen.
Aber es gibt sie immer noch, diese schönen naturnahen Bäche, wo sich nach nur 3-4 Jahren vermindertem Kormoraneinflug der Bestand an Forellen und Äschen verbessert hat. Wenn auch langsam, erholt sich der komplexe Fischbestand etwas.
Dafür packe ich im Sommer so manches Mal die Rute gar nicht aus, sondern widme mich der verbesserten Gesamtstruktur am Bach.

Und Hendrik, ich schreibe dies weil ich das nicht gehört habe, sondern jeden Tag erlebe!
Gern würde ich Dich, wenn Du mal in Deutschland bist, zu einem Trip an einem recht intakten Bach mitnehmen.....nur um Dich zu überzeugen!
Vielleicht kennst Du ja doch nicht alles?!
Klar ist dies hier nicht das Paradies und auch nicht Norwegen.
Obwohl ich z.B. schon öfter in Norwegen war, würde ich niemals etwas darüber schreiben!
Ich lebe hier in Deutschland, bin hier viel unterwegs und weiß, dass nicht alles perfekt ist!
Aber auch nicht alles schlecht!
Dies ändere ich aber auch nicht, mit Kritik aus weiter Ferne!
Deine Beiträge über Norwegen sind informativ und echt Klasse!
Die Beiträge über Deutschland entweder veraltet oder aus 2. oder 3. Hand.


TL, Frank
Der Äschenflüsterer ( Leider hören nur noch wenige zu!)
Royal Coachman
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Re: Äschen

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Frank!

Dem schließe ich mich vollinhaltlich an, auch bei uns in Österreich gibt es Flüsse, die einen ordentlichen Äschenbestand vorweisen können. Interessant ist, dass diese ausschließlich in Gegenden liegen, die durch frühzeitige Vergrämung oder Abschuß das Kormoranproblem mittlerweile überwunden haben.

Leider machen uns mittlerweile Gänsesäger und besonders der Otter schwer zu schaffen.
Besonders der Gänsesäger frisst massiv im Frühjahr die mittlere Größe also 10-20 cm und verhindert somit ein stärkeres Aufkommen ganzer Generationen von Äschen.

Überdies ist die Äsche ein sehr sensibler Fisch was das Laichen betrifft, da fällt schon mal ein ganzer Jahrgang aus, wenn Wasser und Temperatur nicht passen. Über das zyklische Auftreten von Äschen möchte ich mich nicht auslassen, wurde hier schon mehrfach besprochen.

TL
Gebhard
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TorstenHtr
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Re: Äschen

Beitrag von TorstenHtr »

Hi,

interessante Theorien, mich würde interessieren, ob ihr diese anhand eindeutiger Quellen belegen könnt. Hier im Forum gibt es folgendes interessantes Dokument von 2005:

Die Bestandssituation der Äsche (Thymallus thymallus) in Thüringen
https://www.fliegenfischer-forum.de/ffo ... standa.pdf

Dort werden folgende Einflussfaktoren für den Rückgang der Äschenbestände von den beteiligten Fischereivereinen benannt:
Als Ursachen für den Rückgang wurden benannt:
Kormoran 68,6 %
Graureiher 48,2 %
Wasserkraftanlagen 15,7%
Gewässerausbau 25,3 %
Fischsterben 12,0 %
Bewirtschaftungsfehler 8,4 %
Gewässerverschmutzung 3,6 %
Kiesgewinnung 1,2 %
Wassersport 1,2 %
Klimawandel 8,4 %
(mehrfache Nennung sind möglich)
Ich frage mich ob die Angaben im Dokument heute noch zutreffen? Gewässerverschmutzung wurde dort z.B. selten genannt.

Speziell was die Nitratbelastung (ein Argument hier in der Diskussion) von Oberflächengewässern betrifft, gibt es u.a. Statistiken des Umweltbundesamts;

Einträge von Nähr- und Schadstoffen in die Oberflächengewässer
https://www.umweltbundesamt.de/daten/wa ... er-langsam
Von Ende der 1980er bis Ende der 1990er Jahre gingen die Nährstoffeinträge aus kommunalen und industriellen Kläranlagen in die Gewässer stark zurück (siehe Abb. „Stickstoff- und Phosphoreinträge aus Punktquellen und diffusen Quellen in die Oberflächengewässer in Deutschland“). Dann stagnierten die Einträge bis zum Beginn der 2010er Jahre. Seit 2012 ist wieder ein leichter Rückgang der Einträge zu beobachten.
-> Meiner Meinung nach ein weniger wahrscheinlicher Einflussfaktor auf den Einbruch von Äschenbeständen, da in den 90er Jahren die Nährstoffbelastung tendenziell höher war.

Ich denke es ist schon sinnvoll, weitere Ursachen systematisch abzuklopfen. Ein paar interessante Dokumente dazu habe ich gefunden.

Viele Grüße,
Torsten
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(Bildquelle: Umweltbundesamt s.o.)
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