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Verfasst: 31.12.2009, 00:23
von Erge
Hallo,

noch zwei nette Zitate, die gut zum Tenkara-Fischen passen.

Das erste hab ich in Hans Eibers Buch "Das ist Fliegenfischen" gefunden:
Wir brauchen keine Rute und keine Schnur, um damit quer über den Missouri zu werfen, sondern ein einfaches Werkzeug, mit dem es möglich ist, den Fisch vor unseren Füßen zu fangen. A.J. McClane
Das zweite stammt aus einem netten Artikel in FlyRod&Reel von Yvon Chouinard, dem Gründer und Eigentümer von Patagonia und begeistertem Tenkara-Fischer:
I believe the way towards mastery of any endeavor is to work towards simplicity; replace complex technology with knowledge, hard work and skill.
Bei Rolfs Fliegenfischer-Salon werde ich übrigens die Ruten, Schnüre, Fliegen und die Technik zum Tenkara-Fischen vorstellen.

Viele Grüße
Ronald

Verfasst: 02.01.2010, 09:10
von Olaf Kurth
Erge hat geschrieben:.........
Bei Rolfs Fliegenfischer-Salon werde ich übrigens die Ruten, Schnüre, Fliegen und die Technik zum Tenkara-Fischen vorstellen.
........


.......... und genau darauf freue ich mich schon, denn ich habe mit Ronald letztes Jahr zusammen gefischt - es war ein Genuss, die Tenkara-Technik live zu sehen!
Oft stand ich schräg hinter ihm, hatte meine Seidenschnur schon längst aufgerollt und schaute einfach nur zu. Ronald fing an einem bestimmten Kolk mit Bacheinmündung sogar einen 60er Döbel auf Ansage - trocken!!!!!!!!!


Gruß, Olaf

Verfasst: 02.01.2010, 21:28
von Matthias M.
Hallo zusammen,

ich habe mit Interesse die Diskussion über die Tenkara-Technik verfolgt und sehe hierbei sehr große
Parallelen zur Gebirgsbachfischerei mit der Trockenfliege an kleineren bis mittleren Gewässern wie sie oft im deutschsprachigen Raum betrieben wird.
Bei der Verwendung einer langen Fliegenrute (um die 10 ft.) in Kombination mit einem kurzen Vorfach (etwa 6ft.) und 2-3 Metern Flugschnur wird versucht durch den langen Hebel der Rute möglichst viel Schnur aus dem Wasser zu heben um der Strömung so eine sehr geringe Angriffsfläche zu bieten.
Die Trockenfliege kann auf diese Art und Weise ohne Furchen, in nahezu allen Strömungstaschen im Umkreis mehrerer Meter sehr effizient angeboten werden.
Man benötigt trotz unterschiedlichsten Strömungsbegebenheiten keine Trickwürfe, da die Flugschnur bei der Präsentation im Nahbereich mit der Strömung nicht in Kontakt kommt.
Ich bezeichne diese Technik (ohne negativen Hintergedanken) oft als Tippfischen.
Obwohl die Geräte bei der oben beschriebenen Gebirgsbachfischerei und bei der Tenkara-Technik
doch unterschiedlich sind, sehe ich bei der fischereilichen Technik große Parallelen.
Die Fliegenrolle als Schnurspeicher würde ich an vielen Gebirgsbächen als überflüssig bezeichnen, da sich meist die Flucht auch von größeren Salmoniden auf den befischten Pool des Baches beschränkt.
Von daher würde ich behaupten, dass die Tenkara-Technik auch in der heutigen Zeit eine ausgesprochen effiziente Methode in unseren mitteleuropäischen Gebirgsbächen sein müsste.

Ich persönlich liebe aber die „pocket-water“ Fischerei mit kurzen, weichen Ruten, d.h. das „Spielen“ mit der Flugschnur und einem langen Vorfach. Bei dieser Methode wird versucht, durch das Verwenden von diversen Trickwürfen, bei denen gezielt Flugschnur oder Vorfach zum Zusammenfallen gebracht wird, die Trockenfliege ohne Furchen in der strömungslosen Tasche des Gebirgsbaches anzubieten und auf diese Art und Weise die Strömung zu umgehen.
Diese Technik ist wahrscheinlich nicht effizienter und sogar erheblich schwerer zu erlernen als das „Tippfischen“, aber eben eine werferische Herausforderung.

Ich finde die Tenkara-Technik ebenfalls hochinteressant und finde es gut, dass an dieser Stelle mal über den Tellerrand hinaus geschaut wird. Mir persönlich würde aber bei der Tenkara-Technik die werferische Komponente etwas zu kurz kommen, wobei dies natürlich meine absolut subjektive Auffassung ist.

Schöne Grüße

Matthias

Verfasst: 18.01.2010, 22:28
von The Sharpshooter
Hallo Tenkara-Freunde,

zur Fischtechnik kann ich nicht viel sagen, allerdings haben mir die Fliegen z.T. ganz gut gefallen und ich hab mir selber welche gemacht (ohne Anspruch auf Original-Treue, ich hab nur die Bilder interpretiert und dann gebunden...).
Diese Fliegen hab ich dann in Flymph oder Naß-Technik gefischt - erfolgreich bei Bachforellen und Aiteln.
So gesehen ist die japanische Idee für mich auf alle Fälle eine Bereicherung! (und die Original-Nymphen mit goldenem Oarscherl will ich mir mal von einem japanischen Freund besorgen lassen ...)

hier findet Ihr meinen Bindeversuch:
http://www.christianschmidt-augsburg.de ... araibd.htm

Petri!
Christian

Verfasst: 19.01.2010, 17:27
von Salty
hmmm, also, wenn ich mit meiner 3er slt an einem kleineren bach stehe, linke hand in der hosentasche, 2,70 m vorfachplus 3 m schnur draußen habe, die schnur zwischen hand und griff fest umklammere, die bremse fest angezogen habe und dann mal nach links und mal nach rechts einhändig so vor mich hinwerfe, weil ich auf den stieg eines passenden fisches warte oder sehen möchte, wie lange die fliege schwimmt, ist das dann schon tenkara fischen ...?


gruß s

Verfasst: 19.01.2010, 18:09
von Erge
Ne, das ist noch kein Tenkarafischen. Trotz der leichten Klasse 3 wirst du mit dem von dir beschriebenen Material nicht die extreme Leichtigkeit in der Präsentation hinbekommen. Deine 3m Flugleine sind gewichtsmässig meilenweit von den leichten Tenkaraleinen entfernt. Von der Rutenlänge wollen wir in dem Fall mal nicht sprechen.

Viele Grüße
Ronald

Verfasst: 20.01.2010, 12:34
von michael oehm
Erge hat geschrieben:Ne, das ist noch kein Tenkarafischen.
Hi Ronald,
absolut interessantes Thema, gefällt mir sehr gut und scheinbar kristalisiert sich ja hier langsam unser Tenkara-Spezie heraus.
Sehen uns am Donnnerstag und machen dann mal was bei mir an der Agger aus. Ich muss mir das mal live anschauen.
Ob ich auch dann auch schräg hinter dir stehen werde...? :wink:
Freu mich auf ein gemeinsames fischen.

Verfasst: 20.01.2010, 14:28
von gezz
Hallo,

konnte mir das ganze bisher noch nicht so recht vorstellen. Durch Zufall bin ich über die Seite von Rolf auf dieses 35-minütige Video von Shimano TV gestoßen: http://tv.shimano.co.jp/movie/tv/paradise_06/

Nachtrag:
sehe gerade, dass das Video hier schon gepostet war. Naja, doppelt hält besser.

Viele Grüße,
Alex

Verfasst: 20.01.2010, 14:36
von Erge
Hallo Alex,

die Methode in dem Shimanofilm hat nichts mit Tenkara zu tun. Das geht eher in die Richtung Stippen.

Schau dir mal die Videos von Tenkara USA an, mit deren Hilfe kann man sich einen einfacheren Überblick verschaffen:
http://www.youtube.com/user/tenkarausa

Eine nette Zusammenfassung zur Technik in englisch gibt es hier:
http://www.tenkarausa.com/about.php

Viele Grüße
Ronald

Verfasst: 20.01.2010, 16:17
von gezz
Hallo Ronald,

danke für die Webseite. Die Videos geben einen sehr guten Einblick! Von der Technik erinnert mich das Ganze stark an das was ich mache, wenn ich an kleinen, schnellen Gewässern mit der Trockenfliege fische. Auch da benötigt man ja nicht mehr als das Vorfach um das Haarbüschel in einem aussichtsreichen Spot, auf kurze Entfernung sehr sanft zu platzieren.

Wenn man sich das ganze dann mit der Nymphe vorstellt (wurde oben ja auch schonmal angesprochen) ist man ja bald bei der Technik des Czech Nymphings.

Interessante Sache jedenfalls. Würde gerne mal so eine Rute werfen. Müssen ja richtige Leichtgewichte sein ganz ohne Rolle, Schnur, Beringng etc.

Viele Grüße,
Alex

Verfasst: 20.01.2010, 17:54
von Erge
gezz hat geschrieben:Interessante Sache jedenfalls. Würde gerne mal so eine Rute werfen. Müssen ja richtige Leichtgewichte sein ganz ohne Rolle, Schnur, Beringng etc.

Viele Grüße,
Alex
Dann komm zu Rolfs Fliegenfischersalon, da wird es eine kleine Auswahl an Ruten und Schnüren zum Begutachten geben:
http://www.fliegen-shop.de/pub/my_Flieg ... rsalon.pdf

Viele Grüße
Ronald

Verfasst: 20.01.2010, 21:29
von Andreas F.
Also das Video auf Youtube ist sehr interessant und aufschlussreich.

Offensichtlich fehlen diesen Leuten die werferischen Fähigkeiten und Ansprüche
Our vision is to introduce a simpler style of flyfishing
um mit einer 7,6ft Rute die Fliege in diesem doch sehr leicht zu befischenden Gewässer über eine Entfernung wie er selbst sagt von 25-30ft anzubieten.
That would be pretty much impossible with a regular 7,5ft flyrod
Eine Trockenfliege über eine solche Entfernung durch verschiedene Strömungsbereiche sauber zu präsentieren ist sicherlich nicht so einfach wie mit der Tenkara Technik, jedoch ist es für mich persönlich immer ein besonderes Erlebnis dort einen Fisch mit dem perfekten Wurf zu fangen.

Beim fischen mit 4 Meter langen Teleskopruten bei denen man die Fliege ohne großartiges Werfen über dem Fisch "absetzt" kann ich den Unterschied zu Stippfischen auf Weißfische wie ich es als Kind betrieben habe nicht so recht erkennen.
Solch eine Technik war mir bislang nur als Tippfischen bekannt.


Desweiteren sehe ich das Einsatzgebiet von Tenkara als sehr beschränkt an. Kleine Bäche die nur wenige Meter bereit und zugewachsen sind, werden mit Ruten von bis zu 4 Metern genauso wenig zu befischen sein wie Fische die sich außerhalb des im Video beschriebenen Aktionsradius von 25-30ft befinden.
Auch wenn ich oft mit meiner Rute in diesem Nahbereich agiere, kommt es vor, dass ich auch mal den Fisch in 15-20m Entfernung fange, was mit Tenkara wohl leider nicht möglich wäre.

Gruß Andreas

Verfasst: 21.01.2010, 01:10
von Rolf Renell
Es geht doch nicht um Vergleiche - Äpfel/Biren - eigene historische Technik welche sehr fein und eigen ist und auch erstmal gehandelt werden muss , mit natürlich begrenzten Möglichkeiten , ersonnen aber dafür - fertig !
Wir wissen doch wieviel verschiedene aber verwandte Techniken mit der Fliege sich zum Teil paralell durch die Jahrhunderte entwickelt haben.
Alles hatte seinen Sinn und hat es für viele immernoch - oder auch wieder!
Beste Grüsse,
Rolf

Verfasst: 21.01.2010, 12:17
von gezz
Ich sehe das ähnlich. Es geht hier nicht um "besser" oder "schlechter", sondern um eine andere Form des Fischens die unserer geliebten Technik verwandt ist.

Da ich ohnehin zum Salon komme, freue ich mich mit dieser Form des Fischens in Berührung zu kommen (ob ich sie nun letztendlich austeste oder nicht, ob sie nun letztendlich effektiver ist oder nicht...).

Viele Grüße,
Alex

Verfasst: 21.01.2010, 14:44
von bokii
Ich verfolge diesen Thread seit ein paar Tagen mit großem Interesse und bin auch im Internet fleißig auf der Suche nach weiteren Informationen.
Was mir persönlich so gut an Tenkara gefällt, ist die Philosophie von Einfachheit.
Mir ist bewusst, dass der Entwicklung dieser Technik, keine philosophischen Ansätze zu Grunde liegen.
Ich denke, dass früher "einfach" mehr mit "machbar" zu tun hatte.

Aber heute?

Unsere moderne Welt soll ja mit jedem Gimmick, App, Tool, Add-on, Specimen Tackle immer einfacher und besser zu bewältigen werden.
Aber wird sie das wirklich?

Ich glaube nicht. Vielmehr verliere ich mich in einem Dschungel aus Produkten, Lebensstilen und Theorien. Dass die Gedanken beizeiten sogar realer werden als die Realität, meine ich in einschlägigen Foren (hier weniger) zu erkennen. Da wird über zig Seiten diskutiert ob die Rute noch 5-20g oder 7-28g Wurfgewicht haben sollte oder gar muss. Eine meist komplett ergebnisoffene Theoretisierung von eigentlich Unwichtigem. Ein Prozess an dem auch ich ziemlich aktiv teilgenommen habe. Immer auf der Suche nach etwas Neuem - und doch nie zufrieden mit dem Gefundenen.

Ich glaube das Problem war meine Zieldefinition, denn ich glaubte immer mehr zu wollen als ich schon habe.
Der Ansatz von Einfachheit, den ich persönlich in Tenkara sehe, hat mich tatsächlich zum Umdenken bewogen.
Nicht dass ich seit ein paar Tagen ein neuer Mensch bin, aber seit ein paar Tagen denke ich daran weniger zu wollen.
Und irgendwie befreit das meine Gedanken tagtäglich ein Stückchen mehr.

Entschuldigt, dass das jetzt so gedankentheoretisch geworden ist. Was ich glaub ich sagen will ist:
Ob es einen Fische fangen lässt, Transportgepäck reduzieren lässt oder einfach nur zum Denken anregt - jedem das seine.

Ich werd's auf alle Fälle ausprobieren.

Mit bestem Gruß,
bokii

P.S.
Einer meiner Dozenten hat einmal einen für mich sehr prägenden Satz formuliert:
"Einfach ist nicht banal."