Voll daneben !

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Gammarus roeseli
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Beitrag von Gammarus roeseli »

pehers hat geschrieben:Servus GR!

Auch Äschen und Huchen sind Salmoniden und haben eine noch höhere Temperaturtoleranz! Es gibt - für die Zeit nach dem Klimawandel - außer der Bachforelle auch andere einheimische Fische! Dafür dass Angler bevorzugt Forellen fangen wollen, müssen wir uns nicht außer der Umwelterwärmung auch noch der Faunenverfälschung schuldig machen, oder?
Servus Hans!

Wo du Recht hast, hast du Recht!

Sorry, ich möchte eigentlich nicht vom eigentlichen Thema abweichen, aber diese Frage brennt mir schon sehr, sehr lange unter den Nägeln!
Wie hoch ist denn die Temperaturtoleranz beim Huchen??
Ich habe gehört, dass die Donau mit Huchen besetzt wurde, z.B. bei Kelheim und Regensburg. (Ist vielleicht schon einige Zeit her und genaues weiß ich leider auch nicht!)
Huchen sollen in der Donau früher recht häufig gewesen sein!
In der Donau (ich meine Barbenregion) von Bad Abbach bis Regensburg hat mein Thermometer am 04.07.2008 Wassertemperaturen, ein gutes Stück unterhalb vom Wehr bei guter Fließgeschwindigkeit 24°C und niedriger Fließgeschwindigkeit (Staustufe) bis 24,5°C angezeigt. Sicherlich sind das nur kurzzeitige Spitzenwerte bedingt durch die vorangegangenen extrem heißen Tage und mein Thermometer ist vielleicht auch nicht 100% genau, jedenfalls fühlte sich das Wasser sehr, sehr warm an! Ich habe mir die Frage gestellt ob die Huchen solche Temperaturen ertragen und so etwas auch über mehrere Tage?
Wenn du oder dein bekannter Fischzüchter mir dazu etwas Genaueres sagen könnte, das wäre echt nett!

Grüß Christian

PS: Kann es sein dass sich durch, oder in den Staustufen das Wasser stärker erwärmt als wenn es ungehindert fließen würde?
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pehers
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Beitrag von pehers »

Das kann nicht nur sein, dass das Wasser schneller warm wird, in Stauhaltungen, das ist so!

Der Huchen kommt mit Temperaturen in potamalen Gewässern als adultes Exemplar bestens klar! Jungfische nicht.

In der Donau war der Huchen (Donaulachs) immer gut vertreten, seine Populationen haben abgenommen, als es für ihn weitgehend unmöglich wurde, seine Laichgewässer zu erreichen.

L.G.
Hans
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maggus
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Beitrag von maggus »

Hallo Leute,

ich drifte jetzt vielleicht a bisserl vom Hauptthread-Thema ab aber ich frage mich wie bei besser werdender Wasserqualität und beginnenden "Renaturierungen" der Gewässer Bestände von zB Nasen oder Äschen (ich spreche mal für die Isar und andere Gewässer in Oberbayern) massiv zurückgehen können... Geringeres Nahrungsaufkommen durch sauberes Wasser oder Kormoran und Gänseseeger können das doch nicht allein ausmachen....

Ich glaube so langsam dass das Hauptproblem die mangelnde biologische Durchgängigkeit bzw. Durchwanderbarkeit der Fließgewässer ist, so dass Äschen und Nasen die Laichgründe nicht mehr erreichen... Ich kenne viele "Fischtreppen" an der Isar, die vielleicht schön aussehen aber bestimmt nicht gut angenommen werden....

Habt Ihr Informationen zum Thema "Ausbau der Wasserkraft in den letzten Jahrzehnten"?


Gruss Markus
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Düngung

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Markus !

Die Erklärung ist sehr einfach, aber leider vernichtend!

Zuerst hat man fast alle Auen trockengelegt und damit den Eintrag von organischem Dünger drastisch reduziert. Dies wurde dann wettgemacht durch die Abwässer, die für organische Düngung sorgten.
Nun wurden die Abwässer geklärt, aber wir haben keine Auen mehr die für genügend organische Düngung als Nahrungturbo für die Nährtiere der Fische sorgen könnten.

Ein Teufelskreis!

freundlichst
Royal Coachman

PS: wir werden uns an geringe Bestände bei wilden Arten gewöhnen müssen!
Der immer auf Seiten der Fische steht!
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Gammarus roeseli
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Beitrag von Gammarus roeseli »

Hallo Royal Coachman,

dass eine zu geringe organische Düngung der Gewässer die Ursache für schlechte Nasen- u. Äschenbestände sein soll, kann ich nicht wirklich glauben!
Ich kenne z.B. Gewässer wo es nur noch vereinzelt Nasen gibt, obwohl die Fische seit vielen Jahren gute Lebensbedingungen vorfinden müssten, gute Wasserqualität, entsprechende Fließgeschwindigkeit, Mengen von Insektenlarven, Wasserpflanzen, Algen, Totholz …..,und trotzdem keine kleinen oder mittelgroße Nasen! Ich glaube es gibt ganz andere Ursachen dass sich die Nasen- und Äschenbestände nicht richtig erholen können! Da gibt es bestimmt immer noch eine menge Negativfaktoren die eine erfolgreiche Entwicklung von Ei, Larve und Jungfisch verhindern!

Grüße Christian
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pehers
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Beitrag von pehers »

Servus Leute!

@ Maggus:
Es kann nicht nur daran liegen, da im Vergleich zu den angeblich so goldenen Zeiten doch Besserungen eingetreten sind:
Seit mindestens 10, eher fast 20 Jahren sind in Bayern keine neune WKA ohne fischereiliche Schhutzauflagen ~ Fischtreppen und Mindestrestwasser (§ 15 BayWG) mehr genenhmigt worden. Bei einer sehr großen Zahl bestehender älterer Anlagen mussten Fischtreppen nachgerüstet werden und wurden neue Restwasserabgabemengen festgelegt! Bei jedem neune Gewässerausbau wurden durch Fischereibiologen strenge ökologische Schutzauflagen zur naturnahen Gestaltung eingefordert, zig hundert km Gew. wurden in Bayern inzwischen - so gut es unter Erhaltung der zersiedelten Kulturlandschaft geht - renaturiert!

Das Problem liegt auch anderswo:
Um wieviel hat die Anzahl der Angler seit 1945 zugenommen?
Wieviel weiter reisen die Angler inzwischen an?
Wieviel Angelstunden/-tage mehr verbringen diese heute mehr am Gewässer?
Um wieviel höher ist also heute der erwartete Ausfang?
Haben die renaturierten, durchgängigeren und wieder saubereren Gewässer in gleichem Umfang zugenommen?

Man wird sich letztlich bescheiden müsse, dass sich die Bestände auf einem niedrigeren Niveau einpendeln werden.

@ RC
Auen sind Schwebstofffallen, sie halten organische Einträge (z. B. Errosion v. Feldern) zurück, sie tragen nicht zur organischen Düngung der Gewässer bei sondern reduzieren sie! Gerade deshalb wären sie ja wieder so wertvoll, weil sie die Verdichtung der Gewässersohle (~ Laichgründe)entgegenwirken würden!

Natürlich sind saubere Gewässer nicht mehr so fruchtbar wie "überdüngte", deswegen wachsen die Fische etwas langsamer, aber es wären deswegen nicht weniger Fische (Rücklaüfige ertragsfähigkeit eines Gewässers bedeutet fischereibiologisch nicht weniger Fische in Stk., sonder weniger Zuwachs p.a. in kg/ha). Dass sie nicht mehr so groß werden (wie angeblich früher) liegt vielmehr unter anderem daran, dass man sie durch den erhöhten Befischungsdruck (Angler + Kormorane) nicht mehr so alt werden lässt, wie sie früher werden konnten!

Wie ich immer schon sagte: Selbstbeschränkung der einzelnen Fischer und sozialverträgliches Teilen der begrenzten Resourcen mit anderen Fischern (und künftig auch mit wieder neuen Prädatoren wie Otter) ist die einzige Möglichkeit die Bestände zu erhalten und zu fördern!

Die Natur setzt sich (und uns) die Grenzen selbst, die sind auch mit Geld nicht dauerhaft verschiebbar!

Beste Grüße,
Hans
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maggus
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Beitrag von maggus »

Servus Hans,

ja ich glaube du hast recht wenn du sagst dass die Fischer heute (a) mehr sind, (b) mehr Zeit haben und (c) über weitere Strecken anreisen können als früher!

Das in Kombination mit der zunehmenden Zahl an fischfressenden Tieren ist schon ein beachtlicher "Befischungsdruck"!

Ich sehe das auch genauso wie du dass ein nährstoffarmes Gewässer nicht zwingend weniger Fische beherbergt sondern vor allem kleinere... Am Starnberger See kann man das sehr schön beobachten.... Früher als es noch keine Ringkanalisation gab waren die Saiblinge "riesig", heute sind sie mit Glück massig....

Ich würde mich freuen wenn in den oberbayrischen Gewässern wieder jede Altersklasse an Forellen, Äschen, Nasen etc. beheimatet wären und nicht überwiegend Besatz...

Gruss Markus
robert h
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Beitrag von robert h »

Hallo,

das schweizerische BUWAL hat namhafte Experten zum Thema RBF und Konkurrenzsituation im Gewässer befragt. Hier der entsprechende Link.
Die Internetseite ist leider etwas ungünstig aufgebaut, so dass der Link nicht direkt zu den Statements führt. Man muss ein Bisschen klicken, wie unten aufgeführt:

www.ikfa.net
> Problemkreise anklicken
> Besatzprobleme RBF anklicken
> scrollen bis zum Schluss
>Entwicklung der letzten Jahre bis ... klicken
> Fragestellung des BUWAL und Vergleich der Antworten anklicken

Servus
Robert
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Günter Feuerstein
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Regenbogenforellen Info usw.

Beitrag von Günter Feuerstein »

Hallo miteinander

Da letztes Posting auf eine IKFA Seite verweist, der ich als Präsident vorstehe, möchte ich euch noch eine zusätzliche Information zur Regenbogenforelle zukommen lassen. Wegen der ominösen Schweizer Untersuchung, die darauf abgezielt hat, den in jeder Hinsicht größten selbsterhaltenden RBF Stamm in Europa(Bodensee-Alpenrhein) zu vernichten, habe ich mich die letzten 15 Jahre(!) an allen Ecken und Enden der Welt mit diesem Fisch beschäftigt (u.a. habe ich dabei auch in Kamchatka für das United Fishery Development Program gearbeitet). Der folgende Link verweist auf eine Zusammenstellung aller meiner Erkenntnisse:

http://www.g-feuerstein.com/Regenbogenforelle/index.htm

Man mag über die Regenbogenforelle geteilter Meinung sein, doch sie aus Prinzip zu verteufeln ist m. E. nicht ok. Fehler wurden und werden beim Besatz leider immer noch gemacht. Wer RBF besetzen darf, der kann sich vielleicht etwas an meinen Ausführungen orientieren. Wer sie nicht braucht, weil die Bachforelle noch funktioniert, der darf sich glücklich schätzen und braucht dort die Regenbogenforelle sicher nicht. In dichter besiedelten Tälern mit vielen Oberflächenabwässern hat die Bachforelle jedoch praktisch keine Überlebenschancen mehr, wie die wissenschaftlichen Erkenntnisse inzwischen auch belegen. Trotzdem bleibt sie mein Lieblingsfisch gefolgt von der Äsche, auch wenn mein Einsatz für die Regenbogenforelle im ersten Augenblick ein anderes Bild zu vermitteln scheint.

Gruss

Günter Feuerstein
Günter Feuerstein
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