Olaf Kurth hat geschrieben:Diese Diskussion wird schon in drei Threads geführt und es sind offenkundig zwei Lager, die sich nicht wirklich einigen können.
Lieber Olaf,
es wundert mich, dass Du all die Postings von so vielen unterschiedlichen Usern in nur zwei Schubladen: Schwarz und Weiß - nämlich Pro oder Contra Catch und Release steckst. Ich empfinde die Diskussion(en) als wesentlich vielfältger (farbenfroher) und finde viele gute Argumente, die ich gar nicht in eine bestimmte Schubladen stecken möchte.
Es wäre sehr fair, wenn Du Deine Catch und Release Schublade zuerst definieren würdest, bevor Du jemanden in diese Schublade steckst.
Olaf Kurth hat geschrieben:
Bernd Ziesche argumentiert tendentiell „Pro C&R“.
Das ist richtig. Und Catch & Release bedeutet für mich (wie Du sehr oft in meinen Postings lesen konntest) keineswegs das Angeln, "mit dem Vorsatz JEDEN Fisch zurückzusetzen." Hiervon halte ich denn überhaupt nichts, wie Du an diesem sehr regelmäßigen Teil meiner Passion:
Bernd Ziesche hat geschrieben:
Ich bevorzuge die unmittelbare Variante ganz ohne Gewürze direkt am Wasser

.
erkennen konntest?
Nochmal: Catch und Release bedeutet für mich, nicht mit dem Vorsatz Angeln zu gehen, alle Fische, die das Mindestmaß überschritten haben und nicht einer Schonzeit unterliegen, auch zu entnehmen. Ich verstehe diesen Begriff also NICHT schwarz oder weiß im Hinblick auf die mögliche Entnahme, sondern empfinde das Fangen und Freilassen (Catch und Release) ebenso gut (und oft notwendig) wie die sinnvolle Entnahme eines Fisches zum Verzehr.
Ebenfalls möchte ich noch einmal erwähnen, dass ich keinen Fliegenfischer kenne, der grundsätzlich alle Fische zurücksetzen möchte (für mich: Catch TO Release). Aus diesem Grund erscheint mir eine entsprechende Definition von Catch und Release als dem vorsätzlichen Zurücksetzen aller Fische a) nahezu komplett an der Praxis vorbei und b) als unnötig polarisierend.
Bernd Ziesche hat geschrieben: Aber manchmal freue ich mich so über den Fang eines tollen Fisches, dass ich ihn dadurch aufwerten mag, ihn in seine Freiheit zurückzusetzen. Ich glaube, für den Fisch ist dies die beste Aufwertung, die er von uns erfahren kann.
Das Wort "Aufwerten" war hier unpassend gewählt. Zu leicht könnte man ein "Abwerten" in die ggf. Entnahme eines Fisches interpretieren, was überhaupt nicht meiner Empfindung zur sinnvollen Entnahme entsprechen würde.
Das Gefühl, wenn ein Fisch aus meiner Hand zurück in seine Heimat schwimmt, ist grundsätzlich ein sehr positives für mich. Das beinhaltet nicht, dass ich ein schlechtes Gefühl dabei habe, einen Fisch zur sinnvollen Verwertung zu entnehmen.
Olaf Kurth hat geschrieben:
Darüber hinaus, spricht er sich gegen den gesetzlich legitimierten Grund der „sinnvollen Verwertung“ aus und verurteilt jeden, der ans Wasser geht mit dem Ziel einen Fisch zu fangen, um ihn zu essen.
Wie Du oft von mir lesen konntest, verurteile ich keinen Angler für seine Entscheidung pro oder contra Entnahme in der jeweiligen Situation, sondern möchte die Entscheidung bei genau diesem jeweiligen Angler selbst wissen.
Ich habe mich nicht gegen den vernünftigen Grund einer sinnvollen Verwertung ausgesprochen, sondern mich dafür ausgesprochen, dass dies nach meinem Empfinden nicht der einzige Grund und nicht der Hauptgrund ist, aus welchen die meisten Angler angeln gehen.
Olaf Kurth hat geschrieben:
Wenn Du jetzt fragst, warum Bernd ans Wasser geht, dann favorisiert er ein „Gesamterlebnis“, das ihn ans Wasser treibt.
Das ist richtig:
Ich probiere mein Equipment aus, bastel daran herum, erfreue mich am Fliegenwerfen oder an einer neu designten Fliege und deren Spiel, genieße die freie Natur in der Geselligkeit mit Gleichgesinnten, manchmal einen regelrechten Kampf mit den Naturelementen und natürlich die frische Luft.
Der tatsächliche Fang eines Fisches dürfte erheblich weniger als 5% meiner Zeit im und am Wasser ausmachen. An nicht wenigen Tagen macht es sogar NULL Prozent aus. Dennoch sind dies ebenfalls tolle Tage am und im Wasser, an denen ich mich fliegenfischereilich betätigt habe. Auch die Zeiten auf der Wiese oder am Bindetisch gehören für mich zum Gesamterlebnis des Fliegenfischens dazu. Der Fang eines Fisches stellt häufig einen besonders schönen Moment dar, man könnte sagen das kleine I-Tüpfelchen eines ohnehin schon schönen Angeltages.
Dass ich diesen Fisch ggf. gerne für eine sinnvolle Verwertung entnehme, bedeutet nicht, dass der anschließende Verzehr des Fisches der Hauptgrund war, weshalb ich das Fliegenfischen so schätze.
"Fliegenfischen - eine Lebenseinstellung" wurde (ich denke) aus genau jenen Gründen so benannt. Abgesehen von dem Bereich der "Forumsregeln" finden sich in dem einzigen Bereich zum Thema "Fisch auf den Tisch" die mit Abstand wenigsten Postings aus allen Bereichen. Auch dieses hat sicherlich seine Gründe in den vielen (anderen) tollen Facetten unserer aller Leidenschaft, die den meisten von uns alle wichtig sind.
Bernd Ziesche hat geschrieben:Ich denke, wir wissen doch alle, dass es nicht der Fisch ist, den wir suchen, sondern das Erlebnis.
"Alle" war hier zu anmaßend gewählt. Vielmehr denke ich, dass viele von uns nicht hauptsächlich den Verzehr des Fisches suchen, sondern das oben beschriebene Gesamterlebnis mit all seinen Facetten, bei dem der Verzehr des Fisches ggf. einen wichtigen von vielen schönen (und allen ebenfalls wichtigen) Aspekten unseren Hobbys darstellt.
Olaf Kurth hat geschrieben:
Das ist die eine Position unserer Debatte, die ich als "Pro C&R" bezeichnet habe.
Andere (mich eingeschlossen) sehen es deutlich anders, das ist die "Anti C&R" Position:
Ich meine bei einer entsprechenden Einteilung in zwei Gruppen wäre es zumindest sehr hilfreich und (ich finde) angebracht, Catch und Release zunächst zu definieren. Den Grund hierfür hat Carsten im Anschluß an Dein Posting sehr gut aufgezeigt.
Was mich selbst betrifft, halte ich eine Einteilung in zwei Lager für unnötig polarisierend, zumal ich in der Praxis am Fischwasser noch nie das Gefühl hatte, dass solche zwei Lager tatsächlich existent sind. Im Gegenteil: Am Fischwasser empfinde ich uns fast immer sehr schnell auf dem gleichen oder einem sehr ähnlichen Nenner.
Lieben Gruß
Bernd
p.s.: Die geschriebenen Worte "verurteilt jeden" empfinde ich als eine - in solch einer allzu leicht unnötig polarisierenden Diskussion - sehr scharfe Klinge.
