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Re: Nymphenruten für Monorigs

Verfasst: 01.11.2025, 13:09
von Hydra
Hallo,

mir geht es beim Fischen darum, Fische zu überlisten. Mit der Fliege fische ich zum einen, weil es die schonendste Methode für meine Zielfische ist und natürlich, weil das Fliegenfischen am meisten Spaß pro Fisch bringt. Mir geht es nicht um Anzahl oder Größe, ich fotografiere nichts und bin einfach nur da.
Vorurteile sind ein ständiger Begleiter der Fliegenfischerei. Bei den englischen Adligen war die Nymphe im 19 und frühen 20. Jahrhundert verpöhnt - wie kann man nur, das ist kein Fliegenfischen. Dann kamen Streamer auf, - kein Fliegenfischen. Jetzt ist es das Euronymphing, - kein Fliegenfischen. Das werfen mit der Euronymphing Rute ist aber ein echter Cast, nur eben mit einer dünneren Schnur. Das moderne Fliegenfischen ist aus dem Euronymphing entstanden und nicht andersherum, old fashion ist das Euronymphing also auch. Man könnte sagen, Schwimmschnur, moderner Kram, - kein Fliegenfischen. Mit der künstlichen Fliege wird mindestens seit dem 2 Jahrhundert gefischt, vermutlich schon viel länger. Trockenfliegen gab es nicht, die schönen Hähne von Whiting waren noch nicht gezüchtet. Damals wurde eine Art Nassfliege oder Nymphe an einem flexiblen Stock benutzt - ungefähr wie Tenkara. Irgendwann kamen einfach Spulen mit Schnur dazu - nah am Euronymphing. Erst Mitte des 19 Jahrhundert gab es schwimmende Schnüre und die Entwicklung zum modernen Fliegenfischen begann erst als geeignete Materialien zur Verfügung standen. Bei Fliegen, Ruten und Schnüren nahezu gleichzeitig.
Ich fische am liebsten Trocken und fange den Fisch den ich vorher ausgesucht haben. Wenn nichts steigt, habe ich keine Lust, wie die englischen Adligen in einem hübschen Pavillion zu warten, bis sie steigen oder einfach nur Fläche mit der Trockenen auf Verdacht abzufischen. Dann hole ich die Euronymphing Rute raus und wenn man sich mal darauf richtig eingelassen hat, macht es sehr viel Spaß und man lernt sein Gewässer nochmal besser kennen, denn man lotet ja permanent das Gewässer aus. Hier möchte ich der These widersprechen, dass Euronymphing überwiegend auf Sicht stattfindet. Das kommt genau auf die Ausrüstung an. Fischt man, wie mit der Rute die ich suche, sehr fein mit dünnen Monofilen, spielt das sehen eine untergeordnete Rolle. Man spürt jeden Kontakt der Nymphe mit einem Hindernis oder eine Fisch. Der"Sighter" ist so dünn, dass man seine Bewegungen nur schlecht sehen kann, er dient mehr dazu zu wissen wie tief man fischt. Dieses "spüren" funktioniert schon bei einer normalen "Euonymphing" Rute nicht mehr richtig und man muss schwerere Nymphen einsetzen um Kontakt zu bekommen, die lassen sich aber viel schwerer in einer sauberen Drift führen, vor allem wenn die Distanz wächst. Auch wenn man mit der klassischen Eunorymphing Fliegenschnur fischt, fehlt bereits viel vom Kontakt sbald die dünne Flugschnur aus dem letzten Ring raus ist.
Zumindest bei uns in der Mümling stehen die Äschen meist tiefer als die Forellen, die auch zahlreicher sind. man muss sich sozusagen durch die Forellen durchfischen, wenn man auf Äschen aus ist. Da fängt man deutlich mehr Äschen als mit der Nymphe am Bissanzeiger. Das mit dem Anzeiger kommt für mich übrigens dem Stippfischen näher als als das Euronymphing, da das eine Kontaktmethode ist, Bissanzeger und Stippen nicht.
Ich gehe fischen, weil es mir Spaß macht und weil ich fische überlisten und fangen möchte. Wie das dann genannt wird ist mit gleichgültig. Ich bin am Wasser um Fische zu fangen. Fange ich keine, ändere ich meine Methode. Fliegenfischen ist es für auf jeden Fall.

Grüße,

Arne

Re: Nymphenruten für Monorigs

Verfasst: 01.11.2025, 14:08
von trutta1
Hallo Arne,
für die "Vorurteile" fühle ich mich mal angesprochen! 😅
Dem ist aber eben nicht so!
Ich probiere alle Techniken aus und entscheide ausschließlich für mich. Beim Euronymphing bin ich, was Wurfweiten betrifft eingeschränkt, oder ich fische mit Jignymphen mit dem Gewicht eines Grundbleis (übertrieben!). Wirklich feines Fischen ist nur im Nahbereich möglich. Wird der Winkel (Schnur zur Rutenspitze) größer, wird auch die Genauigkeit der Bisserkennung schlechter.
Berichtige mich gern wenn ich was falsches schreibe, aber bei mir war es so.
Hier in NRW ist die Äsche ganzjährig geschont.
Nachdem ich aus Bosnien zurück kam, wollte ich diese Technik auch hier ausprobieren. Und ja sie ist beängstigend produktiv aber eben nicht treffsicher.
50% der gefangenen Fische waren Äschen, die ich wenn geschont, dann auch nicht befischen möchte!
Wie schon geschrieben, ich bin kein Purist und auch weit davon entfernt jegliche Angelarten zu kritisieren, wenn sie denn so schonend wie möglich stattfinden.
In unserem Bach gibt es neben großen Bachforellen auch einen guten Bestand an Hechten. Ich könnte, wenn ich wollte, bis zur Schonzeit große Streamer durchs Wasser ziehen. Von einigen Hechtanglern weiß ich, dass sie so jedes Jahr große Bachforellen auf ihren Wobbler oder Blinker fangen. Kurz vor oder nach der Laichzeit und vor allem in der Schonzeit möchte ich so etwas nicht herausfordern. Auch meine persönliche Sichtweise!

Auf Sicht fische ich ja gar nicht anders, als beim Euronymphing! In Österreich sind an einigen Bächen jegliche Bissanzeiger untersagt. Ich bin nur mit meiner Methode wesentlich flexibeler und kann bei einem Schlupf sofort umswitchen.
Deinen letzten Absatz kann ich absolut unterschreiben!
Nur wird das Euronymphing nicht MEINE Technik sein, mit der man mich am Bach antrifft.

TL, Frank

Re: Nymphenruten für Monorigs

Verfasst: 01.11.2025, 14:34
von Hydra
Hallo Frank,

ich habe das mt den Vorurteilen sehr allgemein mal als Anlass genommen. Nicht wegen Deines Kommentars. Das meiste sehe ich, wie Du beschrieben hast. Auch das mit der kurzen Reichweite. Bei uns reicht das eben aus, um eigentlich überall ran zu kommen. Unser Äschenbestand ist inzwischen gut genug, um eine sanfte Fischerei zu erlauben, daher meine natürlich etwas spezielle Situation. In der Forellenschonzeit ist bei uns das Streamern untersagt, da man mit dem Streamer nur ausnahmsweise mal ne Äsche fängt aber überwiegend Forellen. Da zu dieser Zeit die Äsche nicht geschont ist, eben die Nymphe, wenn nichts steigt. In der Äschenschonzeit ist dann bei uns die Nymphe verboten. Da die Schonzeiten bei uns überlappen, wirds dann halt 6 Wochen lang eng mit der Köderwahl, dann muss man trocken fischen.
Ich habe viele Jahre das fishen mit der Nymphe nicht gemocht (damals mit Bissanzeiger) und auch schlecht gefangen. Beim Euronymphen war ich auch erstmal skeptisch, bis ich jemandem zugehsehen habe, der es beherrscht. DAnn hab ich angefangen rumzupribieren. Eine Rutenspitze später ging es dann einigermaßen. Jetzt läuft es recht gut und dann kommt auch der Spaß. Es braucht, wie beim casten auch, alle Konzentration auf Köderführung und den Fisch. Das Einzige, was ich also anders als Du erlebe ist, dass ich mit dem Euronymphing warm geworden bin. Im Winter, wenn sonst nicht viel läuft am meisten, in der Forellensaison nur manchmal.

Grüße

Arne

Re: Nymphenruten für Monorigs

Verfasst: 01.11.2025, 22:02
von drehteufel
trutta1 hat geschrieben: 01.11.2025, 14:08 Beim Euronymphing bin ich, was Wurfweiten betrifft eingeschränkt, oder ich fische mit Jignymphen mit dem Gewicht eines Grundbleis (übertrieben!). Wirklich feines Fischen ist nur im Nahbereich möglich. Wird der Winkel (Schnur zur Rutenspitze) größer, wird auch die Genauigkeit der Bisserkennung schlechter.

Hallo Frank,

ich schildere mal meine Erfahrungen.
Die größeren Wurfweiten sind oftmals gar nicht von Nöten, da man mit den langen Ruten weit genug vom Fisch weg ist. Mit dem dünnen Mono (0,16-0,18mm) ist mir die Reichweite groß genug, sodass ich auch in sehr klaren Gewässern recht wenige Fische vergräme. Ich werfe aber problemlos 5 oder 7m Mono, wenn es erforderlich ist.
Meine gefischten Nymphen haben Tungstenperlen von 2,3mm-3,8mm. Diese werden einzeln gefischt. Ziel ist es, eine möglichst lange, natürliche Drift zu erreichen, Grundblei zum Verankern kommt nicht zum Einsatz.
Meine "Brot- und Butternymphe" hat Hakengröße 14 oder 16, natürlich widerhakenlos, mit 2,8mm oder 3,3mm Kopf, keine weitere Beschwerung. Damit decke ich 95% meiner Fischerei ab und bilde mir ein, dass ich es sehr fischschonend tue, da es sich um eine Kontaktmethode handelt. Daher finde ich den Begriff Tightline-Nymphing auch wesentlich passender.
Die Reaktion auf einen vermeintlichen Biss erfolgt nahezu sofort und der Haken sitzt allermeistens ganz vorn. Zum Vergleich hatte ich im September, als ich am Tuxbach war und eine Woche fast nur trocken stromab gefischt habe, wesentlich mehr Einsätze meines Ketchum-Hakenlösers zu verzeichnen, weil die Fliege tiefer saß. Umso mehr, wenn ich mich nur halbwegs an "God save the Queen" halte, also eine leichte Verzögerung einbaue.
Sichtfischerei, im Sinne von Anfischen eines ausgemachten Fischs, ist die Methode für mich nur bedingt, da ich oft Strukturen beackere, die keine Sichtfischerei zulassen...Weißwasser, Pockets, tiefe Rinnen usw.. Da sehe zumindest ich selten Fische, weiß aber, dass welche da sind. Diese Strukturen beangle ich systematisch.
Sichtfischrei ist es für mich sehr wohl im Sinne des Erkennens von Bissen. Mein Mono ist fluo-gelb und wird mit schwarzem Edding in bestimmten Abständen mit Strichen versehen. Das ergibt einen perfekten Kontrast, den ich sehr gut wahrnehme, auch bei wechselnden Lichtverhältnissen. Über die Rute erspürte Bisse sind oft genug verpasste Fische. Das feine, gut sichtbare Mono lässt jede Verzögerung, jedes Abtauchen oder Ausbrechen sofort erkennen und ich kann dann entsprechend reagieren.
Das sagenumwobene Erfühlen jedes einzelnen Kiesels über die Rute finde ich überbewertet. Spüre ich viel Bodenkontakt, wechsle ich auf eine leichtere Nymphe. Ich will etwas über und nicht direkt am Grund anbieten und dauernd hängen. Für mich gilt: Nymphe so leicht wie möglich, so schwer wie nötig. Grundkontakt habe ich auch, aber recht selten.

Gruß,
Marco

Re: Nymphenruten für Monorigs

Verfasst: 01.11.2025, 22:35
von Fliifi-Sepp
Ich denke, der Faden driftet vom eigentlichen Thema ab. Arne sucht eine Rute für das Euronymphing!

Was Fliegenfischen wirklich ist und welche Methoden dazu zählen, sollte meiner Meiung nach in einem eigenen Thema behandelt werden.
Trotzdem meine Meinung dazu:
Die Bewirtschafter der jeweiligen Gewässer legen fest, welche Methoden in ihrem Revier legal sind. Wenn es ein reines Fliegenfischer-Gewässer ist, dann bestimmen die Bewirtschafter also auch, was sie unter Fliegenfischen verstehen und danach muß man sich richten!
In manchen Kreideflüssen in England kann es sein, daß nur die Trockenfliege stromauf gefischt zulässig ist, in anderen Gewässern sind Tenkara, Euronymphing und Bisanzeiger erlaubt. Über Sinn und Unsinn braucht man da nicht zu diskutieren.

LG Sepp

Re: Nymphenruten für Monorigs

Verfasst: 04.11.2025, 15:27
von Hydra
Hallo,

nach viel Recherche nach den Tips die ich von Euch bekommen habe, kam am Ende das heraus, was ich schon dachte, ich lande wieder im High- End Segment. Ich habe mir eine Thomas &Thomas in 10ft 2wt bestellt. Einer der Gründe ist, dass ich bei allen Alternativen eine Entäuschung nicht ausschließen kann. Bei den Top-End Ruten ist das sehr unwahrscheinlich.
Das bringt mich zu einem neuen Punkt, den ich in einen neuen Faden bringen werde. Es ist in Deutschland mit normalen Mitteln nicht möglich bei solchen Entscheidungen die verschiedenen Geräte einfach mal in die Hand zu nehmen und auszuprobieren. Daher kam mir die Idee im Frühjahr 2026 den ersten "Tackle Swap" bei uns im Vereinsheim zu veranstalten. Wir stellen die Fläche und Gewässer zum Probieren zur Verfügung und organisieren den Prozess des Ausprobierens, so dass sichergestellt ist, wie ein möglicher Schaden an einem der Geräte zu ersetzen ist. Dann kann jeder der Teilnehmer die Geräte der anderen Teilnehmer am Wasser ausprobieren. Dazu laden wir die Händler und Hersteller ein. Aber auch Privatverkäufe (Fliegenfischer Flohmarkt) könnte man zusätzlich machen.

Wer von Euch würde für so etwas zu uns kommen und auch eigenes Gerät mitbringen, damit andere es ausprobieren können und hat auch Interesse andere Geräte mal auszuprobieren????

Wie gesagt, mache ich einen neuen Faden auf, sobald sich die Pläne konkretisieren, bis dahin dient das hier mal dazu die Stimmung dazu zu erfassen.

@Sepp: Danke für die Fokussierung. Ich denke auch, dass man Sinn und Unsinn von Einschränkungen in einem eigenen Faden diskutieren sollte. Ich verstehe mich als Unterstützer der Angelei. Demzufolge verbieten wir an der Mümling nur Dinge und Methoden die einen Schaden anrichten, indem sie z.B. den Fisch mehr verletzen/belasten. Ich verstehe nicht, warum ich den Fang von Fischen unterbinden oder einschränken soll, wenn ich das über die Entnahme regeln kann. Wenn wir davon ausgehen, dass jede künstliche Fliege ohne Widerhaken eine Lethalität kleiner 5% hat (eher 1%), wird die Methode mit der ich fische für die Schädigung des Bestandes irrelevant. Dann verbiete ich eine Methode nur, weil meine Gefühle die Methode verurteilen. Wenn ich diese Methode dann selber gar nicht praktiziere bzw. kenne, wird daraus ein Vorurteil.

Grüße

Arne

Re: Nymphenruten für Monorigs

Verfasst: 05.11.2025, 14:02
von Trockenfliege
Ok, wenn du zuerst hier das Feeedback haben möchtest, bevor du einen neuen Thread eröffnen willst: Ich bin dabei, auch einen Flohmarkt fände ich sehr interessant.

LG
Reinhard

Re: Nymphenruten für Monorigs

Verfasst: 05.11.2025, 15:04
von AlexX!!
hi Arne..

selbiges gilt für mich, bei unseren lokalen Stammtischen gehört das schon immer dazu,
auch das mal "kuriositäten" mitgebracht und hergezeigt werden...
zB 18 Fuß Zweihänder, oder wie am letzen Wochenende eine knapp 1,6m 3 teilige gespliesste :-)

Grüße