Artikel Gewässer ohne Besatz

Hier geht es um wichtige Belange wie Naturschutz, sinnvolle Gewässer-Bewirtschaftung, schonender Umgang mit Umwelt und Kreatur, Ärgernisse (Schlagthemen) wie Klein-Wasserkraft & Kormoran und Rechtliches.

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Spiegelkarpfen
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Re: Artikel Gewässer ohne Besatz

Beitrag von Spiegelkarpfen »

Guten Morgen!

Ich äußere mal ne These:
Ich glaube, das nur ein natürlich eingepegelter Bestand, also ein funktionierendes Ökosystem, (egal ob Bach, Fluss, Teich oder See) resilient genug ist die Umweltanforderungen der nächsten 20 Jahre unter normalen Kosten zu überstehen und dabei noch einen Überschuss zu erbringen.
Alle Systeme im Ungleichgewicht werden an irgendeiner Stelle (z.B. Prädatoren, invasive Arten, fehlende Reproduktion oder Sauerstoffmangel) zusammenbrechen und müssen dann neu aufgebaut werden.

Was meint ihr?

LG & TL Enrico :D
"Dieses Fliegenangeln macht doch hier keinen Sinn. Hier gibt´s keine Forellen!"
Hydra
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Re: Artikel Gewässer ohne Besatz

Beitrag von Hydra »

Hallo,

ich würde nicht alles ganz so dramatisch sehen. Wir Menschen "pfuschen" schon seit Jahrhunderten an den Gewässern rum und es gab auch "Zusammenbrüche". Im Rhein gibt es heute noch ungefähr 5 - 10 % der Fischbiomasse im Vergleich zur Situation vor 200 Jahren. Tulla und die Verbauung des Rheins und seiner Nebengewässer haben das verursacht. Trotzdem gibt es ein funktionierendes Biosystem im Rhein. Insgesamt ist das Biosystem sehr resilient. Wir sollten aber in eigenem Interesse alles dafür tun, die Situation nicht zu verschlechtern, indem wir zum Beispiel die Gewässer weiter verbauen oder falsche Besatzmaßnahmen duchführen. Nicht weil deswegen die Welt untergeht oder alle Gewässer den Bach runtergehen, sondern weil wir so unserem eigenen Gewässer schaden und unsere Fischerei beschädigen. Kurz gesagt, es bricht selten etwas wirklich komplett zusammen und der Aufbau geht oft von alleine, ist aber immer eine Frage der Zeit und die haben wir als Individuen halt nicht. Falscher Besatz kann Systeme verschlechtern, kein Besatz vermutlich nicht. Da sollte klar sein, was man macht. Was viele von uns auch gelernt haben, ist, dass viele Gewässer, in denen nie besetzt wurde gute Bestände haben und viele Gewässer, die regelmäßig besetzt werden, schlechte Bestände haben. Damit sind wir wieder zurück bei Beppo: das größte Problem sind wir Angler selbst. Entweder wir gehen den langen Weg der Überzeugungsarbeit mit Gegenwind und (Entnahme)verzicht oder wir besetzen und bleiben da wo wir sind und fangen dann eben auch nicht besser.

Grüße

Arne
Andreas S
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Re: Artikel Gewässer ohne Besatz

Beitrag von Andreas S »

Spiegelkarpfen hat geschrieben: 26.02.2025, 09:45 ...Ich glaube, das nur ein natürlich eingepegelter Bestand, also ein funktionierendes Ökosystem, (egal ob Bach, Fluss, Teich oder See) resilient genug ist die Umweltanforderungen der nächsten 20 Jahre unter normalen Kosten zu überstehen und dabei noch einen Überschuss zu erbringen.
Jedes Gewässer egal in welchem Zustand zeigt seinen natürlich eingepegelten Bestand sobald man es sich selbst überlässt. Kein Eingriff weder Besatz noch Entnahme.
Dieser ist Gegeben durch die Faktoren die gegeben sind (Nahrung, Unterstände, Wasserqualität, Laichmöglichkeiten u.s.w.)
Einen Überschuss wird es in dem Sinn mMn nie geben, ich würde es eher eine "Menge die entnommen werden kann ohne das der Bestand kippt unter Normalbedingungen" benennen.
Also also eine Entnahme die im Pufferbereich des Bestandes liegt.
Spiegelkarpfen hat geschrieben: 26.02.2025, 09:45Alle Systeme im Ungleichgewicht werden an irgendeiner Stelle (z.B. Prädatoren, invasive Arten, fehlende Reproduktion oder Sauerstoffmangel) zusammenbrechen und müssen dann neu aufgebaut werden.
Was meint ihr?
Je besser die gegeben Umstände sind und somit je grösser der natürliche Bestand, je mehr kann er logischerweise verkraften. Wobei auch ein gesundes Gewässer nahezu komplett zusammenbrechen kann durch gewisse Umstände, es erholt sich aber sicher wieder schneller.
Nicht besetzte natürliche Populationen haben zudem die Möglichkeit sich genetisch am Wandel des jeweiligen Gewässers anzupassen wenn dieser nicht zu schnell kommt.

Ich für mich schaue es so an. Ich gehe mit der Fischerei nicht nur das Recht ein mich an Gewässern erholen zu dürfen und ab und mal einen frischen Fisch zu essen. Sondern auch die Pflicht mich für die Gewässer einzusetzen und meine Entscheidungen mit gesundem Menschenverstand zu treffen.

In diese Ansicht passt für mich die Forderung nach mehr Besatz für mehr Fleisch nicht wenn ich weiss das das Gewässer gar nicht mehr hergeben kann.
Sondern sehe es als meine freudige Pflicht an z.B. mit ein paar Gleichgesinnten im Verein in Form eines Hegeeinsatzes Wurzelstöcke und Substrat einzubringen und mich in den Folgejahren daran zu erfreuen wirklich etwas für den Lebensraum/die Populationsgrösse getan zu haben.

In dem Sinn bringt euch ein, setzt euch ein auch wenn nicht alle mitreissen. Es werden immer mehr.

LG
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MahiMahi
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Re: Artikel Gewässer ohne Besatz

Beitrag von MahiMahi »

Hey, Hey,

ich war 2024 in Österreich zum fischen. Ein Gewässer welches 7-8 Jahre nicht besetzt wurde und auch so lange nicht
zugänglich war. Ich war gespannt was mich erwarten wird. Es war unglaublich schön dort zu fischen und wir meine Frau
und unser Sohn fingen genug Fisch um zufrieden zu sein. Was noch zu erwähnen ist: Wir waren die einzigen Fischer
am Wasser und das war grandios. Der Kartenpreis war nicht utopisch aber ich wollte nie so einen Betrag entrichten um einen Tag zu fischen.
Nun es wurden zwei Tage und dieses Jahr wieder. Es zeigt mir, dass wenn entsprechend gehandelt wird eine natürliche Nachzucht
erreichbar ist und wenn man nicht unbedingt einen Fisch entnehmen muß...ja so war das.

LG
Harry
Hydra
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Re: Artikel Gewässer ohne Besatz

Beitrag von Hydra »

Andreas S hat geschrieben: 26.02.2025, 19:17
Spiegelkarpfen hat geschrieben: 26.02.2025, 09:45 ...Ich glaube, das nur ein natürlich eingepegelter Bestand, also ein funktionierendes Ökosystem, (egal ob Bach, Fluss, Teich oder See) resilient genug ist die Umweltanforderungen der nächsten 20 Jahre unter normalen Kosten zu überstehen und dabei noch einen Überschuss zu erbringen.
Jedes Gewässer egal in welchem Zustand zeigt seinen natürlich eingepegelten Bestand sobald man es sich selbst überlässt. Kein Eingriff weder Besatz noch Entnahme.
Dieser ist Gegeben durch die Faktoren die gegeben sind (Nahrung, Unterstände, Wasserqualität, Laichmöglichkeiten u.s.w.)
Einen Überschuss wird es in dem Sinn mMn nie geben, ich würde es eher eine "Menge die entnommen werden kann ohne das der Bestand kippt unter Normalbedingungen" benennen.
Also also eine Entnahme die im Pufferbereich des Bestandes liegt.
Spiegelkarpfen hat geschrieben: 26.02.2025, 09:45Alle Systeme im Ungleichgewicht werden an irgendeiner Stelle (z.B. Prädatoren, invasive Arten, fehlende Reproduktion oder Sauerstoffmangel) zusammenbrechen und müssen dann neu aufgebaut werden.
Was meint ihr?
Je besser die gegeben Umstände sind und somit je grösser der natürliche Bestand, je mehr kann er logischerweise verkraften. Wobei auch ein gesundes Gewässer nahezu komplett zusammenbrechen kann durch gewisse Umstände, es erholt sich aber sicher wieder schneller.
Nicht besetzte natürliche Populationen haben zudem die Möglichkeit sich genetisch am Wandel des jeweiligen Gewässers anzupassen wenn dieser nicht zu schnell kommt.

Ich für mich schaue es so an. Ich gehe mit der Fischerei nicht nur das Recht ein mich an Gewässern erholen zu dürfen und ab und mal einen frischen Fisch zu essen. Sondern auch die Pflicht mich für die Gewässer einzusetzen und meine Entscheidungen mit gesundem Menschenverstand zu treffen.

In diese Ansicht passt für mich die Forderung nach mehr Besatz für mehr Fleisch nicht wenn ich weiss das das Gewässer gar nicht mehr hergeben kann.
Sondern sehe es als meine freudige Pflicht an z.B. mit ein paar Gleichgesinnten im Verein in Form eines Hegeeinsatzes Wurzelstöcke und Substrat einzubringen und mich in den Folgejahren daran zu erfreuen wirklich etwas für den Lebensraum/die Populationsgrösse getan zu haben.

In dem Sinn bringt euch ein, setzt euch ein auch wenn nicht alle mitreissen. Es werden immer mehr.

LG
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Re: Artikel Gewässer ohne Besatz

Beitrag von Hydra »

Andreas S hat geschrieben: 26.02.2025, 19:17
Spiegelkarpfen hat geschrieben: 26.02.2025, 09:45 ...Ich glaube, das nur ein natürlich eingepegelter Bestand, also ein funktionierendes Ökosystem, (egal ob Bach, Fluss, Teich oder See) resilient genug ist die Umweltanforderungen der nächsten 20 Jahre unter normalen Kosten zu überstehen und dabei noch einen Überschuss zu erbringen.
Jedes Gewässer egal in welchem Zustand zeigt seinen natürlich eingepegelten Bestand sobald man es sich selbst überlässt. Kein Eingriff weder Besatz noch Entnahme.
Dieser ist Gegeben durch die Faktoren die gegeben sind (Nahrung, Unterstände, Wasserqualität, Laichmöglichkeiten u.s.w.)
Einen Überschuss wird es in dem Sinn mMn nie geben, ich würde es eher eine "Menge die entnommen werden kann ohne das der Bestand kippt unter Normalbedingungen" benennen.
Also also eine Entnahme die im Pufferbereich des Bestandes liegt.
Spiegelkarpfen hat geschrieben: 26.02.2025, 09:45Alle Systeme im Ungleichgewicht werden an irgendeiner Stelle (z.B. Prädatoren, invasive Arten, fehlende Reproduktion oder Sauerstoffmangel) zusammenbrechen und müssen dann neu aufgebaut werden.
Was meint ihr?
Je besser die gegeben Umstände sind und somit je grösser der natürliche Bestand, je mehr kann er logischerweise verkraften. Wobei auch ein gesundes Gewässer nahezu komplett zusammenbrechen kann durch gewisse Umstände, es erholt sich aber sicher wieder schneller.
Nicht besetzte natürliche Populationen haben zudem die Möglichkeit sich genetisch am Wandel des jeweiligen Gewässers anzupassen wenn dieser nicht zu schnell kommt.

Ich für mich schaue es so an. Ich gehe mit der Fischerei nicht nur das Recht ein mich an Gewässern erholen zu dürfen und ab und mal einen frischen Fisch zu essen. Sondern auch die Pflicht mich für die Gewässer einzusetzen und meine Entscheidungen mit gesundem Menschenverstand zu treffen.

In diese Ansicht passt für mich die Forderung nach mehr Besatz für mehr Fleisch nicht wenn ich weiss das das Gewässer gar nicht mehr hergeben kann.
Sondern sehe es als meine freudige Pflicht an z.B. mit ein paar Gleichgesinnten im Verein in Form eines Hegeeinsatzes Wurzelstöcke und Substrat einzubringen und mich in den Folgejahren daran zu erfreuen wirklich etwas für den Lebensraum/die Populationsgrösse getan zu haben.

In dem Sinn bringt euch ein, setzt euch ein auch wenn nicht alle mitreissen. Es werden immer mehr.

LG
Hallo,

die Menge an Futter, Unterständen und die Rahmenbedingungen bestimmen den Bestand den das Gewässer ernähren bzw halten kann. Dieses Bestandspotential ist, wie hier auch richtig beschrieben, nur abhängig von den äusseren Bedingungen. Wenn diese Zahl gesteigert werden soll, bringt Besatz nichts, die Tiere würden verhungern. Nur die Verbesserung der Bedingungen hilft dann, egal ob mit Besatz oder ohne. Das passiert zum Beispiel, wenn an einem Teich gefüttert wird. Durch die Verbesserung der Bedingungen (hier Futterangebot) kann das Gewässer mehr Fischbiomasse erzeugen (Achtung, einmal zu viel gefüttert, schon sind alle hin!!!). Das ist ein theoretisches Beispiel, das aber in der Praxis (z.B. Fischzucht) existiert. Im Angelteich ist das nicht zu empfehlen. Es entsteht dabei aber sehr wohl ein Überschuss den man entnehmen kann. Bei der Populationsbiologie zählen nur die Weibchen. Jedes Weibchen darf in ihrem Leben ziemlich genau 2,1 Nachkommen bekommen, die ihrerseits Nachkommen erzeugen (also 1-1,1 Töchter, weil nicht alle Töchter fertil sind). Ist die Zahl größer, wächst die Population, ist die Zahl kleiner, sinkt sie. Diese Zahl ist eine Konstante, die für jede Tierart gleich ist. Was nicht gleich ist, ist die Zahl der tasächlich produzierten Nachkommen. Ein Forellenweibchen kann 10-tausende Eier in ihrem Leben bekommen. Die allermeisten Nachkommen müssen also sterben, bevor sie ihrerseits Nachkommen erzeugt haben, die wiederum Nachkommen erzeugen. Wie die Tiere zu Tode kommen ist dabei gleichgültig, nur sterben müssen sie, ohne dass sie zur übernächsten Generation beigetragen haben. Das ist der Grund warum die Zahl an Eiern, die z.B. ein Fisch legen kann direkt von der Brutpflege abhängt, die diese Art betreibt. Die Forelle muss im Vergleich mit einem Karpfen weniger Eier legen um diese Zahl zu erreichen, weil sie die Eier durch Bedeckung mit Kies schützt. Ein maulbrütender Buntbarsch braucht nur eine Handvoll Eier und ein Säugetier, das die Jungen bis zum Erreichen der Geschlechtsreife schützt, nur wenige im Verlauf des Lebens. Wenn genügend Futter und Unterstände da sind, die Laichbedingungen gut sind und die Prädation gering oder nicht vorhanden ist, kann man recht viele Fische aus einem Gewässer entnehmen, ohne dass die Bestände zusammenbrechen (unter 2,1 Nachkommen, die widerum Junge haben). Insofern werden die Bedingungen (Futter/Unterstand) umso wichtiger, denn umso größer wird die Ertragsfähigkeit und eben auch wieviel Prädation der Bestand durch uns Angler oder den Konkurrenten, wie Kormoran oder Otter aushalten kann. Das ist reine Statistik, zeigt aber, dass viele Dinge den Bestand regulieren, wir sind einer davon und das gleich in mehrerlei HInsicht. Da wir genauso wie der Otter aber zur Natur gehören, können wir auch entnehmen ohne das Gleichgewicht zu stören, wenn die Bedingungen das hergeben. Wir müssen aber genau wissen, wie viel das für jedes Gewässer ist. Ein Fehler, - das wars - erstmal.
Ich habe ein Interessantes Beispiel gerade selbst erlebt. Ich betreue einen von einer Quelle gespeisten Teich, der für einige Jahre leer war. Nach der Sanierung wurde im Herbst 2023 wieder Wasser eingelassen. Von Ende Juli bis September 2024 habe ich mit Rotfedern aus einem nahegelegenen anderen Teich besetzt mit Tieren die ich mit der Köderfischsenke erbeutet habe. Insgesamt etwa 60 - 80 Tiere. Dieser andere Teich beherbergt viele tausende Rotfedern, der Bestand ist verbuttet, die Fische werden nicht größer als 15cm. Ihren Laich geben die meisten Weibchen anscheinend gar nicht ab. Innerhalb weniger Wochen hatte ich im Zielteich viele 10.000 Jungfische, die Rotfedern haben abgelaicht bis in den September, obwohl die eigentliche Laichzeit im April bis Juni liegt. Enorm viele dieser Jungfische leben immer noch, es sind viele tausend, die in einer einzigen Saison produziert wurden, weil genug Futter und Unterstand und keine Prädatoren oder Konkurrenz da sind. Wieviele durch den Winter gekommen sind ist für mich sehr erstaunlich, obwohl ich diese Phänomene schon aus anderen Projekten kenne. Die Natur erzeugt also eine riesige Reserve die abgeschöpft werden kann, wir müssen sie aber kennen. All das ändert aber nichts daran, das Besatz meist nicht sinnvoll ist. Auch den Aussagen hinsichtlich unserer Verantwortung und den anderen Punkten stimme ich voll zu.

Grüße

Arne
Hans.
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Re: Artikel Gewässer ohne Besatz

Beitrag von Hans. »

Hallo allerseits,

mein Vereinsgewässer ist ein 30km langer Forellenbach, oder schon ein Fluß/Flüsschen und enthält einen sich selbst reproduzierenden Bestand an Bachforellen. Kleine Äschen gibt es, und selten eine große Überraschungsäsche an der Fliege. Das Flüsschen hat viele, sehr gut überspülte Staustufen mit anschließenden tiefen Kolken. Es werden Regenbogenforellen besetzt. Schon immer. Seit über 20 jahren mache ich die Erfahrung, dass die Regenbogenforellen sich ausschließlich in den tiefen Kolken niederlassen und dort nur mit der Nymphe zu fangen sind, UND mit dem per Spirolino druchgezogenen Streamer. Letztere Fischer trifft man zu 99% NUR dort! Die Bachforellen sind außerhalb dieser Kolke über viele Kilometer sehr gut mit der Trockenfliege zu fangen, eine Regenbogenforelle ist nie dabei gewesen. Die Fangstatistik weißt neben 900 Regenbogenforellen 80 Bachforellen aus. Anscheinend kommen sich Bach- und Regenbogenforelle nicht in die Queere und ihre Jäger jeweils auch nicht. Das nur mal als weitere Erfahrung hier eingebracht.
Übrigens, die Regenbogenforellen sind nur ein, zwei Wochen dumm, dann kann es sehr zäh werden, sie zu überlisten.

Gruß
Hans

P.S.: Vielleicht das noch: Ich bin an der "Vereinspolitik" nicht beteiligt. Es darf seit zig Jahren nur mit einer Fliege mit Einzelhaken gefischt werden. Daher die Spirolino- und die -sehr dünne- Fliegenfischerfraktion.
Man muss nicht alles mitmachen...
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Re: Artikel Gewässer ohne Besatz

Beitrag von Beppo »

Toll Hans, Thema verfehlt, setzen,weiter so.
Gruß Beppo
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AlexX!!
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Re: Artikel Gewässer ohne Besatz

Beitrag von AlexX!! »

Hans. hat geschrieben: 27.02.2025, 19:20 ...Es werden Regenbogenforellen besetzt. Schon immer. Seit über 20 jahren mache ich die Erfahrung, dass die Regenbogenforellen sich ausschließlich in den tiefen Kolken niederlassen und dort nur mit der Nymphe zu fangen sind, UND mit dem per Spirolino druchgezogenen Streamer. Letztere Fischer trifft man zu 99% NUR dort! Die Bachforellen sind außerhalb dieser Kolke über viele Kilometer sehr gut mit der Trockenfliege zu fangen, eine Regenbogenforelle ist nie dabei gewesen. Die Fangstatistik weißt neben 900 Regenbogenforellen 80 Bachforellen aus. Anscheinend kommen sich Bach- und Regenbogenforelle nicht in die Queere und ihre Jäger jeweils auch nicht. Das nur mal als weitere Erfahrung hier eingebracht.
..
Hallo Hans,

das kommt mit sehr bekannt vor, und ist sicher auch ein Kompromiss auf der Vereins und Mitglieder Ebene.
ich könnte damit auch leben.

von Aussen betrachtet is es aber schon so.. das vermutlich die RB in den Kolken die Bachforellen verdrängen.
Wären die RB nicht da, würden sich vermutlich vermehrt dicke Bach und große Äschen in den Kolken einstellen.
aber ohne Besatz, nur mit natürlicher Reproduktion, wäre bestimmt keine Entnahme von 900 Stück möglich.

PS.

Ich kenne im Schwarzwald einige Gewässer wo sich Regenbogen nachhaltig, natürlich reproduzieren.
Es sind meist sehr lokale Populationen, die für sich eine Niesche gefunden haben.
sie wachsen langsamer und bleiben dort auch eher kleiner als die BF und untescheiden sich fabrlich
deutlich von den BR Satzfischen
"Besatz mit fangreifen Forellen ist wie eine Droge.
Es macht die Angler doof, und süchtig ... sie wollen immer mehr" (by Steini/GW-Forum.de)
Fliifi-Sepp
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Re: Artikel Gewässer ohne Besatz

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Aussagen von befreundeten Fischereibiologen:
  • Wild gewachsene Bachforellen verteidigen wegen ihrer deutlich höheren Agressivität ihre Standplätze erfolgreich gegen Regenbogenforellen.
  • Auch Äschen verteidigen ihre Standplätze erfolgreich gegen Regenbogenforellen. Weil sie die besseren Schwimmer sind.
Da es sich im Gewässer von Hans um wild gewachsene Bachforellen handelt, haben die Regenbogen vielleicht die schlechteren Karten in den von Bachforellen bevorzugten Bereichen?
Den wild gewachsenen Bachforellen bieten entweder die von Hans beschriebenen Kolke keine enstprechenden Standplätze oder die Regenbogenforellen werden dort einfach leichter gefangen, als die wilden Bachforellen. Jedenfalls lassen sich auch in den Kolken wilde Bachforellen nicht leicht vertrieben, wenn es ihnen dort zusagt. Vielleicht schwimmen sogar in den Kolken ganz passable Bachforellen?
Bei besetzten Bachforellen ist das ganz anders, die lassen sich meinen Erfahrungen nach oft leichter fangen, als besetzte Regenbogen, die schon länger im Wasser sind.

Bei den selbst reproduzierenden Regenbogenforellen könnte die Ursache für ihre "Kleinwüchsigkeit" vielleicht sein, daß sie sich gegen die wild gewachsenen Bachforellen nicht durchsetzen können und mit schlechteren Standplätzen leben müssen?

Noch eine Aussage von befreundeten Fischereibiologen:
"Läßt sich eine Bewirtschaftung ganz ohne Besatzmaßnahmen nicht durchsetzen (z. B. in einem Verein) ist es eine Alternative, keine Bachforellen zu besetzen, sondern nur Regenbogen."
Das erfogt anscheinend im Gewässer von Hans so.

LG Sepp
Andreas S
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Re: Artikel Gewässer ohne Besatz

Beitrag von Andreas S »

Fliifi-Sepp hat geschrieben: 01.03.2025, 02:23 Aussagen von befreundeten Fischereibiologen:
  • Wild gewachsene Bachforellen verteidigen wegen ihrer deutlich höheren Agressivität ihre Standplätze erfolgreich gegen Regenbogenforellen.
  • Auch Äschen verteidigen ihre Standplätze erfolgreich gegen Regenbogenforellen. Weil sie die besseren Schwimmer sind.
Da es sich im Gewässer von Hans um wild gewachsene Bachforellen handelt, haben die Regenbogen vielleicht die schlechteren Karten in den von Bachforellen bevorzugten Bereichen?
Das Problem liegt mMn erst in 2. Linie an den Standplätzen. Der massive Besatz an Fischen die man auch direkt an die Fischer verteilen könnte mindert das Futterangebot für die sich natürlich haltenden Bestände der schützenswerten Einheimischen Arten.
Fliifi-Sepp hat geschrieben: 01.03.2025, 02:23Den wild gewachsenen Bachforellen bieten entweder die von Hans beschriebenen Kolke keine enstprechenden Standplätze oder die Regenbogenforellen werden dort einfach leichter gefangen, als die wilden Bachforellen. Jedenfalls lassen sich auch in den Kolken wilde Bachforellen nicht leicht vertrieben, wenn es ihnen dort zusagt. Vielleicht schwimmen sogar in den Kolken ganz passable Bachforellen?
Fast sicher.
Fliifi-Sepp hat geschrieben: 01.03.2025, 02:23 Noch eine Aussage von befreundeten Fischereibiologen:
"Läßt sich eine Bewirtschaftung ganz ohne Besatzmaßnahmen nicht durchsetzen (z. B. in einem Verein) ist es eine Alternative, keine Bachforellen zu besetzen, sondern nur Regenbogen."
Das erfogt anscheinend im Gewässer von Hans so.

LG Sepp
Die Frage die sich hier stellt. Was ist das Intresse des Vereins.
Setzt man mehr auf die eigene Befriedigung oder möchte man die Natur maximal unterstützen.
Hydra
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Re: Artikel Gewässer ohne Besatz

Beitrag von Hydra »

Hallo,

der Wettbewerb zwischen den beiden Forellenarten und auch vielen anderen Arten (z.B. Äsche), zumindest um die Nahrung, lässt sich beim besten Willen nicht wegdiskutieren. Sie fressen nun einmal mehr oder weniger das Gleiche, nämlich alles was sie erbeuten und verdauen können. Will heissen, jeder Besatz reduziert das Nahrungsangebot für den natürlichen Bestand und verschlechtert dessen Bedingungen mindestens mal temporär, bis alle Besatzfischen entnommen, gestorben, vom Kormoran erbeutet o.ä. sind. Daher geht Besatz IMMER zu Lasten des Bestands, auch wenn der sich dann durchsetzt. Das umfasst den gesamten natürlichen Bestand. Das widerum bedeutet, dass (rein theoretisch) ein Besatz ggf. eine weitere Art (z.B. Döbel/Hasel/Nase/Barbe) mehr schädigt als unser Zielfisch Forelle. So kann evtl etwas erreicht werden, dass den Anglern positiv erscheint, weil mehr Forellen da sind. Das geht dann aber zu Lasten der Biodiversität und somit der Vielfalt und der Resilienz des Systems. Die einzige Ausnahme wäre, wenn Nahrung im Überschuss da wäre. Das ist aber in biologischen Systemen praktisch nie der Fall. Dann werden andere Lebewesen, die ebenfalls die gleichen Nährtiere fressen stärker (Kleinfische, Krebse, Libellenlarven, Wasseramsel usw. etc.). Dass Ressourcen in biologischen Systemen nicht genutzt werden, kommt kaum vor und wenn, dann nur kurzfristig, bis die Lücke geschlossen ist. Im Grunde ist es einfach. Wir verstehen die Vielfalt biologischer Systeme nicht vollständig. Ohne Verständnis greifen wir dann ein um etwas zu erreichen, was wir als günstig (für uns) erachten. Leider ist die Welt voll mit den Beweisen, dass das IMMER nach hinten losgeht, weil wir das Gesamtsystem eben nicht verstehen. Rehe und Katzen in Neuseeland, Kaninchen in Australien, Bachforelle in den USA, Reblaus in Europa, Waschbär, Marmorgrundel, Signalkrebs usw.usw.usf. Leider scheinen wir nicht in der Lage zu sein aus Fehlern zu lernen sondern unsere Ungeduld und Überheblichkeit (wir wissen wirklich alles besser) treibt uns dazu die gleichen Fehler immer wieder zu machen. Mit den besten Absichten werden Organsimen kreuz und quer durch die ganze Welt verteilt, dass nie dabei herauskommt, was man eigentlich erreichen wollte, wird aber hartnäckig ignoriert, wir wissen nicht alles, sondern wir wissen alles besser, denken wir.

Grüße

Arne
Fliifi-Sepp
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Re: Artikel Gewässer ohne Besatz

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Das ursprüngliche Thema hier war, dass es Bewirtschafter gibt, die keinerlei Besatzfische in ihr Gewässer einbringen und die es schaffen, auf diese Weise gute und stabile Bestände sich selbst reproduzierender Wildfische aufzubauen. Die sogar dem Fraßdruck der Fisch-Prädatoren standhalten.

Wäre schön, wenn viele andere Bewirtschafter das als Anregung sehen und diesem Beispiel folgen würden!

Und wenn es ein Gewässer ist, das entsprechende Lebensräume für andere Fischarten abseits von Salmoniden bietet, dann ist das halt so und es ist gut so! In dem Artikel über die Ybbs handelt es sich um so ein Gewässer, das in der Äschen/Barbenregion liegt. Und die Äsche ist dort der meist vorkommende Fisch, gefolgt von der Barbe. Passt also alles! Daraus eine reine Salmonidenstrecke neben einem guten Äschenbestand mit vielen Bachforellen machen zu wollen, die dort natürlich nur in geringer Anzahl vorkommen würden, wäre doch nicht richtig?

Bei einzelnen privaten Strecken oder Pächtergemeinschaften ist ein vollständiger Umstieg auf Besatzverzicht sicher leichter umszusetzen, als in von Vereinen bewirtschafteten Gewässern. Dass das aber trotzdem erfolgreich möglich ist, zeigt der anfangs erwähnte Artikel im FliegenFischen und auch das sehr lobenswerte Beispiel vom Verein von Arne.

Wenn aber eine konsequenten Umsetzung in einem Schritt halt nicht möglich ist, wäre der Verzicht von Besatz mit Bachforellen und nur mit Besatz von Regenbogenforellen schon mal ein anfang (wie im Gewässer von von Hans) und besser, als gar nichts zu tun. Verbunden mit strukturverbessernden Maßnahmen wäre das meiner Meinung nach zumindest schon mal ein Ansatz in die richtige Richtung.
Auch, wenn ich mir den konsequenten Umstieg auf einen generellen Verzicht auf Bestzmaßnahmen wünschen würde.

LG Sepp
Michl
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Re: Artikel Gewässer ohne Besatz

Beitrag von Michl »

Moin,
ich komme aus demselben Umfeld wie Alex , und wir haben in diesem Thema durchaus unsere Erfahrungen gemacht.
Null Besatz ist möglich.
Aber:
Geht nur mit einer sehr maßvollen Entnahme, wenn überhaupt......
Das erfordert sehr viel Disziplin und Verständniss, also die richtigen Leute.
Grundsätzlich gibt es nämlich m. E. keinen relevanten "Überschuss" in einem derartigen Gewässer.
Eine sehr maßvolle Entnahme wird ausgeglichen, aber das ist ein schmaler Grat.
Wenn in einem Jahr zuviel raus kommt, nicht nur durch Befischung, kann auch durch neue Prädatoren sein oder andere äussere Einflüsse, dauert es einige Jahre bis der Bestand wieder auf einem Niveau ist das zumindest ansatzweise wieder passt.

Ich befische im gleichen Gewässer, das oben so bewirtschaftet wird, eine Vereinsstrecke einige Kilometer flussab und bin in dem Verein auch ehrenamtlich tätig.
Hier wäre eine derartige Vorgehensweise trotz überschaubarer Mitgliederzahl momentan nicht möglich, ein Verein ist nunmal keine homogene Interessengemeinschaft.
Und, ob es je möglich sein wird, die zur Pacht notwendige Mitgliederzahl mit Einschränkungen die diese Vorgehensweise mit sich bringt zu erreichen, bezweifle ich.
Schon eigentlich kleine Schritte zur Verbesserung des Bewirtschaftungskonzeptes sind bei Abstimmungen immer mit dem Risiko der Ablehnung durch die Mehrheit verbunden.
Leider kann man da auch über Erklärungsversuche nicht viel bewegen, da feht einfach grundlegen Wissen und Verständniss.
Das ist auf Dauer eher frustrierend, aber man versucht halt das so got wie möglich hinzubekommen.

Insgesamt glaube ich das es Gewässer gibt die ohne Besatz auskommen können, das wird aber, wenn sie befischt werden, in 90% der Fälle am Faktor Mensch scheitern.
Ich sehe mich übrigens nicht als Pessimist, eher als Realist.

Gruß Michl
Die Beute ist unwesentlich, entscheidend ist nur das Gefühl.
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MahiMahi
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Re: Artikel Gewässer ohne Besatz

Beitrag von MahiMahi »

Hallo Michl,

sehr schön und treffend beschrieben.

LG
Harry
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