Andreas S hat geschrieben: ↑26.02.2025, 19:17
Spiegelkarpfen hat geschrieben: ↑26.02.2025, 09:45
...Ich glaube, das nur ein natürlich eingepegelter Bestand, also ein funktionierendes Ökosystem, (egal ob Bach, Fluss, Teich oder See) resilient genug ist die Umweltanforderungen der nächsten 20 Jahre unter normalen Kosten zu überstehen und dabei noch einen Überschuss zu erbringen.
Jedes Gewässer egal in welchem Zustand zeigt seinen natürlich eingepegelten Bestand sobald man es sich selbst überlässt. Kein Eingriff weder Besatz noch Entnahme.
Dieser ist Gegeben durch die Faktoren die gegeben sind (Nahrung, Unterstände, Wasserqualität, Laichmöglichkeiten u.s.w.)
Einen Überschuss wird es in dem Sinn mMn nie geben, ich würde es eher eine "Menge die entnommen werden kann ohne das der Bestand kippt unter Normalbedingungen" benennen.
Also also eine Entnahme die im Pufferbereich des Bestandes liegt.
Spiegelkarpfen hat geschrieben: ↑26.02.2025, 09:45Alle Systeme im Ungleichgewicht werden an irgendeiner Stelle (z.B. Prädatoren, invasive Arten, fehlende Reproduktion oder Sauerstoffmangel) zusammenbrechen und müssen dann neu aufgebaut werden.
Was meint ihr?
Je besser die gegeben Umstände sind und somit je grösser der natürliche Bestand, je mehr kann er logischerweise verkraften. Wobei auch ein gesundes Gewässer nahezu komplett zusammenbrechen kann durch gewisse Umstände, es erholt sich aber sicher wieder schneller.
Nicht besetzte natürliche Populationen haben zudem die Möglichkeit sich genetisch am Wandel des jeweiligen Gewässers anzupassen wenn dieser nicht zu schnell kommt.
Ich für mich schaue es so an. Ich gehe mit der Fischerei nicht nur das Recht ein mich an Gewässern erholen zu dürfen und ab und mal einen frischen Fisch zu essen. Sondern auch die Pflicht mich für die Gewässer einzusetzen und meine Entscheidungen mit gesundem Menschenverstand zu treffen.
In diese Ansicht passt für mich die Forderung nach mehr Besatz für mehr Fleisch nicht wenn ich weiss das das Gewässer gar nicht mehr hergeben kann.
Sondern sehe es als meine freudige Pflicht an z.B. mit ein paar Gleichgesinnten im Verein in Form eines Hegeeinsatzes Wurzelstöcke und Substrat einzubringen und mich in den Folgejahren daran zu erfreuen wirklich etwas für den Lebensraum/die Populationsgrösse getan zu haben.
In dem Sinn bringt euch ein, setzt euch ein auch wenn nicht alle mitreissen. Es werden immer mehr.
LG
Hallo,
die Menge an Futter, Unterständen und die Rahmenbedingungen bestimmen den Bestand den das Gewässer ernähren bzw halten kann. Dieses Bestandspotential ist, wie hier auch richtig beschrieben, nur abhängig von den äusseren Bedingungen. Wenn diese Zahl gesteigert werden soll, bringt Besatz nichts, die Tiere würden verhungern. Nur die Verbesserung der Bedingungen hilft dann, egal ob mit Besatz oder ohne. Das passiert zum Beispiel, wenn an einem Teich gefüttert wird. Durch die Verbesserung der Bedingungen (hier Futterangebot) kann das Gewässer mehr Fischbiomasse erzeugen (Achtung, einmal zu viel gefüttert, schon sind alle hin!!!). Das ist ein theoretisches Beispiel, das aber in der Praxis (z.B. Fischzucht) existiert. Im Angelteich ist das nicht zu empfehlen. Es entsteht dabei aber sehr wohl ein Überschuss den man entnehmen kann. Bei der Populationsbiologie zählen nur die Weibchen. Jedes Weibchen darf in ihrem Leben ziemlich genau 2,1 Nachkommen bekommen, die ihrerseits Nachkommen erzeugen (also 1-1,1 Töchter, weil nicht alle Töchter fertil sind). Ist die Zahl größer, wächst die Population, ist die Zahl kleiner, sinkt sie. Diese Zahl ist eine Konstante, die für jede Tierart gleich ist. Was nicht gleich ist, ist die Zahl der tasächlich produzierten Nachkommen. Ein Forellenweibchen kann 10-tausende Eier in ihrem Leben bekommen. Die allermeisten Nachkommen müssen also sterben, bevor sie ihrerseits Nachkommen erzeugt haben, die wiederum Nachkommen erzeugen. Wie die Tiere zu Tode kommen ist dabei gleichgültig, nur sterben müssen sie, ohne dass sie zur übernächsten Generation beigetragen haben. Das ist der Grund warum die Zahl an Eiern, die z.B. ein Fisch legen kann direkt von der Brutpflege abhängt, die diese Art betreibt. Die Forelle muss im Vergleich mit einem Karpfen weniger Eier legen um diese Zahl zu erreichen, weil sie die Eier durch Bedeckung mit Kies schützt. Ein maulbrütender Buntbarsch braucht nur eine Handvoll Eier und ein Säugetier, das die Jungen bis zum Erreichen der Geschlechtsreife schützt, nur wenige im Verlauf des Lebens. Wenn genügend Futter und Unterstände da sind, die Laichbedingungen gut sind und die Prädation gering oder nicht vorhanden ist, kann man recht viele Fische aus einem Gewässer entnehmen, ohne dass die Bestände zusammenbrechen (unter 2,1 Nachkommen, die widerum Junge haben). Insofern werden die Bedingungen (Futter/Unterstand) umso wichtiger, denn umso größer wird die Ertragsfähigkeit und eben auch wieviel Prädation der Bestand durch uns Angler oder den Konkurrenten, wie Kormoran oder Otter aushalten kann. Das ist reine Statistik, zeigt aber, dass viele Dinge den Bestand regulieren, wir sind einer davon und das gleich in mehrerlei HInsicht. Da wir genauso wie der Otter aber zur Natur gehören, können wir auch entnehmen ohne das Gleichgewicht zu stören, wenn die Bedingungen das hergeben. Wir müssen aber genau wissen, wie viel das für jedes Gewässer ist. Ein Fehler, - das wars - erstmal.
Ich habe ein Interessantes Beispiel gerade selbst erlebt. Ich betreue einen von einer Quelle gespeisten Teich, der für einige Jahre leer war. Nach der Sanierung wurde im Herbst 2023 wieder Wasser eingelassen. Von Ende Juli bis September 2024 habe ich mit Rotfedern aus einem nahegelegenen anderen Teich besetzt mit Tieren die ich mit der Köderfischsenke erbeutet habe. Insgesamt etwa 60 - 80 Tiere. Dieser andere Teich beherbergt viele tausende Rotfedern, der Bestand ist verbuttet, die Fische werden nicht größer als 15cm. Ihren Laich geben die meisten Weibchen anscheinend gar nicht ab. Innerhalb weniger Wochen hatte ich im Zielteich viele 10.000 Jungfische, die Rotfedern haben abgelaicht bis in den September, obwohl die eigentliche Laichzeit im April bis Juni liegt. Enorm viele dieser Jungfische leben immer noch, es sind viele tausend, die in einer einzigen Saison produziert wurden, weil genug Futter und Unterstand und keine Prädatoren oder Konkurrenz da sind. Wieviele durch den Winter gekommen sind ist für mich sehr erstaunlich, obwohl ich diese Phänomene schon aus anderen Projekten kenne. Die Natur erzeugt also eine riesige Reserve die abgeschöpft werden kann, wir müssen sie aber kennen. All das ändert aber nichts daran, das Besatz meist nicht sinnvoll ist. Auch den Aussagen hinsichtlich unserer Verantwortung und den anderen Punkten stimme ich voll zu.
Grüße
Arne