Verfasst: 25.08.2010, 13:41
So, dann will ich aber noch mal eine eigene "Hoppla!"-Geschichte beitragen, aus dem vorletzten Winter:
Nicht sehr weit weg von uns, nur knapp 90 Kilometer, gibt es einen kleinen Fluss mit einem sehr ordentlichen Äschenbestand, der im Winter regelmäßig besucht wird. Im Oberlauf ist er an einigen Stellen nur knapp zwei, drei Meterchen breit und auch nicht sehr tief; da das Wasser kristallklar ist, muss man sich extrem vorsichtig heranpirschen und versuchen, einen Fisch zu erspähen. Das Ufer ist recht hoch und weist sehr stark unterspülte Bereiche mit vielen ganz prächtigen Unterständen auf; Baumwurzeln ragen ins Wasser hinein, und unter diesen Balkonen stehen ganzjährig oft verblüffende Fische, die man eben nicht sieht. Die Äschen hingegen lieben eher die Mitte des Flüsschens - so viel zum Szenario.
An diesem Tag war es nicht wirklich kalt, jedenfalls nur knapp unter 0°. Die Sonne schien prächtig vom Himmel; der Wasserstand war ideal, und einem gelungenen Angeltag stand nichts im Wege. Tatsächlich hatte ich auch sehr bald eine stattliche Äsche erspäht, die sich sogar einigermaßen anwerfen ließ - die Spannung stieg.
Montiert war eine kleine Grizzly an der 12er Vorfachspitze, und das winzige Etwas driftete Augenblicke später auf die im Sonnenlicht behaglich flösselnde Fahnenträgerin zu.
Beachtet wurde sie nicht.
Als ich aber eben aufnehmen und vorsichtig rollwerfen will, die Fliege schon über's Wasser schliddert, schießt unter dem unterspülten Ufer etwas hervor und packt sich mit einem kräftigen Platsch die Grizzly - eine nicht mal kleine und jedenfalls äußerst gierige Regenbogenforelle, wie ich Augenblicke später erkenne. Vielleicht 35 cm ist sie lang, und sie hat mächtig schlechte Laune.
Mit den üblichen wilden Fluchten und ein paar Sprüngen rast sie stromauf und erstmal außer Sicht.
Au Backe. Mir wird jedenfalls klar, dass ich jetzt schleunigt herunter vom hohen Ufer muss, um den Fisch bändigen zu können. Also klettere ich recht mühsam herunter, wate in das knietiefe - und absolut erschreckend kalte Wasser - hinein, während die Rute immer noch stromaufwärts zuckt.
Gut. Da bin ich. Nun kann es ernsthaft an den Drill gehen.
Ms Hardy in meiner Hand macht aber noch immer "Rääätsch!!!"; die Trutte ist noch längst nicht müde. Ich beginne also langsam, die Flucht zu verlangsamen und dann zu stoppen.
Da passiert etwas Merkwürdiges. Die Rutenspitze krümmt sich noch immer stromaufwärts - aber hinter mir, vielleicht drei Meter stromab, randaliert etwas an der Oberfläche, und zwar ganz mächtig.
Ich drehe mich um, schaue, ziehe an der Leine - uff! Das Ziehen wirkt sich aus auf das, was da an der Oberfläche platscht. Hinter mir.
"Meine" Regenbogen.
Rute spannt sich entgegengesetzt.
HÄ? WAS'N HIER LOS?
Natürlich war es ganz einfach. Das Früchtchen war stromauf unter's Ufer geschossen, hatte einen Wurzelstock unterschwommen, um sich dann flussabwärts zu verpieseln. Folge: Die Schnur, das konnte ich nun auch sehen, hatte sich in einer Wurzel verschlungen, so dass es zu dem komischen Phänomen "Zug-geht-nach-vorne-aber-Fisch-ist-hinter-mir" gekommen war.
Eines war wintertagssonnenklar: So würde das nichts werden. Der ausgespülte Wurzelstrunk insgesamt sah sehr, sehr struppig aus; es gab keine Chance, den Fisch da heile wieder durchzuführen. Also taste ich mich langsam stromauf, um die Sache anderweitig zu bereinigen; noch immer rupft es heftig in die andere Richtung.
Rechter Arm unter Wasser - SCH... - ist das kalt! Tasten, Suchen, entwirren.
Geht nicht. Irgendwo hängt die Schnur noch immer.
Okay. Da hilft nix. Rute unter die Achsel geklemmt, linker Arm ins Wasser. Dem war auch nicht wärmer.
Nun ging es alles ganz schnell. Tatsächlich war die Schnur mit wenigen Griffen befreit und - - - trieb langsam, in schlaffen Schlaufen, stromab. Die Regenbogenforelle hatte die Fliege abgeschüttelt und war verschwunden.
Bisher waren die Ärmel meiner dicken Jacke nur bis knapp über die Ellenbogen nass und kalt. Aber die Nässe kroch ebenso langsam wie sicher immer weiter nach oben; dies blöde Flauschteil hatte sich vollgesaugt wie ein Schwamm.
Binnen weniger Minuten schlotterte ich am ganzen Körper - Abmarsch zum Auto, aber haste was kannste.
Ich bin dann nach Hause gefahren. Die - nicht ganz billige - Tageskarte hatte für nicht einmal eine dreiviertel Stunde gehalten; 180 Kilometer Fahrtstrecke für nichts und wieder nichts.
Als ich wieder daheim war, begrüßte mich Friederike: "Oh, Du bist aber schnell zurück! Damit habe ich ja nun gar nicht gerechnet!"
Hatte ich auch nicht.
Euer Frank
Nicht sehr weit weg von uns, nur knapp 90 Kilometer, gibt es einen kleinen Fluss mit einem sehr ordentlichen Äschenbestand, der im Winter regelmäßig besucht wird. Im Oberlauf ist er an einigen Stellen nur knapp zwei, drei Meterchen breit und auch nicht sehr tief; da das Wasser kristallklar ist, muss man sich extrem vorsichtig heranpirschen und versuchen, einen Fisch zu erspähen. Das Ufer ist recht hoch und weist sehr stark unterspülte Bereiche mit vielen ganz prächtigen Unterständen auf; Baumwurzeln ragen ins Wasser hinein, und unter diesen Balkonen stehen ganzjährig oft verblüffende Fische, die man eben nicht sieht. Die Äschen hingegen lieben eher die Mitte des Flüsschens - so viel zum Szenario.
An diesem Tag war es nicht wirklich kalt, jedenfalls nur knapp unter 0°. Die Sonne schien prächtig vom Himmel; der Wasserstand war ideal, und einem gelungenen Angeltag stand nichts im Wege. Tatsächlich hatte ich auch sehr bald eine stattliche Äsche erspäht, die sich sogar einigermaßen anwerfen ließ - die Spannung stieg.
Montiert war eine kleine Grizzly an der 12er Vorfachspitze, und das winzige Etwas driftete Augenblicke später auf die im Sonnenlicht behaglich flösselnde Fahnenträgerin zu.
Beachtet wurde sie nicht.
Als ich aber eben aufnehmen und vorsichtig rollwerfen will, die Fliege schon über's Wasser schliddert, schießt unter dem unterspülten Ufer etwas hervor und packt sich mit einem kräftigen Platsch die Grizzly - eine nicht mal kleine und jedenfalls äußerst gierige Regenbogenforelle, wie ich Augenblicke später erkenne. Vielleicht 35 cm ist sie lang, und sie hat mächtig schlechte Laune.
Mit den üblichen wilden Fluchten und ein paar Sprüngen rast sie stromauf und erstmal außer Sicht.
Au Backe. Mir wird jedenfalls klar, dass ich jetzt schleunigt herunter vom hohen Ufer muss, um den Fisch bändigen zu können. Also klettere ich recht mühsam herunter, wate in das knietiefe - und absolut erschreckend kalte Wasser - hinein, während die Rute immer noch stromaufwärts zuckt.
Gut. Da bin ich. Nun kann es ernsthaft an den Drill gehen.
Ms Hardy in meiner Hand macht aber noch immer "Rääätsch!!!"; die Trutte ist noch längst nicht müde. Ich beginne also langsam, die Flucht zu verlangsamen und dann zu stoppen.
Da passiert etwas Merkwürdiges. Die Rutenspitze krümmt sich noch immer stromaufwärts - aber hinter mir, vielleicht drei Meter stromab, randaliert etwas an der Oberfläche, und zwar ganz mächtig.
Ich drehe mich um, schaue, ziehe an der Leine - uff! Das Ziehen wirkt sich aus auf das, was da an der Oberfläche platscht. Hinter mir.
"Meine" Regenbogen.
Rute spannt sich entgegengesetzt.
HÄ? WAS'N HIER LOS?
Natürlich war es ganz einfach. Das Früchtchen war stromauf unter's Ufer geschossen, hatte einen Wurzelstock unterschwommen, um sich dann flussabwärts zu verpieseln. Folge: Die Schnur, das konnte ich nun auch sehen, hatte sich in einer Wurzel verschlungen, so dass es zu dem komischen Phänomen "Zug-geht-nach-vorne-aber-Fisch-ist-hinter-mir" gekommen war.
Eines war wintertagssonnenklar: So würde das nichts werden. Der ausgespülte Wurzelstrunk insgesamt sah sehr, sehr struppig aus; es gab keine Chance, den Fisch da heile wieder durchzuführen. Also taste ich mich langsam stromauf, um die Sache anderweitig zu bereinigen; noch immer rupft es heftig in die andere Richtung.
Rechter Arm unter Wasser - SCH... - ist das kalt! Tasten, Suchen, entwirren.
Geht nicht. Irgendwo hängt die Schnur noch immer.
Okay. Da hilft nix. Rute unter die Achsel geklemmt, linker Arm ins Wasser. Dem war auch nicht wärmer.
Nun ging es alles ganz schnell. Tatsächlich war die Schnur mit wenigen Griffen befreit und - - - trieb langsam, in schlaffen Schlaufen, stromab. Die Regenbogenforelle hatte die Fliege abgeschüttelt und war verschwunden.
Bisher waren die Ärmel meiner dicken Jacke nur bis knapp über die Ellenbogen nass und kalt. Aber die Nässe kroch ebenso langsam wie sicher immer weiter nach oben; dies blöde Flauschteil hatte sich vollgesaugt wie ein Schwamm.
Binnen weniger Minuten schlotterte ich am ganzen Körper - Abmarsch zum Auto, aber haste was kannste.
Ich bin dann nach Hause gefahren. Die - nicht ganz billige - Tageskarte hatte für nicht einmal eine dreiviertel Stunde gehalten; 180 Kilometer Fahrtstrecke für nichts und wieder nichts.
Als ich wieder daheim war, begrüßte mich Friederike: "Oh, Du bist aber schnell zurück! Damit habe ich ja nun gar nicht gerechnet!"
Hatte ich auch nicht.
Euer Frank


