Hallo,
Ich zögere, in solche Diskussionen einzusteigen; nicht nur, weil es eigentlich OT ist. Dennoch möchte ich einige Aussagen nicht unbeantwortet lassen. Auf alle Aussagen kann ich nicht eingehen, weil ich schlicht nicht weiß, woher die Angaben stammen. Zuvor noch: Ich unterstelle niemandem in diesem Forum -- anders als bei den Akteuren auf dem politischen Parkett -- etwas anderes als die besten Absichten.
Nachdem ich das von der Seele habe, hier mein Senf:
Börni hat geschrieben:(...) aus dem Bericht des IPCC (...), eine internationale Vereinigung angesehenster Wissenschaftler, welche sich mit der Globalen Erwärmung beschaftigen, und daher den Vorteil hat, weder politische, noch wirtschaftliche Interessen vertreten zu wollen / müssen.
Das IPCC ist eine Komission, die von WMO und UNEP berufen wird. Die führenden Autoren seiner Berichte werden von den Behörden der beteiligten Nationen ausgewählt. WMO und UNEP sind Behörden mit den Interessen von Behörden.
Einige der von WMO und UNEP im Rahmen des IPCC angeblich zu Rate gezogenen Wissenschaftler distanzierten sich z.T. heftig von der Verzerrung ihrer Ergebnisse durch das IPCC[1], andere
traten von Ihrer Rolle als Autoren für das IPCC zurück[2], nachdem -- behördlich ernannte -- führende Autoren im Namen des IPCC ihre Ergebnisse vor der Presse ins Gegenteil verkehrten und zur Konsens-Meinung erklärten[3].
Börni hat geschrieben:Die Erwärmung des Klimasystems ist ohne jeden Zweifel vorhanden. (...)
Die meisten lokalen Bodentemperaturen steigen deutlich seit etwa 1910[4]. CO2 in der Atmosphäre begann erst ab ca. 1950 signifikant zu steigen. In diesem Zeitraum wurde jedoch kein Temperaturanstieg in der unteren Troposphäre beobachtet. Ein solcher hätte aber laut jener Modelle, die einen Anstieg der Bodentemperaturen "nachhersagten" zu beobachten sein
müssen[5], wäre ein Treibhauseffekt tatsächlich für einen Anstieg der "globalen Temperatur" verantwortlich.
Im übrigen hat sich der Anstieg der "globalen Temperatur" seit 1998 nicht mehr fortgesetzt, obwohl der CO2-Gehalt der Atmosphäre weiter steigt[6].
Börni hat geschrieben:Bemerkenswert ist hierbei noch, dass alle festgestellten Veränderungen des CO2-Wertes (wesentlichster Faktor unseres Treibhauseffektes!) ca. ab dem 18.Jh. beginnen. (...) Andere wichtige Treibhausgase wie z. B. Methan und Lachgas, deren Konzentrationen seit 1750 um 148% (Das muss man sich mal vorstellen!!), bzw. 18% zugenommen haben, machen zusammen etwa halb so viel aus wie der CO2-Anstieg.
Wesentlichster Faktor -- Sowohl in Menge wie in Wärmekapazität -- eines Treibhauseffektes sollte nicht Kohlendioxid, sondern Wasserdampf sein. Neuerdings kommt Lachgas hinzu -- u.a. dank der Subventionierung der "Ökodiesel"-Industrie durch Ökopolitiker[7]. Die Wirkungen von Meeresströmungen, Verdampfung, Wolkenbildung, Konvektion, Abstrahlung, Niederschlag und Kondensation überdecken einen Treibhauseffekt deutlich.
Börni hat geschrieben:Rekonstruierte Daten aus Beobachtungen und anderen Quellen, wie z.B. Baumringdaten, deuten darauf hin, dass die Temperaturen der letzten 50 Jahre höchst wahrscheinlich höher waren als jemals zuvor in den vergangenen 500 Jahren und wahrscheinlich höher als in den vergangenen 1300 Jahren.
Es gibt verschiedene Methoden, historische lokale Temperaturen zu rekonstruieren. Die Baumring-Methode ist darunter eine der ungenaueren: Es gibt mehr Einflüsse auf deren Ergebnisse als bloß die lokale Temperatur, z.B. die Verfügbarkeit von Wasser und CO2.
Genauere Ergebnisse erhält man aus Eis-Bohrkernen. Solche Messungen zeigen, dass die bis 1998 gestiegenen lokalen Temperaturen nichts Ungewöhnliches sind. Es gab ähnliche Perioden wie z.B. die mittelalterliche Warmperiode und die römische Warmperiode.
Praktischerweise geben solche Messungen auch gleich den CO2-Gehalt der damaligen Atmosphäre wieder. Sie zeigen, dass der (vermutete) CO2-Gehalt den (vermuteten) Schwankungen der Lufttemperaturen nicht vorangeht sondern
folgt, mit einem Abstand von ca. 600[8][9] Jahren.
Die berühmte "Hockeyschläger-Kurve", die der IPCC-Bericht von 2001 auf prominenter Stelle wiedergab, entstammt jedoch einer Veröffentlichung, die sich auf Baumringdaten stützte[10]. Inzwischen sind die statistischen Methoden, mit denen die Autoren die Hockeyschläger-Gestalt der Kurve herbeirechneten, als manipuliert enttarnt[11]. Die
Steine, welche die Autoren der Reproduktion ihrer Ergebnisse in den Weg legten sowie die
Verrenkungen des IPCC, um diese Veröffentlichung dennoch wiedergeben zu können, würden jeweils einen Artikel für sich füllen.
Börni hat geschrieben:Der Meeresspiegel ist seit 1993 um +3mm pro Jahr gestiegen, im 20.Jh. um 17cm.
Im IPCC-Bericht wurden als Beispiele hierzu besonders die Malediven und die Tuvalu-Inseln herausgestellt. Weder auf den Malediven[12] noch auf den Tuvalu-Inseln[13] kann aber ein solcher Trend beobachtet werden.
Börni hat geschrieben:Davon ist (...) etwa 15% durch das Abschmelzen von den Eisschilden (Polkappen, Grönland) (verursacht).
Die Eismassen auf Grönland[14] und auf der Antarktis[15] nehmen insgesamt nicht ab, sondern sie nehmen zu.
Mein Fazit: Nicht ob die "globale Temperatur" steigt ist IMHO fraglich. Die meisten lokalen Temperaturen -- so sie gemessen werden -- steigen seit Ende der kleinen Eiszeit. Für fraglich halte ich, ob
a) diese Trends signifikant durch menschliche Einwirkung beeinflusst werden,
b) Energiesteuern, Regulierungen und Bevorzugung besonderer Industrien diese globalen Trends aufhalten, geschweige denn umkehren können und
c) uns durch solche staatlichen Eingriffe ärmer zu machen hilft, mit den Konsequenzen solcher Trends besser zurechtzukommen
Börni hat geschrieben:Wer jetzt immer noch behauptet, wir seien nicht an unserem (kommenden?) Elend schuld, dem kann ich auch nicht mehr helfen, bzw. möchte ich auch gar nicht, denn mit Ignorannten muss man nicht zu diskutieren versuchen.
Oje, da habe ich mich wohl geoutet.
Gruss,
jpj
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[1] U.S. Senate Environment and Public Works Committee, "Over 400 Prominent Scientists Disputed Man-Made Global Warming Claims in 2007" ("Over 400 prominent scientists from more than two dozen countries recently voiced significant objections to major aspects of the so-called "consensus" on man-made global warming. These scientists, many of whom are current and former participants in the UN IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), criticized the climate claims...")
[2] Christopher Landsea, "An Open Letter to the Community from
Chris Landsea" ("I have come to view the part of the IPCC to which my expertise is relevant as having become politicized.")
[3] Harvard Medical School, "Experts to Warn Global Warming Likely to Continue Spurring More Outbreaks of Intense Hurricane Activity" (
http://chge.med.harvard.edu/media/relea ... press.html, "this year's unusually intense period of destructive weather activity could be a harbinger of what is to come as the effects of global warming become even more pronounced in future years")
[4] P. Brohan, J.J. Kennedy, I. Harris, S.F.B. Tett, P.D. Jones, "Uncertainty estimates in regional and global observed temperature changes: A new data set from 1850", J. Geophys. Res. 111 (2006)
[5] David H. Douglass, John R. Christy, Benjamin D. Pearson, S. Fred Singer, "A comparison of tropical temperature trends with model predictions", Int. J. Climatol. (2007)
[6] World Metereological Organisation, "WMO Statement on the Status of the Global Climate in 2007" (
http://www.wmo.int/pages/prog/wcp/wcdmp ... EN_web.pdf); den relevanten Graphen findet man auf Seite 4.
[7] P. J. Crutzen, A. R. Mosier, K. A. Smith, W. Winiwarter, "N2O release from agro-biofuel production negates global warming reduction by replacing fossil fuels", Atmos. Chem. Phys., 8, 389-395, 2008 ("When the extra N2O emission from biofuel production is calculated in "CO2-equivalent" global warming terms, and compared with the quasi-cooling effect of "saving" emissions of fossil fuel derived CO2, the outcome is that the production (..) biofuels, such as biodiesel from rapeseed and bioethanol from corn (maize) (...) can contribute as much or more to global warming by N2O emissions than cooling by fossil fuel savings.")
[8] Hubertus Fischer, Martin Wahlen, Jesse Smith, Derek Mastroianni, Bruce Deck, "Ice Core Records of Atmospheric CO2 Around the Last Three Glacial Terminations" (Science Vol. 283. no. 5408, pp. 1712 - 1714): "High-resolution records from Antarctic ice cores show that carbon dioxide concentrations increased by 80 to 100 parts per million by volume 600 +/- 400 years after the warming of the last three deglaciations. (...) the size of this phase lag is probably connected to the duration of the preceding warm period".
[9] J.R. Petit et al, "Climate and Atmospheric History of the Past 420,000 years from the Vostok Ice Core, Antarctica" (Nature, 399, 429-436).
[10] M.E. Mann, R.S. Bradley, M.K. Hughes, "Global-Scale Temperature Patterns and Climate Forcing Over the Past Six Centuries, Nature, No. 392 (1998), 779-787, 1998.
[11] Stephen McIntyre, Ross McKitrick, "Corrections to the Mann et. al. (1998) Proxy Data Base and Northern Hemispheric Average Temperature Series" (Energy & Environment, 14(6) 2003, 751-771).
[12] Nils-Axel Mörner, Michael Tooley, Göran Possnert, "New perspectives for the future of the Maldives", Global and Planetary Change 40 (2004) 177–182 ("Novel prospects for the Maldives do not include a condemnation to future flooding. The people of the Maldives have, in the past, survived a higher sea level of about 50–60 cm. The present trend lack signs of a sea level rise. On the contrary, there is firm morphological evidence of a significant sea level fall in the last 30 years.")
[13] Nils-Axel Mörner "Sea level change: Are low-lying islands and coastal areas under threat?", "The impacts of climate changes. An appraisal for the future", p 29-35. International Policy Press.
[15] Ola M. Johannessen, Kirill Khvorostovsky, Martin W. Miles, Leonid P. Bobylev, "Recent Ice-Sheet Growth in the Interior of Greenland", Science 310 (5750), 1013 - 1016 ("Averaged over the study area, the increase is 5.4 +/- 0.2 cm/year, or ~60 cm over 11 years, or ~54 cm when corrected for isostatic uplift. Winter elevation changes are shown to be linked to the North Atlantic Oscillation.")
[15] Curt H. Davis, Yonghong Li, Joseph R. McConnell, Markus M. Frey, Edward Hanna, "Snowfall-Driven Growth in East Antarctic Ice Sheet Mitigates Recent Sea-Level Rise", Science 308 (5730), 1898 - 1901 ("Satellite radar altimetry measurements indicate that the East Antarctic ice-sheet interior north of 81.6°S increased in mass by 45 +/- 7 billion metric tons per year from 1992 to 2003.")