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Maggov
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Beitrag von Maggov »

Servus Hans,

gute Argumentation - ich versuche ein ähnliches Layout hoffentlich klappt das.
pehers hat geschrieben:
Wo sich Rf erfolgreich selbst reproduzieren, können das in aller Regel auch Bachforellen oder Äschen.
In der Regel ist korrekt - allerdings haben einige Gewässer eben steigende Temperaturen zu verzeichnen. Eine Regenbogen verträgt diese deutlich besser und kann aber nicht besetzt werden obwohl dies der nachhaltigere Weg wäre. Die vormals heimische Bachforelle wird - folgt man Gebhards Argumentation - nur bedingt verdrängt und hat eh' ein wesentlich grösserers Problem wenn die Wasserqualität und -temperatur nicht mehr adequat ist.
Weiters ignorierst Du dabei Phänomene wie das Bachforellensterben und Strukturveränderungen die verlangsamte Strömungsgeschwindigkeiten, weniger Unterstände und ähnliche Phänomene bedingen. Wenn sich ein Wasser von einer Forellen- zur Äschen- und anschliessend zur Barbenregion wandelt, dann ist irgendwann die RBF eben die lebensfähigere Art. Wenn sich diese dann noch selbst erhalten kann wo ich einen Bachforellenbestand nur noch mit Besatz "simulieren" kann, dann halte ich den Besatz für Augenwischerei.

pehers hat geschrieben:
Vorsicht, was du beschreibst ist leider die verbreitetste Besatzpraxis (nur sehr kleine Übertreibung)!
Kein Veto meinerseits - aber heißt das ich muss das gut heissen?

pehers hat geschrieben:
Die Definition hat der Gesetzgeber (auch für andere Tierarten: Waschbär, Bisam, Mink, Marderhund usw.) festgelgt - sie ist nicht der Beliebikgkeit von Rf-Fans freigestellt!
Auch das stimmt - nur die Tatsache, dass ich ein RBF-Fan bin ist mir neu. Damit kann ich allerdings leben denn - wie geschrieben - die Regenbogen ist ein Fakt in vielen bayrischen/deutschen Flüssen - auch da wo sie nicht gesetzt wird und mal "aus der Zucht ausbüchst". Sie muss nicht unbedingt zum Nachteil heimischer Arten gefördert werden, aber diese Abgrenzung zwischen heimisch und nicht heimisch halte ich für ebenso skuril wie meinen Vergleich unten. Du wirst immer Argumente gegen oder für eine derartige Abgrenzung finden. Nur, was hilft dieses Abgrenzung der Bachforelle bis auf die Tatsache dass der Befischungsdruck auf diese Spezies steigt?
pehers hat geschrieben:
Das ist ein eher skurriler Vergleich, der überdies hinkt - Rassen (wenn man dieses Wort überhaupt noch benutzen darf) unter Menschen unterscheiden sich - wie gehört - durch weniger Gene als Blonde und Brünette ... das kann man von Rbf und Bf nicht behaupten - die können nicht mal gekreuzt werden. Bei uns Menschen ist das zum Glück anders...

Der Wildkarpfen und der Wels sind in Deutschland auch im Rheinsystem schon in der Jungsteinzeit zweifelsfrei nachgewiesen, der Zander zumindest genau so lange im Donauraum. Die "Einbürgerungen" durch von dem Borne um die vorige Jahrhundertwende dienten der damals in Mode gekommenen "Blutauffrischung".
Der Vergleich ist wahrscheinlich einfach nur schlecht - was ich damit sagen wollte ist Dein inhaltlicher Widerspruch bei der Abgrenzung der sich in den 2 Absätzen Deines Posts wiederfindet. Jedes Lebewesen wandert irgendwann mal zu, es gibt nur eine "Rasse" RBF und BF, aber die Tatsache ob der Mensch diese eingebracht hat oder nicht scheint entscheidend zu sein. Und dann auch noch warum dies geschah. Ich könnte ketzerisch die Blutauffrischung mit den Umweltveränderungen und dem damit verbundenen "Reimport" ehemals heimischer Arten erklären. Sind sie dann verwerflich?

Ich denke eine Fallunterscheidung zwischen: "Wo sind heimische Arten vorhanden die auch eine realistische Überlebenschance bekommen" zu "wo macht es Sinn auf gegebenen Umweltveränderungen zu reagieren" wäre aus meiner Sicht zielführender als generelle Verbote und der Wunsch alles konservieren zu können wie es mal war oder in den Büchern geschrieben wurde.
pehers hat geschrieben:
4. Struktur geht immer vor Besatz. Strukturen fördern die Überlebensrate der Fische (Schutz), das Nahrungsaufkommen sowie die Produktivität eines Wasser (Laichplätze, Nahrung, Ruhezonen, Schutz vor Räubern & Anglern).
Schutz und Förderung einheimischer Arten geht immer vor Eingebürgerten!
Schutz und Förderung einheimischer Arten lässt sich meiner Meinung nach am besten durch Verbesserungen der Lebensbedingungen erreichen - nicht zu Besatz. Somit sehe ich hier keinen Widerspruch - für mich ist das ein eigenständiger Punkt, der absolut berechtigt ist.
pehers hat geschrieben:
Kern des Problems ist und bleibt der Umgang mit unseren Ressourcen (das meinte glaube ich auch RC) und nicht, welchen Fisch man fördert: Wo die BF "auf die Straße" geworfen wird, ist eine Bewirtschaftung mit RBF meist genausowenig sinnvoll! ich kenne sehr viele Gewässer, die jenseitig sind für beide Arten und trotzdem mit RBF besetzt werden, um noch eine Fischerei zu gewährleisten!

L.G.
Hans
Hier liegen wir beide glaube ich beim Verständnis von Gebhards Post auseinander. Ich hatte Gebhard so verstanden, dass es keinen Unterschied macht ob man BF besetzt und RBF nicht besetzt wenn sich die grundsätzlichen Rahmenbedingungen einer Art verändert haben. Im Gegenteil man kann an dem weiteren Vorkommen der RBF erkennen, dass das Gewässer Fische erhalten und reproduzieren kann - nur nicht die gewünschte (heimische) Art.

Der Besatz mit RBF wo diese nicht überleben können ist natürlich genauso unverantwortlich bzw. hirnrissig.

Liebe Grüsse

Markus
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Beitrag von pehers »

Servus Markus!

Die Gewässer, wo die Möglichkeit einer natürlichen Reproduktion von Bachforelle und Regenbogenforelle auseinanderfällt, sind so verschwindend gering, dass ich keines kenne! Die Brut der Regenbogen ist genauso empfindlich auf hohe Temperaturen, wie die der Bachforelle, stellt genauso hohe Anforderungen an das Habitat und wird daher nur in ganz kleinen Bereichen bessere Chancen haben, als die Bachforelle!

L.G.
Hans
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Beitrag von pehers »

Servus Markus!

Niemand will selbsterhaltende Bestände der Regenbogen entfernen, weil das gar nicht so leicht möglich ist. Die Nationalparkverwaltung versucht das zur Zeit im Nationalpark Kalkalpen im Ennstal und scheitert kläglich! Sie sind einfach überall mittlerweile! Wofür also stützen oder fördern?

Zum Thema möchte ich auch zu Ausführungen im Forum in Ö verweisen:
http://www.forum.derfliegenfischer.at/v ... php?t=1065

L.G.
Hans
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Beitrag von Maggov »

Servus Hans,

ich will die RBF nicht fördern, sondern nur darauf hinweisen, dass das krampfhafte Festhalten an einer Spezies die in dem Gewässer gar keine Existenzgrundlage mehr hat und die gleichzeitige Verteufelung einer anderen Art - grösstenteils dann auch noch mit der Rechtfertigung, dass es keine heimische Art sei - für dieses Phänomen Augenwischerei ist.

Den Thread im österreichischen Forum lese ich gerne und bald durch.

Dass es generell gefährlich ist fremde Arten "einzuschleppen" stelle ich auch gar nicht in Frage - mir geht's eher darum, dass man mit dem Prinzip "mehr rein und sonst alles so lassen" nichts erreicht. Die Ursache für den Rückgang der BF stellt m.M. nach primär Wasserqualität, Struktur und Befischungsdruck dar - nicht eine "Konkurrenzspezies".

Ich lehne mich etwas aus dem Fenster möchte das aber damit untermauern, dass die Amis ähnliche Probleme mit heimischen Arten bekommen haben als sie die BF in den Staaten eingebürgert haben. So "wehrlos" sind die Bachforellen nicht... wenn sie geeignete Lebensbedingungen vorfinden.

LG

Markus
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Beitrag von pehers »

Einige Gedanken:

- Temperatur: Wenn der Anstieg der Wassertempereaturen ein Phänomen des Klimawandels wäre, träfe das flächendeckend für alle Gewässer einer hydrogeographischen Region zu. Die Toleranzgrenze für die Rfo liegt gerade mal um 1 ° C höher - wie mir ein bekannter Fischzüchter versichert.

- was wäre am Rfo-Besatz der nachhaltigere Weg? In Gewässern, wo einfach überhaupt kein natürliches Aufkommen mehr möglich ist, soll meinetwegen die Regenbogen besetzt werden, aber wenn ich auch Regenbogen in offenem System besetzen muss, dann ist auch sie dort nicht mehr überlebensfähig und daher keine nachhaltige Alternative mehr!

- Verdrängung: Ich befische einen Bach in NÖ, der über 10 Jahre nicht besetzt wurde und jedes Jahr wurden Bestandserhebungen gemacht durch die Universität für Bodenkultur Wien: Die BF ist in genau dem Ausmaß zurückgegangen, wie die RFO zugenommen hat. Der Bach ist völlig naturbelassen und gut strukturiert.

- Negative Strukturveränderungen habe ich schon länger keine mehr erlebt (Kraftwerksbauten mal abgesehen) - eher Renaturierungen und Verbesserungen. In den massiv degradierten Gewässer reproduzieren weder Regenbogen noch Bachforellen. Was bleibt, ist reine Besatzwirtschaft. Von Nachhaltigkeit keine Rede!

- Wandel der Fischregionen: Und es bleibt immer noch eine Forellen oder Äschenregion! Die Regenbogenregion gibt es nicht! dazu wäre eine Kontinentalverschiebung notwendig!

- lebensfähigere Art: Und die Jäger holen dann den Puma zu uns, weil er lebensfähiger ist als der Luchs, wenn es wärmer wird?

- Befischungsdruck: die Regebogen damit zu rechtfertigen dass sie den Befischungsdruck auf die Bfo reduziert heisst, den Teufel mit Belzebub austreiben: dann muss man eben den Befischungsdruck reduzieren!

- Besatz mit Bfo: Das Dilemma ist ein wirklich tiefgreifendes Problem, das niemand wahrhaben will: Weil man über Jahre billige Rf besetzte bis die Bfo quantitativ ausdominiert waren und jetzt besetzt man domestizierte Bfo die sich gegen die verwilderten Rfo nicht mehr etablieren können - das einfach gutzuheißen, weil es jetzt die sogenannte Regenbogenregion zwischen Forellen und Äschenregion oder stattderer gibt, finde ich verwegen! Einen solchen Eingriff in die geschundene Natur kann man kaum noch argumentativ rechtfertigen!

L.G.
Hans
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Beitrag von pehers »

Servus!

Habe parallel gepostet:

Meine Kernaussage zusammengefasst (so weit sind wir ja nicht auseinander):

Es gibt die immer beschworenen Gewässer nicht, in denen sich die Bachforelle nicht mehr und Regenbogen noch natürlich reproduzieren kann!!! Das sind so feine Nuancen, dass sie nicht ins Gewicht fallen. Es kann dann möglicherweise eine Art ein bisserl besser als die andere, aber das kann man nicht so trennen! Und wenn die RBf besser kann, sollte man die Bfo fördern - durch alle möglichen Maßnahmen! Aber nicht durch Besatz mit Regenbogenforellen!

An einem Stausee an der Enns, ist es mir total egal, was reingekippt wird! Aber leben können dort beide Arten, reproduzieren keine!

Wobei man sich auf der anderen Seite wundert, wo z.B. Äschen überall laichen können, wenn Du Dir meine Enns Strecke mal anschaust...

L.G.
Hans
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Beitrag von Maggov »

Servus Hans,

wie Du schaffts paralell zu posten ist mir ein Rätsel :D ...

Ich will gar nicht widersprechen (ich kann es auch nicht) - aber antworten möchte trotzdem:

Ich kenne Kanäle die keine BF-Stämme aber Äschen und RBF-Stämme hervorbringen. Ich kann diese benennen, will dies aber hier nicht machen (gerne via Mail, PN). Ich war beim Abfischen dabei und habe gesehen was rauskam. BF wurde teilweise dort auch besetzt und ward nie wieder gesehen (ausser an den Wehrrechen).

Die Temperaturtoleranz ist mir neu -ich glaube es Dir gerne, denn ein Fischzüchter muss mehr Ahnung haben als ich. Ich habe persönliche & unrepräsentative Erlebnisse die die RBF als widerstandsfähiger bzgl. Sauerstoff und Temperatur gezeigt haben. Ob das an der "Qualität" des BF-Bestandes lag mag ich nicht zu beurteilen.

Ich kenne ebenfalls Grafiken zu den Verdrängungsmechanismen BF vs. RBF. Eine Frage hierzu: Gibt es an diesen Bächen ebenfalls ein jährliches BF-Sterben? Das kommt nähmlich auch an naturbelassenen Strecken vor und wäre eine plausible Erklärung des gleichen Phänomens mit komplett anderer Ursache. Ich will die grundsätzliche Logik der Verdrängung gar nicht in Frage stellen nur scheint das Ausmaß der Verdrängung stark zu schwanken.

Es gibt keine Regenbogenforellenregion - dito. Aber es gibt Flüsse deren Bild sich deutlich bzgl. der Region gewandelt hat. Was ist z.B. mit der Gmundner Traun - welche Region ist das heute und welche war es in den 20-iger jahren des vorherigen Jahrhunderts?

Reduktion des Befischungsdruck war auch meine Antwort oben- vielleicht nicht explizit geschrieben aber als Ursache des grundsätzlichen Problems "Rückgang der BF" beschrieben. Besatz mit RBF - v.a. mit Verzicht auf BF-Besatz - habe ich in meinen vorherigen Post nicht proklamiert sondern (wenn überhaupt) nur dort befürwortet wo eine BF nicht mehr überleben kann. Wenn es das biologisch gesehen nicht gibt heißt das immer noch nicht, dass ich Besatz generell oder etwa mit RBF befürworte. Sonst würde ich doch nicht schreiben, dass Struktur vor Besatz kommen muss, oder?

An sich sehe ich diesen Punkt auch bei Dir: Du schreibst, dass es Dir wurscht ist was in einen See der keine Reproduktionsmöglichkeiten bieten gesetzt wird - das gleiche möchte ich auch für Flüsse übertragen. Was bringt es Dir dort nicht mehr heimische Bachforellen zu besetzen die nicht in der Lage sind sich zu etablieren?

Der Puma wäre eine Neuerung - die RBF wurde eingesetzt als wir beide noch nicht mal geboren waren. Dieser Vergleich hinkt dahingehend als dass wir uns bei der RBF mit Tatsachen beschäftigen und beim Puma mit einer Neueinführung bei der wir aus der Vergangenheit lernen sollen. Dies hatte ich versucht mit der zeitlich bezogenen Definition von "heimisch" auch klar zu stellen.

Den letzten Einwand halte ich argumentativ ebenfalls verwegen. Zum einen erlaubst Du Dir ein Urteil über die "Besatzqualität" über Gewässer die hier weder namentlich erwähnt wurden noch wo die Besatzqualität beschrieben wurde. Zum anderen räumst Du ein dass RBF verwildern und deshalb widerstandsfähiger werden während die "domestizierte BF" diese Fähigkeit nicht besitzen wird. Kann es denn nicht auch ein zeitliches Phänomen sein, dass die "domestizierte BF" etwas Zeit zum "verwildern" braucht damit sich diese Entwicklung wieder relativiert? Und ist das dann der "heimische" Fisch wenn ich Zucht-BF aus irgendeiner Zucht hole? Was ist hier mit der Vermischung bzw. Reduktion des Genpool durch auf Wachstum getunte Zucht-BF-Boliden? Ist das hilfreicher für den verbliebenen Stamm?

Was wäre Deine Alternative zu Gebhards Lösungsansatz:

"Wenn man die Bachforelle wirklich fördern will so kann dies nur über Einbringung von Totholz, Schaffung von Unterständen, Aufbrechen von versinterten Laichbetten sowie Einbringen von Laich mittels Boxen geschehen. Allerdings, und das sehe ich als größtes Problem an, müßte der Befischungsdruck massiv vermindert werden, zumindest zeitweise. "

Hier redet niemand von RBF Besatz sondern primär von Strukturverbesserungen und ggf. Stützmassnahmen durch BF-Ei-Besatz um den Prozess zu beschleunigen.

Viele Grüsse
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Beitrag von pehers »

Servus Markus!

Wieder ein paar wirre Gedanken, was mir so einfällt, ohne Anspruch auf alles geantwortet zu haben:

Dass die Regenbogen in dem Kanal laicht wundert mich bzw. kann ich nicht glauben - wenn sie besetzt wird und sich hält auch recht, weil die Situation ähnlich ist, wie in einem Stau.

Zu einem meiner Lieblingthemen: Die Gmundner Traun, ist das Paradebeispiel für eigentlich völlig enthirnte Herangehensweise! Die einzigen Fischarten, die scih gut entwickeln, sind die die nicht besetzt werden! Auch hier ist die Regenbogen lediglich eine Möglichkeit, den Schein zu wahren! Die Äsche als eigentlicher Leitfisch in der GT wird der Vernichtung durch den Kormoran preisgegeben!

Noch mal: Keiner will bestehende Bestände vernichten!
Keiner will RBF removals o.ä. - aber die RBF ist - wenn überhaupt - nur in extrem kleinen Nischen eine nachhaltige Alternative, wo es für die BF überhaupt nicht mehr geht!

Die Besatztheorie ist die:
- seit mehreren Jahrzehnten wurde mit RBF besetzt, es konnten sich viele Jahre keine Bestände etablieren
- mittlerweile werden hauptsächlich Bachforellen besetzt, die RBF verwildert, mendelt aus und bildet Wildfischpopulationen. Diese brauchen keine Unterstützung und sollen keine bekommen!
- Nunmehr ist es die Bachforelle, die das selbe Problem trifft.

Ich würde im Sinn der Unterstützung der heimischen Bachforelle - um den Umweg über jahrelange Absenz des Fisches, bis er wieder einen stabilen Bestand ausbilden kann, mit Besatz in alternativer und qualitativ so hochwertiger Weise wie möglich plädieren! Die Alternative wäre: Befischungsstop und mindestens 5 Jahre oder länger warten, bis sich ein Bestand von alleine etabliert!

Das ist mE nicht verwegen, sondern relativ gut nachzuvollziehen, aber nicht umzusetzen aufgrund der Realitäten, die eben vorherrschen.

Da wird lieber argumentiert, dass mit der BF nix mehr geht, und die RBF besetzt! Das ist Augenauswischerei! Wie gesagt: Dort wo, wie Du meinst, nur die RBF zurecht kommt, wird es auch nur RBF geben! Hier ist BF Besatz natürlich sinnlos und auch RBF Besatz, weil ja vorhanden, also wozu besetzen!

Aber noch einmal: Wenn es Laichhabitat für die RBF gibt, gibt es das auch für die BF! Auch eine Regenbogen hält sich in der Traun nur dann, wenn sie Unterstände für den Hochwasserfall hat und in einem Kanal, wenn es Retentionsräume gibt! Dass die BF in einen Kanal nicht reingeht, ist klar! Aber die sind eben woanders, wo keine RBF sind! Das sagt aber noch nichts darüber aus, ob das Gesamthabitat nur für die Regenbogen geeignet ist. Wenn es dann ein einziger Kanal sei, dann ist es mir wiederum eh wieder wurscht, weil das mit Natur nix mehr zu tun hat!

Auf der anderen Seite gibt es Überschneidungen der Lebensräume, in denen die Konkurrenzprobleme auftreten! Z.B. hätte ich kein Problem in einem Kanal einfach keine Fische zu haben (es sei denn es wäre das einzige erreichbare Wasser - aber dann hat ja das sowieso mehr Forellepuff Charakter...)

L.G.
Hans
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Beitrag von pehers »

Zu den Flüssen:

Namen nenne ich deswegen keine, weil es ÜBERALL in Österreich so war/ist!

l.G.
Hans
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Beitrag von Maggov »

pehers hat geschrieben:Servus Markus!

Noch mal: Keiner will bestehende Bestände vernichten!
Keiner will RBF removals o.ä. - aber die RBF ist - wenn überhaupt - nur in extrem kleinen Nischen eine nachhaltige Alternative, wo es für die BF überhaupt nicht mehr geht!

(...)


Ich würde im Sinn der Unterstützung der heimischen Bachforelle - um den Umweg über jahrelange Absenz des Fisches, bis er wieder einen stabilen Bestand ausbilden kann, mit Besatz in alternativer und qualitativ so hochwertiger Weise wie möglich plädieren! Die Alternative wäre: Befischungsstop und mindestens 5 Jahre oder länger warten, bis sich ein Bestand von alleine etabliert!

Das ist mE nicht verwegen, sondern relativ gut nachzuvollziehen, aber nicht umzusetzen aufgrund der Realitäten, die eben vorherrschen.

Da wird lieber argumentiert, dass mit der BF nix mehr geht, und die RBF besetzt! Das ist Augenauswischerei! Wie gesagt: Dort wo, wie Du meinst, nur die RBF zurecht kommt, wird es auch nur RBF geben! Hier ist BF Besatz natürlich sinnlos und auch RBF Besatz, weil ja vorhanden, also wozu besetzen!
Servus Hans,

das was ich aus Deinem Post zitiere faßt meine Aussagen ebenso zusammen wie Deine - zumindest sehe ich das so. Wie groß diese Nischen sein mögen kann ich schwer beurteilen - das sollen die Leute machen, die Fachmänner sind. Ich hoffe es ist trotzdem legitim zu hinterfragen ob man Veränderungen akzeptieren muss oder krampfhaft an der Vergangenheit hängt. Auch wenn das in der einen oder anderen Situation unbequem wird.

Beim letzten (zitierten) Absatz habe ich den Eindruck, dass hier meine vorhergehenden Postings diesen Eindruck entstehen lassen - wenn man die "Nischen-Logik" überliest und man meine Postings als generelles Statement für einen Besatz von RBF liest. Das war nicht mein Anliegen sondern vielmehr die grundsätzliche Aussage, dass ein sich selbst erhaltender Stamm von (Wild- oder eben verwilderten) Fischen lieber ist als fangfähiger Besatz mit einer (ehemals) heimischen Art.

Viele Grüsse

Markus
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Klarstellung

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Hans und Markus!


Mit meinem Beitrag wollte ich nur heraus stellen, daß die getroffenen Maßnahmen zur Stärkung der Bachforellenbestände ein "Schuß in den Ofen" sind.

Geschwächt wurde dadurch die Bachforelle und (ungewollt) die Regenbogenforelle gestärkt.

Da ich schon vor einiger Zeit mit dem Thread "Kommt jetzt die Bachforelle dran?" darauf hingewiesen hatte, daß diese Maßnahmen nicht greifen, so wollte ich nun, da Ergebnisse vorliegen, dazu nochmals Stellung nehmen.

Das Ganze geht aber lustig weiter, denn der nächste in der Vernichtungsreihe ist der Huchen, siehe Thread "Todesfall Huchen".

Leider habe ich die Befürchtung, daß auch diesmal aus den Fehlern der Vergangenheit nichts gelernt wird.

Freundlichst
Gebhard
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Beitrag von Gammarus roeseli »

Hallo,

ich kann mir gut vorstellen dass vor allem in Deutschland viele die Regenbogenforelle als heimisch bezeichnen möchten, weil es in den zahlreich vom Menschen beeinträchtigten Salmonidengewässern oft die einzige überlebensfähige Salmonidenart ist!
Grosse Sorgen macht man sich sicherlich mittlerweile auch bei vielen noch sommerkühlen Salmonidengewässern wie lange ständig steigende Wassertemperaturen von Bf noch ertragen werden können. Für die meisten von uns ist mit Sicherheit eine nichtheimische (oder von mir aus Eingebürgerte) Rbf immer noch besser wie gar keine Forelle und für viel mehr wird in unserer Intensivgenutzten Kulturlandschaft vielerorts leider auch kaum Platz sein!

Hier kann man mal nachschauen, wie stark unsere Fliesgewässer verändert wurden!
Gewässerstruktur Deutschland:
http://www.bmu.de/files/bilder/allgemei ... rkarte.gif (Mit Maus auf Karte zeigen bis unten rechts Symbol zum vergrößern erscheint, anklicken zum vergrößern.)

http://www.bmu.de/files/bilder/allgemei ... lassen.gif

Gewässerstruktur Bayern:
http://www.landesentwicklung.bayern.de/ ... arte22.pdf
pehers hat geschrieben: Temperatur: Wenn der Anstieg der Wassertempereaturen ein Phänomen des Klimawandels wäre, träfe das flächendeckend für alle Gewässer einer hydrogeographischen Region zu. Die Toleranzgrenze für die Rfo liegt gerade mal um 1 ° C höher - wie mir ein bekannter Fischzüchter versichert.
Servus Hans!

Rbf sollen bei guten Bedingungen im Sommer 22°C ertragen, kurzzeitig sogar bis 27° C, da hält Bf einfach nicht mit!
Ich glaube 20°C und mehr ertragen Bf nur kurze Zeit.

Das mit der Toleranzgrenze von 1°C höher, verstehe ich wahrscheinlich ganz anders als wie du bzw. dein bekannter Fischzüchter es meint. Vielleicht kannst du dazu noch etwas sagen!


Grüße Christian
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Beitrag von pehers »

Servus GR!

Auch Äschen und Huchen sind Salmoniden und haben eine noch höhere Temperaturtoleranz! Es gibt - für die Zeit nach dem Klimawandel - außer der Bachforelle auch andere einheimische Fische! Dafür dass Angler bevorzugt Forellen fangen wollen, müssen wir uns nicht außer der Umwelterwärmung auch noch der Faunenverfälschung schuldig machen, oder?

Gewässerstruktur:
Das interpretierts Du leider völlig falsch! Nur der Vergleich früherer Karten mit aktuellen hat Aussagekraft und dieser Vergleich führt zum Ergebnis, dass sich sowohl die Gewässergüte als auch die Gewässerstrukturen in den letzten 25 Jahren ganz erheblich verbessert haben! Es gibt unbestreitbar noch Defizite, aber auch daran wird wg. der EU-WRRL engagiert gearbeitet (werden müssen)!

Temperatur:
Die von Dir zitierten Zahlen sind Laborversuchswerte aus alter Fachliteratur (da bleibt die Bfo um 2 °C zurück, bei der Reproduktion haben beide Arten die gleichen Werte und in ihrem natürlichen Lebensraum, der Forellen- u. oberen Äschenregion kommen solche Temperaturen (eben weil diese "sommerkühle Gewässer" sind) nicht vor!

Bei der Beurteilung, ob die Regenbogenforelle tatsächlich nachhaltig selbstreproduzierend eine erfolgreichere Alternative als die Bachforelle ist, sollte man die Bottleneckeffekte auf die Fischbestände kennen, die es eben für solche einzelnen Faktoren gibt: Selbst wenn die Regenbogenforelle bis zu eine Temperatur von 30°C leben könnte, aber für ihre Fortpflanzung und Brut die selben Bedingungen wie die Bachforelle braucht, wird sie nicht besser zurechtkommen mit einem warmen Gewässer!

Die Rede ist davon, dass alle (besonders wechselwarme) Organismen sogenannte Optimaltemperaturbereiche/-korridore (12 - 16° oder 14 - 18° z. B.) haben, in denen sie sich am wohlsten fühlen = am besten gedeihen (das ist weit entfernt vom Einfrieren bei 0°C und der Letaltemperatur die bei 27°C für Forellen liegen kann) und hat z. B. nichts mit deren optimalen Reproduktikonstempraturen zu tun. Auch die theorethische Letaltempratur ist abhängig von der Adaptionszeit und Konditon der Forellen und ganz stark von der Sauerstoff(über)sättigung!

Du siehst, dass das Problem wesentlich komplexer ist, als man auf den ersten Blick meinen würde und es meist dargestellt wird!

Beste Grüße,
Hans
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Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Freunde !

Früher gab es an jedem Fluß Auen, auch an den kleinen Gewässern.

Die Gebiete haben für organische Düngung gesorgt. Diese Gebiete wurden trockengelegt, dafür wurden Abwässer eingeleitet, die wiederum für Düngung sorgten.

Durch den massiven Bau von Kläranlagen sind nun diese Abwässer gereinigt, es fehlen aber die Aulandschaften und Hochmoore, welche für entsprechende organische Düngung sorgen sollten. Dadurch hat sich die Zahl der nahrunmgsarmen Gewässer vervielfacht und die Fischbestände wurden durch fehlende Nährtiere ausgedünnt.

Es ist also der Eintrag von Totholz und das Aufbrechen versinterten Gewässerbodens nötiger denn je.

freundlichst
Royal Coachman

PS: Mutter Natur braucht Unterstützung aber keine Bevormundung!
Der immer auf Seiten der Fische steht!
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Beitrag von pehers »

Servus!

Noch einmal zusammenfassend:

Es gibt unbestritten Gewässergüte- und -Strukturdefizite die die Rfo begünstigen. An deren Behebung wird gearbeitet - wir werden die Fortschritte noch erleben!

Aber nun die provokative Frage:

Kann irgend jemand in diesem Forum aus eigener Erfahrung oder wissenschaftlich dokumentiert berichten, dass in der klassischen Forellen- u. oberen Äschenregion subadulte und fortpflanzungsfähige Bachforellen wegen der Letaltemperaturüberschreitung von z. B. 26 °C ausnahmslos verendet sind (und deswegen für die weitere Bestandserhaltung ausfielen), während zeitgleich dagegen alle Rfo-Altersklassen überlebt haben und deshalb (besatzungestützt) selbstrreproduzierende Bestände bilden konnten?

Da würde ich echt blöd schauen!

L.G.
Hans
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