Hallo,
freue mich sehr das es euch interessiert und gefällt.
Und ich bin froh das ich auch im Moment die Zeit habe um so ausführlich den Werdegang des Bindestockes hier zu dokumentieren.
Jedenfalls dauerte es nicht lange und ich merkte das die jetzigen Spannbacken einfach zu dick waren.
Das Spannen klappte allerdings super! Aber zufriedenstellend war es leider doch nicht.
Als dann noch der nette Mindelpeter ein Bild des Bindestocks auf meiner FB Seite kommentierte das ich dort mit meinen Freunden teilte und er mich darauf aufmerksam machte das es gut ist wenn man am Haken Platz hat zum binden kam ich wieder ins grübeln......... Danke dafür Peter
Im Netz holte ich mir ein paar Inspirationen bekannter Bindestöcke und in meinem Kopf reifte eine Form heran wie die neuen Spannbacken aussehen könnten und die mir richtig gut gefiel. Am nächsten Tag auf der Arbeit war der erste Gang noch vor Arbeitsbeginn die Schrott bzw. Reststückkiste und zack hatte ich auch schon einen passenden Brocken Stahl für die zukünftige Existenz meiner zukünftigen Spannbacken auserkoren. Es war ein 20 x 30mm und 80mm langer Brocken Vierkantstahl. Die Idee erst mal einen ganzen Brocken zu machen um ihn später auseinander zu schneiden hatte ich von Anfang an da mir das viel Zeit ersparen würde.
Ich machte ihn mit Aceton Fett und Öl frei und färbte alle Seiten mit einem schwarzen Stift ein um mit der Anreißnadel und Anschlagwinkel ein paar Anrisse zu machen. Nach Feierabend ging es dann an eine konventionelle Fräsmaschine und ich stellte mit einem guten Schruppfräser erst mal die Grundform her. Leider habe ich nur ein Bild davon:
Danach ging es dann Stück für Stück weiter, alle Flächen schliff ich sauber und das Teil bekam schon in der CNC Fräse ein Langloch für die spätere vordere Parallellagerung. Auch die Fläche die an das Knie geschraubt wurde musste ich in genau diesem Winkel anbringen das sich der Hakenschenkelbereich später wieder in der Drehmitte der Lagerwelle befindet wenn man die Sache später dreht. Das war etwas kniffelig stellte aber kein Problem dar. Auch das Loch bzw. die Flachsenkung für die Befestigungsschraube zum Anbringen an das Knie ging ich gleich an. Der vordere Lagerkern wurde derweil von einem netten Arbeitskollegen aus einem anderen 20mm starken Stahlklotz herausgeschnitten per Drahterosion. Mit Drahterosion ist die Herstellung von Teilen im tausendstel Bereich möglich ( um kurz zu erläutern was das ist ). Allerdings ließ ich den Kern 0.03mm kleiner schneiden im Umfang als das Langloch in meinen Spannbacken. Desweitern bekam der Brocken schon die hintere innere 3mm Passstiftbohrung und das M5 Gewinde für die Spätere Rändelschraube zum Spannen. Das zu bohren war auch etwas kniffelig aber realisierbar. Später sollte dann in dem einen Spannbacken der 3mm Passstift fest eingepresst sein und in der gegenüberliegenden Spannbacke auch eine 3,01mm Passung um die Parallelität beider Spannbacken zu erreichen. Diese Bohrung aber nur auf einer Bohrungslänge von 3mm der Rest nach außen hin sollte dann M 5 Gewinde sein für die Spannschraube. Wenn man nun dort dann das Gewinde der Rändelschraube einschraubt drückt dieses auf den Passstift und die Backen werden hinten auseinander gedrückt und die Spannbacken klemmen dann vorne an der Spitze.
Der Fertigungsabschnitt war dann wie folgt:
Somit war es schon fast geschafft, weiter ging es dann an einem anderen Feierabend.
Der vordere Lagerkern bekam eine M4 Bohrung verpasst für die Rändelschraube zur Einstellung der späteren benötigten Spaltbreite des jeweiligen Hakens. Außerdem schob ich den Kern in das Langloch spannte alles zusammen ein und bohrte auf der einen Mitte der späteren Spannbackenhälfte eine 4H7 Bohrung durch Spannbacke und Kern für die spätere Verstiftung.
Als das gemacht war wurden alle Flächen und Bohrungen, Senkungen gefinisht. Das Teil in Aceton gespült und ohne es mit fettigen Händen anzufassen in Härtefolie gewickelt. Nun wartete das Teil darauf mit einem Schwung anderer betrieblicher Teile für eine gute Stunde im Härteofen zu verschwinden um bei 800 bis 820° grad durch zu glühen. Danach erfolgte dann das vorsichtige Abschrecken im Ölbad wobei auch ein einzigartiges Oberflächenbild entstand. Nach dem Abkühlen und entfetten putzte ich das Teil wieder schön sauber an einem Schleifvlies Mobb und es konnte danach das Anlassen des Teiles erfolgen. Gaaaanz langsam auf 200° bis 230° grad, nach erreichen dieser Temperatur blieb es dann 4 Stunden so im Ofen und kühlte ganz Langsam aus. Nach dem erkalten wurde es nochmal ganz langsam auf 100°grad erwärmt und es lag nochmal für ein paar Stunden im Ofen um alle Materialspannungen abzubauen.
So schaute die Sache dann aus:
Auf dem letzten Bild sieht man in der Mitte schon ein Anriss der Trennlinie. Ich wollte damit erneut kontrollieren ob das Teil seine Form nach dem Härten behalten hat und sich nichts verzogen hat. Sah aber alles top aus.
Ein paar Tage Später dann kam die große Stunde, der Arbeitskollege an den Erodiermaschinen hatte eine Maschine frei und nachdem ich höflich meinen Chef um Erlaubnis gefragt hatte konnte ich das Teil in der Mitte auseinanderschneiden lassen. Das dauerte rund 45Min.
So ein Trennschnitt beim Drahterodieren beträgt nur ein paar Zehntel Millimeter welcher auch immer auf die verwendete Drahtstärke an kommt. Bei meinen Spannbacken ging dadurch nur 0,3mm Material verloren.
Im vorderen Bereich der Spannbacken stach ich noch bei beiden Teilen an selber Stelle mit einem kleinen Vollhartmetall Fräser zwei Flachsenkungen ein in denen ein Schraubenfederchen seinen Platz einnahm.
Somit war die Sache zum Zusammenbau bereit was ruck zuck von der Hand ging. Ungeduldig Zuhause angekommen wurden die Spannbacken getauscht.
Hier noch ein paar Bilder davon.:
So weit der aktuelle Stand. Im Moment spuckt mir noch eine Halterung für eine Feder durch den Kopf im Bereich des Knies um dort Material nach hinten wegspannen zu können. Rippungsdraht etc.....
Wenn sich was neues auftut werde ich es hier nachreichen.
Ich hoffe euch hat es bis hier hin gefallen.