Voll daneben !

Hier geht es um wichtige Belange wie Naturschutz, sinnvolle Gewässer-Bewirtschaftung, schonender Umgang mit Umwelt und Kreatur, Ärgernisse (Schlagthemen) wie Klein-Wasserkraft & Kormoran und Rechtliches.

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Royal Coachman
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Voll daneben !

Beitrag von Royal Coachman »

Voll daneben !


Vor ca 5 Jahren wurde von den Biologen erklärt, die RB sei nicht mehr erwünscht, da nicht einheimisch (auch dies wäre schon zu hinterfragen!). Darauf hin wurde in Gewässern mit Bachforellenbestand ein Verbot von RB-Besatz erlassen, wobei die Gründe damals wie heute fadenscheinig und schlecht begründet waren.
Aber soweit so gut!

Nun ist es aber an der Zeit sich mit den Auswirkungen auseinander zu setzen.

Was ist also geschehen? Dadurch, dass kein RB-Besatz mehr eingebracht wurde, haben nur die stärksten, schlauesten und vorsichtigsten RB-Forellen überlebt. Diese natürliche Auslese wurde verstärkt durch ein Auseinanderkreuzen der verschiedenen Stämme mit unterschiedlichen Laichzeiten (Februar-Mai). Der RB wurde dadurch die Möglichkeit gegeben, selbstreproduzierende Stämme zu bilden, also genau das Gegenteil vom gewünschten. Der Zeitraum 5 Jahre stimmt auch, man fängt plötzlich extrem kampfstarke Fische in der Größenordnung von 35-45 cm ohne die bekannten Merkmale von Besatzforellen, in Gewässern, in denen seit Jahren keinerlei RB-Besatz vorgenommen wurde.

Wodurch wurde dies begünstigt?
An erster Stelle steht wohl die Erwärmung unserer Gewässer, die Bachforelle macht es halt nur bis ca 13-15Grad, da hält die RB natürlich schon mehr aus, nämlich ca 18-20 Grad und außerdem braucht sie, im Gegensatz zu RB Unterstände und da fehlt es in unseren Gewässern grob.

Zweitens richtet sich Mutter Natur nun mal nicht nach Wissenschaftlern, sondern nach den Gegebenheiten, siehe verändertes Verhalten der Äschen binnen 10 Jahren!

Drittens und das ist für mich der traurigste Punkt, durch die gesetzlichen Vorgaben zwecks Besatz, wurden nun massiv Bachforellen besetzt, nur leider hat man aus den Fehlern der Vergangenheit nichts gelernt. Alle wollen ihren Fisch fangen und zwar in entsprechender Größe, also Bachforellen 40+! Dass diese Besatzpolitik die Restbestände der Bachforelle zum Zusammenbrechen führen muss, war zwar einigen klar, die Rufer in der Wüste wurden aber nicht gehört.

Arme Bachforelle, der Lebensraum wird eingeengt, kein Totholz, keine Unterstände, ein starker Befischungsdruck und eine erhöhte Wassertemperatur!

REST IN PEACE !

Ein trauriger

Royal Coachman

PS: ob die Tenside, die mittlerweile auch im Grundwasser nachweisbar sind, da auch noch eine Rolle spielen, wird sich weisen!
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henkiboy
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Re: Voll daneben!

Beitrag von henkiboy »

Hallo Royal Coachman,
im Grunde genommen muss ich dir bei deinen Feststellungen soweit Recht geben.
In einem widerspreche ich dir allerdings, sofern ich dein Posting richtig aufgefasst habe:
Ich bin gegen einen Besatz mit Regenbogenforellen. Warum sollte man ein Gewässer was eigentlich für einen Forellenbesatz aufgrund der vorherrschenden Temperatur bzw. der Struktur ungeeignet ist künstlich durch das Einbringen einer nicht heimischen Art aufwerten wollen? In geeigneten und bachforellentauglichen Gewässern haben meiner Meinung nach Regenbogner nichts zu suchen, da sie ökologisch die gleiche Niesche beanspruchen und auf Dauer den Bestand der Bafos gefährden. Bachforellen streichen übrigens nicht schon bei 15 Grad die Segel. Sonst gäbe es in Norddeutschland bzw. Süddänemark keine natürlichen Vorkommen. Auch hier am Niederrhein gibt es spärlich natürliche Vorkommen (z.B. Rur bei Düren) obwohl die Wassertemperaturen kurzfristig teilweise kritisch hoch sind (20 Grad). Solange die globale Erwärmung schleichend voran geht werden sich die Tiere im Zuge der Evolution an diese Gegebenheiten anpassen und immer Widerstandsfähiger werden. Wo ich dir aber wieder vollkommen zustimme ist der Umstand das zwar viel hinsichtlich Besatz getan und versucht wird...teils auch in verkehrter Weise...kaum jemand aber die Struktur unserer Gewässer beachtet. Das Einbringen von Totholz, Kiesbänken oder großen Steinen in unsere Gewässer ist dabei so einfach, kostengünstig und unkompliziert!

In diesem Sinne
TL
D. Henkes

PS.: Rufer in der Wüste werden selten gehört, da sie meist kritisch und damit unbequem sind. Das ist ein Effekt der durch die moderne Gesellschaft hierzulande geprägt und gefördert wird.
Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat sich selbst zu beherrschen !
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greypanther
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Beitrag von greypanther »

Hallo Royal Coachman,

Was ist für Dich eigentlich “total daneben”? Der durch „beschränkte“ Wissenschaftler gestoppte Besatz mit Regenbogenforellen, der falsche Besatz mit Bachforellen, die mangelnde Biotop-Pflege oder die globale Erwärmung?
So ganz, das muss ich leider gestehen, erfasse ich den Sinn Deines Beitrages noch nicht.

Natürlich, fast überall ist auch wegen der Gründe, die Du angeführt hast, ein Rückgang der wilden, endemischen BF-Stämmen zu beobachten. Und, genau wie Du, bedauere ich das ebenfalls sehr.
Aber, wir leben in einem mittlerweile vom Menschen weitgehend geprägten Ökosystem Erde. Nichts bleibt so wie es ist. Die menschengemachten Einflüsse verändern die „Natur“ überall. Das mag man bedauern, ist aber nicht mehr zu ändern. Und, ein „zurück zur Natur“ gibt es nicht. Wir müssen deshalb das Beste aus der Situation machen in die uns die Fehler der Vergangenheit hinein manöveriert haben. D.h. wir alle als Fliegenfischer sind gefragt, unseren Einfluss in Vereinen, bei Gewässer-Pächtern und Fischereirechts-Inhabern geltend zu machen und uns für eine sinnvolle Besatzpolitik, die Habitat-Pflege, die Reinhaltung der Gewässer und die Beschränkung unserer (Fang)Gier mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln einzusetzen.
Ein Klagelied über die, zugegebener Maßen, bedenklichen Zustände an vielen Stellen in unseren Gewässern anzustimmen, das reicht halt nicht.

@D. Henkes
Solange die globale Erwärmung schleichend voran geht werden sich die Tiere im Zuge der Evolution an diese Gegebenheiten anpassen und immer Widerstandsfähiger werden.
Nur kurz am Rande bemerkt: die globale Erwärmung wird sich in den nächsten 50 Jahren abspielen, evolutionäre Veränderungen benötigen dann doch erheblich längere Zeiträume. Auch diese Hoffnung auf ein „Hintertürchen“ wird enttäuscht werden.

Beste Grüße
Klaus
Gruß
Klaus


"Man kann nicht zweimal in den selben Fluss steigen"
Platon (panta rhei)
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RB

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Henk !

Du hast mich falsch verstanden, es gibt die RB fast überall und
zwar als wilde Bestände. Das kommt erst jetzt heraus, da man keine mehr besetzt.

Gleichzeitig wird mit dem vermehrten Besatz von Bachforellen
und zwar in fangfähiger Größe der bestehende Bestand an wilden Bachforellen schwer geschädigt bzw sogar vernichtet.

Das mit dem Verdrängen der Bafo durch die RB kann ich aus meinen gemachten Erfahrungen nicht bestätigen. Die Rb verdrängt die Bafo in keinster Weise, da sie
1. andere Standplätze bevorzugt
2. unterschiedliche Laichzeiten hat
3. bei weitem nicht so räuberisch veranlagt ist wie die Bafo

Der derzeit dramatische Rückgang an wilden Bachforellen liegt in erster Linie an den schlechter werdenden Lebensbedingungen und am massiven
Besatz und nicht an der RB. Wenn die Entwicklung so weiter geht, wird die Bachforelle aus vielen Bächen und Flüssen verschwinden und wir haben
dazu kräftig beigetragen.

freundlichst
RC

PS: ich frage mich ernsthaft, warum man einer Fischart, die seit 120 Jahren bei uns heimisch ist, ihr Existenzrecht aberkennt.
Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: ich bin gegen das Einbringen von RB in Gewässer, die ausschließlich Bafos berherbergen.
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maggus
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Beitrag von maggus »

Hi Royal Coachman,

ich verstehe deine Sorgen um den einheimischen Bachforellenbestand... Aber was meinst Du wäre ein Ausweg aus der Misere? Wenn ich Dich richtig verstehe führt ein Besatzverzicht mit Regenbogenforellen aufgrund einer Durchkreuzung zu einem Verlust des genetischen Pools der einheimischen Bachforellen... Aber ein gezielter Besatz mit einheimischen (quasi "guten") Bachforellen müsste dem doch entgegenwirken?

Ich finde es auch sehr schade dass immer nur an Besatz gedacht wird und nicht daran, die Lebensbedingungen für einheimische Fischarten zu verbessern... Ein sehr positives Gegenbeispiel ist jedoch die Renaturierung der Isar im Stadtgebiet von München! Ich bin immer wieder begeistert, dass in der heutigen Zeit so etwas möglich ist und die Gewässerverbauungs-Sünden der Vergangenheit zumindest abgemildert werden... Vom Lech habe ich gehört, dass verschlammte Bereiche wieder für Kieslaicher renaturiert werden... Inwieweit das aber bei einem über 20 mal gestauten "Voralpenfluss" bzw. sequentiell fliessenden Voralpensee dauerhaft erfolgreich sein wird bleibt wohl abzuwarten... Ich glaube in einem natürlichen Voralpenfluss, der echte Hochwässer erlebt müsste man keinen Kieslaicherplatz von Schlamm befreien...

Das Thema Durchkreuzung von RB mit BF finde ich sehr interessant... Vor einer Woche habe ich in der Isar eine schöne Bachforelle gefangen, die eine sehr ungewohnte Färbung aufwies... Vielleicht eine Kreuzung?

so long

Markus
Olaf Kurth
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Beitrag von Olaf Kurth »

Sorry Markus,

so, wie ich Gebhard (RC) verstanden habe, hat er die Kreuzung der domestizierten Bachforellenstämme vom Züchter mit den wildlebenden BF-Stämmen gemeint und damit ihren Verlust bzw. Druchmischung.

Eine Kreuzung zwischen BF und RB wäre mir neu (auch wenn sie überschneidende Laichzeiten haben, BF=Dez.-März, RB=Dez.-Mai). Sehr wohl gibt es hybride Kreuzungen zwischen Bachforellen und Bachsaiblingen, die sogenannten "Tigerfische". Vielleicht meintest du das ja?

Gruß, Olaf

PS: In manchen unserer Nebenbäche laichen RB definitiv ab denn wir haben schon aus kleinsten Rinnsaalen (ohne Verbingung zu anderen Gewässern) RB-Brut nachgewiesen. Das Laichgeschäft der RB lässt sich übrigens auch beobachten.
Und Gott sprach zu den Steinen im Fluss: "Wollt ihr Mitglieder der UNERSCHROCKENEN werden?" Und die Steine antworteten: "Nein Herr, dafür sind wir nicht hart genug."
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maggus
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Beitrag von maggus »

Hi Olaf,

vielen Dank für die schnelle Erklärung... Das klingt logisch und jetzt verstehe ich es! Von einer Kreuzung zwischen BF und RB habe ich auch noch nie etwas gehört und daher hatte mich das Thema sehr interessiert... Die Kreuzungen zwischen BF und Saibling in beide Richtungen sind mir bekannt! An die Überschneidung der Laichzeiten bei BF und RB hatte ich gar nicht gedacht.. :-)

Ganz allgemein würde mich interessieren, wie der Bachforellenbesatz üblicherweise durchgeführt wird... Ideal wäre doch, aus einem einheimischen Gewässer laichbereite Fische per Elektrobefischung zu fangen, abzustreifen, zurückzusetzen und die daraus resultierenden Fische zur Zucht zu verwenden... Wird so etwas gemacht oder "blind" nach Art auch fremder Herkunft besetzt?

Gruss Markus
Royal Coachman
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Laichfische

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Markus !

Hier liegt ein Hauptproblem, alle wollen ihre Fische fangen und zwar in entsprechender Größe, die Menge an benötigtem Besatzmaterial ist in dieser Qualität (einheimisch) nicht lieferbar. Außerdem ist es nicht so einfach, denn Jungfische aus wildem Laich nehmen nur zu 5-8% Kunstfutter an. Normalerweise wird mit diesen weitergezüchtet, das nächste Mal sind es dann schon 20 % usw.

Die Nachfrage nach Bachforellen ist ungeheuer gestiegen und will befriedigt werden, ich sehe keinen Ausweg aus dieser verfahrenen Situation, außer das Fischen massiv ein zu schränken. Weil Du München und die Isar erwähnt hast, sieht wunderbar aus, es gibt aber kaum Fische darinnen, außer den gesetzten Huchen, Bafos usw.

Wir werden in einigen Jahren reumütig zur RB zurückkehren, die inzwischen durch Besatzsperre Zeit hatte, selbstreproduzierende Stämme zu entwickeln, denn wenn die Gewässer sich nicht mehr für die Bafo eignen, wird diese verschwinden oder nur mehr in kleinen Inselpopulationen nachweisbar sein.

freundlichst
Royal Coachman

PS: der Befischungsdruck auf die Bachforelle ist einfach zu stark!
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maggus
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Beitrag von maggus »

Hi Royal Coachman,

vielen Dank für die schnelle Antwort... ich wusste nicht, dass Fische aus wildem Laich schwierig aufzuziehen sind... Aber man lernt ja nie aus... Ich kann mir gut vorstellen, dass die Nachfrage nach guten Besatzbachforellen sehr hoch ist... Vermutlich würde die AUfzucht von wildem Laich den Bedarf auch nirmals decken können... schön wäre es aber....

Grundsätzlich hast du wahrscheinlich recht, dass in der Isar überwiegend besetzte Forellen und Huchen anzutreffen sind.... Aber dennoch habe ich an manchen Stellen im zeitigen Frühjahr recht viele Laichgruben im Kies entdeckt, die meiner Meinung nach auf Forellen und evtl auch Äschen zurückzuführen sein könnten... Es gibt also auch Hoffnung! :-)

Gruss Markus

p.s. Natürlich ist der Befischungsdruck an den meisten Gewässern viel zu hoch!
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Hallo Markus !

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Markus !

Anscheinend habe ich mich etwas mißverstänlich ausgedrückt.

Ich wollte eigentlich an Hand des Beispieles RB darstellen, daß hier ein völlig falscher Weg eingeschlagen wurde, der als Nebeneffekt von vielen unerwünscht, zur (qualitativen) Stärkung der RB geführt hat, aber gleichzeitig die Bachforelle schwächt.

Wenn man die Bachforelle wirklich fördern will so kann dies nur über Einbringung von Totholz, Schaffung von Unterständen, Aufbrechen von versinterten Laichbetten sowie Einbringen von Laich mittels Boxen geschehen. Allerdings, und das sehe ich als größtes Problem an, müßte der Befischungsdruck massiv vermindert werden, zumindest zeitweise.

Ich befische ein Bachforellen-Gewässer, das am 1. April geöffnet und am 15. September geschlossen wird, sodaß mehr als ein halbes Jahr die Fische Zeit haben ungestört zu wachsen und sich zu vermehren. Daß hier ausgewogene Bestände (alle Größen) an Bachforellen bestehen braucht niemand wundern. Das wäre aber bei einem größeren Verein wahrscheinlich nicht durchsetzbar.

Etwas zur Klarheit meines Beitrages beigetragen hat hoffentlich

Euer
Royal Coachman
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Olaf Kurth
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Beitrag von Olaf Kurth »

Moin Markus,

Gebhard hat die wichtigsten Punkte bereits angeführt. Neben dem enormen, vereinseigenen Befischungsdruck kommt auch der große Aufwand für die erwähnten Projekte ins Spiel. Nicht viele Vereine besitzen eine ökologisch ausgebildete Mannschaft, die sinnvolle Habitat-Verbesserungen vornehmen kann. Wenn doch, dann brauchen diese Kollegen einen breiten Rücken, denn viele von uns kennen die Rückschläge durch bürokratische, bzw. ideologische Hürden. Manchmal hilft dann nur noch die ideelle Hoffnung auf "bessere Zeiten".

Ob rätselhaftes Bachforellensterben in den Traumrevieren oder massive "Kormoran-Schäden- über Nacht" - bei vielen Problemen stehen wir als aktive Naturschützer mit dem Rücken zur Wand und müssen uns für unsere Gewässer einsetzen. Renaturierungsmaßnahmen von Vereinen, Privatpächtern oder Fischereigenossenschaften zeigen länderübergreifend, dass wir immer "hart am Ball" bleiben und uns für den Bestand unserer Umwelt einsetzen.

Gruß, Olaf


PS: Sollte keine Lobhudelei werden, aber unsere Projekte z.B. an der Boize, der Ilm, der Oberen Sieg oder an der Isar sollten gewürdigt werden. Unsere Arbeit ist ja das beste Beispiel für praktizierten Gemeinnutz.
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maggus
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Beitrag von maggus »

Hallo Royal Coachman, hallo Olaf,

vielen Dank für die Erklärungen. Jetzt verstehe ich Deine Bedenken besser. Ja, eine Reduzierung des Befischungsdrucks in Kombination mit weiteren Massnahmen, wie Totholz einbringen, Laichplätze schaffen und v.a. die Durchgängigkeit der Gewässer sicherstellen, wären wünschenswert! Leider ist das wohl wirklich an grossen Gewässern schwierig oder zumindest teuer... :-(

Ein guter Anfang wäre ja schonmal wenn die Fische die Laichgründe überhaupt erreichen könnten... Und dann wartet dann doch der Kormoran oder der Gänseseger? Es ist wirklich schwierig und wirkt manchmal wie ein Kampf gegen Windmühlen...

Gruss Markus
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Beitrag von Gammarus roeseli »

Servus,

auch eine Möglichkeit den Bachforellenbeständen etwas zu helfen wäre vielleicht das Schonmaß zu erhöhen! Das gesetzliche Maß z.B. in Bayern 26 cm.
In den Salmonidengewässern die ich befische liegt das Schonmaß zwischen 26 und 30cm.

Ein Schonmaß in den kleineren Bächen 30cm und in den größeren Bächen oder kleineren Flüssen zwischen 35 und 45cm wäre meiner Ansicht nach nicht verkehrt und auch sinnvoll! Größere Laichfische in den entsprechenden Salmonidengewässern wirken sich möglicherweise auch noch positiv auf z.B. natürliche Reproduktion aus.

Grüße Christian
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Beitrag von Maggov »

Hallo zusammen,

endlich hatte ich Gelegenheit diesen Thread zu lesen und möchte dazu auch meinen Senf abgeben:

Natürlich ist die sich selbst reproduzierende, wildlebende Bachforelle das Ideal. Natürlich gibt es noch (Privat?)Gewässer wo Eibesatz, gar kein Besatz reduzierter Befischungsdruck usw. gelebt wird.

Trotzdem:
1. Mir ist eine sich selbst reproduzierende RB 100-mal lieber als eine gesetzte Bachforelle.
2. wenn die Wasserqualität die Mortatlitätsrate der BF deutlich steigert halte ich es für unverantwortlich weiter mit Bachforellen zu besetzten - ich schmeisse die Fische ja auch nicht auf die Strasse weil 5 von Hundert in einer Pfütze landen oder ins Wasser hüpfen und so doch überleben (vorsicht - dieser Satz enthält Spuren von Ironie und Übertreibung!).
3. Ich sehe das ähnlich wie Gebhard - die Regenbogenforelle ist vor so vielen Jahren eingeführt worden, dass man sich schwer tut diese nicht mehr als heimisch zu definieren. Wenn das so ist, dann sind 50% aller Bundesbürger auch keine Deutschen, da ein Elternteil irgendeiner Generation innerhalb der letzten 120 Jahre aus dem Ausland zugewandert ist (vorsicht - auch dieser Satz enthält Spuren von Ironie und Übertreibung!). Ein Karpfen wurde ebenfalls eingebürgert - der Zander auch, aber da schreit keiner und haut fleissig in die Gewässer rein. Der Flussbarsch und die Brachsen waren halt nicht gut genug...
4. Struktur geht immer vor Besatz. Strukturen fördern die Überlebensrate der Fische (Schutz), das Nahrungsaufkommen sowie die Produktivität eines Wasser (Laichplätze, Nahrung, Ruhezonen, Schutz vor Räubern & Anglern).
5. Das Schonmaß ist vielleicht ein Zeichen - leider entnehmen wenige Fischer (sieht man mal vom Jugendangler der seine erste Forelle fängt) kaum einen Fisch mit 26 cm wenn grösser besetzt wird - Im Gegenteil! Die Fanglimits sind eh' immer zu niedrig, da muss ich nach 3 Fingerlingen schon aufhören und so wird ein vernagelter Kleinfisch gerne zurückgesetzt in der Hoffnung, dass gleich der 40-er Satzfisch beisst (vorsicht - ... Ihr wisst schon).

Die Konsequenz: ich gebe Gebhard gerne recht! Struktur hilft mehr als ein weiteres sinnvolles Verbot. Wenn Besatz, dann mit einem Nachhaltigkeitsanspruch und nicht auf Druck von Milchmädchenrechnung der Fischer (Preis Jahreskarte = x an Fisch). Am besten wäre es natürlich die Leute denken bzgl. der Konsequenzen Ihres Handelns am Wasser nach und handeln entsprechend aber da muss sich das Klima wohl noch sehr stark für dieses "Ideal" erwärmen bis die Einsicht folgt.

Liebe Grüsse und nix für ungut

Markus
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Beitrag von pehers »

Servus Markus!

Leider sind das tw. nur Scheinargumente, die Du hier ins Treffen führst und ich möchte darauf gerne eingehen:
1. Mir ist eine sich selbst reproduzierende RB 100-mal lieber als eine gesetzte Bachforelle.
Wo sich Rf erfolgreich selbst reproduzieren, können das in aller Regel auch Bachforellen oder Äschen.
2. wenn die Wasserqualität die Mortatlitätsrate der BF deutlich steigert halte ich es für unverantwortlich weiter mit Bachforellen zu besetzten - ich schmeisse die Fische ja auch nicht auf die Strasse weil 5 von Hundert in einer Pfütze landen oder ins Wasser hüpfen und so doch überleben (vorsicht - dieser Satz enthält Spuren von Ironie und Übertreibung!).
Vorsicht, was du beschreibst ist leider die verbreitetste Besatzpraxis (nur sehr kleine Übertreibung)!
3. Ich sehe das ähnlich wie Gebhard - die Regenbogenforelle ist vor so vielen Jahren eingeführt worden, dass man sich schwer tut diese nicht mehr als heimisch zu definieren.
Die Definition hat der Gesetzgeber (auch für andere Tierarten: Waschbär, Bisam, Mink, Marderhund usw.) festgelgt - sie ist nicht der Beliebikgkeit von Rf-Fans freigestellt!
Wenn das so ist, dann sind 50% aller Bundesbürger auch keine Deutschen, da ein Elternteil irgendeiner Generation innerhalb der letzten 120 Jahre aus dem Ausland zugewandert ist (vorsicht - auch dieser Satz enthält Spuren von Ironie und Übertreibung!).
Das ist ein eher skurriler Vergleich, der überdies hinkt - Rassen (wenn man dieses Wort überhaupt noch benutzen darf) unter Menschen unterscheiden sich - wie gehört - durch weniger Gene als Blonde und Brünette ... das kann man von Rbf und Bf nicht behaupten - die können nicht mal gekreuzt werden. Bei uns Menschen ist das zum Glück anders...

Der Wildkarpfen und der Wels sind in Deutschland auch im Rheinsystem schon in der Jungsteinzeit zweifelsfrei nachgewiesen, der Zander zumindest genau so lange im Donauraum. Die "Einbürgerungen" durch von dem Borne um die vorige Jahrhundertwende dienten der damals in Mode gekommenen "Blutauffrischung".

4. Struktur geht immer vor Besatz. Strukturen fördern die Überlebensrate der Fische (Schutz), das Nahrungsaufkommen sowie die Produktivität eines Wasser (Laichplätze, Nahrung, Ruhezonen, Schutz vor Räubern & Anglern).
Schutz und Förderung einheimischer Arten geht immer vor Eingebürgerten!

Kern des Problems ist und bleibt der Umgang mit unseren Ressourcen (das meinte glaube ich auch RC) und nicht, welchen Fisch man fördert: Wo die BF "auf die Straße" geworfen wird, ist eine Bewirtschaftung mit RBF meist genausowenig sinnvoll! ich kenne sehr viele Gewässer, die jenseitig sind für beide Arten und trotzdem mit RBF besetzt werden, um noch eine Fischerei zu gewährleisten!

L.G.
Hans
www.soulfishing.eu
I still don't know why I fish or why other men fish, except that we like it and it makes us think and feel. (Roderick L. Haig-Brown, A River Never Sleeps)
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