Deutschland: Fischsterben auf Rügen begann Heiligabend Massenhaftes Fischsterben im Jasmunder Bodden gibt weiterhin Rätsel auf. Hier kommt eine Chronologie der Vorkommnisse, aktuelle Pressemeldungen sowie Links zu Filmen und weiteren Veröffentlichungen. |
Aktion
Gewässerreinigung (Foto: Claudia Thürmer, LAV Pressesprecherin)
|
In
Nordostdeutschlands beliebtesten Angelrevier und Urlaubsgebiet und hier
in den den ausgedehnten Jasmunder Boddengewässern breitet sich seit
Ende Dezember 2021 ein massives Fischsterben aus, deren Ursache nach jetzt
angelaufenen Untersuchungen zwar vermutet, jedoch bislang nicht eindeutig
ermittelt werden konnte. Eine vorsorgliche Empfehlung der Obersten Fischereibehörde
M-V auf derzeitigen Angel- und Fischerei- sowie Fischverzehrverzicht wurde
ebenfalls bereits ausgesprochen.
Viele von Euch kennen das Revier und üben dort mehr oder weniger regelmäßig die Fliegenfischerei auf Hecht & Co.aus. Wir möchten den interessierten Leser deshalb auf den aktuellen Kenntnisstand setzen und hier laufend zu den Ergebnissen berichten. Zahlreiche Medien von Presse und Fernsehen haben dazu bereits mehr oder weniger ausführlich berichtet, es liegen Online-Artikel, Presse-Mitteilungen und Film-Links vor, von denen wir nachfolgend auch eine Auswahl vorstellen. Zunächst
zwei Pressemitteilungen/Veröffentlichungen des Landesanglerverbandes
Mecklemburg-Vorpommern (LAV).
|
Fischsterben
auf Rügen begann Heiligabend
11. JAN 2022 Auf Rügen wurden im Seegebiet des Kleinen Jasmunder Bodden massenweise tote Fische entdeckt. Das war am Heiligabend '21. Betroffen waren verschiedenste Fischarten vor allem Brassen, aber auch Zander, Hechte, Aale, Barsche trieben immer wieder im ufernahen Wasser. Der LAV MV reagierte nach den Hinweisen durch seine Angler vor Ort sofort und alarmierte innerhalb kürzester Zeit alle relevanten Behörden. Dies war also der Auftakt eines massenhaften Fischsterbens. Von Weihnachten an landeten in den Ufergebieten tagtäglich über Wochen immer wieder verendete Tiere an. Erste Gewässerproben der Unteren Wasserbehörde Landkreis Vorpommern-Rügen vom 25. Dezember ergaben keinerlei Auffälligkeiten. Der Sauerstoffgehalt entsprach der Norm und Gifte waren nicht nachweisbar. Daraufhin entnahm auch der LAV MV eigene Wasserproben, die weiterreichende Untersuchungsmöglichkeiten für biotoxikologische Werte boten und übersandte diese an die Industrie- und Umweltlaboratorium Vorpommern GmbH nach Greifswald. Auch diese Proben ergaben keine Hinweise. Auch die Proben des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Rostock (LALLF) und des Meereskundemuseums sind nicht aufschlussreicher. Forscher, Angler und Politiker sehen sich vor einem Rätsel. Die massenweise angeschwemmten Fische mussten aus dem Wasser geborgen werden. So warb das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Vorpommern (STALU VP) am Donnerstag, dem 6. Januar, beim Landesanglerverband um Mithilfe. Es wurde sofort eine Telefonkonferenz unter der Leitung des STALUs einberufen. Mit dabei der LAV MV und der Landkreis Vorpommern Rügen. Am Freitagmorgen trafen sich dann vor Ort in Lietzow, direkt am Kleinen Jasmunder Bodden, das STALU, der LAV, der Landkreis VP, das Amt Bergen, das Technische Hilfwerk (THW) und der örtliche Wasser- und Bodenverband sowie der Bürgermeister der besonders vom Fischsterben betroffenen Gemeinde Lietzow. Schnell zeigte sich, welche Aufgaben anstehen und wer was genau davon umsetzen kann. Am Montag sollte dann sehr kurzfristig die Großaktion gestartet werden. Der vom LAV in Umlauf gebrachte Aufruf aktivierte über das Wochenende die Petrijünger. Am frühen Montagmorgen des 10. Januar rollten gut 70 Angler und Anglerinnen, weiterhin Mitarbeiter des Biosphärenreservates und des Landkreises in Lietzow ein. Das Technische Hilfswerk brachte umfassendes Equipment zum Einsatz und das STALU VP managte die Aktion. Nach einer Lagebesprechung wurden drei große Teams aus Anglern, Mitarbeitern der Behörden und des THW´s gebildet. Die Helfer schwärmten aus und sammelten stundenlang bei 2 Grad Luft- und Wassertemperatur Fisch um Fisch aus den bewegten Fluten und den schilfbewachsenen Uferbereichen. Die Kadaver wurden an diesem ersten Tag innerhalb von vier Stunden per Hand, Kescher und Forke eingesammelt und mit Booten herangefahren. In den Containern sammelten sich viele Tonnen Fisch. Ein wirklich trauriger Anblick und die Ratlosigkeit war den Verantwortlichen wie auch Helfern vor Ort anzusehen. Diese Tiere wurden nach dem Zusammentragen der Tierkörperbeseitigungsanlage Secanim GmbH übergeben. |
Aktion
Gewässerreinigung. Helfer kamen zahlreich. (Fotos: Claudia Thürmer,
LAV Pressesprecherin)
|
Der
Stand am 11. Januar 2022: es sterben noch immer Fische und die Ursache
ist bislang nicht geklärt. Die Befunde sind und bleiben unspezifisch
– der Auslöser für dieses weitreichende Fischsterben wird weiter
gesucht.
Der LAV MV bedankt sich bei allen Helfern und Helferinnen, die sich so kurzfristig und fleißig an dieser Gewässerreinigungsaktion beteiligten! Präsident Bernd Dickau betont: “Im Namen des Landesanglerverbandes M-V e.V. möchte ich unseren aufmerksamen Anglern danken, die frühzeitig auf das Fischsterben hingewiesen haben. Dies war ein wichtiger Beitrag, die Meldekette in Gang zu setzen, um mögliche größere Gefahren abwenden zu können. Des Weiteren möchte ich mich bei unseren unermüdlichen Angelfreunden der umliegenden Regionalverbände und den Mitarbeitern der Geschäftsstelle für den beispielhaften Einsatz bei der Beseitigung der Kadaver bedanken. Da dieses Fischsterben ungeahnte Ausmaße anzunehmen scheint, ist es noch wichtiger, die Ursachen dafür zu ermitteln. Wir Angler schützen was wir nutzen und werden die Ursachenforschung hartnäckig voran treiben, bis die Quelle des Übels gefunden worden ist.” Claudia Thürmer, LAV Pressesprecherin (Text und Fotos) (Quelle: LAV) Achtung!
Vorsorglich keine Fischereiausübung im Kleinen und Großen Jasmunder
Bodden – Empfehlung der obersten Fischereibehörde M-V
Das Fischsterben im Kleinen Jasmunder Bodden hat sich mittlerweile auf den Großen Jasmunder Bodden ausgedehnt und zeigt noch immer ein akutes Geschehen. Die zuständigen Behörden haben inzwischen eine sehr umfangreiche Untersuchung verschiedenster Parameter und Symptome vorgenommen, um die Ursache zu ermitteln. Demnach können Fischkrankheiten aufgrund bakterieller oder viraler Infektionen ebenso ausgeschlossen werden wie eine Auswirkung der gelegentlich als toxisch wirkenden Bakterien oder Planktonorganismen. Auch die bei Fischsterben häufig festgestellten wassergefährdenden Stoffe wurden nicht als ursächlich detektiert. Aktuell wird intensiv nach
anderen toxischen Stoffen untersucht, die im Wasser gelöst sein können.
Hierzu ist ein sehr breites Screening in Speziallaboren erforderlich, das
bereits beauftragt wurde. Gegebenenfalls müssen weitere spezialisierte
Einrichtungen herangezogen werden.
|
Andere
Meldungen:
Update:
Massenhaftes Fischsterben auf Rügen
Über 31 Tonnen an toten Kadavern wurden aus dem Jasmunder Bodden geholt Vor und vor allem nach dem Jahreswechsel starben im kleinen und großen Jasmunder Bodden massenhaft Fische wie Brassen, Hechte, Zander, Barsche und auch Marmorkarpfen. Die Suche nach der Ursache läuft auf Hochtouren – erste mögliche Erklärungen kommen vom WWF. +++ 19. Januar 2022 +++ Einem Bericht von n-tv zufolge macht die Umweltschutzorganisation WWF das Zusammenspiel mehrerer Faktoren aus Wetter, Dünger und Abwasser-Altlasten für das Fischsterben auf Rügen verantwortlich. Florian Hoffmann, Biologe im WWF-Ostseebüro in Stralsund, geht davon aus, dass die Fische im Kleinen Jasmunder Bodden durch eine zu hohe Konzentration von Ammonium und Nitrit im Wasser verendet sind. Braune Verfärbungen an den Kiemen würden für diese Annahme sprechen. „Das Fischsterben ist vermutlich menschengemacht”, wird Hoffmann bei n-tv zitiert. Wie könnte es zu dieser gefährlichen Konzentration gekommen sein? Der Biologe führt an, dass zu DDR-Zeiten Abwasser aus umliegenden Orten unbehandelt in den Bodden eingeleitet wurde und sich am Grund abgesetzt hat. Der viele Niederschlag in den vergangenen Wochen habe seinerseits dazu geführt, dass Nährstoffe aus der Landwirtschaft und umliegenden Teichen in den Bodden geflossen sind. Der Sauerstoffmangel durch Eisbildung habe zum Jahreswechsel ebenfalls dazu beigetragen, dass „in der Folge vermutlich die giftigen Stoffe entstanden seien”, wie es im Bericht bei n-tv heißt. Eine offizielle Erklärung seitens der Landesregierung hinsichtlich der Ursachen des Fischsterbens auf Rügen gibt es bis dato nicht. Über 30 Tonnen an toten Kadavern wurden mittlerweile aus dem Bodden geborgen und an den Ufern eingesammelt. +++ 13. Januar 2022 +++ Das Fischsterben setzte im Jasmunder Bodden bereits vor dem Jahreswechsel ein und hat seither eine nicht zu erwartende Dynamik entwickelt. Seit Tagen werden am Ufer und im Wasser Kadaver gesammelt – mitunter sind es rund zehn Tonnen an nur einem Tag, die von Helfern des Technischen Hilfswerks oder des Landesanglerverbands geborgen werden. Auch der GRD-Projektpartner bei Geisternetzbergungen, Wolfgang Frank aus Prora, beteiligt sich an der Beräumung. Seinen Schilderungen zufolge sind zahlreiche Arten betroffen, auch Aale oder Karpfen. Fischsterben: Keine Hinweise zur Ursache Experten stehen hinsichtlich der Ursache des massenhaften Fischsterbens vor einem Rätsel. Die Untersuchungen der Fischkadaver beim Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (LALLF) in Rostock sowie der Universität in Hannover haben bis dato keine Hinweise geliefert, die Rückschlüsse auf die Todesursache zulassen. Agrar- und Umweltminister Dr. Till Backhaus (SPD): „Die Kadaver sind auf alle infrage kommenden Viruskrankheiten untersucht worden, ebenso auf bakterielle Erkrankungen. Auch Kiemen, Muskulatur und Leber wurden untersucht. Die Untersuchungen blieben jedoch ohne Befund. Die Experten gehen davon aus, dass wir es auch nicht mit einer Fischseuche zu tun haben.“ Die weitere Ursachenforschung soll sich auf das Wasser konzentrieren, Auffälligkeiten beim pH-Wert, bei Sauerstoff- oder Salzgehalt seien bis dato aber noch nicht festgestellt worden. Auch Greenpeace war bereits mit einem Team vor Ort und hat Wasserproben entnommen. Diese seien ebenfalls unauffällig gewesen. Die Umweltschutzorganisation will nun weitere Proben untersuchen lassen. Spekulationen von Verunreinigungen durch Abwässer bis hin zu einer gefährlichen Alge Auch oder gerade weil aktuell noch keine belastbaren Ergebnisse vorliegen, wird rund um das Massensterben der Fische viel spekuliert. In diesem Kontext werden Verunreinigungen durch Abwässer ebenso angeführt wie eine mögliche Entsorgung von Dünge- oder Spritzmitteln oder aber die Ausbreitung einer gefährlichen Alge. Welche Ursache tatsächlich für das traurige Sterben der Fische verantwortlich ist, werden hoffentlich in Kürze die Labore liefern. Derweil empfehlen der Landkreis Vorpommern-Rügen und die Fischereiaufsicht, bis auf weiteres auf das Angeln und Fischen im Bereich des Kleinen und Großen Jasmunder Boddens sowie auf die Verwertung und den Verzehr von Fisch aus den Gewässern zu verzichten. ***
*** Mitteilung des Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern Da die Ursache noch nicht bekannt ist, hat der Landkreis Vorpommern-Rügen heute eine Empfehlung gegeben, bis auf Weiteres auf das Angeln und Fischen im Bereich des Kleinen und Großen Jasmunder Boddens und ebenso auf eine Verwertung oder auf den Verzehr von Fischen aus diesen Gewässern zu verzichten. Entsprechend empfiehlt auch die oberste Fischereibehörde des Landes, bei der Ausübung der Fischerei und des Angelns derzeit den Kleinen und Großen Jasmunder Bodden vorsorglich zu meiden. Eine solche Maßnahme erscheint geboten, bis die Ursache des Fischsterbens ermittelt wurde und ausgeschlossen werden kann, dass von den gefangenen Fischen als Lebens- oder Futtermittel ein Risiko für Mensch und Tier ausgeht. Immerhin zielen die Fischerei und das Angeln hauptsächlich darauf ab, Fische zur Nutzung als hochwertige Lebensmittel zu fangen. i.A. Kay Schmekel Fischereireferent
Dank an die organisierten Anglerinnen und Angler der obersten Fischereibehörde unseres Landes von Referent Kay Schmekel. Zitat aus dem Schreiben zur aktuellen Fischereiausübung: „Zunächst darf ich den vielen aufmerksamen Mitgliedern Ihres Verbandes herzlich danken, die frühzeitig auf das Ereignis hingewiesen und Proben gesichert haben. Ebenso herzlich danke ich im Namen von Minister Dr. Till Backhaus allen tatkräftigen Anglerinnen und Anglern für die Hilfe vor Ort bei der Erfassung der Schäden und der Bergung der toten Tiere im und am Gewässer.“ *** Ältere Meldungen: 04.01.22
Beobachter fürchten
eine Umweltkatastrophe von enormem Ausmaß. Im Kleinen Jasmunder Bodden
auf Rügen sind in den vergangenen Tagen wohl mehrere Tausend Tiere
verendet. „Hier hat wohl kein Fisch überlebt”, sagt Thomas Hofmann.
Als passionierter Angler ist er regelmäßig auf der Insel unterwegs
und verbrachte zum Jahreswechsel einige Tage in seiner Ferienwohnung auf
der Insel. Gemeinsam mit einigen Freunden, mit denen er sich regelmäßig
auf Rügen treffe, habe er eine Sondergenehmigung, um auch den Kleinen
Jasmunder Bodden östlich von Bergen zu beangeln.
Ermittlungen angelaufen Die örtlichen Behörden habe er bereits vor Tagen informiert. „Da waren wohl auch schon Mitarbeiter draußen und haben Proben entnommen”, sagt er. Hofmann sorgt sich, dass mit den vielen toten Fischen auch ein anhaltender Schaden für die Region entstanden ist. „Hier geht es um Existenzen. Mietbootbesitzer, Angelguides und auch Ferienwohnungsinhaber am Kleinen Jasmunder Bodden werden wohl die nächsten Jahre in die Röhre schauen”, sagt er. *** 7. Januar 2022
Doch das neue Jahr beginnt besorgniserregend. Bereits um die Weihnachtsfeiertage gab es erste Meldungen über mehrere angeschwemmte Fischkadaver. Bisher sind es Hunderte, die im Uferbereich gesichtet wurden. Tausende tote Fische werden im Wasser vermutet. Viele der hier vorkommenden Arten sind betroffen. Hechte, Brassen, Barsche, Plötze, alle verendet am Ufer. Die Ursache des plötzlichen massenhaften Fischsterbens ist bisher unklar. Bereits am 25. Dezember wurden erste Wasserproben entnommen und analysiert, ohne einen auffälligen Befund der Basiswerte. Weder überhöhte Nährstoffwerte noch niedriger Sauerstoffgehalt konnten bisher nachgewiesen werden. Claus Tantzen, Pressesprecher des Ministeriums für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt, bittet um Geduld und erklärt: „Wir warten auf Zulieferung von den Augen vor Ort.“ Nicht nur das Wasser wird analysiert, auch einzelne Fischkadaver wurden seziert und vom Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei toxikologisch untersucht. Eine Massenvergiftung könnte Ursache des Fischsterbens sein. Zu Beginn der kommenden Woche werden erste Ergebnisse erwartet. Fischsterben breitet sich aus Auch der angrenzende Große Jasmunder Bodden ist vom Fischsterben betroffen. Dabei lasse sich das Ausmaß „erst überblicken, wenn man die Fische geborgen hat“, erklärt Tantzen. Ob das Sterben vorbei ist oder noch immer Tiere verenden, ist aktuell ebenfalls nicht klar. Auch die Rechtslage macht eine Untersuchung nicht einfacher. „Solange Fische im Wasser schwimmen, ist das Land zuständig. Sobald die Fische an Land liegen, wäre der Landkreis zuständig für die Bergung“, erläutert Tantzen. Beide Parteien planen ein gemeinsames Vorgehen. Ab kommendem Montag wollen das Technische Hilfswerk und Mitarbeiter des Veterinäramtes in Zusammenarbeit mit einem örtlichen Entsorgungsunternehmen die Kadaver bergen. Zu Wasser und zu Land sollen möglichst viele verendete Fische beseitigt werden. Das Unterfangen wird vermutlich Tage in Anspruch nehmen, denn der Kleine Jasmunder Bodden ist mit seiner gewundenen Uferlinie und einer Fläche von mehr als 28 Quadratkilometern alles andere als klein. An seinen Rändern ist er unwegsam, steinig, mit Schilf bewachsen. Die vielen Kadaver lassen sich nicht einfach mit einem Kescher aus dem Wasser ziehen. Fischer in Bedrängnis Andreas Zietemann ist im Haupterwerb Fischer auf den Jasmunder Boddengewässern. Er ist einer der wenigen, die im Kleinen Jasmunder Bodden fischen dürfen. Jetzt im Winter ist für ihn Hauptfangsaison. Bereits vor Weihnachten beobachtete Zietemann eine Eintrübung des Wassers und apathische Fische. Mittlerweile sieht er gar keine lebenden Fische mehr. Die Fischer haben eigene Wasserproben entnommen und Messungen durchführen lassen. Doch auch ihre Ergebnisse liefern nichts Auffälliges. Salzgehalt, pH-Wert und Sauerstoffgehalt liegen im Sollbereich. Zietemann hat eine weitere Vermutung: Es könnte im Bodden zu einer Vergiftung gekommen sein. „Wir haben im Uferbereich an manchen Stellen weißen Pilz oder Schimmel am Untergrund entdeckt“, berichtet er. Auch hier habe er Proben genommen und eingeschickt. Für Zietemann ist die
Situation schwierig. Das Fischsterben nimmt ihm die Erwerbsgrundlage. In
welchem Umfang, ist noch nicht abzusehen. „Wir müssen uns eine Alternative
suchen, wenn es denn eine gibt. Der schlimmste Weg wäre, die ganze
Sache [die Fischerei, Anm. d, Red.] aufzugeben.“
Lediglich von den örtlichen Behörden fühlt er sich etwas im Stich gelassen. „Vom Veterinäramt kam bisher überhaupt keine Aussage, wie wir mit den Fischen umgehen sollen“, klagt Zietemann. Ob er überhaupt noch Fisch aus dem Bodden entnehmen und verkaufen darf, weiß er nicht. Ausmaß des Sterbens noch unbekannt Obwohl noch kaum etwas über
die Ursache des Fischsterbens bekannt ist, mehren sich unbestätigte
Behauptungen und Gerüchte. So ist die Rede von toten Vögeln und
Wildschweinen, die in der Nähe der Jasmunder Bodden gesichtet worden
seien. Ein Zusammenhang mit dem Fischsterben wird suggeriert.
Nicht das erste Fischsterben im Jasmunder Bodden Besorgt schaut Lars Riske
über das Wasser. Von Lietzow überblickt er sowohl den Kleinen
als auch den Großen Jasmunder Bodden. Beide Gewässer gehören
seit Kindheitstagen zum Angelrevier des 43-Jährigen Feuerwehrführers.
„Dass das Sterben auf beiden Bodden ausgebrochen ist und die Wissenschaft
immer noch keinen Hauch einer Idee über die Ursache hat, finde ich
schon beunruhigend“, sagt er.
Immer wieder wurden in den letzten Jahren tote Fische am Ufer des Kleinen Jasmunder Boddens angespült. Meist waren es Brassen, die in den nahen Wostevitzer Teichen laichen. Weil das Wasser dort belastet ist, erkrankten die Tiere und verendeten auf dem Weg zurück ins Boddengewässer. Doch jetzt sind nicht nur Brassen, sondern auch viele anderen Fischarten betroffen. Und das, wo der Kleine Jasmunder Bodden und die umliegende Fläche zum Naturschutzgebiet erklärt werden sollen. Der Prozess dauert an und das Fischsterben verdeutlicht, wie sensibel die Natur hier reagiert. *** NDR: Nitrit
und Ammonium Ursache für Fischsterben auf Rügen?
*** NDR: Fischsterben auf
Rügen: WWF hat einen Verdacht zur Ursache
*** NDR: Fischsterben auf
Rügen: WWF und Ministerium uneins über Ursache
Der Grund für das Fischsterben im Kleinen Jasmunder Bodden ist offenbar weiterhin unklar. Die Umweltschutzorganisation WWF vermutet, dass das Fischsterben am Kleinen Jasmunder Bodden auf Rügen auf eine Vergiftung in Folge mehrerer Faktoren zurückzuführen ist - dazu zählten das Wetter, Dünger und Abwasser. Das Umweltministerium ist von der Theorie nicht überzeugt. Ergebnisse weiterer Untersuchungen des Umweltministeriums stünden noch aus. Die zahlreichen, bisher entwickelten Theorien hätten bei einer Konferenz am Mittwoch Fachleute nicht uneingeschränkt überzeugen können, teilte das Ministerium am Mittwochnachmittag mit. Ausgeschlossen hätten die Fachleute jedoch, dass die Fische im Bodden an Sauerstoffmangel aufgrund einer Eisdecke oder in Folge einer Fischseuche verendet sind. Erfreut habe die Konferenzteilnehmer allerdings, dass das Fischsterben im Kleinen Jasmunder Bodden inzwischen beendet zu sein scheint. Bis Mitte kommender Woche sollen laut Ministerium noch laufende Untersuchungen bewertet werden. Möglich sei auch, dass die Ursache nicht mehr zweifelsfrei ermittelt werden könne. WWF: Ursache ist menschengemacht Die Umweltschützer des WWF gehen davon aus, dass die Fische durch eine "zu hohe Konzentration von Ammonium und Nitrit im Wasser verendet sind", wie es in einer Erklärung hieß. Darauf deuteten braune Verfärbungen an den Kiemen. Die Stoffe entstünden, wenn Nährstoffe bei Sauerstoffmangel umgewandelt werden. Seit Dezember hatten Helfer insgesamt rund 31 Tonnen tote Fische aus dem Bodden gesammelt, nachdem Angler und Anwohner das Fischsterben entdeckt hatten. Das Umweltministerium hatte daraufhin vor dem Angeln, Einsammeln, der Verarbeitung und dem Verzehr von Fischen aus dem Bodden gewarnt. Auch Haustiere wie Hunde und Katzen sollten fernbleiben. Zusammenspiel von Altlasten und meteorologischen Effekten Die Umweltschützer führten aus, dass bis zum Bau einer Kläranlage nach der Wende Abwasser aus umliegenden Orten unbehandelt in den Bodden eingeleitet worden sei. Fäkalien und Nährstoffe hätten sich über Jahre am Grund ansammeln können. Ebenfalls ausgewirkt hätten sich viele Niederschläge und die Schneeschmelze. Dadurch seien Nährstoffe aus der Landwirtschaft und nahe gelegenen Teichen in den Bodden gelangt. Die Eisbildung am Jahresende habe schließlich zu Sauerstoffmangel geführt. Im Ergebnis seien daraufhin vermutlich die giftigen Stoffe entstanden, mutmaßt der WWF. Ursache für Fischsterben
im Jasmunder Bodden weiter unklar
Das Umweltministerium hatte zu dem Sterben ebenfalls Untersuchungen in Auftrag gegeben und Proben von den Kadavern genommen. Diese hätten aber keine Hinweise auf die Ursache erbracht, hieß es vor rund einer Woche. Eine Fischseuche habe aber ausgeschlossen werden können. Der WWF kritisierte die Behörden dafür, dass deren Proben zu spät genommen worden seien. Die Giftstoffe seien nach der Eisschmelze nicht mehr nachweisbar, da sie sich dann schnell zersetzten. "Wenn man das direkt gemacht hätte, dann hätte man dieses Rumstochern im Nebel nicht gehabt", so der Stralsunder WWF-Biologe Florian Hoffmann. Wie eine Sprecherin des Umweltministeriums in Schwerin sagte, hätten die Mitarbeiter der zuständigen Ämter getan, was sie konnten. Das Eis habe die Entnahme erschwert. Weitere Ergebnisse eigener Untersuchungen des Wassers stünden noch aus. "Nicht so, dass da jetzt kein Fisch mehr drin ist" Laut Hoffmann war der Große Jasmunder Bodden offenbar nicht direkt von dem Fischsterben betroffen. Die dort gefundenen toten Fische stammten wahrscheinlich aus dem angrenzenden Kleinen Jasmunder Bodden. Am Wochenende habe der WWF keine neuen toten Fische mehr festgestellt. Auch hätten etwa Adler und Kormorane gejagt, was das Vorhandensein lebender Fische zeige. "Es ist auch nicht so, dass da jetzt kein Fisch mehr drin ist." Gleichwohl könne es wegen der hohen Belastung des Gewässers immer wieder zu solchen Fischsterben kommen, meint Hoffmann. *** NDR: Tote Fische sollen
aus Jasmunder Bodden gesammelt werden
Nach dem Fischsterben am Jasmunder Bodden läuft die Suche nach der Ursache. Unterdessen sollen die toten Tiere eingesammelt werden. Nach dem Fischsterben auf den Jasmunder Bodden wird vor Ort das weitere Vorgehen geplant. Die toten Tiere sollen erstmal vom Ufer abgesammelt werden. Tiere, die auf dem Gewässer schwimmen oder an schwer zugänglichen Uferbereichen liegen, sollen aus Booten heraus abgefischt werden. Hier hat der Landesanglerverband seine Hilfe angeboten. Ursache unklar, aber kein Sauerstoffmangel Bereits im Dezember waren tote Fische am Kleinen Jasmunder Bodden entdeckt worden. Noch immer ist nicht klar, woran die Fische verendet sind. Sicher sei aber, dass es keinen Sauerstoffmangel gebe, so ein Sprecher des Umweltministeriums. Einige Fischkadaver werden aktuell in Rostock und Hannover untersucht. Ergebnisse sollen Montag vorliegen. Dieses Thema im NDR-Programm:
*** Auch interessant: ANGLER GEGEN
FISCHER
Ein Fischer von Hiddensee
machte den Fang seines Lebens und wurde beim Anlanden gefilmt. Er ahnte
nicht, was das für Folgen hat. Er und seine Kollegen sind Drohungen
und tätlichen Attacken ausgesetzt.
SCHAPRODE Der Konflikt zwischen Berufsfischern und Freizeitanglern rund um Rügen und Hiddensee ist eskaliert. Ausgelöst durch einen Bericht in sogenannten sozialen Netzwerken im Januar sehen sich die Fischer verbalen Anfeindungen, Drohungen und sogar tätlichen Attacken ausgesetzt. „Ein Fischer von der Insel Hiddensee ist bedroht worden, einem anderen wurde Altöl ins Boot geschüttet”, teilte Fischerei- und Umweltminister Till Backhaus am Donnerstag mit. „Der Landesanglerverband und der Verband der Küsten- und Kutterfischer verurteilen diese Verrohung in dem Konflikt, den man längst gemeinsam mit der Politik zu lösen versucht. Ich rufe dazu auf, sich nicht durch Polemik aus dem Internet aufstacheln zu lassen.” Fischereiminister spricht von „skandalösen” Zuständen Was sich derzeit zwischen Greifswald und Hiddensee abspielt, sei „skandalös”. „Sachbeschädigung oder die Androhung von Gewalt sind keine Kavaliersdelikte und auf keinen Fall hinnehmbar. Angestachelt wurden diese Taten offenbar durch Halbwahrheiten, die in den gar nicht so sozialen Medien verbreitet wurden. Die sind offensichtlich zu einer Geißel der Zeit geworden.” Aktuell nehme die Berufsfischereiaktivitäten auf den Boddenhecht wieder zu, nachdem sie jahrelang stark rückläufig gewesen sei. Neben den Berufsfischern würden aber auch Angler und Kormorane die Bestände dezimieren. „Es hat sich deutschlandweit herum¬gesprochen, dass hier die größten Hechte zu fangen sind, was viele Angelfreunde nach Rügen gelockt hat. Spekulationen über abnehmende Hechtfänge sind uns seit einigen Jahren bekannt”, so Till Backhaus. Wissenschaftler schauen sich die Hechte genauer an Um gesicherte Erkenntnisse zu erlangen, wie es um die Bestände tatsächlich stehe, schaue sich das Leibniz- Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin (IGB) die Hechte derzeit genauer an – entlang der ganzen Küste von der Darßer Boddenkette über die Rügenschen Gewässer bis zu Peenestrom und Stettiner Haff. Die Ergebnisse dieser Untersuchung seien die Grundlage für ein „nachhaltiges Bestandsmanagement”. Seit 2019 arbeite ein das Team um Prof. Dr. Robert Arlinghaus hieran und binde dabei Freizeit- und Berufsfischer sowie deren Verbände im Land ein. Im Jahr 2024 solle dann eine geänderte Küstenfischereiverordnung in Kraft treten. „Wenn das Land hierfür rund 1,5 Millionen Euro einsetzt, so ist das aus meiner Sicht gut angelegtes Geld. Denn wir wissen ja auch, wie viel an zusätzlichen Einnahmen aus einem effektiven Hechtbestandsmanagement bereits über die angeltouristische Schiene erwachsen kann”, erklärt der Fischereiminister. Der Landesanglerverband habe sich gegenüber dem Ministerium von den Vorkommnissen an den Boddengewässern distanziert und verurteile „die Handlungsweisen von Straftätern aufs Schärfste”. Der Verband betonte die jahrzehntelange gute Zusammenarbeit mit den Berufsfischern. Im Boddenhecht-Projekt wirkten in einer eigens gegründeten Arbeitsgruppe Angler, Fischer, Naturschützer, Fischereiverwaltung und Wissenschaftler eng zusammen, um dem Zustand des Hechtbestandes im Bodden sowie der sinnvollen Bewirtschaftung mit Fakten auf den Grund zu gehen und abgestimmte Empfehlungen zu geben. Die vom IGB geleitete Arbeitsgruppe suche noch engagierte Hechtfischer, die ihr Wissen einbringen wollen, denn erste Ergebnisse der Forscher zeigen in der Tat, dass aktuell der Boddenhechtbestand stellenweise rückläufig ist. Anglerverband ist bestürzt Der Landesverband der Kutter- und Küstenfischer habe gegenüber dem Ministerium ebenfalls mit Bestürzung auf die Vorgänge auf Hiddensee und bei Greifswald reagiert. In einem Schreiben an das Fischereiministerium versichert die Verbandsvorsitzende, Ilona Schreiber, der Verband werde auch weiterhin die langjährige und effektive Zusammenarbeit mit dem Landesanglerverband fortsetzen. So ein Ereignis werde keinen Einfluss auf die festgelegten gemeinsamen Ziele haben. Der wissenschaftliche Leiter des Projektes „Boddenhecht“ Prof. Dr. Arlinghaus bittet unterdessen die Anglerschaft, darunter insbesondere die einheimischen Anglerinnen und Angler, sich in möglichst großer Zahl an einer laufenden Umfrage zu beteiligen, um so die Sichtweise der Angler in einer strukturierten Form in das Projekt einfließen zu lassen. Die Teilnahme an der Umfrage ist über den Link https://www.imug-research.de/Boddenhecht/ jederzeit möglich. „Unter den Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmern werden Gutscheine und Angelgeräte als kleines Dankeschön für die zusätzlichen Bemühungen verlost. Daneben seien jegliche Rückmeldungen an das Projekt über im Küstenmeer des Landes gefangene markierte Hechten jederzeit sehr willkommen unter www.boddenhecht-forschung.de und für uns Wissenschaftler sehr wichtig“, so Professor Arlinghaus. Hintergrund: Ein Hiddenseer
Fischer hatte vor Rügen zu Jahresbeginn eine größere Menge
Hechte gefangen. „Der Fang meines Lebens”, hatte er dem Nordkurier gesagt.
Beim Anlanden wurde er mit einem Handy gefilmt. Das Video gelangte ins
Internet, wo sich innerhalb kürzester Zeit ein sogenannter Shitstorm,
eine Hetzkampagne verselbständigte.
|
zurück zur "Problemzone" |
Copyright © 2022 | www.fliegenfischer-forum.de | DAS Fliegenfischen Online Magazin | Kontakt |