Fliegen - Special 10/2006:

Die Super Ei-Fliege
Vom ersten bis zum letzten Bindeschritt

Ein Beitrag von Ulli Bussmann aus Göttingen | 2006
Kleine Einleitung zum Thema

<= Wer möchte nicht einmal in seinem Leben einen solchen Königslachs fangen.

Nicht verzagen Ulli Bussmann fragen !

Natürlich kann man einen solchen Lachs in der Regel nur in Alaska fangen, aber wie? Kennt man die Lebensgewohnheiten eines Königslachses, dann kann man es sehr wohl. Der Königslachs ist sehr daran interessiert seine Art zu erhalten - so wie alle Tiere und so ist auf seinem langen Zug zu den Laichgründen große Vorsicht geboten, denn Räuber lauern überall.

Forellen, Äschen, Bären, Möwen, Fischotter und der Mensch. 
Auch der Mensch?  Wenn er sich auskennt, weiß er, dass nicht nur das Lachs-Männchen, sondern auch das Weibchen bestrebt sind, ihre Eier dort hin zu bringen, wo sie laichen. Denn das Weibchen verliert nicht selten diese kostbare Fracht auf ihrem beschwerlichen Marsch, vorbei an Stromschnellen, Felsen und bei Fluchten vor Ihren Feinden. Also sammeln beide die verloren gegangenen Eier im Maul auf, und tragen sie mit stromauf zu ihrer Laichgrube. Natürlich gehört man als Angler dort auch selbst zu den Jägern, aber mit einem kleinen Unterschied: wir sind Fliegenfischer und wissen, wie man mit einem solchen wunderbaren Lebewesen umzugehen hat. In der Regel kann ein solch schöner Fisch seine Reise nach dem Fangen wieder unverletzt fortsetzen.
Ich gebe zu, dass er nach dem Drill etwas gestresst ist, aber er steckt diese Anstrengung in der Regel besser weg als der Fischer, denn der leidet häufig an Brandstriemen an den Händen, Muskelverspannungen und auch nicht selten an dem Verlust seiner kompletten Fangausrüstung.

Aber wie können wir diesen Riesen überlisten?
Wir basteln eine Ei-Fliege in Form eines Ei-Ballens, die nicht selten in den Flüssen treiben, wenn sich nicht das Heer von Forellen und Äschen, die diesen Zug begleiten, daran gütlich getan haben. Natürlich kann man bei der Ausübung dieser Fischerei auch gute Forellen und Äschen fangen.
Da ich mit dieser Fliege so manchen Alaskaner und Amerikaner neidisch habe das Feld räumen sehen, möchte ich trotzdem nicht, dass Sie sich beim Fischen mit dieser Fliege, Neider oder Feinde machen.

Auf die Technik, wie diese Fliege gebastelt wird, hat mich eigentlich meine Großmutter gebracht, die mit runden geschlitzten Pappscheiben die Bommel für meine Strickmütze fertigte, die ich immer im Winter tragen musste. Der Ein oder Andere wird sich wohl daran erinnern.

Also starten wir :  Mit den Materialien 
Wir benötigen eine weiße Marabufeder, Egg Yarn, Lachs oder Wallerhaken der Größe 5/0, stabilen Garn, Kleber und eigentlich die runden Scheiben, die meine Großmutter bastelte, um die Bommeln zu machen. Leider weilt sie nicht mehr unter uns.
Also machte ich mich auf den Weg in einen Handarbeitsladen und siehe da, man hatte schon hochmoderne Plastikscheiben, mit denen man genau solche Bommeln machen kann. Bis ich dann die Technik heraus hatte ist einige Zeit vergangen, denn ich hatte den Zettel mit der Bedienungsanweisung verlegt. Also aufpassen.

So nun habe ich genug geredet schreiten wir zur Tat.

Kommen wir zur Handhabung dieser Scheiben.

Das sind nun die Plastikscheiben, die zwei positive und zwei negative Steckverbindungen haben. Wir nehmen immer eine positive und negative Scheibe und legen sie aufeinander.
In der Mitte muss ein Zwischenraum entstehen, dieser entsteht durch kleine Aufwölbungen, welche am negativen Plättchen sind. Auf Bild 1 sind diese Erhebungen gut zu erkennen.

Weitere Materialien: eine weiße Marabufeder... einen Strang  Egg Yarn orange...
Waller- oder Lachshaken der Gr.5/0 Und schon können wir starten. Ein Haken wird in den Schraubstock gespannt und mit Bindelack benetzt.
Es wird eine sorgfältige Grundwicklung in den Lack gelegt, sehr wichtig. Die Grannen der Marabufeder werden auf den Haken aufgebunden, sie sollten 4 bis 5 cm über den Hakenbogen stehen. Sie imitieren die Schleimhaut, welche die Lachseier umgibt, nach dem sie den Fischkörper verlassen haben.
Mit ein paar weiteren Windungen kann man nun den Hakenschenkel noch etwas verdicken. Ein Strang von 15 cm wird von dem Ballen abgeschnitten und nun um die zwei zusammengehaltenen Plättchen gewunden.
Die Windungen sollten schön gleichmäßig und eng anliegen. Langweilig? Dann eben eine kleine Abwechslung: 40 Pfund Lachs an der Ei-Fliege - von mir gefangen im Jahr 2002 am Talachulitna-River in Alaska.
Wir nehmen nun das zweite Plättchenpaar und machen das Gleiche. So sollten beide Plättchen eingewunden sein.
Beide Hälften verfügen über eine positive und eine negative Steckverbindung, die wir zu einem Kreis zusammenstecken.  Wir führen nun die Spitze einer scharfen Schere zwischen die beiden Plättchen und durchschneiden den Garn einmal kreisrund.
Das ist das Ergebnis. Sekundenkleber auf den Haken, damit der Ei-Ballen besser auf dem Haken hält.
Durch die Mitte der beiden Plättchen wird der Ballen auf den Hakenschenkel geschoben,  so dass das Öhr des Hakens vorne heraustritt.
Die starke Bindeseide zwischen die beiden Scheiben führen und den Garn fest auf den Hakenschenkel in den Sekundenkleber einwickeln und sichern. Nun können wir die Scheiben wieder trennen und entfernen.
Mit einer alten Zahnbürste oder mit Klettband kann man nun den Garn verbürsten, so das sich ein schöner Ball formt, den wir dann noch mit einer Schere frisieren, bis es so schön ausschaut, dass sich der King darin verlieben wird.
Ist sie nicht wunderschön? 
Und sie fängt auch gut:
Bis bald mal in Alaska !