Abenteuer
in Argentinien - Dorados auf Sicht mit der Trockenfliege
Ein Reisebericht von Ramón Carlos Herrero |
FLIEGENFISCHEN
AUF DORADO IM NORDEN ARGENTINIENS
Eigentlich bin ich kein Mann
der vielen Worte, eher der Videos und Fotos, aber ich sehe diesen Bericht
es als eine Gelegenheit, allen interessierten Fliegenfischern nützliche
Informationen zum Fliegenfischen auf Dorados zu geben. Denn es ist ein
echtes Abenteuer, diesen herrlichen Fischen mit großen Trockenfliegen
in kleinen Gebirgsbächen in einem Land am Ende der Welt nachzustellen.
1. DER ORT UND DIE REISE Etwa 200 km von der argentinischen Stadt Salta entfernt liegt der berühmte und spektakuläre Río Dorado (der goldene Fluss), ein Paradies mit kristallklarem Wasser in den Yungas der Salta-Berge, in dem zahlreiche Fischarten (Dorados, Bogas, Maifische, Welse und Mojarras), eine große Vielfalt an Wildtieren (Tapire, Tukane, Pumas und Corzuelas) sowie eine beeindruckende Vegetation und Insekten aller Art vorkommen. Im November 2023 begann das Angelabenteuer mit meinem Reisebegleiter und großartigen Angler Esteban Sigal (ein argentinischer Rutenbauer von Fliegenruten aus Bambus und Fiberglas), indem wir rund 1.000 km im Auto von der Stadt Río Cuarto in Córdoba, Argentinien, zurücklegten. |
Brücke
über den Río Juramento, Salta, Argentinien
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Nach
einer etwa 12-stündigen Fahrt, die wir mit Plaudereien, ein wenig
Fliegenbinden und einigen typischen Mahlzeiten so kurzweilig wie möglich
gestalteten, erreichten wir die Stadt Las Lajitas. Dieser Ort sollte uns
als Basis und Treffpunkt für die Guide der Angeltrips dienen, die
wir ausgewählt hatten, um den mythischen Río Dorado zu erreichen
(an dieser Stelle sollte ich erwähnen, dass man beinahe ausschließlich
über Privatgrundstücke ohne öffentlichen Zugang den mittleren
und oberen Teil dieses Flusses erreicht. So gelangen nur sehr wenige Menschen
über die entsprechenden Anbieter zu diesen Flussabschnitte, die daher
entsprechend natürlich, so gut wie unberührt und von jeglichem
menschlichen Einfluss bewahrt werden).
Vor Ort angekommen, wechselten wir das Fahrzeug, denn ohne Allradfahrzeug ist es praktisch unmöglich, jene Lodge zu erreichen, in der wir die nächsten vier Tage und drei Nächte verbringen würden. Nach etwa 40 km oder mehr als einer Stunde echter Rallye-Fahrt auf schlammigen Straßen gelangen wir an unser Ziel, wo wir uns nach einem Treffen mit unseren Guides und einem köstlichen Abendessen psychisch und emotional auf den ersten Angeltag an diesem unglaublichen Ort vorbereiten, von dem jeder Angler träumt, ihn irgendwann in seinem Leben kennenzulernen. Rezension:
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Unsere
Lodge
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2.
KLIMA UND ANGELAUSRÜSTUNG
Die Yungas von Salta zeichnen sich durch ein tropisches und warmes Klima im Frühling aus (zwischen 15 und 35 Grad Celsius), aber da gerade Regenzeit ist, gibt es im Laufe des Tages große Temperaturschwankungen. Unsere Ankunft fiel in die Regenzeit, so dass der erste Angeltag am Morgen ausgesprochen kühl und zum Glück auch wetterbedingt insektenarm war (dennoch sollte man sich gut einkleiden, denn es gibt immer Insekten wie Mücken und Zecken, die nur darauf warten zuzustechen bzw. -beißen). Die passende Angelkleidung für dieses 100%ige Wat- und Wanderangeln sollte bequem und schnelltrocknend sein. Normalerweise gehören dazu ein Angelrucksack, eine Angelmütze, ein Schlauchtuch zum Schutz vor der Sonne und den Insekten, eine polarisierte Brille, ein langärmeliges Kapuzenshirt bzw. ein T-Shirt mit UV-Schutz, eine lange oder kurze, schnell trocknende Hose mit Leggins darunter, Neopren- oder Wollsocken, Watstiefeln oder ähnlichem und eine wasserdichte Watjacke, die sich in diesem Fall als sehr nützlich erwies. Als Fliegenruten wählten
wir 9- oder 10-Fuß-Fliegenruten mit schneller Aktion für tropische
oder Dorado-Schwimmschnüre von Schnurklasse #6 bis #8, beide für
das Fischen mit großen Trockenfliegen vom Typ Attraktor (Bugs), Maus-Imitate
und Streamer. Die Fliegenrollen müssen robust sein, mit guten Rollenbremsen,
um es mit diesen imposanten Biestern aufnehmen zu können. Unsere Vorfächer
waren rund 9 Fuß lang, wobei der erste Teil aus 0,60er Nylon und
der zweite aus 0,50er Nylon bestand. Den vorderen Abschluss bildete ein
etwa 20 cm langes Stahl- bzw. Titanvorfach mit einer Stärke von 40
Pfund, um den Zähnen der Dorados auch standhalten zu können.
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Agustin
und die 'Bicho'-Fliege
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DER
FISCH
Der Dorado oder Pirayu (Salminus brasiliensis), der wegen seiner Gefräßigkeit und starken Muskulatur besser als "Flusstiger" bekannt ist, ist der beliebteste einheimische Süßwasserfisch unter Sportfischern. Er ist bekannt für seine leuchtend goldene Farbe und seine Fähigkeit, sich spektakulär aus dem Wasser zu katapultieren, um den Köder abzuschütteln. Gefangen werden kann er in mehreren argentinischen Flüssen wie dem Río Parana, Río Uruguay, Río Juramento und Río Dulce, um nur einige zu nennen. Dieser große Raubfisch ernährt sich hauptsächlich von Mojarras, Sábalos, Bogas sowie anderen Fischen und kann mehr als einen Meter lang und dabei 30 kg schwer werden. Der Großteil der gefangenen Exemplare misst aber zwischen 30 und 70 cm, die dann aber immer noch bis zu 15 kg auf die Waage bringen. Die beste Fangzeit ist das
Frühjahr und der Sommer, aber in vielen Flüssen kann man Dorados
je nach Flussbedingungen und Schonzeiten fast das ganze Jahr über
fangen, auch im Winter. In diesem Fall war es November 2023, also später
Frühling in Argentinien, und der letzte Monat im Jahr, in dem das
Angeln in der Provinz Salta erlaubt ist. Dann ist der Fluss bis März
des darauffolgenden Jahres wegen der Regenfälle gesperrt und in dieser
Zeit können sich die Dorados auch in Ruhe vermehren.
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Ein Dorado
aus dem Río Dorado
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4.
DER FLUSS UND DIE FISCHEREI
Nach einem ausgiebigen Frühstück und einer guten Erholung von der Reise bereiten wir unsere Angelausrüstung vor und machen uns auf den Weg zum Fluss, um unseren ersten Angeltag zu beginnen. Von der Lodge aus fahren wir etwa 20 Kilometer mit geländegängigen Quads, überqueren Bäche, beobachten Tiere und durchqueren den Dschungel über schlammige Straßen, um unser Ziel zu erreichen. Jeweils zwei Angler werden von einem Guide begleitet, große Attraktor-Muster oder Bugs werden montiert und wir brechen zur Wanderung auf. Dabei lauschen wir dem Gesang der Vögel und dem Klang der Natur, während wir uns auf der Suche nach Dorados flussaufwärts bewegen und dabei den Fluss wie ein natürliches Schaufenster vor uns haben. Das Angeln in einer solchen Umgebung bedeutet vor allem ein gezieltes Anfischen auf Sicht. Wir bewegen uns sehr langsam hinter dem Guide am Flussufer entlang, ohne laut zu sprechen oder Geräusche zu machen, bis wir einen Dorado erspähen. Sobald wir den Fisch entdeckt haben (es ist alles andere als einfach, in diesem Fluss die Dorados von den anderen Fischen zu unterscheiden, und besonders anfangs war es teils sehr schwierig), ziehen wir schnell genügend Schnur von der Rolle um möglichst präzise die Fliege flussauf des Fisches platzieren zu können, sodass diese natürlich auf den Fisch zutreiben kann (in bestimmten Situationen, besonders bei kleinen Dorados, kann auch eine leichte Bewegung der Fliege für zusätzliche Fängigkeit sorgen). Der erste Wurf ist ausschlaggebend, denn hier haben wir den "Überraschungs-Effekt“ auf unserer Seite. Bereits ab dem zweiten Wurf sinken die Chancen erheblich, einen Fisch doch noch zu fangen. Besonders wenn die Dorados auf uns aufmerksam geworden sind, etwa durch eine auf’s Wasser kaltschende Fliegenschnur, einen losgetretenen Stein oder auch nur wenn wir andere Fische in der Umgebung aufgeschreckt haben. Man kann diese Fischerei
durchaus mit dem Sichtangeln auf Forellen in einem Gebirgsbach vergleichen,
allerdings mit dem großen Unterschied, dass das Fressverhalten der
Dorados viel komplexer und unentzifferbarer ist. Rund achtzig Prozent unserer
Würfe werden von den Dorados aus dem einen oder anderen Grund völlig
ignoriert oder sie sind sofort alarmiert. Dann ist es praktisch egal, wie
oft wir sie noch anwerfen, sie folgen der Fliege nicht oder beißen
nicht zu, so dass es einer echten Herausforderung ist, einen gesichteten
Fisch zu täuschen und zu überzeugen die Fliege auch tatsächlich
zu nehmen. Wenn wir nur einen schönen Dorado (6 oder 7 kg) pro Tag
und Angler fangen, gilt das als sehr guter Schnitt in diesem Fluss. Auch
wenn wir viele Fische spotten können und durchaus erfahrene und gute
Angler sind, ist das Angeln auf Dorados hier alles andere als einfach;
die Umgebung, die Vegetation und das Verhalten der Fische machen das Angeln
wirklich schwierig, gerade deshalb aber gleichzeitig auch so attraktiv.
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Río
Dorado im mittleren Teil
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5.
DER ERSTE GOLDEN DORADO DES ABENTEUERS
Zusammen mit meinem Partner fischten wir abwechselnd jeweils eine Stelle und bewegten uns langsam flussaufwärts, hatten aber anfangs nur Verweigerer, wenige Nachläufer aber noch keine wirklichen Bisse. Da machte unser Guide Agustin "die Larve" (seit seiner Jugend hat mehr als 20 Jahre Erfahrung beim Fischen in diesem Fluss gesammelt und ist ein großer Kenner der lokalen Flora und Fauna) in einem großen Pool einen guten Dorado aus, der sich seiner Einschätzung nach im "aktiven Modus" befindet. Er meinte damit, dass wir eine große Chance hätten, diesen Fisch auch zu fangen. Und so kam es auch. Esteban ortete den Fisch, zog schnell die Schnur von der Rolle und platzierte die Fliege mit einem 12 bis 15 Meter langen Wurf flussauf des Fischen an der Strömungskante. Die Fliege driftete kurz ab und ein schöner Dorado von etwa 5 bis 7 kg drehte sich leicht nach dem an der Oberfläche treibenden Köder und nahm ihn in bester Forellenmanier. Nachdem er den Anhieb gesetzt hatte, schraubte sich der Fisch mehrfach aus dem Wasser und bescherte einen spektakulären Drill. Nach dem obligatorischen Erinnerungsfoto wurde der Fisch wieder in sein nasses Element entlassen. Der erste Dorado mit der
Trockenfliege, in einem kristallklaren Fluss, der einem fischereilich einiges
abverlangt, umgeben von einer gewaltigen Naturkulisse, war ein überwältigendes
Gefühl für meinen Partner und uns alle, die dabei waren. Echte
Teamarbeit eben, bei der jeder seinen Teil dazu beiträgt, damit einer
jener Träume wahr wird, den sich jeder Fliegenfischer irgendwann einmal
im Leben erfüllen sollte. An dieser Stelle sei erwähnt, dass
es nur sehr wenige Orte auf der Welt gibt, an denen sich uns die Möglichkeit
bietet, diese Art des Sichtangelns mit der Trockenfliege auf Dorados in
kleinen und kristallklaren Gebirgsflüssen zu praktizieren. In der
Regel werden diese Fische in Argentinien in großen, trüben oder
tiefen Flüssen gefangen, vom Boot aus und mit großen Streamern
von 15 cm oder mehr).
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Ausfahrt
mit dem 4x4
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Super Fisch
von Esteban
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6.
MEINE ERSTER GROßER DORADO AUD DEM RIO DORADO
Nach einem guten Mittagessen
am Fluss, einigen Gesprächen und einer guten Rast auf den Felsen am
Ufer setzten wir unsere Jagd flussaufwärts fort und befischten wiederum
abwechselnd die verschiedenen Stellen, die das Gewässer zu bieten
hatte, bis der Guide uns auf einige aktive Dorados in einem felsigen Bachbereich
aufmerksam machte, die seiner Meinung nach in Beißposition standen.
Beinahe gleichzeitig entdecke ich einen großen Dorado hinter einem
Felsen, der viel näher an meinem Standplatz und weit weg von jenen
Fischen steht, die der Guide gesehen hatte. Als Forellenangler hätte
ich gesagt, dieser Fisch war gerade beim Nymphen, auch wenn das angesichts
der Umstände äußerst unwahrscheinlich war.
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Mein erster
Dorado dieser Reise
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7.
ÜBERRASCHUNG BEI SONNENUNTERGANG
Der Nachmittag verlief bei immer noch bewölktem Himmel und kühlem Wetter wie der Morgen, mit einigen zaghaften Bissen, die wir nicht verwerten konnten, vielen Verweigerern und auch einigen Fischen, die wir durch unpräzise Würfe verscheucht haben. Und so erreichten wir einen der letzten Angelspots, bevor wir wieder zu unseren Fahrzeugen zurückkehren würden. Der Guide sagte uns, dass wir unsere letzten Würfe für den heutigen Tag an diesen bekannten Pool machen. Die Gegend nennt sich Puerta del Potrero und markiert die Stelle, wo der Oberlauf des Río Dorado endet, und der Mittelteil des Flusses beginnt. Esteban warf flussauf und
folgte damit den Anweisungen unseres Guides, der ihm empfahl, seine Fliege
direkt in den weißen Schaum seitlich der Hauptströmung zu werfen.
Sobald die Fliege den Schaum durchbrach und die Wasseroberfläche berührte,
kam ein gefräßiger Dorado von etwa 3 kg aus der Tiefe emporgeschossen
und nahm die abtreibende Trockenfliege mit Vehemenz. Es folgten unzählige
wilde Sprünge, ein brachialer Drill und ein unvergessliches Foto!
Diesmal war es kein zuvor gesichteter Fisch, aber der Überraschungsfaktor
und die Gewalt, mit der dieser Dorado die Fliege angriff, haben auch uns
einen ordentlichen Adrenalinrausch sowie unvergessliche Momente beschert!
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Esteban
beim Kampf mit einem Dorado
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8.
RÜCKKEHR ZUR BASIS UND TYPISCH ARGENTINISCHES ABENDESSEN
Der erste Angeltag in diesem irdischen Paradies ging für uns zu Ende und wir nutzten die von den Guides angelegten Pfade durch die wilde Vegetation, um den Weg zurück abkürzen und unsere Fahrzeuge noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen zu können. Wir verstauten unsere Angelausrüstung, stiegen in die Fahrzeuge und fuhren zurück zur Lodge, wo ein köstlicher Snack nach dem Angeln auf uns wartete, unsere klassischen Fleisch-Empanadas. Dort trafen wir zwei weitere Fischer, die gerade angekommen waren und einen halben Tag am Río Seco, einem Fluss ganz in der Nähe der Lodge, befischten. Obwohl auch der Río Seco für seine schönen Dorados bekannt ist, hat er den beiden Anglern an diesem Nachmittag keinen seiner Goldschätze offenbart. Bei leckerem Fleisch vom
Grill, netter Gesellschaft und gutem Rotwein aus dem Norden Argentiniens
ging der zweite Abend in den Bergen von Salta mit Anekdoten und Gesprächen
über den ersten Angeltag zu Ende. Und natürlich dachten wir daran,
was der nächste Tag für uns bereithalten würde, wenn wir
den oberen Abschnitt des Río Dorado aufsuchen, der für die
großen und überaus launischen Dorados berühmt ist, die
sich in seinen Fluten tummeln.
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Links:
Dorado im Drill - Rechts: Doradillo und die Siegerfliege
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9.
DIE SCHWIERIGEN DORADOS IM OBEREN TEIL DES FLUSSES
Der zweite Tag begann mit Croissants und Milchkaffee um 7 Uhr morgens. Ein kühler, aber sonniger Morgen erwartete uns. Nachdem wir mit den anderen Anglern und Guides geplaudert und einige Ausrüstungsgegenstände ausprobiert hatten, beluden wir unsere Rucksäcke mit der jeweiligen Ausrüstung, um zu einer schönen Wanderung entlang des oberen Teils des Dorado-Flusses aufzubrechen, diesmal in Begleitung unseres Guides Fernando. Nach der zweiten Rallye durch den Dschungel mit seinen rustikalen Schlammpisten erreichten wir mit den Quads den mittleren Teil des Flusses. Von dort aus wanderten wir etwa 6 oder 7 km flussaufwärts mit unserer Ausrüstung, allerdings noch nicht einsatzbereit, auf verschlungenen Waldpfaden, beobachteten die großartige Flora und kosteten einige ihrer Früchte, in diesem Fall die Zitronen des Waldes. Als wir das Ende des Mittellaufes erreicht hatten, montierten wir unser Gerät und begannen damit den oberen Teil des Río Dorado zu beangeln. In diesem Bereich wird der Flusslauf etwas schmaler, wird aber dennoch von unglaublich großen Dorados bevölkert. Umgeben wird dieser Tel des Flusses von einer fantastischen Naturlandschaft, wie man sie nur selten zu Gesicht bekommt. Auch hier gelang uns, viele Fische zu entdecken, aber wir mussten feststellen, dass sie extrem schwer zu überlisten waren. Gegen Mittag konnten wir erst zwei Nachläufer verzeichnen, aber noch immer keinen Biss. Nach dem Mittagessen und einer guten Stunde Rast am Fluss fischten wir weiter flussaufwärts mit Maus-Imitationen und großen Trockenfliegen (Bugs). Obwohl wir die Fische deutlich ausmachen konnten, blieben wir weiterhin ohne Erfolg. Wir achteten auf jedes Detail, vermieden jedes unnötige Geräusch, versuchten uns sehr vorsichtig zu nähern und anzuwerfen, aber es schien an diesem Tag unmöglich die Fische mit unseren Fliegen täuschen zu können. Sie waren überaus passiv und ignorierten alle unsere Fliegen. Nach vielen erfolglosen Versuchen erreichten wir die letzte Angelstelle, hatten aber selbst dort kein Glück. Den Rückweg zu den Fahrzeugen
traten wir mit montierten Ruten an, denn wir wollten uns noch nicht geschlagen
geben (effektiv kann das Angeln auf Dorados in diesem Fluss für jeden
Angler, egal wie erfahren er auch sein mag, sehr frustrierend sein und
mental anstrengend sein. Das Wichtigste ist, zuversichtlich zu bleiben,
auf sich zu vertrauen, fokussiert zu bleiben und niemals aufzugeben). An
vielversprechenden Stellen versuchten wir unser Glück also mit Würfen
flussabwärts.
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Dorado
im Fokus unter Wasser
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10.
DORADO AUF DEN LETZTEN WURF GEFANGEN
Mein Durchschnitt auf dem Río Dorado betrug mindestens "ein Fisch pro Tag". Ich hatte den Fluss bisher noch nie verlassen, ohne einen seiner Schätze gefangen und fotografiert zu haben, und dieser Tag sollte keine Ausnahme sein. Als wir am letzten Spot angekommen waren, bevor wir unsere Ausrüstung endgültig verstauen wollten, nahmen mein Partner zusammen mit dem Guide noch einmal eine Stelle in Angriff, an der die Dorados zuvor der Fliege zaghaft gefolgt waren, aber auch diesmal bleiben die Bisse aus. Ich bewegte mich ein paar Meter weiter und machte ein paar Würfe an einer Stelle, die mir vielversprechend erschien. Die Fliege schlittert an der gespannten Schnur über die Wasseroberfläche und durchquert dabei die Hauptströmung und plötzlich sah ich einen wunderschönen Dorado von etwa 3 kg, wie er wütend meine Fliege attackierte. Nach einigen akrobatischen Sprüngen, mit denen der Fisch flussabwärts entkommen wollte, sowie einem beinharten Drill ließ sich auch dieser Dorado schlussendlich fotografieren und krönte auch diesen Angeltag in letzter Minute. Wieder einmal ließ
mich der Fluss nicht im Stich und schenkte mir einen seiner Schätze.
Nach dazu an einem Tag, an dem ich die Hoffnung beinahe aufgegeben hatte,
doch noch einen Dorado überlisten und landen zu können. Am Ende
klappte es aber doch, und so konnten wir den Rückweg über die
Pfade der Salta-Berge antreten, erfüllt von der Genugtuung, die uns
dieser letzte unglaubliche Fisch bescherte.
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Ein schwieriger
Fisch bei Sonnenuntergang
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Der Río
Dorado im oberen Teil
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Wir
kehrten zur Lodge zurück, wo der klassische Snack nach dem Angeln
auf uns wartete. Die beiden anderen Angler, die heute den unteren Bereich
befischten, hatten einen sehr produktiven Tag mit insgesamt 4 mittelgroßen
Dorados und viel Interesse an flussauf servierten Streamern.
Nach dem fischereilichen
Austausch in der Gruppe und einem köstlichen Abendessen bereiteten
wir uns auf den letzten Angeltag vor. Auf uns wartete ein anderer, mir
noch unbekannter Fluss, der nur 15 Minuten zu Fuß von der Lodge entfernt
ist, der berühmte Río Seco. Das Gewässer ist eine weitere
Perle des Salta-Gebirges mit kristallklarem Wasser, kleiner als der Río
Dorado, aber mit gefräßigeren Fischen der mittleren Größen.
Wenn sich das Angeln auf die großen Dorados als schwierig gestaltet,
können wir weiterhin mit unseren Trockenfliegen auch den kleineren
Dorados nachstellen, wobei die Chance auf die eine oder andere große
Überraschung natürlich jederzeit besteht.
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Kämpfend
und springend
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Die Freude
über den Fang
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11.
ANGELN AM BERÜHMTEN RÍO SECO
Nach einer wohlverdienten Ruhepause begannen wir den dritten und letzten Angeltag in Yunga mit einem köstlichen Frühstück, nach dem wir unsere Ausrüstung vorbereiteten und uns zu Fuß auf den Weg machten. Ein letzter Ausflug unter der Sonne dieses wunderschönen Morgens, während wir dem Gesang der Tukane inmitten des Urwalds lauschten. Nach kurzer Zeit erreichten wir den Angelplatz, und mit den bereits montierten Ruten begannen wir unsere letzte Jagd auf den "Flusstiger". In das Gewässer hatten wir uns sofort verliebt; es war noch kleiner und transparenter, sodass wir noch vorsichtiger vorgehen müssen, um die sehr misstrauischen Dorados nicht zu verscheuchen. Heute werden mein Angelpartner und ich gleich von zwei Guides begleitet. Fernando (einer der beiden Guides) lernte in seiner ersten Saison von dem anderen Guide (Agustín), einem Einheimischen, der bereits seit über 20 Jahren in diesen Flüssen mit der Fliege fischt, lange noch bevor es hier Veranstalter für Angeltrips gab. Dabei hat er durch Versuch und Irrtum gelernt (und wie er sagt lernt er weiterhin), wie sich Dorados verhalten und wie man sie am besten beangeln kann. |
Wein und
Empanadas
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Angeln
im Jagdmodus
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12.
DORADILLOS MIT DER FLIEGE "BICHO"
Wir kommen an eine sehr gute Stelle und ich bin an der Reihe zu werfen, mein Guide zeigt mir ein paar Doradillos, die den Anschein machen, der Fliege nicht abgeneigt zu sein (wenn die Dorados in der Mitte des Gewässers und gegen die Strömung stehen, haben wir gute Chancen, dass sie die Fliege nehmen, sofern wir einen sauberen und präzisen ersten Wurf hinbekommen, wenn sie aber bereits flussabwärts oder flussaufwärts schwimmen oder sehr langsam auf dem Gewässergrund bewegen, ist es schon deutlich unwahrscheinlicher, dass sie die Fliege noch nehmen werden). Schnell ziehe ich genügend Schnur von der Rolle und versuche zwischen den Ästen des Ufers den bestmöglichen ersten Wurf zu machen, da dieser entscheidend sein wird. Die Fliege landet im gewünschten Bereich und fast noch bevor sie das Wasser berührt, schnappt sich ein schöner Doradillo vehement meine Trockenfliege. Ich hebe automatisch die Rute an und setze so den Anhieb und der Drill beginnt. Bereits nach wenigen Augenblicken und mitten am Vormittag hatte ich bereits den ersten Dorado meines letzten Tages in den Händen. Nach einigen Erinnerungsfotos
wird er selbstverständlich mit der gebotenen Sorgfalt und so schnell
wie möglich in seinen natürlichen Lebensraum entlassen (an dieser
Stelle muss ich anmerken, dass es gerade bei kleinen Dorados wichtig ist,
die Zeit des Drills auf ein Minimum zu reduzieren. Die großen Dorados
nutzen den Umstand nämlich eiskalt aus und schnappen sich den Doradillo
während des Drills! Ein Wahnsinn, den ich schon mehrmals erlebt habe).
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Sábalos
in Sichtweite
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Die effektivste
Fliege dieser Tage
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In
der Zwischenzeit hatte mein Angelpartner auch eine Chance gehabt, aber
dieses Mal entschied der Dorado den Drill für sich. In nur zwei Stunden
hatten wir bereits mehr Aktivität als am ganzen Vortag. Aber genau
das macht Angeln so spannend: Man weiß nie, was passieren kann.
Der Vormittag war weiterhin sehr produktiv (wir sahen viele Dorados, die ihrer potenziellen Beute, den Sábalos und Bogas folgten. Diese Flüsse sind derart voller Leben, dass wir jedes Mal wieder staunen wie viele Fische sich hier tummeln. Beim Waten muss man tatsächlich aufpassen, nicht auf irgendwelche Fische zu steigen. Natürlich sind nicht alle von ihnen Dorados, ich schätze, dass etwa 30 Sábalos auf 1 Dorado kommen. Stellt euch also die Menge an Nahrung vor, die diese Biester vor ihren Mäulern haben) mit weiteren Bissen und sowie einigen schönen Gelegenheiten, die wir aber leider allesamt nicht in Fänge ummünzen konnten. Gegen Mittag erreichten wir eine überaus gute Stelle, an der mein Partner es schaffte, seinen ersten Dorado aus dem Río Seco in die Kamera zu halten. 13. RELAX UND ENDE DES ABENTEUERS Mit je einem Fisch und einem
Erinnerungsfoto kehrten wir mit dem Geländewagen, der bereits flussaufwärts
auf uns wartete, zur Lodge zurück, um zu Mittag zu essen und eine
wohlverdiente "Siesta" einzulegen; wir nutzten die Nähe des Flusses,
um ein paar Stunden später zu unserem letzten Angelnachmittag zurückzukehren.
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Unter Wasser
und mit Fliege
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Zurück
am Fluss genossen wir die kurze Zeit, die uns an diesem magischen Ort noch
blieb. Bei einem kühlen Getränk und einer guten Zigarre verging
der Nachmittag mit Gesprächen und Anekdoten von der Reise und ihren
tollen Erlebnissen. Wir fischten immer noch (aber an diesem Nachmittag
waren uns die Dorados überlegen), umgeben von einer unglaublichen
Flora und Fauna. Der Sonnenuntergang erwartete uns mit der angenehmen Überraschung,
denn wir kreuzten am Fluss einen Tapir, eines der symbolträchtigen
Tiere dieser Gegend.
Zurück in der Lodge,
genossen wir einen erfrischenden Fernet Cola beim letzten Asado der Yunga
Salteña, mit den tollen Menschen, die wir hier kennenlernen durften
und die uns so wunderbar behandelt haben. Wir waren vor allem dankbar und
verabschiedeten uns von diesem schönen Ort, von dem wir viele Erinnerungen
mitnehmen. Nicht zuletzt auch den Wunsch, eines Tages zurückzukehren,
um den gewaltigen Dorados erneut nachzustellen, dort, inmitten der unberührten
Natur der Berge von Salta, im Norden meines geliebten Argentiniens.
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Zum Autor:
Ramón Carlos Herrero | Fliegenfischer & Fliegenbinder | Job:
Angestellter | Hobbies: Reisen & Outdoor-Sport.
Geboren und aufgewachsen in Argentinien, lebt und fischt er nun seit über 15 Jahren in den Flüssen Südtirols. Er fischt seit seiner Kindheit in den Flüssen und Seen der Sierras de Cordoba, eine Leidenschaft, die ihm sein Vater und Großvater vermittelten. Der Lebensstil des Fliegenfischens hat ihn vor mehr als 10 Jahren in seinen Bann gezogen und das Reisen, das Kennenlernen neuer Orte, das Genießen der Natur, die Achtsamkeit auf die Ressourcen und vor allem das Fischen an einem Fluss sind seine große Leidenschaft. Diesen Artikel
dürften wir im Fliegenfischer-Forum veröffentlichen mit freundlicher
Genehmigung von: Markus Heiss (1000fliegen.de).
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Ein Bericht von Ramón Carlos Herrero für www.fliegenfischer-forum.de - November 2024. Fotos/Copyright: Ramón Carlos Herrero. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten. zurück zu Argentinien, Chile, Brasilien | zurück zur Übersicht Reise & Report | zurück zur Startseite |