Geräte-Besprechung - Fliegenrollen: Orvis Clearwater LA II und Encounter LA II |
Die
beiden neuen Fliegenrollenserien Clearwater und Encounter
komplettieren ab der Saison 2012 als preisgünstigste Fliegenrollen
das reichhaltige ORVIS Fliegenrollenprogramm. Beide dieser Großkernrollen
gleichen sich optisch sehr und machen eine gute Figur, die Unterschiede
liegen im Material und in technischen Details. Die Clearwater wurde aus
Aluminiumguss gefertigt und sie besitzt eine leistungsstarke Scheibenbremse
mit Rulon auf Edelstahl, während die leichtere Encounter aus einer
robusten Kunststofflegierung besteht, aber ebenfalls eine starke Scheibenbremse
aufweist.
|
|
Clearwater
|
Encounter
|
Beschreibung
und Praxistest:
Beide Rollen sind sehr preiswerte und dennoch sehr attraktive Großkern-Fliegenrollen. Die Clearwater besteht aus Aluminiumguss, die Encounter besteht aus einer robusten Kunststofflegierung, beide Rollen können im Süß- und Salzwasser eingesetzt werden. Die Spulen beider Rollen laufen auf Edelstahlachsen und im offenen Rollenrahmen, unter mittelmäßiger Gehäuseplatz-Ausnutzung und mit einer bis auf drei Stege offenen Gehäuserückseite. Die je Rolle zwei seitlichen Stege des Rollenrahmens greifen ausreichend tief in die entsprechende Nut auf der Spuleninnenseite hinein, je ein breiterer Steg hinten für den Rollenfuß und einer schmalerer vorne mittig. Bei der Clearwater wurde der Rollenfuß zweifach von Innen angeschraubt, bei der Encounter ist er schraubenlos direkt mit dem Gehäuse verbunden. Die Gefahr eines ungewollten Durchrutschen von Schnur oder Vorfach zwischen Rollenrahmen und Spule wird durch die Bauweise bei beiden Rollen wirkungsvoll minimiert. Beide Modelle lassen sich einfach von Links- auf Rechthandbetrieb bzw. anders herum umbauen (beschrieben im Begleitzettel in englischer Sprache...). Die Spulen sind sich ebenfalls sehr ähnlich, sie wurden auf den Vorder- und Rückseiten durchgehend mit trapezförmigen Durchbrüchen versehen, sowie auf den Spulenböden zwecks Gewichtseinsparung und Belüftung beidseitig dicht mit Langlöchern bestückt. Die Spulen besitzen einen leicht übergreifenden Rand, um bei Bedarf eine zusätzliche Handbremsung zu ermöglichen. Die Spulenkerne sind bis auf ein dreiflügeliges, gelochtes "Turbinen"-Rad ebenfalls offen. Die Kurbeln aus Kunststoff in guter Größe funktionieren leichtgängig, ohne störendes Spiel, sie sind griffig und ihre Form wirkt einem Abrutschen der Finger entgegen. Den Kurbeln gegenüber wurden Kontergewichte angebracht, welche mit für einen 100% schlagfreien Spulenlauf sorgen. Die mehrfach gelagerten Spulen beider Rollen laufen rund und toleranzfrei. Bei der Clearwater gibt es ein unbedeutendes seitliches Kippeln der Spule von etwa einem halben Millimeter, bei der Encounter tritt es mit rd. 1 mm deutlicher auf, stört aber den reibungslosen Betriebsablauf der Rolle wegen seiner Geringfügigkeit ebenfalls nicht weiter. Ein äußerst geringes und daher unbedeutendes horizontales Spiel der Spulen auf den Achsen von etwa einem halben Millimeter ist ebenfalls bei der Encounter etwas ausgeprägter. Ansonsten "wackelt, schleift und klappert" nichts an beiden Rollen, alle Ecken, Kanten und Lochränder wurden sorgfältig abgerundet. Beiden Rollen sind im Übrigen sehr gut ausbalanciert. |
Die Clearwater besitzt ein sehr kräftiges Rulon/Stahl-Scheibenbremssystem, welches geschützt im Rollengehäuse untergebracht wurde. Optisch und technisch hat es den Anschein, als ob bei der Encounter dasselbe Bremssystem verwendet wurde, evtl. mit einem anderen Innenleben (da andere Bremskraftwerte - siehe weiter unten). Mit Hilfe der großen (30 mm Durchmesser) "Turbinen"-Rad-förmigen und gut bedienbaren Bremseinstellräder auf der Rollenrückseite lassen sich die starken Bremsen in zweieinviertel Komplettumdrehungen schnell und einfach von "komplett offen" bis "extrem kräftig" regulieren. Zwischen "Offen" und "Zu" wird das Bremseinstellrad knapp 1 mm im Gehäuse versenkt, für die Bedienung ist dies jedoch nicht nicht relevant, da die Griff-Fläche stets oberhalb der Absenkung verbleibt. |
Unser
Bremsen-Testwert (maximales
Abzugsgewicht in Kilogramm bei vollständig geschlossener Bremse und
bei gefüllter Spule) ergibt bei der Clearwater einen ganz hervorragenden
Wert von 4,5 Kilogramm und bei der Encounter immerhin um 2,2 Kilogramm!
Die Palette der möglichen Bremseinstellungen ist groß, ein ruckfreies,
sanftes Anlaufen der Spule ist bei jeder Bremseinstellung gewährleistet.
Im Betrieb lassen beide Rollen in beiden Laufrichtungen ein dezentes "Schnurren"
hören. Der Spulenwechsel ist sehr einfach und funktioniert mit dem
klassischem Einhebelsystem. Im Praxisbetrieb zeigten unsere korrekt gefertigten
Testmodelle einen sehr gut ausgewuchteten und völlig schlagfreien
Rundlauf, auch bei höheren Abzugsdrehzahlen, ohne jegliche störende
Toleranzen (bei beiden Rollen: sehr vorbildlich für diese Preisklasse!).
Jedes technische Detail funktioniert leichtgängig und zuverlässig.
Die Clearwater und Encounter besitzen die vollen, sehr geschätzten Vorzüge echter Large Arbor Fliegenrollen, z.B. einen geringen Anlaufwiderstand, einen stets relativ gleich bleibenden Abzugswiderstand und eine rasche Schnuraufnahme. Die Schnurkapazität der II-er Modelle, sowie ihre Größen- und Gewichtsdimension im Verhältnis zur vorgesehenen Schnurklasse und den Einsatz an den entsprechenden #5er und #6er-Fliegenruten sowie der Rollenbauart empfinden wir als gut passend und stimmig. |
Fazit: Wenn man die guten Qualitäten der ORVIS Clearwater und Encounter Fliegenrollen in der Praxis erlebt, fragt man sich allen Ernstes, warum eine Fliegenrolle eigentlich mehr kosten (muss) als diese Beiden! Besonders beeindruckt für Rollen dieser niedrigen Preisklasse haben uns u.a. der runde, ausgewogene Lauf, die korrekte Fertigung mit minimalen Toleranzen und die starken Bremsen. Beide dieser Rollen haben alles, was eine moderne Fliegenrolle braucht, sie versehen ihren Job korrekt und zuverlässig, haben einen fast unschlagbar günstigen Anschaffungspreis und sehen dazu noch ziemlich gut aus! Für welche der beiden Modelle man sich entscheidet, ist letztendlich reine Geschmacksache. |
Bezug:
Im
Fachhandel (Orvisdealer). Orvis-Vertretung für Deutschland:
Orvis Services, Inc. M. Raguse, Robert-Blum-Str. 5 b, D-22453 Hamburg,
Tel.: (040)5892302, Fax: (040)5892304, E-Mail: RaguseM (at) Orvis.com
*** |
Testbericht und Fotos ©: www.fliegenfischer-forum.de - November 2012 Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten. |
Zurück zur Übersicht Fliegenrollen | Zurück zu Gerätetest | Zurück zur Hauptseite |
|