El Calafate, Patagonien, Januar 2013
Bericht über eine Fliegenfischer-Forum-Leserreise von und mit Carolina & Heiko Schneider
Wieder zurück, Carolina hat schon vor einer Woche schweren Herzens Abschied von unseren sympathischen Schweizer Gästen genommen, die wir als erste Gruppe der Saison gemeinsam am Jurassic Lake begleitet hatten. Zusammen hatten wir noch einige wenige Tage am Rio Gallegos verbracht und um so schwerer fiel unserer Abschied am kleinen Airstrip Rio Gallego´s, wohlwissend das wir uns erst wieder im Herbst in Concordia wiedersehen würden.

Ankunft
Der kleine zweistrahlige Jet landete pünktlich aus Buenos Aires kommend am Nachmittag. Doch wider Erwarten konnte ich nur Markus und Gernod, zwei weitgereiste und erfahrene Fliegenfischer empfangen. Christian, unser dritter Mann im Bunde, kam erst mit der nächsten Maschine nach. Am Abend ging es in ein richtig gemütliches Asado Restaurant, Informationen zur Fischerei, Schotterpisten-Verhältnisse, Wetterprognosen und, natürlich: ein ordentliches argentinisches „Bife de Chorizo“. Am nächsten Morgen ging es dann früh los, um 7:30 Uhr bei wolkenlosen patagonischen Himmel und dem obligatorischen Wind. Nach 2 Stunden besten Asphalt und den ersten Natureindrücken, gewaltige Gletscherseen, eingerahmt von ewig eisbedeckten Bergkämmen und den immer präsenten Guanako und Nandu Herden, der erste Halt und auch gleichzeitig das Ende der zivilisierten Straßenverhältnisse. Weiter ging es nun auf der Ruta 40, ungeteert und wild bis auf ein letztes Stück Asphalt, bevor wir abbiegen zum finalen „road adventure“, genau 100 Minuten oder 27 Kilometer kurzweiliges headbangen zur imaginären Musik...

Gernod Christian und Markus
Guanakoherde am Wegesrand

die obligatorische Flussüberquerung bei Niedrigwasser
Die Fischerei
Die nächsten, gemeinsamen Angeltage werden genau den Erwartungen entsprechen: pausenlos orkanartige Winde mit einem Dry only Tag und immer guten Fängen. Aber es kam anders: lediglich einen Nachmittag lang brüllten die 40er Winde derart, dass das Laufen gegen den selbigen beinahe unmöglich wurde, alle anderen Fischtage brachten moderates bis sehr gutes Casting-Wetter und natürlich: runde Ruten! Unsere „faforite flies“ erwiesen sich auch dieses Mal als fängig: relativ große Mücken von dem Klassiker Wolly-Bugger über Zonker Muster in auffälligen Farben. 



Das Ende des Mythos
Die windstillen Momente, spiegelglattes Wasser und Sonne satt, in Kombination mit den sonst bewährten großen Mustern wurden von den Rainbows ignoriert. Übliches Vorfach set-up beim Ablegen auf das Wasser wurde mit sofortigen Fluchten der Fische quittiert. Nun war eine smartere „feinere“ Montage gefragt: bis zu 4.50 m lange Tippets, endend in 0,25 max. 0.28er Spitze und kleine Nassfliegen. Das resultierte in eine anspruchsvolle Fischerei auf Sicht auf die blitzeblanken halbstarken im felsverblockten Uferbereich.
Diese Anbiete-Technik gilt dann auch für das tiefe Wasser und die wirklich großen Brocken nahe dem zweistelligen Kilogramm- Bereich. Allerdings nicht notwendigerweise mit Sinkspitzen. Wir bevorzugen in diesem Fall Intermediate Schnüre mit den bereits erwähnten langen Tippets. Oftmals sieht man auf Entfernungen bis zu 20 m, wie sich gewaltige Schatten aus der blauen Tiefe lösen... und der Tanz beginnt.
 
 

Kleine Fliegen sind Trumpf!




Lange Fischtage
Den vielen wohl bekannten Leitspruch, beginnend mit der Morgenstund, kann man hier getrost vergessen. Die Zeit am abendlichen Lagerfeuer und nach gegrilltem Cordero, dem argentinischen Lamm, gepaart mit der ein oder anderen Flasche Roten zollen ihren Tribut. Zumal wir ziemlich entspannt mit geregelten Essenszeiten umgingen: Etwas Herzhaftes, Käse, Salami, Brot, auch einmal etwas über dem offenen Feuer gegrillt, zur Mittagszeit am Wasser. Abends dann das obligatorische gemütliche Feuer nahe der Hütte und Kreolisches aus der Pfanne und bestes argentinisches Rindfleisch. Wer wollte, ging nach dem eh schon langen Fischtag noch mal runter ans Wasser und wir trafen uns dann später wieder am Feuer. „A Guides Job never ends” bekam ich des Öfteren zu hören...

Auch Beißzeiten sind hier nicht Licht oder Mondphasen abhängig, was zählt ist ein anderes Rezept: Wind und Wellen im richtigen Zusammenspiel sind hier die „win win“ Kombination.

Die Jurassic Leviathane benötigen das gewisse Quäntchen Wind plus bewegtes Wasser, um zur Topform aufzulaufen. Klar, einen Schwarm Regenbogen mit der Trockenen anzuwerfen, die an der Grenze zur azurblauen Tiefe patroulieren und das bei Null Wind und spiegelblanken Wasser,  das ist großes Kino. Und wenn sich dann einer dieser Brocken mit gemächlicher Körperdrehung aus dem Verbund löst und Zeitlupengleich aufsteigt, um die Fliege zu nehmen... bleibt die zu erwartende Explosion oftmals aus. Geht hingegen ein strammer Wind, gepaart mit dezenten Wellen, dann transformieren die vorher eher lahmen Steelheads zu wirklichen Akrobaten und selbst 18pfünder sind dann nicht mehr in ihrem Element zu halten! Die Krönung überhaupt sind dann die take´s in den sich beinahe brechenden Wellen im sandigen Uferbereich.

So, genug geschrieben, schaut selbst, hier folgen noch einige Bilder dieser gelungenen Tour:

Auch ich durfte mal....; 




Cordero

Kleine Stärkung zwischendurch








Frische Pumaspuren am Seeufer...



Kalkablagerungen














Leser-Service
Den Autor dieses Artikels erreichen sie über seine Website + Blog: (LATITUD SUR ANGLERS) und (BLOG). Die Ausschreibung einer neuen Leserreise für 2013 folgt in Kürze.


Ein Artikel von Heiko Schneider für www.fliegenfischer-forum.de - April 2013.
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