Ein Reisebericht von Jochen Meyer 21 Tage in British Columbia Region Vancouver und Vancouver Island 2022 |
Seit 2015 waren Pelsi
und ich mehrfach auf Vancouver Island zum Fischen auf pazifischen Lachs
unterwegs. Dieser Trip im Herbst 2022 soll etwas Besonderes werden, denn
erstmals stehen uns sagenhafte 21 Fischtage zur Verfügung. Die Idee
ist es, sowohl Vancouver Island als auch das kanadische Festland zu befischen.
Für maximale Flexibilität haben wir für den Start lediglich
zwei Übernachtungen in einem Airbnb gebucht. Anschließend soll
spontan entschieden werden, wie und wo die Fischerei weitergeht.
Tag 0: Anreise Die Reise beginnt optimal, da wir den Direktflug nach Vancouver gut überstehen und unser Gepäck vollständig eintrifft. Nun gilt es noch fünf Tagesziele zu erreichen: 1. Vernünftig am Flughafen essen, damit dieses
Thema für den restlichen Tag erledigt ist und wir nicht unnötig
Zeit verlieren.
Die Fahrt zur Unterkunft zieht sich nach dem ermüdenden
Flug ein wenig in die Länge. Aber letztlich erreichen wir am späten
Abend unsere Unterkunft. Angellizenzen müssen wir übrigens keine
mehr besorgen, dies haben wir längst von zu Hause aus via Internet
erledigt.
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Zwischenstopp
während der sechsstündigen Anreise mit dem Cadillac
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Tag 1: Secret River
Die erste Nacht ist kernig, dank Jetlag schlafen wir beide nicht mehr als drei Stunden. Der einzige Vorteil: Man kann in aller Früh aufstehen und die Fliegenruten startklar machen. Kurz nach Sonnenaufgang brechen wir auf, der Fluss liegt 20 Minuten von unserer Unterkunft entfernt. Kaum am Wasser angekommen, können wir auch schon die ersten Sockeye (Rotlachse) sehen. Auf die haben wir es jedoch nicht abgesehen. Der Fluss hat einen guten Bestand an Bach- und Regenbogenforellen, die sich nun im Oktober vorzugsweise von Lachseiern ernähren. Unser Ziel ist es, diese Forellen mit Ei-Imitat (als Nymphe gefischt) zu überlisten. Die ersten Fänge lassen nicht lange auf sich
warten. Zu unserem Erstaunen fangen wir nicht nur Forellen, sondern auch
Whitefish, die im Drill äußerst spritzig agieren und beeindruckende
Sprünge machen. Allerdings sind dies keine Weißfische, wie wir
sie kennen - diese gehören den Salmoniden an und erinnern ein wenig
an Äschen.
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Ei-Imitat
zum Nymphen
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Pelsi beim
Drillen einer Forelle
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Schlanke
Rainbows mit gut 30 Zentimetern sind hier leicht zu überlisten
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Tag 2: Erneut Secret River
Es ist Samstag, weshalb wir mit einer Horde heimischer Angler rechnen. Unser Plan lautet daher, an einen Fluss zu fahren, der gute 100 Kilometer von der menschlichen Zivilisation entfernt liegt und ausschließlich über eine Logging-Road erreichbar ist. Erneut brechen wir früh auf, jedoch endet unsere Fahrt bereits nach einer halben Stunde. Die Logging-Road scheint Privatbesitz zu sein, Befahren ist verboten. Enttäuscht kehren wir zum Fluss vom Vortag zurück, um erneut aus Egg-Yarn gebundene und mit Tungsten-Perlen beschwerte Lachsei-Imitate an der 6er Leine zu präsentieren. Alle zwei bis drei Stunden wechseln wir unseren Standort, um den einheimischen Anglern zu entfliehen. Außerdem bekommen wir unseren ersten Schwarzbären der Saison zu sehen. Jedoch nicht am Wasser, sondern im Garten eines Wohnhauses, das sich in Flussnähe befindet. Am Abend gibt es ein Problem: Wir haben nur noch
eine Nacht im Airbnb, am nächsten Tag müssen wir raus. Weil es
uns hier gut gefällt und wir immer noch irgendwie an den abgelegenen
Fluss kommen möchten, muss ein neue Unterkunft gefunden werden. Verlängern
ist keine Option, weil die Kellerwohnung bereits an andere Leute vermietet
ist. In den nächsten Stunden machen wir eine sonderbare Tour, die
uns an ein versifftes Motel sowie in ein äußerst skurriles Feriendorf
führt. Wir bereiten dem Spuk ein Ende, indem wir ein etwas teureres
Airbnb buchen und glücklicherweise innerhalb von Minuten eine Zusage
des Vermieters erhalten.
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Pech gehabt,
hier dürfen wir nicht weiterfahren
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Traumhafte
Kulisse am Secret River
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Pelsi bei
der Arbeit
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Tag 3: Fluss in der Wildnis
Mit unserem gesamten Gepäck im Kofferraum geht es erneut los in Richtung wilder Fluss. Dieses Mal sind wir besser informiert und finden den Weg auf die Logging-Road. Ein Schild weist darauf hin, dass zum Befahren ein „Radio“ benötigt wird. Gemeint ist kein Autoradio, sondern ein Funkgerät, um die Positionen der Trucker verfolgen und ebenso die eigene Position durchgeben zu können. Es ist Sonntag, der einzige Tag, an dem kein Logging-Betrieb stattfindet. Ein Glück, dass wir gestern nicht hier waren. Die Schotterpiste ist holprig, die Kurven sind richtig eng und auf der rechten Seite geht es 50 Meter steil nach unten. Die Szenerie erinnert an einen norwegischen Fjord. Wer hier von der Straße abkommt, hat keine Überlebenschance. Pelsi fährt relativ sportlich und das Fahrwerk des Cadillac muss leiden. Trotzdem brauchen wir mehr als zwei Stunden, um ca. hundert Kilometer am „Fjord“ zurückzulegen. Am Fluss angekommen, folgen wir der Logging-Road weitere 30 Kilometer stromauf, stets auf Ausschau nach guten Stellen zum Fischen. In Summe sind wir vom Airbnb bis zum Angelspot gut dreieinhalb Stunden lang unterwegs. Das Scouten der ersten 30 Flusskilometer dauert eine gute Stunde und bringt am Ende nur drei Stellen hervor, die ans Wasser führen. Oft liegt das Flussufer 50 bis 100 Meter von der Schotterpiste entfernt und ist dermaßen mit Sträuchern zugewachsen, dass ein Durchkommen unmöglich erscheint - zumindest nicht in Wathosen und mit Ruten in der Hand. Macheten und Kettensägen wären hilfreich. Ich hätte gerne noch 30 weitere Kilometer gescoutet, aber Pelsi möchte fischen. Also gut, Wathosen an und ab ans Wasser. Wir gehen über eine Sandbank und entdecken auf den ersten 20 Metern die Spuren von Bär, Elch und Puma. Mobilfunkempfang haben wir hier draußen natürlich nicht. Um es kurz zu machen: Wir befischen insgesamt drei
verschiedene Spots, die jeweils 10 Kilometer weit auseinanderliegen. Obwohl
hier Top-Bedingungen vorherrschen (richtig kaltes Wasser und gutes Insektenvorkommen)
finden wir keine guten Stellen. Ich fange die erste Bulltrout meines Lebens,
die allerdings kaum länger als 20 Zentimeter ist, sowie eine kleine
Regenbogenforelle. Leider müssen wir schon bald wieder aufbrechen,
da uns eine lange Rückfahrt bevorsteht und wir noch einen Termin mit
unserem neuen Vermieter haben.
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Erstmal
geht es 100 Kilometer am „Fjord“ entlang
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Am wilden
Fluss wurde schon lange nicht mehr aufgeräumt
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Drill meiner
ersten Bulltrout an einem ruhigen Seitenarm
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Tag 4: Secret River zum
letzten Mal
Mit der neuen Woche beginnt der Logging-Verkehr
und damit ist der wilde Fluss für uns nicht mehr zugänglich.
Weil die Forellenfischerei am Secret River jedoch so gut war und heute
weniger Angler unterwegs sein dürften, wollen wir noch einen Tag bleiben.
An unserem Lieblings-Spot fangen wir zahlreiche Forellen und Whitefish.
Wie sich herausstellt, sind Ei-Imitate kein Muss. Klassische Nymphen und
Streamer funktionieren ebenfalls wunderbar.
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Seit Tagen
haben wir absolutes Kaiserwetter
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Ab und
an packt auch ein Whitefish zu
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Wenn es
läuft, dann läufts ...
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Am Schlusstag
belohnt mich der Secret River mit einer guten Rainbow
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Tag 5: Kein Regen, keine
Fischerei!
Obwohl wir Oktober haben, verbrauchen wir vom ersten Tag an ordentlich Sonnencreme. Die Sonne knallt permanent vom Himmel und es ist sommerlich warm. Hier im westlichen Teil von British Columbia hat es seit Monaten nicht geregnet. Unser heutiges Ziel ist der Chehalis River, der zu dieser Jahreszeit einen guten Pegel und einen noch viel besseren Coho-Aufstieg haben soll. Doch schon wenige Minuten nach unserer vierstündigen Anreise werden wir böse überrascht. Auch hier hat es seit Ewigkeiten nicht geregnet, der Fluss führt minimal Wasser. Forellen und Whitefish dürften um ihr Überleben kämpfen. Die Lachse, die über das Fraser-System hierher gelangen, können wegen des niedrigen Pegels nicht aufsteigen. Für den Lachsbestand ist das kein guter Ausblick. Wir sind niedergeschlagen, denn unter Top-Bedingungen scheint dieser Fluss ein Traum zu sein. Den unmittelbar in der Nähe befindlichen Harrison-River möchten wir nicht befischen. Der ist zwar riesig und irgendwo dürften sich dort zahlreiche Lachse, die in die anderen Flüsse nicht aufsteigen können, befinden - aber wo soll das sein? Selbst mit langen Zweihandruten würden wir uns auf die Suche nach der Nadel im Heuhaufen begeben. Pelsi schlägt vor, dass wir nach Chilliwack ausweichen. Der Chilliwack-River - auch Vedder-River genannt - genießt den Ruf eines guten Lachsflusses. Die Fahrt dorthin dauert eine gute Stunde. Probleme bereitet die nun notwendige Suche nach einer Unterkunft. Das Holiday Inn Hotel liegt zwar praktisch, doch 170 Dollar pro Nacht sind eine Ansage. Wie sich später herausstellt, sind andere Unterkünfte auch nicht viel preiswerter. Wir buchen erneut ein Airbnb, das wir erst am Abend beziehen. Jetzt geht es erstmal an den Fluss. Wir fischen innerstädtisch, was ich hasse. Obwohl es erst gegen 15 Uhr ist und man meinen sollte, dass die Leute noch arbeiten, ist der Fluss gut besucht. Zwischen den zahlreichen Anglern finden wir einen freien Flussabschnitt von ca. 100 Metern Länge, der uns zusagt. Zum Einsatz gelangen schwere Einhandruten, denn von jetzt an haben wir es auf Lachs abgesehen. Es dauert keine halbe Stunde, bis es bei Pelsi einschlägt. Der Fisch macht Radau und zieht ordentlich Backing ab. Doch nach wenigen Minuten verabschiedet er sich, ohne dass wir ihn je gesehen haben. Weil der Fisch nicht ansatzweise zu zähmen war, tippt Pelsi auf Chinook. Ab diesem Zeitpunkt sind wir richtig motiviert, denn es könnte jeden Augenblick der nächste Einschlag folgen. Doch es kommt anders, wir haben keinen weiteren Kontakt mehr. Interessant ist der Angler, der ungefähr 25
Meter stromauf von Pelsi steht. Er hat häufiger Fischkontakt, reißt
etliche Fische ab und kann zwei Lachse landen. Als er den zweiten Fisch
löst, diskutiert er lautstark mit seiner Frau, die gelangweilt auf
einem Klappstuhl am Ufer verweilt. Seinen ersten Fisch hat er abgeschlagen,
was hier üblich zu sein scheint. Diesen einen setzt er hingegen zurück.
Zwar verstehen wir kein Chinesisch, aber können das Wort „Chum“ heraushören.
Es scheint also ein Hundslachs gewesen zu sein, der hier nicht entnommen
werden darf. Wobei er den anderen Lachs auch nicht hätte mitnehmen
dürfen. Wir sind uns sicher, dass er mit seiner schweren Montage und
dem schnellen Einkurbeln versucht, die Fische zu snaggen, also zu reißen.
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Der erste
Schock: Leider keine Lachse, sondern nur knöcheltiefes Wasser am Chehalis
River
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Das schwere
Einhandgerät ist einsatzbereit
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Pelsi beim
Versuch, einen starken Lachs zu bändigen
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Wir fischen
bis in den Sonnenuntergang
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Tag 6: Nie wieder Chilliwack
Unser Biorhythmus stellt sich nur langsam um, wir kommen immer noch wunderbar früh aus den Betten. Bei aufgehender Sonne gleiten wir im Cadillac über einen Feldweg an mehreren Farmen entlang, um an einen Flussabschnitt außerhalb der Stadt zu kommen. Zu unserer Überraschung ist der Chilliwack-River auch zu dieser Uhrzeit bestens besucht, alle 50 bis 100 Meter stehen Angler. Viel Auswahl haben wir nicht mehr und sichern und uns noch schnell einen Abschnitt. Pelsi steht stromauf von mir und gibt alles. Er fischt sämtliche Rinnen und Steine ab, ergänzend wechselt er oft die Fliege. Mein Ansatz ist genau umgekehrt, ich fische immer wieder denselben Abschnitt konsequent im Swing ab – stets in der Hoffnung, dass ein aufsteigender Fisch vorbeikommt und zupackt. Im Verlauf des gesamten Vormittags wechsle ich nur einmal die Fliege, nämlich von hell auf dunkel. Doch keine unserer Strategien geht auf, wir bleiben beide ohne Fischkontakt. Wir bekommen nicht einen einzigen Fisch zu sehen. Dafür besucht uns ein Fischereiaufseher. Interessanterweise wird in Chilliwack nicht primär kontrolliert, ob man eine gültige Fischereilizenz besitzt. Stattdessen wird ermittelt, welche Fische entnommen werden. Diese Kontrollen sollen sicherstellen, dass nur zulässige Lachsarten im Kochtopf landen. Jetzt wissen wir also, weshalb unser gestriger Angelnachbar den Chum zurückgesetzt hat. Nun zu einem anderen Thema: Was haben chinesisch-stämmige Kanadier und wir Deutschen gemeinsam? Richtig, um 12 Uhr gibt es Mittagessen! Zu unserem Erstaunen ist das Flussufer schlagartig wie leer gefegt. Wo vorhin noch 30 Angler standen, ist plötzlich niemand mehr. Wir machen am Auto kurz Mittagspause und nutzen anschließend die Gunst der Stunde, um einen neuen Flussabschnitt zu belegen. Wir fischen nochmals konzentriert, bekommen aber nicht einen einzigen Fisch zu sehen. Pelsi verliert das Vertrauen in diese Region und möchte aufgrund der Erfahrung vom Vortag wieder innerstädtisch fischen. Auf der Fahrt dorthin überqueren wir in der Stadtmitte eine große Brücke. Direkt unterhalb der Brücke sehen wir die Einheimischen beim Combat-Fischen. Schätzungsweise 75 Angler stehen Mann an Mann und beackern den Fluss. Schade, dass wir keine Zeit hatten, um ein Foto zu machen. Das hätte ich hier gerne eingestellt. Den restlichen Nachmittag brutzeln wir in der Sonne,
es ist eigentlich viel zu heiß und zu sonnig, um auf Lachs zu fischen.
Wir versuchen unser Glück an verschiedenen Stellen und probieren sämtliche
Fliegenmuster aus, doch am Ende bleiben wir ohne Erfolg. Obwohl wir viele
Angler sehen, scheint niemand zu fangen. Übrigens sind wir gestern
und heute als einzige mit Fliegenruten unterwegs gewesen.
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Pelsi gibt
alles
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Vermutlich
ein Blue Heron
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Dicke Aufkleber
auf der Karre, aber nicht mit der Fliegenrute unterwegs
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Tag 7: Squamish
Wir wollen das Chilliwack-Desaster schnell vergessen und machen uns auf den Weg nach Squamish. Die 20.000 Einwohner-Stadt liegt ca. 45 Highway-Minuten nördlich von Vancouver. Der Squamish-River wurde uns auf früheren Kanada Reisen mehrfach genannt, sodass es nun an der Zeit ist, ihn näher zu inspizieren. Interessant machen ihn seine Nebengewässer, von denen fünf befischt werden dürfen. Das mag nach wenig klingen, doch insgesamt sind das mehrere hundert Kilometer an Uferstrecke, die auf uns warten. Während der Anfahrt sind unsere Blicke auf das Meer gerichtet, insbesondere auf die Küstenlinie. Wir halten Ausschau nach Abschnitten mit flachem Strand, um dort ggf. direkt am Pazifik zu fischen – theoretisch wären unsere Küstenruten schnell aufgetackelt. Allerdings stoßen wir nur auf Steilküsten, die zum Fliegenfischen nicht taugen. Mehrere hoffnungsvolle Stopps entpuppen sich als Fehlgriff, sodass wir letztlich in Squamish ankommen, ohne auch nur einmal Wasserkontakt gehabt zu haben. In Squamish biegen wir bei ersten Gelegenheit auf eine Straße ab, die am Mamquam-River entlang führt. Einige Wochen zuvor habe ich ein Youtube-Video gesehen, das Fliegenfischer am Mamquam überglücklich beim Lachsfang zeigt. So in echt sieht der Fluss ebenfalls vielversprechend aus. Wir machen die schweren Einhandruten klar, ziehen Watklamotten an und ab geht es an den Fluss. Mit Tempo marschieren wir etwa eine dreiviertel Stunde lang stromauf und scannen das Wasser. Allerdings sehen wir nicht einen einzigen Fisch. An einem großen Pool treffen wir eine Kanadierin, die dort ihren Hund baden lässt. Auf meine Frage, ob sie Fische gesehen hat, kommt eine unerfreuliche Antwort: Sie sei oft abends hier und sieht regelmäßig, wie die Seals bis hier aufsteigen und alle Lachse aus dem Pool holen. Die Geschichte scheint glaubwürdig, sodass wir umdrehen und uns auf den Weg zum Hauptfluss, dem Squamish, machen. Der Squamish River hat richtig Dampf. Kein Wunder, die Hitze erzeugt jede Menge Gletscherwasser. Das Wasser ist stark getrübt und nur wenige Angler sind hier. Die Einheimischen warten auf klares Wasser, weil dann bessere Erfolgsaussichten bestehen. Wir als Touristen haben diese Option nicht und setzen als Notlösung auf dunkle Fliegenmuster. Tatsächlich bekommen wir im Tagesverlauf mehrere dicke Lachse zu sehen, sogar richtige Prachtexemplare. Allerdings stecken sie allesamt in den Mäulern der Seals. Wir haben keine Ahnung, warum die Seals kurz auftauchen und ihre Beute präsentieren. Vielleicht, um sich kurzerhand zu orientieren, vielleicht auch nur, um uns zu ärgern. Wenn sich nicht bald etwas ändert, droht dies
mein dritter Tag in Folge ohne Fischkontakt zu werden. Kurz vor Schluss
treffe ich am Abend die Entscheidung, meine Einhandrute der Schnurklasse
10 auf ein Nymph-Setup umzubauen. Das Sinktip kommt runter und ein langes
Vorfach wird am wuchtigen Schusskopf montiert. Dann noch schnell eines
der Ei-Imitate anknoten und es kann losgehen. Mit dieser Kombo befische
ich einen Saum, an dem sich klares Wasser eines einströmenden Bachs
mit der Gletscherbrühe vermischt. Keine Viertelstunde später
kann ich eine solide 40er Regenbogenforelle landen und gleich wieder releasen.
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Den Highway
per Fußgängerampel überquert, aber der Strand ist nicht
befischbar
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Traumhafte
Kulisse am Squamish River
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Die genymphten
Ei-Imitate funktionieren auch hier
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Die Seals
ziehen eifrig durch den Fluss, um sich an den Lachsen zu bedienen
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Tag 8: Weiterhin Squamish
Wir geben dem Hauptstrom eine zweite Chance. Allerdings beginne ich den Angeltag gleich mit der Nymph-Technik und keine zehn Minuten später fange ich einen Fisch. Ich bin mir bei der Fischart nicht ganz sicher, tippe aber auf Bulltrout. Gegen Mittag komme ich mit einem Guide ins Gespräch, der mit vier Klienten am Wasser ist. Ich zeige ihm ein Bild vom Fisch und er bestätigt mir, dass es sich um eine Bulltrout handelt. Der Guide und seine Jungs hatten den ganzen Morgen über keinen Fischkontakt. Er erzählt mir, dass oberhalb seiner Gruppe ebenfalls ein Typ mit der Nymphe fischt und wohl ziemlich krass abgeht. Der hätte innerhalb einer Viertelstunde gleich drei Fische gefangen, was ihn als Guide vor seiner Gruppe nicht gerade toll dastehen lässt. Der Typ war natürlich Pelsi ;-) Der Rest vom Tag verläuft zäh. So sehr
wir uns auch bemühen, mit den Lachsen will es einfach nicht klappen.
Lediglich bei den Seals scheint es gut zu laufen.
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Meine zwei
Setups, um nicht umbauen zu müssen
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Hinter
der geguideten Gruppe zuppelt Pelsi mehrere Forellen aus dem Squamish
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Heute wieder
kein Lachs, aber wenigstens das Nymphen funktioniert
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Die Menschen
in Squamish bereiten sich auf Halloween vor
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Tag 9: Ashlu Creek
In Squamish scheinen alle Angler von Kopf bis Fuß auf Lachs eingestellt zu sein. Sobald sie hören, dass wir den Forellen nicht abgeneigt sind, empfehlen sie uns Ashlu Creek. Solche Tipps sind zwar immer Vorsicht zu genießen, aber wir wagen den Trip und nehmen gut eine Stunde Anfahrt in Kauf. Die Szenerie am Bach ist atemberaubend, absolutes Bilderbuch-Kanada. Wir starten ganz oben am Powerhouse. Hier fällt der Bach stark ab und ist von großen Steinen durchzogen. Mir fällt das Waten schwer, weshalb sich das Fischen nicht so richtig einstellen möchte. Bei Pelsi läuft es deutlich besser. Mit einer aggressiv geführten, pinkfarbenen Gosling zuppelt er gleich mehrere Forellen aus dem türkisfarbenen Wasser. Hier oben sind die Fische zwar klein, doch Pelsi hat richtig Spaß. Etwa hundert Meter stromab wird das Gelände flacher und der Ashlu ist deutlich leichter zu befischen. Pelsi zieht los und macht ordentlich Strecke. Ich hingegen will nun Streamer fischen und probiere eine gefühlte Ewigkeit lang diverse Sinktips aus, bis ich mit dem Schwimmverhalten meines Wollybuggers zufrieden bin. Was Strömung und Steine betrifft, ist dies zweifellos eines der besten Streamer-Gewässer, das ich je befischt habe. Es macht richtig Spaß, die Forellen aus ihren Verstecken zu locken. Allerdings sollen diese Zeilen keinen falschen
Eindruck vermitteln. Ashlu Creek unterliegt einem sehr hohen Befischungsdruck.
Wie wir am nächsten Tag erfahren, war der Bach in den Vorjahren gesperrt,
weil es um die Fischbestände nicht gut stand. Ehrlich gesagt haben
wir den Eindruck, dass von einer Erholung keine Rede sein kann. Wir haben
nicht allzu gut gefangen und für die wenigen Fische hart gearbeitet.
Die meisten anderen Angler haben in derselben Zeit gar nichts gefangen.
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Wir sind
offiziell im Grizzly-Gebiet angekommen
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Blick stromauf
in Richtung Powerhouse
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Traumhafte
Kulisse
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Ashlu Creek
kurz vor Einbruch der Dämmerung
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Tag 10: Mamquam &
Cheakamus
Wir möchten dem Mamquam River eine zweite Chance geben. In Sachen Lachs kann er aktuell nichts bieten, aber weil die Kanadier so auf Lachs eingeschossen sind, dürfte der Befischungsdruck auf die Forellen gering sein. Somit müssen wir uns auch nicht nahe der Mündung aufhalten, sondern können in Ruhe die abgelegenen Abschnitte aufsuchen. Am Nachmittag geht es an den deutlich längeren
Cheakamus River. Wir begegnen mehreren Anglern, die es natürlich auf
Lachs abgesehen haben. Beim Erkunden baden wir immer mal wieder unsere
Nymphen und können kleine Regenbogenforellen überlisten. Ein
langer Fußmarsch führt uns an einen großen Pool, der aber
leider schon besetzt ist. Insgesamt verläuft der Tag relativ unspektakulär,
laut meinen Aufzeichnungen habe ich in Summe fünf kleine Rainbows
verhaftet.
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Kleine
Forelle aus dem Mamquam
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Schwarzbär
am Cheakamus
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Das Halloween-Haus
bei Nacht
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Tag 11: Cheakamus
Heute starten wir bewusst früh, um den Pool vom Vortag als erste zu erreichen. Wir freuen uns, da keine anderen Angler zu sehen sind. Aber dann folgt die böse Überraschung: Hinter einer Kurve am anderen Flussufer stehen zwei Mädels und ein Kerl, die mit harten Spinnruten und voller Wucht ihre Drillingshaken durch den Pool peitschen. In Chilliwack hatten die Einheimischen den Anstand, ihr Snagging wenigstens zu tarnen und es wie Fischen aussehen zu lassen. Aber hier wird mit aller Gewalt versucht, Lachse zu reißen. Zumal sich die Gruppe nicht daran zu stören scheint, dass wir das alles mitbekommen. Denn Snagging ist in Kanada verboten. Wie wir später erfahren, scheint das für Angehörige der First Nations nicht zu gelten. Eine Weile lang versuchen wir unser Glück. Aber es will sich keine Freude einstellen, vor allem weil die Idioten auch immer wieder mal was dran haben. Dann wird kreischend gedrillt, wobei die Fische am Ende jedoch alle wieder abreißen und so unnötig verletzt werden. Auf dem Rückweg zum Auto zuppeln wir mit genymphten
Ei-Imitaten noch vereinzelt kleine Forellen heraus. Dass wir bisher keinen
Lachs gefangen haben, scheint nicht schlimm. Schließlich geht es
in einigen Tagen rüber nach Vancouver Island.
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Nicht ganz
ungefährlich, doch über die Bahngleise kommen wir am schnellsten
an den Pool
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Leider
sind die Snagger schon da
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1000 Würfe
gemacht und trotzdem keinen Lachskontakt
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Tag 12: Ambleside Beach
(West Vancouver)
Es ist Zeit für einen Vorgeschmack auf Küstenlachs. Das Problem besteht weiterhin darin, dass wir auf dem Festland sind und noch keinen geeigneten Küstenabschnitt gefunden haben. Doch laut Pelsis Recherche soll sich ein guter Spot in Vancouver befinden. Kein Witz, die Metropole beherbergt einen Strand, der Lachsfänge vom Ufer aus verspricht. In aller Früh brechen wir auf und fahren über den Highway auf direktem Weg nach West Vancouver. Als wir am Ambleside Park ankommen, ist es noch dunkel und wir finden jede Menge freie Parkplätze. Zugegeben, wir sind nicht nur so früh hier, weil wir zügig durch den Stadtverkehr kommen wollten. Außerdem ist jetzt Hightide und damit die voraussichtlich beste Zeit zum Fischen. Unsere Küstenruten haben wir bereits am Vorabend startklar gemacht. Wir müssen nur noch die Watklamotten anziehen und uns auf dem Weg zum Ambleside Beach machen. Natürlich sind wir auch hier nicht alleine, zwei Spinnangler haben sich an diesem wenige hundert Meter breiten Sandstrand bereits positioniert. Meine Fliegenschnur, die einen Vaskebjörn transportiert, werfe ich nur mit halber Kraft in Richtung Ozean. Denn hier am Strand ist es stockduster und ein verheddertes Vorfach möchte ich unbedingt vermeiden. Außerdem ist die Brandung etwas stärker, als wir es gewohnt sind. Pelsi war wohl etwas eifriger am Werfen - ich höre ihn fluchen und sehe, wie er mit eingeschalteter Stirnlampe am Enttüddeln seiner Montage ist. Wenige Minuten später zeigen sich die ersten Sonnenstrahlen und initiieren ein wahres Spektakel. Es sind große Cohos unterwegs, die zum Teil bis auf wenige Meter an uns herankommen. Dies ist Küstenfischen vom Feinsten, absolut unglaublich! Es sind richtig gute Exemplare mit dabei, die in voller Pracht aus den Wellen springen und lautstark in die Brandung klatschen. Ich bin mir sicher, dass wir in wenigen Minuten den ersten Coho landen. Nach ungefähr 20 Minuten flaut das Spektakel ab und etwa eine Stunde später sind die Fische deutlich weiter draußen. Wir geben weiterhin alles, denn bisher wurde nicht ein Fisch verhaftet. Dann geht es steil bergab. Die Sonne kommt heraus und knallt so richtig. Man könnte auch sagen, die Fische verschwinden und die Metropole wacht auf. Bereits im Dunkeln waren etliche Senioren unterwegs, jetzt kommen immer mehr Menschen an den Strand, insbesondere Leute, die ihre Hunde ausführen. Um es kurz zu machen: Strand und Park sind äußerst beliebt, es stellt sich Highlife ein. Bis 16 Uhr machen wir das Theater noch mit, dann wird es uns endgültig zu blöd. Die Fische sind weit draußen und mit unseren Wathosen scheinen wir in diese Metropolwelt nicht zu passen. Erschreckend finde ich, wie viele Menschen während ihrer Mittagspause hierher fahren und vom Auto aus den Strand beobachten. Die steigen nicht einmal aus - sie fahren her, sitzen eine halbe Stunde im Auto und fahren dann weiter. Nordamerika halt ;-) Zusammengefasst: Wer Ambleside Beach erleben möchte,
sollte nicht zögern. Von Natur ist hier keine allzu große Spur
und das ständige Umgebensein von Menschen muss man mögen. Andererseits
könnte es hier mit ein wenig Glück (ich hätte mir Wolken
oder gar leichten Regen gewünscht) richtig gut laufen.
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Zur frühen
Stunde finden Top-Bedingungen vor, regelmäßig springen Cohos
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Gegen Mittag
sind die Fische weit draußen und unsere Chancen verringern sich drastisch
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Ich mache
ein kurzes Nickerchen
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Die Hoffnung
stirbt zuletzt, Pelsi greift nochmals an
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Tag 13: Birkenhead &
Soo River
Erfolglos den Lachsen hinterherzujagen, macht auf Dauer keinen Spaß. Folglich ist es wieder an der Zeit, einige Forellen aus dem Wasser zu zuppeln. Wir fahren über Whistler nach Pemberton, wo wir den Fly Shop von Brad Knowles, der insbesondere auf Youtube als „Pemberton Fishfinder“ bekannt ist, besuchen möchten. Obwohl das Revier so riesig ist, sind wir gleich an unserem zweiten Tag in Squamish in den bekannten Guide gestolpert. Er meinte, wir könnten seinen Fly Shop aufsuchen und dort eine Karte vom Birkenhead River einsehen, die gute Spots benennt. Allerdings stehen wir vor verschlossenen Türen, weil der gute Mann wohl nicht weiß, wie man die Öffnungszeiten eines Google Unternehmensprofils verwaltet. Mit den Jahren haben wir unsere eigene Strategie entwickelt, um neue Flüsse zu scouten. Hier am Birkenhead ist die Sache relativ simpel. Es gilt eine Parkmöglichkeit in der Pampa zu finden und dann zu Fuß Strecke zu machen. Im Grunde sieht der Fluss fast überall fischig aus, man hat die Qual der Wahl. Die gebotene Kulisse ist herrlich und wir scheinen hier als einzige unterwegs zu sein. Im Lauf des Vormittags begegnen wir lediglich einer Person, einem Behördenmitarbeiter, der sich durch das Gebüsch schlägt und Wildkameras einsammelt. Die Daten werden ausgewertet, um mehr über den Bärenbestand und das Verhalten der Tiere zu erfahren. Wir sind hier nicht einem Bären begegnet, aber dafür ungewollt direkt in eine der Wildkameras marschiert. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit führt der Fluss wenig Wasser. Obwohl wir bevorzugt stromauf fischen, erscheint es aufgrund unseres gewählten Einstiegs sinnvoller, stromab zu fischen. Also werden Streamer angeknüpft und los geht es. Solch kleine Bäche fischen wir gerne getrennt, also jeder für sich. Nachdem einer seinen Spot ausgefischt hat, überholt er im Regelfall den anderen und steigt vor ihm an der nächsten geeigneten Stelle ein. Hier im Bärengebiet achten wir darauf, dass die Distanz zwischen uns beiden die 500-Meter-Marke nicht überschreitet. Wie angedeutet, sind der Fluss und die Kulisse wirklich schön. Aber der niedrige Pegel nervt ein wenig und allzu viel Fisch scheint auch nicht unterwegs zu sein. Vermutlich haben sich bereits im Sommer die zahlreichen Whistler-Touristen auf den Fluss gestürzt. Immerhin können wir ein paar kleinere Regenbogenforellen und Whitefish überlisten. Große Bulltrout soll es hier auch geben, jedoch können wir beim besten Willen nicht sagen, wo die in diesem kleinen Bach stehen sollen. Kleinere Lachse, die bereits abgelaicht haben und am Verenden sind, bekommen wir ebenfalls zu sehen. Für den Nachmittag möchten wir ein besseres Gewässer finden. Wir fahren zum Soo River, der uns eine vollkommen andere Szenerie bietet. Zunächst müssen wir uns wirklich tiefe vor allem steile Uferhänge hinab kämpfen. Die Sache ist nicht ganz ungefährlich, auch weil die riesigen Kieselsteine ständig wegrutschen. Wer nicht mehr ganz so beweglich ist, sollte sich zuvor Rat bei einem Guide holen! Aufgrund des Gefälles hat der Fluss richtig Dampf. Pelsi beschließt, stromab zu fischen, ich ziehe stromauf los. Wir bleiben beide ohne Fischkontakt, was wir uns dank vorhandener Mobilfunkabdeckung gegenseitig mitteilen können. Insgesamt haben wir am Soo River nur etwa eine Stunde lang gefischt. Etwas später befischen wir einen Bach mit ähnlichen Verhältnissen, nur dass sich hier das Ufer viel besser begehen lässt. Auch an diesem Gewässer ist nichts los, keine Angler und kaum Fische. Ich kann lediglich eine Mini-Forelle aus dem Pocket Water zu zuppeln, das war es auch schon. So schön die Gewässer in Squamish und
Umland auch sind, wir haben genug. Es wird Zeit für die Insel. Pelsi
ermittelt ein Airbnb, das preislich akzeptabel und von der Lage her einigermaßen
okay ist. Wir buchen es für die komplette restliche Reisezeit, also
acht Nächte.
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Hier kommen
wir erstmal nicht weiter
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Der Bär
war auch schon hier
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Am Birkenhead
sollte man geländeerprobt sein
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Eigentlich
sieht der Soo River ganz nice aus, aber er hat ordentlich Gefälle
und ich bin mit der Strömung nicht zurechtgekommen
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Mein einziger
Fang des Tages
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Tag 14: Aufbruch nach
Vancouver Island
Kaum geht die Sonne auf, wird auch schon der Cadillac beladen. In weniger als 30 Minuten sind wir am Fährterminal (Horseshoe Bay), um von dort aus nach Nanaimo zu gelangen. Weil wir im Urlaub sind und unnötigen Stress meiden wollen, haben wir keine Fähre reserviert. Vor Ort herrscht jedoch reger Andrang und wir fragen uns, ob eine Reservierung wohl doch besser gewesen wäre. Aber am Ende schaffen wir es auf die Fähre und sind froh, uns für diese flexible Variante entschieden zu haben. Gute zwei Stunden später kommen wir in Nanaimo an und machen uns auf den Weg zu unserem Airbnb. Während der Autofahrt dorthin fällt uns relativ bald auf, dass die Insel außergewöhnlich trocken erscheint. Keine Frage, es hat seit Monaten nicht geregnet. Die weitläufigen Grünflächen sind an vielen Orten vertrocknet. Dann erfahren wir es über die sozialen Medien: Die Flussfischerei auf Vancouver Island wurde aufgrund niedriger Pegel von den Behörden geschlossen. So hatten wir das nicht geplant, aber es lässt sich nicht mehr ändern - auch im Hinblick auf die acht Nächte, die wir gebucht haben. Wenigstens ist die Kellerwohnung geräumig und vernünftig ausgestattet. Weil es bereits Mittag ist, machen wir erstmal Essen und legen eine einstündige Verschnaufpause ein. Die Fahrtdauer vom Airbnb im Comox Valley zur Parkbucht an einem unserer liebsten Strände beträgt ca. 45 Minuten. Wir treffen die Entscheidung, noch heute anzugreifen und unsere Küstenfliegen zu wässern. Gegen 15:30 Uhr kommen wir an und beginnen die Küste zu spotten. Sofort fällt mir ein großer Unterschied zum Ambleside Beach auf: Man hat die Sonne im Rücken, was für die Augen deutlich entspannter ist. Ansonsten sind die Bedingungen nicht so berauschend. Die Sonne knallt in voller Stärke, der Wind ist schwach und Wellen sind quasi nicht vorhanden. Andererseits hat das ruhige Wasser auch seine Vorteile. Es dauert nicht lange, bis wir gleich zwei Schulen ausmachen. Gerade noch so in Wurfweite cruisen die Cohos vorsichtig am Ufer entlang. Allerdings ist dieser schöne Strand nicht nur bei uns beliebt. Wir sehen gleich vier Angler, die in zwei voneinander unabhängigen Gruppen unterwegs sind. Pelsi hat die Situation sofort erfasst: „Geil, da sind zwei Schulen unterwegs und die Amateure sehen sie nicht!“ Wir fahren noch schnell zwei Parkbuchten weiter und marschieren zu einer Stelle, an der die Lachse mit etwas Glück mehrfach entlang schwimmen. Allerdings machen wir bewusst langsam und versuchen den Eindruck zu erwecken, unentschlossen zu sein - nicht, dass wir uns den Spot noch teilen müssen. Wir waten nicht besonders weit raus, da wir die Fische nah am Ufer vermuten. Immer wieder bemerken wir, wie Lachse an uns vorbeiziehen. Bislang werden unsere Fliegen aber nur von nervigen Bullheads (Pacific Staghorn Sculpin) genommen, meinen Vaskebjörn scheinen sie besonders zu mögen. Eine Stunde später hat Pelsi einen Einschlag zu vermelden: Ein kräftiger Coho zieht ab und sorgt reichlich für Action. Kaum ist der Fisch gelandet, stellt Pelsi mit einer Mischung aus Begeisterung und gleichzeitiger Ernüchterung fest: „Der Fisch ist riesig. Einen größeren Coho werde ich während unserer restlichen Zeit nicht fangen!“ Mit dieser Aussage wird er höchstwahrscheinlich recht behalten, denn der Fisch ist richtig gut. Ich freue mich sehr für ihn, fühle mich
aber auch ein wenig unter Druck gesetzt. Ungern würde ich hier ein
zweites Ambleside-Desaster erleben. Zum Glück weiß der Vaskebjörn
zu überzeugen, denn nur wenig später kann ich einen Jack (Coho)
landen. Damit, dass wir gleich am ersten Küstentag beide Lachs fangen,
hatten wir nicht gerechnet.
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Mit der
Fähre geht es rüber nach Vancouver Island
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Von jetzt
an ist der Schnurkorb unser täglicher Begleiter
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Gleich
am ersten Nachmittag hat Pelsi einen dicken Coho verhaftet
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Tag 15: Küste
Heute ist alles anders. Wir fahren über größere Distanzen verschiedene Strandabschnitte an und können auch nahezu überall Fische ausfindig machen. Doch irgendwie lassen sie sich nicht so leicht wie am Vortag überzeugen. Die einzige Fischart, die wir konsequent fangen, sind Bullheads. Im Tagesverlauf erbarmt sich wenigstens ein Jack, wodurch sich die Gesamtzahl meiner Lachsfänge verdoppelt ;-) Ein Kumpel, den wir beide hier aus dem Forum kennen,
ist ebenfalls auf der Insel und bereits fleißig am Fischen. Per Messenger
stehen wir mit ihm in Kontakt. Er hat ähnliches zu berichten, heute
scheint es überall zäh zu sein.
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Jack mit
Vaskebjörn überlistet
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Das Fischen
mag zäh verlaufen, aber diese abendliche Kulisse entschädigt
ein wenig
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Tag 16: Küste
Die schwierigen Bedingungen halten an. Wir fahren
von Strandabschnitt zu Strandabschnitt und können auch immer wieder
kleine Coho-Schulen ausfindig machen, doch beißen wollen die Lachse
nicht. Wer kann es ihnen verübeln - es ist zu sonnig, zu warm und
die Flüsse liegen fast trocken.
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Nicht,
dass wir nichts fangen würden - die Bullheads packen fleißig
zu
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Tag 17: Küste
Unser Kumpel teilt via Messenger mit, dass es bei
ihm auch nicht läuft. Er möchte sich für einige Tage in
den Norden der Insel begeben, ganz in der Hoffnung, dort bessere Bedingungen
vorzufinden. Wir wünschen ihm viel Erfolg und spulen ein Programm
ähnlich wie am Vortag ab. Am Ende des Tages habe ich keinen Lachskontakt
gehabt, aber jede Menge Bullheads gefangen.
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Wir fischen
konsequent vom frühen Morgen ...
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… bis zum
Eintritt der Dunkelheit
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Die beste
Pizza der Insel gibt es bei Forbidden Zone. Praktisch: Der Rest vom heutigen
Abendessen wird morgen das Mittagessen sein.
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Tag 18: Scouten
Mir wird es zu eintönig, von früh bis
spät in der Sonne zu stehen und die Watklamotten vollzuschwitzen.
Pelsi ist deutlich motivierter und zieht alleine los. Ich mache mich gegen
Mittag zu Fuß auf den Weg, um in normaler Kleidung und ohne Ausrüstung
einen größeren Strand bei Royston zu scouten.
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Diese Stelle
erscheint interessant, denn hier kommen die Cohos (sie erzeugen die V-förmige
Welle) extrem nah ans Ufer.
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Tag 19: Küste
Unser Kumpel teilt via Handy mit, dass er aus dem Norden zurück ist. Die Bedingungen dort waren auch nicht besser. Wir fahren gezielt den Strand an, den ich am Vortag inspiziert habe. Mir war eine schmale Landzunge aufgefallen, an deren Spitze überraschend viele Schulen patrouillierten. Pelsi will der Stelle eine Chance geben. Jetzt am Morgen ist bereits Hightide. Die Landzunge
entpuppt sich als Volltreffer, zumindest für Pelsi. Ihm gelingt es
immer wieder, seine Fliege direkt vor einer der vorsichtig vorbeiziehenden
Schulen zu platzieren und einige Fische zum Biss zu motivieren. Er kann
mehrere Cohos und Jacks landen. Ich fische auf dieselbe Art und Weise,
doch abgesehen von unzähligen Bullheads verirrt sich nichts an den
Haken.
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Bei Pelsi
läuft es
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Ihm gelingt
es mehrfach, die vorbeiziehenden Schulen sauber anzuwerfen
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Schöner
Coho
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Ich darf
mich über eine ausgerissene Öse am Watschuh freuen
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Tag 20: Küste
Immer nur Küste bei knallender Sonne und ohne
Welle zu fischen, ist mir zu eintönig. Nur allzu gerne würde
ich mal an einem Fluss fischen. Daher beschließe ich auszuschlafen
und Pelsi zieht alleine los. Um es kurz zu machen: Unser Spot vom Vortag
ist heute noch besser. Als Pelsi bereits am frühen Nachmittag an die
Unterkunft zurückkehrt, ist die Anzahl der Lachse auf seinem Fish-Counter
um sieben weitere Exemplare gestiegen.
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Pelsi ist
alleine unterwegs und räumt ab
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Tag 21: Abschlussfischen
Wir möchten keine Experimente eingehen und fahren erneut zur Landzunge am Strand in Royston. Erfreulicherweise sind heute keine anderen Angler unterwegs und das Wasser steht schön hoch. Interessanterweise verläuft die Fischerei im Vergleich zu vorgestern genau umgekehrt. Während die Cohos an den Fliegen von Pelsi kein Interesse haben, packen gleich mehrere Cohos und Jacks bei mir ungehemmt zu. Pelsi fischt mit vollem Einsatz, doch mit der Lowtide
zieht es die Fische immer weiter hinaus. Wir könnten noch bis zum
Abend warten und letztmals angreifen. Doch Pelsi ist auch so zufrieden
und meint, dass wir mit gutem Gewissen zur Unterkunft fahren können.
Schließlich gibt es noch viel zu erledigen, damit wir am nächsten
Tag rechtzeitig am Flughafen in Vancouver eintreffen.
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Ein torpedoförmiger
Jack
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Am letzten
Küstentag darf ich mich über diesen ordentlichen Coho freuen
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Tschüss
Küste, tschüss Kanada.
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Fazit
Die Idee, auf dem Festland zu fischen, war goldrichtig. Der Secret-River hat überzeugt und auch am Squamish River war es nicht schlecht. Vancouver Island war hingegen ein Reinfall, rückblickend würden wir das so nicht mehr machen. Voraussichtlich würden wir der Insel drei Tage widmen, denn generell ist das Festland vielseitiger und vor allem sicherer, was die Flusspegel angeht. An der Vorgehensweise, keine Unterkunft durchzubuchen und damit flexibel zu bleiben, würden wir festhalten. Am meisten zu bedenken geben uns die schwierigen
Wetterbedingungen. Auf der Insel war es zu trocken. Interessant ist, dass
es im Folgejahr vollkommen anders war, d.h. die Flüsse genug Wasser
hatten und Lachse aufsteigen konnten. Dafür war die Region rund um
den Secret-River aufgrund von Waldbrandgefahr gesperrt. Kurzum: Wer in
British Columbia fischen möchte, muss inzwischen auf alles gefasst
sein und sollte daher ein hohes Maß an Flexibilität mitbringen.
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Infobox & Leserservice:
Allgemeines:
Mehr allgemeine Infos &
(Quelle: wikipedia):
Karte rechts oben, Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Provinzen_und_Territorien_Kanadas
Ein paar weitere nützliche Links: Eine sehr informative Reiseseite
mit vielen Links, Kartenansichten, Trip- und Buchungsmöglichkeiten:
Umfassende Informationen zu: BC Fishing
& Guides:
Angeln in British Columbia
British Columbia Fishing
Infos, Lizenzen und Regularien /
Freshwater fishing in B.C.
BC Fishing: The Complete Guide for
2024
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Ein Reisebericht von Jochen Meyer für www.fliegenfischer-forum.de - März 2024. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten. zurück zur Übersicht Kanada... | zurück zu Reise & Report | zurück zur Startseite |