Rückkehr zum Bjerkreimselva
12 Tage Lachsfischen in Südnorwegen im Juli 2016
Von Andreas Schmitt | Fotos: Andreas Schmitt, Nicole Schmitt (ns), HP Kuhnhäuser (hp), Michael Bayer (mb)
Wunderschön anzusehende Strecke am Kleivafossen (Zone 3b)
Der Bjerkreimselva in der südnorwegischen Provinz Rogaland ist einer der produktivsten Lachsflüsse des gesamten Landes. Die Fische sind bei einem Durchschnittsgewicht von 2,4 kg zwar vergleichsweise klein (Lachse über 4 kg sind gut, über 6 kg die Ausnahme), dafür liegt der Bjerkreim allerdings hinsichtlich der Anzahl gefangener Fische regelmäßig unter den Top 5 aller norwegischen Flüsse (2015 mit über 4400 Fischen auf Platz 3). Aber es gibt noch ein weiteres Pro-Argument, welches Kenner des Flusses gerne nennen, und das ist die landschaftliche Schönheit des Bjerkreimselva. Dieser fließt malerisch durch ein von Bergen eingeschlossenes Tal, durch grüne Wiesen und Felder, große Findlinge und Felsen säumen seinen Lauf. Abseits der Ufer liegen Bauernhöfe, auf den Wiesen grasen Schafe und Ziegen, vereinzelt auch Pferde oder Rinder.
Nicole fischt oberhalb der Ortsbrücke in Bjerkreim
Blick auf den Pool „Fosseberghølen“ bei Holmen (Zone 3)
Wegen seines glasklaren Wassers werden am Bjerkreim häufig Fliegen in den Farben schwarz-blau und schwarz-grün gefischt
Der Bjerkreim fließt über unzählige Stromschnellen und Wasserfälle. Es folgt Pool auf Pool und bei guten Wasserbedingungen kann beinahe überall erfolgreich gefischt werden. Und die Strukturen sind wie gemacht für das Fischen mit der Fliegenrute. Es gibt am Bjerkreim keine Kraftwerke oder Dämme und der Lachsbestand hält sich völlig natürlich, ohne Besatzmaßnahmen. Schließlich ist das Wasser des Bjerkreim wunderschön glasklar mit einer transparenten, leicht blaugrünen Farbe. Aufgrund der felsigen Umgebung und vieler großer Seen, welche das Wasser in den Ober- und Zuläufen klären, trübt der Fluss auch nach Starkregenereignissen niemals ein. Nicht wenige Fischer beschreiben den Bjerkreim daher als den schönsten Lachsfluss Südnorwegens – ich für meinen Teil möchte mich da nicht festlegen, aber herausragend schön ist er auf jeden Fall!
Michael lässt die herrliche Umgebung auf sich wirken
Unser schöner Hauspool in der oberen Zone 3 – absolut fischträchtig (ns)
Da ich bereits in früheren Jahren den Reiz des Lachsfischens am Bjerkreimselva kennenlernen und genießen durfte, folgte ich im Sommer 2016 dem „Ruf der Lachse“ nur zu gern zurück an diesen schönen Fluss. Meine Frau Nicole und ich gestalteten einen schönen dreiwöchigen Norwegenurlaub, wobei wir zunächst zwei Wochen auf einem Bauernhof im oberen Bjerkreimtal verbrachten und anschließend noch eine Woche weiterreisten, um Bergen und die umliegende Fjorde, die wildromantische Hardangervidda, das Numedal mit seinen Stabkirchen und schließlich Oslo anzusehen. 

Auf diese Weise konnten wir „das Schöne mit dem Schönen“ verbinden und einen guten Rundumblick über den gesamten Süden des Landes bekommen. Die Anreise erfolgte regulär über Dänemark und mit der Fähre von Hirtshals nach Kristiansand (von aus dort aus dauert die Weiterfahrt zum Bjerkreim noch ca. 2,5 Stunden). Die Rückfahrt erfolgte mit der Fähre von Oslo in 20 Stunden direkt nach Kiel (eine äußerst erholsame, obgleich nicht ganz günstige Alternative). Die zwei Wochen am Bjerkreim verbrachten wir, zusammen mit unseren guten Freunden Zora, Michael, Dieter und HP, vorwiegend fischend, aber auch mit Ausflügen zu den schönen umliegenden Sehenswürdigkeiten.

Nach fünf Tagen ohne auch nur einen Fischkontakt der Gruppe ist der Bann endlich gebrochen: der erste (und kleinste) Lachs der Tour (hp)

Grillfest zur Feier unserer beiden Geburtstagskinder, Nicole und Dieter
Auf Euer Wohl – Prost!
Morgensonne auf einem schönen Zug in der Ortschaft Bjerkreim (Zone 3)
Genüssliche Fischerei am Bjerkreimsfluss
Komm, Michael, fang Dir einen!
Geschafft! Ein schöner Fisch von 2 kg, der mit großer Ausdauer erarbeitet wurde (mb)
Dort an der Kante stehen die Burschen… (as)
Wir hatten für den Besuch des Flusses die zweite Julihälfte gewählt – zu dieser Zeit ist am Wasser meist noch nicht so viel los wie im August, wenn die meisten Lachstouristen kommen. Auch besteht zu dieser Zeit eine bessere Chance auf silberne Fische als später in der Saison. Allerdings erreichten wir den Fluss bei suboptimalem Abfluss (knapp 40 m3/s) und bereits seit Tagen fallendem Wasser. Und in den darauffolgenden 10 Tagen sank der Abfluss kontinuierlich weiter bis auf etwa 15 m3/s. Oder um es mit einem Wort zusammenzufassen: Wir hatten eine Trockenzeit getroffen. Entsprechend schwierig gestaltete sich die Fischerei und über fünf Tage hatte niemand aus der Gruppe auch nur einen Biss! Zwar zeigten sich viele springende Fische, wie es am Bjerkreimselva oft der Fall ist, aber gefangen wurde auch von den einheimischen Kollegen praktisch nichts. Lediglich ein von einem Norweger auf Wurm erbeuteter Fisch begegnete und in dieser Zeit. Immerhin verwöhnte uns das Wetter mit strahlendem Sonnenschein und Wärme…
Dieter in seinem Element (am liebsten brusttief)
Jawohl, wir haben Spaß! (hp)
Herrliche Naturlandschaft mit unscheinbaren aber durchaus lachsträchtigen kleinen Pools in der oberen Zone 3
Interessanterweise änderte sich nach ein paar Tagen etwas unter Wasser: Zwar lachte weiterhin die Sonne, das Wasser sank stetig und es gab keinen erkennbaren äußeren Wechsel. Aber augenscheinlich stieg auf einmal die Aktivität (von 5% auf 25%?) und einzelne Fische wurden gefangen. 

Ich persönlich hatte den Eindruck, dass ein Aufstieg von Grilsen begann, denn es wurden immer wieder kleine blanke Lachse von 1 – 2 kg gehakt. 

Möglicherweise kam auf diese Weise Unruhe in die Pools, sodass ab und an auch einer der größeren Standfische aggressiv wurde und die Fliege nahm. 

Was auch immer genau passiert war, die Fischerei wurde jedenfalls besser und es gelang uns nun den einen oder anderen – mit Ausdauer erarbeiteten – Lachs zu haken.
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Mittagspause

„Welches Rütchen nehm‘ ich heute?“
Auch wenn wir gern etwas mehr Wasser hätten, freuen wir uns über viel Sonnenschein
HP befischt einen schönen Zug in Vinningland (Zone 3/3b)
Kontakt! Einem zaghaften Biss folgt starke Gegenwehr… (hp)
Es hat geklappt: Eine kampfstarke Dame von etwa 3 kg wurde sicher gelandet (hp)
Fischen in der Abenddämmerung
Erwartungsgemäß am besten waren die frühen Morgen- und späten Abendstunden (einige Einheimische fischten sogar bevorzugt in den dunkelsten Stunden zwischen 12 und 3 Uhr nachts; in diesem Teil des Landes wird es auch im Sommer noch richtig dunkel). 

An Fliegen kamen wegen des Niedrigwassers vor allem kleine Muster auf Doppelhaken zu Einsatz. Klassische Muster wie Blue Charm, Green Butt, Undertaker oder Silver Stoat brachten Fisch. 

Um die Fliege so schnell wie möglich zu fischen, war es unter Umständen nötig an ruhigen Abschnitten die Leine aktiv einzustrippen. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Wir besuchen den Fotlandsfossen in Unterlauf des Bjerkreim (mit Namen „Tengs“)… (hp)

 …und genießen das Schauspiel der springenden Lachse
Einfach fantastisch! (hp)
Ein Abstecher ans Meer zwecks Regeneration am Strand
Luft 27° C., Wasser 18° C. – nicht übel!
Herrlich erfrischend! Jetzt sind wir bereit für den nächsten Lachs
Bjerkreimselva – vielleicht der schönste Lachsfluss Südnorwegens
Werfen klappt soweit, jetzt muss es nur noch „rumsen“
In der Rinne zeigen sich viele Fische, aber sie zu fangen, ist alles andere als einfach
Nach endlosen Versuchen ist die Freude groß über diesen hübschen Grils (C+R)
Entspanntes Fischen in der Abenddämmerung
Eine starke Truppe!
Ich für meinen Teil würde zwar gewöhnlich einen entspannten „passiven Swing“ bevorzugen – noch lieber aber wollte ich einen Lachs an den Haken bekommen. 

Insgesamt blieb die Fischerei allerdings schwierig, was sich z. B. in dem völligen Fehlen von Fehlattacken (Anfasser, Klopfer, etc.) spiegelte. 

Mit etwas Glück kam nach vielen Stunden ausdauernden Fischens aber doch ein überraschender Biss, ein Lachs nahm die Schnurschlaufe und hängte sich an der kleinen Doppelhakenfliege auf. 

Trotz der vorsichtigen, eher zupfenden Bisse ließen sich die Fische (mit der Schlaufentechnik) meist sicher haken und konnten in der Folge gelandet werden.
 
 
 
 
 
 
 
 

Naturschönheit: In den kleinen Pools der Zone 5 lassen sich die Lachse am besten mit der Einhandrute fangen


Kaum befischt, aber absolut fängig: Zone 5 (hp)
Insgesamt bekamen wir so in unserer Zeit 12 Lachse an den Haken und 8 an Land. Dabei fingen wir überwiegend Grilse zwischen 1 und 2 kg. Nur 3 Fische hatten Gewichte von 2+ kg. 

Alles in allem sicher keine Traumwoche, insbesondere für diesen eigentlich sehr fängigen Fluss. 

Aber wir wollen uns nicht beklagen! Schließlich hatten wir eine sehr schöne Zeit bei wunderbarem, warmem Wetter. Wir fischten ausgiebig und nicht ohne Erfolg. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Abstecher nach Tengs: Die Lachstreppe am Fotlandsfossen steht voll mit Fisch


In jedem der Becken stehen Dutzende Lachse und Meerforellen
Am Fossen zeigen sich die artistischen Springer
Fantastisch anzusehen! (hp)
Gleich taucht er ein… (hp)
Die Zeit zwischen den Fischzügen verbrachten wir mit Ausflügen ans Meer und den Strand, Spaziergänge durch die Berge, Makrelenfischen im Hafen von Egersund, einem Besuch in Stavanger und weiteren schönen Aktivitäten. 

Für mich der Beweis, dass sich Lachsurlaub und Familienurlaub durchaus sehr gut miteinander vereinbaren lassen!

Und wir werden natürlich auch in Zukunft wieder zurückkehren an den Bjerkreimselva. Kein Fluss für sehr große Fische, aber unter passenden Bedingungen „rumpelt“ es dafür umso häufiger. Und es macht einfach viel Spaß, ihn zu befischen: Fantastische Strecken für die Fliege, unzählige springende Lachse und der landschaftlich womöglich schönste Lachsfluss Südnorwegens!
 
 
 
 
 
 
 

Stromschnellen am Tengs


Weiter geht’s…
Mit Erfolg: Blanker Grils von 1,3 kg, der einer kleinen Silver Stoat nicht widerstehen konnte
Dieter, voll motiviert (hp)
Kontakt! Wieder hat ein Grils die Fliege genommen (hp)
Ein hübsches Männlein (C+R) (hp)
Ausflug an die Küste zur Insel Egerøy
Der Spazierweg zum Leuchtturm führt durch eine wildromantische Felslandschaft
Hier kann man gut in die Ferne schweifen…
Zum Ende unserer Zeit doch noch ein Wetterwechsel: Regen! Das Wasser beginnt zu steigen
Der Regen weckt die Altfische und lockt neue in den Fluss (ns)
Fantastisch! Am letzten Tag knallte dieser Milcher auf eine Sunray Shadow, dass das Wasser nur so spritzte
Letzter Abend – wir stoßen zum Abschied mit unseren Vermietern an
Auf der Weiterfahrt besuchten wir das „Laksstudio“ in Sand am Suldalslågen
Große Blankfische hautnah!
Das dominante Männchen duldete keine Konkurrenz

Infos und Links zum Bjerkreimselva:
- Bjerkreimselva bei Google-Maps: (Klick)
- Homepage der Bjerkreim-Fischereiverwaltung und Infos zum Fluss (norwegische Seite): (Klick)
- Angelkartenpreise und Ausgabestellen:  (Klick)
- Karte des Flusses und seiner Fischzonen: (Klick)
- „Fiskekroken Bjerkreim“, Seite des lokalen Angelshops mit vielen Infos: (Klick)
- „Mar Lodge“, Seite des lokalen Guides Steven Mear mit Infos zum Bjerkreim: (Klick)
- Eine einheimische Videoguide-Produktion (auf Norwegisch)  zu den Bjerkreim Zonen 3 und 5: (Klick)
- Wasserstandsdaten an der Gjedlakleiv-Brücke/Behinderten-Angelstelle: (Klick)
- Infos zum Gewässersystem und Fangzahlen: (Klick)
- Bericht des Autors über den Besuch des Bjerkreims in 2014: (Klick)
- Schönes Video, das den Aufstieg der Lachse durch die Lachstreppe am Fotlandsfossen zeigt: (Klick)
- Nettes Video mit Eindrücken von der Fischerei: (Klick)
- Lokale Wetterprognose: (Klick)
- Allgemeine Wetterstatistik für Bjerkreim/ Egersund: (Klick)
- Ein YouTube-Video, das Laune macht: (Klick)
- Ein Fotobericht auf leidenschaft-meerforelle.de (2011): (Klick)
- Die Lachsfischer-Bibel von Georg Rosen (u.a. mit Infos zum Bjerkreim): (Klick)



Ein Reisebericht von Andreas Schmitt für www.fliegenfischer-forum.de - September 2016.
Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.

zurück zu Schweden, Norwegen | zurück zu Reise & Report | zurück zur Startseite
Copyright © 2016 | www.fliegenfischer-forum.de  |  DAS Fliegenfischen Online Magazin |  Kontakt