Die letzte Tour ins Hochgebirge für dieses Jahr (2007)
Fliegenfischen im Berner Oberland
Ein Bericht von Matthias Meyer | Bilder: Johannes Kroeger (JK), Matthias Meyer (MM)

Es ist Ende September, bald wird der nahende Winter das Hochgebirge in eine Winterlandschaft aus Eis und Schnee verwandeln.

Spontan noch einmal für ein Wochenende ins Hochgebirge fahren, waren meine Gedanken. Je länger ich überlegte und abwog, umso mehr festigte sich mein Entschluss. Johannes, ein guter Freund von mir, entschied sich, mich auf meiner letzten Tour für dieses Jahr zu begleiten. 
Seit einem Jahr etwa ist auch er der Faszination Fliegenfischen verfallen. Aber die Berge waren schon viel früher ein fester Bestandteil seines Lebens. 

Mehrmals stand ich in diesem Jahr vor einem Schluchteingang der jungen Aare, die großen Pools beeindruckten mich sehr. Jedoch einige Wasserfälle machten ein Herankommen und Befischen unmöglich, gäbe es da nicht Klettergurt und Seil. 

Morgens, bei strahlend blauem Himmel standen wir erneut vor dieser Schluchtpassage, mit dem Vorsatz sie diesmal zu befischen. Wunderschöne Pools, über die Jahrhunderte durch das Wasser geschliffen, lagen wie große „Badewannen“ vor uns. 
Die Wassertemperatur war alles andere als eine Temperatur, in der man wirklich lange verweilen konnte. Das sieben Grad kalte Wasser dämpfte zunächst unseren Optimismus, jedoch der Wille war stärker. 

Die Fliegenruten wurden montiert, Klettergurte angezogen und empfindliche Ausrüstungsgegenstände, wie z.B. die Fotoausrüstung in wasserdichte Taschen verpackt.

Oben: Unglaublicher Ausblick in Richtung Sustenpass (JK)
Rechts: Der Schluchteingang der „Jungen Aare“ (MM)

Oben: Matthias im Seil an einem Wasserfall der Jungen Aare (JK) | Unten: Pools wie „Badewannen“ (MM)
Je stärker sich die Schlucht verengte, umso schwerer gestaltete sich das Vorankommen. Die Wände der Schlucht waren teilweise bis zu 70 Meter hoch und wir waren unten drin... 
Es war ein unglaubliches Erlebnis und eine wirklich einmalige Fischerei.

Manche Pools waren so tief, dass man trotz glasklarem Wasser den Grund nur erahnen konnte. Ein mulmiges Gefühl begleitete mich beim Durchschwimmen so mancher Pools, wobei Tiefen von über 5 Metern nicht utopisch sind. 

Erschöpft, unterkühlt und mit einer Erfahrung reicher, dass Neopren nicht nur ein Stoff ist, kamen wir dann an der Passstraße beim Auto an. 

Nach einer warmen Dusche in der Reichenbach-Lodge ließen wir den Tag Revue passieren. Es war ein großartiges Abenteuer, aber den nächsten Tag wollten wir wieder trockenen Fußes verbringen.

Abends bei einem Gespräch mit Kurt, erwähnte er, dass seit mindestens 6 Jahren niemand mehr das Miserenbächli oberhalb des Wasserfalls befischt hätte. Diese Aussage weckte natürlich mein Interesse und so entschlossen wir uns am zweiten Tag die Hochplateaus oberhalb der Wasserfälle des Pachtgewässers von Kurt zu befischen. 

Es war ein sehr steiler Aufstieg, der durch eine unglaublich schöne Hochgebirgslandschaft führte. Nach gut einer Stunde und einigen Schweißperlen auf der Stirn kamen wir am ersten Hochplateau auf gut 2000 Metern Höhe an.

Die Bedenken, ob es auf dieser Höhe überhaupt noch Fische gäbe, verflüchtigten sich von selbst, als wir einige Schwärme Saiblinge in dem klaren Wasser lokalisieren konnten.

Das Miserenbächli schlängelt sich hier oben durch zwei Hochmoorplateaus, getrennt durch Wasserfälle. Man merkte sofort, dass die Bachsaiblinge keinem Befischungsdruck unterlagen. Wir durften eine traumhafte Fischerei mit der Trockenfliege erleben und konnten wunderschöne, farbenprächtige Bachsaiblinge überlisten.

Gegen Nachmittag begannen wir mit dem Abstieg. Die Gefühle waren gemischt. Einerseits freute ich mich riesig, noch einmal in diesem Jahr hier oben gewesen zu sein, andererseits war mir bewusst, dass dies die letzte Tour ins Hochgebirge für die kommenden 7 Monate sein würde.

Insgesamt stehen dem abenteuerfreudigen Fliegenfischer ungefähr 10 Hochgebirgsseen, sowie 20 Gebirgs- und Hochgebirgsbäche zur Verfügung, größtenteils in privater Hand bzw. Bewirtschaftung. 

Nicht ohne Grund wird diese Region als das „Wasserschloss“ Europas bezeichnet. Teilweise werden pro Jahr für ein Gewässer weniger als zehn Tageskarten und einige wenige Jahreskarten vergeben, wie z.B. beim Miserenbächli. 
 

Oben: Die Kälte, wie ins Gesicht geschrieben (JK)
Rechts: Je enger die Schlucht wurde, umso tiefer wurden die Pools (MM)

Insbesondere in den Bächen wird durch diese Maßnahme eine sehr naturnahe Bewirtschaftung gewährleistet, was sich zweifelsohne positiv auf die Fischbestände bzw. die Fischerei auswirkt, worauf Kurt Zumbrunn äußerst stolz ist. 

Größtenteils reproduziert sich der Bestand durch Naturverlaichung. In Ausnahmen wird mit Brütlingen unterstützend nachgeholfen.

Links: Farbenprächtiger Bachsaibling auf kleine CDC-Trockenfliege (MM)

Jeder Fisch, den sie fangen, ist in dem entsprechenden Gewässersystem aufgewachsen.

Aare, Urbach, Reichenbach sowie Gelmer- und Engstlensee sind Gewässer, die durch die öffentliche Hand bewirtschaftet werden, Gastkarten werden entsprechend der Nachfrage ausgegeben. 

Weitere Informationen über die Fischerei am Susten,- Grimsel- und Brünigpass erhalten Sie auf der Homepage: www.bamboorods.ch oder direkt bei Kurt Zumbrunn unter folgender Telefonnummer: 0041 (0) 33 971 22 59 (ab 17:00 Uhr). 
 

Nochfolgend noch einige Foto-Impressionen:

Rechts:  Matthias beim Auslaufpool ins Steinwasser (JK)
Unten:
1. Wunderschöner Bachsaibling aus dem Miserenbächli (MM)
2. Das untere Hochmoorplateau (MM)
3. Größerer Bachsaibling aus dem Miserenbächli (MM)
4. Herbststimmung – Blick auf das untere Hochmoorplateau (JK)
5. Bachsaiblinge aus dem oberen Hochmoorplateau (MM)
6. Matthias am oberen Hochmoorplateau (JK)
7. Traumhaftes Panorama beim Abstieg (JK)
8. Der Steingletscher (JK)

Ein Bericht von Matthias Meyer für www.fliegenfischer-forum.de
Bilder: Johannes Kroeger (JK), Matthias Meyer (MM)
Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.

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