Mit der Fliegenrute unterweges im Balkan, Juni 2013
Eine Reise nach Montenegro, Bosnien Herzegowina und Slowenien
Ein Bericht von Astrid und Gerhard Wendel

Ribnik in Bosnien
Endlich war es soweit. Meine Frau Astrid und ich starteten zu einer Reise mit der Fliegenrute in Richtung Balkan. Es ist nicht das erste Mal, dass wir zum Fischen in Richtung Balkan aufbrechen. Unsere Reise begann am 08.06.2013 und wir haben uns bis zum 29.06.2013 dort herumgetrieben. Bei dieser Reise hatten wir uns neue Ziele gesteckt, die noch weiße Flecken auf unserer Landkarte waren. Das sind die Flüsse Lim und Ljuca in Montenegro und die Savinja in Slowenien. Aber zuerst wollten wir am Ribnik in Bosnien Herzegowina fischen.
Die Anreise dauerte zwei Tage, mit einer Zwischenübernachtung in Bled, Slowenien. Wir erreichten unser Ziel am späten Nachmittag und der erste Gang war selbstverständlich auf die Brücke in Ribno. Was wir sahen, stimmte uns äußerst zuversichtlich. Der Wasserstand war okay und es fand gerade ein guter Schlupf von großen Steinfliegen statt. Zunächst bezogen wir unser Quartier, welches direkt an der Brücke und nur einen Steinwurf entfernt vom Ribnik liegt. Der Empfang bei unserem Wirt war sehr herzlich. Er sorgt sich um alles: Angelerlaubnis, Guide wenn gewünscht und er gibt sehr gute Tipps über den Fluss und die momentane Fischerei.
Er selbst ist ein guter Fliegenfischer und kennt den Fluss wie seine Westentasche. Die Gäste in seiner Pension waren auch wieder international. Man muss schon vorher bei ihm reservieren, sonst hat man kein Bett und kein Frühstück direkt am Ufer des Ribnik. Auf diese Wiese bekommt man den ersten Eindruck von den Fischen im Fluss. Man kann nämlich die Fische, meist Bachforellen, von seinem Frühstücksplatz aus mit Brot füttern und dann kommt das erste „Oh oder Wow“. Auch Äschen lassen sich von diesem Sitzplatz aus erspähen. Diese Stelle ist auch ein guter Platz zum Fischen, allerdings immer beäugt vom mehr oder weniger sachkundigen Publikum, welches an den überdachten Tischen Platz genommen hat und Bier oder Kaffee schlürft...
Am nächsten Morgen eilten wir zum Gewässer. Unser Zielfisch dort war die Äsche. Sie kommt in großer Anzahl vor und die dortige Durchschnittsgröße ist in unseren heimatlichen Gewässern kaum noch zu finden. Jedoch zierte sich „ihre graue Eminenz“. Große Steinfliegen würdigte sie keines Blickes, nur die eine oder andere Bachforelle nahm diesen Köder. Die Äschen waren am Tag über mit kleinen Nymphen zu fangen und am Abend mit einer kleinen, hellen CDC. So ging das die gesamte Woche, trotz des guten Schlupfes der Steinfliegen. Also fischten wir am Tag mit Streamern auf Forellen und mit kleinen Nymphen auf Äschen und hofften auf die kommende Trockenfischerei am Abend. Dieser Fluss war für mich schon immer schwer zu befischen, aber er zieht mich auch immer wieder in seinen Bann.
Am Ribnik: Oben: Frühstück direkt am Fluss; Links: große Steinfliege

Der Ribnik - eine Perle!
Schöne Ribnik- Bachforelle


Rotspinner am Ribnik
Nach einer Woche am Ribnik ging unsere Reise weiter zum Fluss Lim in Montenegro. Dort waren wir zum ersten Mal, da wir Berichte gehört und gelesen hatten, die jedes Fliegenfischerherz höher schlagen lassen. Schon die Anreise nach Plav war sehr abenteuerlich, aber auch sehr schön. Montenegro ist ein sehr schönes Land mit einer gewaltigen Landschaft. Unsere Reise ging durch zahllose Schluchten und Gebirgszüge, das hatte ich so nicht erwartet. Wunderschön. Wir haben den ganzen Tag benötigt, um vom Ribnik nach Plav zu gelangen. Am nächsten Tag ging es ans Wasser, den Lim. Er hatte einen etwas erhöhten Wasserstand, war aber befischbar. Äschen, Bachforellen und Huchen kommen vor und diese haben wir auch gesehen und gefangen (außer Huchen).
Jetzt muss ich aber leider über eine Umweltkatastrophe berichten. Ja, ich muss es so nennen. Die folgenden Fotos sind am Fluss Ljuca entstanden, am Lim in der Ortschaft Plav sieht es genauso aus.

Müll an der Ljuca ... (auch die folgenden Bilder)




Die Ufer der beiden Flüsse in den Ortschaften sahen aus wie Müllkippen und bei Hochwasser verteilt sich der Mist am ganzen Fluss entlang. Die Anwohner entsorgen ihren gesamten Müll, das heißt Haushaltsmüll, technische Geräte und alles wofür sie keine Verwendung mehr haben in den Fluss. Beim Waten trieben uns mit Müll gefüllte Säcke ins Revier und man musste ständig im Auge haben, wo der nächste Schritt gemacht werden soll. Ich habe unseren Guide auf diese Missstände angesprochen und habe ihn auch gefragt, warum diese Dinge auf seiner Internetseite nicht zu sehen sind und auch nichts davon erwähnt wird. Er antwortete, dass die Menschen in der Region um Plav noch kein Bewusstsein für ihre Umwelt entwickelt haben, aber es gäbe Pläne und Projekte, um diese Situation positiv zu verändern. Meine Antwort darauf war, dass ich nicht solange warten kann, bis die Menschen
dort einsehen, was sie ihrem schönen Land und der Umwelt antun. Wir wollten eine Woche bleiben, jedoch haben wir unseren Aufenthalt dort schon nach drei Tagen abgebrochen. Für mich ist das kein Fliegenfischen, so wie ich mir das vorstelle. Es gibt dort sehr gute Fische in den Flüssen und eine grandiose Landschaft aber ich möchte nicht auf einer Müllkippe fischen. Wir hatten diesen Aufenthalt mit einer Woche geplant und ein Komplettpaket bei einem Reiseveranstalter für Fliegenfischerreisen in Montenegro gebucht. Wir hielten das für eine gute Idee, weil wir zuvor noch nie in diesem Land zum Fischen waren. Der Veranstalter sorgte für das Hotel, Guiding für vier Tage und alle Angellizenzen.
Das hat auch alles gut funktioniert. Angellizenzen ohne Guide zu erhalten, ist sehr schwierig, da man keinerlei Informationen hat, wo man diese erwerben kann. Unser Eindruck war, dass um die Vergabe der Lizenzen eine große Geheimniskrämerei gemacht wird. Wir haben auch nicht erfahren, wie viel eine Angellizenz kostet. War alles im Reisepreis enthalten. Ich informierte unseren Reiseveranstalter über unsere Unzufriedenheit und auch über unser Vorhaben, die gebuchte Reise abzubrechen. Daraufhin hat er uns Alternativen angeboten, an andere Flüsse zu wechseln um dort die restliche Zeit zu fischen. Jedoch war unsere Enttäuschung so groß, das wir abreisten. Die Zustände, welche wir vorgefunden haben, stehen im krassen Widerspruch zu den Beschreibungen der Flüsse auf den  Webseiten der Veranstalter. Ich spreche jetzt nur über die Umgebung von Plav, will sagen die Flüsse Lim und Ljuca. Zu anderen Regionen in Montenegro kann ich keine Aussage machen, da ich diese nicht besucht habe. Die folgenden Bilder zeigen unser Hotel in Plav und die umgebende Landschaft. Das war OK.

Das Hotel in Plav - Montenegro

Ausblick vom Hotel

Astrid mit einer schönen Lim-Äsche
Nun, wir haben die geplante Woche nicht am Lim und an der Ljuca verbracht. Dafür ist uns die Zeit zu kostbar gewesen. Durch unsere frühzeitige Abreise haben wir sehr viel Lehrgeld gezahlt. Wir waren sehr enttäuscht und sind nach Slowenien geflohen.
Wir haben beschlossen, an die Savinja in Slowenien zu fahren. Dieser Fluss war für uns bis dahin noch ein unbeschriebenes Blatt. Wir machten uns auf den Weg und waren mit einer Übernachtung in Sarajewo am nächsten Tag in Ljubno an der Savinja. Nachdem wir, wie üblich, einige Brücken zur Begutachtung des Flusses besucht haben, fanden wir auch ohne vorherige Buchung eine sehr schöne Unterkunft. Fliegenfischerpunkt Nr.1 in Ljubno. Die Wirtsleute sind sehr freundlich und man spricht deutsch und englisch. Angellizenzen bekommt man auch. Wir bekamen auch gute Infos zur Erkundung der näheren Umgebung, falls mal Hochwasser eintreten sollte. Dieses kam dann auch am dritten Tag unseres Aufenthalts. Nach schweren Regenfällen oberhalb, stieg der Fluss um ca. 80 cm. Der Fluss stieg so schnell, man konnte förmlich zuschauen. Fischen war am folgenden Tag nicht möglich und wir fuhren zur Sava Bohinjka. Dort war auch „Land unter“ und es blieb nur Sightseeing und ein gutes Mittagessen in Bled. Am Abend fuhren wir dann zurück nach Ljubno. Unser Augenmerk war nun auf den Fluss gerichtet und er fiel wieder. Er ging schnell runter und war am nächsten Tag wieder befischbar. Sehr hilfreich für eine weitere Planung von Alternativen war eine Website, auf der die Pegelstände verschiedener Flüsse in Slowenien angezeigt wird. Auf den Links im Datenblock am Ende dieses Berichtes kann man verschiedene Pegel abfragen.

Unser Hotel an der Savinja
Die Savinja war ein neues Revier für uns und deshalb dauerte es einige Zeit, um mit den Gegebenheiten klar zu kommen. Man kann auch einen Guide nehmen, dann braucht man eventuell nicht so viel Zeit, um den Fluss und seine Bewohner besser zu verstehen, aber wir haben es auch ohne Guide irgendwie hinbekommen und es wurde richtig gut. Wir fanden gute Strecken für das Fischen mit Trockenfliegen, Streamern und Nymphen. Ich hatte aber ein ungewöhnliches Fressverhalten bei den großen Regenbogenforellen beobachtet. Sie schwebten zur Wasserober- fläche, haben etwas begutachtet und dann gefressen. Das brachte mich auf die Idee, es mit Nassfliegen an einer Schwimmschnur zu versuchen.

Astrid eröffnete den Reigen an der Savinja

Es war unglaublich, eine 12er Nassfliege knapp unter der Oberfläche gefischt, brachte gute Erfolge. Seit Jahren habe ich nicht mehr mit Nassfliegen gefischt, aber in dieser einen Woche an der Savinja war diese Fischerei unschlagbar. Es hat schon was, wenn eine 60cm Regenbogenforelle eine 12er Fliege dicht unter der Oberfläche nimmt. So wurde unsere letzte Woche in unserem Angelurlaub doch noch zu einem echten Highlight. Auch eine gute Fischerei mit der Trockenfliege bescherte uns dieser Fluss noch in der Woche. Wir fingen Äschen, Bach- und Regenbogenforellen trocken. Vielleicht war es auch einfach nur Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Forelle aus der Savinja
Unten:  mit 5er Rute gefangen am 0,15er Vorfach





Savinja - obere Strecke - wildromantisch!
Wie auch immer, es war einmal wieder ein gelungener Angelurlaub mit Höhen und Tiefen. Aber ich denke, das kennt jeder Fischer.
Wir hatten noch ein Erlebnis der besonderen Art. Wie immer in unseren Angelurlauben waren wir auch an der Savinja auf der Suche nach der "weltbesten Angelstelle". So haben wir die Uferstraßen des Flusses abgefahren, um Zugänge, Pools und Kiesbänke zu finden. Was wir hier ganz nebenbei fanden, hat mich in meiner Meinung bestärkt, dass Fliegenfischen sehr berauschend sein kann: zwischen Kartoffelackern und Stangenbohnen standen wir plötzlich in einer Hanfplantage. Wohlgeordnet, in Reih und Glied, ein Acker mit "Gras"...

Berauschendes Fliegenfischen....

Kleiner Balkan-Datenblock:
Unter den folgenden Links kann man verschiedene Flusspegel in SLO abfragen:
Sava Bohinjka (KLICK) | Savinja (KLICK)
Soca (KLICK) | Idrijca (KLICK)
 
Video: Zum Thema „Fliegenfischen an der Savinja“ habe ich ein 12-min YouTube Video erstellt.

Tight lines
Astrid und Gerhard


Tipp der FF-Red.: Mehr Reiseberichte im Fliegenfischer-Forum aus Bosnien, Kroatien und Slowenien mit jeder Menge nützlichen Reiseinfos finden Sie hier: (KLICK)


Ein Beitrag und Fotos von Astrid & Gerhard Wendel für www.fliegenfischer-forum.de - November 2013.
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