Fliegenfischen in Isny im Allgäu
Ein umfangreicher Erlebnisbericht und Informationen von Hans Kissenpfennig, einem langjährigen Gast und Kenner des Reviers
PETRI HEIL... Jeder Angler kennt den Frust, sich in einem unbekannten Gewässer zu recht zu finden. Der noch beruflich aktive Hobbyfischer möchte die kurz bemessene Urlaubszeit mit Fischen verbringen, nicht mit umherirren. Als Rentner verfügte ich über die Zeit, um endlich meinem Hobby in Ruhe nachzugehen. Die Fischereigewässer des Isnyland Terrassen Hotels sind weitläufig, vielseitig, gut besetzt. Ich habe sie im Verlauf der letzten Jahre kennen gelernt und fühle mich dort heimisch. Ziemlich ähnlich erlebe ich das Terrassen Hotel. Es ist ein elegantes Etablissement mit gelebter Gastfreundschaft. Die Küche und der Keller sind hervorragend, der traditionelle „kleine Gruss aus der Küche“ ist schon eine Reise wert. Während dem langen Winter 07/08, gepeinigt vom Fischerheimweh, begann ich die vielen Erinnerungen niederzuschreiben und mit dem Fotomaterial meines Sohnes Antoine zu verschmelzen. So entstand diese Reportage.
Mein Freund Eberhard Garbs, der Geschäftsführer des Terrassen Hotels und auch Fliegenfischer, fand Freude daran und möchte seinen Anglergästen mit diesem Beitrag, auch als gedruckte Broschüre erhältlich, einen Dienst erweisen. Sie will informieren an Ort und Stelle oder motivieren auf Distanz. Ihr Hans Kissenpfennig

Mein besonderer Dank geht an 
- Eberhard Garbs, für die Ermöglichung dieser Fischerei 
- René Leonhard, dem Fischerprofi aus Dübendorf CH, für seine technischen Ratschläge 
- meinen Sohn Antoine für die gekonnten Fotografien und Begleitung
- meine Frau Danielle, für ihr unglaubliches Verständnis und ihre Liebe

FLIEGENFISCHEN VOR DER HAUSTÜR
Die Fischstrecke I liegt nur wenige Fahrminuten vom Hotel entfernt. Sie beginnt bei der romantisch geschwungenen Steinbrücke, die an einen Römerweg erinnert. Der Weg dorthin führt über Neutrauchburg. Nach dem Anstieg, noch vor dem Dorfkern, nimmt man
die Nadelkurve links zu den Kurhäusern, fährt durch den Wald hinunter, weiter entlang der Baumallee und überquert nach etwa 500 Metern die Argenbrücke. Hier parkiere ich meistens.

Heute wandere ich etwa zehn Minuten den Weg parallel zum Flusslauf hinauf. So erhalte ich Einblick in die Beschaffenheit des Flusses. Bald wird die fotogene Brücke mit dem Wasserfall sichtbar, der anschliessend in einen tiefen und breiten Pool mündet. Bereits auf eine Distanz von fünfzig Metern kann ich die konzentrischen Kreise der steigenden Forellen ausmachen und beschleunige meinen Schritt. Es ist schon so, hier ist immer etwas los und man kann sich in aller Ruhe warm fischen. Am Morgen strahlt die Sonne auf die Wasseroberfläche, bald werden die Insekten aktiv. Eingezwängt in die Wathose, welche mir bis unter die Achselhöhlen reicht, klettere ich zum Fluss hinunter. Diese Stiefel sind hier sehr nützlich, weil das Flussbett bis zum Wasserfall immer tiefer wird. In diesem Pool beginne ich, mit der Trockenfliege zu arbeiten. Die Fische sind noch komplett arglos, so dass ein Fehlwurf grosse Unruhe auslösen würde. Das Werfen ist ein Kinderspiel, weil der Rückwurf durch keine ausladenden Äste sabotiert wird. Konzentration ist dennoch gefragt. Schon wieder steigt ein Fisch etwa sieben Meter vor mir, einen Meter neben dem Baumstrunk. Flotsch, nochmals, gleich daneben. Ich mache einige Leerwürfe, um die Distanz auszumessen, lege noch einen Meter dazu und lasse die Fliegenschnur sausen. Das 12er Vorfach stoppt in der Luft, der leichte Ostwind trägt die Kunstfliege, eine Dun mit Entenbürzel, weiter und landet oberhalb des letzten Rings ausserhalb des Gesichtsfeldes der dort aktiven Forellen. Durch die Polaroidbrille begleite ich die rötlichbraune Dun, wie diese harmlos und natürlich auf der Wasseroberfläche flussabwärts schwimmt, genau in Richtung der gefrässigen Forelle. Ich stehe sprungbereit, und schon kommt der Angriff, der aufregendste Moment. Der Fisch hat die Fliege mit Schwung eingesogen und wollte 

sofort wieder auf Jagdposition gehen, doch ich unterbreche dieses Manöver. Es genügte, die Rutenspitze anzuheben, um die Forelle zu stoppen. Jetzt zögert sie einen Moment, offenbar ist sie sich noch nicht im klaren, was da abläuft.
Und jetzt knallt‘s. Der Fisch hat die Todesgefahr realisiert. Der ganze Körper springt mit Wucht aus dem Wasser, schüttelt sich wie wild, flotscht zurück und pfeilt weg wie ein Torpedo in Richtung Wasserfall. Es ist eine prächtige Bachforelle, mindestens 45 Zentimeter lang. In der Morgensonne glänzt der elegante, silberorangefarbene Körper. Wir kämpfen gute fünf Minuten, bis ich den Milchner über den Kescher ziehen darf. 
Schnell knipse ich ein Foto von diesem beeindruckenden Tier, bevor ich mit der kleinen Zange den 16er Haken ausklinke. Indem ich sachte seine Flanken massiere, animiere ich sein Nervensystem. Dann gebe ich ihn frei. Zuerst bleibt er ruhig stehen, dann schwimmt gemächlich weg und ich sehe ihn in der Tiefe verschwinden. Dieser Pool gehört nicht nur zu den schönsten Stellen, sondern ebenso zu den fängigsten Plätzen im gesamten Isny-Revier. Nicht zu unrecht bezeichnen die Einheimischen diesen Pool als „Aquarium“. 

Die Fischstrecke I endet unter der Agenbrücke bei der Strassenkreuzung Unterried, etwa einen Kilometer vom Hotel entfernt. Die Strasse führt zuerst durch den Wald und senkt sich dann bis zum Fluss. An der Strassenkreuzung steht eine kleine, schmucke Kapelle, bei der man nach rechts abzweigt und darauf neben der Hinweistafel „Kläranlage“ parkiert. 

Ich überquere die Argen, überprüfe von oben herab den Wasserstand und dessen Beschaffenheit. Praktisch jedes Mal erspähe ich einige Forellen, meistens entlang des linken Ufers, entweder in Bewegung oder voll im Lauf stehend. Ich überquere die Brücke, folge dem Waldrand und kämpfe mich nach knapp einhundert Metern durchs Gebüsch in den „Kindergarten“ oder den “Streichelzoo“ vor. Mit diesen Kosenamen bezeichnen wir diesen Platz, der hervorragend besetzt ist und wo man fast garantiert einen Fisch ans Land ziehen kann, wenn anderswo wirklich nichts zu machen ist. Die Erklärung zu diesem Phänomen ist nahe liegend. Der Fischeinsatz durch die Besitzer erfolgt mit Vorliebe bei der Unterriedbrücke. Gründe sind nicht nur praktische Aspekte, sondern auch die hier einfliessende Ach, der jahrein, jahraus sauberes Wasser führende Wiesenbach. Somit können durch den Fischeinsatz an einer strategischen Stelle vier Gewässerabschnitte besetzt werden. Diese kurze Strecke oberhalb der Unterriedbrücke ist zwar schmal, aber tief ausgewaschen. 

Tummelplatz der Halbstarken... 
Der Boden ist kiesig und fein sandig. Der Fischer steht mit Vorteil rechtsufrig. Alle Köder sind wirkungsvoll, je nach Tageszeit natürlich. Hier tummeln sich aggressive Regenbögler und fette Bachforellen. Die Präsenz des Anglers scheint die Forellen in keiner Weise zu stören. Wehe, du findest nach sieben verweigerten Mückenvariationen ihre Lieblingsspeise! Dann wird jeder Wurf zu einem Beutezug, den man pausenlos bis zur Peinlichkeit fortsetzen kann 

Zusammenfassung: der Zugang zur Fischstrecke I 
Mit dem Auto fährt man entweder zum Revierbeginn bei der Steinbrücke oder zum Revierende im Unterried. 

Im anschliessenden Erlebnisbericht wählen wir die dritte Möglichkeit, nämlich den Zugang in die Mitte, etwa ein Kilometer hinter dem Hotel. Man könnte zu Fuss in weniger als zwanzig Minuten dort sein, indem man das Strässchen gleich hinter dem Hotel nimmt und über den Hügel zur Argen hinunter wandert. Die idyllische Landschaft mit Rundblick ins Allgäu wäre geeignet, um sich zu entspannen und auf dem kurzen Spaziergang die Vorfreude zu geniessen, doch meistens diktiert die Ungeduld und der Jagdtrieb den Ablauf des Anglers. Wie auch immer: zu Fuss oder im Wagen, wir folgen in der Talebene dem beschilderten Spazierweg bis zur Fussgängerbrücke. Hier müssen wir entscheiden, ob wir flussaufwärts – in Richtung Streckenbeginn - oder dem Wasserlauf folgend zum Streckenende, bei der Argenbrücke Unterried, flussabwärts fischen wollen. Die schmale Brücke markiert ungefähr die Mitte der Strecke I. Der kleine Fluss ist hier leicht zu begehen und kann punktuell problemlos überquert werden. Die Argen füllt das ganze Bett gleichmässig.
Die Nymphe ist oft unwiderstehlich...
Der Wasserstand ist heute gering. Ich steige in den Fluss, diesmal in den Hüftstiefeln und folge der Strömung. Die schwarze Nymphe flippe ich auf meiner Höhe direkt unter die Büsche. Um die Goldkopfnymphe natürlich schwimmen zu lassen, füttere ich mit kurzen Rollwürfen Schnur nach. Den roten Bissanzeiger aus Plastilin halte ich wachsam im Auge. Die Nymphe patrouilliert durch jeden Lauf, guckt hinter jeden Stein. Die leuchtende rote Erbse gleitet mit der Strömung Bach abwärts. Plötzlich rast der rote Punkt davon. Ich schlage kurz an und spüre den kräftigen Zug eines Fisches. Ein unbeschreibliches Gefühl. Er reisst mir den Faden aus der Hand. Unmöglich, ihn zu stoppen. Schon geht der Druck des fliehenden Fischs voll auf die surrende Rolle und die Rute. Es muss ein kräftiger Kerl sein, auf Grund seiner Reaktion vermutlich eine Regenbogenforelle. Er pfeilt flussabwärts in Richtung eines olivgrünen tiefen Gumpen, der von dicken Ästen durchsetzt ist. Hier will er sich verbarrikadieren, was ich verhindern muss. Ich gebe Druck auf seine Flucht, ziehe den Faden straff an. Plötzlich stoppt das stürmische Pochen auf mein Angelgerät. Ich versuche, die Beute aus dem Loch zu ziehen und forciere. Die Rute mit der Schnurklasse 4/5 biegt sich zum Halbkreis. Kein Lebenszeichen mehr vom anderen Ende. Ich ziehe in die Leere, das 14er Vorfach hat aufgegeben. Der Bursche hat es geschafft. 

Offensichtlich konnte er hinter einer Wurzel oder unter einem Stein den Faden blockieren. Man kann nicht nur gewinnen, sage ich mir, wünsche der verpassten Beute viel Glück und hauche ihr ein „auf Wiedersehen“ nach. Ich wechsle rasch die Spitze des Vorfachs, montiere eine identische Nymphe und weiter geht‘s flussabwärts. 

Der Bach schmiegt sich als weit geschwungene Serpentine an eine grellweisse Sandbank, übersät von abgeschliffenen Kieselsteinen jeder Grösse. Hier geniessen im Sommer Kurgäste aus dem nahe gelegenen Neutrauchburg die Ruhe und die Harmonie der Natur. Die Mutigen, aber auch die Unvorsichtigen finden Spass daran, sich an den bis zu zwei Meter tiefen, schnapsklaren Läufen hinunter tragen zu lassen. Der Ausstieg ist eher problematisch, weil die Argen gegen das Ende der Sandbank an Tempo zulegt und den Badefreudigen über die glitschigen Steine schwemmt. Selbstredend meiden wir Angler solche Stellen im Sommer und zur Ferienzeit, nutzen sie aber gerne als Rastplatz im Frühjahr und Herbst. 
Ab hier führt die Argen durch den romantischen und unberührten Wald. An manchen Stellen hat sich der Fluss sein Bett in den Hang hinein gefressen. Als Folge dieser Erosion entstanden Steilhänge, vertikal durchsetzt von entwurzelten Bäumen. Der Wildbach führt durch die Urlandschaft. 

Auf drei Beinen durch den Strom wandern... 
Oft muss ich das Ufer wechseln, weil tiefe Rinnen mich dazu zwingen. Entweder ist hier der Wasserzug zu stark und könnte mich meiner Bodenhaftung berauben und mich wegreissen, oder das Wasser würde die Hüftstiefel überfluten. Unterstützt von meinem „dritten Bein“, – dem Watstock, wandere ich gemächlich das Bachbett hinunter. 
Stetig achte ich auf das Wechselspiel des Laufs und interpretiere die Beschaffenheit der Oberfläche, die Farbe und Transparenz im Hinblick auf die für die Forelle idealen Standorte. Ich bewege mich in einem eigentlichen Tunnel, geformt durch die sich über mir berührenden Kronen der Bäume. Romantisch gewiss, aber fischtechnisch anspruchsvoll, weil ein Rückwurf nicht in Frage kommt. Nach weiteren dreihundert Metern wechsle ich den Standort und verlasse den Bach auf seiner linken Seite. Dort entdecke ich einen von schwerem Forstgerät ausgefahrenen Waldpfad. So finde ich bequem zum Ausgangsort bei der kleinen Brücke zurück. 

Unsichtbar für uns, aber sie sind da und sie sehen mich... 
Diese Fussgängerbrücke markiert ungefähr die Mitte der Strecke I. Von hier, fast parallel zur Unteren Argen, führt ein Spazierweg in leichten Kurven in Richtung Steinbrücke, dem Streckenbeginn. Nach etwa 200-300 Metern kommt eine Stelle, wo der Fluss, in einem Winkel von knapp neunzig Grad, eine traumhafte Szenerie geschaffen hat. Die Einheimischen nennen diese Stelle „Höll“. In einer zügigen Kurve gleitet das Wasser auf etwa fünfzig Metern dem gegenüberliegenden Waldrand entlang, wo es grosse Felsen ausgewaschen hat. Dort, im Schatten des Waldes, in der Tiefe des olivgrünen Laufs stehen die Forellen. Sie verraten sich gelegentlich, wenn sie sich plantschend ein herunter geschwemmtes Insekt holen. Der Ort ist mystisch, total ruhig. Einzig das Gurgeln der Argen, wenn sie in hohem Tempo über die Untiefen in den nächsten Pool rauscht, bildet die ferne Geräuschkulisse. 

Ich stehe gebannt auf der Kiesbank, abgestützt auf meine Fliegenrute und beobachte den Lauf. Dort, auf gleicher Höhe zu mir, unter dem Ast verdeckt, bewegt sich etwas. Es sieht sich an, als ob eine Geisterhand von unten das Wasser aufwirft. Minutenlang ist alles wieder leblos. Und dann erneut die stille Bewegung, welche mich als Angler erregt. 
Es muss eine kapitale Forelle sein, die dort ihren Standort hat und gelegentlich aufsteigt. Ich versuchte lange, sie zu überlisten - ohne Erfolg. Sie schien mich zu verspotten, indem sie sich zwar für meine Köderangebote regelmässig interessierte, hingegen mit einem kräftigen Schlag ihrer Flosse diese verweigerte. Diese lang gezogene und tiefe Rinne gehört zu den besten Stellen im Streckenabschnitt I. 

Abschlussfrage: wie viele Angler verträgt die Strecke I ? 
Immer wieder stellt sich die Frage, wer in welchen Streckenabschnitt geht und wie viele Angler dieser verträgt. Spätestens im Frühstücksraum dominiert diese Thematik. Nicht selten ist diese emotional geladen. Um es vorweg zu nehmen, die Chancen zu fangen oder „bredouille“ heimzukehren, sind auf die Strecken gut verteilt. Alle sind bestens besetzt und abwechslungsreich. Ferner: Wenn die Fische beissen, dann tun sie es überall und wenn sie bocken, dann ist es tröstlich zu wissen, dass am Abend alle Kollegen die gleiche Erfahrung austauschen. Trotzdem ist die Frage berechtigt, wie viele Angler eine Strecke verträgt. 

In der Strecke I scheinen mir vier, allenfalls sechs Fischer die angemessene Belastung zu sein. Je zwei/drei im oberen resp. unteren Abschnitt. Die grosszügigen Pools verweilen zum hartnäckigen Befischen. Sie sind ideal für die „Kiosktypen“ (Angler die weise warten, bis die Fische aktiv werden). Die vielen Läufe und Hinterwasser hingegen erquicken die „Walkman“ (Angler die unstetig den Fluss auf und ab stolpern). Ohnehin gilt die Regel, dass der Petrikamerad darauf achtet, dem Angler, der bereits am Wasser steht, den Vortritt zu lassen und sich genügend weit zu entfernen, um das Wasser – und übrigens auch den Kollegen - „nicht verrückt“ zu machen.
DIE EINZIGARTIGE
Die Fischstrecke II besteht aus fünf Abschnitten mit komplett unterschiedlicher Gestaltung und fischtechnischer Anforderung. Jedem Abschnitt geben wir einen „nickname“, als Ausdruck seiner Persönlichkeit 

• Abschnitt eins nennen wir „Sackgasse“, (parkieren auf dem Parkplatz im Unterried) 
• Abschnitt zwei bezeichnen wir „Kanal“, (parkieren idem oder Elektrizitätswerk) 
• Abschnitt drei „alter Flusslauf“ (parkieren beim Elektrizitätswerk) 
• Abschnitt vier steht für „Wildbach“ (parkieren bei der Brücke Oberhar rechts)
• Abschnitt fünf „Stausee“, (parkieren in Nähe Hof Argenbauer) 

„Sackgasse“
(Der Mörder kehrt an den Tatort zurück) 
Der Abschnitt „Sackgasse“ ist nicht länger als etwa 150 Meter. Er umfasst die Strecke unmittelbar bei der unteren Argenbrücke im Unterried bis zur Wasserfassung für das Elektrizitätswerk. Dort ist die Argen verriegelt, deshalb der Rufname „Sackgasse“. Der Fluss füllt das ganze Bett ziemlich gleichmässig, wobei selbst bei niedrigem Wasserstand Wathosen angebracht sind, insbesondere für den unteren Teil.

Die viel versprechende Rinne genau unter der Riedbrücke macht mich ganz zappelig. Hier müsste mit der Nymphe was zu machen sein, denke ich und kraxle neben der Brücke zum Fluss hinunter. Nach einigen Minuten geht mir der holpernde Lärm des Strassenverkehrs über meinem Kopf auf die Nerven. 
Als dann noch jemand von der Brücke herunter ruft „na, beissens?“... verlasse ich die Stelle schleunigst. Weiter unten, wo ein Seitenarm der Ach einfliesst, befinde ich mich in einer Welt unverdorbener Natur. Hier herrscht wohlige Ruhe, selbst das zügig fliessende Wasser gleitet lautlos dahin. Die Argen ist hier recht breit. Der Flussboden ist übersät von kleinen abgeschliffenen und farbigen Kieselsteinen. Ich befische mit der Nymphe abwechslungsweise beide Uferpartien: Zwei Schritte, Wurf neun Uhr, zwei Schritte, dann Wurf drei Uhr. Ich halte nicht nur den rot leuchtenden Bissanzeiger im Auge, sondern achte konzentriert auf Geräusche und allfällige Veränderungen des glatten Wasserspiegels. Je weiter ich die „Sackgasse“ hinunter komme, desto tiefer und breiter wird die Argen. Langsam wird es mir ungemütlich. Die Vorstellung, den Halt zu verlieren, mahnt zur Vorsicht. 
Ich zucke zusammen, als wie ein Blitz die silbrige Silhouette eines grossen springenden Fisches die Wasseroberfläche aufreisst und dann der schwere Körper heftig aufklatscht. Ich merke mir die Stelle genau, nämlich gute fünfzig Meter weiter unten, unmittelbar am rechten Ufer, neben einem kantigen Steinblock. Nach einer eher langweiligen Fischerei mit der Nymphe wirkt dieser Sprung wie ein Adrenalinstoss. Ich bin hellwach! Weg mit der Nymphe, sage ich mir und beginne die Schnur einzuholen und hastig eine helle Graue auf das 14er-Vorfach fest zu binden und einzufetten. Ich bin viel zu weit weg von diesem Fisch, werde ich mir schmerzlich bewusst. Weiter in seine Richtung waten wäre fahrlässig. So stehe ich bis zum Gürtel hilflos im tiefen Wasser und weiss nicht wie weiter. Ich könnte den Fluss rückwärts verlassen, das Ufer gewinnen; versuchen, die Forelle zu umgehen und oberhalb des Steinblocks anzusprechen, sinniere ich. Das scheint mir ordentlich kompliziert.

Den letzten Meter Faden ausgereizt 
Um etwas zu tun, beginne ich die Fliege flussabwärts zu werfen. Jetzt fällt mir erst auf, dass der Fluss ab der Stelle wo ich stehe, hart ans rechte Ufer drängt. Meine Fliege wird vom Zug richtiggehend gepackt und davon getragen, aber bereits nach wenigen Metern reisst sie die Schnur zurück. Wie wäre es, wenn ich mehr Leine geben könnte? Dann könnte ja die Fliege weiter hinunter schwimmen. Müsste man versuchen, sage ich mir und beginne meterweise Fliegenschnur als Vorrat von der Rolle zu zerren. Anschliessend platziere ich die Fliege mit einem Rollwurf in den Lauf. 

Mit hektischen Bewegungen liefere ich der Fliege, die stolz den Lauf hinuntertanzt, Nachschub. Nach etwa dreißig Metern kann ich sie nicht mehr erkennen, was mich aber nicht hindert, weiterhin was der Teufel hält, Schnur zu liefern. Inzwischen bin ich am Schnurende angelangt. Jetzt reiße ich das Backing von der Rolle und füttere Schnur nach wie besessen. Und dann geschieht das Unvorstellbare. Ganz weit unten in der „Sackgasse“ springt „mein“ Fisch. Brutal klatscht er wieder aufs Wasser. Jetzt geht‘s blitzschnell. Reflexartig reiße ich die Fliegenrute hoch, dies möglichst weit hinter meinen Kopf. Der Schwung wird abrupt durch einen heftigen Ruck unterbrochen. „Ich glaube es nicht“, rufe ich. „Ich hab ihn!“ und falle fast ins Wasser vor Aufregung. Jetzt nichts wie los Schnur einholen. Die Rute halte ich so hoch ich kann, und mit der linken Hand, unterstützt von meinen Zähnen, reisse ich den Faden so rasch ich kann zurück. 

Doch dann plötzlich aus... der Druck ist weg, ich habe ihn verloren, beklage ich mich. Es hat mich nicht überrascht ihn zu verlieren, denn auf diese unsinnige Distanz kann man den Zug nicht aufrechterhalten. Dazu kommt, dass der Angelhaken keinen Widerhaken hat. Ich hole etwas frustriert und lustlos die Fliegenschnur ein. Was ist jetzt das? Heftiger Widerstand beim Ziehen... wäre es möglich? Tatsächlich, der Fisch ist noch dran, scheint aber keinen nennenswerten Widerstand zu leisten. Ich juble über meinen Triumph und ziehe die Forelle regelmässig zu mir heran.

Als ich endlich engen Schnurkontakt habe rolle ich die Fliegenschnur ein. Die Rute halte ich dabei möglichst hoch. Schritt für Schritt ziehe ich mich aus dem tiefen Wasser zurück, auf die höher gelegene rettende Kiesbank. Der Fisch quengelt auf etwa fünf Meter Entfernung und beginnt zu kämpfen. Endlich sehe ich ihn, es ist eine Bachforelle. Sie zieht und schlägt, dreht sich um die eigene Achse. Ein Prachtexemplar. Und dann ist es passiert. Druck weg, Faden hängt schlaff in der Luft. Ich hab‘s verpatzt, zuviel forciert. „Geschieht dir recht“, sage ich mir. Dann steige ich aus dem Wasser und mache Pause.
Fortsetzung: nächster Tag, selber Ort, selbe Zeit, andere Fliege 
Am gestrigen Abend im Hotel gesteht mir mein belgischer Tischnachbar und Fischerkollege seine Enttäuschung über die letzten zwei Tage in der Argen.
Was kann ich dazu mehr beitragen als ihm einige Tipps zu geben. Die Fischerei war, das stimmt, nichts Besonderes. So sagen wir uns für morgen Petri Heil. Ich konnte es nicht lassen, und ging am nächsten Tag an die genau gleiche Stelle in „meiner Sackgasse“ zurück. Klingt unglaublich, denn an der identischen Stelle neben dem Steinblock, fing ich eine wunderschöne Bachforelle, mit der gleichen Methode auf Backingdistanz! Diesmal war ich vorsichtiger und konnte die 48er landen. 
Da stehe ich neben meinem Wagen beim Wegweiser zur Kläranlage und packe meine Utensilien ein, als ein Auto brüsk neben mir stoppt. Es ist der Belgier „alors, comment ça a été?" fragt er. Ich antwortete nicht, wies hingegen mit einem Kopfzeichen auf den Fisch, der im Gras neben dem Hinterrad lag. Er verschluckte sich fast, rannte wortlos davon und kam mit seiner Frau und einer Digitalkamera zurück um diesen schönen Fisch wenigstens als Bild mitzunehmen. 

Einen Blick in die Wohnstube ja nicht verpassen. 
Ich empfehle jedem Angler, die „Sackgasse“ rechtsufrig den Büschen entlang einzusehen, insbesondere die letzten fünfzig Meter vor der Wasserfassung in den Kanal. Also genau dort, wo ich mit der Trockenfliege derart Erfolg hatte. Der Zugang ist nicht gerade attraktiv und vom erhöhten Ufer aus hinunter zu fischen ist fast nicht möglich. Hingegen, von den Forellen unentdeckt, diesen sozusagen in ihr Wohnzimmer zu gucken, ist die Reise wert. Hier am Ende der Sackgasse wimmelt es von Fischen, und darunter sind ganz Große. Einer hinter dem andern stehen sie. Alle sind gespannt was die Strömung ihnen zu trägt. Warum nicht eine gekonnte Kopie am fleissig gemendeten Vorfach?

Der „Kanal“, ignoriert und verkannt, welch ein Irrtum...
Ähnlich wie bei uns zuhause, nutzen die Bayern das geringste topografische Gefälle in einem Wassersystem, um daraus Elektrizität zu gewinnen. So auch hier an der Argen. Gleich anschließend an die „Sackgasse“ ist sie kanalisiert, etwa drei Meter breit und je nach Wasserstand 1 bis 1,5 Meter tief. Bei Hochwasser donnert die nicht nutzbare Wassermenge in den ursprünglichen Flusslauf, der bei normalen Wasserverhältnissen, abgesehen von einigen Tümpeln, praktisch trockengelegt ist. Die Strecke von der Wasserfassung bis zum EKW ist etwa 200 Meter lang. Hier gleitet die disziplinierte Argen versteckt hinter dichtem Buschwerk lautlos durch den Wald. Beide Strecken, Kanal wie das alte Flussbett, können befischt werden und sind hervorragend besetzt. Den Anfang des Kanals erreicht man Ende der „Sackgasse“ über den Steg bei der Schleuse (Vorsicht!!) oder vom Elektrizitätswerk aufwärts. 

Ich hatte bis anhin den „Kanal“ überhaupt nie beachtet, bin auf dem Weg zu weiter entfernten Fischgründen x-fach an ihm vorbeigefahren. Immerhin war mir der kleine Pool unmittelbar vor dem EKW nicht entgangen, und ich nahm mir vor, bei Gelegenheit dort rein zu schauen. An einem Sommerabend auf dem Heimweg ins Hotel erinnerte ich mich daran und stoppte gleich nach der Kurve. Geduckt suchte ich bachaufwärts eine geeignete Stelle, um den montierten Streamer ins Pool-Ende zu werfen. Schliesslich gelang mir dieses Manöver. Der Streamer fiel wenige Meter vor dem Gitter, das treibendes Holz abfängt, und knapp vor der linken Böschung ins schwarze Wasser. Ich hatte kaum begonnen, den Köder regelmässig an mich heran zu zupfen, als bereits ein kräftiger Zug an der Leine riss. Reflexartig schlug ich an und stiess auf heftigen Widerstand. Der Fisch raste davon Richtung Gitter und sauste in die Luft, wo er sich wild schüttelte. Es war eine Regenbogenforelle von knapp vierzig, die ich dann mit ins Hotel nahm. 

Pirschen wie Indianer
Am nächsten Tag fahren Maurice und ich wieder an den Kanal. Es ist jetzt 13.30 Uhr, eine Stunde vor der im Petri Heil publizierten Beisszeit. Wir hatten den Wagen beim Wegweiser „Kläranlage“ abgestellt, gingen dann parallel zur „Sackgasse“ hinter den Büschen entlang bis zum Ende. Dort überquerten wir die Schleuse und standen vor dem Kanal. Das grelle Nachmittagslicht durchflutet die transparente gut 1,5 Meter tiefe Wasserdecke. Etwa fünf Meter abwärts, im Halbschatten, erkennen wir eine Forelle. Sie kontrolliert offensichtlich das Revier, lässt sich vom Wasser davontragen, ist plötzlich nicht mehr sichtbar und taucht wie von Zauberhand wieder auf. Dann wird sie unser gewahr und zischt seitlich weg. Wir verstecken uns hinter den riesig langen Brennnesselstauden.

Derart abgeschirmt, robbe ich mich an die Böschung. Jetzt bin ich etwa zwanzig Meter oberhalb der schmalen Brücke, eine Handbreite tiefer braust das Wasser Richtung EKW. Hier gelingt es mir schliesslich, einen Streamer in den Kanal zu platzieren. Sofort packt ihn der Strom, ich gebe Schnur. Wie unter uns vereinbart, liegt Maurice am Boden auf der Brücke und beobachtet das Wasser. Dann ruft er „ich sehe ihn“ und schon erlebe ich einen harten Biss und weg ist der Fisch. Ganz aufgeregt beschreibt er seine Beobachtung, denn er sah nicht nur den Streamer, wie er daher getänzelt kam, sondern
drei starke Forellen, welche zu dritt den Köder jagten, wobei eine zubiss. „Wie Egli attackierten sie, es war wahnsinnig“, meinte er. Inzwischen ist es 14.30 Uhr geworden, wie vom Petri Heil Kalender prophezeit. 

Es gäbe noch viel zu erzählen über unsere Erlebnisse und gemachten Erfahrungen in der Kanalstrecke. Noch ein Hinweis: wenn insbesondere bei Hochwasser zu viel Wasser abgeführt wird, kann man den Kanal „vergessen“. Der Kanal ist voller Fische, die man bei niedrig Wasser von der Böschung aus patrouillieren sieht. Ich habe hier meine grösste je gesehene Forelle beobachtet. Das Fischen im Kanal nach der schmalen Brücke 

bis zum E-Werk ist eine zwar grosse aber lohnende Herausforderung. Das Problem beginnt, wenn eine beisst, denn der Kanal ist zu tief um zu ihr hinab zu steigen... 

Abschnitt „alter Flusslauf“ - er beginnt gleich unter dem Wehr (Ende „Sackgasse“ und Beginn „Kanal“). Bei niedrigem Wasserstand wirkt er unattraktiv. Doch halt, zu Unrecht, denn auf der rechten Flussseite unterhalb des Stauwehrs wohnen in den Tümpeln grosse Forellen. Man kann sie besuchen, indem man den kleinen Umweg nach Überqueren der Brücke über den Kanal auf sich nimmt. Bei Hochwasser der Argen kann dieser Platz zur Rettung des Tages werden. Dank dem höheren Niveau und leicht getrübtem Wasser ist diese Stelle gut und lohnend zu befischen, ohne sich zu verraten und dazu leicht zugänglich. Nur zweihundert Meter flussabwärts erwartet den Fischer eine der aufregendsten Flusslandschaften im ganzen Revier. Der Wiesenbach „Ach“ trifft mit der Argen zusammen. In einer lang gezogenen Kurve hat der vereinte Fluss eine tiefe Rinne aus dem senkrecht überragenden Felsen heraus gefräst. Türkisblau bis Flaschengrün reflektiert das unergründlich tiefe Wasser die Lichtstrahlen, welche den Weg zu ihm gefunden haben. Die Argen gleitet lautlos und langsam vorüber. Bei Hochwasser geradezu ideal zu befischen, bei niedrigem Wasserstand hingegen schier hoffnungslos. Wie dem auch sei, dieser Platz hat eine beinahe mystische Ausstrahlung. Anschliessend flussabwärts erhält die Argen einmal mehr Verstärkung, diesmal von der Wassermenge aus dem Kanal, beim Verlassen der Turbine des E-Werks. Ab hier läuft der Fluss genau unter der ziemlich stark benutzten Strasse. Ich fische hier meistens mit der Nymphe, spähe aber nach jedem Signal einer steigenden Forelle, um dann rasch auf Trocken zu wechseln. Dies ist meistens der Fall im unteren Abschnitt auf dem rechten Ufer unter den Büschen. 

Der „Wildbach“ startet gleich unter der Brücke bei Oberharprechts mit einer tiefen Rinne. Diese leitet über in eine etwa 400 Meter lange, abwechslungsreiche und etwas anstrengende Strecke, die ganz im Wald eingebettet ist. 

Für den letzten Abschnitt „Stausee“ empfiehlt sich, das Auto zu verschieben und linksufrig zu parkieren, auf der Höhe des Guts „Argenbauer“. 

Die üppige Vegetation macht es einem nicht leicht, ans Wasser zu gelangen. Der Schlick unmittelbar am Ufer verschluckt lautlos den Stiefel und ist nicht ungefährlich. Ärgerlich ist ferner die Schwierigkeit, von den Fischen unbemerkt in ihr Habitat zu gelangen. Hier herrscht absolute Ruhe, man wähnt sich an einem ruhenden Wasser, das indessen unmerklich Richtung Stausee fließt. Wenn ich beim Heranpirschen eine Forelle entdecke, dann hat diese längst den Erzfeind erkannt und ist gemächlich, aber bestimmt auf Distanz gegangen. Empfehlung: Diesen unberührten, romantischen Flussabschnitt für den Abendsprung reservieren. 
Die Fischstrecke II erträgt 6 – 7 Leute bei folgenden Annahmen
je ein Fischer in den Abschnitten „Sackgasse“, „Kanal“, „alter Flusslauf“ zwei Fischer Abschnitt „Wildbach“ ein/zwei Fischer im „Stausee“ 
DIE GEHEIMNISVOLLE
Fischstrecke III beginnt unmittelbar beim Ausgang des Stausees, wo der Hunger nach Strom etwa 90% der Argen „verschluckt“. Erst bei Gottrazhofen ist die Argen wieder frei, wo sie die Turbinen hinter sich lässt und in den alten Lauf zurückkehrt. Zwischen der unterirdischen Kanalisierung des Flusses bis Gottrazhofen siecht das knapp bemessene Restwasser als Rinnsal durch den ursprünglichen Flusslauf. Dieser Abschnitt ist etwa 800 Meter lang, und sieht eher erbärmlich aus. Nach Gottrazhofen hingegen ist die Argen wieder die alte, von Kraft und Vitalität strotzende Naturschönheit. Bereits der Zugang zum Fluss ist geheimnisvoll. Den Beginn der Fischstrecke III erreicht man kurz nach Steig auf einem schmalen Strässchen, dem Wegweiser „Altbuch“ folgend. Man parkiert unmittelbar beim Stauwehr. Die zweite Stelle ist der kleine Wasserfall.
Unmittelbar nach der Brücke in Gottrazhofen scharf nach rechts, dem Hinweis „Blumenschneiden“, folgen, den Wiesenpfad Richtung Fluss bis zu einer verfallenen Bruchbude fahren. Die dritte Parkmöglichkeit gibt Zugang zum Fischen bachauf- oder abwärts, nämlich nach der Argenbrücke unmittelbar links vor dem EKW. Bei Hochwasser überläuft der See, der alte Flusslauf wird dann durchgespült, das Wasser ist erdig braun, Fischen vergessen.

Warum habe ich der Fischstrecke den Namen „die Geheimnisvolle“ gegeben? 
Nach all den gelaufenen, gewateten, gestolperten Kilometern durch die Fischgewässer des Terrassen Hotels kommt ein gewisses Erfahrungspotential zusammen. Mit Ausnahme der Strecke III, so meine Erkenntnis, wusste ich mehr oder weniger, was mich erwartet. Nicht so im III. Hier gab es immer Überraschungen, enttäuschende und freudige. 

Heute bin ich davon überzeugt, dass die Strecke III im ganzen Revier vermutlich der Lieblingsaufenthalt der ganz grossen Forellen ist, einschliesslich Seeforellen und auch Äschen. Es bleiben die klassischen Anglerfragen wo? wann? wie? Die wichtigste Tugend hier ist die hartnäckige Geduld!! Das Foto auf der vorhergehenden Seite zeigt die Argen nach getaner Arbeit, beim Verlassen des EKW in Gottrazhofen. Der tollkühne Angler, festgekrallt an der Betonwand, ist mein Fischerkamerad Maurice, der durch alle Böden behauptet, auf dem Kanalgrund des mit Macht herausrauschenden Wassers grosse Forellen ausgemacht zu haben. Vielleicht sind es Äschen, wenn überhaupt?! 
Picknick direkt am Wasser 
Von hier weiter bis zum Streckenende folgt einer der idyllischsten Flussabschnitte. Umrahmt von alten Bäumen, schwingt sich die Argen gemächlich talwärts, in eleganten tief ausgewaschenen Serpentinen, deren Anblick dem Fliegenfischer den Atem verschlägt. Den rechtsufrigen Zugang zum Fluss findet der Angler hinter dem EKW Gebäude. Am Streckenende linksufrig erwartet ein sagenhaft schöner Picknickplatz - direkt am Wasser - seine Fischergäste. Um dorthin zu gelangen, parkiert 
man beim Hof Rieser‘s, oder lässt den Wagen beim EKW, überquert dort die Brücke und folgt dem Fluss. Hier mussten wir nicht lange werfen, bis eine wunderschöne Bachforelle die Nymphe verschlang. Dieser Platz ist das ideale Basislager für zwei Angler, denn man startet hier, fischt getrennt, findet aber zum Essen wieder zusammen. 

Nach einer kurzen Mittagspause entscheiden wir, unser Glück unter dem Wehr beim Seeausgang zu versuchen. Hier beginnt wie erwähnt die Strecke III. Wir verlassen den gastlichen Rastplatz, der mich nostalgisch an romantische Erlebnisse aus der Pfadfinderzeit erinnert. 

Das Stauwehrbecken, ist immer eine Überraschung wert! Das grosse Stauwehr ist ein unschöner, brutaler Eingriff in die Natur. Meistens drückt unten am Wehr, durch eine der knapp geschlossenen Schleusen, ein kräftiger Wasserstrahl ins Auffangbecken, das in breiten Betontreppen abgestuft ist. 

Ich habe hier regelmässig Fische gefangen, meistens mit einem Trick, nämlich die Trockenfliege weit ins Zentrum des Beckens zu werfen und dort stur liegen zu lassen. Oft verpasste ich unaufmerksam den Anschlag, wenn vielleicht nach einer Minute unerwartet die total ruhige stehende Oberfläche durch einen tiefen Ring aufgewühlt wurde. Manchmal war es zum großen Erstaunen eine Äsche, die dort unten zwischen den Steinen haust. 

Zum Überqueren des Wehres benutzen wir den schmalen, scheppernden Metallrost. In seiner Mitte halten wir an und beobachten das Wasser. Dieser Ausguck ist grossartig, denn nichts entgeht unserem geübten Auge. Sei es ein steigender Fisch, weit unten im Auslauf oder eine Forelle, die das Revier kontrolliert. Genau unter uns, im ersten Becken gleich nach hier und da ein Insekt von der Oberfläche schlürfen oder 
am Boden herum stöbern. Es ist relativ selten, unmittelbar unter dem Steg Fische zu sehen. Sofort packt uns das Jagdfieber. Ich klettere über die Granitblöcke der Uferbefestigung hinunter ans Wasser. Hier gedenke ich meine bewährte Methode, nämlich aufs Geratewohl die Trockenfliege zu platzieren, anzuwenden. Wie ich zu Antoine auf der Brücke hinaufblicke, sehe ich ihn wild gestikulieren. Seine Fliegenrute weist senkrecht zum Wasser. Ich werde verrückt, sage ich mir, der hat einen Fisch an der Angel. Nichts wie los zurück über die Steine die Treppe hinauf zum Steg. Wie ich oben ankomme, pfeift die Rolle. Die Rute ist mehr als im Halbkreis durchgebogen, hat keinen Nerv mehr. Das Tier zieht mächtig unter das Wehr direkt in Richtung See. „Ich habe ein Vierzehner drauf, sie hat die winzige Dun genommen, habe es aber nicht gesehen“, klärt er mich auf. „Wir haben kaum eine Chance ihn zu landen, so wie er zieht“, kommentiere ich. Der Fisch gebärdet sich eigenartig, für uns ungewohnt. Normalerweise reisst eine Forelle ruckartig am Faden, springt oder flüchtet panisch. Nicht so hier. Unbändig und gleichmässig drückt unser Fisch in die Tiefe unter das Wehr.

Wer zieht denn derart, ist es wieder ein Plastiksack? 
Mich erinnert es an ein weit zurück liegendes Erlebnis. Ich hatte einen Riesenbrocken von Fisch an der Angel, er verhielt sich genau wie jetzt der Kerl. Er zog und zog. Schlussendlich landete ich einen Plastiksack. 

Antoine gibt steten Gegendruck. Wenn der Fisch ruhig ist, versucht er ihn aus der Tiefe hervorzuschleppen. So geht das hin und her. Nach zwanzig Minuten bittet er mich zu übernehmen, „mein Handgelenk, ich kann nicht mehr“ stöhnt er. Regelmässig recken wir unsere Hälse nach unten, um ihn zu erkennen. Die Rinne muss tiefer als zwei Meter sein, denn wir sehen den Boden nicht, selbst bei diesem kristallklaren Wasser. Wir waren uns einig, dass die einzige Chance den Fisch zu besiegen, darin bestand, ständig Druck auszuüben, ihn zu ermüden und dies mit äusserster Sorgfalt. Wie landet man eine Forelle von einer Brücke aus, rund acht Meter über dem Wasser? Antoine hatte die Antwort, zumindest war es eine Idee. „Halte mal die Rute und gib mir deine Orvis, ich versuche was von unten“. Dort angekommen begann er mit meiner Fliege in die Richtung des angespannten Vorfachs zu werfen. Nach etwa drei Versuchen klappte es. Die Flieeine Äsche! Wir staunten nicht schlecht ob dem Fang. Eine kapitale Seeforelle war es. Vermutlich hatte sie den Weg vom See, über die zwischen Fluss und See mustergültig angelegte Fischtreppe hinunter gefunden. 

Lust auf eine Herausforderung? Mein Bericht zur Fischstrecke III wäre nicht vollständig, ohne den etwa 800 Meter langen Abschnitt zwischen Gottrazhofen und dem Stauwehr zu würdigen. Wir sprechen vom alten Flussbett, das mit dem Restwasser der „vergewaltigten“ Unteren Argen zurecht kommen muss. Die Strecke verläuft wie ein riesiges „S“. Nennenswert sind die beiden rassigen Rapides mit anschliessendem Pool zu Beginn und knapp vor dem Ende. Viel interessanter aber ist die übrige Gesamtstrecke. Gemächlich gleitet hier der Bach, stets im Wald, durch eine berückende Urlandlandschaft. 
Nachdem bei Hochwasser der ursprüngliche Flusslauf jeweils wieder zum Leben erwacht, hat die Argen breite und sehr tiefe Rinnen herausgeschaufelt. Im Normalfall scheint das Wasser zu stehen... Irrtum, es hat ordentlich Zug. Für die Fische ein Paradies! Für den Fliegenfischer ebenfalls, zumindest auf den ersten Blick. An einer Vielzahl von Plätzen kann der pirschende Angler die ruhig wandernden oder steigenden Forellen unerkannt beobachten. Oft bin ich erschrocken ob deren Grösse. Fischtechnisch ist alles möglich, wobei das absolut ruhige Verhalten des Anglers Voraussetzung ist. Mit der Nymphe fängt man mit sehr langem Vorfach, die Goldnymphe liegen lassen und hier und da unmerklich zupfen. Petri Heil!!. 

Die Fischstrecke III erträgt 6 Gäste wie folgt
• 1 Fischer unter dem Wehr, 
• 3 im „S“ wie beschrieben, 
• 2 Fischer Gottrazhofen abwärts 

DIE NATÜRLICHE 
Warum verdient die Fischstrecke IV das Prädikat „die Natürliche“? Sind es die anderen Strecken nicht ebenfalls? Die Erklärung liegt darin, wonach die Argen zwischen dem Bauernhof Riesers bis zum Ende dieser Strecke IV bei der Brücke „Au“ natürlich daherkommt, ohne Wasserentnahme, ohne Kanalisation oder Wehr. Sie rinnt normalerweise mit geringem Gefälle gemächlich in ihrem natürlichen Bett, meistens umrahmt von Bäumen und Gebüsch. Manchmal hingegen donnern Hochwasser durch die liebliche Landschaft. Zeugen dieser Urgewalt sind die streckenweise anzutreffenden Kiesbänke, übersät mit blendend weissen Bollersteinen, gigantische, im Sand eingeklemmte Baumstrünke, tiefe Rinnen, geheimnisvolle Hinterwasser. Der prüfende Blick des Fliegenfischers erkennt sofort seine Chancen, man könnte sagen, er mutiert zur Forelle. Er spürt intuitiv und weiss aus Erfahrung, wo sie steht oder wo genau er sich als Fisch den gesicherten Futterplatz suchen würde. Das Einfühlungsvermögen des Fliegenfischers macht die Hälfte seines Erfolgs aus. Der Rest ist wissen wo, wann, wie und eine Portion Glück... Der Fischabschnitt IV hat mit etwa fünf Kilometern die grösste Ausdehnung. Der Zugang zwischen Gottrazhofen und Au erfolgt über die Schnellstrasse Christazhofen und Kißlegg. Das Parkieren entlang der Strasse ist punktuell möglich aber gefährlich. Wirklich sichere Parkmöglichkeiten befinden sich ausschliesslich auf dem rechten Argenufer. (insbesondere Au und EKW Gottrazhofen). Der Fischer in diesem Abschnitt muss sich auf längere, aber lohnende Spaziergänge gefasst machen. 

Nordwind, Mondwechsel, Kälteeinbruch und steigendes Wasser sind Gift 
„Heute sind wir bedient“, meine ich scherzend zu Maurice, meinem Fischerkameraden. „Sämtliche „Giftkriterien“ treffen zu, wir müssen uns auf einen schwierigen Anglertag gefasst machen. Ich schlage vor, in der „Au“ zu beginnen und gegen Mittag zur „Robin Beach“ zu wechseln, wo wir das Picknick nehmen“. „Robin Beach“ ist meine eigene Fantasiebezeichnung für den feinen Sandstrand inmitten der grossen Kiesel im breiten Bachbett im oberen Abschnitt der Strecke IV, wo mein Enkel so gerne Sandkuchen bäckt. Wir parkieren hinter der Au Brücke auf der rechten Flussseite, rüsten uns aus und beobachten von der Brücke aus die Wasseroberfläche. 

Die Stelle ist faszinierend. Die Argen füllt das Bett in seiner ganzen Breite, hat auf den ersten Blick wenig Zug. Flussabwärts legt der Bach an Tempo zu, fächert sich auf, staut zurück und rauscht in hohem Tempo das Gefälle hinunter. Unmittelbar anschliessend läuft die Wassermenge in eine tiefe Mulde, mindestens einen Meter tief. Hier stehen die Forellen, für uns unsichtbar. Rechtsufrig drückt die Argen gegen die Böschung, wo grobe Felsen dem Wasser Paroli bieten und tiefe Hinterwasser bilden. Dort scheint das Wasser zu stehen. Es ist mit einem feinen Film von Blüten und Schaum bedeckt. Da kommt Bewegung unter diesen Teppich, als ob ihn eine breite Welle anhebt. Wir werden hellwach, zwingen uns aber, die Beobachtung fortzusetzen. Schon wieder, an der identischen Stelle schwappt das Wasser. „Schau, weiter oben, noch eine“. „“Jetzt reicht's, hinunter ans Wasser„ meint Maurice. Wir überqueren die Pferdewiese, wo zwei weiße Stuten herumspielen, uns aber nicht weiter beachten. Es hat locker genügend Platz für uns zwei Angler. Ich wate etwa zehn Meter flussaufwärts, mit einer Nymphe am langen Vorfach. Maurice versucht im Hinterwasser gegenüber mit der Trockenfliege den geheimnisvollen Fisch anzusprechen. Es ist immer interessant und lehrreich, dem Kollegen beim Werfen zuzuschauen. Das Vorhaben von Maurice, über den reissenden Fluss hinweg seine Fliege in das ruhige Hinterwasser zu platzieren, erachte ich als ausgesprochen schwierig. Ich bin gespannt und neugierig. Er macht zuerst einige Leerwürfe um die Distanz auszumessen, überprüft mit kurzem Blick über die Schulter, ob Äste die Laufbahn behindern, legt etwas Schnur nach und schliesslich beschleunigt er mit der linken Hand parallel zum kräftigen Zug der Rute die Fliegenschnur. Auf der Höhe seines Ziels blockiert er die Rute mit der Wirkung, die Fliege genau ins Hinterwasser zu landen. Er hält die Rute steil hoch, um möglichst lange den Köder liegen zu lassen, bevor das dazwischen liegende rasche Wasser die Leine packt und wegreisst. Es ist schön und elegant wie er das macht, allerdings ohne Fangerfolg. Ich möchte jetzt auch angeln, ziehe genügend Faden ab der Rolle und werfe die schwarze Goldkopfnymphe auf die Position drei Uhr, leicht flussaufwärts. Der Bach streckt das Vorfach, womit die Nymphe sehr natürlich herab schwimmt. 
So bearbeiten wir beide geduldig, unermüdlich, die vermuteten Forellen, sei es im Hinterwasser gegenüber oder in der ausgewaschenen tiefen Kiesmulde. So geht das etwa zehn Minuten und wir beginnen langsam zu zweifeln. Soeben werfe ich einmal mehr die Nymphe bachaufwärts, als ich Maurice sehe, der seine Rute blitzschnell anhebt. Sofort strafft sich der Nylonfaden, die Rutenspitze biegt sich und schlägt eindrücklich aus. Beim Hinterwasser flotscht eine große Forelle an der Wasseroberfläche. 

Ich komme nicht dazu, sein Manöver weiter zu beobachten, da eine unerhörte Kraft mir beinahe die Rute aus der Hand schlägt. Auch ich habe einen Fisch dran, eine tolle Bachforelle. Wir sind beide voll beschäftigt, den Drill zu meistern und einander nicht ins Gehege zu geraten. Wir angeln noch eine Weile, mit zunehmendem Erfolg und dies trotz dramatischen Vorgaben wie Mondwechsel, Nordwind etc. Das Angeln in der „Au“ hat mich noch jedes Mal überrascht, entweder war es eine „Bombe“ oder ein totaler Flop. 

Tipp: Bei der Pferdetränke auf dem linken Ufer schräg aufwärts in die zurück gestaute Argen hinaufwaten. Den toten Baum auf Grund übersteigen und von hier aus eine kleine hellblaue Trockenfliege auf Position zwei Uhr, dreissig Zentimeter locker, mit genügend Vorfach zum „atmen“, vor die grossen Felsbrocken gegenüber einschweben. 

Auf dem Weg zur „Robin Beach“ schalten wir etwa fünfhundert Meter vorher noch einen Halt ein. Maurice klettert hinunter zum Wasser, derweil ich von oben, aus Sicherheitsgründen auf dem Bauch liegend, etwa sechs Meter senkrecht unter mir, das Geschehen beobachte. Maurice holt sich noch eine rassige Regenbogenforelle, wiederum mit der Trockenen. 

Kunstausstellung an der „Robin Beach“ 
Ziemlich genau beim Beginn der Fischstrecke IV befindet sich die „Robin Beach“. Wir nehmen den Feldweg, der etwa dreihundert Meter flussabwärts nach dem Bauernhof “Riesers“ zum Waldrand führt. Auf der Waldstrasse gelangen wir zum Wasser. Hier wollen wir picknicken. Wie wir uns dem Geröllfeld nähern, müssen wir zu unserer Enttäuschung feststellen, dass dort bereits etwa sechs Angler herumstehen. „Soviel Leute, was soll das?“ Beim genauen Hinschauen platzen wir fast vor Lachen. 

Es sind Stelen, geduldig und gekonnt aufeinander geschichtete Bollersteine, die auf Distanz wie Silhouetten von Menschen aussehen. „Robin Beach“ ist für mich eine Art Refugium, ein authentischer Ort unberührter Natur. Fast fühle ich mich gehemmt, „unser“ Geheimnis zu lüften... Wie oft habe ich mich hier mit der Nymphe abgemüht, bis wir durch Zufall entdeckten, dass offensichtlich einzig die Trockenfliege gefragt ist. Es gibt in diesem Lauf Unterstände, wo die Forellen regelrecht zu nisten scheinen. Wenn du eine ans Land gezogen hast, geht bereits die Nächste in Stellung. So haben Antoine und ich im Hochsommer 07 bei extrem niedrigem Wasserstand und 35 Grad am gleichen Ort über die Mittagszeit vier Bachforellen mit den Maßen 38 bis 43 cm geholt. Mein Sohn findet dann trotzdem Muße, mit großen Kieseln ein Becken zu stauen, um die Fische dort vorübergehend zu verwahren und zu fotografieren. 

Anzahl Angler? 
Die Fischstrecke IV erträgt locker sechs Angler, wobei sich jeweils zwei Kollegen auf einen Drittel der extrem langen Strecke verteilen. 

DIE UNBEKANNTE 
Der Übername für die Fischereistrecke V „die Unbekannte“ lädt den neugierigen Angler geradezu ein, diesen etwa drei Kilometer langen Abschnitt zwischen der „Au“ und dem Revierende der „Argen“ des Terrassen Hotels kennen zu lernen. Den Wagen stellt man am besten rechtsufrig der Argen bei der „Au“ ab, umgeht die Häusergruppe und steigt, angetan mit der Wathose, ins Wasser. Diese knapp dreihundert Meter sind attraktiv - vor allem für die „Trockene“. Doch wieder muss sich die Argen einmal mehr in den Dienst der Strombeschaffung stellen. Sie verabschiedet sich über einen ca. 2 Kilometer langen, eher langweiligen Kanal. Das Restwasser rinnt tief unten, nur schwerlich zu befischen, durch den Wald, bis es sich nach dem Leistungsprozess des Kanalwassers in den Turbinen, kurz vor Revierende beim Einfluss des Zaunmühlebachs, wieder vereinigt.
Dreihundert Meter abwärts der „Au“ gelangt der Angler zum Wehr, wo der Kanal die Argen entführt. Bei Hochwasser durchspült das reichlich fliessende Restwasser den ursprünglichen Lauf im Wald. 
Der grosse Pool unterhalb des Wehrs ist bei jedem Wasserregime von beiden Seiten aus, allerdings mit etwas heiklem Zugang, lohnend zu befischen. (das Foto oben zeigt das Wehr bei Hochwasser resp. in einer Trockenphase; die Bilder sind von beiden Ufern aus aufgenommen).
LIEBE AUF DEN ZWEITEN BLICK
Der Wiesenbach „Ach“ ist der Abschnitt VI des Fischereireviers. Wer in Isny spazieren geht, stösst unerwartet auf einen quirligen Bach mit sprudelndem, glasklarem Wasser. Es handelt sich um die Ach, welche ihre Quelle in der Hügellandschaft südlich Isnys hat. Sie verlässt bald das Städtchen und mäandert in sanften Serpentinen durch ein riesiges, kilometerweites Moor. Hier liegt die Erklärung, warum die Ach selbst bei Hochwasser, wenn die Argen dunkelbraun und beeindruckend daherkommt, derart sauberes Wasser führt. Einem gigantischen Schwamm gleich, filtriert und regelt das Moor die Wassermenge der Ach, welche unterhalb Unterried in die untere Argen fließt. Der Fischer hat zwei Möglichkeiten an die Ach zu gelangen. Die interessanteste Strecke beginnt in der Mitte des Moors bei der Sägerei Boden, wo man problemlos parkieren kann. Distanz vom Terrassen Hotel dorthin etwa zwei Kilometer; Fahrt bis Unterried, nach 100 Meter Richtung Christazhofen links die kurvenreiche Strasse nach Isny nehmen. 
Die andere Variante – nennen wir sie die Schnupperstrecke – ist die kurze Strecke der Ach von Unterried bachabwärts, bis zum Einfluss in die Argen. Den Wagen auf dem Parkplatz gegenüber des Hotels Hirschen abstellen. Beide Strecken sind lohnend, aber heikel zu befischen. Die Ach erträgt 3 bis 4 Fischer. 

Während langer Zeit gab ich der Ach keine Beachtung. Was soll ich in diesem Rinnsal, wenn sich hundert Meter daneben die stolze Argen anbietet? so meine Logik, die mir den versteckten Charme der Ach vorenthielt. Meine erste Erfahrung mit der Ach hatte ich im Sommer auf der zwei hundert Meter langen „Schnupperstrecke“. Es war herrliches Wetter. Die Argen hatte sich ob des schlechten Wetters der letzten Tage „grün und braun geärgert“ und war für heute Morgen bestimmt noch nicht ansprechbar. Eine gute Gelegenheit endlich die Ach kennen zu lernen, sagte ich mir. Eine Zufallsbekanntschaft war es, sozusagen der Not gehorchend. Seit jenem Tag habe ich meine Beurteilung revidiert. 

Doch zurück zum ersten Rendezvous auf der Schnupperstrecke“. Ich war neugierig sie kennen zu lernen und verbrachte gute vier spannende Stunden auf diesem kurzen Parcours. Der Bach führte wenig Wasser und ist dort recht schmal. Zuerst näherte ich mich ganz belanglos, die Polaroidbrille aufgesetzt, den Blick auf die Wasseroberfläche gerichtet. Da sah ich im Wasser einen grossen Schatten unter der Böschung verschwinden. „Capito“, sagte ich mir, „wer derart plump daherkommt, wird bestimmt nie einen Fisch überlisten.“ Die Uferpartien sind ausgewaschen und bieten den Forellen hervorragende Unterstände für Nahrung und Schutz. Die Ach schlängelt sich hier durch dichte Waldpartien. Zuerst geduckt, dann auf den Knien robbend, glitt ich mich an die Oberkante der Böschung und spähte in den Wasserlauf. Bei positiver Einschätzung zog ich mich zurück und versuchte mein Angelgerät zum Einsatz zu bringen. Ich will den Leser nicht bemühen meinen Bericht über die verzweifelten Versuche, die Nymphe zu wassern, mitlesen zu müssen. Aber er oder die Leserin dürfen mir glauben, es war streckenweise Mühsal. Nach etwa zwei Stunden gab es endlich Anerkennung. Ich sah wie die Fliegenschnur durch den vordersten Ring rasant flussabwärts wegzog und konnte anschlagen. Ein spannender Moment, denn man sieht ja nichts. Die Spitze der leichten Rute verschwand hinter der Böschung. Dann kam die ganze Rute unter heftigen Druck und die Rolle begann zu singen. Die Bachforelle hatte sich etwa fünf Meter erobert. Nach heftigem Kampf gelang es mir diesen knapp 40 cm messenden Fisch zu käschern. Ein wundervoll gezeichnetes Tier, die roten Tupfen, die knallrote Fettflosse, ein Wunder der Natur! Ich gab sie zögernd aber beeindruckt wieder frei. 

Im oberen Teil der Ach, bei der Sägerei „Boden“ durchläuft sie in weiten, geschwungenen Kurven das flache Moor, streckenweise durch unberührte Waldpartien. Die weite Ebene umrahmt von den sanften Höhenzügen des Allgäus ist einzigartig. Die Landschaft ist von atemberaubender Schönheit. Der Bach mit diesem quellsauberen Wasser, das den blauen Himmel spiegelt, die Ruhe und Einsamkeit erfüllen den Fischer mit einem Glücksgefühl. Man fragt sich „Wo bin ich – in der Hochebene von Peru?“ Auf jeden Fall ist man entrückt in eine andere Welt und dankbar, die Ach entdeckt zu haben. Im Sommer ist der Bach gesäumt vom Schilf. Die Schneelast im Winter drückt das Schilf zu einem federnden Teppich flach. Im Sommer haben die Schilfhalme das Terrain zurück erobert und die Ach hinter einem fast mannshohen dichten Gürtel versteckt. 

Dem Angler ist somit klar: die Fischerei ist anspruchsvoll und verlangt vollen Einsatz und Hingabe. Es lohnt sich gemächlich die interessanten Stellen, auch in den Waldpartien, zu entdecken, sich heranzupirschen und schliesslich die Kommunikation mit der meist unsichtbaren getupften Partnerin aufzunehmen. Die Fische sind da und von kräftiger Statur, hingegen erinnere dich daran, solltest du sie gesehen haben, darfst du getrost weiter ziehen.....! 

DIE ESCHACH - DIE ANSPRUCKSVOLLE
Die Eschach, Fischereistrecke VII, wird von Kennern der Gewässer des Terrassen Hotels als Geheimtyp gehandelt. Hier darf der Angler davon ausgehen, dass er den Bach „für sich alleine“ hat. Hier kommt man ohne Wat- und meistens ohne Hüftstiefel aus. 
Die Eschach ist ein Wildbach. An manchen Stellen überrascht er den Angler mit tiefen Gumpen, wo starke Fische wohnen. Fischtechnisch ist die Eschach sehr anspruchsvoll, leichtes Gerät ist hilfreich, denn das Unterholz macht das Leben schwer. 
Wenn die Argen getrübt daher kommt, darf man davon ausgehen, dass die Eschach kaffeebraunes Hochwasser führt. 
Für den Einstieg ins Gewässer empfehle ich den Wagen bei „Eisenbach“ zu parkieren und den Seitenarm aus dem „Kreuzthal“ vorderhand zu ignorieren. 

HOCHWASSER; WAS NUN...?
Wie wär’s mit einer Exkursion an den Baggersee, oder mal „auf den Spuren Winnetous“ in der ungetrübten Ach fischen? 
Selbst bei Hochwasser hat man ferner an folgenden Stellen oft gute Chancen: 
Strecke II im alten Flusslauf 
Strecke III von Gottrazhofen aufwärts bis zum Wehr nach dem Seeausgang 
Strecke VII, linksufrig unter dem Wehr
WAS DER ANGLER WISSEN MUSS
• Das Isnyland Terrassen Hotel verfügt im Eigentum über drei Fließgewässer der Güteklasse I und II.
• Die Untere Argen, die Ach, die Eschach sowie den grossen Baggersee.
• Erlaubnisscheine zum Fliegenfischen werden im Terrassen Hotel ausgestellt, Voraussetzung sind mindestens zwei
Übernachtungen im Hotel.
• die Entnahme einer Forelle pro Tag zum Verzehr im Hotel ist zulässig
• gefischt wird ausschliesslich mit der Fliege ohne Widerhaken
• der Erlaubnisschein enthält weitere wichtige Bestimmungen
• die Schonzeit für Forellen ist vom 1.Oktober bis Ende Februar
• für Äschen ist die Schonzeit vom 1. Februar bis Ende April
• Das Hotel verfügt über zwei Bellyboats.
• Für „Notfälle“ stehen Fischereiutensilien zur Verfügung. Diese sind zusammengestellt von René Leonhard, bei ihm können Gäste auch Fliegenfischerkurse buchen.

Ein Beitrag von Hans Kissenpfennig. Das unerlaubte Verwenden von Text- und Bildmaterial ist verboten.
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