Float Trip auf dem Deshka River von Florian Baumann aka hare`s ear
Im Frühjahr dieses Jahres ergab sich die Notwendigkeit einer Dienstreise nach Alaska. Es ging um die kommerzielle Lachsfischerei in Cordova und der Bristol Bay Area.
Nach einigen Überlegungen wuchs die Idee, dieses Mal das Schöne mit dem Notwendigen zu verbinden und im Anschluss an die Arbeit Fischen zu gehen. Ich habe also im web nach einer Fischmöglichkeit gesucht. Einschränkung war natürlich die Zeit, zu der ich in Alaska war. Gleich in der ersten Serie Anfrage-eMail's meldete sich ein Guide, der einen Floattrip genau zum passenden Zeitpunkt plante. Das war das was ich wollte.
Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, nennenswerte Beträge (50% des Preises) an jemanden zu überweisen, den man nur über das Internet kennt.
Ich bin schließlich am 03.07. über Frankfurt mit dem unvermeidlichen Condor Flug nach Anchorage gestartet und habe mich zuerst um die dienstlichen Verpflichtungen gekümmert. Diese führten mich zuerst in den Prince William Sound und dann nach Nagnek in der Bristol Bay.
Oben: Kommerzielle Lachsfischerei (Sockeye) auf dem Nagnek River. Hunderte kleiner Gillnet Boote, die darauf waren, dass Fish and Game entscheidet, dass genug Lachse aufgestiegen sind und den Fluss für die Fischerei „öffnen“...
Da wir für die Arbeit einen Tag schlechtes Wetter eingeplant hatten, den wir nicht gebraucht haben ergab sich die Möglichkeit eines Abstechers in die Brooks Lodge im Katmai National Park. Leider befand sich mein Seesack mit den Fliegenruten in Anchorage im Gepäcklager. Der Fluss an der Lodge bietet auch ausgezeichnete fischereiliche Möglichkeiten. Die Hauptattraktion ist aber das Bear Viewing. 
Wir landeten mit dem Wasserflugzeug von King Salmon aus und wurden gleich von Bären am Seeufer begrüßt. Eine Park Rangerin gab uns eine Einweisung auf den Umgang mit den Bären und schon machten wir uns auf den Weg zu dem Wasserfall an dem die Bären den Sockeyes nachstellten. Auf dem Weg haben wir ordentlich Lärm gemacht, wie es uns beigebracht wurde. Den ersten Bär Kontakt stellte eine Mutter mit drei Jungen dar, die wenige Meter vom Weg entfernt döste. Wir haben sie durch einen Bogen auf der anderen Seite des Weges umgangen. Eine Gruppe Japaner war weniger vernünftig und wurde von den Rangern bei einem Abstand von 8 Fuß von den Bären gebeten die Mutter doch endlich in Ruhe zu lassen.
Am Wasserfall erwartete uns ein beeindruckendes Naturschauspiel.
Einige Fliegenfischer haben im Fluss bis auf ca. 20 m an die Bären herangefischt. 
„Bewaffnet“ mit Bear-Spray ist das meiner Meinung nach "mutig".

Bären beim Fischfang 

Zum Thema Bären und Fischen: Ja - an einigen der Flüsse in Alaska gibt es Braun- oder Grizzly Bären. Gerade die älteren Bären interessieren sich nur für die Fische. Probleme gibt es meist mit jungen Bären, die noch keine ausreichenden Fisch- und Jagdfertigkeiten entwickelt haben um satt zu werden. Sie vermuten im Camp eine einfach zu erjagende Mahlzeit. Ein sauberes Camp, ohne herumliegenden Müll oder Essensreste hilft, sich diese Bären vom Hals zu halten. Viele der Guides tragen eindrucksvolle Schusswaffen, die Neigung diese zu verwenden ist jedoch auf das Notwendige beschränkt.

Noch einen Hinweis bekam ich zu diesem Thema, während es beim Umgang mit Braunbären hilft sich „tot zu stellen“, so dass der Bär das Interesse verliert, sollte man bei sich bei Schwarzbären wehren, die haben angeblich die Neigung Menschen zu fressen. 

Zurück in Anchorage kam dann der Urlaubsteil meines Aufenthalts. Zuerst musste ich von Anchorage nach Wassila. In diesem Ort im Susitna Valley will mich der Guide am nächsten Morgen im Hotel treffen.

Verkehrsmittel war die alaskanische Eisenbahn. Das war ein schöner, gemütlicher Weg nach Wasilla. In jedem Wagon ist ein Reiseführer, der die Umgebung erklärt und der ganze Weg nach Fairbanks wäre sicher auch touristisch interessant gewesen, mein Ziel war jedoch Wasilla. Dort verließ ich also den Zug mit meinem Seesack. 

Der Bahnhof von Wasilla liegt praktischer Weise gleich neben dem örtlichen Bait and Tackle Shop. Hier habe ich dann die letzten Sachen gekauft, die mir meiner Meinung nach fehlten. Im Shop fand sich auch noch ein netter Guide, der gerade nichts zu tun hatte und der mich zum Hotel brachte. 
Dort fand ich dann, wie verabredet, einen wasserdichten Seesack, in dem meine Sachen für den Trip platz finden sollten. Von einem Telefongespräch mit Mike (so hieß mein Guide) wusste ich, dass außer mir noch ein weiterer Angler mit auf dem trip sein würde.
Am nächsten Morgen holten mich die beiden ab. Mein Partner auf dem Trip hieß Joe.
Er fischte mit der Spinnrute und obwohl Mike Spinnruten zur Verfügung stellt, habe ich ausschließlich mit der Fliege gefischt. Ich hatte mich zu einer 7er und einer 10er Rute entschlossen. 
Joe Mike
Wir fuhren dann gemeinsam zum Willow Air Taxi und luden unser Gerät in eine Beaver. Beim wiegen stellten wir dann fest, dass wir zu schwer waren. Mike musste mit einer Piper Cub hinterher fliegen.
Die Beaver mit unserem Getackel  Unser Schlauchboot beladen
Das Gerät ist verstaut
 

Wir landeten auf Neil Lake, wo uns bereits ein freundlicher Mensch mit einem Quad mit Anhänger erwartete, der uns und unser Zeug die Meile quer durch den Wald transportierte. Dort wurde dann das Boot aufgepumpt und unser Zeug verstaut und los ging es den Fluss hinunter. 
Der erste Tag fing mit Sonnenschein an, dann bezog sich der Himmel und an einer der viel versprechenden Stellen war mir das Glück hold. Ich fischte einen orangen Bunny, eher wie beim Czech Nymphing nur das mit einem Bleischrot beschwerte Vorfach im Wasser auf Sicht. 
Der erste Fisch war ein King von über 20 Pfund, der mir einen tollen Kampf lieferte.

Eine King Dame

Danach fing ich einen „Jack“. Das sind Kings, die nicht so lange im Meer geblieben sind (also vielleicht einem Grilse vergleichbar) und nach Mikes Ansicht den Laichbetrieb eher stören. 
Danach kam ein weiterer Fisch über 20 Pfund. Die ganze Aktion innerhalb einer halben Stunde. Die Sternstunde des ganzen Trips.
Ein paar kleine Regenbogenforellen rundeten den Tag ab. Wunderschön gefärbt und dort gefangen, wo sie hingehören. 
Joe hakte einen Fisch, den er jedoch wieder verlor.
Das erste Camp wurde aufgeschlagen, einschließlich eines „Outhouses“.

Oben: Camp

Rechts: Outhouse, das Ergebnis der Sitzungen wird hinterher eingegraben...

Die erste Nacht in der Wildnis war durchaus gewöhnungsbedürftig für einen Zivilisationsmenschen. Ungewohnte Geräusche und die Geschichten über Bären trugen nicht zu einem ruhigen Schlaf bei.
Das Camp konnten wir noch im Trockenen abbrechen, dann begann es zu regnen. Bindfäden. Nun ich stecke in einer Wathose und Watjacke, der Rest des Krams ist entweder wasserresistent oder wasserdicht verpackt. 
Der erste Stop des Tages beschert mir drei Regenbogenforellen (die Größte ca. 40 cm), davon eine auf ein Mäuschen an der Oberfläche. Dabei ist natürlich auch ein Fisch, den ich vergeige, weil ich mein Vorfach nicht auf 0,25 mm verstärkt habe, wie ich es eigentlich sonst tue, wenn ich Streamer fische. Wie das so ist war das die stärkste Raini, die ich auf der Tour gesehen habe. 
Dann wird in einer Regenpause, die genau dafür reicht, das Camp aufgeschlagen. Die Stelle ist toll, ein Bach fließt mit dem Deshka zusammen. In der Strömung des Baches verliere ich am Abend noch einen Lachs, weil ich ihn nicht mit letzter Konsequenz drille.
Das Camp bleibt für zwei Nächte bestehen. Gleich der nächste Morgen bringt mir wieder einen King ein. Diesmal ein Fisch von ca. 12 Pfund. Joe fängt mit dem Wobbler einen 30 Pfünder. Es soll sein einziger Lachs bleiben. 
12 pfündiger King Joes 30 Pfünder
Nach zwei Nächten brechen wir das Camp ab und machen uns auf den Weg den Fluss hinunter. Unser Pick up ist 17 Meilen vom Camp entfernt und der Fluss wird langsam und schwieriger zu befischen, obwohl auch hier viele Fische sind, nur das sie wegen ihres langen Aufenthalts im Süßwasser nicht mehr besonders gut beißen.
Auf dem Weg gab es jede Menge Adler zu sehen. Majestätische Tiere, obwohl sie sich mit den Möwen um die toten Lachse streiten. 
Bald Eagle im Jungendkleid

Am letzten Camp fange ich nach einigem Probieren noch eine Forelle, den letzten Fisch des Trips. 

Im Ganzen war es die Erfüllung eines lange gehegten Traums. 

Noch ein Tip für Anchorage. Wenn man in Alaska ist sollte man King Crab Legs gegessen haben. Ein guter Platz dafür ist Gwennies, old Alaskan Restaurant in der Spennard Road in der Nähe von Lake Hood. Neben den Königskrabben gibt es dort auch „5 Eier Omeletts“, die einen locker bis zum Abend satt machen. 

Zum Abschluss noch ein King Porträt mit orange Wiggle Tail im Maulwinkel...


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