Mit dem Schlauchboot durch Alaska von Rainer Ossmann
Ich glaube, jeder in seinem Leben hat, wenn er so zurück denkt, das eine oder andere Erlebnis, an das er gerne zurück denkt oder besser gesagt, das er so gerne nochmals genau so erleben möchte, wie beim ersten Mal. Weil es einfach etwas Besonderes war!!! Nun, da wir als Petrijünger alle einem Gott huldigen, ist es wohl nahe liegend, dass es sich in diesem Fall um ein Erlebnis handelt, welches mit Fischen zu tun hat. Mit sehr sehr schönen Fischen, gepaart mit Kameradschaft, Abenteuer, Lagerfeueratmosphäre und so manchem kleinen Abenteuer.
Es war wieder einmal Ende Januar. Der Monat im Jahr, in dem ich mich mit dem Gedanken auseinandersetze, ob, mit wem und wohin es mich dieses Jahr in den Urlaub zieht. Da ich schon seit 15 Jahren infiziert bin mit einem Virus Namens “Alaska” wurde mir wieder klar, dass zumindest eine Reise in den nördlichsten Bundesstaat der Vereinigten Staaten gehen muss, um mich dort etwas zu kurieren von der bösen bösen Krankheit.

Die ersten zehn Jahre hatte ich damit verbracht, herauszufinden welche Art von Alaskaurlaub für mich die Richtige ist. Angefangen mit teuren und komfortablen Lodges, über National Forrest Cabins (Staatliche Forst Hütten), zu weniger komfortableren Lodges, Bed and Breakfast oder Hotels, wurde mir irgendwann einmal klar, daß all dies nicht das war, was ich wirklich wollte. Ich wollte Alaska in seiner Unberührtheit und all seiner Pracht und Tücken erleben. An silbrig klaren Flüssen fischen, an denen vielleicht Monate oder gar Jahre kein Mensch mehr vor mir war. Also verbrachte ich die letzten fünf Jahre damit diesen einen ultimativen Fluss zu finden, an dem einen die Vielfalt und der Fischreichtum einfach erschlägt und einem bewusst wird, was uns die Natur für Geschenke machen kann, wenn man nur lange genug danach sucht.

Diese Art von Flüssen hat nur ein paar kleine Nachteile, sie sind oft etwas entlegener und meist nur mit mehreren Flugstunden in einem Wasserflugzeug zu erreichen. An solchen Flüssen gibt es weder Lodges noch irgendwelche andere Unterkünfte, das bedeutet also Natur pur mit Schlauchboot und Zelt. Das schöne daran ist, daß man in der Regel in dieser Zeit keinen anderen Menschen sieht und Flüsse befischt die nahezu jungfräulich sind, was wiederum eine grandiose Fischerei garantiert. 

So entschlossen mein Freund Martin und ich, uns nordwestlich von Anchorage auf einen Floattrip zu begeben. Aus der Erfahrung früherer Jahre haben wir gelernt, so etwas lieber nicht nur zu zweit zu machen, da man doch recht schnell beginnt, sich auf die Nerven zu gehen. Zu dritt dagegen hat man den Vorteil, daß es immer eine Mehrheit gibt, die man akzeptiert. Nun war die große Preisfrage: wo bekommt man jemanden her, der genau so verrückt ist und für zwei Wochen Entbehrungen nicht gerade ein Taschengeld ausgibt. Da wir das ja schon eine Weile machen, hatten wir schon den einen oder anderen Kandidaten für unser Vorhaben aber letzten Endes ließ sich niemand so richtig dafür begeistern (damals wusste noch niemand, was ihm entgeht!! Sie hätten den doppelten Preis bezahlt!!!).

Nun war meine letzte Hoffnung das Fliegenfischerforum. Ich umriss kurz unser Vorhaben und wir warteten, warteten und warteten…. Nichts bewegte sich und allmählich freundeten wir uns schon mit dem Gedanken an, die Sache auf Eis zu legen bis, tja, bis sich eine gewisse “Hexe” bei mir meldete. “Hexe” war ein Fliegenfischer und kam aus Südschwaben, also Bayern, und hört im wirklichen Leben auf den Namen Hermann. (An dieser Stelle sei angemerkt, daß wir Bewohner der schwäbischen Landeshauptstatt sind). Ein Treffen wurde vereinbart, wir waren uns recht schnell einig über unser Vorhaben und die Chemie zwischen uns passte bestens. Nun hatten wir nur noch ein Problem: der geplante Abflugtermin war in drei Wochen und kein Flug war gebucht!! Es war mittlerweile Mitte Juli und wir wollten zur Silberlachszeit, also in der zweiten Augustwoche fliegen. Außerdem musste noch abgeklärt werden, wer in Anchorage/Alaska noch Zeit hat, uns auszufliegen, da die Jagdsaison auf Karibou fast zur gleichen Zeit beginnt und somit viele Jäger unterwegs sein würden. Ich verschickte ein paar e-mails und knapp zwei Wochen vor Abflug war alles unter Dach und Fach.

Wenn man so einen Trip so kurzfristig bucht hat dies einen riesigen Vorteil: man muss nicht so lange warten, bis er losgeht. Die endlosen Tage der Aufregung, die schlaflosen Nächte und sind einfach kürzer!! So und nun war es endlich soweit. Es war ein Samstag im August und wir trafen uns in Frankfurt, um in 9 Stunden und 40 Minuten in eine andere Welt einzutauchen. Was ich immer wieder toll an diesem Flug finde ist, daß man früher ankommt als man los geflogen ist. Wir landeten um die Mittagszeit in Anchorage bei bestem Wetter. Ein langer und stressiger Tag lag noch vor uns. Es mussten alle Lebensmittel und sonstiges Equipment eingekauft werden. Eines allerdings lasse ich mir nicht nehmen: ein Besuch im mit Abstand besten Burgerladen von Anchorage der Arctic Runner. Hier gibt es die besten und größten Burger der Stadt alles “homemade” sogar die Pommes Frites werden noch von Hand geschält!! Einzigartig im Land der Automation!!! Das Ambiente erinnert an das Amerika der sechziger und siebziger Jahre. Leute das müsst Ihr gesehen haben!! Ein absolutes Muss für Burgerfans (spätestens hier wird man zu einem). 

Mit gut gefüllten Magen geht es von dort aus weiter zu unserer Unterkunft für die Nacht. Der Mietwagen wird ausgeräumt und dann geht es los mit dem Einkauf der Lebensmittel und vor allem der Getränke!!! Nachdem das erledigt ist werden noch Angelsachen eingekauft. Angelgeschäfte gibt es einige in Anchorage, aber mittlerweile gehe ich eigentlich nur noch ins “Sports mens Warehouse” es ist zwar nicht immer das billigste, aber der Laden hat eine überwältigende Auswahl. Mittlerweile ist es schon früher Abend und die lange Zeit auf den Beinen macht sich bemerkbar. Zeit in unser “Bed and Breakfast” zu fahren und noch ein paar Alaska Amber (ein wirklich leckeres Bierchen) zu zwitschern und anschließen ins Bett gehen. Wir werden unsere Kräfte für den nächsten Tag benötigen und früh aufstehen müssen. 

Wie so oft, finden wir in der ersten Nacht in Alaska keine wirkliche Ruhe. Zum einem macht sich die Zeitverschiebung bemerkbar, aber noch viel schlimmer ist die Vorfreude auf unseren Trip. Tausend Gedanken beschäftigen dich. Haben wir Glück mit dem Wetter? Ist beim Einkauf nichts vergessen worden? Was für Überraschungen und Abenteuer werden wir diesmal erleben? Sind die Fische schon da? Und und und…
Schließlich schläft man doch noch ein.
Der Wecker summt und plötzlich stehst du wie eine Rakete im Bett. Wir duschen uns das letzte mal für mindestens zwei Wochen und genießen ein leckeres Frühstück und den besten Cappuccino in Town !!! Um halb acht verlassen wir unsere B&B und fahren Richtung Lake Hood, um dem Ruf der Wildnis zu folgen. Das Wetter ist herrlich! Strahlend blauer Himmel erwartet uns beim Air Charter Service - am größten Wasserflughafen der Welt. Unsere Beaver De Haviland steht schon da und wartet nur noch darauf von uns beladen zu werden. Diese Flugzeuge. obwohl sie schon vierzig Jahre und älter sind, sehen einfach toll aus und sind immer noch das beste und zuverlässigste Transportmittel in Alaska. Nachdem wir alles verstaut haben ziehen wir unsere Wathosen an, setzen uns in die Beaver und hoffen, daß alles gut geht. Der Flug mit so einem Fliegerchen kann manchmal aufregend werden, da die Witterungsverhältnisse doch rech schnell umschlagen können aber wir haben Glück. Nach gut zwei Stunden Flug landen wir auf einem kleinen See inmitten der Tundra Alaskas. Das Wetter ist immer noch sehr schön aber es ist sehr windig als wir unsere Sache auspacken. Ein Karibou läuft in weiter Ferne an uns vorbei und denkt sich wahrscheinlich was machen die drei Verrückten denn hier?

Was man vergessen hatte uns zu sagen, war, dass wir nicht direkt auf unserem Fluss landen können, sondern auf einem kleinen See der ca. eine viertel Meile weg vom Fluss sein sollte. Wie sich nach einer ersten Begehung herausstellt, ist dies die längste viertel Meile auf der Welt!!! Wir verbringen fünf lange Stunden damit unsere Sachen zum Fluss zu tragen...

... und sind ganz schön platt, als wir nach weiteren zwei Stunden unser Boot  beladen haben, um los zu fahren. Aber es ist zu wenig Wasser im Bach, um zu floaten, also müssen wir ziehen!!! Dies ist oft das Problem, wenn man zu weit im Oberlauf eines Flusses einsetzt oder wenn einfach zu wenig Wasser im Bach ist, weil es zu wenig geregnet hat. Wir können die ersten Kings sehen und erfreuen uns an Ihren Anblick. Sie sind zwar schon knallrot aber insgesamt noch in recht guter Verfassung. Diese Giganten von zwanzig Pfund und mehr kämpfen sich durch knöchelhohes Wasser, um sich zu vermehren und ihrem Schicksal entgegen zu schwimmen: dem Tod. 
Bei diesem Anblick wird mir immer wieder klar, wie schön und grausam zugleich die Natur ist…. Jetzt, wo wir uns im Flussbeet bewegen, bemerken wir erst wie warm es tatsächlich ist. Wir quälen uns ca. zwei Stunden den Bach herunter, bis wir endlich mehr Wasser unter dem Boot haben. Jetzt, als wir endlich floaten können, bemerken wir erst einmal wie viele Fische sich um uns herum bewegen. Wir entschließen uns die Angeln auszupacken und etwas zu fischen. Ich sattle der Einfachheit halber eine leichte Spinnrute mit einem kupfernen kleinen Meps und siehe da, gleich beim ersten Wurf rappelt es am anderen Ende und ich kann einen schönen kampfstarken Saibling landen.  Die Fische haben eine wunderbare Zeichnung. Meinen Jungs ergeht es genauso und Hermann fängt eine schöne “Raubäsche” auf Spinner. 
Das Wasser ist voll mit Fischen aber nach drei, vier gefangenen Fischen beißen sie schon deutlich schlechter. Zeit, zum nächsten Pool zu fahren. Er soll auch unser Lagerplatz für die erste Nacht werden. Das Wetter ist immer noch herrlich und um uns herum sehen wir Äschen und Forellen ständig steigen - es ist wie im Paradies hier. Ein wunderschöner glasklarer Fluss mit einem traumhaften Bestand an Salmoniden. Das Einzigste, was noch fehlt, sind die Silvers. Nun wird aber erst einmal das Boot entladen und das Camp aufgebaut. Danach suchen wir uns unser Feuerholz zusammen, was im Oberlauf des Flusses nicht unbedingt üppig herumliegt, da wir uns noch in der Tundra befinden. Nach einer Weile haben wir genügend Holz beisammen für unser Lagerfeuer. Wir grillen uns ein paar leckere Sirlion Steaks, dazu gibt es einen gemischten Salat mit leckerem deutschen Dressing. Die ersten zwei, drei Tage lassen wir es uns immer kulinarisch recht gut gehen, denn so lange halten in der Regel die frischen Lebensmittel. 

Ein beschwerlicher Tag geht nun so langsam zu Ende und wir alle sitzen glücklich um unser kleines Feuer und müssen erst mal die ganzen Eindrücke des Tages auf uns wirken lassen. Es ist schon immer etwas Besonders, wenn der erste Tag in der Natur zu Ende geht. Morgens waren wir noch in der Zivilisation und nun sitzen wir mutterseelenallein in der Wildnis Alaskas, 250 km fern der Zivilisation. Ein paar Vögel zwitschern und ab und zu hört man es im Wasser platschen wenn ein Fisch nach seinem Abendbrot schnappt. Wir kommen langsam zur Ruhe und können via Satellitentelefon kurz in Deutschland Bescheid geben, dass alles bis jetzt gut gelaufen ist. 

Es wird langsam dunkel und wir ziehen uns in unsere Zelte zurück. Ich hab mich so richtig schön in meinen Schlafsack eingemümmelt und schlafe sofort ein. Mitten in der Nacht werde ich aufgerüttelt, unser Zelt wackelt wie verrückt und ich greife instinktiv sofort zu meiner Pistole. Aber es ist nur ein starker Wind, der in der Tundra sehr tückisch sein kann. Ich kenne Einige, die auf diese Weise schon ihr Zelt verloren haben, daher ist es unheimlich wichtig, das Zelt richtig zu positionieren und gut abzuspannen. Hoffentlich bleibt das Wetter wie es ist.

Am nächsten Morgen lacht uns die Sonne wieder an. Wir stehen auf und nach ausgiebigem Frühstück ist gegen 11.00 Uhr alles wieder auf unserem Boot verstaut und es kann weiter gehen. Wir wollen heute eine Stelle erreichen, an der ein größerer Creek in unseren Fluss mündet und an der es sehr gut zum fischen ist. Leider müssen wir feststellen, daß uns immer noch oft das nötige Wasser zu floaten fehlt. Es wird ein anstrengender Tag mit gelegentlichen kurzen Regenschauern, aber nach 7 Stunden ziehen und gelegentlichem Floaten erreichen wir den Flusseinlauf und das Wasser beginnt schön tief zu werden. Wir legen an und errichten unser Camp. Es ist ein traumhaft schöner Patz. 
Dort, wo die Flüsse zusammenfließen, haben wir einen große hochgelegene Sandbank - zum Campen ideal - und einen riesigen tiefen Pool, der nach Lachsen nur so riecht. Das könnte richtig gut werden hier!!! Nachdem unser Camp steht und wir uns etwas gestärkt haben, wollen wir nun mal schauen, ob was im Wasser ist. Wir satteln unsere Ruten und versuchen unser Glück. Nach wenigen Würfen knallt es an meiner Rute gewaltig. Die Schnur beginnt sich bis fast zum Zerreißen zu spannen, bevor die Bremse anfängt zu schreien und schon bohrt sich ein guter Silberlachs durch die Wasseroberfläche. Meinen Jungs fällt die Kinnlade runter - der erste Silver ist gefangen und der Bann ist gebrochen. Heut Abend gibt es lecker Fisch! Leider ist es der einzigste Silber für heute. Martin und Hermann fangen aber zum Ausgleich einige gute Rainbows, Dollies und Charrs mit über 60 cm!!!  What a Day !! Hier werden wir noch ein paar Tage bleiben. 
Der Fluss ist hier sehr gut zu begehen und wir haben einige hunderte Meter super Fischwasser zu befischen. Nachdem wir unseren Hauspool ausgefischt haben laufen wir stromabwärts und glauben unseren Augen nicht zu trauen. Der Bach ist bumsvoll mit Dollies und Arctic Charrs, die wir sogleich versuchen zu überlisten. Was aber gar nicht so leicht ist! Nun müssen wir beginnen nach jedem fünften Wurf den Köder zu wechseln, da die Jungs doch recht schnell merken, daß wir ihnen an die Wäsche wollen. Das Schönste ist, immer als Erster in so eine Schule zu werfen. Alle Fische versuchen sofort sich den Köder zu schnappen und sind unglaublich kampfstark. Nach dem zweiten oder dritten Drill haben sie es dann schon gespannt und man muss Köder und Strategie wechseln, oder geht einfach ein paar Meter weiter. Ich habe selten so einen Fischreichtum in Alaska angetroffen wie an diesem Ort. 
Der Fluss ist hier ca.60-80cm tief und mit knapp 10 Meter Breite ideal zum Fliegenfischen. Witzigerweise fangen wir jeden Tag immer nur einen Silber und es fängt immer derjenige, der morgens als Erster in unseren Pool wirft. Was aber nicht wirklich schlimm ist, da wir alle jeden Tag endlos viele schöne und äußerst kampfstarke Fische fangen. Wir haben jeden Tag strahlend blauen Himmel und 20-25 Grad!!! Nachts regnet es einmal und nach drei Tagen sind wir so braun, als wären wir in der Karibik gewesen .
Nach drei Tagen packt uns dann wieder unser Reisefieber und wir entschließen uns, weiter stromab zu fahren, den Silvers entgegen. 
Jetzt fängt das floaten langsam an so richtig Spaß zu machen und bis auf einen einzelnen Baum, der uns den Weg versperrt, ist es sehr angenehm. Wir machen einige Stopps und fangen überall sehr gut. Die Landschaft hat  sich langsam verändert und wir haben immer öfter kleine Wälder und somit immer genügend Holz. Ein großer Braunbär schreckt auf, als wir so lautlos über den Fluss gleiten und sucht das Weite. Nun kommen wir in eine Region die gespickt ist mit riesigen Bärenspuren und auch sonst nicht gerade einladend wirkt .Wir durchfahren einen dunklen, fast schon bedrohlichen wirkenden Waldabschnitt in dem nicht einmal ein Vogel zwitschert und biegen fatalerweise in einen falschen Abzweig des 
Flusses ein, der uns nach zwanzigminütigen Floaten vor ein unlösbares Problem stellt: Zwanzig bis dreißig aufgeschwemmte Baumstämme. Der Alptraum eines jeden Floaters!!! Wir machen halt, Martin und ich zücken erst einmal zur Sicherheit unsere Waffen. Die Jungs bleiben am Boot zurück und ich kämpfe mich stromaufwärts an die vermeintliche Stelle,  an der wir falsch abgebogen sind. Der Fluss ist hier sehr schmal und flach und überall sind riesige Bärenspuren. Die Stille ist bedrückend und ich fühle mich wie in einem schlechten Film. Was jetzt folgt, ist Schwerstarbeit. Wir müssen das Boot stromaufwärts aus der (wie es später Martin nennt) “Bieberfalle” ziehen um wieder in den hoffentlich richtigen Flussverlauf zu gelangen. Nach zwei Stunden sind wir dann wieder im hoffentlich richtigen Flussbett, aber das ungute Gefühl, wieder unangenehm überrascht zu werden, bleibt uns noch Stunden erhalten. 
Mittlerweile sind wir seit 11 Stunden unterwegs und unsere Kräfte lassen langsam nach. Es wird Zeit unser Camp zu errichten, was wir gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit schaffen. Auf die Schnelle machen wir uns noch ein paar Sandwiches und gehen sofort ins Bett. In den frühen Morgenstunden tapst irgend etwas am Ufer des Flusses entlang aber keiner steht auf um nachzuschauen, wir sind alle noch recht müde. Wie sich nachher herausstellt, war es ein Bär. 
Es hatte nachts etwas geregnet und wir warten bis unsere Zelte trocken sind. Die Zeit nutzen wir damit, etwas zu fischen aber irgendwie beißen die Fische nicht oder wir bieten die falschen Köder an. Hermann ist der einzigste, der eine Äsche fängt. Um die Mittagszeit machen wir uns wieder auf den Weg. Unser nächstes Ziel ist wieder der Einlauf eines größeren Creeks an dem ich drei Jahre zuvor eine Super Fischerei auf Silvers erlebte. Auf der Fahrt kommen uns  vereinzelte kleine Schulen von Silberlachsen entgegen die aber nicht beißen wollen. Der Bestand an Rotlachsen nimmt nun ständig zu, ein gutes Zeichen, und nach fünfstündiger Fahrt haben wir unser Ziel erreicht. Jetzt gilt es zu testen ob die Lachse schon da sind. An Rotlachsen mangelt es hier nicht sie stehen zu hunderten in den strömungsarmen Abschnitten. Sie sind zwar alle schon gut rot, aber in guter Verfassung. Auch auf sie zu fischen macht richtig Spaß. Die Fischerei auf Silvers ist nun auch recht gut und jeder von uns fängt jeden Tag mehrer frische aufgestiegen Fische.
Was aber auch zu erwähnen ist, das ist an dieser Stelle die gute Fischerei auf Hechte. Diese fressgierigen Krokodile kann man hier im Minutentakt fangen. Auch wenn es eine angenehme Abwechslung darstellt, sollte man erwähnen das dieser Fisch hier eigentlich nicht heimisch ist und langsam zur Plage in gewissen Regionen von Alaska wird. Außerdem ist er ein Bruträuber und dezimiert den Salmonidenbestand in manchen Flusssystemen in gefährlichem Maße!!! Man wird sogar dazu angehalten jeden gefangen Hecht abzuschlagen. Da wir nun schon einige Tage hier sind, beginnt unser wanderlustiger Hermann, etwas die Gegend zu erkunden. Als er nach fünf Stunden immer noch nicht da ist beginnen wir uns etwas Sorgen zu machen und gehen auf die Suche nach Ihm. 
Heute war ein besonders schöner Tag  und wir hatten beinahe 30 Grad gehabt: Unsere ständigen Begleiter, die Balck Flies, sind da mit uns ganz einer Meinung und beglücken uns in einer derartigen Stückzahl und Aktivität, das uns nur unsere Buckshirts noch einigermaßen vor Ihren Attacken schützen. Nach einer halben Stunde Fußmarsch entdecken wir Hermann in der Ferne, der uns auch sieht und wie wild winkt. Als wir bei ihm sind, verstehen wir, warum er so lange Zeit weg war. Wir stehen an einer Flachwasser- zone, gegenüber ist das Wasser etwa einen Meter tief und da stehen Sie, hunderte von Silberlachsen !!! Es ist eine wunderbare Stimmung am Wasser: Die Sonne beginnt gerade hinter den Bergen zu verschwinden, es ist absolut windstill und vor uns stehen hunderte von Lachsen. Jedes mal, wenn die Fliege auf das Wasser klatscht und abzusinken beginnt, ist es wie im Aquarium zu Fischen. 
Mann beginnt zu strippen und einer oder mehrere der Fische brechen aus und attackieren den Köder bis einer von Ihnen hängt. Es flogt ein nervenaufreibender Drill (wenn da nicht immer so viele Mücken wären!!!!), bis der Fisch gelandet ist. Ich habe meine Videokamera dabei und filme einige schöne Sequenzen. Nach etlichen Fischen wird es nun dämmerig und wir entschließen uns, zum Camp zurück zu gehen. Ein Wahnsinns-Angeltag geht zu ende. Der Fußmarsch hat sich wirklich gelohnt. Wir genießen den Abend am Lagerfeuer bei ein paar Gläßchen Rotwein, typisch amerikanisch aus dem Plastiksack, der aber spätestens nach dem zweiten Glas vorzüglich schmeckt….. In der Nacht wird es recht kalt, mein Thermometer zeigt gerade mal noch zwei Grad, als wir ins Bett gehen. Gut wenn man den richtigen Schlafsack dabei hat, denke ich mir gerade noch und beginne schon von den vielen Lachsen zu träumen. Das Leben hier draußen kann so schön sein.
Als wir Morgens von einem Flugzeug geweckt werden, ist es total nebelig im Flußbett. Kein Wunder nach dem Tag gestern, erst so heiß und nachts so kalt. Das Flugzeug landet ca. 2 km entfernt von uns, wahrscheinlich auf einem See. Es dauert keine Stunde und wir hören ein Motorboot auf uns zu kommen. Nun ist es wohl aus mit der  Einsamkeit. Ein Guide mit zwei Gästen rauscht mit einem Jetboot an uns vorbei, während wir gemütlich frühstücken. Ein paar hundert Meter weiter stromabwärts springen die Jungs aus dem Boot und beginnen auf Forellen zu Fischen. Keine zehn Minuten später fahren sie schon hektisch weiter zum nächsten Pool.
Wir packen unsere Sachen und fahren nach drei wundeschönen Angeltagen weiter zu unserem nächsten Hotspot. Wärend wir gemütlich den Fluß herunter floaten, kommen uns wieder unsere Jungs entgegen. Wir winken uns gegenseitig zu und floaten an Ihnen vorbei. In diesem Streckenabschnitt ist der Fluß sehr langsam fließend und wir haben etwas Probleme Strecke zu machen, ohne die Stechpaddel einzusetzen. Unterwegs passieren wir noch eine verlassene Lodge, bis wir nach viereinhalb Stunden an unserem nächsten Lagerplatz ankommen. 

Da es noch recht früh ist, beginnen wir sofort mit dem Fischen und bauen unser Camp erst später auf. Nach einer Stunde fischen, müssen wir jedoch feststellen das kein einziger Fisch im Fluss ist und die Stelle deutlich flacher ist als ich sie Jahre zuvor angetroffen hatte. Noch dazu eine sengende Hitze, das Wasser ist warm nicht gerade optimal für die Lachse. Nachdem wir unser Camp errichtet und etwas gegessen haben erkunden wir die Gegend mit unseren Ruten, doch man sieht keinerlei Aktivitäten oder Fische im Wasser. Aber wir können eine Herde Karibous beobachten, die uns kaum wahrnehmen.

Heute gehen wir früh ins Bett in der Hoffnung, Morgen besser Verhältnisse vorzufinden. Aber auch am nächsten Tag scheint das Wasser tot zu sein. Das einzigste Highlight ist ein strammer Elchbulle, der der morgens direkt durch unser Camp läuft. Es ist schon aufregend wenn man Morgens aus dem Zelt schaut und so ein Riese trottet an einem vorbei. Wir  entschließen uns, weiter zu floaten zu unserem letzten Camp. Wir befinden uns mittlerweile auf dem großen Hautstrom, der an machen Stellen gut einhundert Meter breit ist und richtig “Zug” hat. Wir kommen gut voran und befischen einige Creeks, die bei meinem letzen Trip top waren. Aber auch hier herrscht gähnendes Nichts. Wir machen uns schon Vorwürfe das wir unseren Traumpool zu früh verlassen haben, aber auch das gehört zum Floaten.
Zumindest haben wir konstant gutes Wetter und sind schwarz wie die Neger. Hoffentlich glaubt uns überhaupt jemand, dass wir in Alaska waren. Wir sind guter Dinge, das die Silvers am nächsten Camp schon auf uns warten. Aber auch an unserem nächsten Camp sind nur ganz vereinzelt Lachse, dafür jedoch schöne Äschen und Rainbows. Unsere Hoffnung, noch ein paar Fische mit nach Hause zu bringen, schwinden, aber wir haben ja noch ein paar Tage vor uns. Die Temperaturen klettern langsam in beängstigende Höhen. Mittlerweile sind wir bei 34 Grad angelangt. Im Zelt ist es unerträglich heiß. Mittags springen wir nun schon ins Wasser, um vor der Hitze zu flüchten. 
Und dann beginnt es etwas abzukühlen und siehe da - die Lachse kommen !!!
Das schöne an diesem Platz ist, das auch hier zwei Flüsse zusammenfließen und sich direkt am Zusammenfluss eine kleine Sandbank langsam abfallend in den tiefen Hauptstrom zieht. Der Sand hier ist sehr hell die Sonne scheint drauf und man denkt in einem Aquarium zu fischen. Richtig spannend wird es, als wir die Eier von einem Fisch ins Wasser werfen. Das Wasser fängt an zu kochen! Lachse jagen Forellen und Äschen und alle Fische sind so richtig schön bissig. Und das schönste daran ist: man fängt alle Fische auf Sicht. Was für eine tolle
Fischerei !  Dies sind Tage in einem Anglerleben, die man nie wieder vergisst und die nur schwer zu toppen sind. Was für ein toller Ausklang eines meiner schönsten Floattrips. 
Am  letzten Abend sitzen wir wieder gemütlich am Lagerfeuer und uns beschleicht schon ein etwas sonderbares Gefühl. Irgendwie wollen wir nicht wirklich weg von hier. Es ist einfach zu schön. Die Lachse und Forellen im Überfluss. Das Wetter wenn auch Alaska untypisch (das nächste mal nehme ich mehr T-Shirts mit!!!!!). Und diese wunderschönen Sonnenuntergänge hier. Diese Kameradschaft. Diese unwiederbringliche Schönheit und Wildheit des Landes. Die Abende am Lagerfeuer und und und…..
Es ist nun unser letzter Tag und jeder fängt noch schnell ein paar Lachse, um sie mit nach Deutschland zu nehmen,  bevor wir pünktlich zur verabredeten Zeit von unserem Aircharter abgeholt werden. Wir haben zwei wunderschöne Wochen hier gehabt und ich weiß jetzt schon das ich hier her zurück kommen werde - zu meiner großen Liebe...
Anmerkung der Redaktion: Wer Fragen an Rainer Ossmann bezüglich einer solchen Tour hat, erreicht ihn über unser "Board" unter dem User-Namen "ossmo". 

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