Abenteuer Alaska
Bericht einer spannenden Abenteuerreise: Mit dem Schlauchboot durch die Wildnis von Alaska ! 
Von Ulli Bussmann - Teil 3 von 3

Fortsetzung: .. nun fragt sich der gute Fliegenfischer, wie und mit was man am besten solche schönen Fische fangen kann? Mit meiner selbst entworfenen Ei-Fliege zum Beispiel! Die Ei-Fliege ist etwa Golfball groß und auf einem Wallerhaken gebunden, das Sperma imitiert eine weiße Marabufeder, der Körper ist aus Egg-Garn. Daneben die Supermaus, der die riesigen Regenbogenforellen nicht wiederstehen konnten. Gefertigt aus Rehhaar auf einem langen Streamer-Haken und einem Lederläppchen.
Hier fing ich auch den größten Fisch in meinem Fliegenfischerleben: einen Königslachs von 65 Pfund, gefangen mit meiner Ei-Fliege und  einer 14er Zweihandrute, bestückt mit einer Finnor Lachsrolle. Mein Wunsch, einen möglichst großen Königslachs zu fangen, ging in Erfüllung. Ich hatte an diesem Tag schon etliche dieser kampfstarken Könige gefangen, aber das Erlebnis und meine persönlichen Eindrücke,  Empfindungen die ich beim Haken, Drillen und Landen dieses Fisches erlebte, möchte ich keinem Fliegenfischer vorenthalten.
Wer nicht selbst einen solchen Fisch an der Fliegenrute hatte, kann sich auch nicht vorstellen, mit welcher Aggressivität der König der Lachse den Köder nimmt und bei seiner Flucht häufig den Fischer samt seiner Ausrüstung den Fluss hinunter treibt, ihm seine Grenzen aufzeigt und häufig auch der Sieger bleibt. Es tut einen riesigen Schlag in der Fliegenrute, die Eifliege wurde genommen. Ich setzte den Anschlag und etwa zwanzig Meter vor mir explodiert das Wasser. Ein Lachs katapultiert sich in die Luft, schlägt Saltos, taucht wieder zurück und springt erneut. Dann fängt meine Rolle an zu surren, nein zu schreien, in heftiger Flucht schießt der gehakte Fisch flussabwärts. 40 bis 50 Meter Schnur spult er ab, bevor es mir gelingt sein Temperament etwas zu drosseln. Vorsichtig versuche ich den Fisch etwas näher an mich heran zu bekommen. Für jeden Meter den ich gewinne, nimmt er mir doppelt so viel Schnur von der Rolle. Ich konzentriere mich auf meinen Fisch, der sich nun tüchtig schüttelt und versucht die Fliege los zu werden. Wie ein totes Gewicht scheint der Fisch manchmal an der Fliege zu schmollen, nichts tut sich. Ich hebe die Rute, um nochmals etwas Schnur zu gewinnen. Nun sehe ich meinen Königslachs, der unwillig dem Zug meiner für ihn unsichtbaren Leine folgt. Vorsichtig dirigiere ich meinen Lachs in eine seichte Bucht, aber mit einer erneuten häufigen Flucht versucht er mir zu entkommen. 
Unbändige Kraft. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, der Schweiß rann mir vom Körper, die Arme wurden lahm, aber mein Gegenüber schient kaum Schwächen zu zeigen. 35 Minuten dauerte der Kampf nun schon. Schließlich konnte ich ihn sicher landen. Nach einem  Foto setzte ich ihn behutsam wieder zurück in sein Element. Ein paar Schläge mit seiner gewaltigen Schwanzflosse und er verschwand wieder in der Strömung, so  als sei nichts gewesen. Mir schlotterten nach einer viertel Stunde immer noch die Knie. Das hielt mich nicht davon ab, noch bis zum späten Abend mit meinen Freunden zu fischen...
Ist die Luft rein?  ...und wieder verschwand ein Zwieback oder ein Brötchen...
Wir hatten täglich Besuch von Bewohnern der Wildnis, hier machte sich ein kleines Erdhörnchen an unserem Zelt zu schaffe, manchen schmackhaften Brocken konnte es erhaschen.
Auch Meister Petz besucht uns regelmäßig, mal war er schwarz, mal war er braun.
Dieser Schwarzbär beschäftigte uns fast einen ganzen Tag, bis wir ihn mit einigen Warnschüssen, natürlich gen Himmel, vertreiben konnten.
Der letzte Abend am Talachulittna...

Den letzten Abend an der schönsten Stelle auf der Welt feierten wir feucht fröhlich mit Wein ,........ W........., und Gesang. Am prasselnden Lagerfeuer wurde gesungen, gejodelt und es wurden Witze gemacht. 
Eigentlich hätten wir es hier noch drei Wochen ausgehalten, aber die Arbeit in unseren Unternehmen wartet auf uns.

Alkohol und Musik enthemmt...
Am nächsten Morgen setzten wir unsere Fahrt auf dem ruhig dahinfließenden Talachulittna fort. Er schien sich hier von seinem wilden und aufregendem Lauf durch die Canyon zu erholen und zu entspannen. Das taten wir auch und ließen die Boote treiben. Wir genossen letztmalig die Ruhe und die uns umgebende Natur. Wir hatten das Gefühl, als wolle sie sich von uns verabschieden. An fast jeder Biegung des Flusses zeigten sich Tiere und Pflanzen, welche uns täglich auf unserem Trip begleiteten, Sie wollten Abschied von uns nehmen.
Wir werden alles vermissen bei uns in den stinkenden und überfüllten Großstädten, aber ich verspreche - ich komme wieder. 
Wir erreichen den riesigen, breiten, gelbschmutzigen Gletscherfluss. Noch drei Meilen bis zu unserem verabredeten Treffpunkt. Dort werden wir die Boote entladen und das Gepäck verschnüren und auf unseren Buschflieger warten.
Alles klappte wieder wie am Schnürchen, verladen und auf zum nächsten Abenteuer. 

Wir fliegen nach Illiamna, um im New-Helen-River auf Rotlachse zu fischen, die wir dann filetiert mit nach Deutschland nehmen möchten. 
 

Auf zum letzten Abenteuer zum New-Helen-River...

In den Illiamna-Lake mündet der New-Helem River, hier ziehen die Rotlachse aus dem Lake, nach dem sie sich im größten See Alaskas auf das Süßwasser umgestellt haben. Der Hochzeitszug der Rotlachse hat begonnen. Sie ziehen den Fluss hinauf, wie viele Lachse mögen hier wohl zum Laichen ins Oberwasser ziehen? 100 000, 200 000 oder mehr? Und das ist nur ein Fluss in Alaska, einer von Vielen. Dennoch werden alle Fische sterben, eine sinnlose Verschwendung könne man meinen. Aber der Schein trügt, abgesehen davon, dass die Lachse ein wichtiger Bestandteil der Nahrungskette hier in Alaska sind, ist nicht nur für Bären, Seeadler, Füchse und andere Räuber der Tisch reich gedeckt. Denn sie werden sich auch an den Kadavern mästen. Für den eigenen Nachwuchs jedoch ist der Tod der Fische am wichtigsten. Denn in dem nährstoffarmen Wasser der Laichgründe, bilden die verwesenden Körper die Grundlage für die Entwicklung einer Unmenge von Kleinlebewesen, von denen sich im nächsten Jahr die Junglachse ernähren, sobald sie die Ei-Hülle verlassen und ihr Dottersack aufgebraucht haben. So fußt Generation auf Generation. Eine sinnvolle Art, Leben zu erhalten. Der Fluss ist voll von ihnen, beinahe von Ufer zu Ufer. Fasziniert beobachte ich die wunderschönen Fische, die zum Teil schon ihr prachtvolles Leichkleid tragen, dass zugleich auch ihr Totenhemd sein wird. Denn für alle fünf pazifischen Lachsarten ist die Hochzeit untrennbar mit Tod verbunden, Höhepunkt und Ende zugleich. Ende eines Lebens, das vor vier oder fünf Jahren im Kiesgrund des gleichen Baches begann, in dem es nun nach dem Laichen enden wird.
Für Meister Petz ist nun die Zeit des Überflusses gekommen, an Stromschnellen und im seichten Wasser, lauert der Bär auf den aufsteigenden Lachs. Eine große Anzahl von Bären tummeln sich im Wasser und schleichen durch das Dickicht. Auch am Lagerplatz ist größte Vorsicht geboten und bestimmte Regeln sind einzuhalten. Andernfalls kann es zu tragischen Unfällen kommen. Dazu etwas später.
Ganz in der Nähe taucht eine Grizzlybär-Mutter  mit ihren drei Jungen auf. Von der Mutter lernen sie in den ersten zwei Jahren was fressbar und nicht fressbar ist und wie man sich vor bösen Artgenossen schützt. Satte und spielende Bären gleichen eher possierlichen Kuschelbären.  Hier in der Umgebung am New-Helem-River, war in den drei Tagen wahrhaftig der Bär los.

Die besorgte Bärenmutter sorgt für das leibliche Wohl der Kleinen...

Unser Lager schlugen wir im Dickicht auf, weit entfernt von deutlich erkennbaren Bärenpfaden welche zum Wasser führten. Zusätzlich sicherten wir unser Lager mit getränkten Benzinläppchen, welche wir an einem Bindfaden, rund um unser Lager an Büschen befestigten. Auf dem Weg zum Fluss gingen wir nur in dreier oder vierer Gruppen. Natürlich hatten wir immer das Gewehr und unsere Trillerpfeifen dabei. Man muss sich immer in der Wildnis bemerkbar machen. Auf einen Bären treffen, den man erschrickt kann tödlich sein!

Oben: Aufmarsch zum Fischen an den New-Helen...
Es war Arbeit angesagt, in zwei Stunden fingen wir 35 Rotlachse, welche wir an Ort und Stelle zu Filets verarbeiteten, in Tüten verpackten und am Abend zum Flughafen nach Illiamna brachten, um sie dort einfrieren zu lassen. Somit hatte jeder 30 Filets, die er nach drei Tagen  mit nach Hause nehmen konnte. Denn pro Tag durften nur 5 Fische pro Fischer entnommen werden. Daran halten sich hier nur die Wenigsten. Wir konnten beobachten, dass selbst Außen gehakte Fische entnommen wurden. Manchmal tauchten auch getarnte Kontrolleure auf, die als Fischer getarnt waren und stellten das Lager auf den Kopf und suchten nach zufiel gefangenen Fischen. Werden sie fündig, dem gnade Gott. Sofortige Ausweisung und Beschlagnahme der gesamten Angelausrüstung könnten die Folge sein. Hatte einer unserer Gruppe weniger gefangen als der andere so wurde die Beute gerecht auf alle verteilt, was aber nur einmal der Fall war.
Kommen wir zu dem Unerfreulichen. Den ganzen Tag lungerten die Bären am Lagerplatz umher. Als es dämmerte, steigerte sich die Aggressivität der Bären und sie wurden immer aufdringlicher. Im Lager meines Alaskafreundes Dieter Frommhold, der zum gleichen Zeitpunkt mit einer anderen Gruppe auch hier war, brach der Bär ein. Er holte einen seiner Fischerfreunde aus dem Zelt und verletzte ihn schwer am Kopf und Arm, er lag im Zelt und hatte die Fischerweste an. Ein Leichtsinn, welcher die gesamte Gruppe in große Gefahr gebracht hat. Doch damit nicht genug, das gesamte Küchenzelt und die Verpflegung wurde vollständig zerstört. Es war nichts mehr zu gebrauchen. Der Flughafen von Illiamna ist zum Glück in der Nähe und ein Flugzeug konnte den Verletzten nach Anchorage ins Krankenhaus fliegen, wo man ihm helfen konnte.
Ich möchte jedoch meinen Bericht nicht mit solchen traurigen Bildern beenden.
Vielmehr möchte ich sie beschenken mit einem bunten Blumenstrauß aus dem oft falsch zitierten Eisschrank Alaska. Bedanken möchte ich mich bei all meinen Alaskafreunden und ganz besonders bei meiner lieben Frau Angelika welche in der Zeit in der ich in Alaska war so manche Nacht nicht schlafen konnte.

Einen lieben Blumengruß aus Alaska nach Göttingen, zu meiner lieben Frau.

Die wunderschönen Weidenrosen...

Wir verlassen wehmütig und auch etwas stolz über das was wir zusammen geleistet haben, das wunderschöne, fast unberührte Land Alaska. Ein letzter Gruß vom Mount- Mckinley, der golden in der Abendsonne glänzt.
Nun kennen wir das Gefühl einer uneingeschränkten Weite, einer Natur ungebändigt, unberechenbar, aber von verwirrender Schönheit. Man bewegt sich mit dem Rhythmus des Landes und nichts auf der Welt kann schöner sein als Alaska natur erlebt zu haben.
Anm.d.Red.: Der Autor hat eine Reihe von Videofilmen über seine Alaska-Touren produziert (Vorstellung siehe "Aktuelles/Bücher & Videos"...), die von ihm bezogen werden können. Außerdem gibt er Interessierten gerne einige Reisetipps weiter.

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