Yukon 2008
Ein Beitrag und Fotos von Hans-Werner Schneider
Dieses Mal noch tiefer in die Wildnis hinein!“, so lautete die Zielsetzung für meinen nunmehr vierten Aufenthalt im Yukon, und die Ruby Range Lodge mit ihrem Slogan „The Yukon beyond the Road!“ - der Yukon jenseits der Straßen und weitab von jeglicher Zivilisation - schien mir für dieses Vorhaben genau der richtige Ort zu sein. Wie sehr das alles schließlich meinen Wünschen und Träumen entsprach, konnte ich zum Zeitpunkt meiner Planungen und Reisevorbereitungen weder wissen noch ahnen.
Die Anreise aus Deutschland erfolgte von Frankfurt am Main aus mit 9-stündigem Direktflug (dienstags - auch donnerstags möglich) nach Whitehorse. Von dort ging es - vom Lodge-Besitzer persönlich abgeholt - mit dem Auto auf dem Alaska Highway über Haines Junction nach Destruction Bay am Kluane Lake.
Hier wartete das lodgeeigene, komfortable Motorboot, das mich in einer knapp zweistündigen Fahrt über den See bis ans Ende des langen, fjordartigen Talbot Arms, vorbei an einer atemberaubenden Gebirgslandschaft, hin zur Ruby Range Lodge brachte.

Allein schon diese Fahrt war ein Erlebnis für sich, bei dem auch schon die ersten Tierbeobachtungen gemacht werden konnten. Eine - allerdings kostspieligere - Alternative dazu stellt der Transport mit dem Wasserflugzeug von Whitehorse aus dar.
Die Lodge liegt gut 50 km vom Alaskay Higway -  und damit von der Anbindung an die Außenwelt entfernt - völlig abgelegen am nordöstlichen Ende des Kluane Lakes, eingebettet in die bis zu 2000m hohen Berge der Ruby Range. „Rubin-Gebirgskette“ wohl deshalb, weil ihre Gipfel in der Morgen- und Abendsonne in rölichem Glanz erstrahlen.


Das Haupthaus umfasst 4 Schlafräume, ein großes Ess- und ein geräumiges Wohnzimmer, in dem man am Abend gemütlich zusammen sitzen und die Ereignisse des Tages noch einmal an sich vorüber ziehen lassen kann. Jagd- und Fischtrophäen an den Wänden erzählen von früherem  Waidmanns- bzw. Petri-Heil.

Zwei für Wildnistouristen bestens eingerichtete Cabins am See bieten jeweils 2-3 Gästen Platz. Wohlfühlen im Schein des warm flackernden Ofenfeuers ist hier vorprogrammiert. Ein modern und komfortabel ausgestattetes Badehäuschen sowie mehrere „Outhouses“ dienen den körperlichen Bedürfnissen. Die Anzahl der Lodgegäste ist auf 6-8 Personen pro Woche begrenzt, so dass ein optimales Wildniserlebnis gewährleistet ist.

Am Ufer liegen neben dem großen Motorboot für die weiten Transporte zwei Kanus und drei stabile Aluminiumboote mit Außenbordern, die den Anglern täglich samt Treibstoff zur Verfügung stehen.
Die Leitung der Lodge liegt in den bewährten Händen von Frank Müller. Er ist Deutscher, erfahrener Wildnis- und Fishingguide, Jäger, lizensierter Trapper und dazu ein ausgezeichneter Koch, der seine Gäste mit opulenten und äußerst wohlschmeckenden Mahlzeiten zu verwöhnen versteht. Umsichtige Fürsorge, unermüdlicher Arbeitseinsatz und große Sachkenntnis der ihn umgebenden Natur zeichnen ihn des weiteren aus.

Es ist eine Freude, mit ihm Wildnis zu erleben!

Fischen im Yukon 2008: Neben der Möglichkeit, auf Wanderungen und Boots- und Kanutouren die sie umgebende großartige Landschaft in all ihrer Schönheit und Ursprünglichkeit zu erkunden und dabei deren vielfältige Tier- und Pflanzenwelt näher kennen zu lernen, bietet die Lodge eine Fischerei, die zu recht das Prädikat „Weltklasse“ verdient. 
Wer im Yukon-Territorium fischen will, braucht - wie überall - einen Angelschein, den er beim Fischen bei sich zu tragen und auf Verlangen einem Fischerei- oder Naturschutzbeamten vorzuzeigen hat. Es wäre ein schwerer Fehler zu glauben, man könnte auf ihn verzichten, weil man ja fernab jeder Zivilisation zu fischen gedenkt. Auch in der tiefsten Wildnis wurde ich schon - so wie dieses Mal auch - von Beamten der Umweltbehörde kontrolliert. Verstöße gegen Fischerei- , Jagd- und Umweltgesetze werden in Kanada mit oft drastischen Strafen geahndet.
Die Angellizenz erhält man problemlos gegen Vorlage etwa des Reisepasses bei den meisten Sport- und Supermärkten, z.B. „Canadian Tire“, Tankstellen und Highway-Hotels. Sie kostet für Touristen 35,-- (plus 1,75 MwSt.) Kanadische Dollar und ist vom 1. April des laufenden bis zum 31. März des kommenden Jahres gültig.
Über alle fischereilichen Gegebenheiten informiert umfassend eine ausführliche Broschüre, die in deutscher, englischer und französischer Sprache kostenlos ebenfalls in nahezu allen Geschäften und Hotels zum Mitnehmen ausliegt. Aus ihr nur zwei wichtige Details: im Yukon ist an den meisten Gewässern das Fischen mit widerhakenlosem Einzelhaken vorgeschrieben. Drillinge sind nicht erlaubt. Vorhandene Widerhaken müssen entfernt oder angedrückt werden. Weiterhin gelten hier Zwischenschon- maße, welche die Entnahmemöglichkeiten der einzelnen Fischarten regeln. So dürfen z.B. Seesaiblinge (indianisch: Namaycush) nur bis zu einer Länge von 65 cm entnommen werden, während sie zwischen 65 cm und 100 cm tabu sind. Ab 1 m Länge darf ein Trophäenfisch behalten werden. Entsprechendes gilt für die Polaräschen. Das hat den Sinn, dass geschlechtsreife und damit fortpflanzungsfähige Fische zur Arterhaltung geschont werden. 
In allen professionellen Angelbooten sind deshalb Maßbänder angebracht, die das korrekte Einhalten der Schonmaße erleichtern. Oftmals enthalten sie auch den Zusatz, der die Angelphilosphie des Yukon deutlich macht: 
“LIMIT YOUR CATCH - DON‘T CATCH YOUR LIMIT !“ zu deutsch etwa: „Limitiere deinen Fang - fang nicht bis zu deiner Limitgrenze !"

Als im Augenblick einziger Angelgast der Lodge hatte ich das Glück, täglich mit Frank Müller selbst als Guide hinausfahren und von seiner großen Orts- und Sachkenntnis profitieren zu können. Wir stellten zunächst den Namaycush-Saiblingen per Schleppangelei nach.

Unsere großen, silbernen, mit je zwei roten Glasaugen bestückten Löffelblinker - „Ruby-Eye“ genannt - zogen unweit des Ufers knapp über Grund ihre Bahnen. Es dauerte auch nicht lange, bis sich unter vehementem Rucken und Ziehen in Rute und Schnur der erste Biss ankündigte. Ein prächtiger, knapp 80 cm langer Seesaibling war unsere erste Beute, bald gefolgt von anderen, wenn auch nicht mehr ganz so großen Exemplaren. Dazu muss gesagt werden, dass die ganz großen, die wahrhaft Kapitalen dieser Gattung jetzt bereits die kühleren Tiefen des Sees aufgesucht hatten, nachdem sie im Frühjahr kurz nach der Eisschmelze auf Nahrungssuche auch im Uferbereich zu fangen gewesen waren. Das aber konnte unsere Freude an den meist prächtig gefärbten, dabei lebhaft gezeichneten Fischen in keinster Weise schmälern.

Als die Beißpausen beim Schleppen immer länger wurden, wechselten wir zur Spinnangelei über. Frank wusste natürlich auch hierfür den richtigen Platz. Er lag am Ende eines Bacheinlaufes, dort, wo der Gewässergrund an einer Scharkante steil in die Tiefe abfiel. Mit silber-rot und rot-golden glänzenden Blinkern gelang es beinahe mühelos, kampfstarke Saiblinge in wiederum herrlichen Farben zu überlisten. Dass das meinem erfahreneren Begleiter weitaus besser und öfter gelang als mir, versteht sich von selbst. Dennoch war wieder einmal mehr geteilte Freude doppelte Freude.
Während kleinere Exemplare bis zu 65 cm Länge als köstliche Bereicherung unseres Speisezettels bei uns im Boot blieben, kehrten alle größeren - und das waren die meisten - wieder unbeschadet in ihr Element zurück.

Wozu es dann nicht mehr so sehr des Rates und der Hilfe meines erfahrenen Gastgebers bedurfte, war die Fliegenfischerei. Den mir von ihm gezeigten Bacheinlauf in den See hatte ich auch vorher schon entdeckt und als wahrscheinlich gutes Äschenrevier eingestuft. Mit großer Spannung und Vorfreude stellte ich hier mein Gerät zusammen: die geliebte 5er Rute samt passender Rolle und Schnur, die in aller Welt bewährte 16er oder 18er CDC-Trockenfliege am 6x Vorfach.

Mit dem zurückgestoppten Wurf setzte ich die Fliege in die kräftige Bachströmung und ließ sie unter ständigem Schnurnachfüttern weit hinaustreiben, bis ein meist explosionsartiges Aufspritzen des Wassers mir den Anbiss einer Polaräsche verriet. Der daraufhin sofort gesetzte Anhieb bildete sodann stets den Auftakt zu einem recht aufregenden Drill, bedingt zum einen durch die Kampfkraft des Fisches als auch durch die Feinheit der Vorfachspitze zum anderen. Gerade beim Kampf im Wasser zeigten diese Atctic-Graylings ihre ganze Schönheit und Eleganz, und so fiel es nicht schwer, sie nach gebührender Bewunderung und einigen Erinnerungsfotos wieder in die Freiheit zu entlassen.

PETRI HEIL IM YUKON!

Website des Autors mit Bildergalerien und Berichten:
www.hws-natour.de
Weitere Informationen und Buchungsmöglichkeiten unter:
www.yukonfishinglodge.com
www.andrees-angelreisen.de/kanada/index.htm

Ein Bericht von Hans-Werner Schneider für www.fliegenfischer-forum.de
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