Tagebuch eines Fliegenfischers: 
Eindrücke einer Reise an den Yukon im Herbst 1997
plus Update im Anschluss:
Wieder am Yukon - im Herbst 2009
Ein Reisebericht und Fotos von Hans Hurter

Bei mir handelt es sich um einen Fliegenfischer, der in den letzten vierzig Jahren viele schöne Stunden an seinen Hausgewässern in der Schweiz und in ganz Europa sowie speziell an der Gmundner Traun erlebte und geglaubt hat, diese Erlebnisse
nicht mehr toppen zu können!

Doch weit gefehlt! Fischerkollegen haben mich dann überzeugt, einmal nach Kanada an den Yukon zu fahren. 

Im Herbst 1997, in meinem 57-ten Altersjahr fuhr ich nun für 10 Tage Fischerurlaub nach Canada, in die Yukon Dalton Trail Lodge. Der Flug ging ab Zürich über Anchorage nach Whitehorse.

Am nächsten Tag ging es schon zum Watfischen im kristallklaren Katleen River mit meinem Freund, direkt am Auslauf des gleichnamigen Sees. 
Ein kurzer Blick zeigte, die Äschen sind da und nehmen Nahrung auf. Kurze Würfe mit Trockenfliegen, Nymphen und Streamern - welch ein Genuss, wieder einmal, wie vor langen Jahren an der Traun, Fisch auf Fisch zu fangen. 
Plötzlich ist der Spuk vorbei, auf Streamer wechseln und jetzt kommen die kapitalen 45er und 50er und kämpfen in dem 8 Grad kalten Wasser wilder, als ich es jemals erlebt habe.

Fotos: Ganz oben: Ausgangspunkt meiner Träume im Yukon, Haines Junction | Oben: Eine Aesche vom Kathleenriver
Unten: Eine Namaycush (Kanadische Seeforelle)

Und dann diese Umgebung, mitten in der urigen Natur, von einem Weisskopfadler beobachtet (das ist kein Witz).

Mein Freund unterbricht meine Freude mit der Bemerkung: "...jetzt kommt es noch besser!" Etwa 500m weiter unten in einem riesigen Pool -  die gleiche Fischerei aber
mit dem Streamer, bringt wild kämpfende 40er bis 70er Namaycush (hier Laker
genannt). Die Schnur ging teilweise bis 30m ins Backing! 
Bei uns brauche ich für diese Fische um 3-4 Pfd. in der Regel 10 bis 15 Min. Drillzeit, hier im Yukon teilweise bis 30 Min!

Allerdings habe ich aber außer an der Gmundner Traun in den letzten 10 Jahren keine Forellen über 2Pfd am Haken gehabt!

Mein Freund mahnt zum Aufbruch, Mittagessen in der Dalton Trail Superlodge.

Am Mittag fragt mich der Lodgebesitzer, ob ich Lust auf wilde Regenbogen im gleichen Fluss habe, catch und realease. Mein Freund, schon im gesetzteren Alter, hat genug für diesen Tag, er wohnt ja hier auch im eigenen Blockhaus etwa 4 Monate im Jahr und das bereits seit ca.7 Jahren! 

Also los, mit Guide Lance Jetboot und Hund Tess.

Nach einer halben Stunde Bootsfahrt und außer den Weisskopfadlern und einigen Enten keine Tieransicht, Stopp im Rainbowlake. Leicht einsetzender Regen, erster Rollwurf vom Boot, einstrippen, Kontakt mit
wild kämpfender Regenbogenschönheit, Wurf auf Wurf, Fisch auf Fisch, selbstverständlich alles widerhakenlos und so schonend wie möglich. Der Regen wird stärker und jetzt, nach einer Stunde fischen, bitte ich Lance um die Heimfahrt, ohne zu vergessen, ihm für dieses Erlebniss zu danken und den Hund zu liebeln. In den nächsten Tagen bekommt er auch von mir einige Leckerbissen und Lance ein Schweizer Jagdmesser.

Fotos: Landschaftsfoto oben: am Kathleenriver | Oben: Haussee Namaycush | Unten: Aishihik See und Tropy- ( ca. 1m ) Namaycush
Weiter unten: King Königslachs aus dem Thakaneeriver Kanada | Ganz unten: Sockey Rotlachs Alaska East Alsek

Auf der Heimfahrt kommen mir die Tränen und ich zeige dies ungeniert, der Hund will mich trösten und muss von mir gehalten werden, um beim wilden Jetboot-Ritt nicht über Bord zu fallen. Anschließend Boot am Auto anhängen und ab in die Lodge. 

Nach einer wunderbaren Dusche und Mahlzeit wird nach Hause in die Schweiz telefoniert, erste Frage meiner Frau: "Wie gefällt es Dir?" Meine Antwort "super, ich habe heute mehr Fische gefangen und schönere Naturerlebnisse gehabt, als in den letzten 10 Jahren zu Hause, ich könnte morgen glücklich nach Hause fahren!"

Fischerkollegen haben mich nämlich für verrückt erklärt, nur für 10 Tage fischen diese lange Reise zu unternehmen! Natürlich hatte ich auch am ersten Tag Glück, einen Freund zu haben, der mich in die Fischerei eingewiesen hat, sowie dass an diesem Tag Beisszeit war und mich die Blackflys wegen Wind und Regen nicht geplagt haben. Diese 10 Tage haben mich etwa 7000.-SFr. gekostet und ich bereue keinen Cent! 

In der Zwischenzeit bis heute war ich vier Mal im Yukon, habe Lachse große Namaycush und Hechte (über 1m ca. 30 bis 40Pfd) gefangen, Steinpilze gesucht und zubereitet und Natur und Wildnis pur erlebt.

Schöne Freundschaften habe ich geschlossen, aber auch Unangenehmes wegstecken müssen! 

Wenn ich die Möglichkeit hätte, nach meinem letzten Wunsch gefragt zu werden, würde ich noch eine Reise in den Yukon im Herbst wählen!!! 

Herzliche Grüsse vom Yukon Hansli
 
 

Fotos und Copyright: Hans Hurter


Update:
Wieder am Yukon - im Herbst 2009

"Schluss-Erkenntnis": Jede Saison ist anders in Bezug auf Wetter, Fischerei etc! Dieses Mal war es ab 15.9. sehr kalt, Berg-Fallwind, am 29.9. minus 7 Grad Celsius...

Nachdem ich 2003 das letzte mal dort war, ging es nun in diesem Jahr wieder zurück in den Yukon, von 10.9. bis 30.9.2009. Der Flug erfolgte über Basel-Frankfurt-Whitehorse. Wegen meiner Körpergröße und entsprechender Beinlänge flog ich "Comfort Class" -  und das bedeutet Luxus für den Körper bei ca. 10 Stunden Flug! Die totale Reisezeit beträgt ca. 24 Stunden, inkl. Zubringer Basel - Frankfurt, Wartezeiten und Inlandsflug Whitehorse bis Anchorage!
Auch diesmal war wieder in der DTL Luxuslodge gebucht, aber jetzt nach meiner Wahl ein Doppelzimmer zur Alleinbenutzung und ein eigener Guide für den ganzen Aufenthalt und dadurch Fliegenfischen wie, wo und wann ich will...
Zusammenfassung der Tageserlebnisse: Erster Fischertag am nächsten Tag nach Anreise, mit Jetboot und Guide auf dem Fluss meiner Träume - dem Katleenriver. Weisskopfadler, Stein- und Fischadler, Schwäne, sowie viele Gänsesäger begleiten mich bei herrlichem aber kaltem Herbstwetter. Allerdings sind schon einige auf dem Weg in den Süden! Hier fische ich in den nächsten Tagen mit der Fliegenrute und verschiedenen Streamern (widerhakenlos) erfolgreich auf Regenbogenforellen (keine Entnahme), Namaycush und große Äschen. Allesamt herrliche Fische in der Größenordnung von 40-70cm und tollem Drill, allerdings höre ich meist nach drei bis vier Fischen auf und genieße die Natur oder fahre zurück in die Lode, um mir ein Schläfchen zu gönnen (mit fast 70 Jahren darf man das)! Die Fische werden noch im Wasser vom Haken befreit und ab und zu landet einer in der Pfanne auf dem Lagerfeuer (nach Indianerart) - mein Guide ist darin Spezialist.




Oben: "Jetboot mit Katleenriver"
So wechseln sich die herrlichen Fischertage ab, ein Tag Katleenriver, ein Tag an einem der vielen Seen (sofern windstill). 
"Impressionen von einem See."





Dazwischen gehts ab in die Pilze im Bärengebiet.
Hier in dieser Superlodge kann man im Herbst fischen, Kleinwild jagen und in die Pilze gehen, auch Lachsfischen ist möglich.
Ab 20.09. wird es hier kalt (eisiger Fallwind von den umliegenden 2000 Meter hohen Bergen und die Fische sind nicht mehr so beißfreudig.


Ein Bericht von Hans Hurter für www.fliegenfischer-forum.de
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