Bei Freunden zu Besuch: 
Mitte Juni 2005 bei Michael Sanna’s Fliegenfischerschule „Fränkische Schweiz“ an der Wiesent bei Waischenfeld
Bericht und Fotos von Michael Müller

Kennen Sie „satte Forellen“? 
Also, gelesen hatte ich davon schon – fett und faul am Flussgrund liegende Fische, bis obenhin vollgestopft mit Maifliegen – gelegentlich 'mal Flosse zeigen – etwas herumplanschen, mit den Fliegen spielen – jedoch nur so aus Spaß und ganz und gar nicht um des Fressens willen... Aber so richtig live und selbst erlebt hatte ich solches Treiben bis zu jenem Tag Mitte Juni nicht...

Foto links: ein dichter Wasserpflanzenteppich bevölkert den Flussgrund... Idealer "Brutkasten" für allerlei Nährtiere und schattige Verstecke für die Fische...

Genau. Maifliegen. In Massen. Maifliegen, welche nebst ihrer Puppenhüllen Teppiche auf dem Wasser bilden. Maifliegen, welche die Lüfte schwängern und die Sonne verdunkeln ...

In der Praxis stellt sich das so dar: Es ist ein 25°C warmer Tag. Nach einer längeren kühlen Periode ein erster dieser Juni-Tage mit der Jahreszeit angemessenen, angenehmen Temperaturen.

Gegen 15:30 Uhr komme ich in Waischenfeld an. Die Wiesent fließt hier, in der rund drei Kilometer langen „Wehrlschen“ Strecke oberhalb der Stadt, ruhig und leicht mäanderierend dahin. Der sonst glasklare Fluss mit leicht schlammigen Ufern besitzt Gewässergüte 1,5 und wird von zahlreichen Wasserpflanzen dicht besiedelt. Heute ist das Wasser leicht angestaubt – an einem Nebenbach weiter oben wird gebaut. 
 

Foto rechts: ein ruhiger, tiefer Zug, etwa in der Mitte der Wehrlschen Strecke, lässt nur erahnen, welche Prachtexemplare sich dort tummeln...

Ach ja: Maifliegen. Dank steigender Temperaturen sind diese sehr aktiv. Über den restlichen Nachmittag schlüpfen derer zahllose Hundertschaften, steigen über den Fluss auf, überwinden Wiese und nahe Straße und verschwinden zwischen den Bäumen im schattigen Wald. Zurück auf dem Wasser verbleiben die zahllosen Hüllen, bilden kleine Teppiche an beiden Ufern und treiben zu Tausenden langsam den Fluss hinunter. 

Foto links: schade, dass ein Foto nicht annährend dieses rege Treiben auf dem Wasser wiedergeben kann:  Schlupfgewimmel, abtreibende Maifliegen und deren Häute...

Am Abend dann kommen die Maifliegen zum Fluss zurück, im Hochzeitstanz ist die Luft erfüllt von den großen Insekten – ein beeindruckendes Schauspiel.

Bachforellen. Äschen. Saiblinge. Diese Salmoniden sind zahlreich vorhanden, teil in sehr respektablen Größen. Ab und an ploppt es oder klatscht es – unregelmäßig. Nachdem die Maifliegenzeit schon ein paar Wochen andauert, begegnet uns das eingangs beschriebene Phänomen: die Fische sind satt.

Foto rechts: ehrfürchtiges Staunen am Ufer. Im Vordergrund: Michael Sanna, dahinter 2 italienische Gäste und Rainer

Logisch, bei einer derartigen Nahrungsfülle gleicht es einem Lottospiel, ob und wann doch noch ein Fisch die künstliche Fliege nimmt. Trotzdem: mit Ausdauer, leichtem Gerät und Präzision gelingt auch in dieser Schlemmerzeit der Fang des einen oder anderen Fisches.
Foto links: Ein unentwegter Tüftler und ein Verfechter des schnellen Wurfstils und schneller Fliegenruten: Antonio Pozzolini (Inhaber der Firma POZO') im Einsatz. Unten links: An der oberen Streckegrenze. Die Mühle und das durchbrochene, flache Wehr sind positive Beispiele für anschauliche und naturnahe Wasserkraftnutzung - ohne lange Ausleitungsstrecken und hässliche, unüberwindbare Beton- und Gummi-Wehre... Unten rechts: Frau Wehrl in ihrem Arbeitszimmer. Darüber: eine 76cm-Forelle, gefangen vor ein paar Jahren vom Schwiegersohn...
Doch die Wiesent ist nicht nur während und wegen der auf Mai / Juni begrenzten Maifliegenzeit einen Besuch wert. Der Reichtum an Köcher-, Stein- und Eintagstagsfliegen ist übers Jahr verteilt variabel und immens, diese Tatsache macht auch in den restlichen Monaten des Jahres eine erfolgreiche und anspruchsvolle Fliegenfischerei möglich. 

Landschaft und Leute, Gastronomie und Ausflugsziele machen die Fränkische Schweiz zum praktischen Urlaubsgebiet für die ganze Familie.

Foto  rechts: Oberer Streckenabschnitt Unten: Antonio Pozzolini

Nicht zuletzt kann man seinen Aufenthalt damit verbinden, seinen Wurfstil und sein „Fliegenfischen-Verständnis“ 'mal wieder richtig auf Vordermann zu bringen – indem man einen oder mehrere Tage mit Michael Sanna und seiner Fliegenfischerschule Fränkische Schweiz verbringt! Michael Sanna versteht es in seiner unaufdringlichen, aber energischen und entschieden gründlichen Art, seinen Schülern alle wesentlichen Facetten des Fliegenwerfens und des Fliegenfischens zu übermitteln. Zudem kennt er das Gewässer „wie seine Westentasche“, kann Dinge am Wasser deuten und einschätzen, die man als 
Unkundiger zunächst gar nicht mitbekommt. Einmal mit der Übermittlung seines Wissens beschäftigt, spielt die Zeit dann oftmals keine Rolle mehr...

Während die Herren lernen, müssen sich die Damen nicht zwingend fischereifremden Dingen hingeben. Denn seit diesem Jahr bietet Michael Sanna kostenlose Fliegenfischerkurse für mitreisende (und alleine reisende...) Damen an. Eine gute Idee, die auch angenommen wird.

Foto  oben: am unteren Streckenende Unten: eine zünftige Brotzeit muss sein - und danach ein Nickerchen...

In seinen Grundkursen mit maximal 4 Teilnehmern pro Kurs und einer Dauer von wahlweise 12 oder 24 Stunden, verteilt auf 2, bzw. 3 zusammenhängende Tage, schult Michael Sanna das Werfen nach der HSL-Methode (Charles Ritz). Zusätzlich werden Geräte-, Knoten-, Insektenkunde vermittelt sowie eine Anzahl Spezial- und Trickwürfe. So oft es geht, wird dabei draußen, direkt an den Ufern der Wiesent geschult - somit neben dem oben genannten Programm auch viel Wissen um Fluss und die praktische Fischerei vermittelt. Die notwendigen theoretischen Stunden finden dann im Hotel Pulvermühle in Waischenfeld statt.
Doch damit ist der Service noch nicht vorbei. Als jahrzehntelanger Wiesentkenner weiß Michael Sanna preiswerte und gepflegte Unterkünfte zu vermitteln, außerdem kennt er eine Reihe hervorragender Wirtshäuser für besonders guten Speis & Trank.

Zurück zur Wiesent. 2.Tag. Nach dem gestrigen Schlemmertag ist es heute morgen sonnig und warm, der Fluss ist ruhig und irgendwie ist „tote Hose“. Der Schein trügt jedoch, denn in Ermangelung von Steigaktivitäten kann ich mit der Nymphe einige schöne Bachforellen überlisten.

Manche lassen sich direkt an der Uferkante auf Sicht anfischen (oder beim ersten Wurf in die Flucht schlagen...). Manche beißen in der nebligen Tiefe der Rinnen... Seltsam, dass die immer noch fressen können... 
So lässt sich der Tag angenehm herumbringen, natürlich unterbrochen durch eine herzlich kräftige Brotzeit im „Wiesen-Lager“ – der Biertischgarnitur mit Getränkekühloase auf der grünen Wiese. Logisch mit extra Wurfschulung und Geräteschau/ -test. Und dem lecker Abendessen in der Wirtschaft – natürlich mit eigener Metzgerei und Brauerei – wie könnte es zünftiger sein...
Am Abend wieder am Wasser – fischen wir inmitten des Tanzes der Maifliegen... 

Lange narrt mich eine gute Bachforelle durch Ignoranz und nach allen Regeln eines erfahrenen Fisches – am Ende des Abends darf ich den knapp halbmetrigen Milchner dann doch noch kurz in den Händen halten und mit besten Wüschen wieder in seinen Fluss entlassen...

Tag 3. 
Mir hallt noch der energische Ausruf von Rainer’s Frau beim Frühstück in den Ohren, in dem sie

uns, vorher darauf angesprochen, unmissverständlich klarmacht, dass SIE und FLIEGENFISCHEN nicht, nein, wirklich NICHT zusammen kommen werden...

Dann begeht sie jedoch den „Fehler“, kurz mit ins "Wiesen-Lager" zu kommen und – läuft Michael Sanna ins Revier... 
Mit seinem italienischen Charme schafft er es nach kurzer Einführung in die Fliegenwerfen- Theorie & Praxis, dass sie am Ufer nun doch selbst die Rute schwingt – zumindest für eine gute Stunde. Nun, war es SO schlimm ?

Zu schnell vergeht die Zeit bis zum Nachmittag und der Abschied naht. Höhepunkt des heutigen Tages: eine 48er Äsche, von Rainer sauber genympht, und eine Premiere für ihn dazu...

Mein persönliches Fazit: schönes, interessantes Wasser, schöne Fische, gute Gastlichkeit, Herzlichkeit, Freundschaft... hier stimmt wirklich noch alles, deshalb komme ich gerne 'mal wieder.
 

Rechts: Der Meister beim Einsatz...

Wenn Sie sich an Michael Sanna wenden, erhalten Sie von ihm alle erforderlichen Auskünfte über Fischerei, Unterkünfte, Gastronomie...:
Fliegenfischerschule Fränkische Schweiz, Michael Sanna, D-95448 Bayreuth, Sonnenstraße 3, Tel.: 0921/54565, Fax: "/1504953, Mobil: 0173/8914487, E-Mail: tmsanna@t-online.de
Web: www.fliegenfischerschule-
fraenkische-schweiz.de 
und www.fraenkische-schweiz.
bayern-online.de~..
Wer sich selbst weiträumig kundig machen möchte, hier eine weitere Adresse:
www.fraenkische-schweiz.de

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