Steckbrief:
Länge: 250 Kilometer
Lage: Führt von Südost
nach Nordwest-Thüringen - nach Hessen und Niedersachsen
Quelle: Siegmundsburg und Fehrenbach
Quellhöhe: 800 Meter über
NN (Meter über Normalnull = Meeresspiegel)
Mündung: H.Münden in die
Weser
Mündungshöhe: 50 Meter
über NN
Höhenunterschied: 750 Meter
Die Werra zwischen Rennsteig und
Rhön.
Umstritten ist seit langer Zeit
der Ursprung der Werra im Oberland des Kreises Hildburghausen. Sowohl die
Quelle der Saar als auch die der Sophienau werden abwechselnd als als Werraquelle
bezeichnet. Spätestens nach dem Zusammenfluß beider Bäche
zwischen den Gemeinden Saargrund und Sachsenbrunn kann dieser Streit als
beendet betrachtet werden, und die Werra nimmt nun ihren geordneten Lauf
über 296 km bis sie sich in Hann.-Münden mit der Fulda zur Weser
vereinigt.
Berühmt berüchtigt
war die Werra vor allem zu DDR-Zeiten als salzigster Fluß Deutschlands.
Bereits wenige Kilometer unterhalb
Bad Salzungens erlosch durch die Abwässer der Kaliindustrie in Dorndorf
und Merkers jegliches Süßwasserleben in der Werra. Durchschnittswerten
von 11 000 mg/l in der Chlorid-Konzentration im Jahre 1988 standen am Pegel
Gerstungen 1999 nur noch 2 000 mg/l gegenüber. Als einzige Fischarten
kamen Aale und Forellen mit dieser enormen Salzlast zurecht. Mit dem Niedergang
des Kalibergbaus und anderer Industrien in Thüringen nach 1990 sowie
der schrittweisen Inbetriebnahme moderner Klärwerke vollzog sich das
Wunder einer rasanten Wassergüteverbesserung mit langen Abschnitten
der Wassergüteklasse II bzw. II-III.
In wenigen Jahren erfolgte eine
Wiederbesiedlung mit der kompletten Süßwasserfauna und -flora.
Wo vor wenigen Jahren noch dicke Salzschlammbänke das trostlose Bild
der Werra bestimmten, tummeln sich heute wieder bis zu 25 Süßwasserfischarten.
Seit 3-4 Jahren beobachten Angler die Entstehung selbst reproduzierender
Äschenbestände selbst zwischen Merkers und Vacha. Vor allem in
den letzten 3 Jahren lassen Rekordforellen aus dieser Region die Fachwelt
aufhorchen.
Ohne Übertreibung können
wir heute wieder von der Werra als dem arten- und fischreichsten Fluß
Südthüringens sprechen. Mittlerweile nimmt die Werra auch in
einem Thüringer Programm zur Wiederansiedlung von Wanderfischen und
dabei vor allem des Lachses, eine zentrale Stellung ein. Die Werra selbst,
aber auch so bekannte Zuflüsse wie Ulster, Felda und Schleuse bieten
heute sowohl von der Wassergüte als auch von der Substratstruktur
einzigartige Voraussetzungen für eine Wiederkehr des berühmten
Großsalmoniden- wenn da nicht die fast 50 Querbauwerke ab der Thüringischen
Grenze bei Vacha mit zum Teil exzessiver Wasserkraftnutzung meist noch
unüberwindliche Sperriegel darstellen würden. So wird sicher
noch viel Wasser die Werra hinunter fließen müssen, bis dieser
Traum in Erfüllung geht.
Doch nun zurück zur Werra
als Angelgewässer.
Bis auf wenige Ausnahmen schlängelt
sich der Fluß in weiten Mäandern zwischen dem Thüringer
Wald und der Rhön durch eine reizvolle Landschaft. Ab Meiningen öffnet
sich das Tal zu einer weiten oft noch naturnahen Aue mit riesigen Überschwemmungsgebieten
bei Hochwasser. Von Breitungen bis Merkers reihen sich 5 Naturschutzgebiete
aneinander, um diese einmaligen Lebensräume in ihrem Bestand zu erhalten.
Obwohl aus fischereilicher Sicht
die Barbenregion in der Werra bereits ab Hildburghausen beginnt, wird
sie von den meisten Pächtern bis kurz vor Meiningen auch heute noch
Salmonidengewässer behandelt. So dominieren in diesem Abschnitt Äschen,
Bach- und Regenforellen den Fischbestand; entsprechend sind auch die Angelmethoden
fast ausschließlich auf die Verwendung künstlicher Köder
beschränkt. Wahre Fliegenfischerparadiese befinden sich zwischen Themar,
Henfstädt, Leutersdorf, Vachdorf und Belrieht. Aufgrund der weitestgehenden
Natürlichkeit und einer außerordentlichen Strukturvielfalt der
Werra findet der Fliegenfischer aber auch im weiteren Verlauf selbst bis
Vacha immer wieder große Abschnitte für eine interessante Fliegenfischerei
voller Überraschungen. Während um Themar oft Massenbestände
kleiner Äschen dominieren nimmt deren Länge und Umfang ab Vachdorf
deutlich zu. Nicht zuletzt sorgen unvorstellbare Mengen an Bachflohkrebsen
und Köcherfliegenlarven im Mittellauf für ein ungebremstes Wachstum
aller Fischarten.
Leider haben in den letzten Jahren
Kormoraneinfälle aber auch drastisch zunehmende Hecht- und Barschbestände
vor allem zwischen Themar und Meiningen die Entwicklung der Äschenbestände
erheblich beeinträchtigt und zu lokalen Ertragseinbrüchen geführt.
Spätestens ab Meiningen kommen
dann Angler jeder Coleur auf Ihre Kosten. Interessant wird hier die feine
Friedfischangelei auf große Plötzen, Hasel und Rotfedern mit
der langen Stippe oder mit Matchrute und Bolognese. Erholt haben sich nach
umfangreichen Besatzmaßnahmen die Aalbestände und selbst von
rekordverdächtigen Welsfängen im Raum Schwallungen wird zunehmend
berichtet. In den zahlreichen, oft langen und tiefen Wehrstauen sind gute
Karpfenbestände keine Seltenheit. Fast überall hat sich der Hecht
in eigenständiger Reproduktion sowohl in beachtlicher Stückzahl
bis hin zu Kapitalen breit gemacht. Unterhalb Bad Salzungen gehören
mittlerweile auch herrliche Flußzander nicht mehr zur Seltenheit.
Zurückgekehrt sind mittlerweile auch durch aufwendige Bestandsstützungen
der Vereine Quappe und Barbe, deren Fang jedoch nach der gültigen
Fassung der Thüringer Fischereiverordnung noch nicht erlaubt ist.
Neben der Werra laden vor allem
den Fliegenfischer immer wieder interessante und zum teil berühmte
Salmoniden- Nebenflüsse zu einem Abstecher ein. Als wichtigste Gewässer
sollen
hier unter anderem Schleuse, Hasel, Herpf, Schmalkalde, Felda, Schwarza,
Hörsel
und Ulster genannt werden.
Doch auch die Liebhaber der stillen
Fischerei finden links und rechts der Werra vor allem im Landkreis Schmalkalden/Meiningen
und im Wartburgkreis zahlreiche offen gelassene Kiesgruben und zum Teil
natürliche Seen wie den Breitunger See oder Burg- und Buchensee in
Bad Salzungen mit hervorragenden Fischbeständen.
Alles in allem bietet die Werraregion
in Südthüringen alles was das Anglerherz begehrt in außerordentlicher
Vielfalt und das auf engstem Raum. Eine große Zahl von Anglervereinen
und einzelne Privatpächter bieten Gastanglern meist problemlos und
zu moderaten Preisen Angelkarten an. Oft sind diese in den ansässigen
Anglergeschäften oder bei den Vereinen selbst erhältlich, was
jedoch mitunter zu einer lästigen und zeitaufwendigen Suchaktion werden
kann.
Da die meisten der Pächtervereine
der Region Mitglied im Verband für Angeln und Naturschutz Thüringen
e.V. sind, bietet dieser selbstverständlich seine Hilfe für eine
schnelle Kontaktaufnahme zu diesen oder weitere Gewässerinfos an.
Der Verband ist unter folgender
Anschrift zu erreichen:
Verband für Angeln und Naturschutz
Thüringen e.V., Lauwetter 25, 98527 Suhl, Tel./Fax (0 36 81) 30 88
76, www.anglertreff-thueringen.de
Allen künftigen Gästen
an der Werra und ihren Nebengewässern wünschen wir eine erholsame
und abwechslungsreiche Fischwaid. Petri Heil! Andreas Kirsch
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